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ArbG Ber­lin, Ur­teil vom 14.11.2011, 36 Ca 3627/11

   
Schlagworte: Menschenrechte, Mobbing, Lohnklage
   
Gericht: Arbeitsgericht Berlin
Aktenzeichen: 36 Ca 3627/11
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 14.11.2011
   
Leitsätze:
Vorinstanzen:
   

Ar­beits­ge­richt Ber­lin
Geschäfts­zei­chen (bit­te im­mer an­ge­ben)
36 Ca 3627/11  

Verkündet

am 14.06.2011

Ge­richts­beschäftig­tek
als Ur­kunds­be­am­ter/in
der Geschäfts­stel­le

 

Im Na­men des Vol­kes

Ur­teil

 

In Sa­chen

- Kläge­rin -

PP

- Be­klag­ter -

hat das Ar­beits­ge­richt Ber­lin, 36. Kam­mer, auf die münd­li­che Ver­hand­lung vom 14.06.2011
durch den Rich­ter am Ar­beits­ge­richt K als Vor­sit­zen­der
so­wie die eh­ren­amt­li­chen Rich­ter Frau S und Herr M
für Recht er­kannt:

I.
Die Kla­ge wird ab­ge­wie­sen.

II.
Die Kos­ten des Rechts­streits hat die Kläge­rin bei ei­nem Gebühren­wert von 71.527,97 EUR zu tra­gen.

III.
Der Werd des Streit­ge­gen­stan­des wird auf 70.754,00 EUR fest­ge­setzt.

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Tat­be­stand

Die Rechts­vorgänge­rin der Kläge­rin und der Be­klag­te, bei­de kei­ne deut­schen Staats­an­gehöri­gen, stan­den je­den­falls in ei­nem Ar­beits­verhält­nis.

Der Be­klag­te ist als At­ta­che ak­kre­di­tier­tes Mit­glied der Bot­schaft des König­reichs S in Ber­lin, die Rechts­vorgänge­rin der Kläge­rin ar­bei­te­te als Haus­an­ge­stell­te im Fa­mi­li­en­haus­halt des Be­klag­ten.

Im Rah­men der 9. März 2011 bei dem Ar­beits­ge­richt Ber­lin ein­ge­gan­ge­nen und dem Be­klag­ten am 15. März 2011 zu­ge­stell­ten Kla­ge trägt die Kläge­rin vor, Ansprüche aus ab­ge­tre­te­nem Recht gel­tend zu ma­chen. Ih­re Rechts­vorgänge­rin sei mit der Fa­mi­lie des Be­klag­ten nach Ber­lin ge­kom­men. Dort sei der Rei­se­pass un­zugäng­lich auf­be­wahrt wor­den. Die Tätig­kei­ten im Haus­halt sei­en aus­beu­te­risch ge­we­sen, ih­re Rechts­vorgänge­rin sei der Frei­heit be­raubt, zu­dem see­lisch so­wie körper­lich miss­han­delt und ins­be­son­de­re von ei­ner Ehe­frau und ei­nem Kind des Be­klag­ten ge­schla­gen wor­den.

Nach­dem sich ih­re Rechts­vorgänge­rin des Rei­se­pas­ses ha­be bemäch­ti­gen können, sei je­ne am 30. No­vem­ber 2010 aus der Woh­nung in ei­ne Ein­rich­tung für ver­folg­te Men­schen geflüch­tet.

Am 15. Fe­bru­ar 2011 ha­be sie ih­re Ansprüche an die Kläge­rin ab­ge­tre­ten.

Die Kläge­rin be­an­tragt die Vor­la­ge des Rechts­strei­tes bei dem Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt gern. Art. 100 Abs. 2 GG bzw. Art. 100 Abs. 1 GG. Des Wei­te­ren regt sie an, durch An­fra­ge des Ge­richts bei der Bot­schaft des König­reichs S an­zu­fra­gen, ob sei­tens des König­reichs S auf die Im­mu­nität des Be­klag­ten ver­zich­tet bzw. ei­nem Ver­zicht durch den Be­klag­ten zu­ge­stimmt wer­de.

Die Kläge­rin be­an­tragt un­ter Kla­gerück­nah­me im Übri­gen,

den Be­klag­ten zu ver­ur­tei­len, an die Kläge­rin 1. (Ent­gelt­ansprüche) 14.950,00 EUR brut­to nebst Zin­sen in Höhe von fünf Pro­zent­punk­ten über dem Ba­sis­zins­satz

- auf den Be­trag von 700,00 EUR seit dem 1. Mai 2009,

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- auf den Be­trag von mo­nat­lich je­weils 750,00 EUR seit je­dem Mo­nats­an­fang von Ju­ni 2009 bis No­vem­ber 2010

zu zah­len;

2. (Über­stun­den)

15.804,00 EUR nebst Zin­sen in Höhe von fünf Pro­zent­punk­ten über dem Ba­sis­zins­satz

- auf den Be­trag von 7.704,00 EUR seit dem 1. Ja­nu­ar 2010 und

- auf den Be­trag von 8.100,00 EUR seit dem 1. No­vem­ber 2010 zu zah­len;

3. (Schmer­zens­geld)

im­ma­te­ri­el­len Scha­dens­er­satz zu zah­len, des­sen Höhe in das Er­mes­sen des Ge­richts ge­stellt wird, des­sen Höhe aber 40.000,00 EUR nicht un­ter­schrei­ten soll­te, zu­dem auf den zu­ge­spro­che­nen Be­trag Zin­sen in Höhe von fünf Pro­zent­punk­ten über dem Ba­sis­zins­satz seit Kla­ge­zu­stel­lung zu zah­len.

Der Be­klag­te be­an­tragt,

die Kla­ge als un­zulässig ab­zu­wei­sen.

Er trägt vor, er ha­be Be­weis­mit­tel in der Hand, die den Vor­trag der Kläge­rin wi­der­le­gen würden.

Zu­dem be­ru­fe er sich auf die di­plo­ma­ti­sche Im­mu­nität. Hier­aus fol­ge, dass nur ei­ne ab­ge­son­der­te münd­li­che Ver­hand­lung über die Im­mu­nität zulässig sei, nicht je­doch ein Güte-und Kam­mer­ter­min. Vor­lie­gend könne be­reits nach Ak­ten­la­ge ent­schie­den wer­den.

We­gen der Ein­zel­hei­ten des Par­tei­vor­brin­gens wird auf den vor­ge­tra­ge­nen In­halt der ge­wech­sel­ten Schriftsätze nebst An­la­gen Be­zug ge­nom­men.

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Ent­schei­dungs­gründe

I. Die Kla­ge war ab­zu­wei­sen.

1. Die Ent­schei­dung be­durf­te der münd­li­chen Ver­hand­lung durch die Kam­mer gern. §§ 54, 55 Abs. 2, 57 ArbGG, denn ei­ne Ent­schei­dung von Ar­beits­ge­rich­ten ist oh­ne münd­li­che Ver­hand­lung nur un­ter der Vor­aus­set­zung nach § 55 Abs. 1 Ein­lei­tungs­satz ArbGG in den in § 55 Abs. 2 ArbGG ab­sch­ließend auf­geführ­ten Fällen möglich. Die Ent­schei­dung über die Zulässig­keit ei­ner Kla­ge gehört nicht hier­zu.

Die Be­frei­ung von der deut­schen Ge­richts­bar­keit nach § 18 GVG ist ein Ver­fah­rens­hin­der­nis, über des­sen Vor­lie­gen im We­ge ei­nes Zwi­schen­streits nach §§ 46 Abs. 2 ArbGG, 280 ZPO ent­schie­den wer­den kann_ Bei ei­nem be­ste­hen­den Ver­fah­rens­hin­der­nis­ses ist die Kla­ge je­doch ins­ge­samt durch Pro­zes­s­ur­teil als un­zulässig ab­zu­wei­sen (vgl. BAG, Ur­teil vom 23. No­vem­ber 2000 - 2 AZR 490/99 -, zi­tiert nach ju­ris).

2. Der Rechts­streit war zur Ent­schei­dung reif.

a. Es war sei­tens des er­ken­nen­den Ge­richts kei­ne Ent­schei­dung des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts nach Art. 100 Abs. 2 GG darüber ein­zu­ho­len, wel­che Reich­wei­te die Re­geln des Wie­ner Übe­r­ein­kom­men über di­plo­ma­ti­sche Be­zie­hun­gen (nach­fol­gend WÜD) ha­ben.

Nach Art. 31 WÜD ge­nießt ein Di­plo­mat Im­mu­nität von der Straf­ge­richts­bar­keit des Emp­fangs­staats, fer­ner steht ihm Im­mu­nität von des­sen Zi­vil- und Ver­wal­tungs­ge­richts­bar­keit zu (Art. 31 Abs. 1 WÜD), ab­ge­se­hen von hier nicht ein­schlägi­gen Aus­nah­men. Als Di­plo­mat gel­ten der Mis­si­ons­chef und die Mit­glie­der des di­plo­ma­ti­schen Per­so­nals der Mis­si­on (Art. 1 Buchst. e) WÜD). Auf die Im­mu­nität von der Ge­richts­bar­keit, die ei­nem Di­plo­ma­ten zu­steht, kann der Ent­sen­de­staat ver­zich­ten (Art. 32 Abs. 1 WÜD), der Ver­zicht muss stets aus­drück­lich erklärt wer­den (Art. 32 Abs. 2 WÜD).

We­der hin­sicht­lich des Be­ste­hens noch hin­sicht­lich der Trag­wei­te die­ser all­ge­mei­nen Re­geln des Völker­rechts lie­gen ob­jek­tiv ernst­zu­neh­men­de Zwei­fel vor.

Un­strei­tig ist das Recht des di­plo­ma­ti­schen Ver­kehrs zwi­schen Staa­ten in dem ein­schlägi­gen Wie­ner Übe­r­ein­kom­men über di­plo­ma­ti­sche Be­zie­hun­gen als Teil des Völker­rechts ko­di­fi­ziert (vgl. BVerfG, Be­schluss vorn 6. De­zem­ber 2006 - 2 BvM 9/03 -, zi­tiert nach ju­ris).

Die di­plo­ma­ti­sche Im­mu­nität von recht­li­cher Ver­fol­gung kennt grundsätz­lich kei­ne Aus­nah­men für be­son­ders gra­vie­ren­de Rechts­verstöße; der Di­plo­mat kann in sol­chen Fällen

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nur zur per­so­na non gra­ta (Art. 9 WÜD) erklärt wer­den. Da­ne­ben be­steht die Möglich­keit, auf völker­recht­li­cher Ebe­ne ge­gen den Ent­sen­de­staat vor­zu­ge­hen (vgl. auch BVerfG, Be­schluss vom 10. Ju­ni 1997 - 2 BvR 1516/96 -, zi­tiert nach ju­ris). Dies er­gibt sich un­mit­tel­bar aus dem Sinn der di­plo­ma­ti­schen Im­mu­nität, die nur ein­greift, wenn der Di­plo­mat an­geb­lich oder tatsächlich ge­gen das Recht des Emp­fangs­staa­tes verstößt. Im­mu­nität zu gewähren, er­gibt über­haupt erst bei ei­ner sol­chen rechts­wid­ri­gen Hand­lung ei­nen Sinn (vgl. BVerfG a.a.O.).

Dürf­ten der Emp­fangs­staat und al­so auch sei­ne Ge­rich­te mit an­de­ren als den vom Di­plo­ma­ten­recht vor­ge­se­he­nen Mit­teln ge­gen den Di­plo­ma­ten vor­ge­hen, so würden die Grund­la­gen der di­plo­ma­ti­schen Be­zie­hun­gen erschüttert, die ein Zu­sam­men­le­ben der Staa­ten erst ermögli­chen. Die Un­ver­letz­lich­keit der Di­plo­ma­ten als ei­ne der ältes­ten Gewähr­leis­tun­gen des Völker­ge­wohn­heits­rechts ist fun­da­men­ta­le Vor­aus­set­zung für die Pfle­ge zwi­schen­staat­li­cher Be­zie­hun­gen. Im Ver­lauf der Ge­schich­te ha­ben da­her Staa­ten al­ler Kul­tu­ren die zu die­sem Zweck be­ste­hen­den ge­gen­sei­ti­gen Ver­pflich­tun­gen be­ach­tet. Die In­sti­tu­ti­on der Di­plo­ma­tie mit ih­ren Pri­vi­le­gi­en und Im­mu­nitäten hat sich im Lau­fe der Jahr­hun­der­te als un­ver­zicht­ba­res In­stru­ment der ef­fek­ti­ven Ko­ope­ra­ti­on in­ner­halb der in­ter­na­tio­na­len Ge­mein­schaft er­wie­sen, das es den Staa­ten er­laubt, un­abhängig von ih­ren un­ter­schied­li­chen Ver­fas­sungs- und So­zi­al­sys­te­men ein ge­gen­sei­ti­ges Verständ­nis zu ent­wi­ckeln und ih­re Mei­nungs­ver­schie­den­hei­ten mit fried­li­chen Mit­teln bei­zu­le­gen (vgl. BVerfG a.a.O.).

Die Kom­ple­xität der heu­ti­gen in­ter­na­tio­na­len Ge­mein­schaft ver­langt mehr denn je, dass die Re­geln, die den ge­ord­ne­ten Fort­schritt der Be­zie­hun­gen zwi­schen ih­ren Mit­glie­dern si­chern, dau­er­haft und mit größter Sorg­falt re­spek­tiert wer­den. Zusätz­lich ist die be­son­de­re Rol­le der Ge­gen­sei­tig­keit im Di­plo­ma­ten­recht zu be­ach­ten: Je­der Emp­fangs­staat ist zu­gleich Ent­sen­de­staat; je­de Ein­schränkung und je­der Ver­s­toß ge­gen di­plo­ma­ti­sche Im­mu­nitäten und Vor­rech­te kann - recht­lich oder fak­tisch - auf die ei­ge­nen Di­plo­ma­ten und ih­re An­gehöri­gen im Aus­land zurück­wir­ken (vgl. BVerfG a.a.O.).

Die Re­geln des Di­plo­ma­ten­rechts stel­len des­halb ei­ne in sich ge­schlos­se­ne Ord­nung dar, die die mögli­chen Re­ak­tio­nen auf Miss­bräuche der di­plo­ma­ti­schen Vor­rech­te und Im­mu­nitäten ab­sch­ließend um­schreibt (vgl. BVerfG a.a.O.).

b. Auch muss­te kei­ne Vor­la­ge nach Art. 100 Abs. 1 GG er­fol­gen.

Ein Ge­richt kann die Ent­schei­dung des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts über die Ver­fas­sungsmäßig­keit ei­ner Norm nach Art. 100 Abs. 1 GG nur ein­ho­len, wenn bei of­fen­sicht­lich meh­re­ren in Be­tracht kom­men­den Aus­le­gungsmöglich­kei­ten kei­ne

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ver­fas­sungs­kon­for­men Aus­le­gung möglich ist (vgl. BVerfG, Be­schluss vom 12. Fe­bru­ar 1992 - 1 BvL 21/88 -, zi­tiert nach ju­ris).

Zwar wird es auf­grund von § 18 GVG nicht möglich sein, et­wai­ge Ansprüche ge­gen den Be­klag­ten, den kläge­ri­schen Vor­trag als wahr un­ter­stellt, vor bun­des­deut­schen Ge­rich­ten für Ar­beits­sa­chen gel­tend zu ma­chen.

Die­ses ist auf­grund der ho­hen Stel­lung der In­sti­tu­ti­on der Di­plo­ma­tie hin­zu­neh­men, zu­mal die Rechts­vorgänge­rin der Kläge­rin nicht schutz­los ge­stellt ist.

Gestützt auf die all­ge­mei­nen Auf­op­fe­rungs­grundsätze hat ein Drit­ter, der ein Son­der­op­fer er­bracht hat, An­spruch auf Er­satz (vgl. auch BGH, Ur­teil vorn 3. März 2011 - III ZR 174/10 -, zi­tiert nach ju­ris).

Denn in dem Fall, dass tatsächlich be­ste­hen­de Ansprüche der Rechts­vorgänge­rin der Kläge­rin ge­genüber dem Be­klag­ten nicht ge­richt­lich gel­tend ge­macht wer­den können, wird ein Entschädi­gungs­an­spruch auf­grund ei­ner rechtmäßigen ho­heit­li­che Maßnah­me der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land als Ge­setz­ge­ber des § 18 GVG be­ste­hen, weil die­se Vor­schrift zu ei­nem un­mit­tel­ba­ren Ein­griff in ei­ne geschütz­te Ei­gentümer­po­si­ti­on der Rechts­vorgänge­rin der Kläge­rin der­ge­stalt geführt hat, dass die schädi­gen­de Aus­wir­kung für die kon­kre­te Betäti­gung ho­heit­li­chen Han­delns ty­pisch ist und aus der Ei­gen­art der ho­heit­li­chen Maßnah­me folgt. Bei den Nach­tei­len, die der Rechts­vorgänge­rin der Kläge­rin auf­grund der Im­mu­nität des Be­klag­ten ent­stan­den sein könn­ten, dürf­te es sich um Nach­tei­le hand­ein, die in ei­nem in­ne­ren Zu­sam­men­hang mit der schädi­gen­den ho­heit­li­chen Maßnah­me ste­hen und die ty­pi­scher­wei­se in die­ser selbst an­ge­legt, al­so un­mit­tel­bar sein wer­den (vgl. auch Saarländi­sches OLG, Ur­teil vom 19. April 2011 - 4 U 314/10 -, zi­tiert nach ju­ris).

Ob die Norm­set­zung als rechtmäßiges ho­heit­li­ches Han­deln zu ei­nem un­zu­mut­ba­ren Son­der­op­fer auf Sei­ten der Rechts­vorgänge­rin der Kläge­rin der­ge­stalt geführt hat, dass in ei­ne geschütz­te Ei­gen­tums­po­si­ti­on nach Dau­er, Art, In­ten­sität und Aus­wir­kung schwer und un­erträglich mit der Fol­ge ein­ge­grif­fen wur­de, dass hier­aus Leis­tungs­ansprüche ge­genüber der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land ent­stan­den sein könn­ten, wer­den die Ge­rich­te der or­dent­li­chen Ge­richts­bar­keit als die gern. Art 34 Satz 3 GG, § 17 Abs. 2 Satz 2 GVG aus­sch­ließlich zuständi­gen Ge­rich­te zu ent­schei­den ha­ben.

3. Die Kla­ge hat kei­nen Er­folg. Da die deut­sche Ge­richts­bar­keit nicht ge­ge­ben ist, war die Kla­ge auf An­trag des Be­klag­ten als un­zulässig ab­zu­wei­sen.

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Da­bei kann da­hin­ste­hen, ob die Kläge­rin, die aus ab­ge­tre­te­nem Recht Ansprüche der der Im­mu­nität nach Art. 37 Abs, 4 WÜD un­ter­lie­gen­den Rechts­vorgänge­rin gel­tend macht, ei­ner Be­frei­ung nach Art. 32 WÜD be­darf (vgl. zum Streit­stand BGH, Be­schluss vom 30. März 2011 - XII ZB 300/10 -, zi­tiert nach ju­ris).

Je­den­falls fehlt es an der Zuständig­keit der deut­schen Ge­richts­bar­keit, weil Im­mu­nität des Be­klag­ten nach § 18 GVG be­steht.

Gemäß Art. 31 Abs. 1 Satz 2 WÜD ge­nießt der Di­plo­mat grundsätz­lich Im­mu­nität von der
Zi­vil­ge­richts­bar­keit des Emp­fangs­staats. Das König­reich S ist dem WÜD am 12.
März 1981 bei­ge­tre­ten (BGBl. 11 1981 S. 572). Der Be­klag­te ist un­strei­tig als Mit­glied des di­plo­ma­ti­schen Per­so­nals zur Di­plo­ma­ten­lis­te an­ge­mel­det und da­mit Di­plo­mat im Sin­ne von Art. 31 Abs. 1, Art. 1 Buchst. e) WÜD.

Der Ent­sen­de­staat hat nicht auf die Im­mu­nität von den Ge­rich­ten für Ar­beits­sa­chen ver­zich­tet, Art. 32 Abs. 1, 2 WÜD. Da­bei ist es nicht Auf­ga­be des er­ken­nen­den Ge­richts, den Ent­sen­de­staat des Be­klag­ten zu ei­ner Erklärung über ei­nen Ver­zicht nach Art. 32 WÜD auf­zu­for­dern, viel­mehr hat die kla­gen­de Par­tei die zur Zulässig­keit ih­rer Kla­ge führen­den Umstände selbst her­bei­zuführen. Ein Ver­zicht kann zu­dem auch nicht dar­aus her­ge­lei­tet wer­den, dass sich der Be­klag­te im vor­lie­gen­den Ver­fah­ren auf die Kla­ge ein­ge­las­sen hat (vgl. auch BGH, Be­schluss vom 28. Mai 2003 - IXa ZB 19/03 -, zi­tiert nach ju­ris).

Da­her ist der Be­klag­te gern. § 18 GVG als Mit­glied ei­ner bei der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land be­glau­big­ten di­plo­ma­ti­schen Ver­tre­tung der deut­schen Ge­richts­bar­keit ent­zo­gen (vgl. auch BAG, Ur­teil vom 25. Ja­nu­ar 1973 - 5 AZR 399/72 -, zi­tiert nach ju­ris).

II. Bei der ein­heit­li­chen Kos­ten­ent­schei­dung war zwi­schen den Kos­ten des durch Kla­gerück­nah­me be­en­de­ten und des noch strei­ti­gen Teils des Rechts­strei­tes zu un­ter­schei­den.

1. Hin­sicht­lich des durch Rück­nah­me be­en­de­ten Teils wa­ren die Kos­ten gemäß §§ 46 Abs. 2 ArbGG, 269 Abs. 3 ZPO der Kläge­rin auf­zu­er­le­gen.

2. Im Übri­gen un­ter­liegt die Kläge­rin, wes­halb sie die Kos­ten gern. §§ 46 Abs. 2 ArbGG, 91 ZPO zu tra­gen hat.

III. Die Ent­schei­dung über den Streit­wert folgt aus §§ 61 Abs. 1, 46 Abs. 2 ArbGG, 3, 5 ZPO

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Rechts­mit­tel­be­leh­rung

Ge­gen die­ses Ur­teil kann von d. Kläge­rin Be­ru­fung ein­ge­legt wer­den.

Die Be­ru­fungs­schrift muss von ei­nem Rechts­an­walt oder ei­nem Ver­tre­ter ei­ner Ge­werk­schaft bzw. ei­ner Ar­beit­ge­ber­ver­ei­ni­gung oder ei­nes Zu­sam­men­schlus­ses sol­cher Verbände ein­ge­reicht wer­den.

Die Be­ru­fungs­schrift muss in­ner­halb

ei­ner Not­frist von ei­nem Mo­nat

bei dem

Lan­des­ar­beits­ge­richt Ber­lin-Bran­den­burg,
Mag­de­bur­ger Platz 1,
10785 Ber­lin,

ein­ge­gan­gen sein. Die Be­ru­fungs­schrift muss die Be­zeich­nung des Ur­teils, ge­gen das die Be­ru­fung ge­rich­tet wird, so­wie die Erklärung ent­hal­ten, dass Be­ru­fung ge­gen die­ses Ur­teil ein­ge­legt wer­de.

Die Be­ru­fung ist gleich­zei­tig oder in­ner­halb

ei­ner Frist von zwei Mo­na­ten

in glei­cher Form schrift­lich zu be­gründen.

Der Schrift­form wird auch durch Ein­rei­chung ei­nes elek­tro­ni­schen Do­ku­ments im Sin­ne des § 46 c ArbGG genügt. Nähe­re In­for­ma­tio­nen da­zu fin­den sich auf der In­ter­net­sei­te un­ter www.ber­lin.de/erv.

Bei­de Fris­ten be­gin­nen mit der Zu­stel­lung des in vollständi­ger Form ab­ge­setz­ten Ur­teils, spätes­tens aber mit Ab­lauf von fünf Mo­na­ten nach der Verkündung.

Da­bei ist zu be­ach­ten, dass das Ur­teil mit der Ein­le­gung in den Brief­kas­ten oder ei­ner ähn­li­chen Vor­rich­tung für den Pos­t­emp­fang als zu­ge­stellt gilt. Wird bei der Par­tei ei­ne schrift­li­che Mit­tei­lung ab­ge­ge­ben, dass das Ur­teil auf der Geschäfts­stel­le ei­nes Amts­ge­richts oder ei­ner von der Post be­stimm­ten Stel­le nie­der­ge­legt ist, gilt das Schriftstück mit der Ab­ga­be der schrift­li­chen Mit­tei­lung als zu­ge­stellt, al­so nicht erst mit der Ab­ho­lung der Sen­dung. Das Zu­stel­lungs­da­tum ist auf dem Um­schlag der Sen­dung ver­merkt.

Für d. Be­klag­ten ist kei­ne Be­ru­fung ge­ge­ben.

Von der Be­gründungs­schrift wer­den zwei zusätz­li­che Ab­schrif­ten zur Un­ter­rich­tung der eh­ren­amt­li­chen Rich­ter er­be­ten.

Wei­te­re Statt­haf­tig­keits­vor­aus­set­zun­gen er­ge­ben sich aus § 64 Abs. 2 ArbGG: „Die Be­ru­fung kann nur ein­ge­legt wer­den,
a) wenn sie in dem Ur­teil zu­ge­las­sen wor­den ist,
b) wenn der Wert des Be­schwer­de­ge­gen­stan­des 600 EUR über­steigt,
c) in Rechts­strei­tig­kei­ten über das Be­ste­hen, das Nicht­be­ste­hen oder die Kündi­gung ei­nes Ar­beits­verhält­nis­ses oder
d) wenn es sich um ein Versäum­nis­ur­teil han­delt, ge­gen das der Ein­spruch an sich nicht statt­haft ist, wenn die Be­ru­fung oder An­schluss­be­ru­fung dar­auf gestützt wird, dass der Fall schuld­haf­ter Versäum­ung nicht vor­ge­le­gen ha­be."

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