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07/24b Ent­wurf ei­nes Zwei­ten Ge­set­zes zur Än­de­rung des Zwei­ten Bu­ches So­zi­al­ge­setz­buch

Die Be­schäf­ti­gungs­chan­cen von Ar­beits­lo­sen mit Ver­mitt­lungs­hemm­nis­sen sol­len ver­bes­sert wer­den: Zwei­tes Ge­setz zur Än­de­rung des Zwei­ten Bu­ches So­zi­al­ge­setz­buch - Ver­bes­se­rung der Be­schäf­ti­gungs­chan­cen von Men­schen mit Ver­mitt­lungs­hemm­nis­sen, Ent­wurf der Frak­tio­nen der CDU/CSU und der SPD, vom 19.06.2007
Logo der Bundesagentur für Arbeit, weißes Dreieck auf rotem Hintergrund Die För­de­rung von schwer ver­mit­tel­ba­ren Ar­beits­lo­sen soll ver­bes­sert wer­den

20.07.2007. Die Frak­tio­nen der CDU/CSU und der SPD ha­ben am 19.06.2007 ei­nen Ge­setz­ent­wurf vor­ge­stellt, mit dem das Zwei­te Buch So­zi­al­ge­setz­buch (SGB II) um ei­nen von Ar­beit­ge­bern zu be­an­spru­chen­den Be­schäf­ti­gungs­zu­schuss er­gänzt wer­den soll.

Den Zu­schuss kön­nen Ar­beit­ge­ber in An­spruch neh­men, die HARZ IV-Emp­fän­ger (im Be­hör­den­deutsch: "er­werbs­fä­hi­ge Hilfs­be­dürf­ti­ge") mit be­son­de­ren Ver­mitt­lungs­hemm­nis­sen ein­stel­len. Der Zu­schuss ist ei­ne Kann-Leis­tung, d.h. ih­re Ge­wäh­rung im Ein­zel­fall ist ei­ne Er­mes­sens­ent­schei­dung des Job-Cen­ters.

Im Ein­zel­nen setzt der ge­plan­te, in ei­nem neu­en § 16a ge­re­gel­te Be­schäf­ti­gungs­zu­schuss fol­gen­des vor­aus:

  • Der ge­för­der­te Ar­beit­neh­mer hat das 25. Le­bens­jahr voll­endet, ist lang­zeit­ar­beits­los im Sin­ne von § 18 SGB III, d.h. län­ger als ein Jahr ar­beits­los, und ist in sei­nen Er­werbs­mög­lich­kei­ten durch min­des­tens zwei wei­te­re in sei­ner Per­son lie­gen­de "Ver­mitt­lungs­hemm­nis­se" be­son­ders schwer be­ein­träch­tigt.
  • Der ge­för­der­te Ar­beit­neh­mer wur­de auf der Grund­la­ge ei­ner Ein­glie­de­rungs­ver­ein­ba­rung für min­des­tens sechs Mo­na­te be­treut und er­hielt Ein­glie­de­rungs­hil­fe.
  • Ei­ne Er­werbs­tä­tig­keit des ge­för­der­ten Ar­beit­neh­mers ist auf dem all­ge­mei­nen Ar­beits­markt in­ner­halb der nächs­ten 24 Mo­na­te oh­ne die För­de­rung vor­aus­sicht­lich nicht mög­lich.
  • Zwi­schen dem Ar­beit­ge­ber und dem ge­för­der­ten Ar­beit­neh­mer wird ein re­gu­lä­res Voll­zeit­ar­beits­ver­hält­nis ver­ein­bart; die ver­ein­bar­te Ar­beits­zeit darf die Hälf­te der re­gu­lä­ren bzw. vol­len Ar­beits­zeit nicht un­ter­schrei­ten.

Lie­gen die­se Vor­aus­set­zun­gen für ei­nen Be­schäf­ti­gungs­zu­schuss vor, so rich­tet sich des­sen Hö­he nach der Leis­tungs­fä­hig­keit des ge­för­der­ten Ar­beit­neh­mers: Je ge­rin­ger die­se ist, des­to hö­her kann der Zu­schuss aus­fal­len. Der Zu­schuss ist so ge­se­hen ein "Aus­gleich der zu er­war­ten­den Min­der­leis­tun­gen des Ar­beit­neh­mers" (§ 16a Abs.1 Satz 1). Im Höchst­fall be­trägt der Zu­schuss 75 Pro­zent des üb­li­chen (in der Re­gel ta­rif­li­chen) Ar­beits­ent­gelts in­klu­si­ve des Ar­beit­ge­ber­an­teils am So­zi­al­ver­si­che­rungs­bei­trag (hier­von sind nur die Bei­trä­ge zur Ar­beits­lo­sen­ver­si­che­rung aus­ge­nom­men).

Die Dau­er der För­de­rung be­trägt bis zu 24 Mo­na­te. Al­ler­dings kann der Be­schäf­ti­gungs­zu­schuss "oh­ne zeit­li­che Un­ter­bre­chung wie­der­holt er­bracht wer­den" (§ 16a Abs.4 Nr.1), wenn die Chan­cen des ge­för­der­ten Ar­beit­neh­mers nach wie vor so schlecht sind, dass ei­ne Er­werbs­tä­tig­keit auf dem all­ge­mei­nen Ar­beits­markt oh­ne die För­de­rung vor­aus­sicht­lich in­ner­halb der nächs­ten 24 Mo­na­te nicht mög­lich ist.

BEISPIEL: Ein er­werbs­fä­hi­ger Hilfs­be­dürf­ti­ger mit Ver­mitt­lungs­hemm­nis­sen wird voll­zei­tig und mit der ta­rif­li­chen oder orts­üb­li­chen Be­zah­lung ein­ge­stellt. Der Ar­beit­ge­ber er­hält für die Dau­er von 24 Mo­na­ten 75 Pro­zent sei­ner Ge­samt­auf­wen­dun­gen für den Ar­beit­neh­mer (ab­züg­lich der Bei­trä­ge zur Ar­beits­lo­sen­ver­si­che­rung).

Nach Ab­lauf der 24monatigen För­de­rung wird der Ar­beit­neh­mer er­neut - für wei­te­re 24 Mo­na­te - ge­för­dert, da sei­ne Chan­cen auf dem all­ge­mei­nen Ar­beits­markt wei­ter­hin so schlecht sind, dass mit ei­ner re­gu­lä­ren Er­werbs­tä­tig­keit in­ner­halb der nächs­ten 24 Mo­na­te nicht zu rech­nen ist. Die wie­der­hol­te bzw. An­schluss­för­de­rung ist in der Re­gel um zehn Pro­zent­punk­te ge­gen­über der bis­he­ri­gen För­de­rungs­hö­he zu ver­min­dern.

Wird das Ge­setz ent­spre­chend dem Ent­wurf be­schlos­sen, dann gilt es ab dem 01.10.2007.

Po­li­tisch um­strit­ten sind der­zeit vor al­lem die theo­re­tisch un­be­grenz­te Dau­er der ge­plan­ten För­de­rung und die Hö­he des Lohn­kos­ten­zu­schus­ses, die sich am re­gu­lä­ren Ta­rif­lohn bzw. am orts­üb­li­chen Lohn ori­en­tiert und da­mit "Schwer­ver­mit­tel­ba­ren" zu glei­chen oder so­gar zu hö­he­ren Löh­nen ver­hilft als sie ver­gleich­ba­re, re­gu­lär be­schäf­tig­te Ar­beit­neh­mer er­zie­len.

Nä­he­re In­for­ma­tio­nen fin­den Sie hier:

Letzte Überarbeitung: 18. November 2015

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