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ARBEITSRECHT AKTUELL // 11/200

Bo­nus für Ban­ker: BAG ur­teilt über Bo­nus­streit bei der ehe­ma­li­gen Dresd­ner Bank

Bo­nus­an­sprü­che der Ban­ker der ehem. Dresd­ner Bank für das Jahr 2008 be­ste­hen nur bei An­wend­bar­keit der Be­triebs­ver­ein­ba­rung „Bo­nus im Ta­rif“: Bun­des­ar­beits­ge­richt, Ur­teil vom 12.10.2011 (10 AZR 756/10), und Ur­teil vom 12.10.2011 (10 AZR 649/10)
Hunderteuroscheine Auch in schlech­ten Zei­ten müs­sen Ver­trä­ge ein­ge­hal­ten wer­den
14.10.2011. Bo­nus­zah­lun­gen sind Gra­ti­fi­ka­tio­nen, d.h. sie wer­den au­ßer der Rei­he ge­zahlt. Grund­la­ge ist oft ei­ne in­di­vi­du­el­le jähr­li­che Ziel­ver­ein­ba­rung, bei der es auf die Leis­tung des ein­zel­nen an­kommt, manch­mal aber auch ei­ne Zu­sa­ge des Ar­beit­ge­bers ge­gen­über al­len Ar­beit­neh­mern auf der Ba­sis des Un­ter­neh­mens­er­folgs. Und manch­mal wie­der­um kommt es für Bo­nus­zah­lun­gen dar­auf an, dass die in­di­vi­du­el­le Leis­tung des Ar­beit­neh­mers und zu­gleich auch das Un­ter­neh­mens­er­geb­nis gut sind.

Aber nicht nur die Be­rech­nungs­wei­sen für Bo­nus­zah­lun­gen sind ver­schie­den, son­dern auch die Rechts­grund­la­gen: Bo­nus­an­sprü­che kön­nen im Ar­beits­ver­trag ver­an­kert sein, kön­nen sich aber auch aus ei­ner be­trieb­li­chen Übung, aus ei­nem Ta­rif­ver­trag oder aus ei­ner Be­triebs­ver­ein­ba­rung er­ge­ben.

Dass die Rechts­grund­la­ge von Bo­nus­zah­lun­gen von gro­ßer Be­deu­tung sein kann, zei­gen die vor­ges­tern vom Bun­des­ar­beits­ge­richt (BAG) ge­fäll­ten Ur­tei­le im Bo­nus­streit bei der ehe­ma­li­gen Dresd­ner Bank: BAG, Ur­teil vom 12.10.2011 (10 AZR 756/10), und Ur­teil vom 12.10.2011 (10 AZR 649/10).

Bo­nus für die In­vest­ment­ban­ker der Dresd­ner Bank - auch im Jahr der Bank­kri­se 2008?

Die ehe­ma­li­ge Dresd­ner Bank AG, die 2008 in­fol­ge der Ban­ken­kri­se in ei­ne wirt­schaft­li­che Schief­la­ge ge­riet und später von der Com­merz­bank ge­schluckt wur­de, be­schloss im Au­gust 2008 durch ih­ren Vor­stand, et­was ge­gen die dro­hen­de Ab­wan­de­rung von Ar­beit­neh­mern zu un­ter­neh­men. Da­her wur­de ein Bo­nus­pool in Höhe von 400 Mio. EUR für die In­vest­ment­ban­ker zur Verfügung ge­stellt.

Die­se Ent­schei­dung des Vor­stan­des wur­de den Beschäftig­ten En­de Ok­to­ber im In­tra­net mit­ge­teilt. Der Bo­nustopf, so hieß es in die­sem Rund­schrei­ben, sei eben­so groß wie im Vor­jahr. Ei­ni­gen Ar­beit­neh­mern wur­de dann im De­zem­ber noch ei­ne vorläufi­ge Be­rech­nung ih­res Bo­nus mit­ge­teilt.

Auf­grund der ka­ta­stro­phal schlech­ten wirt­schaft­li­chen La­ge der Bank, die 2008 mit ei­nem Mil­li­ar­den­ver­lust ab­schloss, er­hiel­ten die Ban­ker dann aber 2009 nur win­zig klei­ne Bo­ni, wor­auf­hin vie­le vor die Ar­beits­ge­rich­te zo­gen. 17 die­ser Kla­gen hat das BAG vor­ges­tern letzt­in­stanz­lich ent­schie­den (Ur­teil vom 12.10.2011 (10 AZR 756/10), und Ur­teil vom 12.10.2011, 10 AZR 649/10).

BAG: Kein An­spruch auf Bo­nus auf der Grund­la­ge ei­ner „vorläufi­gen Fest­set­zung“, wohl aber auf Grund­la­ge der Be­triebs­ver­ein­ba­rung „Bo­nus im Ta­rif“

Das BAG wies die Kla­gen von 13 Bank­mit­ar­bei­tern ab, die sich nur auf ih­ren Ar­beits­ver­trag und ei­ne vorläufi­ge Bo­nus­be­rech­nung vom De­zem­ber 2008 stützen konn­ten. Denn laut Ar­beits­ver­trag stand der Bo­nus im Er­mes­sen der Bank, und ihr Er­mes­sen hat­te die Bank an­ge­sichts der wirt­schaft­lich schlech­ten La­ge An­fang 2009 kor­rekt aus­geübt, d.h. sie hat­te sich im Rah­men des "bil­li­gen Er­mes­sens" im Sin­ne von § 315 Bürger­li­ches Ge­setz­buch (BGB) ge­hal­ten (BAG, Ur­teil vom 12.10.2011 (10 AZR 756/10)).

An­ders da­ge­gen ent­schied das BAG in dem Fall ei­ner Bank­mit­ar­bei­te­rin, de­ren Bo­nus­an­spruch aus der Be­triebs­ver­ein­ba­rung "Bo­nus im Ta­rif" folg­te. Mit der Zu­sa­ge des Bo­nus­vo­lu­mens vom Ok­to­ber 2008 hat sich der Bank­vor­stand nach den Re­ge­lun­gen der Be­triebs­ver­ein­ba­rung "Bo­nus im Ta­rif" ge­bun­den, so das BAG. Die Höhe der Bo­ni war dann aus der Be­triebs­ver­ein­ba­rung zu be­rech­nen, so dass die Bo­ni später oh­ne Ver­ein­ba­rung mit dem Be­triebs­rat nicht her­ab­ge­setzt wer­den durf­ten (BAG, Ur­teil vom 12.10.2011, 10 AZR 649/10).

Fa­zit: Bank­mit­ar­bei­ter, de­ren Bo­nus­an­spruch al­lein aus dem Ar­beits­ver­trag folgt und dort ins Er­mes­sen der Bank ge­stellt wird, gin­gen vor dem BAG leer aus, da die Bank ihr Er­mes­sen An­fang 2009 kor­rekt aus­geübt hat­te. Die aus­drück­lich als "vorläufig" be­zeich­ne­ten in­di­vi­du­el­len Bo­nus­be­rech­nun­gen En­de 2007 änder­ten dar­an nichts.

Vor dem BAG er­folg­reich wa­ren da­ge­gen Bank­mit­ar­bei­ter, die ih­ren Bo­nus­an­spruch aus der Be­triebs­ver­ein­ba­rung "Bo­nus im Ta­rif" her­lei­ten konn­ten, da die­se Bo­ni un­mit­tel­bar aus der Be­triebs­ver­ein­ba­rung er­rech­net wer­den können und die Bank da­her kein Er­mes­sen hat. Folg­lich hat­te die Bank nur fest­zu­le­gen, wie groß der ge­sam­te Bo­nustopf für 2008 sein soll­te, und die­se Fest­le­gung hat­te der Vor­stand im Au­gust 2008 ver­bind­lich ge­trof­fen und den Ar­beit­neh­mern En­de Ok­to­ber 2008 ver­bind­lich mit­ge­teilt.

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Hin­weis: In der Zwi­schen­zeit, d.h. nach Er­stel­lung die­ses Ar­ti­kels, hat das Ge­richt sei­ne Ent­schei­dungs­gründe schrift­lich ab­ge­fasst und veröffent­licht. Die Ent­schei­dungs­gründe im Voll­text fin­den Sie hier:

Letzte Überarbeitung: 14. Dezember 2020

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