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BAG, Ur­teil vom 29.11.1995, 5 AZR 447/94

   
Schlagworte: Befristeter Arbeitsvertrag, Altersgrenze, AGB-Kontrolle
   
Gericht: Bundesarbeitsgericht
Aktenzeichen: 5 AZR 447/94
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 29.11.1995
   
Leitsätze:

1. Überraschende Klauseln in Formulararbeitsverträgen und in allgemeinen Arbeitsbedingungen werden nicht Vetragsbestandteil. Ob sich dies aus einer analogen Anwendung von § 3 AGBG oder aus § 242 BGB in Verb. mit einem allgemeinen Rechtsgedanken ergibt, der in § 3 AGBG seinen Ausdruck gefunden hat, bleibt unentschieden.

2. Eine vertragliche Ausschlußfrist wird nicht Vertragsinhalt, wenn sie der Verwender ohne besonderen Hinweis und ohne drucktechnische Hervorhebung unter falscher oder mißverständlicher Überschrift einordnet.

Vorinstanzen: Arbeitsgericht Köln, Urteil vom 22.07.1993, 14 Ca 968/93
Landesarbeitsgericht Köln, Urteil vom 23.03.1994, 7 Sa 1319/93
   

5 AZR 447/94
7 Sa 1319/93 Köln

Verkündet am
29. No­vem­ber 1995

Clo­bes,
Amts­in­spek­tor
als Ur­kunds­be­am­ter
der Geschäfts­stel­le

Im Na­men des Vol­kes!

Ur­teil

In Sa­chen

 

pp.

hat der Fünf­te Se­nat des Bun­des­ar­beits­ge­richts auf­grund der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 29. No­vem­ber 1995 durch den Vor­sit­zen­den Rich­ter Grie­be­ling, die Rich­ter Schlie­mann und Dr. Rei­ne­cke so­wie die eh­ren­amt­li­chen Rich­ter Kraft und Brücker für Recht er­kannt:

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1. Die Re­vi­si­on der Be­klag­ten ge­gen das Ur­teil des Lan­des­ar­beits­ge­richts Köln vom 23. März 1994 - 7 Sa 1319/93 - wird zurück­ge­wie­sen.

2. Die Be­klag­te hat die Kos­ten der Re­vi­si­on zu tra­gen.

Von Rechts we­gen!

Tat­be­stand:

Die Par­tei­en strei­ten über Lohn­fort­zah­lung im Krank­heits­fal­le und in die­sem Zu­sam­men­hang um die Fra­ge der Wirk­sam­keit ei­ner ver­trag­li­chen Aus­schlußklau­sel.

Die Be­klag­te be­treibt Ar­beit­neh­merüber­las­sung. Sie beschäftigt u.a. seit dem 9. März 1992 den bei der kla­gen­den Er­satz­kas­se ver­si­cher­ten Ar­beit­neh­mer E Auf­grund ei­ner Brand­ver­let­zung war die­ser vom 3. Ok­to­ber 1992 bis zum 30. Ok­to­ber 1992 ar­beits­unfähig krank. Da die Be­klag­te kei­ne Lohn­fort­zah­lung leis­te­te, zahl­te die Kläge­rin an den Ar­beit­neh­mer Kran­ken­geld in Höhe von 1.829,80 DM.

In dem zwi­schen der Be­klag­ten und dem Ar­beit­neh­mer E 21. Fe­bru­ar 1992 schrift­lich ab­ge­schlos­se­nen
For­mu­lar-Ar­beits­ver­trag heißt es u.a.:

"§ 9 Ver­schie­de­nes

...

Die Be­triebs­ord­nung ist voll­in­halt­lich Be­stand-

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teil die­ses Ver­tra­ges. Der Ar­beit­neh­mer bestätigt mit der Ver­trags­un­ter­zeich­nung die Be­triebs­ord­nung er­hal­ten zu ha­ben.

Die Be­triebs­ord­nung der Be­klag­ten lau­tet aus­zugs­wei­se:

"§ 10 Lohn­be­rech­nung und Zah­lung

1. Als Lohn­ab­rech­nungs­zeit­raum gilt der Ka­len­der­mo­nat. Die End­ab­rech­nung er­folgt zum 20. des fol­gen­den Mo­nats und wird durch Über­wei­sung oder Ver­rech­nungs­scheck zur Aus­zah­lung ge­bracht.

2. Im Fal­le des Aus­schei­dens oder bei Un­rich­tig­kei­ten in der lau­fen­den Ab­rech­nung sind al­le Ansprüche aus dem Ar­beits­verhält­nis in­ner­halb von vier Wo­chen nach Zu­stel­lung der Ab­rech­nung gel­tend zu ma­chen. Nach Ab­lauf der vor­ste­hen­den Frist sind al­le Ansprüche ver­wirkt. Ei­ne Ab­tre­tung der dem Mit­ar­bei­ter aus die­sem Ver­trag zu­ste­hen­den For­de­run­gen ist im ge­gen­sei­ti­gen Ein­verständ­nis aus­ge­schlos­sen.

3. Für das vom Ar­beit­ge­ber an den Mit­ar­bei­ter aus­gehändig­te Werk­zeug hat der Mit­ar­bei­ter bei Emp­fang ei­ne Quit­tung aus­zu­stel­len. Der Mit­ar­bei­ter haf­tet dafür und hat das aus­gehändig­te Werk­zeug bei Be­en­di­gung des Ar­beits­ver­tra­ges un­auf­ge­for­dert an der Aus­ga­be­stel­le zurück­zu­ge­ben.

Ver­letzt er die­se Pflicht, so ist die Ein­be­hal­tung ei­nes ent­spre­chen­den Be­tra­ges vom Rest­lohn ver­ein­bart."

Mit Schrei­ben vom 17. De­zem­ber 1992, das bei der Be­klag­ten am 22. De­zem­ber 1992 ein­ging, mach­te die Kläge­rin den auf sie über­ge­gan­ge­nen Ent­gelt­fort­zah­lungs­an­spruch des Ar­beit­neh­mers E gel­tend. Die Be­klag­te lehn­te die Zah­lung ab.

Im vor­lie­gen­den Rechts­streit ver­folgt die Kläge­rin ihr Be­geh­ren wei­ter. Sie hat vor­ge­tra­gen: Der An­spruch sei nicht auf-

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grund der Aus­schlußklau­sel ver­fal­len. Die Be­klag­te ha­be schon seit De­zem­ber 1992 ge­wußt, daß der Mit­ar­bei­ter Kran­ken­geld be­zie­he. Im übri­gen tref­fe die Aus­schlußklau­sel be­reits tat­be­stand­lich nicht zu. Außer­dem sei sie un­wirk­sam. Es han­de­le sich um ei­ne im Ar­beits­ver­trag selbst nicht ent­hal­te­ne Über­ra­schungs­klau­sel. Zu­dem sei die Aus­schlußfrist zu kurz.

Die Kläge­rin hat be­an­tragt,

die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, an die Kläge­rin 1.829,80 DM nebst 8 % Zin­sen seit dem 3. März 1993 zu zah­len.

Die Be­klag­te hat Kla­ge­ab­wei­sung be­an­tragt. Sie hat vor­ge­tra­gen: Der An­spruch der Kläge­rin sei nach § 9 Abs. 6 des Ar­beits­ver­tra­ges in Verb. mit § 10 Nr. 2 Satz 1 und 2 der Be­triebs­ord­nung ver­wirkt. Der Ar­beit­neh­mer E ha­be die am 10. No­vem­ber 1992 er­stell­te Ab­rech­nung für Ok­to­ber 1992 spätes­tens am 12. No­vem­ber 1992 er­hal­ten. Die Aus­schlußklau­sel er­fas­se den vor­lie­gen­den An­spruch. Die Klau­sel ver­s­toße nicht ge­gen Treu und Glau­ben. Der Aus­schluß er­ge­be sich un­mißverständ­lich aus der Be­triebs­ord­nung, die dem Ar­beit­neh­mer über­ge­ben wor­den sei. Es han­de­le sich auch nicht um ei­ne Über­ra­schungs­klau­sel. Es genüge, daß der Ar­beit­neh­mer die Ge­le­gen­heit ge­habt ha­be, von der Klau­sel Kennt­nis zu neh­men. Die gewähl­te Frist sei an­ge­mes­sen.

Das Ar­beits­ge­richt hat der Kla­ge statt­ge­ge­ben. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt hat die Be­ru­fung der Be­klag­ten zurück­ge­wie­sen. Mit der Re­vi­si­on ver­folgt die Be­klag­te ih­ren Kla­ge­ab­wei­sungs­an­trag wei­ter.

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Ent­schei­dungs­gründe:

Die Re­vi­si­on ist nicht be­gründet. Die Vor­in­stan­zen ha­ben der Kla­ge mit Recht statt­ge­ge­ben. Der auf die Kläge­rin über­g­an­ge­ne Lohn­fort­zah­lungs­an­spruch ist nicht ver­wirkt. Die Aus­schlußfrist ist nicht Ver­trags­be­stand­teil ge­wor­den.

I. Der Ar­beit­neh­mer E hat­te ge­gen die Be­klag­te ei­nen An­spruch auf Lohn­fort­zah­lung nach dem bis zum 31. Mai 1994 gülti­gen § 1 Abs. 1 Lohn­fort­zah­lungs­ge­setz. Durch Zah­lung von Kran­ken­geld ging der An­spruch nach § 115 Abs. 1 SGB X in der Höhe der Zah­lung auf die kla­gen­de Kran­ken­kas­se über.

II. Der An­spruch ist nicht gem. § 9 Abs. 6 des Ar­beits­ver­tra­ges in Verb. mit § 10 Nr. 2 der Be­triebs­ord­nung ver­wirkt.

1. Die Be­triebs­ord­nung ist von den Par­tei­en nicht aus­ge­han­delt, son­dern von der Be­klag­ten vor­for­mu­liert wor­den. Es han­delt sich al­so um all­ge­mei­ne Geschäfts­be­din­gun­gen. Für die­se war be­reits vor In­kraft­tre­ten des AGBG (1. April 1977 - § 30 AGBG) an­er­kannt, daß über­ra­schen­de Klau­seln, mit de­nen der Ver­trags­part­ner bil­li­ger­wei­se nicht zu rech­nen brauch­te, nicht Ver­trags­be­stand­teil wer­den (BGHZ 17, 1, 3; 33, 216, 219; 38, 183, 185; 54, 106, 109; BGH Ur­teil vom 8. Ok­to­ber 1975 - VIII ZR 81/74 - BB 1976, 157). Heu­te er­gibt sich dies aus § 3 AGBG.

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2. Nach § 23 Abs. 1 AGBG fin­det "die­ses Ge­setz ... kei­ne An­wen­dung bei Verträgen auf dem Ge­biet des Ar­beits- ... rechts". Nach der in der Li­te­ra­tur ganz herr­schen­den Auf­fas­sung ist § 3 AGBG - eben­so wie die SS 4, 5 AGBG - gleich­wohl auch auf vom Ar­beit­ge-. ber vor­for­mu­lier­te Ar­beits­verträge und all­ge­mei­ne Ar­beits­be­din­gun­gen ana­log an­zu­wen­den (Ul­mer/Brand­ner/Hen­sen, AGB-Ge­setz, 7. Aufl. 1993, § 23 Rz 3 ff., m.w.N.; Wolf/Horn/Lind­a­cher, AGB-Ge­setz, 3. Aufl. 1994, § 23 Rz 40; Münch­Komm-Ba­se­dow, BGB, 3. Aufl. 1993, § 23 AGBG Rz 3; Preis, AuR 1979, 97, 100 f.; He­ckel­mann, SAE 1980, 118, 122; Fen­ski, AuR 1989, 168, 169; Zöll­ner, RdA 1989, 152, 157; U.- Preis, Grund­fra­gen der Ver­trags­ge­stal­tung im Ar­beits­recht, 1993, S. 260 ff., m.w.N.; ders., ZIP 1989, 885, 889, m.w.N.), zum Teil un­ter Hin­weis dar­auf, daß § 3 AGBG ei­ne Selbst­verständ­lich­keit ent­hal­te (Schlos­ser/Coes­ter-Walt­jen/Gra­ba, AGB-Ge­setz, 1977, § 23 Rz 2).

Das Bun­des­ar­beits­ge­richt hat in sei­ner bis­he­ri­gen Recht­spre­chung ei­ne ana­lo­ge An­wen­dung des § 3 AGBG ab­ge­lehnt, je­doch aus¬ge­spro­chen, daß all­ge­mei­ne Rechts­ge­dan­ken, die im AGBG ih­ren Nie­der­schlag ge­fun­den ha­ben, auch für Ar­beits­verträge gel­ten (BA­GE 46, 50, 55 = AP Nr. 9 zu § 339 BGB; Se­nats­ur­teil vom 16. Ok­to­ber 1991 - 5 AZR 35/91 - AP Nr. 1 zu § 19 BErzGG; BAG Ur­teil vom 11. Ja­nu­ar 1995 - 10 AZR 5/94 -, n.v.; Stau­din­ger/Schlos­ser, BGB, 12. Aufl. 1983, § 23 AGBG Rz 2). Zu den be­reits vor In­kraft­tre­ten des AGBG all­ge­mein an­er­kann­ten all­ge­mei­nen Rechts­ge­dan­ken gehört auch die Re­gel, daß über­ra­schen­de Klau­seln nicht Ver­trags­in­halt wer­den. Nach die­ser Auf­fas­sung er­gibt sich die Gel­tung der Re­gel aus § 242 BGB (vgl. BAG Ur­teil vom 24. März 1988 - 2 AZR

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630/87 - AP Nr. 1 zu § 241 BGB; BAG Ur­teil vom 11. Ja­nu­ar 1995 - 10 AZR 5/94 -, n.v.; LAG Ber­lin Ur­teil vom 18. Ja­nu­ar 1993 - 12 Sa 120/92 - LA­GE § 4 KSchG Aus­gleichs­quit­tung Nr. 3; ArbG Ber­lin Ur­teil vom 1. Sep­tem­ber 1980 - 16 Ca 99/80 - NJW 1981, 479). Im Er­geb­nis be­steht al­so in Recht­spre­chung und Li­te­ra­tur Ei­nig­keit darüber, daß über­ra­schen­de Klau­seln auch im Ar­beits­recht nicht Ver­trags­in­halt wer­den.
3. Über­ra­schend sind Ver­trags­klau­seln dann, wenn sie so un­gewöhn­lich sind, daß der Ver­trags­part­ner des Ver­wen­ders mit ih­nen nicht zu rech­nen braucht. Es muß ih­nen ein "Über­rum­pe­lungs- oder Übertölpe­lungs­ef­fekt" in­ne­woh­nen (so zu § 3 AGBG BGHZ 84, 109, 113; 100, 82, 85; 109, 197, 201). Zwi­schen den durch die Umstände bei Ver­trags­schluß be­gründe­ten Er­war­tun­gen und dem tatsächli­chen Ver­trags­in­halt muß ein deut­li­cher Wi­der­spruch be­ste­hen. Da­bei sind al­le Umstände zu berück­sich­ti­gen, ins­be­son­de­re das äußere Er­schei­nungs­bild des Ver­trags (BGHZ 101, 29, 33) Auch das Un­ter-brin­gen ei­ner Klau­sel an ei­ner un­er­war­te­ten Stel­le im Text kann sie als Über­ra­schungs­klau­sel er­schei­nen las­sen (LAG Ber­lin, aaO; ArbG Ber­lin, aaO; Fen­ski, AuR 1989, 168, 169; zu § 3 AGBG BGH Ur­teil vom 1. Ju­ni 1989 - X ZR 78/88 - NJW 1989, 2255; BGHZ 84, 109, 113; Stau­din­ger/Schlos­ser, BGB, 12. Aufl. 1983, § 3 AGBG Rz 12).

Das Über­ra­schungs­mo­ment ist um­so eher zu be­ja­hen, je be­las­ten­der die Be­stim­mung ist. Im Ein­zel­fall muß der Ver­wen­der dar­auf be­son­ders hin­wei­sen oder die Klau­sel druck­tech­nisch her­vor­he­ben.

III. Hier­an ge­mes­sen ist die Aus­schlußklau­sel des § 10 Nr. 2 der Be­triebs­ord­nung nicht Ver­trags­in­halt ge­wor­den. Es han­delt sich um ei­ne über­ra­schen­de Klau­sel.

1. Die Be­stim­mung ist un­gewöhn­lich. Zwar ent­hal­ten zahl­rei­che Ta­rif­verträge Aus­schlußklau­seln; auch wird die An­wend­bar­keit von Ta­rif­verträgen in Ein­zel­ar­beits­verträgen viel­fach ver­ein­bart. Je­doch wer­den vom Ar­beit­ge­ber vor­for­mu­lier­te Aus­schlußfris­ten in Ein­zel­verträgen nur sel­ten ver­ein­bart. Auch ist die Aus­schlußfrist des § 10 Nr. 2 Be­triebs­ord­nung in­so­fern un­gewöhn­lich, als die Frist von vier Wo­chen sehr kurz ist und mit der "Zu­stel­lung der Ab­rech­nung" be­gin­nen soll, ei­nem Zeit­punkt, den der Ar­beit­ge­ber be­ein­flus­sen kann. Im übri­gen wer­den - ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Be­klag­ten - auch bran­chenübli­che Be­stim­mun­gen nicht Ve­trags­be­stand­teil, wenn sie - ob­wohl we­sent­lich - zwi­schen Un­we­sent­li­chem oder un­ter fal­scher oder mißverständ­li­cher Über­schrift ste­hen.

2. Die Aus­schlußklau­sel ist nicht im Ar­beits­ver­trag selbst ent­hal­ten, son­dern in der Be­triebs­ord­nung, die durch § 9 Abs. 6 des Ar­beits­ver­tra­ges "voll­in­halt­lich" zum Be­stand­teil des Ver­trags erklärt wird. Es spricht viel dafür, daß Aus­schlußfris­ten, die auch für ge­setz­lich un­ab­ding­ba­re Ansprüche gel­ten sol­len, in den Ar­beits­ver­trag selbst auf­zu­neh­men sind und nicht Ver­trags­be­stand­teil wer­den, wenn sie nur in ei­ner An­la­ge zum Ar­beits­ver­trag er­schei­nen. Das be­darf je­doch kei­ner Ent­schei­dung, da sich das Über­ra­schungs­mo­ment hier schon aus der Art der Ver­wei­sung und aus der Ge­stal­tung der Be­triebs­ord­nung er­gibt.

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Be­reits die Ver­trags­be­stim­mung, die die Be­triebs­ord­nung zum Ver­trags­be­stand­teil erklärt, steht an ver­steck­ter Stel­le, nämlich im sechs­ten Ab­satz des § 9, der die Über­schrift "Ver­schie­de­nes" trägt. Es hätte zu­min­dest ei­nes deut­li­chen Hin­wei­ses be­durft, daß die Be­triebs­ord­nung wei­te­re wich­ti­ge Be­stim­mun­gen enthält.

Die Be­triebs­ord­nung selbst ist unüber­sicht­lich und auf­grund ih­res Schrift­bil­des ge­ra­de­zu le­ser­feind­lich. Die Schrift ist deut­lich klei­ner als die des Ar­beits­ver­trags. Auch ist die Aus­schlußfrist nicht be­son­ders kennt­lich ge­macht, son­dern be­fin­det sich als ein Pas­sus un­ter der Über­schrift "Lohn­be­rech­nung und Zah­lung". Zu die­ser Über­schrift gehört nur Nr. 1 von § 10 des Ar­beits­ver­trags mit sei­nen Be­stim­mun­gen über den Lohn­ab­rech­nungs­zeit­raum, das Da­tum der Ab­rech­nung und den Zah­lungs­mo­dus, nicht aber Nr. 2 mit der Aus­schlußfrist und Nr. 3 mit sei­ner Man­ko­haf­tungs­ab­re­de. Die Be­klag­te hat die­se Be­stim­mun­gen un­ter fal­scher, zu­min­dest mißverständ­li­cher Über­schrift ver­steckt.

IV. Da die Aus­schlußfrist als über­ra­schen­de Klau­sel nicht Ver­trags­be­stand­teil ge­wor­den ist, be­darf die Fra­ge, ob sie ei­ner In­halts­kon­trol­le nach .5 242 BGB (Se­nats­ur­teil vom 16. März 1994. - 5 AZR 339/92 -, zur Veröffent­li­chung vor­ge­se­hen) stand­hal­ten würde, hier kei­ner Ent­schei­dung.

 

Grie­be­ling 

Schlie­mann 

Rei­ne­cke
 

 

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