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Kün­di­gung we­gen Ar­beits­ver­wei­ge­rung aus Glau­bens­grün­den

Kün­di­gung we­gen Ar­beits­ver­wei­ge­rung: Kann sich ein Mos­lem wei­gern, Bier­käs­ten zu sta­peln?: Bun­des­ar­beits­ge­richt, Ur­teil vom 24.02.2011, 2 AZR 636/09
Polier, der zwei Bauarbeitern mit ausgestrecktem Arm Arbeit zuweist Be­rufs- vs. Glau­bens­frei­heit?

16.06.2011. Ar­beit­ge­ber dür­fen Ar­beit­neh­mern nach ih­rem Er­mes­sen Ar­beits­auf­ga­ben zu­wei­sen (§ 106 Satz 1 Ge­wer­be­ord­nung - Ge­wO).

Die­ses Wei­sungs­recht müs­sen sie aber nach „bil­li­gem Er­mes­sen“ aus­üben, d.h. sie müs­sen die be­rech­tig­ten In­ter­es­sen der Ar­beit­neh­mer be­rück­sich­ti­gen. Da­zu ge­hö­ren auch de­ren re­li­giö­se Über­zeu­gun­gen, die im­mer­hin durch das Grund­ge­setz (GG) ge­schützt sind (Art. 4 Abs. 1 GG).

Ob das Wei­sungs­recht des Ar­beit­ge­bers und sei­ne hin­ter ihm ste­hen­de Be­rufs­frei­heit (Art. 12 Abs. 1 Grund­ge­setz - GG) oder aber die Re­li­gi­ons­frei­heit des Ar­beit­neh­mers schwe­rer wiegt, ist bei An­wei­sun­gen manch­mal im Streit. Ar­beit­neh­mern droht ei­ne Ab­mah­nung oder so­gar ei­ne ver­hal­tens­be­ding­te Kün­di­gung, wenn sie recht­mä­ßi­ge An­wei­sun­gen miss­ach­ten.

Dann hängt der Aus­gang ei­ner Kün­di­gungs­schutz­kla­ge da­von ab, ob die den Streit aus­lö­sen­de An­wei­sung rech­tens war oder nicht. Das Bun­des­ar­beits­ge­richt (BAG) hat kürz­lich die hier gel­ten­den Re­geln prä­zi­siert (Ur­teil vom 24.02.2011, 2 AZR 636/09).

Ein mus­li­mi­scher Wa­ren­haus­an­ge­stell­ter hat­te sich aus re­li­giö­sen Grün­den ge­wei­gert, mit al­ko­ho­li­schen Ge­trän­ken zu ar­bei­ten. Ihm wur­de des­halb au­ßer­or­dent­lich und or­dent­lich ge­kün­digt. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt (LAG) Schles­wig-Hol­stein (Ur­teil vom 20.01.2009, 5 Sa 270/08) hielt die or­dent­li­che Kün­di­gung für wirk­sam (wir be­rich­te­ten in Ar­beits­recht ak­tu­ell: 09/072 Ver­wei­ge­rung des Trans­ports von Al­ko­hol aus re­li­giö­sen Grün­den). Das gilt aber nur, wenn es kei­ne na­he­lie­gen­den an­de­ren Be­schäf­ti­gungs­mög­lich­kei­ten gibt, mein­te das BAG, und ver­wies die Sa­che zu wei­te­ren Er­mitt­lun­gen an das LAG zu­rück.

Fa­zit: Auch wenn sich ein Ar­beit­neh­mer aus re­li­giö­sen Grün­den wei­gert, ei­ne An­wei­sung zu be­fol­gen, kann ihm ge­kün­digt wer­den - aber nur dann, wenn es kei­ne an­de­ren Be­schäf­ti­gungs­mög­lich­kei­ten gibt. Da­mit der Ar­beit­ge­ber das prü­fen kann, muss der Ar­beit­neh­mer ihm mit­tei­len, aus wel­chen re­li­giö­sen Grün­den er wel­che Tä­tig­kei­ten nicht aus­üben möch­te. Fin­det sich dann trotz der re­li­gi­ons­be­ding­ten Ein­schrän­kun­gen der Ein­satz­mög­lich­kei­ten ei­ne an­de­re Ar­beit, muss der Ar­beit­ge­ber die­se zu­wei­sen.

Nä­he­re In­for­ma­tio­nen fin­den Sie hier:

Hin­weis: In der Zwi­schen­zeit, d.h. nach Er­stel­lung die­ses Ar­ti­kels, hat das Ge­richt sei­ne Ent­schei­dungs­grün­de schrift­lich ab­ge­fasst und ver­öf­fent­licht. Die Ent­schei­dungs­grün­de im Voll­text fin­den Sie hier:

Letzte Überarbeitung: 1. Mai 2019

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