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Min­dest­l­ohn­ge­setz 2015

Bun­des­re­gie­rung be­schließt Ge­setz­ent­wurf zur Ein­füh­rung ei­nes Min­dest­lohns von 8,50 EUR ab 2015: Ent­wurf ei­nes Ge­set­zes zur Re­ge­lung ei­nes all­ge­mei­nen Min­dest­lohns (Min­dest­l­ohn­ge­setz - Mi­LoG), Ge­setz­ent­wurf der Bun­des­re­gie­rung vom 02.04.2014
Private Putzfrau

11.04.2014. Nach wo­chen­lan­gem Hin und Her über den An­wen­dungs­be­reich des ge­plan­ten bun­des­wei­ten Min­dest­lohns von 8,50 EUR hat sich die Bun­des­re­gie­rung am 02.04.2014 hin­ter ei­nen Ge­setz­ent­wurf von Bun­des­ar­beits­mi­nis­te­rin Nah­les ge­stellt.

Das ge­plan­te Ge­setz zur Re­ge­lung ei­nes all­ge­mei­nen Min­dest­lohns (Min­dest­l­ohn­ge­setz - Mi­LoG) soll als ers­ter Ar­ti­kel ei­nes Pa­kets von Ge­set­zes­än­de­run­gen in Kraft tre­ten, das Ge­set­zes­pa­ket trägt den Ti­tel "Ge­setz zur Stär­kung der Ta­rif­au­to­no­mie".

Im fol­gen­den fin­den Sie ei­nen kur­zen Über­blick über die we­sent­li­chen In­hal­te des ge­plan­ten Ge­set­zes.

Min­dest­lohn von 8,50 EUR pro St­un­de

Der Ge­setz­ent­wurf sieht ei­ne erst­ma­li­ge ge­setz­li­che Fest­schrei­bung des Min­dest­lohns vor, d.h. der ers­te in Deutsch­land gel­ten­de Min­dest­lohn soll un­mit­tel­bar "im Ge­setz ste­hen". Hier­zu heißt es in § 1 Abs.1 und Abs.2 Min­dest­l­ohn­ge­setz (Ent­wurf):

"(1) Je­de Ar­beit­neh­me­rin und je­der Ar­beit­neh­mer hat An­spruch auf Zah­lung ei­nes Ar­beits­ent­gelts min­des­tens in Höhe des Min­dest­lohns durch den Ar­beit­ge­ber.

(2) Die Höhe des Min­dest­lohns beträgt ab dem 1. Ja­nu­ar 2015 brut­to 8,50 Eu­ro je Zeit­stun­de. Die Höhe des Min­dest­lohns kann auf Vor­schlag ei­ner ständi­gen Kom­mis­si­on der Ta­rif­part­ner (Min­dest­lohn­kom­mis­si­on) durch Rechts­ver­ord­nung der Bun­des­re­gie­rung geändert wer­den."

Da es der­zeit be­reits ei­ne gan­ze Rei­he von Min­destlöhnen gibt, die für be­stimm­te Bran­chen gel­ten und auf der Grund­la­ge des Ar­beit­neh­mer-Ent­sen­de­ge­set­zes (AEntG) oder des Ar­beit­neh­merüber­las­sungs­ge­set­zes (AÜG) gel­ten, sieht § 1 Abs.3 Min­dest­l­ohn­ge­setz (Ent­wurf) vor, dass die­se Bran­chen­min­destlöhne dem all­ge­mei­nen Min­dest­lohn gemäß dem Min­dest­l­ohn­ge­setz vor­ge­hen, al­ler­dings nur dann, wenn die Bran­chen­min­destlöhne nicht ge­rin­ger sind als der all­ge­mei­ne Min­dest­lohn von 8,50 EUR.

Die­se Re­ge­lung ist not­wen­dig, da die ak­tu­el­len Bran­chen­min­destlöhne aus­weis­lich ei­ner ak­tu­el­len Über­sicht des Bun­des­mi­nis­te­ri­ums für Ar­beit und So­zia­les (BMAS) deut­lich über 8,50 EUR pro St­un­de lie­gen.

Der Vor­rang der Bran­chen-Min­destlöhne ge­genüber dem all­ge­mei­nen Min­dest­lohn gilt auch für ta­rif­ver­trag­li­che Lohn­un­ter­gren­zen, die sich aus ei­nem Min­dest­lohn­ta­rif­ver­trag er­ge­ben, der gemäß § 5 Ta­rif­ver­trags­ge­setz (TVG) für all­ge­mein­ver­bind­lich erklärt wur­de. § 1 Abs.3 Min­dest­l­ohn­ge­setz (Ent­wurf) lau­tet:

"(3) Die Re­ge­lun­gen des Ar­beit­neh­mer-Ent­sen­de­ge­set­zes, des Ar­beit­neh­merüber­las­sungs­ge­set­zes und der auf ih­rer Grund­la­ge er­las­se­nen Rechts­ver­ord­nun­gen ge­hen den Re­ge­lun­gen die­ses Ge­set­zes vor, so­weit die Höhe der auf ih­rer Grund­la­ge fest­ge­setz­ten Bran­chen­min­destlöhne die Höhe des Min­dest­lohns nicht un­ter­schrei­tet. Der Vor­rang nach Satz 1 gilt ent­spre­chend für ei­nen auf der Grund­la­ge von § 5 des Ta­rif­ver­trags­ge­set­zes für all­ge­mein­ver­bind­lich erklärten Ta­rif­ver­trag im Sin­ne von § 4 Ab­satz 1 Num­mer 1 so­wie §§ 5 und 6 Ab­satz 2 des Ar­beit­neh­mer-Ent­sen­de­ge­set­zes.“

Künf­ti­ge Fort­schrei­bun­gen des Min­dest­lohns

Da der Min­dest­lohn vorn Zeit zu Zeit der Preis­ent­wick­lung ent­spre­chend an­ge­passt wer­den muss, se­hen die §§ 4 bis 12 des Ge­setz­ent­wurfs ei­ne Min­dest­lohn­kom­mis­si­on vor, der je drei Ar­beit­neh­mer- und Ar­beit­ge­ber­ver­tre­ter an­gehören. Die­se Kom­mis­si­ons­mit­glie­der sol­len auf Vor­schlag der Spit­zen­or­ga­ni­sa­tio­nen der Ar­beit­ge­ber und der Ar­beit­neh­mer "aus Krei­sen der Ver­ei­ni­gun­gen von Ar­beit­ge­bern und Ge­werk­schaf­ten" durch die Bun­des­re­gie­rung er­nannt wer­den, § 5 Min­dest­l­ohn­ge­setz (Ent­wurf).

Als sieb­ter wirkt in der Kom­mis­si­on ein Vor­sit­zen­der mit (oder ei­ne Vor­sit­zen­de), den (oder die) die Bun­des­re­gie­rung auf ge­mein­sa­men Vor­schlag der Spit­zen­or­ga­ni­sa­tio­nen der Ar­beit­ge­ber und der Ar­beit­neh­mer er­nennt, § 6 Min­dest­l­ohn­ge­setz (Ent­wurf). Außer­dem soll es noch zwei be­ra­ten­de Mit­glie­der ge­ben, die kein Stimm­recht ha­ben.

Die Be­schluss­fas­sung er­folgt nach dem übli­chen Sche­ma der Ent­schei­dungs­fin­dung in Sch­lich­tungs­kom­mis­sio­nen oder Ei­ni­gungs­stel­len, nämlich so, dass der Vor­sit­zen­de bei der ers­ten Ab­stim­mungs­run­de nicht mit­stimmt. Erst nach der ers­ten (oh­ne Mehr­heits­er­geb­nis ver­lau­fe­nen) Ab­stim­mungs­run­de und nach ei­nem Ver­such, ei­nen Ver­mitt­lungs­vor­schlag durch­zu­brin­gen, stimmt der Vor­sit­zen­de selbst mit ab, § 10 Min­dest­l­ohn­ge­setz (Ent­wurf).

Hat die Min­dest­lohn­kom­mis­si­on ei­nen Be­schluss ge­fasst, mit dem sie ei­ne An­pas­sung des Min­dest­loh­nes vor­schlägt, wird die­ser Be­schluss bzw. Vor­schlag erst rechts­ver­bind­lich, wenn die Bun­des­re­gie­rung die vor­ge­schla­ge­ne An­pas­sung durch ei­ne Rechts­ver­ord­nung ver­bind­lich macht. Das "kann" sie tun, muss es aber nicht, § 11 Min­dest­l­ohn­ge­setz (Ent­wurf). Die Bun­des­re­gie­rung hat da­her nur die Wahl, die von der Kom­mis­si­on vor­ge­schla­ge­ne An­pas­sung des Min­dest­lohns per Rechts­ver­ord­nung zu über­neh­men oder es blei­ben zu las­sen, d.h. sie kann kei­nen ei­ge­nen Min­dest­lohn fest­le­gen.

Erst­mals ak­tiv wer­den und ei­nen An­pas­sungs­vor­schlag un­ter­brei­ten soll die Min­dest­lohn­kom­mis­si­on im ers­ten Halb­jahr 2017, ge­nau­er ge­sagt in der Zeit vom 01.01.2017 bis zum 10.06.2017. Die­ser An­pas­sungs­vor­schlag soll dann zum 01.01.2018 in Kraft (falls die Bun­des­re­gie­rung mit­spielt und ei­ne Rechts­ver­ord­nung erlässt). In den Fol­ge­jah­ren soll es ei­ne jähr­li­che An­pas­sung ge­ben, § 9 Min­dest­l­ohn­ge­setz (Ent­wurf).

An­wen­dungs­be­reich des Min­dest­lohns und Aus­nah­men

In den letz­ten Wo­chen war zwi­schen CDU, CSU und SPD hef­tig darüber ge­strit­ten wor­den, ob es Aus­nah­men vom An­wen­dungs­be­reich des Min­dest­l­ohn­ge­set­zes ge­ben soll­te und falls ja, für wel­che Ar­beit­neh­mer­grup­pen. Da­bei woll­ten CDU und CSU eher vie­le Aus­nah­men ma­chen und SPD und Ge­werk­schaf­ten am liebs­ten gar kei­ne.

Nach der jetzt vor­lie­gen­den Ent­wurfs­fas­sung soll das Ge­setz für al­le Ar­beit­neh­mer (und Ar­beit­neh­me­rin­nen) gel­ten, § 1 Abs.1 Min­dest­l­ohn­ge­setz (Ent­wurf), und außer­dem für Prak­ti­kan­ten im Sin­ne von § 26 Be­rufs­bil­dungs­ge­setz (BBiG), § 22 Abs.1 Satz 2 Min­dest­l­ohn­ge­setz (Ent­wurf). Prak­ti­kan­ten im Sin­ne von § 26 BBiG sind

"Per­so­nen, die ein­ge­stellt wer­den, um be­ruf­li­che Fer­tig­kei­ten, Kennt­nis­se, Fähig­kei­ten oder be­ruf­li­che Er­fah­run­gen zu er­wer­ben, oh­ne dass es sich um ei­ne Be­rufs­aus­bil­dung im Sin­ne [des BBiG] han­delt."

Aus­drück­lich aus­ge­nom­men wer­den gemäß § 22 Abs.1 Satz 3, Abs.2 und Abs.4 Min­dest­l­ohn­ge­setz (Ent­wurf) vom An­wen­dungs­be­reich des Min­dest­lohns:

  • Per­so­nen, die "ein Prak­ti­kum ver­pflich­tend im Rah­men ei­ner Schul-, Aus­bil­dungs- oder Stu­di­en­ord­nung leis­ten" (§ 22 Abs.1 Satz 3 Nr.1 Min­dest­l­ohn­ge­setz - Ent­wurf),
  • Per­so­nen, die "ein Prak­ti­kum von bis zu sechs Wo­chen zur Ori­en­tie­rung für ei­ne Be­rufs­aus­bil­dung oder für die Auf­nah­me ei­nes Stu­di­ums leis­ten" (§ 22 Abs.1 Satz 3 Nr.2 Min­dest­l­ohn­ge­setz - Ent­wurf),
  • Per­so­nen, die "ein Prak­ti­kum von bis zu sechs Wo­chen be­glei­tend zu ei­ner Be­rufs- oder Hoch­schul­aus­bil­dung leis­ten, wenn nicht zu­vor ein sol­ches Prak­ti­kums­verhält­nis mit dem­sel­ben Aus­bil­den­den be­stan­den hat" (§ 22 Abs.1 Satz 3 Nr.3 Min­dest­l­ohn­ge­setz - Ent­wurf),
  • Per­so­nen, die "an ei­ner Ein­stiegs­qua­li­fi­zie­rung nach § 54a des Drit­ten Bu­ches So­zi­al­ge­setz­buch teil­neh­men" (§ 22 Abs.1 Satz 3 Nr.4 Min­dest­l­ohn­ge­setz - Ent­wurf),
  • Per­so­nen un­ter 18 Jah­ren oh­ne ab­ge­schlos­se­ne Be­rufs­aus­bil­dung (§ 22 Abs.2 Min­dest­l­ohn­ge­setz - Ent­wurf),
  • Ar­beit­neh­mer während der ers­ten sechs Mo­na­te ih­rer Beschäfti­gung, wenn sie un­mit­tel­bar zu­vor lang­zeit­ar­beits­los im Sin­ne des § 18 des Drit­ten Bu­ches So­zi­al­ge­setz­buch wa­ren (§ 22 Abs.4 Satz 1 Min­dest­l­ohn­ge­setz - Ent­wurf).

Über­g­angs­zeit

§ 24 des Ge­setz­ent­wurfs sieht ei­ne Über­g­angs­zeit bis En­de 2016 vor. Bis da­hin sol­len be­stimm­te Ta­rif­verträge, nämlich die Min­dest­lohn­ta­rif­verträge nach § 4 AEntG, nach § 11 AEntG und nach § 3a AÜG, dem all­ge­mei­nen Min­dest­lohn vor­ge­hen, auch wenn sie un­ter­halb des all­ge­mei­nen Min­dest­lohns lie­gen. Die­se Über­g­angs­vor­schrift lau­tet:

"Bis zum 31. De­zem­ber 2016 ge­hen ab­wei­chen­de Re­ge­lun­gen ei­nes Ta­rif­ver­tra­ges re­präsen­ta­ti­ver Ta­rif­ver­trags­par­tei­en dem Min­dest­lohn vor, wenn sie für al­le un­ter den Gel­tungs­be­reich des Ta­rif­ver­tra­ges fal­len­den Ar­beit­ge­ber mit Sitz im In- oder Aus­land so­wie de­ren Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer ver­bind­lich ge­macht wor­den sind. Satz 1 gilt ent­spre­chend für Rechts­ver­ord­nun­gen, die auf der Grund­la­ge von § 11 des Ar­beit­neh­mer-Ent­sen­de­ge­set­zes so­wie § 3a des Ar­beit­neh­merüber­las­sungs­ge­set­zes er­las­sen wor­den sind."

Da al­ler­dings prak­tisch al­le der­zeit gel­ten­den und/oder im Lau­fe der Über­g­angs­zeit von An­fang 2015 bis En­de 2016 in Gel­tung be­find­li­chen Min­dest­lohn­ta­rif­verträge (meist deut­lich) über dem all­ge­mei­nen Min­dest­lohn von 8,50 EUR lie­gen, wird die­se Über­g­angs­vor­schrift weit­ge­hend leer­lau­fen.

Ei­ne er­laub­te ta­rif­li­che Un­ter­schrei­tung des Min­dest­lohns von 8,50 wird es in der Über­g­angs­zeit nur ge­ben

  • in der Gebäuderei­ni­gung - In­nen- und Un­ter­halts­rei­ni­gung / Ost (hier beträgt der Min­dest­lohn ab dem 01.01.2015 nur 8,23 EUR),
  • in der Pfle­ge­bran­che / Ost (falls der hier seit An­fang 2013 gel­ten­de Min­dest­lohn von 8,00 EUR nicht zu An­fang 2015 auf 8,50 EUR an­ge­ho­ben wird),
  • bei den Wäsche­rei­dienst­leis­tun­gen im Ob­jekt­kun­den­geschäft / Ost (hier beträgt der Min­dest­lohn vom 01.01.2015 bis zum 30.06.2016 nur 8,00 EUR),
  • in der Zeit­ar­beit / Ost (hier beträgt der Min­dest­lohn vom 01.01. bis zum 31.03.2015 nur 7,86 EUR und vom 01.04.2015 bis zum 30.05.2016 nur 8,20 EUR),
  • im Fri­seur­hand­werk (hier beträgt der Min­dest­lohn / Ost bis zum 31.07.2015 nur 7,50 EUR und der Min­dest­lohn / West bis zum 31.07.2015 nur 8,00 EUR).

Un­ab­ding­bar­keit des Min­dest­lohn­an­spruchs

Könn­ten Ar­beit­ge­ber ein­fach per Ar­beits­ver­trag den ge­setz­li­chen Min­dest­lohn un­ter­schrei­ten, wäre das gan­ze Ge­set­zes­vor­ha­ben sinn- und ge­gen­stands­los. Da­her sieht § 3 Min­dest­l­ohn­ge­setz (Ent­wurf) vor, dass ar­beits­ver­trag­li­che Klau­seln dem An­spruch auf den Min­dest­lohn nichts an­ha­ben können. Die­se Vor­schrift lau­tet:

"Ver­ein­ba­run­gen, die den An­spruch auf Min­dest­lohn un­ter­schrei­ten oder sei­ne Gel­tend­ma­chung be­schränken oder aus­sch­ließen, sind in­so­weit un­wirk­sam. Die Ar­beit­neh­me­rin oder der Ar­beit­neh­mer kann auf den An­spruch nach § 1 Ab­satz 1 nur durch ge­richt­li­chen Ver­gleich ver­zich­ten. Die Ver­wir­kung des An­spruchs ist aus­ge­schlos­sen."

Prak­tisch be­son­ders wich­tig ist die Re­ge­lung, der zu­fol­ge auch Ver­ein­ba­run­gen, die die "Gel­tend­ma­chung" des Min­dest­lohns "be­schränken oder aus­sch­ließen", kei­ne Wirk­sam­keit ha­ben. Ge­meint sind hier die im Ar­beits­recht ver­brei­te­ten Aus­schluss­klau­seln, de­nen zu­fol­ge Ansprüche bin­nen ei­ner be­stimm­ten Frist, der Aus­schluss­frist, schrift­lich und/oder per Kla­ge gel­tend ge­macht wer­den müssen und an­dern­falls, d.h. bei Untätig­keit des An­spruchs­in­ha­bers, ver­fal­len.

Da auch die Ver­wir­kung der Min­dest­lo­h­ansprüche aus­ge­schlos­sen ist, können Ar­beit­neh­mer ih­ren Zah­lungs­an­spruch prak­tisch nur ver­lie­ren

  • durch Erfüllung,
  • auf­grund der dreijähri­gen ge­setz­li­chen Verjährung,
  • oder durch ei­nen ar­beits­ge­richt­li­chen Ver­gleich.

Fällig­keit des Min­dest­lohn­an­spruchs

Gemäß § 2 Abs.1 des Ent­wurfs ist der Min­dest­lohn, falls er nicht gemäß ar­beits­ver­trag­li­cher Fällig­keits­re­ge­lung früher zu zah­len ist, spätes­tens am letz­ten Bank­ar­beits­tag des Fol­ge­mo­nats zu zah­len. Ar­beit­ge­ber, die sich dar­an nicht hal­ten, be­ge­hen ei­ne Ord­nungs­wid­rig­keit, § 20 in Verb. mit § 21 Abs.1 Nr.9 des Ent­wurfs.

Ei­ne Son­der­re­ge­lung gilt für Zeit­kon­to­ver­ein­ba­run­gen. Hier sind Gut­ha­ben­stun­den spätes­tens nach zwölf Mo­na­ten durch be­zahl­ten Frei­zeit­aus­gleich ab­zu­gel­ten.

Mit­haf­tung des Auf­trag­ge­bers

Sch­ließlich sieht das Min­dest­l­ohn­ge­setz ei­ne Mit­haf­tung des Auf­trag­ge­bers vor, für den der Ar­beit­ge­ber Werk- oder Dienst­leis­tun­gen er­bringt bzw. un­ter Ein­satz von min­dest­lohn­be­rech­tig­ten Ar­beit­neh­mern er­brin­gen lässt, § 13 Min­dest­l­ohn­ge­setz (Ent­wurf).

Die Mit­haf­tung des Auf­trag­ge­bers entfällt, wenn er nach­weist, dass er we­der wuss­te noch grob fahrlässig die Au­gen da­vor ver­schlos­sen hat, dass der Ar­beit­ge­ber sei­ne Pflicht zur Zah­lung des Min­dest­lohns nicht erfüllt.

Auf­he­bung des Min­dest­ar­beits­be­din­gun­gen­ge­set­zes

Wie erwähnt, ist der Ent­wurf ei­nes Min­dest­l­ohn­ge­set­zes der ers­te (und wich­tigs­te) Ar­ti­kel ei­nes Ge­set­zes­pa­kets mit dem Na­men "Ge­setz zur Stärkung der Ta­rif­au­to­no­mie". In Art.14 des Ge­set­zes­pa­kets ist vor­ge­se­hen, dass mit dem In­kraft­tre­ten des neu­en Min­dest­l­ohn­ge­set­zes das Ge­setz über die Fest­set­zung von Min­dest­ar­beits­be­din­gun­gen (Min­dest­ar­beits­be­din­gun­gen­ge­setz - Mi­ArbG) auf­ge­ho­ben wird.

Hin­ter­grund die­ser Aufräum­ak­ti­on ist, dass das Mi­ArbG ist in sei­ner ge­sam­ten Ge­schich­te seit 1952 und auch in der ge­ringfügig geänder­ten Fas­sung, die un­ter Fe­derführung des da­ma­li­gen Ar­beits­mi­nis­ters Scholz 2009 in Kraft ge­tre­ten ist, nie zur Grund­la­ge staat­li­cher Fest­le­gun­gen von Min­dest­ar­beits­be­din­gun­gen ge­wor­den ist. Zwar hätte das Ge­setz nach sei­nen Buch­sta­ben die­se Funk­ti­on erfüllen können, doch gab es bis­lang kei­ne ernst­haf­ten po­li­ti­schen Ab­sich­ten, von die­ser ge­setz­li­chen Möglich­keit Ge­brauch zu ma­chen (vgl. zur Re­form 2009 Ar­beits­recht ak­tu­ell: 08/090 Der Berg kreißt und ge­biert ei­ne Maus).

Da­her ist es sinn­voll, die auch künf­tig unüber­sicht­li­che Min­dest­lohn­re­gu­lie­rung an die­ser Stel­le zu entrümpeln.

Fa­zit

Ob der jetzt vor­lie­gen­de Ge­setz­ent­wurf eins zu eins um­ge­setzt wer­den wird, bleibt ab­zu­war­ten. Knack­punk­te sind auf dem Weg hin zur Ver­ab­schie­dung si­cher­lich wie bis­her die Aus­nah­men und Über­g­angs­zeiträume. Ab­ge­se­hen von die­sem Streit­the­ma dürf­te es al­ler­dings ab Ja­nu­ar des kom­men­den Jah­res (end­lich) ei­nen bun­des­ein­heit­li­chen Min­dest­lohn von 8,50 EUR ge­ben.

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Letzte Überarbeitung: 3. August 2020

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