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BAG, Ur­teil vom 12.05.2011, 2 AZR 479/09

   
Schlagworte: Anfechtung, Kündigung
   
Gericht: Bundesarbeitsgericht
Aktenzeichen: 2 AZR 479/09
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 12.05.2011
   
Leitsätze:
Vorinstanzen: Arbeitsgericht Karlsruhe, Urteil vom 30.10.2008, 8 Ca 142/08
Landesarbeitsgericht Baden-Württemberg, Urteil vom 2.06.2009, 14 Sa 101/08
   

BUN­DES­AR­BEITS­GERICHT

2 AZR 479/09

14 Sa 101/08

Lan­des­ar­beits­ge­richt Ba­den-Würt­tem­berg

- Kam­mern Mann­heim -

Im Na­men des Vol­kes!

Verkündet am 12. Mai 2011

UR­TEIL

Schmidt, Ur­kunds­be­am­tin der Geschäfts­stel­le

In Sa­chen

be­klag­tes, be­ru­fungs­be­klag­tes, be­ru­fungs­kla­gen­des und re­vi­si­ons­kla­gen­des Land

pp.

Kläger, Be­ru­fungskläger, Be­ru­fungs­be­klag­ter und Re­vi­si­ons­be­klag­ter,

hat der Zwei­te Se­nat des Bun­des­ar­beits­ge­richts auf­grund der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 12. Mai 2011 durch den Vor­sit­zen­den Rich­ter am Bun­des­ar­beits­ge­richt Kreft, den Rich­ter am Bun­des­ar­beits­ge­richt Schmitz-Scho­le­mann,


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die Rich­te­rin am Bun­des­ar­beits­ge­richt Ber­ger so­wie die eh­ren­amt­li­chen Rich­ter Ba­er­baum und Dr. Bartz für Recht er­kannt:

Die Re­vi­si­on des be­klag­ten Lan­des ge­gen das Ur­teil des Lan­des­ar­beits­ge­richts Ba­den-Würt­tem­berg - Kam­mern Mann­heim - vom 2. Ju­ni 2009 - 14 Sa 101/08 - wird auf sei­ne Kos­ten zurück­ge­wie­sen.

Von Rechts we­gen!

Tat­be­stand

Die Par­tei­en strei­ten noch über die Wirk­sam­keit ei­ner An­fech­tung ih­res

Ar­beits­ver­trags und über die Wirk­sam­keit ei­ner außer­or­dent­li­chen Kündi­gung.

Der 1982 ge­bo­re­ne Kläger war - nach sei­ner Aus­bil­dung für den mitt­le-

ren Ver­wal­tungs­dienst - be­fris­tet bis zum 31. Ju­li 2002 beim Land­kreis K beschäftigt. Ei­ne Über­nah­me in ein un­be­fris­te­tes Ar­beits­verhält­nis un­ter­blieb, nach­dem der Land­kreis von Ak­ti­vitäten des Klägers für die Na­tio­nal­de­mo­kra­ti­sche Par­tei Deutsch­lands (NPD) und de­ren Ju­gend­or­ga­ni­sa­ti­on „Jun­ge Na­tio­nal­de­mo­kra­ten“ (JN) Kennt­nis er­langt hat­te.

Seit Au­gust 2003 war der Kläger beim be­klag­ten Land als Ver­wal­tungs-

an­ge­stell­ter in der Ober­fi­nanz­di­rek­ti­on K (OFD) tätig. Auf­grund ar­beits­ver­trag­li­cher Be­zug­nah­me fand auf das Ar­beits­verhält­nis zunächst der Bun­des-An­ge­stell­ten­ta­rif­ver­trag (BAT) und an­sch­ließend der Ta­rif­ver­trag für den öffent­li­chen Dienst der Länder vom 12. Ok­to­ber 2006 (TV-L) An­wen­dung.

Vor sei­ner Ein­stel­lung hat­te das be­klag­te Land den Kläger schrift­lich

un­ter Be­zug­nah­me auf § 8 BAT über sei­ne Pflicht zur Ver­fas­sungs­treue be­lehrt. Am 17. Ju­li 2003 un­ter­zeich­ne­te er ei­ne sich an die Be­leh­rung an­sch­ließen­de vor­for­mu­lier­te Erklärung mit fol­gen­dem In­halt:

„Auf Grund die­ser Be­leh­rung erkläre ich hier­mit aus­drück­lich, dass ich die vor­ste­hen­den Grundsätze der frei­heit­li­chen de­mo­kra­ti­schen Grund­ord­nung im Sin­ne des Grund-


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ge­set­zes be­ja­he und dass ich be­reit bin, mich je­der­zeit durch mein ge­sam­tes Ver­hal­ten zu der frei­heit­li­chen de­mo­kra­ti­schen Grund­ord­nung im Sin­ne des Grund­ge­set­zes zu be­ken­nen und für de­ren Er­hal­tung ein­zu­tre­ten.

Ich ver­si­che­re aus­drück­lich, dass ich Be­stre­bun­gen, die ge­gen die frei­heit­li­che de­mo­kra­ti­sche Grund­ord­nung oder ge­gen ei­ne ih­rer oben­ge­nann­ten grund­le­gen­den Prin­zi­pi­en ge­rich­tet sind, nicht un­terstütze und auch nicht Mit­glied ei­ner hier­ge­gen ge­rich­te­ten Or­ga­ni­sa­ti­on bin.

Ich bin mir darüber im Kla­ren, dass ich bei ei­nem Ver­s­toß ge­gen die­se Dienst- und Treue­pflich­ten mit ei­ner Ent­fer­nung aus dem Dienst rech­nen muss.“

Seit 2004 war der Kläger im Druck- und Ver­sand­zen­trum der OFD ein-

ge­setzt. Dort war er ins­be­son­de­re für die Pro­duk­ti­ons­pla­nung, -steue­rung und -über­wa­chung zuständig. In dem Zen­trum wer­den sämt­li­che im Zuständig­keits­be­reich der OFD an­fal­len­den Be­schei­de und Schrei­ben (et­wa Steu­er­be­schei­de und Bei­hil­fe­be­schei­de so­wie Lohn- und Ge­halts­ab­rech­nun­gen) mit­tels elek­tro­nisch ge­steu­er­ter Druck­abläufe er­stellt.

Mit Schrei­ben vom 23. Au­gust 2007 be­rich­te­te das Lan­des­amt für Ver-

fas­sungs­schutz der OFD über „rechts­ex­tre­mis­ti­sche Ak­ti­vitäten“ des Klägers, die wie folgt be­schrie­ben und als sol­che un­strei­tig sind:

„...

· Am 7. Au­gust 2007 lädt er mit ‚News­let­ter’ vom glei­chen Tag zum ‚Som­mer­fest’ der ‚Na­tio­nal­de­mo­kra­ti­schen Par­tei Deutsch­lands’ (NPD) und de­ren Ju­gend­or­ga­ni­sa­ti­on, den ‚Jun­gen Na­tio­nal­de­mo­kra­ten’ (JN) für den 11. Au­gust 2007 ein; ei­nem Be­richt auf der Home­page des NPD-Kreis­ver­ban­des K zu­fol­ge ‚führ­te L in sei­ner un­nach­ahm­li­chen Art ei­nes sou­veränen Ver­samm­lungs­lei­ters un­ter­halt­sam durch das wei­te­re Pro­gramm’.

· Mit ‚News­let­ter’ vom 30. Ju­li 2007 weist L auf den ‚Na­tio­na­len Stamm­tisch’ des NPD-Kreis­ver­bands K hin.

· Zum 17. Ju­ni 2007 lädt er mit­tels ‚News­let­ter’ zu ei­ner Schu­lungs­ver­an­stal­tung des NPD-Kreis­ver­bands K nach B ein.

· Ei­ner Mel­dung des Po­li­zei­präsi­di­ums K zu­fol­ge gab er sich als Ver­ant­wort­li­cher für die Gründung des

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Stütz­punkts K der JN am 9. Ju­ni 2007 in B zu er­ken­nen.

Über ei­nen ‚News­let­ter’ ver­brei­te­te er die Ein­la­dung zu der Ver­an­stal­tung.

· Am 8. Mai 2007 nahm L an ei­ner Mahn­wa­che: ‚Ge­gen das Ver­ges­sen - Zum Ge­den­ken der ge­fal­le­nen Sol­da­ten des 1. und 2. Welt­krie­ges’ in K teil. Haupt­red­ner auf der Ver­an­stal­tung war der ehe­ma­li­ge NPD-Lan­des­vor­sit­zen­de D. Die­ser the­ma­ti­sier­te un­ter an­de­rem den Pro­zess in M ge­gen den Re­vi­sio­nis­ten Z und lob­te den Re­vi­sio­nis­mus­ge­dan­ken, der zur Selbst­fin­dung des deut­schen Vol­kes un­erläss­lich sei. (...).

· Über die Jah­res­haupt­ver­samm­lung des NPD-Re­gio­nal­ver­ban­des K am 25. März 2007 ver­schick­te L per ‚News­let­ter’ im Vor­feld ei­nen Hin­weis.

...“

Mit Schrei­ben vom 4. Ok­to­ber 2007 er­teil­te das be­klag­te Land dem

Kläger nach vor­he­ri­ger Anhörung ei­ne Ab­mah­nung. Es hielt ihm vor, die Erklärung zur Ver­fas­sungs­treue un­ter­schrie­ben zu ha­ben, oh­ne auf die Nicht­verlänge­rung sei­nes Ar­beits­verhält­nis­ses mit dem Land­kreis K und die dafür ursächli­chen Ak­ti­vitäten hin­ge­wie­sen zu ha­ben. Durch die­se „Fehl­in­for­ma­tio­nen“ und sein öffent­li­ches Auf­tre­ten für ei­ne „als ver­fas­sungs­feind­lich ein­ge­stuf­te Par­tei wie die NPD“ ha­be er grob ge­gen sei­ne „ta­rif­ver­trag­li­che Pflicht zur Ver­fas­sungs­treue“ ver­s­toßen. Für den Fall an­hal­ten­der Ak­ti­vitäten für ver­fas­sungs­feind­li­che Or­ga­ni­sa­tio­nen müsse er mit ei­ner frist­lo­sen Kündi­gung rech­nen.

Am 18. No­vem­ber 2007, dem Volks­trau­er­tag, nahm der Kläger an ei­ner

von der NPD ab­ge­hal­te­nen Ge­denk­ver­an­stal­tung am Eh­ren­mal „P“ auf dem Ge­biet der Ge­mein­de R teil. Da­bei han­delt es sich um ein von der Ge­mein­de er­rich­te­tes St­ein­kreuz zur Er­in­ne­rung an die dort bei­ge­setz­ten deut­schen und französi­schen Sol­da­ten, die im April 1945 vor Ort ge­fal­len sind. Mit Schrei­ben vom 17. April 2008, bei der OFD ein­ge­gan­gen am 25. April 2008, be­rich­te­te das Lan­des­amt für Ver­fas­sungs­schutz auch über die­se Ak­ti­vität.


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Nach Be­tei­li­gung des Per­so­nal­rats und mit des­sen Zu­stim­mung kündig-

te das be­klag­te Land das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en mit Schrei­ben vom 8. Mai 2008 außer­or­dent­lich frist­los, hilfs­wei­se or­dent­lich zum 30. Ju­ni 2008. Da­ge­gen er­hob der Kläger frist­ge­recht Kündi­gungs­schutz­kla­ge. Mit Schrift­satz vom 23. Sep­tem­ber 2008 erklärte das be­klag­te Land die An­fech­tung des Ar­beits­ver­trags we­gen arg­lis­ti­ger Täuschung.

Der Kläger hat gel­tend ge­macht, es feh­le an An­fech­tungs- und Kündi-

gungs­gründen. Er ha­be sich zu je­der Zeit und un­miss­verständ­lich zur frei­heit­li­chen de­mo­kra­ti­schen Grund­ord­nung be­kannt. Sei­ne po­li­ti­schen Ak­ti­vitäten stünden auf dem Bo­den des Grund­ge­set­zes, zu­mal we­der die NPD noch ih­re Ju­gend­or­ga­ni­sa­ti­on ver­bo­ten sei­en. Soll­ten sich ein­zel­ne Par­tei­mit­glie­der in ver­fas­sungs­feind­li­cher Wei­se geäußert ha­ben, sei dies nicht der Par­tei als Gan­zer zu­zu­rech­nen. Neo­na­zis­ti­sches Ge­dan­ken­gut leh­ne er strikt ab.

Der Kläger hat be­an­tragt

1. fest­zu­stel­len, dass das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en we­der durch die außer­or­dent­li­che noch durch die hilfs­wei­se erklärte or­dent­li­che Kündi­gung vom 8. Mai 2008 auf­gelöst wor­den ist;

2. fest­zu­stel­len, dass das Ar­beits­verhält­nis auch nicht durch an­de­re Be­en­di­gungs­tat­bestände ge­en­det hat, son­dern zu un­veränder­ten Be­din­gun­gen fort­be­steht;

3. für den Fall des Ob­sie­gens mit den Fest­stel­lungs­anträgen, das be­klag­te Land zu ver­ur­tei­len, ihn zu den im Ar­beits­ver­trag vom 4. No­vem­ber 2004 ge­re­gel­ten Ar­beits­be­din­gun­gen bis zu ei­ner rechts­kräfti­gen Ent­schei­dung über den Fest­stel­lungs­an­trag wei­ter zu beschäfti­gen und tätig wer­den zu las­sen.

Das be­klag­te Land hat be­an­tragt, die Kla­ge ab­zu­wei­sen. Es hat die

Auf­fas­sung ver­tre­ten, die An­fech­tung sei be­rech­tigt. Je­den­falls sei das Ar­beits­verhält­nis durch die Kündi­gung frist­los und al­le­mal frist­gemäß auf­gelöst wor­den. Der Kläger ha­be es durch arg­lis­ti­ge Täuschung zum Ab­schluss des Ar­beits­ver­trags be­stimmt. Er sei, wie sich erst nach der Kündi­gung vom 8. Mai 2008 her­aus­ge­stellt ha­be, auf­grund ei­nes mit dem Per­so­nal­ver­ant­wort­li­chen des Land­krei­ses K geführ­ten Gesprächs über die Gründe der Nicht­verlänge-


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rung sei­nes vor­he­ri­gen Ar­beits­verhält­nis­ses ge­nau in­for­miert ge­we­sen. Er ha­be so­mit be­wusst ei­ne un­rich­ti­ge Erklärung zu sei­ner Ver­fas­sungs­treue ab­ge­ge­ben. Je­den­falls ha­be er ge­gen sei­ne Ver­pflich­tung ver­s­toßen, sei­ne Ak­ti­vitäten für die vom Lan­des­amt für Ver­fas­sungs­schutz als ver­fas­sungs­feind­lich ein­ge­stuf­te NPD bzw. JN zu of­fen­ba­ren. Die Kündi­gung sei ge­recht­fer­tigt. Der Kläger ha­be nach der Ab­mah­nung er­neut sei­ne ta­rif­ver­trag­li­che Pflicht zur Ver­fas­sungs­treue ver­letzt und sich durch sei­ne Ak­ti­vitäten für die NPD, de­ren Mit­glied er sei, für die ihm über­tra­ge­ne Tätig­keit als un­ge­eig­net er­wie­sen. Er ha­be sich die ver­fas­sungs­feind­li­chen Zie­le der NPD zu ei­gen ge­macht, dif­fa­mie­re den Staat und sei­ne Or­ga­ne in al­ler Öffent­lich­keit und brin­ge sei­nen Wil­len zum Aus­druck, ihn zu bekämp­fen. Nach der Kündi­gung ha­be er sei­ne ver­fas­sungs­feind­li­chen Ak­ti­vitäten fort­ge­setzt. Am 25. Ju­li 2008 ha­be er - un­strei­tig - anläss­lich des To­des ei­nes Rechts­ex­tre­mis­ten ei­nen Ge­denk­brief ver­sandt. Am Volks­trau­er­tag 2008 sei er er­neut bei der Ver­an­stal­tung der NPD am Eh­ren­mal „P“ auf­ge­tre­ten, nun­mehr als ver­ant­wort­li­cher Ver­samm­lungs­lei­ter. Sein Ver­hal­ten beschädi­ge das An­se­hen der Fi­nanz­ver­wal­tung und be­ein­träch­ti­ge das Ver­trau­en der Bürger in de­ren rechts­staat­li­ches Han­deln.

Das Ar­beits­ge­richt hat die An­fech­tung und die außer­or­dent­li­che Kündi-

gung für un­wirk­sam er­ach­tet und der Kla­ge in­so­weit statt­ge­ge­ben. Im Übri­gen hat es sie ab­ge­wie­sen. Auf die Be­ru­fung des Klägers hat das Lan­des­ar­beits­ge­richt der Kla­ge auch hin­sicht­lich der or­dent­li­chen Kündi­gung statt­ge­ge­ben. Die wei­ter­ge­hen­de Be­ru­fung des Klägers und die Be­ru­fung des be­klag­ten Lan­des hat es zurück­ge­wie­sen. Mit der Re­vi­si­on ver­folgt das be­klag­te Land sei­nen An­trag wei­ter, die Kla­ge in vol­lem Um­fang ab­zu­wei­sen.

Ent­schei­dungs­gründe

Die zulässi­ge Re­vi­si­on des be­klag­ten Lan­des ist un­be­gründet


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A. Ge­gen­stand des Re­vi­si­ons­ver­fah­rens ist nur der Kündi­gungs­schutz­an-
trag. Mit dem erst­in­stanz­lich - als un­zulässig - ab­ge­wie­se­nen all­ge­mei­nen Fest­stel­lungs­an­trag hat sich das Lan­des­ar­beits­ge­richt nicht be­fasst. Es hat die Be­ru­fung des Klägers, die sich mit der Ab­wei­sung die­ses An­trags nicht aus­ein­an­der­setzt, still­schwei­gend da­hin aus­ge­legt, dass der An­trag nicht wei­ter­ver­folgt wer­de. So­weit es den An­trag auf vorläufi­ge Wei­ter­beschäfti­gung ab­ge­wie­sen hat, ist das Ur­teil rechts­kräftig.

B. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt hat der Kündi­gungs­schutz­kla­ge zu Recht
statt­ge­ge­ben. Sei­ne Ent­schei­dung, das Ar­beits­verhält­nis sei we­der durch die An­fech­tung vom 23. Sep­tem­ber 2008 noch durch die Kündi­gung vom 8. Mai 2008 auf­gelöst wor­den, ist im Er­geb­nis re­vi­si­ons­recht­lich nicht zu be­an­stan­den.

I. Der Ge­gen­stand der Kündi­gungs­schutz­kla­ge um­fasst zu­gleich die

Fra­ge, ob das Ar­beits­verhält­nis auf­grund der An­fech­tung be­en­det wor­den ist.

1. Ge­gen­stand ei­ner Kündi­gungs­schutz­kla­ge nach § 4 Satz 1 KSchG
(iVm. § 13 Abs. 1 Satz 2 KSchG) ist das Be­geh­ren fest­zu­stel­len, dass „das Ar­beits­verhält­nis“ durch die frag­li­che Kündi­gung nicht auf­gelöst wor­den ist. Die Kla­ge kann da­her nur Er­folg ha­ben, wenn zum Zeit­punkt des Wirk­sam­wer­dens der Kündi­gung ein Ar­beits­verhält­nis noch be­stand (BAG 27. Ja­nu­ar 2011 - 2 AZR 826/09 - Rn. 13; 26. Ju­ni 2008 - 6 AZN 648/07 - Rn. 12 mwN, AP KSchG 1969 § 4 Nr. 66 = EzA KSchG § 4 nF Nr. 85). Dem­ent­spre­chend ist Ge­gen­stand der Kündi­gungs­schutz­kla­ge auch die Fra­ge, ob das Ar­beits­ver­hält­nis im Zeit­punkt des Zu­gangs der Kündi­gung bzw. - im Fall der or­dent­li­chen Kündi­gung - des Ab­laufs der Kündi­gungs­frist be­stand (BAG 27. April 2006 - 2 AZR 360/05 - Rn. 16 f., BA­GE 118, 95; 5. Ok­to­ber 1995 - 2 AZR 909/94 - zu II 1 der Gründe, BA­GE 81, 111). Ist dies nicht der Fall, kann ein der Kla­ge statt­ge­ben­des Ur­teil nicht er­ge­hen, viel­mehr ist die Kla­ge schon aus die­sem Grund ab­zu­wei­sen.

2. Da­nach hängt hier der Er­folg der Kündi­gungs­schutz­kla­ge (auch) von
der Be­rech­ti­gung der An­fech­tung ab. Dem steht nicht ent­ge­gen, dass die An­fech­tung erst mit Schrift­satz vom 23. Sep­tem­ber 2008 und da­mit nach Ab­lauf


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der Frist für die or­dent­li­che Kündi­gung erklärt wur­de. Zwar wirkt die An­fech­tung ei­nes in Voll­zug ge­setz­ten Ar­beits­ver­trags nicht zu­letzt we­gen der Schwie­rig­kei­ten ei­ner Rück­ab­wick­lung grundsätz­lich nur „ex nunc“ (BAG 20. Mai 1999 - 2 AZR 320/98 - BA­GE 91, 349; 16. Sep­tem­ber 1982 - 2 AZR 228/80 - zu IV der Gründe, BA­GE 41, 54). Im Streit­fall wur­de das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en aber be­reits mit Zu­gang der frist­lo­sen Kündi­gung fak­tisch außer Funk­ti­on ge­setzt. Un­ter sol­chen Umständen be­steht kein Grund, die Vor­schrift des § 142 Abs. 1 BGB, die der wirk­sa­men An­fech­tung grundsätz­lich rück­wir­ken­de Kraft bei­legt, ein­schränkend an­zu­wen­den. Die An­fech­tung wirkt viel­mehr auf den Zeit­punkt der fak­ti­schen „Außer­funk­ti­ons­set­zung“ zurück, selbst wenn die­se ih­rer­seits auf ei­ner un­wirk­sa­men Ar­beit­ge­berkündi­gung be­ru­hen soll­te (BAG 16. Sep­tem­ber 1982 - 2 AZR 228/80 - zu IV 3 a der Gründe, aaO).

II. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt hat sei­ner Ent­schei­dung über die Wirk­sam-

keit von An­fech­tung und Kündi­gung die Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts zur sog. funk­ti­ons­be­zo­ge­nen Treue­pflicht der Beschäftig­ten des öffent­li­chen Diens­tes und ei­nem auf die­se be­zo­ge­nen Fra­ge­recht des Ar­beit­ge­bers bei der Ein­stel­lung zu­grun­de ge­legt.

1. Da­nach kommt bei po­li­ti­scher Betäti­gung ei­nes Beschäftig­ten des

öffent­li­chen Diens­tes für ei­ne ver­fas­sungs­feind­li­che Par­tei oder Or­ga­ni­sa­ti­on, ins­be­son­de­re bei ei­nem Ein­tre­ten für de­ren ver­fas­sungs­feind­li­che Zie­le ei­ne Kündi­gung so­wohl un­ter ver­hal­tens­be­ding­ten als auch un­ter per­so­nen­be­ding­ten Ge­sichts­punk­ten in Be­tracht. Das gilt un­abhängig da­von, ob die Ver­fas­sungs­wid­rig­keit der Par­tei durch das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt nach Art. 21 Abs. 2 Satz 2 GG fest­ge­stellt wur­de. Auch das po­li­ti­sche En­ga­ge­ment für ei­ne nicht ver­bo­te­ne, gleich­wohl ver­fas­sungs­feind­li­che Or­ga­ni­sa­ti­on kann kündi­gungs­recht­lich be­acht­lich sein. Die dafür ge­ge­be­nen­falls er­for­der­li­chen Fest­stel­lun­gen sind von dem zur Ent­schei­dung be­ru­fe­nen Ge­richt ei­genständig zu tref­fen (BVerfG 22. Mai 1975 - 2 BvL 13/73 - zu B II der Gründe, BVerfGE 39, 334; BAG 31. März 1976 - 5 AZR 104/74 - zu IV der Gründe, BA­GE 28, 62; zur Ver­fas­sungs­feind­lich­keit der NPD vgl. BVerwG 7. Ju­li 2004 - 6 C 17/03 - NJW 2005, 85).


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2. Ei­ne ver­hal­tens­be­ding­te - außer­or­dent­li­che oder or­dent­li­che – Kündi-
gung ei­nes Ar­beit­neh­mers we­gen Mit­glied­schaft in ei­ner ver­fas­sungs­feind­li­chen Par­tei oder Or­ga­ni­sa­ti­on oder we­gen de­ren ak­ti­ver Un­terstützung setzt vor­aus, dass durch ei­nen dar­in lie­gen­den Ver­s­toß ge­gen die Treue­pflicht ei­ne kon­kre­te Störung des Ar­beits­verhält­nis­ses ein­ge­tre­ten ist, sei es im Leis­tungs­be­reich, sei es im Be­reich der be­trieb­li­chen Ver­bun­den­heit al­ler Mit­ar­bei­ter, im per­so­na­len Ver­trau­ens­be­reich oder im behörd­li­chen Auf­ga­ben­be­reich (BAG 20. Ju­li 1989 - 2 AZR 114/87 - BA­GE 62, 256; 6. Ju­ni 1984 - 7 AZR 456/82 - AP KSchG 1969 § 1 Ver­hal­tens­be­ding­te Kündi­gung Nr. 11 = EzA KSchG § 1 Ver­hal­tens­be­ding­te Kündi­gung Nr. 12).

3. Ei­ne per­so­nen­be­ding­te Kündi­gung kommt un­abhängig da­von in Be-
tracht, wenn dem Ar­beit­neh­mer auf­grund sei­ner Ak­ti­vitäten je­den­falls die Eig­nung für die Ausübung der ver­trag­lich ge­schul­de­ten Tätig­keit fehlt. Im öffent­li­chen Dienst kann sich ein Eig­nungs­man­gel aus be­gründe­ten Zwei­feln an der Ver­fas­sungs­treue des Ar­beit­neh­mers er­ge­ben. Die­se ist Be­stand­teil des Be­griffs „Eig­nung“ in Art. 33 Abs. 2 GG (vgl. BVerfG 8. Ju­li 1997 - 1 BvR 2111/94 ua. - zu C I 1 b der Gründe, BVerfGE 96, 171). Mit­glied­schaft und ak­ti­ves Ein­tre­ten des Ar­beit­neh­mers für ei­ne ver­fas­sungs­feind­li­che Or­ga­ni­sa­ti­on können ent­spre­chen­de Zwei­fel er­we­cken. Sie führen aber nicht oh­ne Wei­te­res zur so­zia­len Recht­fer­ti­gung ei­ner Kündi­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses (BAG 28. Sep­tem­ber 1989 - 2 AZR 317/86 - zu B I 1 der Gründe, BA­GE 63, 72; 20. Ju­li 1989 - 2 AZR 114/87 - zu II 2 c der Gründe, BA­GE 62, 256; 6. Ju­ni 1984 - 7 AZR 456/82 - zu II 2 a bb der Gründe, AP KSchG 1969 § 1 Ver­hal­tens­be­ding­te Kündi­gung Nr. 11 = EzA KSchG § 1 Ver­hal­tens­be­ding­te Kündi­gung Nr. 12). Ent­schei­dend ist, in­wie­weit die außer­dienst­li­chen po­li­ti­schen Ak­ti­vitäten in die Dienst­stel­le hin­ein­wir­ken und ent­we­der die all­ge­mei­ne Auf­ga­ben­stel­lung des öffent­li­chen Ar­beit­ge­bers oder das kon­kre­te Auf­ga­ben­ge­biet des Ar­beit­neh­mers berühren (BAG 6. Ju­ni 1984 - 7 AZR 456/82 - mwN, aaO). Das wie­der­um hängt maßgeb­lich da­von ab, wel­che staat­li­chen Auf­ga­ben der Ar­beit­ge­ber wahr­zu­neh­men hat, wel­che Ver­hal­tens­pflich­ten dem Ar­beit­neh­mer ob­lie­gen und wel­ches Auf­ga­ben­ge­biet in­ner­halb der Ver­wal­tung er zu be­ar­bei­ten hat (BAG 20. Ju­li 1989 - 2 AZR 114/87 - zu II 2 c aa der Gründe mwN, aaO).


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4. Ver­hal­tens­pflich­ten der Ar­beit­neh­mer des öffent­li­chen Diens­tes sind ua.

in § 3 Abs. 1 Satz 2 TV-L (zu­vor: § 8 Abs. 1 Satz 2 BAT) fest­ge­legt.

a) Nach die­ser Re­ge­lung, die auf­grund ar­beits­ver­trag­li­cher Be­zug­nah­me
auf das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en zur An­wen­dung ge­langt, sind die Beschäftig­ten des be­klag­ten Lan­des ver­pflich­tet, sich durch ihr ge­sam­tes Ver­hal­ten zur frei­heit­li­chen de­mo­kra­ti­schen Grund­ord­nung im Sin­ne des Grund­ge­set­zes zu be­ken­nen. Ei­ne ent­spre­chen­de Ver­pflich­tungs­erklärung hat der Kläger zu­dem im Zu­sam­men­hang mit sei­ner Ein­stel­lung ab­ge­ge­ben.

b) Al­ler­dings können we­der die auf der Grund­la­ge von § 8 Abs. 1 Satz 2
BAT ab­ge­ge­be­ne Erklärung des Klägers vom 17. Ju­li 2003, noch die mit § 8 Abs. 1 Satz 2 BAT wört­lich übe­rein­stim­men­de Re­ge­lung des § 3 Abs. 1 Satz 2 TV-L mit ih­ren all­ge­mein ge­hal­te­nen For­mu­lie­run­gen da­hin ver­stan­den wer­den, dass al­len Beschäftig­ten des be­klag­ten Lan­des oh­ne Be­zug zu der je­weils aus­zuüben­den Tätig­keit - ver­gleich­bar den Be­am­ten - ei­ne Pflicht zur Ver­fas­sungs­treue ob­liegt (grund­le­gend BAG 31. März 1976 - 5 AZR 104/74 - zu III 1 d der Gründe, BA­GE 28, 62; seit­her st. Rspr. 20. Ju­li 1989 - 2 AZR 114/87 - zu II 2 c aa der Gründe, BA­GE 62, 256; 6. Ju­ni 1984 - 7 AZR 456/82 - zu II 2 a bb der Gründe, AP KSchG 1969 § 1 Ver­hal­tens­be­ding­te Kündi­gung Nr. 11 = EzA KSchG § 1 Ver­hal­tens­be­ding­te Kündi­gung Nr. 12).

aa) Be­am­te un­ter­lie­gen ei­ner ge­stei­ger­ten po­li­ti­schen Treue­pflicht. Die­se

for­dert ih­re Be­reit­schaft, sich mit der Idee des Staa­tes, dh. sei­ner frei­heit­li­chen, de­mo­kra­ti­schen, rechts- und so­zi­al­staat­li­chen Ord­nung, zu iden­ti­fi­zie­ren und dafür ak­tiv ein­zu­tre­ten. Be­am­te ha­ben sich des­halb von Grup­pen und Be­stre­bun­gen zu dis­tan­zie­ren, die den Staat, sei­ne ver­fas­sungsmäßigen Or­ga­ne und die gel­ten­de Ver­fas­sungs­ord­nung an­grei­fen, bekämp­fen und dif­fa­mie­ren (BVerfG 22. Mai 1975 - 2 BvL 13/73 („Ra­di­ka­len­er­lass“) - zu C I 2 der Gründe, BVerfGE 39, 334).

bb) Die­ser - wei­te - Um­fang der das Be­am­ten­verhält­nis prägen­den Treue-

pflicht lässt sich nicht sche­ma­tisch auf Beschäftig­te über­tra­gen, die in ei­nem pri­vat­recht­li­chen Dienst­verhält­nis zum öffent­li­chen Ar­beit­ge­ber ste­hen und


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de­nen in der Re­gel kei­ne ho­heit­li­chen Be­fug­nis­se über­tra­gen sind (BVerfG 22. Mai 1975 - 2 BvL 13/73 - zu C I 7 b der Gründe, BVerfGE 39, 334). Bei der Fülle staat­li­cher Auf­ga­ben gibt es durch­aus Be­rei­che, bei de­nen es für die kon­kret ge­schul­de­te Ar­beits­leis­tung im Rah­men von Ar­beits­verhält­nis­sen nicht auf die von Be­am­ten ver­lang­te be­son­de­re po­li­ti­sche Loya­lität an­kommt. In die­sen Be­rei­chen können Ar­beit­neh­mer auch dann beschäftigt wer­den, wenn sie nur ein ge­rin­ge­res Maß an po­li­ti­scher Treue erfüllen. Würde man für al­le An­gehöri­gen des öffent­li­chen Diens­tes gleichmäßig und un­abhängig von ih­rer Funk­ti­on das Be­ste­hen ei­ner be­son­de­ren po­li­ti­schen Treue­pflicht an­neh­men, so würden da­mit po­li­ti­sche Grund­rech­te der Ar­beit­neh­mer - die Frei­heit der Mei­nungsäußerung (Art. 5 Abs. 1 GG) und die Frei­heit, sich in ei­ner Par­tei po­li­tisch zu betäti­gen (Art. 21 Abs. 1 GG) - unnötig und un­verhält­nismäßig ein­ge­schränkt (BAG 5. Au­gust 1982 - 2 AZR 1136/79 - zu II 4 a und III 1 b der Gründe, BA-GE 40, 1; 29. Ju­li 1982 - 2 AZR 1093/79 - zu B IV 2 c der Gründe, BA­GE 39, 235).

cc) Das Maß der ei­nem Ar­beit­neh­mer des öffent­li­chen Diens­tes ob-

lie­gen­den Treue­pflicht er­gibt sich aus sei­ner Stel­lung und dem Auf­ga­ben­kreis, der ihm laut Ar­beits­ver­trag über­tra­gen ist (sog. Funk­ti­ons­theo­rie, vgl. BAG 20. Ju­li 1989 - 2 AZR 114/87 - zu II 2 c aa der Gründe mwN, BA­GE 62, 256). Er schul­det (nur) die­je­ni­ge po­li­ti­sche Loya­lität, die für die funk­ti­ons­ge­rech­te Amts­ausübung un­ver­zicht­bar ist.

Trifft den Ar­beit­neh­mer nach der ihm über­tra­ge­nen Funk­ti­on kei­ne

Pflicht zu ge­stei­ger­ter Loya­lität, ist er ar­beits­ver­trag­lich nicht ver­pflich­tet, je­der­zeit und auch außer­dienst­lich ak­tiv für den Be­stand der po­li­ti­schen Ord­nung des Grund­ge­set­zes ein­zu­tre­ten. Je nach Stel­lung und Auf­ga­ben­kreis kann er die Ver­fas­sung schon da­durch „wah­ren“, dass er die frei­heit­li­che de­mo­kra­ti­sche Grund­ord­nung je­den­falls nicht ak­tiv bekämpft (BAG 20. Ju­li 1989 - 2 AZR 114/87 - zu II 2 c aa der Gründe, BA­GE 62, 256; 12. März 1986 - 7 AZR 468/81 - zu II 2 c der Gründe, RzK I 1 Nr. 10).

Aber auch für Beschäftig­te, an de­ren Ver­fas­sungs­treue we­gen ih­rer Tä-

tig­keit - et­wa als Leh­rer, Er­zie­her oder So­zi­al­ar­bei­ter - die glei­chen oder zu-


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min­dest ähn­li­che An­for­de­run­gen zu stel­len sind wie an die von in ver­gleich­ba­rer Stel­lung beschäftig­ten Be­am­ten, gilt, dass die Mit­glied­schaft in ei­ner ver­fas­sungs­feind­li­chen Or­ga­ni­sa­ti­on oder ein Tätig­wer­den für die­se zwar In­di­zi­en für das Feh­len der Be­reit­schaft zur Ver­fas­sungs­treue sind, für sich ge­nom­men aber als Eig­nungs­man­gel re­gelmäßig noch nicht aus­rei­chen. An­ders als bei der Ein­stel­lung, für de­ren Un­ter­blei­ben es grundsätz­lich genügt, dass all­ge­mei­ne Zwei­fel an der Ver­fas­sungs­treue be­gründet sind (BAG 6. Ju­ni 1984 - 7 AZR 456/82 - zu II 2 a aa der Gründe, AP KSchG 1969 § 1 Ver­hal­tens­be­ding­te Kündi­gung Nr. 11 = EzA KSchG § 1 Ver­hal­tens­be­ding­te Kündi­gung Nr. 12), ob­liegt es dem öffent­li­chen Ar­beit­ge­ber im Kündi­gungs­schutz­pro­zess, der­ar­ti­ge Zwei­fel durch be­stimm­te, auf den Ar­beit­neh­mer und sei­nen Auf­ga­ben­be­reich be­zo­ge­ne Umstände zu kon­kre­ti­sie­ren und so zu verstärken. Auf­schluss­reich kann in­so­weit das dienst­li­che und außer­dienst­li­che Ver­hal­ten des Ar­beit­neh­mers sein, wenn es über die Ver­fol­gung ver­fas­sungs­kon­for­mer Zie­le der be­tref­fen­den Or­ga­ni­sa­ti­on hin­aus­geht. Von Be­deu­tung kann auch das persönli­che Ver­fas­sungs­verständ­nis des Ar­beit­neh­mers und das Feh­len der Be­reit­schaft sein, sich von ver­fas­sungs­feind­li­chen Zie­len der Or­ga­ni­sa­ti­on, der er an­gehört oder für die er ein­tritt, zu dis­tan­zie­ren (BAG 28. Sep­tem­ber 1989 - 2 AZR 317/86 - zu B I 4 c der Gründe, BA­GE 63, 72).

5. Das Maß der po­li­ti­schen Treue­pflicht hat zu­gleich Ein­fluss auf das

Er­kun­di­gungs-/Fra­ge­recht des Ar­beit­ge­bers bei der Ein­stel­lung.

a) Aus­zu­ge­hen ist da­bei von dem Grund­satz, dass die fal­sche Be­ant­wor-
tung ei­ner zulässi­ger­wei­se ge­stell­ten Fra­ge die An­fech­tung des Ar­beits­ver­trags we­gen arg­lis­ti­ger Täuschung nach § 123 BGB be­gründen kann (zur Fra­ge nach frühe­rer MfS-Tätig­keit BVerfG 8. Ju­li 1997 - 1 BvR 2111/94 ua. - BVerfGE 96, 171; BAG 13. Ju­ni 2002 - 2 AZR 234/01 - zu B I 2 b der Gründe, BA­GE 101, 341).

b) Auch wenn zu den Eig­nungs­kri­te­ri­en im Sin­ne von Art. 33 Abs. 2 GG 34
die Ver­fas­sungs­treue zählt, sind dar­auf be­zo­ge­ne Fra­gen nur zulässig, so­weit die vor­ge­se­he­ne Funk­ti­on dies er­for­dert und recht­fer­tigt (vgl. BAG 16. De­zem­ber 2004 - 2 AZR 148/04 - zu B II 1 b und 2 a der Gründe, AP BGB § 123 Nr. 64


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= EzA BGB 2002 § 123 Nr. 5; 31. März 1976 - 5 AZR 104/74 - BA­GE 28, 62; 1. Ok­to­ber 1986 - 7 AZR 383/85 - BA­GE 53, 137; Con­ze Fra­ge­recht des öffent­li­chen Ar­beit­ge­bers und Of­fen­ba­rungs­pflicht des Be­wer­bers bei der Ver­trags­an­bah­nung ZTR 1991, 99, 106 mwN). Die Fra­ge muss so for­mu­liert sein, dass der Ar­beit­neh­mer er­ken­nen kann, wo­nach ge­fragt ist. Er muss die Zulässig­keit der Fra­ge be­ur­tei­len können (BAG 13. Ju­ni 2002 - 2 AZR 234/01 - zu B I 2 b der Gründe, BA­GE 101, 341). Wenn po­li­ti­sche Ein­stel­lun­gen den Ar­beit­neh­mer bei funk­ti­ons­be­zo­ge­ner Be­trach­tung nicht - auch für ihn er­kenn­bar - an der ord­nungs­gemäßen Erfüllung sei­ner Be­rufs­pflich­ten hin­dern, be­steht kei­ne Pflicht, die ei­ge­nen Über­zeu­gun­gen und mögli­che Par­tei­mit­glied­schaf­ten oder Or­ga­ni­sa­ti­ons­zu­gehörig­kei­ten un­ge­fragt zu of­fen­ba­ren.

6. An die­sen Grundsätzen hält der Se­nat fest.

a) Sie ha­ben in der Li­te­ra­tur ver­brei­tet Zu­stim­mung er­fah­ren (vgl.

Spo­ner/St­ein­herr TV-L (2008) § 3 Rn. 55; Pol­zer/Po­wietz­ka NZA 2000, 970,

974 f.; je­weils mwN; mit Ein­schränkun­gen: Fleig DÖD 1999, 217) und stim­men

mit der Recht­spre­chung der Ver­wal­tungs­ge­rich­te übe­rein (vgl. BVerwG 19. Ja-

nu­ar 1989 - 7 C 89/87 - BVerw­GE 81, 212; OVG Lüne­burg 12. De­zem­ber 2007

- 17 LP 4/06 - PersR 2008, 324).

b) Der Eu­ropäische Ge­richts­hof für Men­schen­rech­te hat an­er­kannt, dass
ein de­mo­kra­ti­scher Staat das Recht hat, von sei­nen Be­diens­te­ten - je­den­falls in Abhängig­keit von ih­rer Funk­ti­on - ein Be­kennt­nis zu zen­tra­len Ver­fas­sungs­grundsätzen zu ver­lan­gen, auf de­nen der Staat be­ruht. Es sei­en - so der Ge­richts­hof - auch die Er­fah­run­gen Deutsch­lands während der Wei­ma­rer Zeit und der an­sch­ließen­den Pha­se bis zur Ver­ab­schie­dung des Grund­ge­set­zes im Jah­re 1949 so­wie die Be­stre­bung zu berück­sich­ti­gen, die Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land auf der Grund­la­ge ei­ner „wehr­haf­ten De­mo­kra­tie“ auf­zu­bau­en (EGMR 22. No­vem­ber 2001 - 39799/98 [Volk­mer/Deutsch­land] - zu 1. der Gründe, NJW 2002, 3087; 26. Sep­tem­ber 1993 - 7/1994/454/535 [Vogt/Deutsch­land] - Rn. 51, 59 ff., NJW 1996, 375).


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c) Die an­geführ­ten Grundsätze tra­gen den Dis­kri­mi­nie­rungs­ver­bo­ten des

All­ge­mei­nen Gleich­be­hand­lungs­ge­set­zes Rech­nung (vgl. BAG 6. No­vem­ber 2008 - 2 AZR 523/07 - BA­GE 128, 238). Da­bei kann un­ter­stellt wer­den, dass die Zu­gehörig­keit zu ei­ner Par­tei oder das Ein­tre­ten für de­ren Zie­le das in § 1 AGG ge­nann­te Dis­kri­mi­nie­rungs­merk­mal der „Welt­an­schau­ung“ be­trifft (da­zu ei­ner­seits An­nuß BB 2005, 1629, 1631; Wiss­kir­chen/Bis­sels NZA 2007, 169, 172 f.; an­de­rer­seits BVerwG 7. Ju­li 2004 - 6 C 17/03 - zu 3 c ee der Gründe, NJW 2005, 85). Durch die funk­ti­ons­be­zo­ge­ne Be­trach­tung ist hin­rei­chend si­cher­ge­stellt, dass ein Eig­nungs­man­gel des Be­wer­bers nur be­jaht wird, wenn die von § 8 Abs. 1 Satz 2 BAT bzw. § 3 Abs. 1 Satz 2 TV-L ge­for­der­te Ver­fas­sungs­treue ei­ne we­sent­li­che und ent­schei­den­de be­ruf­li­che An­for­de­rung iSv. § 8 Abs. 1 AGG dar­stellt.

III. Aus­ge­hend von die­sem recht­li­chen Rah­men ist die Kündi­gungs­schutz-

kla­ge nicht des­halb un­be­gründet, weil das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en durch die An­fech­tung des be­klag­ten Lan­des auf­gelöst wor­den wäre. Ein An­fech­tungs­grund liegt auch bei Ver­fas­sungs­feind­lich­keit der NPD und/oder ih­rer Ju­gend­or­ga­ni­sa­ti­on nicht vor.

1. Die An­fech­tung war trotz vor­an­ge­gan­ge­ner Kündi­gung nicht aus­ge-
schlos­sen (vgl. da­zu BAG 16. De­zem­ber 2004 - 2 AZR 148/04 - zu B II 1 a der Gründe, AP BGB § 123 Nr. 64 = EzA BGB 2002 § 123 Nr. 5). Das be­klag­te Land hat sein An­fech­tungs­recht nicht durch die frist­lo­se Kündi­gung „ver­braucht“. Es stützt An­fech­tung und Kündi­gung im Übri­gen auf un­ter­schied­li­che Sach­ver­hal­te. Aus­sch­ließlich zur Be­gründung der An­fech­tung macht es gel­tend, der Kläger ha­be im Zu­sam­men­hang mit sei­ner Ein­stel­lung über Ak­ti­vitäten für die als ver­fas­sungs­feind­lich ein­ge­stuf­te NPD arg­lis­tig getäuscht, wo­bei es von den die Arg­list be­gründen­den Tat­sa­chen erst nach der Kündi­gung hin­rei­chend Kennt­nis er­langt ha­be.

2. Der in Re­de ste­hen­de An­fech­tungs­tat­be­stand des § 123 Abs. 1 BGB
setzt in ob­jek­ti­ver Hin­sicht vor­aus, dass der Täuschen­de durch Vor­spie­ge­lung oder Ent­stel­lung von Tat­sa­chen beim Erklärungs­geg­ner ei­nen Irr­tum er­regt und ihn hier­durch zur Ab­ga­be ei­ner Wil­lens­erklärung ver­an­lasst hat. Da­bei muss


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sich die Täuschung auf ob­jek­tiv nach­prüfba­re Tat­sa­chen be­zie­hen. Sub­jek­ti­ve Wert­ur­tei­le genügen nicht (BAG 16. De­zem­ber 2004 - 2 AZR 148/04 - AP BGB § 123 Nr. 64 = EzA BGB 2002 § 123 Nr. 5; 28. Fe­bru­ar 1991 - 2 AZR 357/90 - zu II 1 a der Gründe). Ei­ne Täuschung kann auch in dem Ver­schwei­gen von Tat­sa­chen be­ste­hen, so­fern der Erklären­de zu de­ren Of­fen­ba­rung ver­pflich­tet war.

a) Wird der (späte­re) Ar­beit­neh­mer zulässi­ger­wei­se nach be­stimm­ten Tat-
sa­chen be­fragt, so ist er zu de­ren wahr­heits­gemäßer Be­ant­wor­tung ver­pflich­tet. Das Ver­schwei­gen nicht nach­ge­frag­ter Tat­sa­chen stellt nur dann ei­ne Täuschung dar, wenn hin­sicht­lich die­ser Tat­sa­chen ei­ne Of­fen­ba­rungs­pflicht be­stand. Ei­ne sol­che Pflicht ist an die Vor­aus­set­zung ge­bun­den, dass die be­tref­fen­den Umstände dem Ar­beit­neh­mer die Erfüllung sei­ner ar­beits­ver­trag­li­chen Leis­tungs­pflicht unmöglich ma­chen oder aus sons­ti­gen Gründen für den in Be­tracht kom­men­den Ar­beits­platz von aus­schlag­ge­ben­der Be­deu­tung sind (BAG 27. Mai 1999 - 8 AZR 345/98 - zu B II 2 der Gründe; 28. Fe­bru­ar 1991 - 2 AZR 357/90 - zu II 1 a der Gründe).

b) Arg­lis­tig ist die Täuschung, wenn der Täuschen­de weiß oder bil­li­gend in
Kauf nimmt, dass sei­ne Be­haup­tun­gen nicht der Wahr­heit ent­spre­chen oder man­gels Of­fen­ba­rung be­stimm­ter Tat­sa­chen ir­ri­ge Vor­stel­lun­gen beim (künf­ti­gen) Dienst­herrn ent­ste­hen oder auf­recht­er­hal­ten wer­den; Fahrlässig­keit - auch gro­be Fahrlässig­keit - genügt in­so­weit nicht. Die Be­weis­last für das Vor­lie­gen von Arg­list trägt der Ar­beit­ge­ber; dass es sich hier­bei um ei­ne in­ne­re Tat­sa­che han­delt, steht dem nicht ent­ge­gen (vgl. BAG 20. Mai 1999 - 2 AZR 320/98 - zu B I 4 der Gründe, BA­GE 91, 349).

3. Die Würdi­gung des Lan­des­ar­beits­ge­richts, im Streit­fall feh­le es je­den

falls an der er­for­der­li­chen Arg­list des Klägers, lässt kei­nen Rechts­feh­ler er­ken­nen.

a) Ist die - vor­for­mu­lier­te - Erklärung vom 17. Ju­li 2003 zu­gleich als Ant-

wort auf Fra­ge(n) zur Ver­fas­sungs­treue des Be­wer­bers zu ver­ste­hen, be­ste­hen Be­den­ken an de­ren recht­li­cher Ver­bind­lich­keit. Die der Erklärung vor­an­ge­stell­te Be­leh­rung nimmt auf die in den Lan­des­ge­set­zen nor­mier­te Pflicht zur Ver­fas-

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sungs­treue für Be­am­te (§ 70 Abs. 2 LBG) und Rich­ter (§ 8 LRiG) Be­zug und ver­weist dar­auf, dass sich „die glei­chen po­li­ti­schen Treue­pflich­ten“ für An­ge­stell­te aus § 8 BAT ergäben. Der Be­leh­rung folgt ein um­fas­sen­des Be­kennt­nis des Stel­len­be­wer­bers zur frei­heit­li­chen de­mo­kra­ti­schen Grund­ord­nung im Sin­ne des Grund­ge­set­zes und die Erklärung sei­ner Be­reit­schaft, für de­ren Er­hal­tung ein­zu­tre­ten. Dem Be­wer­ber wird da­ge­gen nicht ver­deut­licht, dass funk­ti­ons­be­zo­gen durch­aus ge­rin­ge­re An­for­de­run­gen an die Ver­fas­sungs­treue be­ste­hen können.

b) Zu­dem ver­langt das be­klag­te Land mit der er­be­te­nen Erklärung von
dem Be­wer­ber, ei­ne ei­ge­ne Be­ur­tei­lung des­sen, was un­ter „Be­stre­bun­gen ... ge­gen die frei­heit­li­che de­mo­kra­ti­sche Grund­ord­nung“ zu ver­ste­hen ist, wann von ei­nem „Un­terstützen“ sol­cher Be­stre­bun­gen die Re­de sein und wann an­ge­nom­men wer­den kann, dass sich ei­ne Or­ga­ni­sa­ti­on ge­gen die­se Grund­ord­nung rich­tet. Ei­ne ord­nungs­gemäße Be­fra­gung zwecks Fest­stel­lung der Ver­fas­sungs­treue setzt dem­ge­genüber vor­aus, dass der Be­wer­ber nach kon­kre­ten Umständen be­fragt wird, die gemäß den An­for­de­run­gen der ins Au­ge ge­fass­ten Tätig­keit ein­stel­lungs­re­le­vant sind. Die all­ge­mei­ne Fra­ge, ob der Be­wer­ber ei­ner ver­fas­sungs­feind­li­chen Or­ga­ni­sa­ti­on an­gehört, ist un­zulässig. Mit ihr würde vom Be­wer­ber ei­ne Wer­tung ver­langt, die vor­zu­neh­men Sa­che der ein­stel­len­den Behörde ist (BAG 28. Fe­bru­ar 1991 - 2 AZR 357/90 - zu !! 1 b bb der Gründe).

c) Ei­ne arg­lis­ti­ge Täuschung kommt auch nicht des­halb in Be­tracht, weil
sich der Kläger gleich­wohl der Un­ver­ein­bar­keit sei­ner po­li­ti­schen Ak­ti­vitäten mit der Pflicht zur Ver­fas­sungs­treue be­wusst ge­we­sen wäre. Dafür fehlt es an hin­rei­chen­den An­halts­punk­ten.

aa) Das Feh­len ei­ner Un­ter­rich­tung darüber, wel­che Par­tei­en, Or

ga­ni­sa­tio­nen und Ak­ti­vitäten das be­klag­te Land als ver­fas­sungs­feind­lich ein­stuft, kann - wie das Be­ru­fungs­ge­richt rich­tig ge­se­hen hat - Ein­fluss auf den sub­jek­ti­ven Tat­be­stand des § 123 Abs. 1 BGB ha­ben. Ein Ar­beit­neh­mer, der sich für ei­ne zwar ob­jek­tiv ver­fas­sungs­feind­lich, aber nicht ver­bo­te­ne Par­tei oder Or­ga­ni­sa­ti­on en­ga­giert und ak­tiv für de­ren Zie­le ein­tritt, kann sub­jek­tiv der


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Auf­fas­sung sein, er be­we­ge sich (noch) auf dem Bo­den der frei­heit­lich de­mo­kra­ti­schen Grund­ord­nung im Sin­ne des Grund­ge­set­zes und set­ze sich nicht für ver­fas­sungs­feind­li­che Be­stre­bun­gen ein.

bb) Da­von ist das Lan­des­ar­beits­ge­richt im Streit­fall aus­ge­gan­gen. Es hat

an­ge­nom­men, der Kläger ha­be aus sei­ner sub­jek­ti­ven Sicht in sei­nen Ak­ti­vitäten für die NPD/JN kei­nen Wi­der­spruch zu dem In­halt sei­ner Erklärung vom 17. Ju­li 2003 er­blickt. Er be­ru­fe sich ge­ra­de dar­auf, dass er sich stets in vol­lem Um­fang zur frei­heit­li­chen de­mo­kra­ti­schen Grund­ord­nung be­kannt ha­be und wei­ter­hin be­ken­ne, auch nicht Mit­glied oder Anhänger ei­ner Par­tei sei, de­ren Zie­le sich ge­gen die frei­heit­li­che de­mo­kra­ti­sche Grund­ord­nung des Grundge­set­zes rich­te­ten. Umstände, die den Schluss zu­ließen, dies ha­be nicht der wah­ren Über­zeu­gung des Klägers ent­spro­chen, lägen nicht vor.

cc) Die­se tatrich­ter­li­che Würdi­gung un­ter­liegt der re­vi­si­ons­recht­li­chen

Kon­trol­le nur dar­auf­hin, ob sie möglich und in sich wi­der­spruchs­frei ist, ge­gen Denk­ge­set­ze, Er­fah­rungssätze oder an­de­re Rechtssätze verstößt und ob al­le vernünf­ti­ger­wei­se in Be­tracht kom­men­den Umstände be­ach­tet wor­den sind. Ei­nen sol­chen Rechts­feh­ler zeigt die Re­vi­si­on nicht auf. Sie bringt le­dig­lich vor, das Lan­des­ar­beits­ge­richt ha­be nicht aus­rei­chend auf die Er­fah­run­gen Be­dacht ge­nom­men, die der Kläger im Zu­sam­men­hang mit der Nicht­verlänge­rung sei­nes vor­her­ge­hen­den Ar­beits­verhält­nis­ses ge­sam­melt ha­be. Das trifft nicht zu. Das Be­ru­fungs­ge­richt hat den Vor­trag des be­klag­ten Lan­des, der Kläger ha­be ge­wusst, dass sein Ar­beits­verhält­nis we­gen sei­ner po­li­ti­schen Ak­ti­vitäten nicht verlängert wor­den sei, berück­sich­tigt. Dar­aus er­gab sich aber we­der, dass sich der Kläger wahr­heits­wid­ri­ger An­ga­ben zu sei­ner Ver­fas­sungs­treue be­wusst ge­we­sen wäre, noch dass er be­wusst ei­ner sich auf­drängen­den Of­fen­ba­rungs­pflicht zu­wi­der ge­han­delt hätte. Zum ei­nen ist nicht dar­ge­tan, dass der Kläger selbst von der Ver­fas­sungs­feind­lich­keit der NPD oder ih­rer Ju­gend­or­ga­ni­sa­ti­on über­zeugt ge­we­sen wäre oder dies zu­min­dest bil­li­gend in Kauf ge­nom­men hätte. Zum an­de­ren konn­te er, selbst wenn er er­kannt ha­ben mag, dass zu­min­dest das be­klag­te Land die NPD als ver­fas­sungs­feind­lich ein­stuft, durch­aus sub­jek­tiv der Auf­fas­sung sein, nicht selbst der­ar­ti­ge Zie­le zu un­terstützen oder


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sonst­wie auf ein ak­ti­ves Bekämp­fen der frei­heit­li­chen de­mo­kra­ti­schen Grund­ord­nung des Grund­ge­set­zes aus­zu­ge­hen und da­mit je­den­falls (noch) das für die an­ge­streb­te Tätig­keit er­for­der­li­che Maß an Ver­fas­sungs­treue auf­zu­brin­gen.

IV. Das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en ist auch nicht durch die außer­or­dent-

li­che, hilfs­wei­se or­dent­li­che Kündi­gung vom 8. Mai 2008 auf­gelöst wor­den. Das hat das Lan­des­ar­beits­ge­richt im Er­geb­nis zu­tref­fend er­kannt. Es sind nach der Ab­mah­nung vom 4. Ok­to­ber 2007 kei­ne zusätz­li­chen Umstände ein­ge­tre­ten oder dem be­klag­ten Land erst­mals be­kannt ge­wor­den, die als Ver­s­toß des Klägers ge­gen sei­ne (ein­fa­che) Pflicht zur Ver­fas­sungs­treue an­zu­se­hen wären.

1. Es kann da­hin­ste­hen, ob die mit Schrei­ben des Lan­des­amts für Ver­fas-

sungs­schutz vom 23. Au­gust 2007 mit­ge­teil­ten Ak­ti­vitäten des Klägers ei­nen Kündi­gungs­grund dar­stel­len. Das be­klag­te Land hat sie zum Ge­gen­stand ei­ner Ab­mah­nung ge­macht. Es hat sich da­mit ei­nes et­wai­gen Kündi­gungs­rechts we­gen die­ser Sach­ver­hal­te be­ge­ben, so­lan­ge nicht neue Verstöße hin­zu­tre­ten.

a) Re­gelmäßig liegt im Aus­spruch ei­ner Ab­mah­nung der kon­klu­den­te
Ver­zicht auf das Recht zur Kündi­gung aus den in ihr gerügten Gründen. Der Ar­beit­ge­ber gibt mit ei­ner Ab­mah­nung zu er­ken­nen, er se­he das Ar­beits­verhält­nis noch nicht als so gestört an, dass er es nicht mehr fort­set­zen könne. Auf das dafür maßgeb­li­che Mo­tiv kommt es nicht an (BAG 26. No­vem­ber 2009 - 2 AZR 751/08 - Rn. 12, AP KSchG 1969 § 1 Ver­hal­tens­be­ding­te Kündi­gung Nr. 61 = EzA BGB 2002 § 611 Ab­mah­nung Nr. 5; 13. De­zem­ber 2007 - 6 AZR 145/07 - Rn. 24, BA­GE 125, 208; 2. Fe­bru­ar 2006 - 2 AZR 222/05 - Rn. 22, AP KSchG 1969 § 1 Ver­hal­tens­be­ding­te Kündi­gung Nr. 52).

b) Das be­klag­te Land hat dem Kläger mit der Ab­mah­nung vom 4. Ok­to­ber

2007 für den Fall „an­hal­ten­der Ak­ti­vitäten für die rechts­ex­tre­mis­ti­sche Sze­ne“

ei­ne Kündi­gung in Aus­sicht ge­stellt. Mit die­ser Ankündi­gung hat es still­schwei-

gend erklärt, eben dies auf­grund der ak­tu­ell be­kannt ge­wor­de­nen Er­eig­nis­se

nicht tun zu wol­len. Dar­in liegt ein be­wuss­ter Ver­zicht auf das Recht zur Kündi-

gung.


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c) Der mit ei­ner Ab­mah­nung ver­bun­de­ne Ver­zicht auf ein Kündi­gungs-
recht er­fasst auch das Recht, aus ei­nem Grund in der Per­son des Ar­beit­neh­mers zu kündi­gen, der sich aus dem be­tref­fen­den Sach­ver­halt er­ge­ben mag. Wenn der Ar­beit­ge­ber dem Ar­beit­neh­mer ei­nen auf steu­er­ba­rem Ver­hal­ten be­ru­hen­den, al­so be­heb­ba­ren Eig­nungs­man­gel vorhält und ihn in­so­weit ab­ge­mahnt hat, ist es ihm wie nach der Ab­mah­nung pflicht­wid­ri­gen Ver­hal­tens ver­wehrt, zur Recht­fer­ti­gung ei­ner späte­ren Kündi­gung aus­sch­ließlich den der Ab­mah­nung zu­grun­de lie­gen­den Sach­ver­halt her­an­zu­zie­hen.

d) Der Ver­zicht wird hinfällig, wenn wei­te­re Gründe zu den ab­ge­mahn­ten
hin­zu­tre­ten oder zwar bei Aus­spruch der Ab­mah­nung ob­jek­tiv schon vor­la­gen, aber erst da­nach be­kannt wur­den. Die­se können vom Ar­beit­ge­ber zur Be­gründung ei­ner Kündi­gung her­an­ge­zo­gen wer­den, die so­wohl die neu­en oder neu be­kannt ge­wor­de­nen Tat­sa­chen als auch un­terstützend die be­reits ab­ge­mahn­ten Gründe er­fasst, so­fern sich dar­aus ein über das ab­ge­mahn­te Ver­hal­ten hin­aus­ge­hen­der Kündi­gungs­grund er­gibt (BAG 26. No­vem­ber 2009 - 2 AZR 751/08 - Rn. 15, AP KSchG 1969 § 1 Ver­hal­tens­be­ding­te Kündi­gung Nr. 61 = EzA BGB 2002 § 611 Ab­mah­nung Nr. 5; 10. No­vem­ber 1998 - 2 AZR 215/88 - zu II 2 d bb der Gründe, AP KSchG 1969 § 1 Ab­mah­nung Nr. 3 = EzA BGB § 611 Ab­mah­nung Nr. 18).

2. Da­nach ist die Kündi­gung nicht aus Gründen in der Per­son des Klägers

ge­recht­fer­tigt.

a) Den Kläger trifft le­dig­lich ei­ne sog. ein­fa­che und kei­ne ge­stei­ger­te

po­li­ti­sche Treue­pflicht. Das hat das Lan­des­ar­beits­ge­richt zu­tref­fend an­ge­nom­men.

aa) Ei­ne Ver­pflich­tung des Klägers, wie ein Be­am­ter je­der­zeit ak­tiv für die

Grund­ord­nung der Ver­fas­sung ein­zu­tre­ten, er­gibt sich nicht schon aus der Auf­ga­ben­stel­lung der Fi­nanz­ver­wal­tung. Auch wenn die­se als Ein­griffs­ver­wal­tung (vgl. bspw. BVerwG 26. Ju­ni 1980 - 2 C 37/78 - BVerw­GE 60, 254) ho­he An­for­de­run­gen an die In­te­grität und Loya­lität der mit der Er­he­bung und Bei­trei­bung von Steu­ern be­fass­ten Mit­ar­bei­ter stel­len muss, be­deu­tet dies nicht, dass es


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nicht auch in ih­rem Be­reich Funk­tio­nen gäbe, die den Ein­satz von Beschäftig­ten mit ei­nem ge­rin­ge­ren Maß an Ver­fas­sungs­treue zu­ließen.

bb) Dem Vor­brin­gen des be­klag­ten Lan­des lässt sich nicht ent­neh­men,

dass für die Wahr­neh­mung der dem Kläger zu­ge­wie­se­nen Ar­beits­auf­ga­ben ein ge­stei­ger­tes Maß an Ver­fas­sungs­treue er­for­der­lich wäre. Der Kläger trägt für die im Druck­zen­trum er­stell­ten Steu­er- oder Bei­hil­fe­be­schei­de in­halt­lich kei­ne Ver­ant­wor­tung. Sei­ne Auf­ga­be be­steht vor­nehm­lich in der Pla­nung, Steue­rung und Über­wa­chung des Druck- und Ver­sand­ver­fah­rens. Im Vor­der­grund steht die Gewähr­leis­tung ei­nes tech­nisch rei­bungs­lo­sen Ab­laufs der (körper­li­chen) Her­stel­lung der Be­schei­de und de­ren ord­nungs­gemäße Ver­sen­dung. Der Um­stand, dass der Kläger da­bei Zu­gang zu per­so­nen­be­zo­ge­nen Da­ten der Steu­er­pflich­ti­gen hat, ver­mag ein Ver­lan­gen nach ge­stei­ger­ter Loya­lität nicht zu be­gründen. So­weit das be­klag­te Land erst­mals in der Re­vi­si­on vor­ge­tra­gen hat, der Kläger ha­be „um­fas­sen­de Zu­griffsmöglich­kei­ten auf höchst sen­si­ble Da­ten und zwar so­wohl im Be­reich der Großrech­ner als auch der Pro­duk­ti­ons­ser­ver“ und ha­be zu­dem die Möglich­keit, „Da­ten und Do­ku­men­te bei der Druck­auf­be­rei­tung selbständig zu be­ar­bei­ten“, han­delt es sich um neu­es tatsächli­ches Vor­brin­gen, mit dem es in der Re­vi­si­on nicht mehr gehört wer­den kann. Auf die Schlüssig­keit des Vor­trags kommt es nicht an.

b) Un­ter­liegt der Kläger des­halb „nur“ ei­ner sog. ein­fa­chen po­li­ti­sche

Loya­litäts­pflicht, ver­langt die­se von ihm le­dig­lich die Gewähr, nicht selbst ak­tiv ver­fas­sungs­feind­li­che Zie­le zu ver­fol­gen oder dar­auf aus­zu­ge­hen, den Staat, die Ver­fas­sung oder ih­re Or­ga­ne zu be­sei­ti­gen, zu be­schimp­fen oder verächt­lich zu ma­chen (BAG 5. Au­gust 1982 - 2 AZR 1136/79 - zu III 1 b der Gründe, BA­GE 40, 1). Ein Ver­s­toß ge­gen die­se „ein­fa­che“ Treue­pflicht kann nicht schon aus der Mit­glied­schaft des Klägers in der NPD und Über­nah­me be­stimm­ter Funk­tio­nen in der Par­tei ab­ge­lei­tet wer­den, die dem be­klag­ten Land nach ei­ge­nem Vor­brin­gen erst nach der Ab­mah­nung be­kannt ge­wor­den sind. Da­bei kann zu­guns­ten des be­klag­ten Lan­des er­neut un­ter­stellt wer­den, dass die NPD ver­fas­sungs­feind­li­che Zie­le ver­folgt.


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aa) Ein Ar­beit­neh­mer, dem ei­ne „ein­fa­che“ Treue­pflicht ob­liegt, ver­letzt

die­se nicht schon da­durch, dass er ver­fas­sungs­feind­li­che Zie­le ei­ner Or­ga­ni­sa­ti­on für rich­tig hält und dies durch ei­ne Mit­glied­schaft oder an­de­re Ak­ti­vitäten zum Aus­druck bringt. Die­se Pflicht wird erst durch ein Ver­hal­ten ver­letzt, das in sei­nen kon­kre­ten Aus­wir­kun­gen dar­auf ge­rich­tet ist, ver­fas­sungs­feind­li­che Zie­le der Or­ga­ni­sa­ti­on ak­tiv zu fördern oder zu ver­wirk­li­chen (BAG 6. Ju­ni 1984 - 7 AZR 456/82 - AP KSchG 1969 § 1 Ver­hal­tens­be­ding­te Kündi­gung Nr. 11 = EzA KSchG § 1 Ver­hal­tens­be­ding­te Kündi­gung Nr. 12; 12. März 1986 - 7 AZR 469/81 -). Da­zu be­darf es der Dar­le­gung kon­kre­ter, auf den Ar­beit­neh­mer be­zo­ge­ner Umstände, die ge­eig­net sind, ein ak­ti­ves Ein­tre­ten für ver­fas­sungs­feind­li­che Zie­le der Par­tei hin­rei­chend zu in­di­vi­dua­li­sie­ren (vgl. BAG 15. Ju­li 1982 - 2 AZR 887/79 - zu C II 2 d aa der Gründe, BA­GE 39, 180).

bb) Der­ar­ti­ge Umstände hat das be­klag­te Land - un­ter Be­ach­tung der sich

aus der Ab­mah­nung er­ge­ben­den Be­schränkun­gen - nicht dar­ge­tan.

(1) Die Teil­nah­me des Klägers an der „Ge­denk­ver­an­stal­tung“ der NPD am
18. No­vem­ber 2007 lässt kein ak­ti­ves Ein­tre­ten für ver­fas­sungs­feind­li­che Zie­le der Par­tei er­ken­nen. Zwar sind der­ar­ti­ge Ge­denk­ver­an­stal­tun­gen in der Tra­di­ti­on des na­tio­nal­so­zia­lis­ti­schen „Hel­den­ge­den­kens“ zu se­hen. Die schlich­te Teil­nah­me lässt aber kei­nen wei­ter­ge­hen­den Schluss zu als dass er sich in in­ne­rer Übe­rein­stim­mung da­mit be­fun­den ha­ben mag. Dies gilt auch für die Be­haup­tung des be­klag­ten Lan­des, auf der Ver­samm­lung sei die ers­te Stro­phe des Deutsch­land­lieds ge­sun­gen wor­den. Es hält sich im Be­ur­tei­lungs­spiel­raum des Be­ru­fungs­ge­richts, wenn es in ei­nem sol­chen Ver­hal­ten kei­nen genügen­den An­halts­punkt dafür ge­se­hen hat, der Kläger sei et­wa nicht be­reit, die deut­schen Staats­gren­zen an­zu­er­ken­nen, und sei be­strebt, die­se Gren­zen auf ver­fas­sungs- und völker­rechts­wid­ri­gem We­ge zu be­sei­ti­gen.

(2) So­weit sich das be­klag­te Land auf das Ver­sen­den ei­nes „News­let­ters“
vom 25. Ju­li 2008 und wei­te­re, im An­schluss dar­an ent­fal­te­te Ak­ti­vitäten be­ruft, kann da­hin­ste­hen, ob der Kläger in­so­weit in ver­fas­sungs­feind­li­cher Wei­se agiert hat. Es han­delt sich um Vorgänge, die in die Zeit nach Aus­spruch der Kündi­gung fal­len und die zu de­ren Recht­fer­ti­gung nicht her­an­ge­zo­gen wer­den


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können (vgl. BAG 10. Ju­ni 2010 - 2 AZR 541/09 - Rn. 52 mwN, AP BGB § 626 Nr. 229 = EzA BGB 2002 § 626 Nr. 32).

(3) Zu ei­nem an­de­ren Er­geb­nis führt auch nicht das schon vor Be­ginn des

Ar­beits­verhält­nis­ses der Par­tei­en ver­fass­te Schrei­ben des Klägers vom 18. De­zem­ber 2001.

(a) Das Lan­des­ar­beits­ge­richt ist, was die Einführung die­ses Schrei­bens in
den Rechts­streit be­trifft, von ei­nem un­zulässi­gen Nach­schie­ben von Kündi­gungs­gründen aus­ge­gan­gen. Der Sach­ver­halt un­ter­lie­ge ei­nem Ver­wer­tungs­ver­bot, weil das be­klag­te Land nicht auf­ge­zeigt ha­be, dass der Per­so­nal­rat hier­zu er­neut be­tei­ligt wor­den sei. Nicht er­for­der­lich sei, dass der Ar­beit­neh­mer die ord­nungs­gemäße Be­tei­li­gung des Per­so­nal­rats gerügt ha­be.

(b) Es kann da­hin­ste­hen, ob die­ser Auf­fas­sung zu fol­gen ist. Eben­so we­nig
kommt es dar­auf an, ob ei­ne Berück­sich­ti­gung des Schrei­bens schon des­halb nicht möglich ist, weil Grund­la­ge der Be­ur­tei­lung be­reits ein­ge­tre­te­ner oder noch zu er­war­ten­der Ver­trags­ver­let­zun­gen in ers­ter Li­nie das Ver­hal­ten des Ar­beit­neh­mers während der Dau­er des Ar­beits­verhält­nis­ses sein muss (BAG 6. Ju­ni 1984 - 7 AZR 456/82 - zu II 2 a ee der Gründe, AP KSchG 1969 § 1 Ver­hal­tens­be­ding­te Kündi­gung Nr. 11 = EzA KSchG § 1 Ver­hal­tens­be­ding­te Kündi­gung Nr. 12). Die Ent­schei­dung des Lan­des­ar­beits­ge­richts ist je­den­falls des­halb zu­tref­fend (§ 561 ZPO), weil sich aus dem nachträglich be­kannt ge­wor­de­nen Schrei­ben kein über das ab­ge­mahn­te Ver­hal­ten hin­aus­ge­hen­der, ei­genständi­ger Kündi­gungs­grund er­gibt.

Das be­klag­te Land hat den Kläger ua. des­halb ab­ge­mahnt, weil er sich

am 9. Ju­ni 2007 als Ver­ant­wort­li­cher für die Gründung des Stütz­punkts K der JN zu er­ken­nen ge­ge­ben hat. Be­reits in die­sem Ver­hal­ten kam zum Aus­druck, dass der Kläger hin­ter den Zie­len der JN steht und die­se fördern will. Ein da­mit ver­bun­de­ner Ver­s­toß ge­gen die ihm ob­lie­gen­de Treue­pflicht erhält nicht des­halb ein größeres oder an­de­res Ge­wicht, weil der Kläger be­reits vor der Kündi­gung mit sei­nem Sprach­ge­brauch ei­ne Iden­ti­fi­ka­ti­on mit ver­fas­sungs­feind­li­chen Zie­len der NPD/JN zum Aus­druck ge­bracht ha­ben mag.


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3. Die Kündi­gung ist nicht aus Gründen im Ver­hal­ten des Klägers ge­recht-

fer­tigt.

a) Das Lan­des­ar­beits­ge­richt hat zu­tref­fend er­kannt, dass ei­ne - so­wohl
von § 626 Abs. 1 BGB als auch § 1 Abs. 2 KSchG vor­aus­ge­setz­te - kon­kre­te Be­ein­träch­ti­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses nicht schon dar­in liegt, dass der Ar­beits­ab­lauf oder der Be­triebs­frie­den durch das in­ner­be­trieb­li­che oder außer­dienst­li­che po­li­ti­sche Ver­hal­ten des Ar­beit­neh­mers abs­trakt oder kon­kret gefähr­det ist. Er­for­der­lich ist, dass ei­ne kon­kre­te Störung tatsächlich ein­ge­tre­ten ist (BAG 20. Ju­li 1989 - 2 AZR 114/87 - zu II 2 a der Gründe, BA­GE 62, 256; 17. März 1988 - 2 AZR 576/87 - BA­GE 58, 37; 6. Ju­ni 1984 - 7 AZR 456/82 - zu II 2 b der Gründe, AP KSchG 1969 § 1 Ver­hal­tens­be­ding­te Kündi­gung Nr. 11 = EzA KSchG § 1 Ver­hal­tens­be­ding­te Kündi­gung Nr. 12).

b) Kon­kre­te Be­ein­träch­ti­gun­gen hat das be­klag­te Land nicht vor­ge­tra­gen.

aa) Es be­haup­tet nicht, der Kläger ha­be sei­ne po­li­ti­sche Ein­stel­lung in­ner-

halb der Fi­nanz­ver­wal­tung of­fen ver­tre­ten und da­durch die Ar­beits­abläufe und/oder den Be­triebs­frie­den gestört.

bb) Eben­so we­nig be­nennt es „greif­ba­re“ Tat­sa­chen, die er­ken­nen ließen,

das Ver­hal­ten des Klägers be­ein­träch­ti­ge un­mit­tel­bar be­rech­tig­te Si­cher­heits­in­ter­es­sen. So­weit es vor­bringt, der Kläger ha­be vor ei­nem Som­mer­fest der JN, bei dem er „durch das Pro­gramm“ geführt ha­be, an ei­ner von ihm - dem be­klag­ten Land - an­ge­bo­te­nen Fort­bil­dungs­ver­an­stal­tung teil­ge­nom­men und dar­aus Nut­zen ge­zo­gen, wa­ren ihm - dem be­klag­ten Land - die maßge­ben­den Umstände be­reits bei Aus­spruch der Ab­mah­nung be­kannt.

cc) Ei­ne kon­kre­te Störung des Ar­beits­verhält­nis­ses er­gibt sich schließlich

nicht aus ei­nem mögli­chen An­se­hens­ver­lust oder ei­nem Ver­lust des Ver­trau­ens „red­li­cher Bürger“ in ei­ne rechts­staat­li­che Steu­er­ver­wal­tung. Das be­klag­te Land hat nicht dar­ge­tan, dass die Ak­ti­vitäten des Klägers und des­sen Stel­lung als Ar­beit­neh­mer des öffent­li­chen Diens­tes in der Bevölke­rung be­kannt ge­wor­den wären und kon­kre­te Wir­kun­gen ge­zei­tigt hätten.


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V. Das be­klag­te Land hat die Kos­ten sei­ner er­folg­lo­sen Re­vi­si­on zu tra­gen

(§ 97 Abs. 1 ZPO).

Kreft Schmitz-Scho­le­mann Ber­ger

Ba­er­baum Bartz

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