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Hes­si­sches LAG, Ur­teil vom 31.07.2006, 7/2 Sa 1544/05

   
Schlagworte: Betriebsrat
   
Gericht: Hessisches Landesarbeitsgericht
Aktenzeichen: 7/2 Sa 1544/05
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 31.07.2006
   
Leitsätze:
Vorinstanzen: Arbeitsgericht Frankfurt
   

Lan­des­ar­beits­ge­richt Hes­sen
Urt. v. 31.07.2006, Az.: 7/2 Sa 1544/05

 

Te­nor:

Die Be­ru­fung des Klägers ge­gen das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Frank­furt am Main vom 14. Ju­ni 2005 – 12 Ca 6755/04 – wird auf Kos­ten des Klägers zurück­ge­wie­sen.

Die Re­vi­si­on wird zu­ge­las­sen.

 

Tat­be­stand:

Die Par­tei­en strei­ten darüber, ob die Be­klag­te dem Kläger Ak­ti­en­op­tio­nen ih­rer ame­ri­ka­ni­schen Mut­ter­ge­sell­schaft ver­schaf­fen oder Er­satz für nicht ver­schaff­te Op­tio­nen leis­ten muss.

Der Kläger war seit dem 01. Ok­to­ber 1999 bei der Be­klag­ten als Sys­tem­be­ra­ter tätig. Dem Ar­beits­verhält­nis liegt der schrift­li­che Ver­trag vom 22. Ju­ni 1999 zu Grun­de, we­gen des­sen In­halt im Ein­zel­nen auf Bl. 64 – 67 d.A. Be­zug ge­nom­men wird.

Mit Wir­kung zum 22. No­vem­ber 2001 wur­de der Kläger zum Mit­glied des Be­triebs­rats im Be­trieb A der Be­klag­ten und so­dann zum Be­triebs­rats­vor­sit­zen­den gewählt. Bis Au­gust 2003 war der Kläger zu­gleich Vor­sit­zen­der des Ge­samt­be­triebs­rats.

Im Hin­blick dar­auf, dass der Kläger als Be­triebs­rats­vor­sit­zen­der von sei­ner be­ruf­li­chen Tätig­keit frei­ge­stellt ist, schlos­sen die Par­tei­en am 06. Ju­ni 2003 ei­ne Gleich­stel­lungs­ver­ein­ba­rung, de­ren ers­ter Ab­schnitt lau­tet:„Für die Dau­er der Mit­glied­schaft von Herrn B (zur Zeit Vor­sit­zen­der des Be­triebs­rats A) in ei­nem Be­triebs­rat bei der C wird als Ver­gleichs­per­son bezüglich sei­ner wirt­schaft­li­chen und be­ruf­li­chen Gleich­stel­lung gemäß § 37 IV und V Be­trVG Herr D (Sys­tem En­gi­neer) be­stimmt.

Im Fal­le ei­ner Er­satz­mit­glied­schaft gilt die­se Ver­ein­ba­rung je­weils für die Dau­er der ak­ti­ven Teil­nah­me von Herrn B an der Be­triebs­rats­ar­beit.“

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We­gen des wei­te­ren In­halts der Ver­ein­ba­rung wird auf Bl. 12f d.A. ver­wie­sen. Mit ei­ner wei­te­ren Ver­ein­ba­rung vom 06. Ju­ni 2005 wur­de in­zwi­schen die Ver­gleichs­per­son durch Herrn E er­setzt.

Die Be­klag­te gehört zum C, des­sen Ober­ge­sell­schaft die F, ist. Die­se Mut­ter­ge­sell­schaft der Be­klag­ten ver­teil­te seit dem Jahr 1999 oh­ne Be­tei­li­gung des Be­triebs­rats Ak­ti­en­op­tio­nen nach ih­rem „Dis­cre­tio­na­ry Stock Op­ti­on Pro­gram (DSOP)“. We­gen der Ein­zel­hei­ten die­ses in eng­li­scher Spra­che ver­fass­ten Pro­gramms wird auf Bl. 13f d.A. Be­zug ge­nom­men. Auf der Ba­sis die­ses Pro­gramms er­hielt der Kläger im De­zem­ber 2000 Op­tio­nen zum Ba­sis­preis von 90,00 $, im April 2001 2000 Op­tio­nen zum Ba­sis­preis von 36,33 $ und im Ok­to­ber 2001 wei­te­re 1000 Op­tio­nen zum Ba­sis­preis von 11,51 $. We­gen der je­wei­li­gen Schrei­ben, mit de­nen der Kläger über das An­ge­bot durch die Mut­ter­ge­sell­schaft in Kennt­nis ge­setzt wur­de, wird auf Bl. 15 – 24 d.A. Be­zug ge­nom­men.

In den fol­gen­den Jah­ren er­hielt der Kläger im Ge­gen­satz zu den Her­ren D und E kei­ne Ak­ti­en­op­tio­nen an­ge­bo­ten.

In­wie­weit die Be­klag­te Ein­fluss auf die Ver­tei­lung der Ak­ti­en­op­tio­nen hat, ist zwi­schen den Par­tei­en strei­tig.

Der Kläger hat die An­sicht geäußert, er wer­de we­gen sei­ner Be­triebs­ratstätig­keit be­nach­tei­ligt. Er müsse ge­nau so vie­le Ak­ti­en­op­tio­nen wie die in der Gleich­stel­lungs­ab­re­de auf­geführ­te Per­son er­hal­ten,

hilfs­wei­se müsse die Be­klag­te ihm den Scha­den er­set­zen, den er durch die Nicht­berück­sich­ti­gung
bei der Ver­ga­be der Ak­ti­en­op­tio­nen er­lei­de.

Der Kläger hat be­an­tragt,

1. die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, dem Kläger für das Jahr 2002 im Durch­schnitt der Jah­re 2000 und 2001 2.500 Op­tio­nen zum Ba­sis­preis von 5,42 $ zu ver­schaf­fen,

2. die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, für das Jahr 2003 dem Kläger 1.500 Op­tio­nen zum Ba­sis­preis von 13,18 $ zu ver­schaf­fen,

3. die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, für das Jahr 2004 dem Kläger 2.250 Op­tio­nen zum Ba­sis­preis von 12,85 $ zu ver­schaf­fen,

hilfs­wei­se, fest­zu­stel­len,

dass die Be­klag­te ver­pflich­tet ist, dem Kläger sämt­li­chen Scha­den zu er­set­zen, der ihm da­durch ent­stan­den ist und ent­steht, dass sie es un­ter­las­sen hat, dem Kläger die in den Anträgen 1) bis 3) ge­nann­ten Op­tio­nen mit den Grund­prei­sen zu ver­schaf­fen,

höchst hilfs­wei­se, fest­zu­stel­len,

dass die Be­klag­te auf Grund der Ver­ein­ba­rung der Par­tei­en vom 06. Ju­ni 2003 ver­pflich­tet ist, bei dem we­gen der Mit­glied­schaft im Be­triebs­rat bzw. der Frei­stel­lung des Klägers an­zu­pas­sen­den Ar­beits­ent­gelt auch die von der Kon­zer­no­ber­ge­sell­schaft den ver­gleich­ba­ren Ar­beit­neh­mern zu­ge­wand­ten Ak­ti­en­op­tio­nen wertmäßig zu berück­sich­ti­gen.

Die Be­klag­te hat be­an­tragt,

die Kla­ge ab­zu­wei­sen.

- 3 -

Die Be­klag­te hat die An­sicht geäußert, mit sei­nen Anträgen zu 1) bis 3) ver­lan­ge der Kläger ei­ne unmögli­che Leis­tung, da sie selbst kei­ne Ak­ti­en­op­tio­nen ver­schaf­fen könne. Hin­sicht­lich der hilfs­wei­se ge­stell­ten Fest­stel­lungs­anträge feh­le es be­reits an dem Fest­stel­lungs­in­ter­es­se. Sch­ließlich sei sie auch aus der Gleich­stel­lungs­ver­ein­ba­rung nicht ver­pflich­tet, da es sich bei den Ak­ti­en­op­tio­nen nicht um Ar­beits­lohn han­de­le.

Das Ar­beits­ge­richt hat die Kla­ge ab­ge­wie­sen.

Ge­gen die­ses Ur­teil vom 14. Ju­ni 2005, we­gen des­sen In­halt im Übri­gen auf Bl. 84 – 92 d.A. Be­zug ge­nom­men wird, rich­tet sich die Be­ru­fung des Klägers.

Der Kläger ist der Auf­fas­sung, durch die vom Ar­beits­ge­richt zi­tier­te Recht­spre­chung sei le­dig­lich die Gel­tend­ma­chung ver­trag­li­cher Ansprüche aus Op­ti­ons­verträgen mit ausländi­schen Ver­trags­part­nern ge­genüber dem inländi­schen Ar­beit­ge­ber aus­ge­schlos­sen. Hier ma­che der Kläger je­doch ei­nen ge­setz­li­chen An­spruch aus § 37 Abs. 4 Be­trVG i.V.m. der Gleich­stel­lungs­ver­ein­ba­rung gel­tend. Schuld­ner die­ser Ansprüche sei al­lein die Be­klag­te als Ar­beit­ge­be­rin. Der Be­klag­ten sei auch die Be­schaf­fung der Ak­ti­en­op­tio­nen kei­nes­wegs unmöglich, sie könne sie er­for­der­li­chen­falls auf dem frei­en Markt be­schaf­fen, um sie dem Kläger in Erfüllung ih­rer Ver­pflich­tung zur Verfügung zu stel­len.

Der Kläger be­haup­tet wei­ter­hin und ver­tieft in­so­fern sei­nen erst­in­stanz­li­chen Vor­trag, dass die Be­klag­te er­heb­li­chen Ein­fluss auf die Gewährung von Ak­ti­en­op­tio­nen ha­be.

Sch­ließlich äußert der Kläger die Auf­fas­sung, dass die Be­klag­te je­den­falls ver­pflich­tet sei, die wirt­schaft­li­chen Nach­tei­le des im Hin­blick auf § 78 Be­trVG rechts­wid­ri­gen Ver­hal­tens der Mut­ter­ge­sell­schaft aus­zu­glei­chen.

Auf die Be­ru­fungs­be­gründung vom 26. Ok­to­ber 2005 (Bl. 110 – 12 d.A.) so­wie die Schriftsätze vom 19. April 2006 (Bl. 143 – 150) und vom 27. Ju­ni 2006 (Bl. 151 – 160 d.A.) wird ergänzend Be­zug ge­nom­men.

Der Kläger be­an­tragt nun­mehr,

das Ur­teil des Ar­beits­ge­richt Frank­furt am Main vom 14. Ju­ni 2005 – 12 Ca 6755/04 – ab­zuändern und

I.)

1. die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, an den Kläger (für das Jahr 2002) 2.500 Ak­ti­en der C, F, G, H un­ter An­rech­nung von 5,42 US$ je Ak­tie (ins­ge­samt 13.500,00 US$) zu lie­fern,

2. die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, an den Kläger (für das Jahr 2003) 1.500 Ak­ti­en der C, F, G, H, un­ter An­rech­nung von 13,18 US$ je Ak­tie (ins­ge­samt 19.770,00 US$) zu lie­fern,

3. die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, an den Kläger (für das Jahr 2004) 2.250 Ak­ti­en der C, F, G, H, un­ter An­rech­nung von 12,85 US$ je Ak­tie (ins­ge­samt 28.912,50 US$) zu lie­fern,

4. die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, an den Kläger (für das Jahr 2005) 3.000 Ak­ti­en C, F, G, H, un­ter An­rech­nung von 14,49 US$ je Ak­tie (ins­ge­samt 43.470,00 US$) zu lie­fern,

II.) hilfs­wei­se zu den Anträgen zu 1 bis 4

- 4 -

1. die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, dem Kläger (für das Jahr 2002) 2.500 Op­tio­nen für Ak­ti­en der C, F, G, H zum Ba­sis­preis von 5,42 $ zu ver­schaf­fen,

2. die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, dem Kläger (für das Jahr 2003) 1.500 Op­tio­nen für Ak­ti­en der C, F, G, H zum Ba­sis­preis von 13,18 $ zu ver­schaf­fen,

3. die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, dem Kläger (für das Jahr 2004) 2.250 Op­tio­nen für Ak­ti­en der C, F, G, H zum Ba­sis­preis von 12,85 $ zu ver­schaf­fen,

4. die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, dem Kläger (für das Jahr 2005) 3.000 Op­tio­nen für Ak­ti­en der C, F, G, H zum Ba­sis­preis von 14,49 $ zu ver­schaf­fen,

III.) hilfs­wei­se zu I.) und II.)

1. fest­zu­stel­len, dass die Be­klag­te ver­pflich­tet ist, dem Kläger sämt­li­chen Scha­den zu er­set­zen, der ihm da­durch ent­stan­den ist und ent­steht, dass sie es un­ter­las­sen hat, dem Kläger die in den Anträgen zu 1) bis 4) ge­nann­ten Op­tio­nen für Ak­ti­en der C, F, G, H, zu den be­tref­fen­den Geschäfts­jah­ren mit den je­wei­li­gen Ba­sis­prei­sen zu ver­schaf­fen,

höchst hilfs­wei­se

2. fest­zu­stel­len, dass sie Be­klag­te ver­pflich­tet ist, bei der An­pas­sung des Ar­beits­ent­gelts des Klägers auch die von der Kon­zer­no­ber­ge­sell­schaft den mit dem Kläger gem. § 37 Abs. 4 Be­trVG ver­gleich­ba­ren Ar­beit­neh­mern gewähr­ten Ak­ti­en­op­tio­nen in glei­cher Höhe zu berück­sich­ti­gen.

Die Be­klag­te be­an­tragt,

die Be­ru­fung zurück­zu­wei­sen.

Die Be­klag­te ver­tei­digt das an­ge­grif­fe­ne Ur­teil un­ter Wie­der­ho­lung und Ver­tie­fung ih­res erst­in­stanz­li­chen Vor­trags. Auf die Be­ru­fungs­be­ant­wor­tung vom 23. De­zem­ber 2005 (Bl. 133 – 142 d.A.) und den Schrift­satz vom 21. Ju­li 2006 (Bl. 162 – 169 d.A.) wird ergänzend Be­zug ge­nom­men.

Ent­schei­dungs­gründe

Die nach dem Wert des Be­schwer­de­ge­gen­stan­des statt­haf­te, form- und frist­ge­recht ein­ge­leg­te und be­gründe­te Be­ru­fung des Klägers ist zulässig. Dies gilt gem. § 533 ZPO auch hin­sicht­lich der Anträge, die der Kläger in der Be­ru­fungs­in­stanz erst­ma­lig ge­stellt hat, denn die Anträge sind sach­dien­lich und be­zie­hen sich auf Tat­sa­chen, die im Rah­men der Be­ru­fung oh­ne­hin ge­prüft wer­den müssen.

Die Be­ru­fung ist je­doch in der Sa­che un­be­gründet. Das Ar­beits­ge­richt hat die Kla­ge zu Recht ab­ge­wie­sen.

Das Be­ru­fungs­ge­richt schließt sich dem an­ge­foch­te­nen Ur­teil im Er­geb­nis und in der Be­gründung an (§ 69 Abs. 2 ArbGG). Der In­halt der Be­ru­fungs­be­gründung gibt An­lass zu fol­gen­den Ergänzun­gen:

We­der aus dem Be­triebs­ver­fas­sungs­ge­setz un­mit­tel­bar noch in Ver­bin­dung mit der
Gleich­stel­lungs­ver­ein­ba­rung folgt ei­ne Pflicht der Be­klag­ten, dem Kläger die be­gehr­ten Ak­ti­en­op­tio­nen – sei es über die Mut­ter­ge­sell­schaft, sei es durch An­kauf im frei­en Han­del – zu ver­schaf­fen.

- 5 -

§ 37 Abs. 4 Be­trVG re­gelt den An­spruch des Be­triebs­rats­mit­glieds auf Gleich­be­hand­lung hin­sicht­lich des Ar­beits­ent­gelts. Die Vor­schrift be­trifft so­mit nur den An­spruch des Klägers ge­genüber der Be­klag­ten, der sich aus dem Ar­beits­verhält­nis der bei­den Par­tei­en er­gibt. Der Ver­trag über die Gewährung von Ak­ti­en­op­tio­nen steht je­doch recht­lich selbstständig ne­ben dem Ver­trag des Ar­beit­neh­mers mit der Toch­ter­ge­sell­schaft und ist nicht Teil des syn­al­lag­ma­ti­schen Verhält­nis­ses von Ar­beits­leis­tung und ge­schul­de­ter Vergütung ( BAG Ur­teil vom 12.02.2003 – 10 AZR 299/02 – BA­GE 104, 324-335). Dar­aus folgt, dass auch un­ter wei­tes­ter Aus­le­gung des Be­griffs des Ar­beits­ent­gelts i.S.v. § 37 Abs. 4 Be­trVG Leis­tun­gen Drit­ter nicht um­fasst sind.

Nichts an­de­res er­gibt sich aus der Gleich­stel­lungs­ver­ein­ba­rung, in der aus­drück­lich auf § 37 Abs. 4 und 5 Be­trVG Be­zug ge­nom­men wur­de. Da­mit ha­ben die Par­tei­en ver­ein­bart, dass die Bezüge des Herrn D, später des Herrn E Maßstab der Zah­lung des Ar­beits­ent­gelts im Sin­ne des § 37 Abs. 4 Be­trVG an den Kläger sind. Dar­aus kann ge­ra­de nicht die Ver­pflich­tung her­aus­ge­le­sen wer­den, dass die Be­klag­te auch in­so­fern ei­ne ei­ge­ne Schuld ge­genüber dem Kläger über­nimmt, als Drit­te der Ver­gleichs­per­son et­was zu­wen­den.

Durch die Gewährung von Ak­ti­en­op­tio­nen außer­halb der ver­trag­lich ge­schul­de­ten Vergütung mit ei­nem kon­zern­ver­bun­de­nen Un­ter­neh­men wer­den auch ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Klägers kei­ne be­triebs­ver­fas­sungs­recht­li­chen Schutz­prin­zi­pi­en um­gan­gen. Das Bun­des­ar­beits­ge­richt hat in sei­nem Ur­teil vom 12. Fe­bru­ar 2003 (a.a.O.) für ei­nen Fall, in dem ein Ar­beit­neh­mer den Be­triebs­er­wer­ber we­gen Ak­ti­en­op­tio­nen in An­spruch nahm, zu Recht fest­ge­stellt, dass sich al­lein aus der Ver­trags­ge­stal­tung nicht auf ei­ne Um­ge­hungs­ab­sicht zwin­gen­der Rechts­nor­men (dort § 613 a BGB ) schließen lässt. Die­ser Rechts­ge­dan­ke lässt sich oh­ne wei­te­res auf den vor­lie­gen­den Fall in­so­fern über­tra­gen, als auch hier kei­nes­falls da­von aus­ge­gan­gen wer­den kann, dass die Ak­ti­onäre der Mut­ter­ge­sell­schaft in den USA die­se Rechts­kon­struk­ti­on wähl­ten, um Gleich­be­hand­lungs­ansprüche deut­scher Be­triebs­rats­mit­glie­der um­ge­hen zu können. Hierfür dürf­te schon die Zahl mögli­cher Fälle zu klein sein, um ernst­haft ei­ne sol­che Ab­sicht in Be­tracht zu zie­hen.

Die ge­nann­te BAG-Ent­schei­dung enthält darüber hin­aus ei­ne wei­te­re Par­al­le­le zum vor­lie­gen­den Fall. So weist das BAG dar­auf hin, „dass bei ei­nem an­de­ren Verständ­nis von § 613 a BGB dem Ar­beit­neh­mer für die Gewährung der Ak­ti­en­op­tio­nen ne­ben sei­nem Ver­trags­part­ner, des­sen Rechts­stel­lung durch § 613 a BGB un­berührt bleibt, zwei neue Schuld­ner, nämlich in den Gren­zen von § 613 a Abs. 2 BGB der Veräußerer und der Er­wer­ber, ver­schafft würden“, wofür es kei­ne ge­setz­li­che Grund­la­ge gibt.

Im vor­lie­gen­den Fall würde dem Kläger eben­falls ein zusätz­li­cher Schuld­ner ne­ben der Mut­ter­ge­sell­schaft als Ver­trag­part­ne­rin des Ak­ti­en­op­ti­ons­plans ver­schafft, nämlich die Be­klag­te. Dafür gibt es nicht nur kei­ne ge­setz­li­che Grund­la­ge, son­dern die­se Kon­se­quenz wi­derspräche dem Bes­ser­stel­lungs­ver­bot des § 78 Be­trVG , da dem Kläger die­se be­son­de­re Rechts­stel­lung al­lein we­gen sei­ner Mit­glied­schaft im Be­triebs­rat zu­fie­le und kein an­de­rer Ar­beit­neh­mer ei­nen sol­chen An­spruch un­mit­tel­bar oder zusätz­lich ge­genüber der deut­schen Ge­sell­schaft als Ar­beit­ge­be­rin gel­tend ma­chen könn­te.

Sch­ließlich be­steht auch kein Scha­dens­er­satz­an­spruch des Klägers ge­genüber der Be­klag­ten, wie er ihn in den Hilfs­anträgen gel­tend macht. Ein sol­cher käme nur dann in Fra­ge, wenn sie selbst ge­genüber dem Kläger ver­trag­lich oder ge­setz­lich ver­pflich­tet wäre, ihn in je­der Hin­sicht – al­so D B. und Herrn E zu be­han­deln und zur Ver­schaf­fung der Ak­ti­en­op­tio­nen in Erfüllung ei­ner sol­chen Ver­pflich­tung nicht in der La­ge war. Wie sich aus den vor­aus­ge­gan­ge­nen Fest­stel­lun­gen er­gibt, be­steht je­doch kei­ne so weit ge­hen­de Ver­pflich­tung der Be­klag­ten.

Auf die Fra­ge, in­wie­weit die Be­klag­te Ein­fluss auf die Ver­tei­lung der Ak­ti­en­op­tio­nen hat­te, kommt es da­her nicht an.

Die Kos­ten­ent­schei­dung be­ruht auf § 97 ZPO

- 6 -

Die Re­vi­si­on war gemäß § 72 Abs. 2 Nr. 1 ArbGG zu­zu­las­sen, da die Fra­ge, wie Be­triebs­rats­mit­glie­der bezüglich Ak­ti­en­op­tio­nen, die nicht vom Ar­beit­ge­ber, son­dern der Mut­ter­ge­sell­schaft gewährt wer­den, zu be­han­deln sind, von grundsätz­li­cher Be­deu­tung ist und ei­ne Ent­schei­dung des Bun­des­ar­beits­ge­richts zu die­ser spe­zi­el­len Fra­ge noch nicht vor­liegt.

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