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LAG Hamm, Ur­teil vom 11.10.2019, 1 Sa 503/19

   
Schlagworte: Fortbildung, Rückzahlungsklausel, Eigenkündigung
   
Gericht: Landesarbeitsgericht Hamm
Aktenzeichen: 1 Sa 503/19
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 11.10.2019
   
Leitsätze: Die „auf Wunsch des Mitarbeiters“ zurückgehende Beendigung des Arbeitsverhältnisses meint die unterschiedslose Beendigung des Arbeitsverhältnisses durch Eigenkündigung des Arbeitnehmers. Knüpft daran eine Klausel zur Rückzahlung von Fortbildungskosten an, differenziert diese nicht ausreichend und ist unangemessen benachteiligend i.S.d. § 307 Abs. 1 BGB.
Vorinstanzen: Arbeitsgericht Herne, 27.03.2019, 1 Ca 2177/18
   

Lan­des­ar­beits­ge­richt Hamm, 1 Sa 503/19


Te­nor:

Die Be­ru­fung der Kläge­rin ge­gen das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Her­ne vom 27.03.2019 – 1 Ca 2177/18 – wird auf Kos­ten der Kläge­rin zurück­ge­wie­sen.

Die Re­vi­si­on wird nicht zu­ge­las­sen.

 

Tat­be­stand

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Die kla­gen­de Ar­beit­ge­be­rin for­dert vom be­klag­ten Ar­beit­neh­mer Rück­zah­lung von Fort- und Aus­bil­dungs­kos­ten.

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Auf der Ba­sis ei­nes schrift­li­chen Ar­beits­ver­tra­ges vom 13.01.2015 beschäftig­te die Kläge­rin den Be­klag­ten seit dem 15.01.2015 als Ge­sund­heits- und Krank­heits­pfle­ger. Am 22.06.2016 schlos­sen die Par­tei­en ei­nen „Fort­bil­dungs­ver­trag mit Rück­zah­lungs­klau­sel“ (im Fol­gen­den: Fort­bil­dungs­ver­trag), auf des­sen Ba­sis der Be­klag­te vom 01.11.2016 bis zum 31.10.2018 ei­ne Fach­wei­ter­bil­dung In­ten­siv­pfle­ge/Anästhe­sie mit in­te­grier­ter Aus­bil­dung zum Pra­xis­an­lei­ter (DKG) ab­sol­vier­te, die er be­reits En­de Sep­tem­ber 2018 er­folg­reich ab­schloss. Während des Lehr­gangs wur­de der Be­klag­te in ei­nem Um­fang von 670 St­un­den un­ter Fort­zah­lung der Vergütung frei­ge­stellt, um an der Fort­bil­dung teil­neh­men zu können. Die dafür an­fal­len­den Vergütungs­kos­ten be­zif­fer­te die Kläge­rin mit 15.235,48 €. Die Kos­ten des Lehr­gangs wa­ren in der Fort­bil­dungs­ver­ein­ba­rung mit 5.300,00 € an­ge­ge­ben. Der Be­klag­te kündig­te das Ar­beits­verhält­nis am 12.07.2018

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or­dent­lich und frist­ge­recht zum 30.09.2018.
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Der Fort­bil­dungs­ver­trag re­gelt in § 2 Fol­gen­des: 4
„§2 Rück­zah­lungs­pflicht 5

(1) Der Mit­ar­bei­ter ver­pflich­tet sich, die der Ev.Kran­ken­haus­ge­meinsch. IgGmbH ent­stan­de­nen Aus­wen­dun­gen für die Wei­ter­bil­dung, ein­sch­ließlich der für die Zeit der Frei­stel­lung ge­zahl­te Vergütung, zurück­zu­zah­len, wenn das Ar­beits­verhält­nis in­ner­halb von 24 Mo­na­ten nach Be­en­di­gung der Fort­bil­dung auf Wunsch dem Mit­ar­bei­ter (sic!) be­en­det wird oder das Ar­beits­verhält­nis frist­los aus wich­ti­gem Grund, den der Mit­ar­bei­ter zu ver­tre­ten hat oder or­dent­lich aus per­so­nen- oder ver­hal­tens­be­ding­ten Gründen gekündigt wird. Eben­falls liegt ei­ne Rück­zah­lungs­ver­pflich­tung für den glei­chen Zeit­raum vor, wenn das Ar­beits­verhält­nis durch des­sen ver­trags­wid­ri­ges Ver­hal­ten ver­an­lasst im ge­gen­sei­ti­gen Ein­ver­neh­men be­en­det wird.“

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Mit Schrei­ben vom 17.07.2018 for­der­te die Kläge­rin den Be­klag­ten auf, die von ihr ver­aus­lag­ten Fort­bil­dungs­kos­ten in Höhe von 17.112,90 € bis zum 30.09.2018 zurück­zu­zah­len. Die Kläge­rin ver­rech­ne­te in der Fol­ge ei­nen Teil­be­trag mit Ge­gen­ansprüchen und mach­te zu­letzt ei­nen noch of­fe­nen Be­trag in Höhe von 13.628,15 € gel­tend.

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Die Kläge­rin hat die Auf­fas­sung ver­tre­ten, § 2 Abs. 1 des Fort­bil­dungs­ver­tra­ges sei da­hin­ge­hend zu ver­ste­hen, dass le­dig­lich die grund­lo­se Kündi­gung aus frei­en Stücken zu ei­ner Rück­zah­lung der Fort­bil­dungs­kos­ten ver­pflich­te. Dies er­ge­be sich be­reits dar­aus, dass die Be­grif­fe „Wunsch des Mit­ar­bei­ters“ in der Fort­bil­dungs­ver­ein­ba­rung ein­heit­lich aus­zu­le­gen sei­en. So hal­te § 1 Abs. 2 Satz 1 des Fort­bil­dungs­ver­tra­ges fest, dass die Teil­nah­me an der Fort­bil­dungs­ver­an­stal­tung auf Wunsch des Be­klag­ten er­fol­ge. Die in § 2 Abs. 1 des Fort­bil­dungs­ver­tra­ges ver­ein­bar­te For­mu­lie­rung sei glei­cher­maßen zu ver­ste­hen. Ge­wollt hätten die Par­tei­en, dass nur ei­ne oh­ne Ein­fluss­nah­men der Kläge­rin aus­gelöste Ei­genkündi­gung des Be­klag­ten zur Rück­zah­lung ver­pflich­te. Dies er­ge­be sich auch aus ei­nem Ver­gleich der ein­zel­nen Rück­zah­lungs­al­ter­na­ti­ven, die § 2 Abs. 1 des Fort­bil­dungs­ver­tra­ges ent­hal­te. Der Be­klag­te wäre dem­gemäß nicht zur Rück­zah­lung ver­pflich­tet ge­we­sen, so­fern die Gründe für die Auflösung des Ar­beits­verhält­nis­ses aus ih­rer Sphäre ge­stammt hätten. § 2 Abs. 1 des Fort­bil­dungs­ver­tra­ges sei vor die­sem Hin­ter­grund nicht un­an­ge­mes­sen be­nach­tei­li­gend i. S. d. § 307 Abs. 1 BGB.

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Die Kläge­rin hat be­an­tragt, 9

den Be­klag­ten zu ver­ur­tei­len, an sie 13.628,15 € zuzüglich Zin­sen in Höhe 5 Pro­zent­punk­ten über dem je­wei­li­gen Ba­sis­zins­satz seit dem 01.10.2018 zu zah­len.

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Der Be­klag­te hat be­an­tragt, 11
die Kla­ge ab­zu­wei­sen. 12

Der Be­klag­te hat be­haup­tet, er ha­be das Ar­beits­verhält­nis gekündigt, weil er nach C um­ge­zo­gen sei, um dort ei­nen na­hen Fa­mi­li­en­an­gehöri­gen bes­ser pfle­gen zu können. Er hat die Auf­fas­sung ver­tre­ten, § 2 des Fort­bil­dungs­ver­tra­ges be­nach­tei­li­ge ihn un­an­ge­mes­sen. Die Rück­zah­lungs­klau­sel dif­fe­ren­zie­re nicht aus­rei­chend nach dem Grund für die Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses. Die Klau­sel sei auch nicht teil­bar. Auch im We­ge ei­nes so­ge­nann­ten Blue-Pen­cil-Tests könne die Wirk­sam­keit der Klau­sel nicht her­ge­stellt wer­den.

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Mit Ur­teil vom 27.03.2019 hat das Ar­beits­ge­richt die Kla­ge ab­ge­wie­sen. § 2 Abs. 1 des Fort­bil­dungs­ver­tra­ges sei ei­ner AGB-Kon­trol­le nach den §§ 305 ff. BGB zu un­ter­zie­hen.

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Die Klau­sel be­nach­tei­li­ge den Be­klag­ten un­an­ge­mes­sen i. S. d. § 307 Abs. 1 Satz 1 BGB. Es sei un­zulässig, die Rück­zah­lungs­ver­pflich­tung schlecht­hin an das Aus­schei­den auf­grund ei­ner Ei­genkündi­gung des Ar­beit­neh­mers in­ner­halb der ver­ein­bar­ten Bin­dungs­frist zu knüpfen. Es müsse viel­mehr nach dem Grund des vor­zei­ti­gen Aus­schei­dens dif­fe­ren­ziert wer­den. Das sei hier nicht der Fall. Die Klau­sel sei auch nicht teil­bar, wes­halb sie ins­ge­samt un­wirk­sam sei.

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Ge­gen das der Kläge­rin am 08.04.2019 zu­ge­stell­te Ur­teil rich­tet sich de­ren am 11.04.2019 ein­ge­gan­ge­ne und in­ner­halb der bis zum 08.07.2019 verlänger­ten Frist an die­sem Tag be­gründe­te Be­ru­fung. Die Kläge­rin wie­der­holt und ver­tieft ihr erst­in­stanz­li­ches Vor­brin­gen. Das Ar­beits­ge­richt ha­be über­se­hen, dass mit der Rück­zah­lungs­klau­sel in § 2 Abs. 1 Satz 1 des Fort­bil­dungs­ver­tra­ges nur die grund­lo­se Ei­genkündi­gung des Mit­ar­bei­ters aus frei­en Stücken er­fasst wer­den sol­le.

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Die Kläge­rin be­an­tragt, 16

un­ter Abände­rung des Ur­teils des Ar­beits­ge­richts Her­ne vom 27.03.2019 – 1 Ca 2177/18 – den Be­klag­ten zu ver­ur­tei­len, an sie 13.628,15 € nebst 5 Pro­zent­punk­ten Zin­sen über dem je­wei­li­gen Ba­sis­zins­satz seit dem 01.10.2018 zu zah­len.

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Der Be­klag­te be­an­tragt, 18
die Be­ru­fung zurück­zu­wei­sen. 19
Er ver­tei­digt das ar­beits­ge­richt­li­che Ur­teil. 20

We­gen des wei­te­ren Sach- und Rechts­vor­trags der Par­tei­en wird auf die ge­wech­sel­ten Schriftsätze nebst An­la­gen ergänzend Be­zug ge­nom­men, ins­be­son­de­re auf die ar­beits­ver­trag­li­chen Un­ter­la­gen der Par­tei­en (Bl. 12 bis 18 d.A.) und den Fort­bil­dungs­ver­trag (Bl. 20f d.A.).

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Ent­schei­dungs­gründe

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Die zulässi­ge Be­ru­fung der Kläge­rin ist un­be­gründet.

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I. Die Be­ru­fung der Kläge­rin ist nach dem Wert ih­res Be­schwer­de­ge­gen­stan­des zulässig, § 64 Abs. 2 lit. b ArbGG. Die Kläge­rin hat die Be­ru­fung im Übri­gen nach den §§ 519 ZPO, 64 Abs. 6 Satz 1 ArbGG, 66 Abs. 1 Satz 1 ArbGG am 11.04.2019 recht­zei­tig ge­gen das am 08.04.2019 zu­ge­stell­te Ur­teil so­wie in­ner­halb der verlänger­ten Be­ru­fungs­be­gründungs­frist form- und frist­ge­recht i. S. d. §§ 520 Abs. 3, 64 Abs. 6 Satz 1, 66 Abs. 1 S. 3, 5 ArbGG am 08.07.2019 be­gründet.

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II. Die Be­ru­fung ist un­be­gründet. Das Ar­beits­ge­richt hat die Kla­ge zu Recht ab­ge­wie­sen. Der Kläge­rin steht der ein­ge­klag­te Be­trag in Höhe von 13.628,15 € ge­gen den Be­klag­ten nicht zu.

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Sie kann die­sen An­spruch ins­be­son­de­re nicht auf § 2 Abs. 1 Satz 1, 1. Alt. des Fort­bil­dungs­ver­tra­ges vom 22.06.2016 stützen. Da­nach ist der Be­klag­te zur Rück­zah­lung in­ner­halb von 24 Mo­na­ten nach Be­en­di­gung der Fort­bil­dung ver­pflich­tet, so­fern das Ar­beits­verhält­nis „auf Wunsch des Mit­ar­bei­ters“ be­en­det wird.

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1. Das Be­ru­fungs­ge­richt ver­mag der Kläge­rin nicht zu fol­gen, ist sie der

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Auf­fas­sung, im We­ge der Aus­le­gung er­ge­be sich, dass die­se For­mu­lie­rung nur ei­ne auf ei­nem „grund­lo­sen Wunsch des Mit­ar­bei­ters“ be­ru­hen­de und „aus frei­en Stücken“ aus­ge­spro­che­ne Ei­genkündi­gung er­fas­se, nicht je­doch die Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses durch den be­klag­ten Ar­beit­neh­mer, die ih­re Ur­sa­che in der Sphäre des Ar­beit­ge­bers ha­be.

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a) Zwi­schen den Par­tei­en ist nicht im Streit, dass es sich bei dem Fort­bil­dungs­ver­trag vom 22.06.2016 um all­ge­mei­ne Geschäfts­be­din­gun­gen i. S. d. §§ 305 ff. BGB han­delt. Darüber hin­aus hat das Ar­beits­ge­richt - oh­ne dass die Be­ru­fung dem ent­ge­gen­ge­tre­ten ist - zu­tref­fend aus­geführt, dass es sich beim Fort­bil­dungs­ver­trag um ei­nen Ver­trag zwi­schen der Kläge­rin als Un­ter­neh­me­rin und dem Be­klag­ten als Ver­brau­cher i. S. d. § 310 Abs. 3 BGB mit der Fol­ge han­delt, dass die all­ge­mei­nen Geschäfts­be­din­gun­gen als von der Kläge­rin i. S. d. § 310 Abs. 3 Nr. 1 BGB ge­stellt gel­ten und da­mit auch die Be­stim­mun­gen der §§ 305 c Abs. 2 so­wie 307 BGB An­wen­dung fin­den.

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a) Die in § 2 Abs. 1 Satz 1, 1. Alt. des Fort­bil­dungs­ver­tra­ges ent­hal­te­ne Rück­zah­lungs­klau­sel be­darf der Aus­le­gung. Der dort ver­wand­te Be­griff „Wunsch“ hat für sich ge­se­hen kei­nen recht­li­chen Ge­halt. Klau­seln sind so aus­zu­le­gen, wie sie von ei­nem verständi­gen und red­li­chen Ver­trags­part­ner un­ter Abwägung der In­ter­es­sen der nor­ma­ler­wei­se be­tei­lig­ten Ver­kehrs­krei­se ver­stan­den wer­den, wo­bei die Verständ­nismöglich­kei­ten ei­nes durch­schnitt­li­chen Ver­trags­part­ners zu­grun­de zu le­gen sind (BAG 23.03.2017 - 6 AZR 705/15; 19.03.2008 - 5 AZR 429/07; ErfKom/Preis, 19. Auf­la­ge 2019, §§ 305 – 310 BGB Rn 31).

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aa) An­satz­punkt für die nicht am Wil­len der je­wei­li­gen Ver­trags­part­ners zu ori­en­tie­ren­de Aus­le­gung ist in ers­ter Li­nie der Ver­trags­wort­laut selbst (BAG 14.09.2011 - 10 AZR 526/10). Nach dem Ver­trags­wort­laut soll ei­ne Rück­zah­lungs­ver­pflich­tung dann ein­tre­ten, wenn das Ar­beits­verhält­nis „auf Wunsch des Mit­ar­bei­ters“ be­en­det wird. Un­ter ei­nem „Wunsch“ ist nach der Be­deu­tung des Wor­tes ein Be­geh­ren zu ver­ste­hen, dass je­mand hegt oder auch äußert, des­sen Erfüllung er mehr er­hofft als durch ei­ge­ne An­stren­gun­gen zu er­rei­chen ver­sucht. Das von den Ver­trags­par­tei­en in § 2 Abs. 1 Satz 1, 1. Alt. des Fort­bil­dungs­ver­tra­ges ver­wand­te Wort „Wunsch“ ist an­ge­sichts des­sen aus­ge­spro­chen un­ge­eig­net, für ei­ne Klar­heit in der Rechts­be­zie­hung der Par­tei­en zu sor­gen. Der Hin­weis der Kläge­rin, ei­ne glei­che For­mu­lie­rung hätten die Par­tei­en in § 1 Abs. 2 des Fort­bil­dungs­ver­tra­ges gewählt, führ­ten sie dort aus, dass die Teil­nah­me an der Fort­bil­dungs­ver­an­stal­tung „auf Wunsch des Mit­ar­bei­ters“ er­fol­ge, ist nicht be­hilf­lich. In­so­weit lässt sich le­dig­lich an­mer­ken, dass die­se For­mu­lie­rung im dor­ti­gen Kon­text pas­sen­der er­scheint, denn sie macht deut­lich, dass der Be­klag­te vor Ab­schluss der Fort­bil­dungs­ver­ein­ba­rung le­dig­lich ein Be­geh­ren hat äußern können, an ei­ner sol­chen Fort­bil­dung im ei­ge­nen In­ter­es­se teil­neh­men zu wol­len.

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bb) Der Wort­sinn des in § 2 Abs. 1 Satz 1 des Fort­bil­dungs­ver­tra­ges ver­wand­ten Be­griffs „Wunsch“ er­sch­ließt sich nur im sys­te­ma­ti­schen Zu­sam­men­hang mit den wei­te­ren Al­ter­na­ti­ven, die nach § 2 Abs. 1 Satz 1 des Fort­bil­dungs­ver­tra­ges ei­ne Rück­zah­lungs­ver­pflich­tung auslösen sol­len. Dies sind Be­en­di­gungs­tat­bestände, die auf ei­ne Kündi­gung der kla­gen­den Ar­beit­ge­be­rin zurück­zuführen sind, und zwar frist­lo­se Kündi­gun­gen aus wich­ti­gem Grund, die der Mit­ar­bei­ter zu ver­tre­ten hat, oder sol­che aus per­so­nen- oder ver­hal­tens­be­ding­ten Gründen. Die Rück­zah­lungs­klau­sel in § 2 Abs. 1 Satz 1, 1. Alt. des Fort­bil­dungs­ver­tra­ges steht da­mit sys­te­ma­tisch in ei­nem Zu­sam­men­hang mit Be­en­di­gungs­tat­beständen, die auf Kündi­gun­gen als ein­sei­ti­ge, ge­stal­ten­de Wil­lens­erklärun­gen zurück­ge­hen. Das auf „Wunsch des Mit­ar­bei­ters“ be­en­de­te Ar­beits­verhält­nis ist da­mit der auf ei­ne Ei­genkündi­gung des Ar­beit­neh­mers zurück­zuführen­de Be­en­di­gungs­tat­be­stand. Dies er­gibt sich auch aus ei­nem Ab­gleich mit

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der Re­ge­lung in § 2 Abs. 1 S. 2 der Fort­bil­dungs­ver­ein­ba­rung. Dort ist die Rück­zah­lungs­pflicht in Ab­gren­zung zu ein­sei­ti­gen Be­en­di­gungs­tat­beständen für den Fall ei­ner ein­ver­nehm­li­chen Auflösung des Ar­beits­verhält­nis­ses ge­re­gelt. So scheint es auch die Kläge­rin zu se­hen, die an die vom Be­klag­ten aus­ge­spro­che­ne Ei­genkündi­gung die Rechts­fol­ge der Rück­zah­lungs­ver­pflich­tung knüpft.

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cc) Die For­mu­lie­rung „auf Wunsch des Mit­ar­bei­ters“ erschöpft sich aus­sch­ließlich in die­sem Aus­le­gungs­er­geb­nis. Die For­mu­lie­rung er­fasst da­mit un­ter­schieds­los ei­ne Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses, die auf ei­ne Kündi­gung zurück­zuführen ist, die der be­klag­te Ar­beit­neh­mer aus­ge­spro­chen hat, un­abhängig da­von, wel­che Gründe die Ei­genkündi­gung mo­ti­viert ha­ben.

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Die Kam­mer ver­mag nicht zu se­hen, dass die gewähl­te For­mu­lie­rung ei­ne sol­che Ei­genkündi­gung des Ar­beit­neh­mers nicht er­fas­sen soll, die ih­re Ur­sa­che in ei­nem ver­trags­wid­ri­gen Ver­hal­ten der kla­gen­den Ar­beit­ge­be­rin ge­habt hätte. Dies er­gibt sich auch nicht aus dem Zu­sam­men­spiel der Rück­zah­lungs­tat­bestände in § 2 Abs. 1 Satz 1 und Satz 2 der Fort­bil­dungs­ver­ein­ba­rung. Er­fasst Satz 1 die Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses durch frist­lo­se, ver­hal­tens­be­ding­te oder per­so­nen­be­ding­te Kündi­gung, re­gelt Satz 2 die­ser Be­stim­mung nur die Si­tua­ti­on, dass die Ar­beits­ver­trags­par­tei­en das Ar­beits­verhält­nis auf­grund ei­nes ver­trags­wid­ri­gen Ver­hal­tens des Ar­beit­neh­mers im ge­gen­sei­ti­gen Ein­ver­neh­men auf­gelöst ha­ben. Die Ar­beit­ge­be­rin hat da­mit sehr wohl nach den Gründen dif­fe­ren­zie­ren können und wol­len, die zu ei­ner Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses führen, oh­ne die­ser Dif­fe­ren­zie­rung al­ler­dings Aus­druck zu ver­lei­hen, so­weit es um die Ei­genkündi­gung des Ar­beit­neh­mers geht. Da­mit er­gibt sich für die Kam­mer das ein­deu­ti­ge Aus­le­gungs­er­geb­nis, dass die Ar­beits­ver­trags­par­tei­en in § 2 Abs. 1 Satz 1, 1. Alt. der Fort­bil­dungs­ver­ein­ba­rung die Rück­zah­lungs­ver­pflich­tung des be­klag­ten Ar­beit­neh­mers für je­den Fall der Ei­genkündi­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses ge­re­gelt ha­ben, oh­ne nach dem Grund für ei­ne sol­che Ei­genkündi­gung zu dif­fe­ren­zie­ren. An­ge­sichts die­ses kla­ren Aus­le­gungs­er­geb­nis­ses be­darf es nicht er­for­der­lich, die Un­klar­hei­ten­re­ge­lung in § 305 c Abs. 2 BGB zu bemühen, die oh­ne Re­le­vanz ist, wenn sich be­reits ein ein­deu­ti­ges Aus­le­gungs­er­geb­nis er­gibt.

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2. Mit die­sem ein­deu­ti­gen Aus­le­gungs­er­geb­nis hält § 2 Abs. 1 Satz 1, 1. Al­ter­na­ti­ve der Fort­bil­dungs­ver­ein­ba­rung ei­ner In­halts­kon­trol­le nach § 307 Abs. 1 Satz 1 nicht stand. Die Klau­sel be­nach­tei­ligt den be­klag­ten Ar­beit­neh­mer ent­ge­gen dem Ge­bot von Treu und Glau­ben un­an­ge­mes­sen. Die Be­stim­mung ist da­mit un­wirk­sam.

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a) Rück­zah­lungs­klau­seln in Fort­bil­dungs­ver­ein­ba­run­gen un­ter­lie­gen ei­ner In­halts­kon­trol­le i. S. d. § 307 Abs. 1 Satz 1 und 2 BGB. Die­se fin­det nach § 307 Abs. 3 Satz 1 BGB nur bei sol­chen all­ge­mei­nen Geschäfts­be­din­gun­gen statt, durch die von Rechts­vor­schrif­ten ab­wei­chen­de oder die­se ergänzen­de Re­ge­lun­gen ver­ein­bart wer­den. Zu die­sen Vor­schrif­ten und Re­ge­lun­gen zählen al­le Ge­set­ze im ma­te­ri­el­len Sin­ne, eben auch richter­recht­lich ent­wi­ckel­te Rechts­grundsätze (Pa­landt/Grüne­berg, BGB, 78. Auf­la­ge 2019, § 307 Rn 51). Dar­un­ter fal­len auch sol­che Re­ge­lun­gen, die die Umstände des vom Ver­wen­der ge­mach­ten Haupt­leis­tungs­ver­spre­chens aus­ge­stal­ten (BAG 18.03.2014 – 9 AZR 545/12; 11.12.2018 – 9 AZR 383/18; 13.12.2011 – 3 AZR 791/09; LAG Hamm, 18.05.2018 – 1 Sa 49/18). § 2 des Fort­bil­dungs­ver­tra­ges legt hier die Umstände der Haupt­leis­tungs­pflich­ten aus der Fort­bil­dungs­ver­ein­ba­rung fest. Durch den mit der Rück­zah­lungs­klau­sel aus­gelösten Blei­be­druck wird ei­ne von der ar­beits­platz­be­zo­ge­nen Be­rufs­wahl­frei­heit des Ar­beit­neh­mers aus Art. 12 Abs. 1, 2 GG ab­wei­chen­de Re­ge­lung ver­ein­bart und da­mit von ei­ner Rechts­vor­schrift ab­ge­wi­chen (vgl. BAG 18.11.2008 – 3 AZR 192/07; 23.01.2007 – 9 AZR 482/06; LAG Hamm 18.05.2018 – 1 Sa 49/18; 10.09.2017 – 7

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Sa 633/10).

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b) Der Wirk­sam­keit der auf Rück­zah­lung der auf­ge­wand­ten Fort­bil­dungs­kos­ten aus­ge­rich­te­ten Klau­sel in § 2 Abs. 1 Satz 1, 1. Alt. des Fort­bil­dungs­ver­tra­ges steht § 307 Abs. 1 Satz 1 BGB ent­ge­gen. Die Rück­zah­lungs­klau­sel be­nach­tei­ligt den Be­klag­ten ent­ge­gen den Ge­bo­ten von Treu und Glau­ben un­an­ge­mes­sen, wes­halb sie un­wirk­sam ist und er­satz­los entfällt. Sie ist auch nicht im We­ge der ergänzen­den Ver­trags­aus­le­gung mit ei­nem zulässi­gen In­halt auf­recht­zu­er­hal­ten.

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Nach ständi­ger ar­beits­ge­richt­li­cher Recht­spre­chung müssen sich Rück­zah­lungs­klau­seln, die als all­ge­mei­ne Geschäfts­be­din­gun­gen for­mu­liert sind, nach § 307 Abs. 1 Satz 1 BGB dar­an mes­sen las­sen, ob sie den Ar­beit­neh­mer als Ver­trags­part­ner des Ver­wen­ders un­an­ge­mes­sen be­nach­tei­li­gen. Die im Ar­beits­recht gel­ten­den Be­son­der­hei­ten nach § 310 Abs. 4 Satz 2 BGB sind da­bei an­ge­mes­sen zu berück­sich­ti­gen (vgl. nur BAG 18.03.2014 – 9 AZR 545/12; 21.08.2012 – 3 AZR 698/10; 18.11.2008 – 3 AZR 192/07; 23.01.2007 – 9 AZR 482/06; 11.04.2001 – 9 AZR 610/05; LAG Hamm 18.05.2018 – 1 Sa 49/18; 09.03.2012 – 7 Sa 1500/11; 14.11.2011 – 7 Sa 1386/10; 10.09.2010 – 7 Sa 633/10; Hoff­mann, NZA, RR 2015, 337, 338; Mei­er/Mo­sig, NZA 2008, 1168, 1169; Düwell/Ebe­ling, DB 2008, 406; Schmidt, NZA 2004, 1002; Preis/Stof­fels, Der Ar­beits­ver­trag, 5. Auf­la­ge 2015, II A 120 Rz 17 ff; ErfKom – Preiss, 19. Auf­la­ge 2019, §§ 305 - 310 BGB Rn 94; Suckow/Strie­gel/Nie­mann-Suckow, Der vor­for­mu­lier­te Ar­beits­ver­trag 2011, Rn 577; Lak­ies, In­halts­kon­trol­le von Ar­beits­verträgen, 2014, Rn 787).

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Vor­for­mu­lier­te Rück­zah­lungs­klau­seln sind dann nach § 307 Abs. 1 Satz 1 BGB un­an­ge­mes­sen, wenn der Ver­wen­der durch ein­sei­ti­ge Ver­trags­ge­stal­tung miss­bräuch­lich ei­ge­ne In­ter­es­sen auf Kos­ten sei­nes Ver­trags­part­ners durch­zu­set­zen ver­sucht, oh­ne von vorn­her­ein des­sen Be­lan­ge hin­rei­chend zu be­ach­ten und aus­zu­glei­chen (BAG 11.12.2018 – 9 AZR 383/18; 28.09.2017 – 8 AZR 67/17; 27.07.2010 – 3 AZR 777/09; LAG Hamm 18.05.2018 – 1 Sa 49/18).

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Wenn auch ein­zel­ver­trag­li­che Ver­ein­ba­run­gen, die den Ar­beit­neh­mer zu ei­ner Be­tei­li­gung an den Kos­ten ei­ner vom Ar­beit­ge­ber fi­nan­zier­ten Fort­bil­dung für den Fall ver­pflich­ten, dass er aus dem Ar­beits­verhält­nis aus­schei­det, grundsätz­lich zulässig sind (BAG 11.12.2018 – 9 AZR 383/18; 18.03.2008 – 9 AZR 186/07; 11.04.2006 – 9 AZR 610/05; 24.06.2004 – 6 AZR 383/08; LAG Hamm 18.05.2018 – 1 Sa 49/18; 09.03.2017 – 7 Sa 1500/11; 14.01.2011 – 7 Sa 1386/10), sind sie je­den­falls dann un­wirk­sam, wenn sie die grund­ge­setz­lich über Art. 12 Abs. 1 Satz 1 GG ga­ran­tier­te ar­beits­platz­be­zo­ge­ne Be­rufs­wahl­frei­heit des Ar­beit­neh­mers un­zulässig ein­schränken. Das ist nur dann nicht der Fall, wenn die Rück­zah­lungs­ver­pflich­tung bei verständi­ger Be­trach­tung ei­ner­seits ei­nem bil­li­gens­wer­ten In­ter­es­se des Ar­beit­ge­bers ent­spricht und an­de­rer­seits die In­ter­es­sen des Ar­beit­neh­mers an­ge­mes­sen berück­sich­tigt wer­den (LAG Hamm 18.05.2018, 1 Sa 49/18). Die recht­lich an­er­kann­ten In­ter­es­sen des Ar­beit­neh­mers wer­den dann nicht aus­rei­chend be­ach­tet, wenn die Rück­zah­lungs­pflicht schlecht­hin an das Aus­schei­den auf­grund ei­ner Ei­genkündi­gung des Ar­beit­neh­mers in­ner­halb der ver­ein­bar­ten Bin­dungs­frist ge­knüpft wird. Es ist viel­mehr er­for­der­lich, dass nach dem Grund des vor­zei­ti­gen Aus­schei­dens dif­fe­ren­ziert wird (BAG 11.12.2018 – 9 AZR 383/18; 18.03.2014 – 9 AZR 545/12; 28.05.2013 – 3 AZR 103/12).

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Im We­ge der Aus­le­gung wur­de fest­ge­stellt, dass die Rück­for­de­rungs­klau­sel nach § 2 Abs. 1 Satz 1 1. Al­ter­na­ti­ve des Fort­bil­dungs­ver­trags nicht da­nach dif­fe­ren­ziert, aus wel­chen Gründen die Ei­genkündi­gung des be­klag­ten Ar­beit­neh­mers aus­ge­spro­chen wor­den ist. Die Klau­sel er­fasst des­halb auch ei­ne Kündi­gung des Ar­beit­neh­mers, die auf Gründe zurück­zuführen ist, die in der Sphäre des Ar­beit­ge­bers wur­zeln – z. B. in des­sen ver­trags­wid­ri­gem Ver­hal­ten. An­er­ken­nens- und bil­li­gen­wer­te In­ter­es­sen der kla­gen­den Ar­beit­ge­be­rin, ei­ne Klau­sel mit ei­nem sol­chen In­halt auf­zu­stel­len, sind in­des nicht

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er­sicht­lich. Dies führt zu ei­ner un­an­ge­mes­se­nen Be­nach­tei­li­gung des be­klag­ten Ar­beit­neh­mers (vgl. BAG, 11.12.2018 – 9 AZR 383/18; 13.12.2011 – 3 AZR 791/09; 18.03.2014 – 9 AZR 545/12; 11.04.2006 – 9 AZR 610/05). Denn in ei­ner sol­chen Si­tua­ti­on nimmt der Ar­beit­ge­ber durch die aus sei­ner Sphäre aus­gelösten Kündi­gungs­gründe dem be­klag­ten Ar­beit­neh­mer die Möglich­keit, durch ei­ge­ne Be­triebs­treue der Rück­zah­lungs­ver­pflich­tung zu ent­ge­hen (BAG 18.03.2014 – 9 AZR 545/12).

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3. Der Kläge­rin kann nicht ge­folgt wer­den, ist sie der Auf­fas­sung, die Rück­zah­lungs­klau­sel sei – wie auch im­mer – teil­bar. Die Klau­sel schafft mit ih­rer For­mu­lie­rung, ei­ne auf den „Wunsch des Ar­beit­neh­mers“ zurück­ge­hen­de Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses löse die Rechts­fol­ge ei­ner Rück­zah­lung aus, ei­nen ein­heit­li­chen und in sich ge­schlos­se­nen Re­ge­lungs­zu­sam­men­hang, der die Be­en­di­gung des Ar­beits­ver­tra­ges durch ei­ne Ar­beit­neh­merkündi­gung un­dif­fe­ren­ziert er­fasst. Würde man ent­spre­chend dem Blue-Pen­cil-Test die Pas­sa­ge „auf Wunsch des Mit­ar­bei­ters“ aus § 2 Abs. 1 Satz 1, 1. Al­ter­na­ti­ve des Fort­bil­dungs­ver­tra­ges strei­chen, ent­fie­le die An­spruchs­grund­la­ge für die Kläge­rin ins­ge­samt (vgl. BAG 11.12.2018 – 9 AZR 383/18; 18.03.2014 – 9 AZR 545/12).

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4. Die Rück­for­de­rungs­klau­sel in § 2 Abs. 1 Satz 1, 1. Al­ter­na­ti­ve des Fort­bil­dungs­ver­tra­ges kann auch nicht mit dem In­halt auf­recht­er­hal­ten wer­den, dass der be­klag­te Ar­beit­neh­mer nur bei ei­ner Ei­genkündi­gung aus Gründen, die sei­nem Ver­ant­wor­tungs­be­reich un­ter­lie­gen, mit ei­ner Rück­for­de­rung be­las­tet wird. Ei­ne gel­tungs­er­hal­te­ne Re­dak­ti­on all­ge­mei­ner Geschäfts­be­din­gun­gen ist nicht möglich (BAG 28.05.2013 – 3 AZR 103/12; 13.12.2011 – 3 AZR 791/09; LAG Hamm, 18.05.2018 – 1 Sa 49/18).

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5. Auch schei­det ei­ne ergänzen­de Ver­trags­aus­le­gung aus. Der Kläge­rin steht ein schutzwürdi­ges In­ter­es­se an der Auf­recht­er­hal­tung der Rück­zah­lungs­klau­sel mit ei­nem zulässi­gen In­halt nicht zu. So war im Zeit­punkt der Ver­wen­dung der Klau­sel im Jah­re 2016 be­reits seit lan­ge be­kannt, dass ei­ne Rück­zah­lungs­klau­sel un­wirk­sam ist, die an Be­en­di­gungs­tat­bestände ei­ne Rück­zah­lungs­pflicht knüpft, de­ren Ur­sa­che der Ri­si­ko­sphäre des Ar­beit­ge­bers zu­zu­rech­nen ist (vgl. nur BAG 28.05.2013 – 3 AZR 103/12 m.w.N.).

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6. Oh­ne Be­deu­tung ist es auch, wen­det die Kläge­rin ein, im kon­kre­ten Fall ha­be sie kei­ne Ver­an­las­sung für den Aus­spruch ei­ner Ei­genkündi­gung durch den be­klag­ten Ar­beit­neh­mer ge­ge­ben. Für die Be­ur­tei­lung der Wirk­sam­keit ei­ner Rück­for­de­rungs­klau­sel, die sich ei­ner AGB-Kon­trol­le un­ter­zie­hen muss, ist es un­er­heb­lich, ob die Tat­be­stands­vor­aus­set­zun­gen der auf­grund un­zu­rei­chen­der Dif­fe­ren­zie­rung feh­len­den und des­halb zur un­an­ge­mes­se­nen Be­nach­tei­li­gung führen­den Klau­sel ge­ge­ben sind. So miss­bil­li­gen die ge­setz­li­chen Vor­schrif­ten der §§ 305 ff. BGB be­reits den Um­stand, dass in­halt­lich un­an­ge­mes­se­ne For­mu­lar­klau­seln ge­stellt wor­den sind, oh­ne dass es auf de­ren un­an­ge­mes­se­nen Ge­brauch im kon­kre­ten Ein­zel­fall an­kommt (BAG, 11.12.2018 – 9 AZR 383/18; 28.05.2013 – 3 AZR 103/12).

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3. Wei­te­re An­spruchs­grund­la­gen sind nicht er­sicht­lich. Die Be­klag­te kann ei­nen An­spruch auf Er­stat­tung der Fort­bil­dungs­kos­ten auch nicht auf die §§ 812 Abs. 1 Satz 1, 818 Abs. 2 BGB stützen. Der Be­klag­ten hat die gewähr­te Fort­bil­dung so­wie die in die­sem Zu­sam­men­hang auf­ge­wand­ten Kos­ten nicht oh­ne recht­li­chen Grund er­langt, son­dern auf der Ba­sis der – mit Aus­nah­me der Rück­zah­lungs­klau­sel nach § 2

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Abs. 1 Satz 1, 1. Alt. der Fort­bil­dungs­ver­ein­ba­rung – wirk­sa­men Fort­bil­dungs­ver­ein­ba­rung (vgl. BAG 06.08.2013 – 9 AZR 442/12; LAG Hamm 18.05.2018 – 1 Sa 49/18).

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III. Die Kos­ten­ent­schei­dung be­ruht auf § 97 Abs. 1 ZPO. Die Re­vi­si­on war nicht zu­zu­las­sen. Die Gründe für ei­ne Zu­las­sung der Re­vi­si­on i. S. d. § 72 Abs. 2 ArbGG la­gen nicht vor. Die ent­schei­dungs­er­heb­li­chen Rechts­fra­gen wa­ren nicht von grundsätz­li­cher Be­deu­tung. Auch weicht das Ur­teil nicht von ei­ner Ent­schei­dung ei­nes der in § 72 Abs. 2 Zif­fer 2 ge­nann­ten Ge­rich­te ab.

 

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