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Bo­nus - Kün­di­gung: An­spruch auf Bo­nus trotz Kün­di­gung und Aus­schei­den im Fol­ge­jahr

Der An­spruch auf ei­nen er­folgs­ab­hän­gi­gen Bo­nus kann nicht per Be­triebs­ver­ein­ba­rung weg­fal­len, wenn der Ar­beit­neh­mer durch Ei­gen­kün­di­gung nach Ab­lauf des Ge­schäfts­jah­res aus­schei­det: Bun­des­ar­beits­ge­richt, Ur­teil vom 12.04.2011, 1 AZR 412/09
Hunderteuroscheine Am Bo­nus kann nach er­brach­ter Ar­beit nicht ge­rüt­telt wer­den

06.09.2011. Va­ria­ble Bo­nus­zah­lun­gen oder Gra­ti­fi­ka­tio­nen wie z.B. ein Weih­nachts­geld wer­den in vie­len ar­beits­recht­li­chen Re­ge­lun­gen da­von ab­hän­gig ge­macht, dass der Ar­beit­neh­mer zu ei­nem be­stimm­ten Stich­tag noch im (un­ge­kün­dig­ten) Ar­beits­ver­hält­nis steht.

So se­hen ei­ni­ge Ta­rif­ver­trä­ge und ta­ri­fähn­li­che Ar­beits­ver­trags­richt­li­ni­en (AVR) vor, dass das Weih­nachts­geld zu­rück­zu­zah­len ist, wenn das Ar­beits­ver­hält­nis am 31. März des Fol­ge­jah­res nicht mehr be­steht.

Sol­che Stich­tags­re­ge­lun­gen sind in Ord­nung bei Gra­ti­fi­ka­tio­nen, mit de­nen nicht (nur) die Ar­beits­leis­tung be­zahlt, son­dern die „Be­triebs­treue“ be­lohnt wer­den soll. Aber geht das auch bei ei­nem rein leis­tungs­ab­hän­gi­gen Bo­nus, der oben­drein in ei­nem ab­ge­lau­fe­nen Ge­schäfts­jahr schon ver­dient ist? Im­mer­hin wür­de das dem Ar­beit­neh­mer die Kün­di­gung er­schwe­ren und da­mit mas­siv in sei­ne Be­rufs­frei­heit (Art.12 Grund­ge­setz - GG) ein­grei­fen. Die­se Fra­ge hat das Bun­des­ar­beits­ge­richt (BAG) vor kur­zem ge­klärt (Ur­teil vom 12.04.2011, 1 AZR 412/09).

Ein Ban­ker hat­te im Ge­schäfts­jahr 2007/2008 ei­nen leis­tungs­ab­hän­gi­gen Bo­nus von 18.304,00 EUR ver­dient. Nach­dem er auf­grund ei­ner Ei­gen­kün­di­gung nach Ab­lauf des Ge­schäfts­jah­res aus­ge­schie­den war, ver­wei­ger­te die Bank den Bo­nus un­ter Hin­weis auf ei­ne Be­triebs­ver­ein­ba­rung. Die­ser zu­fol­ge fiel der Bo­nus rück­wir­kend weg, wenn das Ar­beits­ver­hält­nis nach Ab­lauf des Ge­schäfts­jah­res durch Ei­gen­kün­di­gung be­en­det wür­de. Ar­beits- und Lan­des­ar­beits­ge­richt ent­schie­den pro Bank, das BAG pro Ar­beit­neh­mer.

Fa­zit: Ei­ne Be­triebs­ver­ein­ba­rung kann den An­spruch auf ei­nen schon ver­dien­ten, rein leis­tungs­ab­hän­gi­gen Bo­nus nicht nach­träg­lich ent­fal­len las­sen, wenn der Ar­beit­neh­mer zu ei­nem Zeit­punkt nach dem Be­zugs­zeit­raum bzw. Ge­schäfts­jahr kün­digt. Das folgt aus den Grund­rech­ten des Ar­beit­neh­mers und gilt auch für Ta­rif­ver­trä­ge und ar­beits­ver­trag­li­che all­ge­mei­ne Ge­schäfts­be­din­gun­gen. Ar­beit­neh­mer, de­nen Bo­nus­zah­lun­gen mit sol­chen Stich­tags­re­ge­lun­gen ver­wei­gert wer­den, ist zur Lohn­kla­ge zu ra­ten.

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Letzte Überarbeitung: 5. August 2016

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