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LAG Mün­chen, Ur­teil vom 25.03.2008, 7 Sa 1115/07

   
Schlagworte: Elternzeit
   
Gericht: Landesarbeitsgericht München
Aktenzeichen: 7 Sa 1115/07
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 25.03.2008
   
Leitsätze:
Vorinstanzen: Arbeitsgericht München, Urteil vom 04.10.2007, 6 Ca 1279/07
   

7 Sa 1115/07

6 Ca 1279/07 (München)

 

Verkündet am: 25.03.2008

Göppl, RHS
als Ur­kunds­be­am­tin der Geschäfts­stel­le 

 

LAN­DES­AR­BEITS­GERICHT MÜNCHEN

IM NA­MEN DES VOL­KES

UR­TEIL

In dem Rechts­streit

L.

- Kläge­rin und Be­ru­fungs­be­klag­te -

Pro­zess­be­vollmäch­tig­te:

g e g e n

D.

- Be­klag­te und Be­ru­fungskläger -

Pro­zess­be­vollmäch­tig­te:

hat die 7. Kam­mer des Lan­des­ar­beits­ge­richts München auf Grund der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 11.03.2008 durch den Vor­sit­zen­den Rich­ter am Lan­des­ar­beits­ge­richt Dr. Ge­ri­cke so­wie die eh­ren­amt­li­chen Rich­ter Römelt und Am­micht für Recht er­kannt:

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1. Auf die Be­ru­fung der Be­klag­ten wird das En­dur­teil des Ar­beits­ge­richts München vom 04.10.2007 – Az.: 6 Ca 1279/07 – ab­geändert:

Das Versäum­nis­ur­teil vom 23.08.2007 wird mit der Maßga­be auf­recht er­hal­ten, dass die Be­klag­te ver­ur­teilt wird, ih­re Zu­stim­mung zur Über­tra­gung der El­tern­zeit für das Kind K. der Kläge­rin auf den Zeit­raum vom 23.07.2009 bis 20.06.2010 zu erklären.

2. Im Übri­gen wird das Versäum­nis­ur­teil vom 23.08.2007 auf­ge­ho­ben und die Kla­ge ab­ge­wie­sen.

3. Die Be­klag­te trägt die Kos­ten bei­der Rechtszüge.

4. Die Re­vi­si­on wird für bei­de Par­tei­en zu­ge­las­sen.

 

I. T a t b e s t a n d :

Die Be­klag­te und Be­ru­fungskläge­rin (künf­tig: Be­klag­te) wen­det sich mit ih­rer Be­ru­fung ge­gen die ihr vom Ar­beits­ge­richt München mit En­dur­teil vom 04.10.2007 im We­ge der Auf­recht­er­hal­tung des Versäum­nis­ur­teils vom 23.08.2007 auf­er­leg­te Ver­pflich­tung, der Über­tra­gung der El­tern­zeit für das Kind der Kläge­rin und Be­ru­fungs­be­klag­ten (künf­tig: Kläge­rin) K. auf den Zeit­raum vom 23.07.2009 bis 04.07.2010 zu­zu­stim­men.

Die Kläge­rin ist seit dem 01.05.1999 bei der Be­klag­ten als Rei­se­ver­kehrs­kauf­frau zu ei­nem Brut­to­mo­nats­ge­halt von 2.782,36 € beschäftigt. Am 04.07.2004 ist ih­re Toch­ter K. ge­bo­ren wor­den. Die Kläge­rin hat El­tern­zeit für die­ses Kind für den Zeit­raum vom 03.09.2004 bis 03.07.2007 be­an­sprucht.

Am 23.07.2006 ist das zwei­te Kind der Kläge­rin A. zur Welt ge­kom­men. Mit Schrei­ben vom 03.08.2006 (Bl.11 d.A.) hat die Kläge­rin der Be­klag­ten die Ge­burt ih­res Soh­nes mit­ge­teilt und erklärt, sie neh­me die vol­len drei Jah­re El­tern­zeit für ih­ren Sohn in An­spruch und wol­le die ver­blei­ben­de El­tern­zeit für ih­re Toch­ter K. vor­ab

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oder da­nach ein­brin­gen. Mit Schrei­ben vom 16.08.2006 (Bl.12 d.A.) hat die Kläge­rin das ihr von der Be­klag­ten zu­ge­sand­te El­tern­zeit­an­trags­for­mu­lar an die Be­klag­te zurück­ge­schickt und dar­in erklärt, die ver­blei­ben­de El­tern­zeit für ih­re Toch­ter K. an die be­an­trag­te El­tern­zeit für ih­ren Sohn A. „dranhängen“ zu wol­len.

Die Be­klag­te hat der El­tern­zeit für den Sohn A . wie von der Kläge­rin be­an­tragt für den Zeit­raum vom 19.09.2006 bis 22.07.2009 zu­ge­stimmt, die Über­tra­gung der Re­s­t­el­tern­zeit für die Toch­ter K. der Kläge­rin auf den Zeit­raum un­mit­tel­bar im An­schluss an die El­tern­zeit für den Sohn A. je­doch mit Schrei­ben vom 21.09.2006 (Bl.14 d.A.), 10.10.2006 (Bl.16 d.A.) und 25.10.2006 (Bl.18 d.A.) ab­ge­lehnt.

Mit Schrift­satz ih­res Prot­zess­be­vollmäch­tig­ten vom 23.01.2007 hat die Kläge­rin Kla­ge zum Ar­beits­ge­richt München er­ho­ben, um die Zu­stim­mung der Be­klag­ten zur Über­tra­gung der El­tern­zeit wie be­an­tragt zu er­rei­chen. Sie hat vor­ge­tra­gen, ein In­ter­es­se der Be­klag­ten, das der be­an­trag­ten Über­tra­gung im We­ge ste­hen könne, sei nicht er­kenn­bar. Die Be­klag­te sei auf­grund ih­rer Größe und der über­wie­gen­den Beschäfti­gung von Teil­zeit­kräften in der La­ge, auch für den be­an­trag­ten Über­tra­gungs­zeit­raum auf ih­re Ar­beits­leis­tung zu ver­zich­ten. Sie se­he nicht, dass durch die Über­tra­gung der El­tern­zeit die Wie­der­auf­nah­me ih­rer Tätig­keit bei der Be­klag­ten wei­ter er­schwert wer­de. Die Be­klag­te könne auf­grund der lan­gen Zeit­dau­er bis zum Be­ginn der über­tra­ge­nen El­tern­zeit un­schwer Er­satz für sie fin­den und Vor­keh­run­gen für die Ar­beits­ein­tei­lung tref­fen. Auch ha­be die Be­klag­te die Frist zur Ab­leh­nung der vor­zei­ti­gen Be­en­di­gung der El­tern­zeit für die Toch­ter K. ver­fehlt.

Die Kläge­rin hat wei­ter vor­ge­tra­gen, sie ha­be be­ab­sich­tigt, El­tern­zeit für den Sohn A. be­reits ab 09.09.2006 zu be­an­tra­gen, sei je­doch durch das miss­verständ­li­che For­mu­lar der Be­klag­ten ver­an­lasst wor­den, sie erst ab 19.09.2006 zu be­an­tra­gen.

Im Ter­min zur münd­li­chen Ver­hand­lung am 31.08.2007 hat das Ar­beits­ge­richt auf An­trag der Kläge­rin ein Versäum­nis­ur­teil (Bl.53/54 d.A.) ge­gen die nicht er­schie­ne­ne Be­klag­te er­las­sen. Das Versäum­nis­ur­teil ist der Be­klag­ten am 31.08.2007 zu­ge­stellt wor­den.

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Mit Schrift­satz vom 05.09.2007 (Bl.58/60 d.A.), beim Ar­beits­ge­richt München am sel­ben Tag ein­ge­gan­gen, hat die Be­klag­te Ein­spruch ge­gen das Versäum­nis­ur­teil vom 23.08.2007 ein­ge­legt. Sie hat vor­ge­tra­gen, sie ha­be die vor­zei­ti­ge Be­en­di­gung der El­tern­zeit für das Kind der Kläge­rin K. zu Recht ab­ge­lehnt, da die Kläge­rin nicht wie vom Ge­setz­ge­ber be­zweckt die Ge­le­gen­heit zur si­tua­ti­ven Um­pla­nung der fest­ge­leg­ten Be­treu­ung und nicht ei­ne vor­zei­ti­ge Be­en­di­gung ih­rer El­tern­zeit, son­dern – dem dia­me­tral ent­ge­gen­ste­hend – ei­ne vor­zei­ti­ge Verlänge­rung ih­rer El­tern­zeit be­an­tragt ha­be. Des­halb könne sich die Kläge­rin nicht dar­auf be­ru­fen, die Be­klag­te ha­be sich nicht in­ner­halb der Vier-Wo­chen-Frist gemäß § 16 Abs.3 S.2 BEEG geäußert. Für den Fall, dass die Kläge­rin ei­ne Re­s­t­el­tern­zeit be­an­spru­chen könn­te, ha­be die­se le­dig­lich ei­nen Um­fang von 9 Mo­na­ten und 15 Ta­gen (Zeit­raum vom 19.09.2006 bis 03.07.2007). Ei­ner Zu­stim­mung zur Über­tra­gung der El­tern­zeit ste­he ent­ge­gen, dass die Kennt­nis­se und Fähig­kei­ten der Kläge­rin dann noch mehr ab­neh­men würden, so dass die Wie­der­auf­nah­me der Tätig­keit im­mer schwe­rer wer­de. Außer­dem müsse man für den Über­tra­gungs­zeit­raum er­neut ei­ne Ver­tre­tung für die Kläge­rin fin­den und sich wei­ter­hin mit der hier­aus re­sul­tie­ren­den Pla­nungs­un­si­cher­heit ab­fin­den.

Mit En­dur­teil vom 04.10.2007 hat das Ar­beits­ge­richt das Versäum­nis­ur­teil vom 23.08.2007 auf­recht­er­hal­ten. Zur Be­gründung hat das Ge­richt zu­sam­men­ge­fasst aus­geführt, die Kläge­rin ha­be ih­re El­tern­zeit für das Kind K. wirk­sam mit Schrei­ben vom 03.08. und 16.08.2006 un­ter­bro­chen. Die Be­klag­te ha­be ih­re Zu­stim­mung nicht frist­ge­recht gemäß § 16 Abs.3 S.2 BErzGG ver­wei­gert. Über ih­re Zu­stim­mung oder Zu­stim­mungs­ver­wei­ge­rung zur Über­tra­gung der Re­s­t­el­tern­zeit gemäß § 15 Abs.2 S.4 BErzGG könne die Be­klag­te nur un­ter Wah­rung bil­li­gen Er­mes­sens ent­schei­den. Bei er­mes­sens­feh­ler­haf­ter Ver­wei­ge­rung der Zu­stim­mung sei­tens der Be­klag­ten könne das Ar­beits­ge­richt de­ren Zu­stim­mung er­set­zen. Die von der Be­klag­ten vor­ge­tra­ge­nen Gründe recht­fer­tig­ten ei­ne Ab­leh­nung der Über­tra­gung nicht. Bei der Länge der von der Kläge­rin ge­nom­me­nen El­tern­zeit sei nicht er­kenn­bar, aus wel­chem Grund die gewünsch­te Über­tra­gung des Re­s­t­el­tern­zeit­teils bei der Kläge­rin zu ei­ner be­son­de­ren Er­schwe­rung der Wie­der­auf­nah­me ih­rer Ar­beit führen soll­te; ei­ne gründ­li­che Ein­ar­bei­tung dürf­te oh­ne­hin – al­so auch oh­ne die Über­tra­gung - er­for­der­lich

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sein. Der Ge­setz­ge­ber mu­te den Ar­beit­ge­bern zu, ih­re Ar­beit­neh­me­rin­nen zum Zweck der Kin­der­be­treu­ung aus dem Ar­beits­pro­zess her­aus­zu­neh­men. Er be­wer­te – wie die Re­ge­lun­gen zeig­ten – die In­ter­es­sen der Ar­beit­neh­me­rin­nen an ei­ner Über­tra­gung als be­rech­tigt und bil­li­gens­wert. Die Einwände der Be­klag­ten da­ge­gen sei­en nicht schwer­wie­gend ge­nug. Be­son­de­re Gründe, die die Or­ga­ni­sa­ti­on ei­ner Ver­tre­tung für die Kläge­rin mit dreijähri­ger Vor­lauf­zeit als schwie­rig und die Kläge­rin da­her als un­ent­behr­lich er­schei­nen las­sen könn­ten, ha­be die Be­klag­te nicht vor­ge­tra­gen. Die Kläge­rin ha­be die El­tern­zeit für ihr ers­tes Kind spätes­tens mit dem 18.09.2006 be­en­det, so dass der über­tra­ge­ne Teil der El­tern­zeit noch 11 Mo­na­te und 5 Ta­ge be­tra­ge.

Ge­gen die­ses ihr am 12.11.2006 zu­ge­stell­te En­dur­teil wen­det sich die Be­klag­te mit ih­rer am 07.12.2007 beim Lan­des­ar­beits­ge­richt München ein­ge­reich­ten und mit Schrift­satz vom 10.01.2008 be­gründe­ten Be­ru­fung. Zur Be­gründung trägt die Be­klag­te vor, die Kläge­rin ha­be die El­tern­zeit für ihr Kind K. durch ih­re Schrei­ben vom 03.08. und 16.08.2006 be­reits nicht wirk­sam be­en­det. Bei­de Schrei­ben sei­en in­halt­lich zu un­be­stimmt um er­ken­nen zu können, ab wann die El­tern­zeit für A. ge­nom­men und die El­tern­zeit für K. en­den sol­le. Aus dem Zweck des § 16 Abs.4 BErzGG las­se sich ent­neh­men, dass die­se Vor­schrift ei­ne vor­zei­ti­ge Be­en­di­gung der El­tern­zeit bei ei­ner Fall­kon­stel­la­ti­on wie der vor­lie­gen­den nicht ermögli­chen wol­le, so dass die Ab­leh­nung des Wun­sches der Kläge­rin durch die Be­klag­te nicht frist­ge­bun­den ha­be erklärt wer­den müssen. Für ih­ren Über­tra­gungs­an­trag ha­be die Kläge­rin die vor­ge­schrie­be­ne An­trags­frist nicht ein­ge­hal­ten.

Be­en­de ei­ne Ar­beit­neh­me­rin ih­re El­tern­zeit vor­zei­tig, ver­blei­be ihr auch nicht et­wa ein Rest zur Dis­po­si­ti­on. Viel­mehr sei da­mit die El­tern­zeit für die­ses Kind rest­los be­en­det.

Sch­ließlich ha­be die Be­klag­te ih­re Zu­stim­mung auch un­ter Wah­rung bil­li­gen Er­mes­sens zu Recht ver­wei­gert. We­gen des neu­er­li­chen Ver­tre­tungs­be­darfs und der wei­te­ren Verflüch­ti­gung von Kennt­nis­sen und Fer­tig­kei­ten bei der Kläge­rin durch die er-

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neu­te Verlänge­rung der El­tern­zeit ha­be die Be­klag­te ein be­rech­tig­tes In­ter­es­se an der Wie­der­auf­nah­me der Tätig­keit der Kläge­rin.

Sch­ließlich ver­blie­ben ge­ge­be­nen­falls nicht wie das Erst­ge­richt mei­ne 11 Mo­na­te und 5 Ta­ge, son­dern le­dig­lich 9 Mo­na­te und 15 Ta­ge, falls die Kläge­rin die Re­s­t­el­tern­zeit wirk­sam über­tra­gen er­hal­ten müss­te.

Ergänzend zum Vor­trag der Be­klag­ten in der Be­ru­fung wird auf de­ren Schrift­satz vom 10.01.2008 (Bl.116/124 d.A.) Be­zug ge­nom­men.

Die Be­klag­te be­an­tragt,

das erst­in­stanz­li­che Ur­teil ab­zuändern und die Kla­ge ab­zu­wei­sen.

Die Kläge­rin be­an­tragt,

die Be­ru­fung der Be­klag­ten kos­ten­pflich­tig zurück­zu­wei­sen.

Zur Be­gründung trägt die Kläge­rin vor, die Be­klag­te fol­ge­re aus der Ge­set­zes­be­gründung zu § 16 Abs.3 BErzGG ge­nau das Ge­gen­teil des­sen, was der Ge­setz­ge­ber ge­wollt ha­be. Die Be­klag­te wol­le der Kläge­rin le­dig­lich die El­tern­zeit von je drei Jah­ren für je­des Kind ver­wei­gern. Tra­gen­de Gründe stünden ihr je­doch für ei­ne der­ar­ti­ge Ver­wei­ge­rung nicht zur Sei­te. Die An­trags­schrei­ben der Kläge­rin sei­en auch nicht zu un­be­stimmt. Das Be­geh­ren der Kläge­rin, erst die vol­le El­tern­zeit für das zwei­te Kind wahr­neh­men und dann den Rest der El­tern­zeit für das ers­te Kind un­mit­tel­bar im An­schluss ein­brin­gen zu wol­len, kom­me völlig klar zum Aus­druck.

Ergänzend zum Vor­trag der Kläge­rin in der Be­ru­fung wird auf de­ren Schrift­satz vom 14.02.2008 Be­zug ge­nom­men.

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II. E n t s c h e i d u n g s g r ü n d e :

1. Die gemäß §§ 64 Abs. 2 lit. b) ArbGG zulässi­ge, gemäß §§ 65 Abs.6, 66 ArbGG, 519, 520 ZPO form- und frist­ge­recht ein­ge­reich­te und be­gründe­te Be­ru­fung der Be­klag­ten ge­gen das En­dur­teil des Ar­beits­ge­richts München vom 04.10.2007 – Az. 6 Ca 1279/07 – bleibt ganz über­wie­gend er­folg­los. Le­dig­lich hin­sicht­lich der Dau­er der zu über­tra­gen­den El­tern­zeit kommt das Lan­des­ar­beits­ge­richt zu ei­nem von der Ent­schei­dung des Erst­ge­richts ge­ringfügig ab­wei­chen­den un­we­sent­li­chen Verkürzung.

2. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt (LAG) folgt im We­sent­li­chen der gründ­lich und über­zeu­gend be­gründe­ten Ent­schei­dung des Ar­beits­ge­richts München.

3. Aus §§ 15 Abs. 2 S.1 – 4 und 16 Abs.3 S. 1 und 2 des bei Ent­ste­hen des Streits zwi­schen den Par­tei­en gel­ten­den BErzGG (die Vor­schrif­ten des ab 01.01.2007 gel­ten­den BEEG sind wort­gleich) er­gibt sich zur Über­zeu­gung des Ge­richts ein Rechts­an­spruch der Kläge­rin auf die Zu­stim­mung der Be­klag­ten so­wohl zur vor­zei­ti­gen Be­en­di­gung der El­tern­zeit für ihr ers­tes Kind K. als auch zur Über­tra­gung der Re­s­t­el­tern­zeit für das Kind K. auf den Zeit­raum un­mit­tel­bar nach En­de der von der Be­klag­ten ge­neh­mig­ten El­tern­zeit für den Sohn der Kläge­rin A.. Die Zu­stim­mung der Be­klag­ten zur vor­zei­ti­gen Be­en­di­gung der El­tern­zeit für das Kind K. gilt zu­dem be­reits als er­teilt, weil die Be­klag­te sie nicht in­ner­halb der Frist des § 16 Abs.3 S.2 BErzGG ver­wei­gert hat. Die Ar­gu­men­te der Be­ru­fung vermögen die je­wei­li­ge Zu­stim­mungs­ver­wei­ge­rung nicht zu recht­fer­ti­gen.

4. Das Ge­richt folgt der Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts (BAG), nach der der Ar­beit­ge­ber ein ein­sei­ti­ges Leis­tungs­be­stim­mungs­recht oder wie hier ei­ne Ent­schei­dung über sei­ne Zu­stim­mung zur Über­tra­gung von Re­s­t­el­tern­zeit­tei­len gemäß

5. § 15 Abs.2 S.4 BErzGG nicht frei, son­dern nur un­ter An­wen­dung bil­li­gen Er­mes­sens ausüben darf, und bei ei­ner un­bil­li­gen Ver­wei­ge­rung der Zu­stim­mung

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durch den Ar­beit­ge­ber die Ar­beit­neh­me­rin oder der Ar­beit­neh­mer die Zu­stim­mung des Ar­beit­ge­bers beim Ar­beits­ge­richt ein­kla­gen kann, § 315 BGB (vgl. da­zu et­wa BAG 08.02.1978 – 5 AZR 756/76 – AP Nr. 94 zu § 611 BGB Gra­ti­fi­ka­ti­on; BAG 14.09.1983 – 5 AZR 158/82 – AP Nr. 117 zu § 611 BGB Gra­ti­fi­ka­ti­on; BAG 10.05.1995 – 10 AZR 794/94 – ZTR 1995, 517; Er­fur­ter Kom­men­tar zum Ar­beits­recht, 8. Auf­la­ge München 2008 170 BEEG § 15 (Dörner) Rn. 7).

6. Die Kläge­rin hat be­reits mit ih­ren Schrei­ben vom 03.08.2006 – und das Ge­richt geht zu Guns­ten der Be­klag­ten da­von aus, dass die­ses Schrei­ben sie erst am 05.08.2006 er­reicht hat - ge­genüber der Be­klag­ten schrift­lich im Sin­ne der §§ 16 Abs.1 BErzGG, 126 Abs.1 BGB und un­miss­verständ­lich klar­ge­stellt, sie wol­le für je­des Kind die vol­le El­tern­zeit neh­men, in­dem sie die vol­le El­tern­zeit für ih­ren Sohn A. neh­me und die ver­blei­ben­de El­tern­zeit für ih­re Toch­ter K. vor­ab oder da­nach in An­spruch neh­me. Aus dem Schrei­ben wird deut­lich, dass die Kläge­rin aus der Über­schnei­dung der bei­den El­tern­zei­ten kei­ne Verkürzung der Ge­samt­el­tern­zeit für bei­de Kin­der hin­neh­men will, son­dern die bei­den El­tern­zei­ten vollständig aus­nut­zen möch­te.

7. Mit Schrei­ben vom 16.08.2006 hat sie dann klar­ge­stellt, sie wol­le die Re­s­t­el­tern­zeit für ih­re Toch­ter K. an die für ih­ren Sohn A. be­an­trag­te El­tern­zeit „dranhängen“. Die Erklärung der Kläge­rin vom 03.08.2006 ist nach Auf­fas­sung des Ge­richts hin­rei­chend deut­lich als auf die vor­zei­ti­ge Be­en­di­gung der El­tern­zeit für das Kind K. ge­rich­te­te Wil­lens­erklärung zu ver­ste­hen, da sie dar­in zunächst deut­lich macht, die vol­len drei Jah­re El­tern­zeit für ih­ren Sohn A. in An­spruch neh­men zu wol­len.

8. Die For­mu­lie­rungs­un­si­cher­heit der Kläge­rin, die ver­blei­ben­de El­tern­zeit für ih­re Toch­ter K. vor­ab oder da­nach in An­spruch neh­men zu wol­len, scha­det nicht im Sin­ne ei­ner zur Un­verständ­lich­keit ih­res Be­geh­rens führen­den Zwei­deu­tig­keit. Viel­mehr muss­te die Be­klag­te er­ken­nen, dass der Wunsch der Kläge­rin nur durch ei­ne Über­tra­gung der vor­zei­tig be­en­de­ten El­tern­zeit für das Kind K. auf den Zeit­raum nach Be­en­di­gung der voll in An­spruch ge­nom­me­nen El­tern­zeit für

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den Sohn A. zu ver­wirk­li­chen und ihr An­trag so­mit in die­ser Wei­se zu ver­ste­hen ist.

9. Die vor­zei­ti­ge Be­en­di­gung der El­tern­zeit für das Kind K. ist mit Zu­gang des Schrei­bens vom 03.08.2006 am 05.08.2006 bei der Be­klag­ten wirk­sam ge­wor­den, denn die Be­klag­te hat ih­re Zu­stim­mung da­zu nicht recht­zei­tig in­ner­halb von vier Wo­chen im Sin­ne von § 16 Abs.3 S.2 BErzGG schrift­lich ab­ge­lehnt, son­dern erst mit Schrei­ben vom 21.09.2006, al­so erst ein­ein­halb Mo­na­te nach dem – un­strei­ti­gen – Zu­gang des Schrei­bens vom 03.08.2006 bei der Be­klag­ten. Die Be­klag­te hätte ih­re Zu­stim­mung ent­ge­gen ih­rer Ar­gu­men­ta­ti­on in der Be­ru­fung in­ner­halb von vier Wo­chen nach Zu­gang des Schrei­bens der Kläge­rin vom 03.08.2006 ver­wei­gern müssen, weil das Schrei­ben – wie oben ge­zeigt – be­stimmt ge­nug ist und die vor­zei­ti­ge Be­en­di­gung der El­tern­zeit we­gen Ge­burt ei­nes wei­te­ren Kin­des aus­drück­lich in § 16 Abs.3 S.2 BErzGG als ein Sach­ver­halt ge­re­gelt ist, der nur ei­ne be­fris­te­te Zu­stim­mungs­ver­wei­ge­rung des Ar­beit­ge­bers und dies nur aus drin­gen­den be­trieb­li­chen Gründen zulässt.

10. Aus § 16 Abs.3 S.2 BErzGG lässt sich nach Auf­fas­sung des Ge­richts nicht ent­neh­men, dass ei­ne vor­zei­ti­ge Be­en­di­gung der El­tern­zeit für das ers­te Kind we­gen der Ge­burt ei­nes wei­te­ren Kin­des zu dem Zweck, die Re­s­t­el­tern­zeit auf­zu­spa­ren und an die El­tern­zeit für das zwei­te Kind an­zu­knüpfen, kein Sach­ver­halt im Sin­ne von § 16 Abs.3 S.2 BErzGG sein soll. Die von der Be­klag­ten zi­tier­te Ge­set­zes­be­gründung (BT-Druck 14/3118, S.22) bestärkt das Ge­richt im Ge­gen­satz zur Mei­nung der Be­klag­ten in die­ser Ge­wiss­heit. Dort heißt es nämlich: „Die Ge­burt ei­nes wei­te­ren Kin­des während des Er­zie­hungs­ur­laubs führt häufig da­zu, dass die El­tern ih­ren ge­mein­sa­men oder ab­wech­seln­den Er­zie­hungs­ur­laub neu pla­nen müssen. Der Ge­setz­ge­ber muss hier ei­nen In­ter­es­sen­aus­gleich re­geln. Das ge­schieht durch den in § 16 Abs.3 (nach Satz 1) ein­gefügten Satz mit zwei Tat­beständen (vgl. wei­ter die Zi­tie­rung die­ses Tex­tes im Schrift­satz der Be­klag­ten vom 10.01.2008 = Bl.212 d.A.).“

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11. Zur Neu­pla­nung des Er­zie­hungs­ur­laubs im Sin­ne die­ser Vor­stel­lun­gen des Ge­setz­ge­bers gehört auch die dar­auf ge­rich­te­te, kei­nen Teil der El­tern­zeit ver­lie­ren, son­dern ihn sich durch vor­zei­ti­ge Be­en­di­gung und Über­tra­gung der Re­s­t­el­tern­zeit für das ers­te Kind auf den Zeit­raum un­mit­tel­bar nach Be­en­di­gung der El­tern­zeit für das zwei­te Kind, oder Aus­nut­zung der El­tern­zeit für das ers­te Kind, Ein­brin­gung der El­tern­zeit für das zwei­te Kind und Über­tra­gung der Re­s­t­el­tern­zeit für das zwei­te Kind un­mit­tel­bar im An­schluss an die Voll­endung des drit­ten Le­bens­jah­res des zwei­ten Kin­des si­chern zu wol­len.

12. Die­ses Ge­set­zes­verständ­nis ent­spricht nach Auf­fas­sung des Ge­richts auch dem Re­ge­lungs­ziel der Vor­schrif­ten des § 15 Abs.2 S.1, 2 – 4 BErzGG. Der Ge­setz­ge­ber hat in § 15 Abs.2 S.1 und 3 BErzGG fest­ge­hal­ten, dass bei meh­re­ren Kin­dern der An­spruch auf El­tern­zeit für je­des Kind bis zur Voll­endung des drit­ten Le­bens­jah­res ei­nes je­den Kin­des be­steht, dies auch dann, wenn sich die El­tern­zei­ten über­schnei­den. Die Vor­schrift „auch wenn sich die Zeiträume im Sin­ne von Satz 1 über­schnei­den“ muss ei­nen Sinn ha­ben, sonst wäre die­ser Halb­satz überflüssig. Wenn nämlich den El­tern ein An­spruch auf El­tern­zeit für je­des Kind bis zur je­wei­li­gen Voll­endung des drit­ten Le­bens­jah­res zu­steht, wird die­ser An­spruch auch bei Über­schnei­dun­gen erfüllt, dies aber eben in der Wei­se, dass die El­tern­zei­ten et­wa bei zwei Kin­dern wie hier bei der Kläge­rin durch die Über­schnei­dung ins­ge­samt nicht bis zu 6 Jah­re be­tra­gen, son­dern sich um die Zeiträume der Über­schnei­dung verkürzen. Sinn­voll ist der ge­nann­te Halb­satz in § 15 Abs.2 S.3 BErzGG dann, wenn er den Wil­len des Ge­setz­ge­bers aus­drücken soll, dass den El­tern ein El­tern­zeit­an­spruch von bis zu drei Jah­ren für je­des Kind zu­steht, der sich durch Über­schnei­dun­gen nicht verkürzt, son­dern durch ei­nen Über­tra­gungs­an­trag der El­tern­zeit­be­rech­tig­ten gemäß § 15 Abs.2 S.4 BErzGG auf den Zeit­raum nach Voll­endung des drit­ten Le­bens­jah­res des letz­ten Kin­des bis zur Voll­endung des ach­ten Le­bens­jah­res des letz­ten Kin­des oder - wie im hier zu ent­schei­den­den Fall – we­gen vor­zei­ti­ger Be­en­di­gung und Über­tra­gung der El­tern­zeit für das ers­te Kind – bis zur Voll­endung des ach­ten Le­bens­jah­res des Kin­des, des­sen El­tern­zeit vor­zei­tig ab­ge­bro­chen wor­den ist, er­hal­ten bleibt.

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13. Die­sem Verständ­nis der Vor­schrift steht auch nicht die For­mu­lie­rung in § 15 Abs.2 S.1 BErzGG ent­ge­gen, El­tern­zeit ste­he den El­tern bis zur Voll­endung des drit­ten Le­bens­jah­res des je­wei­li­gen Kin­des zu. Mit die­ser For­mu­lie­rung will der Ge­setz­ge­ber nach An­sicht des Ge­richts le­dig­lich klar­stel­len, dass die El­tern nicht bei­de je drei Jah­re El­tern­zeit – ge­ge­be­nen­falls auch nach­ein­an­der - in An­spruch neh­men können, son­dern die El­tern­zeit ins­ge­samt drei Jah­re für je­des Kind beträgt, in­ner­halb de­rer die El­tern sie ge­mein­sam neh­men oder sich ab­wech­seln können, wie auch § 15 Abs.3 BErzGG aus­drück­lich re­gelt.

14. Will der Ge­setz­ge­ber aber die drei Jah­re El­tern­zeit pro Kind den El­tern auch bei Über­schnei­dung der El­tern­zei­ten er­hal­ten, muss der Ar­beit­ge­ber bei der Ent­schei­dung über sei­ne Zu­stim­mung zu ei­ner Über­tra­gung – und nur durch ei­ne Über­tra­gung nach § 15 Abs.2 S.4 BErzGG, die der Ge­setz­ge­ber aus­drück­lich auch für Fälle der Über­schnei­dung vor­sieht, kann der über­schnit­te­ne Teil ei­ner El­tern­zeit „ge­ret­tet“ wer­den – im Rah­men sei­ner Er­mes­sens­ausübung gemäß § 315 BGB den In­ter­es­sen der El­tern an der vol­len Nut­zung der El­tern­zeit für je­des Kind ein ho­hes Ge­wicht zu­mes­sen, dies ins­be­son­de­re dann, wenn sich die El­tern­zeit­be­rech­tig­ten wie hier be­reits bei der An­trag­stel­lung auf den Zeit­raum fest­le­gen, auf den die El­tern­zeit über­tra­gen wer­den soll. Denn da­mit ist für Pla­nungs­si­cher­heit des Ar­beit­ge­bers ge­sorgt.

15. Den In­ter­es­sen des Ar­beit­ge­bers ist der Ge­setz­ge­ber be­reits da­durch ent­ge­gen­ge­kom­men, dass er ei­ne Über­tra­gung nur ei­nes An­teils der El­tern­zeit von bis zu 12 Mo­na­ten – wohl pro Kind – er­laubt, ob­wohl ein zwei­tes Kind be­reits in­ner­halb des ers­ten Jah­res der El­tern­zeit für das ers­te Kind zur Welt kom­men kann.

16. Deut­lich wird die Er­for­der­lich­keit stren­ger An­for­de­run­gen an die Zu­stim­mungs­ver­wei­ge­rungs­gründe des Ar­beit­ge­bers zur be­an­trag­ten Über­tra­gung von El­tern­zeit­tei­len bei Über­schnei­dung von El­tern­zei­ten, wenn man sich das Bei­spiel von El­tern vor Au­gen führt, die ihr zwei­tes und wei­te­re Kin­der je­weils in der

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Wei­se pla­nen, dass de­ren Ge­burt je­weils in den letz­ten Ta­gen der El­tern­zeit für das vor­aus­ge­gan­ge­ne Kind statt­fin­det. In ei­nem sol­chen Fall schließt sich auf Wunsch der El­tern­zeit­be­rech­tig­ten die vol­le El­tern­zeit je­weils an die vor­aus­ge­gan­ge­ne an, oh­ne dass ei­ne Zu­stim­mung des Ar­beit­ge­bers er­for­der­lich wäre, § 15 Abs.2 S.1 BErzGG.

17. Um Wer­tungs­wi­dersprüche zwi­schen dem aus § 15 Abs.2 S.1 BErzGG er­kenn­ba­ren Wil­len des Ge­setz­ge­bers und der Zu­stim­mungs­bedürf­tig­keit der Über­tra­gung von El­tern­zeit­tei­len als ein­zig mögli­chem Weg zur Er­hal­tung des je­wei­li­gen El­tern­zeit­kon­tin­gents pro Kind zu ver­mei­den, ist dem Ge­set­zes­zweck bei te­leo­lo­gi­scher Aus­le­gung ein ein­deu­ti­ger Vor­rang der El­tern­in­ter­es­sen vor de­nen des Ar­beit­ge­bers je­den­falls für den Fall zu ent­neh­men, dass die Be­rech­tig­ten bei Be­an­tra­gung der Über­tra­gung sich be­reits dar­auf fest­le­gen, die Re­s­t­el­tern­zeit un­mit­tel­bar im An­schluss an das En­de der El­tern­zeit - hier für das zwei­te Kind – zu be­an­spru­chen. Möglich wäre natürlich auch, die El­tern­zeit für das ers­te Kind vollständig in An­spruch zu neh­men, die für das zwei­te Kind erst da­nach be­gin­nen zu las­sen und sich den sich da­durch er­ge­ben­den Rest über­tra­gen zu las­sen.

18. Doch selbst wenn man die­sen Über­le­gun­gen nicht folgt, sind die von der Be­klag­ten vor­ge­tra­ge­nen Gründe für ih­re Zu­stim­mungs­ver­wei­ge­rung nicht tragfähig, wie das Erst­ge­richt zu­tref­fend er­kannt hat. Das zusätz­li­che Ab­neh­men der be­rufs­prak­ti­schen Kennt­nis­se der Kläge­rin durch die Über­tra­gung der Re­s­t­el­tern­zeit für wei­te­re elf Mo­na­te ist in An­be­tracht der bis da­hin ver­brach­ten El­tern­zeit von et­wa fünf Jah­ren von ge­rin­gem Ge­wicht. Ei­ne Ein­ar­bei­tung der Kläge­rin nach sechs Jah­ren El­tern­zeit wird kei­ne zusätz­li­chen Aufwände ge­genüber ei­ner Ein­ar­bei­tung nach fünf Jah­ren El­tern­zeit er­for­der­lich wer­den las­sen. Je­den­falls hat die Be­klag­te nichts da­zu vor­ge­tra­gen, war­um ge­ra­de ei­ne wei­te­re Verlänge­rung um 11 Mo­na­te be­son­de­re zusätz­li­che Pro­ble­me bei der Ein­ar­bei­tung auf­wer­fen soll­te.

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19. Der Auf­wand der Be­klag­ten für ei­ne Ver­tre­tung der Kläge­rin wird für wei­te­re elf Mo­na­te ent­ste­hen. Dies lässt sich je­doch we­gen der sehr frühzei­ti­gen, nämlich knapp drei Jah­re vor ih­rer Be­an­spru­chung lie­gen­den An­trag­stel­lung der Kläge­rin und ih­rer Fest­le­gung auf den Zeit­raum un­mit­tel­bar nach En­de der El­tern­zeit für den Sohn A. un­schwer dis­po­nie­ren. Die Be­klag­te hat nicht vor­ge­tra­gen, dass der Ar­beits­platz der Kläge­rin schwer, und ins­be­son­de­re auch nicht, dass er bei ei­ner Verlänge­rung der El­tern­zeit um wei­te­re 11 Mo­na­te noch schwe­rer mit ei­ner Stell­ver­tre­tung zu be­set­zen ist.

20. Sch­ließlich ist das von der Be­klag­ten vor­ge­tra­ge­ne Ar­gu­ment der er­neu­ten Pla­nungs­un­si­cher­heit ge­ra­de we­gen der Vor­ab­fest­le­gung der Kläge­rin nicht stich­hal­tig. Der Be­klag­ten wäre al­ler­dings zu­zu­stim­men, dass ei­ne Pla­nungs­un­si­cher­heit für sie hätte ent­ste­hen können, wenn die Kläge­rin die Über­tra­gung der El­tern­zeit gewünscht hätte, oh­ne sich auf ei­nen Ein­brin­gungs­zeit­raum zwi­schen dem drit­ten und der Voll­endung des ach­ten Le­bens­jah­res ih­res Kin­des fest­zu­le­gen.

21. Die Dau­er des zu über­tra­gen­den Re­s­t­el­tern­zeit­teils des Kin­des Ka­tha­ri­na er­rech­net sich aus dem Zeit­raum vom 05.08.2006 bis 03.07.2007. In­so­weit war das En­dur­teil des Ar­beits­ge­richts München ab­zuändern.

22. Als in der Be­ru­fung un­ter­le­ge­ne Par­tei hat die Be­klag­te die Kos­ten der Be­ru­fung zu tra­gen. Der Un­ter­lie­gens­an­teil der Kläge­rin ist der­ar­tig ge­ring, dass er bei der Kos­ten­ent­schei­dung un­berück­sich­tigt blei­ben kann.

23. Das Ge­richt hat für bei­de Par­tei­en die Re­vi­si­on zu­ge­las­sen. Ins­be­son­de­re für die Be­klag­te ist die Ent­schei­dung für das LAG nach­voll­zieh­bar von grundsätz­li­cher Be­deu­tung, da sie ein er­heb­li­ches In­ter­es­se an Rechts­si­cher­heit in der

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Fra­ge der Über­schnei­dung und Über­trag­bar­keit von El­tern­zei­ten für ih­ren Kon­zern be­sitzt

 

Rechts­mit­tel­be­leh­rung:

Ge­gen die­ses Ur­teil können bei­de Par­tei­en Re­vi­si­on ein­le­gen.

Die Re­vi­si­on muss in­ner­halb ei­ner Frist von ei­nem Mo­nat ein­ge­legt und in­ner­halb ei­ner Frist von zwei Mo­na­ten be­gründet wer­den.
Bei­de Fris­ten be­gin­nen mit der Zu­stel­lung des in vollständi­ger Form ab­ge­fass­ten Ur­teils, spätes­tens aber mit Ab­lauf von fünf Mo­na­ten nach der Verkündung des Ur­teils.

Die Re­vi­si­on muss beim

Bun­des­ar­beits­ge­richt

Hu­go-Preuß-Platz 1

99084 Er­furt

 

Post­an­schrift

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Bun­des­ar­beits­ge­richt

99113 Er­furt

 

Fax-Num­mer:

(03 61) 26 36 - 20 00

ein­ge­legt und be­gründet wer­den.

Die Re­vi­si­ons­schrift und Re­vi­si­ons­be­gründung müssen von ei­nem Rechts­an­walt un­ter­zeich­net sein.

 

Dr. Ge­ri­cke 

Römelt 

Am­micht

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