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LAG Ber­lin-Bran­den­burg, Ur­teil vom 24.11.2008, 2 Sa 1462/08

   
Schlagworte: Widerrufsvorbehalt, Dienstwagen
   
Gericht: Landesarbeitsgericht Berlin-Brandenburg
Aktenzeichen: 2 Sa 1462/08
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 24.11.2008
   
Leitsätze:

1. Im Falle eines arbeitsrechtlichen Widerrufsvorbehalts muss im Vertragstext deutlich werden, genau welche Leistung von einem möglichen Widerruf betroffen sein soll und in welchen Fällen der Arbeitnehmer mit dem Widerruf rechnen muss.

2. Dazu muss wenigstens die Richtung angegeben werden, aus der der Widerruf möglich sein soll (BAG vom 11.10.2006 - 5 AZR 721/05).

3. Zur Auslegung eines so im Vertrag beschriebenen Widerrufsgrundes kann auch auf die Bedingungen zurückgegriffen werden, die der Einräumung der (widerrufenen) Leistung zugrunde gelegt wurden.

4. Bei dem Widerruf einer Nutzungsüberlassung eines Firmenwagens "aus wirtschaftlichen Gründen" kann zur näheren Konkretisierung dieses Begriffs auf die Bestimmungen zur Gebrauchsüberlassung und die dort aufgestellten Voraussetzungen zurückgegriffen werden.

Vorinstanzen: Arbeitsgericht Berlin, Urteil vom 20.05.2008, 54 Ca 2912/08
   

Lan­des­ar­beits­ge­richt

Ber­lin-Bran­den­burg

 

Verkündet

am 24. No­vem­ber 2008

Geschäfts­zei­chen (bit­te im­mer an­ge­ben)

2 Sa 1462/08

54 Ca 2912/08
Ar­beits­ge­richt Ber­lin

G.-K., VA
als Ur­kunds­be­am­ter/in
der Geschäfts­stel­le


Im Na­men des Vol­kes

 

Ur­teil

In Sa­chen

pp

hat das Lan­des­ar­beits­ge­richt Ber­lin-Bran­den­burg, 2. Kam­mer,
auf die münd­li­che Ver­hand­lung vom 24. No­vem­ber 2008
durch den Vi­ze­präsi­den­ten des Lan­des­ar­beits­ge­richts Dr. B. als Vor­sit­zen­der
so­wie die eh­ren­amt­li­chen Rich­ter Herr G. und Herr Be.

für Recht er­kannt:

I. Auf die Be­ru­fung wird das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Ber­lin vom 20.05.2008
- 54 Ca 2912/08 - geändert:

1. Die Kla­ge wird ab­ge­wie­sen.
2. Die Kos­ten des Recht­streits trägt die Kläge­rin.

II. Die Re­vi­si­on wird zu­ge­las­sen.

 

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Tat­be­stand

Die Par­tei­en strei­ten über die Fra­ge, ob der Kläge­rin ein An­spruch auf Über­las­sung ei­nes Dienst­wa­gens und ein Scha­dens­er­satz­an­spruch we­gen Ent­zugs des­sel­ben zu­steht.

Die Kläge­rin war seit dem 01.01.2001 als Ver­triebs­be­auf­trag­te bei der Rechts­vorgänge­rin der Be­klag­ten tätig; ihr war seit Be­ginn des Ar­beits­verhält­nis­ses ein Fir­men­fahr­zeug mit Pri­vat­nut­zungsmöglich­keit zur Verfügung ge­stellt wor­den.

Nach­dem das Ar­beits­verhält­nis auf die Be­klag­te über­ge­gan­gen war, schlos­sen die nun­meh­ri­gen Ar­beits­ver­trags­par­tei­en am 02.05.2005 ei­ne Ne­ben­ab­re­de zum Ar­beits­ver­trag, in der es un­ter der Über­schrift „Geschäfts­fahr­zeugüber­las­sung gemäß Zif­fer 3 a und 3 b der Kon­zern C. P. “ un­ter an­de­rem heißt:

„Frau S. D. ... wird ein Geschäfts­fahr­zeug der Kat. V gemäß der Kon­zern C. P. in der je­weils gülti­gen Fas­sung zur Verfügung ge­stellt.

Die Kon­zern C. P. in ih­rer je­weils gülti­gen Fas­sung ein­sch­ließlich al­ler je­weils gel­ten­den An­la­gen zur Kon­zern C. P. ist Be­stand­teil die­ser Über­las­sungs­ver­ein­ba­rung. Die in der Kon­zern C. P. und den An­la­gen ge­re­gel­ten Ver­pflich­tun­gen sind mit Ab­schluss die­ser Über­las­sungs­ver­ein­ba­rung für den Geschäfts­fahr­zeug­be­rech­tig­ten bin­dend. Ins­be­son­de­re wird auf die Gel­tung der Nut­zungs­ord­nung für Geschäfts­fahr­zeu­ge in ih­rer je­weils gülti­gen Fas­sung ver­wie­sen...

Auf die Möglich­keit des Wi­der­rufs der Über­las­sung des Geschäfts­fahr­zeugs gem. Kon­zern C. P. (Be­en­di­gung/Wi­der­ruf der Gfz-Über­las­sung) wird be­son­ders hin­ge­wie­sen. Das Un­ter­neh­men behält sich darüber hin­aus im Rah­men der Kon­zern C. P. vor, den Be­rech­tig­ten­kreis aus wirt­schaft­li­chen Gründen ein­zu­schränken und die Geschäfts­fahr­zeugüber­las­sung auch des­halb zu wi­der­ru­fen...“.

Die Kon­zern C. P. (im Fol­gen­den: CP), Stand 1.9.2005 (Ko­pie Bl. 68 – 82 d. A.) lau­tet aus­zugs­wei­se:

„...

3. Be­rech­tig­ten­kreis
Geschäfts­fahr­zeu­ge (Gfz) wer­den zur dienst­li­chen und pri­va­ten Nut­zung zur Verfügung ge­stellt:

a)
...

 

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b)
so­weit un­ter Markt- und wirt­schaft­li­chen Ge­sicht­punk­ten sinn­voll, wei­te­ren Funk­tio­nen des außer­ta­rif­li­chen und ta­rif­li­chen Be­reichs nach spe­zi­fi­scher Fest­le­gung und De­fi­ni­ti­on in der Ver­ant­wor­tung der Un­ter­neh­men.
Das Vor­lie­gen die­ser Ge­sichts­punk­te wird durch das Un­ter­neh­men re­gelmäßig über­prüft....

9.4 Wirt­schaft­lich­keit
Für die Nut­zung des Gfz für Geschäfts- und Pri­vat­fahr­ten sind stren­ge Wirt­schaft­lich­keits­maßstäbe an­zu­le­gen und ein­zu­hal­ten. Dies er­for­dert ne­ben kraft­stoffspa­ren­der und wa­gen­scho­nen­der Fahr­wei­se vor al­lem auch ei­ne kos­ten­be­wuss­te Be­schränkung der Fahr­leis­tung. ...

12. Be­en­di­gung/Wi­der­ruf der Gfz-Über­las­sung
Die Über­las­sung des Gfz ist an das be­ste­hen­de An­stel­lungs­verhält­nis ge­bun­den und en­det au­to­ma­tisch mit der Be­en­di­gung des An­stel­lungs­ver­tra­ges.

Vom An­ge­stell­ten zu ver­tre­ten­de Verstöße ge­gen die Be­stim­mun­gen der Kon­zern C. P. oder die Ver­let­zung von Pflich­ten als Fahr­zeugführer be­rech­ti­gen das Un­ter­neh­men zum Wi­der­ruf der Gfz-Über­las­sung.

...
...
...

Bei Geschäfts­fahr­zeu­gen, die gemäß Zif­fer 3 b) ver­ge­ben wur­den, ist der je­wei­li­ge Ent­schei­der ver­ant­wort­lich für die Über­prüfung der Wirt­schaft­lich­keit. Die Über­prüfung ist durch ge­eig­ne­te jähr­li­che Maßnah­men si­cher­zu­stel­len. Fal­len die Vor­aus­set­zun­gen für die Über­las­sung des Gfz weg, hat der je­wei­li­ge Ent­schei­der dafür Sor­ge zu tra­gen, dass die Über­las­sung des Gfz wi­der­ru­fen wird. In die­sem Fall hat der An­ge­stell­te das Gfz un­verzüglich zurück­zu­ge­ben...“.


Dem lag zu­grun­de, dass die Kläge­rin im Rah­men ei­nes von ihr ge­stell­ten An­tra­ges auf Über­las­sung ei­nes Fir­men-Pkw im Fe­bru­ar 2005 ei­ne Fahr­leis­tung von 28.360 km und 130 Rei­se­ta­ge je Jahr pro­gnos­ti­ziert hat­te. In ei­nem wei­te­ren An­trag von Mai 2005 hat­te sie 166 Rei­se­ta­ge bei ins­ge­samt 49.500 km als Pro­gno­se für die dienst­li­che Nut­zung des PKW an­ge­ge­ben.

Mit Schrei­ben vom 15.08.2007 (Bl. 17 d. A.) sprach die Be­klag­te ei­nen Wi­der­ruf der Über­las­sung des Geschäfts­fahr­zeu­ges aus. Zur Be­gründung wur­de aus­geführt, die Über­prüfung der Wirt­schaft­lich­keit der Geschäfts­fahr­zeugüber­las­sung ha­be er­ge­ben, dass die Wirt­schaft­lich­keits­kri­te­ri­en nicht erfüllt sei­en.

Mit der vor­lie­gen­den, bei Ge­richt am 20. De­zem­ber 2007 ein­ge­gan­ge­nen Kla­ge be­gehrt die Kläge­rin die Zur­verfügung­stel­lung ei­nes Dienst­fahr­zeu­ges ent­spre­chend der Kon­zern C. P. so­wie Scha­dens­er­satz im Um­fang des mo­nat­li­chen geld­wer­ten Vor­teils von 369,08 EUR

 

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brut­to. Sie hat da­zu die An­sicht ver­tre­ten, die Be­klag­te ha­be durch den Wi­der­ruf ein­sei­tig und un­be­rech­tigt in das Ge­halts­gefüge ein­ge­grif­fen.

Der Wi­der­rufs­vor­be­halt hal­te ei­ner In­halts­kon­trol­le nach §§ 308, 307 BGB nicht stand, die Wirt­schaft­lich­keits­kri­te­ri­en, auf die sich die Be­klag­te be­ru­fe, sei­en ihr nicht be­kannt ge­we­sen und die Be­klag­te ha­be ihr auch sol­che Umstände nicht mit­ge­teilt. Dem­ge­genüber hat sich die Be­klag­te auf die Wi­der­rufs­klau­sel und dar­auf be­ru­fen, dass ei­ne Wirt­schaft­lich­keit nicht vor­ge­le­gen ha­be, da die Kläge­rin ent­ge­gen der von ihr ab­ge­ge­be­nen Pro­gno­se das Fahr­zeug nur an 55 Rei­se­ta­gen mit ins­ge­samt 29.540 km ge­nutzt ha­be. Die dies­bezügli­chen Re­ge­lun­gen hiel­ten ei­ner In­halts­kon­trol­le stand.

We­gen der wei­te­ren Ein­zel­hei­ten des erst­in­stanz­li­chen Par­tei­vor­brin­gens wird auf die dort ge­wech­sel­ten Schriftsätze und den Tat­be­stand der an­ge­foch­te­nen Ent­schei­dung Be­zug ge­nom­men, § 69 Abs. 2 ArbGG.

Das Ar­beits­ge­richt hat mit Ur­teil vom 20.05.2008 dem kläge­ri­schen Be­geh­ren ent­spro­chen und fest­ge­stellt, dass der Kläge­rin ein An­spruch auf Über­las­sung ei­nes Dienst-Pkw auch zur pri­va­ten Nut­zung gemäß der Ne­ben­ab­re­de zum Ver­trag zu­ste­he. Es han­de­le sich um ei­nen geld­wer­ten Vor­teil, der Vergütungs­be­stand­teil ge­wor­den sei. Der Wi­der­rufs­vor­be­halt sei gemäß § 308 Nr. 4 BGB un­wirk­sam. Es han­de­le sich um ei­ne ab­wei­chen­de Re­ge­lung im Sin­ne von § 307 Abs. 3 BGB, so dass de­ren Zu­mut­bar­keit im Sin­ne von § 308 Nr. 4 BGB ge­prüft wer­den müsse. Zwar sei im Grund­satz da­von aus­zu­ge­hen, dass es zum Ent­zug der Nut­zung des Pkw kei­ner Ände­rungskündi­gung be­durft ha­be, weil der Weg­fall der pri­va­ten Nut­zungsmöglich­keit des Fir­men­wa­gens we­ni­ger als 25 % des re­gelmäßigen Ver­diens­tes der Kläge­rin be­tra­gen ha­be. Je­doch sei die un­ter Zif­fer 5) der CP vor­for­mu­lier­te Wi­der­rufs­re­ge­lung nicht wirk­sam, da sie zu weit­ge­hend sei. Ih­re in­halt­li­che Fas­sung genüge nicht den An­for­de­run­gen des § 308 Nr. 4 i. V. m. § 307 BGB. Um­fang und Vor­aus­set­zung der vor­be­hal­te­nen Ände­rung müss­ten in der Klau­sel kon­kre­ti­siert sein, der Ar­beit­neh­mer müsse er­ken­nen können, was auf ihn zu­kom­me. Dies sei im Be­reich des Wi­der­rufs­grun­des in Ziff. 12) nicht hin­rei­chend berück­sich­tigt wor­den. Es sei­en dort kei­ne Kri­te­ri­en zur Prüfung der „Wirt­schaft­lich­keit“ ge­nannt. Dass Da­ten wie bei­spiels­wei­se die Häufig­keit der Dienst­rei­sen, die Ki­lo­me­ter­dis­tanz etc. ei­ne Rol­le spie­len könn­ten, kom­me in der Klau­sel nicht zum Aus­druck. Der Be­griff „Wirt­schaft­lich­keit“ sei nicht klar ge­nug. Auch der Um­stand, dass die Kläge­rin die pro­gnos­ti­zier­ten Rei­se­ta­ge etc. an­ge­ben müsse, ände­re an die­ser Fest­stel­lung nichts; es sei nicht er­kenn­bar, dass die­se Da­ten in ei­nem Verhält­nis zur Wirt­schaft­lich­keit stünden. Die feh­len­de bzw. nicht aus­rei­chend kon­kre­ti­sier­te An­ga­be des

 

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Wi­der­rufs­grun­des führe zur Un­wirk­sam­keit des un­ter Ziff. 12) letz­ter Ab­satz der CP nie­der­ge­leg­ten Wi­der­rufs­vor­be­hal­tes.

Die Re­ge­lung fal­le er­satz­los weg, ei­ne gel­tungs­er­hal­ten­de Re­duk­ti­on schei­de aus. Dem­gemäß ste­he der Kläge­rin auch we­gen des un­be­rech­tig­ten Ent­zugs der Pri­vat­nut­zungsmöglich­keit des Fir­men-Pkw für No­vem­ber 2007 ein An­spruch auf Nut­zungs­aus­fall­entschädi­gung in Höhe von 369,08 € brut­to gemäß §§ 280 Abs. 1 Satz 1 i.V.m. §§ 249, 251 BGB zu. We­gen der wei­te­ren Ein­zel­hei­ten wird auf die Ur­teils­gründe (Bl. 116 ff. d. A.) Be­zug ge­nom­men.

Ge­gen die­ses am 24.06.2008 zu­ge­stell­te Ur­teil rich­tet sich die Be­ru­fung der Be­klag­ten, die sie mit ei­nem beim Lan­des­ar­beits­ge­richt am 17.07.2008 ein­ge­gan­ge­nen Schrift­satz ein­ge­legt und mit ei­nem beim Lan­des­ar­beits­ge­richt – nach Verlänge­rung der Be­ru­fungs-be­gründungs­frist bis zum 24.09.2008 – am 19.09.2008 ein­ge­gan­ge­nen Schrift­satz be­gründet hat.

Die Be­klag­te und Be­ru­fungskläge­rin rügt, dass die ar­beits­ge­richt­li­che Ent­schei­dung nicht in Ein­klang mit der Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts ste­he. Aus­zu­ge­hen sei von der Klau­sel in der Kon­zern C. P. , die al­ler­dings durch die In­di­vi­du­al­ver­ein­ba­rung der Par­tei­en vom 02.09.2005 ergänzt und er­wei­tert wor­den sei. Dort sei ge­re­gelt, dass das Un­ter­neh­men sich vor­be­hal­te, den be­rech­tig­ten Kreis aus wirt­schaft­li­chen Gründen ein­zu­schränken. So­weit das Ar­beits­ge­richt rüge, dass man den Be­griff der „Wirt­schaft­lich­keit“ nicht näher be­stimmt ha­be, ste­he dies im Wi­der­spruch zur höchst­rich­ter­li­chen Recht­spre­chung und stel­le auch das In­sti­tut ei­nes Wi­der­rufs­vor­be­hal­tes ge­ne­rell in Fra­ge. Denn bei kon­se­quen­ter Fortführung der Grundsätze, die das Ar­beits­ge­richt ge­nannt ha­be, würden ausfüllungs­bedürf­ti­ge Be­grif­fe in Wi­der­rufs­vor­be­hal­ten ge­ne­rell ver­bo­ten sein. Dies ste­he in­des im Wi­der­spruch der Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts. Die ar­beits­ge­richt­li­che Ent­schei­dung stim­me auch nicht mit der Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts zu § 308 Nr. 4 BGB übe­rein. So ha­be das Bun­des­ar­beits­ge­richt in sei­ner Ent­schei­dung vom 12.01.2005 bestätigt, dass die Ver­ein­ba­rung ei­nes Wi­der­rufs­rechts grundsätz­lich dann zu­mut­bar sei, wenn der Wi­der­ruf nicht grund­los er­fol­gen sol­le. Es be­ste­he ein an­er­ken­nens­wer­tes In­ter­es­se des Un­ter­neh­mers dar­an, Zu­satz­leis­tun­gen fle­xi­bel aus­zu­ge­stal­ten. Der Über­prüfungs­maßstab be­stim­me sich da­nach, dass zum ei­nen förm­li­che Vor­aus­set­zun­gen und Um­fang der vor­be­hal­te­nen Ände­run­gen möglichst kon­kre­ti­siert wer­den müss­ten, dass zum an­de­ren die wi­der­ruf­li­che Leis­tung nach Art und Höhe ein­deu­tig sein und die Wi­der­rufs­gründe möglichst ge­nau be­nannt sein müss­ten. Die strei­ti­ge Wi­der­rufs­ver­ein­ba­rung genüge die­sem Maßstab. Das Ar­beits­ge­richt be­zie­he sich im

 

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Übri­gen auf Ent­schei­dun­gen des Bun­des­ar­beits­ge­richts, de­nen Sach­ver­hal­te zu­grun­de ge­le­gen ha­ben, in de­nen über­haupt kei­ne Wi­der­rufs­gründe ver­ein­bart wor­den sei­en. Dies ha­be das Bun­des­ar­beits­ge­richt zu Recht nicht ak­zep­tiert. Auch ha­be das Bun­des­ar­beits­ge­richt ei­ne Klau­sel, die oh­ne je­de Vor­aus­set­zung den je­der­zei­ti­gen Wi­der­ruf zu­ge­las­sen ha­be, als un­wirk­sam an­ge­se­hen. Dies sei in­des bei der vor­lie­gen­den Klau­sel an­ders. Da­bei sei auch zu berück­sich­ti­gen, dass ei­ne Möglich­keit, die in der Zu­satz­ver­ein­ba­rung ge­nann­ten „wirt­schaft­li­chen Gründe“ näher zu kon­kre­ti­sie­ren, nicht in sinn­vol­ler Wei­se ge­ge­ben sei. Ei­ne sol­che Kon­kre­ti­sie­rung wäre nur dann möglich ge­we­sen, wenn sich die Be­klag­te aus­drück­lich auf be­stimm­te Gründe hätte fest­le­gen wol­len, was nicht der Fall sei. Viel­mehr ha­be man all­ge­mein wirt­schaft­li­che Gründe aus­rei­chen las­sen wol­len. Es sei wei­ter dar­auf hin­zu­wei­sen, dass Dienst­fahr­zeu­ge im Ar­beits­le­ben grundsätz­lich nur dann zur Verfügung ge­stellt würden, wenn auch ihr über­wie­gen­der Zweck dienst­li­cher Na­tur sei. Im vor­lie­gen Fall sei es so ge­we­sen, dass die Kläge­rin hin­ter der von ihr selbst er­stell­ten Pro­gno­se zur An­zahl der Jah­res­ki­lo­me­ter und Außen­dienst­ta­ge er­heb­lich zurück­ge­blie­ben sei und die­ses zu dem Wi­der­ruf geführt ha­be. Da­mit lie­ge ein nach­voll­zieh­ba­rer Grund vor.

Die Be­klag­te und Be­ru­fungskläge­rin be­an­tragt,

das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Ber­lin vom 20.05.2008 ab­zuändern und
die Kla­ge ab­zu­wei­sen.

Die Kläge­rin und Be­ru­fungs­be­klag­te be­an­tragt,

die Be­ru­fung zurück­zu­wei­sen.

Sie macht sich die ar­beits­ge­richt­li­chen Ausführun­gen zu ei­gen und ver­weist dar­auf, dass sich das Ar­beits­ge­richt zu Recht auf die Ent­schei­dung des Bun­des­ar­beits­ge­richts vom 19.12.2006 stütze. Dem­ge­genüber sei der Sach­ver­halt, der der Ent­schei­dung des Bun­des­ar­beits­ge­richts vom 12.01.2005 zu­grun­de ge­le­gen ha­be, im Streit­fal­le nicht ein­schlägig. Es blei­be da­bei, dass die „Wirt­schaft­lich­keit“ nicht de­fi­niert sei, ent­spre­chen­de Kri­te­ri­en fehl­ten, und zwar auch in der Ne­ben­ab­re­de. Wenn die Be­klag­te be­daue­re, dass mit den Grundsätzen, die das Ar­beits­ge­richt in Übe­rein­stim­mung mit der Recht­spre­chung des BAG auf­ge­stellt ha­be, Wi­der­rufs­klau­seln a prio­ri in Fra­ge ge­stellt würden, so könne man dies aus Ar­beit­ge­ber­sicht ver­ste­hen. Selbst wenn aber die­se stren­ge Aus­le­gung von ausfüllungs­bedürf­ti­gen Be­grif­fen da­zu führe, dass be­stimm­te Klau­seln in Ar­beits­verträgen

 

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nicht mehr ver­wen­det wer­den könn­ten, sei dies ob­jek­tiv be­trach­tet kein all zu großer Ver­lust. Im Übri­gen sei es un­rich­tig, dass Wi­der­rufs­klau­seln schon dem Grun­de nach gänz­lich zur Dis­po­si­ti­on stünden.

We­gen der wei­te­ren Ein­zel­hei­ten des zweit­in­stanz­li­chen Par­tei­vor­brin­gens wird auf den Schrift­satz der Be­klag­ten und Be­ru­fungskläge­rin vom 19.09.2008 (Bl. 150 ff. d. A.) und auf den­je­ni­gen der Kläge­rin und Be­ru­fungs­be­klag­ten vom 17.11.2008 (Bl. 175 ff. d. A.) Be­zug ge­nom­men.

 

Ent­schei­dungs­gründe

1. Die gemäß §§ 8 Abs. 2, 64 Abs. 1 und 2 ArbGG, 511 ZPO statt­haf­te Be­ru­fung ist form- und frist­ge­recht im Sin­ne von §§ 64 Abs. 6, 66 Abs. 1 ArbGG, 519 ZPO ein­ge­legt und be­gründet wor­den.

Die Be­ru­fung ist da­her zulässig.

2. Die Be­ru­fung hat­te in der Sa­che auch Er­folg.

Der Kläge­rin ste­hen die gel­tend ge­mach­ten Ansprüche nicht zu, da die Be­klag­te die Nut­zungsmöglich­keit des Pkw wirk­sam wi­der­ru­fen hat­te. Die Wi­der­rufsmöglich­keit war wirk­sam ver­ein­bart wor­den (2.1), der kon­kre­te Wi­der­ruf ist aus sach­li­chen Gründen in recht­lich nicht zu be­an­stan­den­der Wei­se er­folgt (2.2).

2.1 Die Be­klag­te hat sich ge­genüber der Kläge­rin wirk­sam den Wi­der­ruf der Pkw-Nut­zung vor­be­hal­ten.

2.1.1 Die Zur­verfügung­stel­lung ei­nes Geschäfts­fahr­zeu­ges der Ka­te­go­rie V ist in der Ne­ben­ab­re­de vom 02.09.2005 ge­re­gelt, dort ist zu­dem auf die „Kon­zern C. P. “ Be­zug ge­nom­men wor­den. In der Ne­ben­ab­re­de ist auf die Möglich­keit des Wi­der­rufs der Über­las­sung des Geschäfts­fahr­zeu­ges gemäß Kon­zern C. P. (Be­en­di­gung/Wi­der­ruf der Gfz-Über­las­sung) be­son­ders hin­ge­wie­sen wor­den. Wei­ter ist ge­re­gelt, dass das Un­ter­neh­men sich darüber hin­aus im Rah­men der Kon­zern C. P. vor­be­hal­te, den Be­rech­tig­ten­kreis aus wirt­schaft­li­chen Gründen ein­zu­schränken und die Geschäfts­fahr­zeugüber­las­sung auch des­halb zu wi­der­ru­fen.

 

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In der Kon­zern C. P. wie­der­um ist un­ter Punkt 9.4 ge­re­gelt, dass für die Nut­zung des Gfz für Geschäfts- und Pri­vat­fahr­ten stren­ge Wirt­schaft­lich­keits­maßstäbe an­zu­le­gen und ein­zu­hal­ten sind. Zu Punkt 12 ist fest­ge­stellt, dass bei Geschäfts­fahr­zeu­gen, die gemäß Ziff. 3 b) ver­ge­ben wur­den, der je­wei­li­ge Ent­schei­der ver­ant­wort­lich für die Über­prüfung der Wirt­schaft­lich­keit sei. Die­se Über­prüfung sei durch ge­eig­ne­te jähr­li­che Maßnah­men si­cher­zu­stel­len. So­weit die Vor­aus­set­zun­gen für die Über­las­sung des Gfz weg­fie­len, ha­be der je­wei­li­ge Ent­schei­der dafür Sor­ge zu tra­gen, dass die Über­las­sung des Gfz wi­der­ru­fen wer­de.

Die­se Re­ge­lun­gen stel­len klar, dass im Hin­blick auf die Fahr­zeugüber­las­sung ein Wi­der­ruf möglich ist; dies er­gibt sich so­wohl aus den ein­zel­nen Re­ge­lun­gen selbst, ins­be­son­de­re aber auch aus der Ge­samt­heit der dies­bezügli­chen Re­ge­lun­gen.

Ins­be­son­de­re ist zunächst ein­mal – und zwar auch für die Ar­beit­neh­me­rin – er­kenn­bar, dass sich die Be­klag­te grundsätz­lich ein Wi­der­rufs­recht über­haupt hin­sicht­lich der Ge­brauchsüber­las­sung vor­be­hal­ten hat. Darüber hin­aus wird deut­lich, und zwar so­wohl in der Ne­ben­ab­re­de als auch in der Kon­zern C. P. , dass ein Wi­der­ruf der Fahr­zeugüber­las­sung „aus wirt­schaft­li­chen Gründen“ er­fol­gen kann. Dies wird in der Ne­ben­ab­re­de bei­spiels­wei­se aus­drück­lich ge­re­gelt; die Ver­fah­rens­re­ge­lun­gen ins­be­son­de­re in Ziff. 12 der Kon­zern C. P. wei­sen auf die Be­deu­tung der „Wirt­schaft­lich­keit“ hin, die jähr­lich über­prüft wer­den soll.

Da­mit ist ver­trag­lich in ei­ner für die Kläge­rin er­kenn­ba­ren Wei­se auf die Möglich­keit des Wi­der­rufs „aus wirt­schaft­li­chen Gründen“ hin­ge­wie­sen wor­den.

2.1.2. Die­se Wi­der­rufsmöglich­keit hält ei­ner Klau­selüber­prüfung an­hand der §§ 305 ff. BGB stand.

2.1.2.1
Da­bei ist zunächst im Grund­satz da­von aus­zu­ge­hen, dass die Ver­ein­ba­rung ei­nes Wi­der­rufs­vor­be­hal­tes ei­ne „ab­wei­chen­de Re­ge­lung“ im Sin­ne des § 307 Abs. 3 BGB dar­stellt.

In der Rechts­spre­chung des Neun­ten Se­nats des Bun­des­ar­beits­ge­richts (BAG vom 19.12.2006 – 9 AZR 294/06 – NZA 2007, 809) wird dar­auf ver­wie­sen, dass es sich bei der Zur­verfügung­stel­lung des Fir­men­wa­gens auch für Pri­vat­fahr­ten um ei­ne Vergütung in Form

 

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ei­ner Sach­leis­tung han­delt und dass der Ar­beit­ge­ber dem­ent­spre­chend im Grund­satz nach § 611 Abs. 1 BGB ver­pflich­tet wäre, während des ge­sam­ten Be­stan­des des Ar­beits­verhält­nis­ses die Pri­vat­nut­zung des Fahr­zeu­ges zu ermögli­chen. Das ver­ein­bar­te Wi­der­rufs­recht ände­re die­se Si­tua­ti­on, dem Ar­beit­neh­mer sol­le eben nur für den Fall des „Nicht­wi­der­rufs“ die Nut­zung des Dienst­wa­gens auch für pri­va­te Zwe­cke ge­stat­tet sein. Ob die das Wi­der­rufs­recht ein­zuräum­en­de Re­ge­lung wirk­sam ist, be­stim­me sich nach ih­rer Zu­mut­bar­keit, § 308 Nr. 4 BGB. Ein in all­ge­mei­nen Geschäfts­be­din­gun­gen vom Ver­wen­der sich vor­be­hal­te­nes Recht, von der ver­spro­che­nen Leis­tung ab­zu­wei­chen, sei nur dann wirk­sam ver­ein­bart, wenn der Vor­be­halt nach § 308 Nr. 4 BGB un­ter Berück­sich­ti­gung der In­ter­es­sen des Ver­wen­ders auch dem an­de­ren Ver­trags­teil zu­mut­bar sei. Die Wi­der­rufs­re­ge­lung müsse darüber hin­aus von ih­rer in­halt­li­chen Fas­sung den An­for­de­run­gen des § 308 Nr. 4 BGB i.V.m. § 307 BGB genügen; dies be­deu­te, dass sie nicht zu weit­ge­hend sein dürfe. Denn für die nach §§ 307 ff. BGB vor­zu­neh­men­de In­halts­kon­trol­le sei un­er­heb­lich, ob ob­jek­tiv ei­ne In­ter­es­sen­la­ge der Be­tei­lig­ten ge­ge­ben ist, wo­nach im Streit­fall Wi­der­rufs­gründe in Be­tracht kom­men, die für den Ar­beit­neh­mer nicht un­zu­mut­bar sei­en. Von Be­deu­tung sei nur, was der Ver­wen­der der All­ge­mei­nen Geschäfts­be­din­gun­gen im Text der Vor­be­halts­be­stim­mung zum Aus­druck ge­bracht ha­be. Ei­ne Wi­der­rufs­klau­sel sei schon aus Gründen des Trans­pa­renz­ge­bo­tes nach § 307 Abs. 1 Satz 2 BGB so zu fas­sen, dass der Ar­beit­neh­mer wis­se, in wel­chen Fällen er mit der Ausübung des Wi­der­rufs rech­nen müsse. Die­sem Ge­sichts­punkt kom­me in der be­trieb­li­chen Pra­xis be­son­de­res Ge­wicht zu, weil der Ar­beit­neh­mer zum ei­nen die Möglich­keit ha­ben müsse, sich auf ei­nen dro­hen­den Wi­der­ruf recht­zei­tig ein­zu­stel­len (z. B. durch den Er­werb ei­nes ei­ge­nen Kraft­fahr­zeu­ges) und ihm zum an­de­ren die Ge­le­gen­heit ge­ge­ben sein müsse, den Ein­tritt der Vor­aus­set­zun­gen für das vor­be­hal­te­ne Wi­der­rufs­recht zu ver­hin­dern (BAG a.a.O.).

In der Ent­schei­dung des Bun­des­ar­beits­ge­richts vom 12.01.2005 (BAG vom 12.01.2005 – 5 AZR 364/04 – NZA 2005, 465) hat der Fünf­te Se­nat des Bun­des­ar­beits­ge­richts im Hin­blick auf die Not­wen­dig­keit der Klar­heit und Verständ­lich­keit ei­ner ent­spre­chen­den Be­stim­mung her­aus­ge­stellt, dass Vor­aus­set­zun­gen und Um­fang der vor­be­hal­te­nen Ände­run­gen möglichst kon­kre­ti­siert wer­den müss­ten. Die wi­der­ruf­li­che Leis­tung müsse nach Art und Höhe ein­deu­tig sein, da­mit der Ar­beit­neh­mer er­ken­nen könne, was ggf. „auf ihn zu­kom­me“. Bei den Vor­aus­set­zun­gen der Ände­run­gen, al­so den Wi­der­rufs­gründen, müsse sich zu­min­dest die Rich­tung an­ge­ben las­sen, aus der der Wi­der­ruf möglich sein sol­le (wirt­schaft­li­che Gründe, Leis­tung oder Ver­hal­ten des Ar­beit­neh­mers). Der Grad der Störung (wirt­schaft­li­che Not­la­ge des Un­ter­neh­mens, ne­ga­ti­ves wirt­schaft­li­ches Er­geb­nis der Be­triebs­ab­tei­lung, nicht aus­rei­chen­der Ge­winn, Rück­gang bzw. Nicht­er­rei­chen der er­war­te­ten wirt­schaft­li­chen Ent­wick­lun­gen, un­ter­durch­schnitt­li­che Leis­tun­gen des

 

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Ar­beit­neh­mers, schwer­wie­gen­de Pflicht­ver­let­zun­gen) müsse kon­kre­ti­siert wer­den, wenn der Ver­wen­der hier­auf ab­stel­len wol­le und nicht schon all­ge­mein auf die wirt­schaft­li­che Ent­wick­lung, die Leis­tung oder das Ver­hal­ten des Ar­beit­neh­mers gestütz­te Gründe nach dem Um­fang des Ände­rungs­vor­be­hal­tes aus­rei­chen und nach der Ver­trags­re­ge­lung auch aus­rei­chen sol­len (BAG a.a.O.; bestätigt in BAG vom 11.10.2006 – 5 AZR 721/05 – NZA 2007, 87).

2.1.2.2
Un­ter Be­ach­tung und in An­wen­dung die­ser Grundsätze war im Streit­fall da­von aus­zu­ge­hen, dass der Wi­der­rufs­vor­be­halt „aus wirt­schaft­li­chen Gründen“, wie er hier ver­ein­bart wor­den war, der Prüfung an­hand die­ser Kri­te­ri­en standhält.

Da­bei ist zunächst ein­mal fest­zu­stel­len, dass der hier streit­ge­genständ­li­che vor­be­hal­te­ne Wi­der­ruf – an­ders als in den ge­nann­ten Ent­schei­dun­gen des Bun­des­ar­beits­ge­richts – nicht „je­der­zeit“, „ge­ne­rell“ und oh­ne Vor­lie­gen be­son­de­rer Gründe er­fol­gen können soll. Viel­mehr wird deut­lich, dass der Wi­der­ruf (nur) „aus wirt­schaft­li­chen Gründen“ möglich sein soll. Dies er­gibt sich aus der For­mu­lie­rung der Ne­ben­ab­re­de, und zwar dort im Zu­sam­men­hang mit der „Ein­schränkung des Be­rech­tig­ten­krei­ses“. Der Sa­che nach ist nämlich – und zwar auch für die Ar­beit­neh­me­rin er­kenn­bar – die „Ein­schränkung des Be­rech­tig­ten­krei­ses“ dem zu­vor ge­nann­ten „Wi­der­ruf“ gleich­ge­stellt bzw. als Un­ter­fall des­sel­ben an­zu­se­hen.

Der Zu­sam­men­hang zwi­schen der „Wirt­schaft­lich­keit“ der Nut­zungsüber­las­sung und der Möglich­keit der Be­en­di­gung bzw. dem Wi­der­ruf der­sel­ben ist zu­dem in der Kon­zern C. P. deut­lich ge­wor­den. Ins­be­son­de­re in Ziff. 12 Abs. 6 der Kon­zern C. P. wird dar­auf Be­zug ge­nom­men, dass je­weils ei­ne Über­prüfung der Wirt­schaft­lich­keit statt­zu­fin­den ha­be und dass für den Fall, dass die Vor­aus­set­zun­gen für die Über­las­sung des Fahr­zeu­ges weg­ge­fal­len sind, dafür Sor­ge zu tra­gen ist, dass die Über­las­sung „wi­der­ru­fen“ wird.

Da­mit wird deut­lich, dass so­wohl in der Kon­zern C. P. als auch in der Ne­ben­ab­re­de zum Ar­beits­ver­trag die Ge­brauchsüber­las­sung un­ter ei­nen Wi­der­rufs­vor­be­halt ge­stellt ist, hin­sicht­lich des­sen Vor­aus­set­zun­gen je­den­falls die „Rich­tung“, nämlich eben „wirt­schaft­li­che Gründe“, deut­lich in den schrift­li­chen Re­ge­lun­gen nie­der­ge­legt und für die Ar­beit­neh­me­rin er­kenn­bar ist.

Die so be­nann­ten „wirt­schaft­li­chen Gründe“ stel­len – we­nigs­tens im Streit­fal­le – ei­ne hin­rei­chen­de Kon­kre­ti­sie­rung des Wi­der­rufs­vor­be­hal­tes dar. Denn zur wei­te­ren Ausfüllung die­ses Be­grif­fes kann im Streit­fal­le auf die der Einräum­ung der Nut­zung zu­grun­de ge­leg­ten

 

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Vor­aus­set­zun­gen zurück­ge­grif­fen wer­den. Die am Trans­pa­renz­ge­bot des § 307 Abs. 1 Satz 2 BGB aus­ge­rich­te­te Klau­selüber­prüfung muss sich an­hand des Empfänger­ho­ri­zon­tes voll­zie­hen. Die Ar­beit­neh­me­rin muss – nach der zi­tier­ten Recht­spre­chung - wis­sen, was auf sie „zu­kommt“, sie muss sich ge­ge­be­nen­falls dar­auf (vor­her) ein­stel­len und den Ein­tritt der Vor­aus­set­zun­gen für den Wi­der­ruf even­tu­ell „ab­wen­den“ können. Hier­zu wie­der­um wird sie sich des Wis­sens be­die­nen können, das sie hin­sicht­lich des Ak­tes der Zur­verfügung­stel­lung des GfZ er­wor­ben hat. Denn wenn sie dort, gleich­sam bei der Be­an­tra­gung der Zur­verfügung­stel­lung des Fahr­zeu­ges , be­stimm­te An­ga­ben zum Nut­zungs­um­fang ma­chen muss­te, um über­haupt ei­ne sol­che Zur­verfügung­stel­lung zu er­rei­chen, so muss­te ihr zu­gleich deut­lich wer­den, dass der Ar­beit­ge­ber ge­nau je­ne Kri­te­ri­en ei­ner Prüfung der Wirt­schaft­lich­keit und da­mit der Ver­ga­be des Fahr­zeu­ges zu­grun­de le­gen wer­de. Der Fort­fall der dort als Vor­aus­set­zung auf­geführ­ten Da­ten kann da­mit in den Kon­text der für den Wi­der­ruf ge­nann­ten „wirt­schaft­li­chen Gründe“ mit ein­ge­le­sen wer­den; er be­stimmt – und zwar ge­ra­de aus dem Empfänger­ho­ri­zont – den im Ver­trags­text ver­wen­de­ten Be­griff näher und kon­kre­ti­siert ihn wei­ter. Bei die­ser Kon­kre­ti­sie­rung han­delt es sich nicht um ei­ne ergänzen­de Ver­trags­aus­le­gung, mit der ein Kri­te­ri­um in den Ver­trag hin­ein­ge­le­sen würde, son­dern – al­lei­ne - um die Aus­le­gung ei­nes im Ver­trags­text be­reits nie­der­ge­leg­ten Be­grif­fes.

Be­zo­gen auf den Streit­fall war fest­zu­stel­len, dass die Einräum­ung der Nut­zungsmöglich­keit von der Prüfung abhängig ge­macht wor­den war, wie vie­le Dienst­rei­sen mit wel­chen Ki­lo­me­ter­zah­len für das je­wei­li­ge Jahr zu pro­gnos­ti­zie­ren wa­ren. Die Kläge­rin hat die­ses Ver­fah­ren in Be­zug auf ih­ren An­trag auf Über­las­sung ei­nes Fahr­zeu­ges selbst durch­lau­fen; sie wuss­te, dass die Ge­neh­mi­gung für die Nut­zung ei­nes Geschäfts­fahr­zeu­ges an­hand die­ser pro­gnos­ti­zier­ten Nut­zungs­da­ten er­fol­gen wer­de. Dies er­gibt sich auch aus Ziff. 3 der Kon­zern C. P. , die den Be­rech­tig­ten­kreis re­gelt. Dort ist, ab­ge­se­hen von den Be­rech­tig­ten nach Buch­sta­ben A und B, die Be­rech­ti­gung für ei­nen wei­te­ren Per­so­nen­kreis da­von abhängig ge­macht wor­den, dass dies aus markt- und wirt­schaft­li­chen Ge­sichts­punk­ten sinn­voll er­scheint. Wei­ter ist dar­auf hin­ge­wie­sen, dass das Vor­lie­gen die­ser Ge­sichts­punk­te durch das Un­ter­neh­men re­gelmäßig über­prüft wer­de. An­ge­sichts die­ser Re­ge­lung in der Kon­zern C. P. und der Not­wen­dig­keit der Dar­le­gung der Pro­gno­se durch die Kläge­rin, in­wie­weit die­se Vor­aus­set­zun­gen in der Ziff. 3 der Kon­zern C. P. erfüllt sind, war für sie er­kenn­bar, dass ge­ra­de die­se Da­ten, nämlich die pro­gnos­ti­zier­te Ki­lo­me­ter­leis­tung und die pro­gnos­ti­zier­te An­zahl der Ta­ge im Jahr, an de­nen das Fahr­zeug dienst­lich benötigt wer­de, den Be­griff der „wirt­schaft­li­chen Gründe“ näher ausfüllen würden.

Zu­min­dest un­ter Ein­be­zie­hung die­ser Ge­sichts­punk­te er­weist sich der Be­griff der „wirt­schaft­li­chen Gründe“ mit­hin als so kon­kret, dass die Wi­der­rufs­klau­sel als hin­rei­chend

 

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be­stimmt und dem Trans­pa­renz­ge­bot des § 307 Abs. 1 Satz 2 BGB genügend an­zu­se­hen war.

2.1.3
Die Ver­ein­ba­rung des Wi­der­rufs war auch un­ter grundsätz­li­chen Ge­sichts­punk­ten zu­mut­bar im Sin­ne von § 308 Nr. 4 BGB. Der Ent­zug der Nut­zung des Pkw be­trifft deut­lich we­ni­ger als 25 % des re­gelmäßigen Ver­diens­tes der Kläge­rin, der Ver­trags­in­halts­schutz des § 2 KSchG steht dem Wi­der­ruf mit­hin nicht ent­ge­gen (vg. hier­zu BAG vom 12.1.2005 – 5 AZR 364/04 – NZA 2005, 465; BAG vom 11.10.2006 – 5 AZR 721/05 – NZA 2007, 87)

2.2 Auch der kon­kret vor­ge­nom­me­ne Wi­der­ruf durch die Be­klag­te be­geg­net bei der Ausübungs­kon­trol­le kei­nen durch­grei­fen­den recht­li­chen Be­den­ken.

Es ist er­kenn­bar ge­wor­den, dass die tatsächli­chen Da­ten, nämlich die tatsächli­che Zahl der Dienst­rei­sen pro Jahr und die tatsächli­chen Ki­lo­me­ter­leis­tun­gen der Kläge­rin, hin­ter den pro­gnos­ti­zier­ten zurück­ge­blie­ben sind. Dies er­folg­te auch in ei­ner nicht un­er­heb­li­chen Wei­se, so dass der von der Be­klag­ten vor­ge­nom­me­ne Wi­der­ruf je­den­falls nicht willkürlich, son­dern viel­mehr sach­lich nach­voll­zieh­bar war.

3. War der Wi­der­ruf wirk­sam vor­be­hal­ten und zulässi­ger­wei­se aus­geübt, muss­te die Kla­ge ab­ge­wie­sen wer­den.

Die Kos­ten­ent­schei­dung be­ruht auf § 91 ZPO.

4. Die Zu­las­sung der Re­vi­si­on er­folg­te gemäß § 72 Abs. 2 ArbGG we­gen grundsätz­li­cher Be­deu­tung der Fra­ge der Trans­pa­renz ei­ner Wi­der­rufs­klau­sel.

 

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Rechts­mit­tel­be­leh­rung

Ge­gen die­ses Ur­teil kann von der Kläge­rin bei dem

Bun­des­ar­beits­ge­richt,

Hu­go-Preuß-Platz 1, 99084 Er­furt

(Post­adres­se: 99113 Er­furt),

Re­vi­si­on ein­ge­legt wer­den. Die Re­vi­si­on muss in­ner­halb

ei­ner Not­frist von ei­nem Mo­nat

schrift­lich beim Bun­des­ar­beits­ge­richt ein­ge­legt wer­den.

Sie ist gleich­zei­tig oder in­ner­halb

ei­ner Frist von zwei Mo­na­ten

schrift­lich zu be­gründen.

Bei­de Fris­ten be­gin­nen mit der Zu­stel­lung des in vollständi­ger Form ab­ge­setz­ten Ur­teils, spätes­tens aber mit Ab­lauf von fünf Mo­na­ten nach der Verkündung.

Die Re­vi­si­ons­schrift muss die Be­zeich­nung des Ur­teils, ge­gen das die Re­vi­si­on ge­rich­tet wird und die Erklärung ent­hal­ten, dass ge­gen die­ses Ur­teil Re­vi­si­on ein­ge­legt wer­de.

Die Re­vi­si­ons­schrift und die Re­vi­si­ons­be­gründung müssen von ei­nem Rechts­an­walt un­ter­zeich­net sein.
Für d. Kläger ist kein Rechts­mit­tel ge­ge­ben.

Auf die Möglich­keit der Nicht­zu­las­sungs­be­schwer­de gem. § 72 a ArbGG wird hin­ge­wie­sen.

Der Schrift­form wird auch durch Ein­rei­chung ei­nes elek­tro­ni­schen Do­ku­ments i. S. d. § 46b ArbGG genügt. Nähe­re In­for­ma­tio­nen da­zu fin­den sich auf der In­ter­net­sei­te des Bun­des­ar­beits­ge­richts un­ter www.bun­des­ar­beits­ge­richt.de.
 

B. zu­gleich f. Eh­Ri G., der länger­fris­tig er­krankt ist

Be.

 

 


 

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