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LAG Düs­sel­dorf, Ur­teil vom 30.09.2010, 5 Sa 353/10

   
Schlagworte: Urlaub: Krankheit, Krankheit: Urlaub, Urlaubsabgeltung
   
Gericht: Landesarbeitsgericht Düsseldorf
Aktenzeichen: 5 Sa 353/10
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 30.09.2010
   
Leitsätze:

1. Gewährt der Arbeitgeber neben dem gesetzlichen Urlaub tariflichen Mehrurlaub, findet § 366 Abs. 2 BGB entsprechende Anwendung, wenn der Arbeitnehmer Urlaub nimmt.

2. Im Zweifel gewährt der Arbeitgeber zunächst den (verfallbaren) tariflichen Urlaub und alsdann den gesetzlichen Mindesturlaub.

Vorinstanzen: Arbeitsgericht Mönchengladbach, Urteil vom 17.01.2010, 7 Ca 1179/09
   

5 Sa 353/10

7 Ca 1179/09
Ar­beits­ge­richt Mönchen­glad­bach

Verkündet

am 30. Sep­tem­ber 2010

gez.: Lind­ner Re­gie­rungs­beschäftig­te als Ur­kunds­be­am­tin der Geschäfts­stel­le

 

LAN­DES­AR­BEITS­GERICHT DÜSSEL­DORF

IM NA­MEN DES VOL­KES

UR­TEIL

In dem Rechts­streit

der Frau C. M., H. straße 37, O.,

- Kläge­rin und Be­ru­fungskläge­rin -

Pro­zess­be­vollmäch­tig­te: Rechts­anwälte V. X. & Part­ner H.,
H. str. 16, L.,

g e g e n

die T. Sa­nitär & Hei­zung GmbH, ver­tre­ten durch den Geschäftsführer U. C., C. Straße 62, O.,

- Be­klag­te und Be­ru­fungs­be­klag­te -

Pro­zess­be­vollmäch­tig­te: Kreis­hand­wer­ker­schaft Nie­der­rhein Kre­feld-Vier­sen-Neuss,
Ober­s­traße 18 - 24, 41460 Neuss,

hat die 5. Kam­mer des Lan­des­ar­beits­ge­richts Düssel­dorf auf die münd­li­che Ver­hand­lung vom 30.09.2010
durch den Vor­sit­zen­den Rich­ter am Lan­des­ar­beits­ge­richt Gött­ling als Vor­sit­zen­den so­wie den eh­ren­amt­li­chen Rich­ter Fried­rich und den eh­ren­amt­li­chen Rich­ter Eck­wert

für R e c h t er­kannt:

1) Auf die Be­ru­fung der Kläge­rin wird das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Mönchen­glad­bach vom 17.01.2010 – 7 Ca 1179/09 – teil­wei­se ab­geändert und wie folgt neu ge­fasst:

Die Be­klag­te wird ver­ur­teilt, an die Kläge­rin 3.480,10 € brut­to nebst Zin­sen in Höhe von 5 Pro­zent­punk­ten über

 

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dem je­wei­li­gen Ba­sis­zins­satz seit dem 01.03.2009 zu zah­len.

Die Wi­der­kla­ge wird ab­ge­wie­sen.

2) Die wei­ter­ge­hen­de Kla­ge und die wei­ter­ge­hen­de Be­ru­fung der Kläge­rin wer­den zurück­ge­wie­sen.

3) Die Kos­ten des Rechts­streits 1. In­stanz tra­gen die Kläge­rin und die Be­klag­te je zur Hälf­te; die Kos­ten des Be­ru­fungs­ver­fah­rens tra­gen die Kläge­rin zu 1/6, die Be­klag­te zu 5/6.

4) Die Re­vi­si­on wird für die Be­klag­te zu­ge­las­sen.

 

T A T B E S T A N D :

Die Par­tei­en strei­ten im Be­ru­fungs­rechts­zug noch über die Fra­ge, ob die Be­klag­te ver­pflich­tet ist, der Kläge­rin rest­li­che Ur­laubs­ab­gel­tung für zehn Ur­laubs­ta­ge für das Jahr 2007 und rest­li­ches Ur­laubs­geld für die Jah­re 2006 und 2007 zu zah­len.

Die am 02.09.1968 ge­bo­re­ne Kläge­rin ist seit dem 01.02.1986 bei der Be­klag­ten als An­ge­stell­te beschäftigt. Grund­la­ge des An­stel­lungs­verhält­nis­ses der Par­tei­en bil­de­te zu­letzt ein An­stel­lungs­ver­trag vom 01.07.1988, in dem es un­ter an­de­rem heißt:

Für das An­ge­stell­ten­verhält­nis gel­ten die für das Sa­nitärIn­stal­la­teur­hand­werk je­weils gülti­gen Be­stim­mun­gen des Ta­rif­ver­tra­ges.

In dem „Man­tel­ta­rif­ver­trag für das In­stal­la­teur- und Hei­zungs­bau­er-, Klemp­ner-, Behälter- und Ap­pa­ra­te­bau­er-Hand­werk im Land Nord­rhein-West­fa­len“ (MTV) vom 01.07.2007 heißt es un­ter an­de­rem wie folgt:

 

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§ 7

All­ge­mei­ne Ur­laubs­be­stim­mun­gen

...

6. Der Ur­laubs­an­spruch er­lischt drei Mo­na­te nach Ab­lauf des Ka­len­der­jah­res, es sei denn, dass er er­folg­los gel­tend ge­macht wur­de oder dass der Ur­laub aus be­trieb­li­chen Gründen nicht ge­nom­men wer­den konn­te.

Liegt ei­ne un­un­ter­bro­che­ne Krank­heit während ei­nes ge­sam­ten Ka­len­der­jah­res vor und dau­ert die­se Krank­heit auch noch am 31.03. des fol­gen­des Ka­len­der­jah­res an, so er­lischt der An­spruch für das zurück­lie­gen­de Ka­len­der­jahr, es sei denn, die Ar­beits­unfähig­keit ist durch ei­nen Be­triebs­un­fall/We­ge­un­fall im Sin­ne des SGB (So­zi­al­ge­setz­buch) ver­ur­sacht.

7. Der An­spruch auf be­zahl­ten Ur­laub wird um so viel Ta­ge gekürzt, wie der Ar­beit­neh­mer seit sei­nem letz­ten Ur­laub oder, falls er noch kei­nen Ur­laub ge­nom­men hat, seit sei­nem Ein­tritt in den Be­trieb un­ent­schul­digt der Ar­beit fern­ge­blie­ben ist (Fehl­ta­ge). Der Min­des­t­ur­laub gemäß Bun­des­ur­laubs­ge­setz darf je­doch nicht un­ter­schrit­ten wer­den.

...

§ 13

Gel­tend­ma­chung von Ansprüchen aus dem Ar­beits­verhält­nis

1. Al­le Ansprüche aus dem Ar­beits­verhält­nis, ins­be­son­de­re Ansprüche auf Zah­lung von Zu­schlägen und Entschädi­gun­gen für Mehr-, Nacht-, Sonn­tags- und Fei­er­tags­ar­beit ver­fal­len, wenn sie nicht in­ner­halb von drei Mo­na­ten nach Fällig­keit schrift­lich gel­tend ge­macht wer­den.

2. Ansprüche, die nicht in­ner­halb die­ser Fris­ten schrift­lich gel­tend ge­macht wer­den, sind ver­wirkt, es sei denn, dass der An­spruchs­be­rech­tig­te trotz An­wen­dung der ihm nach La­ge der Umstände zu­mut­ba­ren Sorg­falt ver­hin­dert war, die­se Fris­ten ein­zu­hal­ten.

3. Bleibt die Gel­tend­ma­chung er­folg­los, so tritt die Ver­wir­kung nicht ein. Viel­mehr gilt dann die dreijähri­ge Verjährungs­frist des § 195 BGB.

Die dreijähri­ge Verjährungs­frist be­ginnt mit dem Schluss des Ka­len­der­jah­res, in wel­chem der An­spruch ent­stan­den ist.

 

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4. Durch Aus­gleichs­quit­tung können un­ver­zicht­ba­re Ansprüche aus dem Ar­beits­verhält­nis nicht auf­ge­ge­ben wer­den.

Die Kläge­rin ist schwer­be­hin­dert mit ei­nem Grad der Be­hin­de­rung von 50. Sie war seit dem 29.04.2008 durch­ge­hend ar­beits­unfähig er­krankt.

Die Be­klag­te kündig­te das mit ihr be­ste­hen­de Ar­beits­verhält­nis am 16.10.2008 frist­ge­recht zum 28.02.2009.

Nach­dem die Kläge­rin mit Schrei­ben vom 17.03.2009 di­ver­se Rest­vergütungs- und Ur­laubs­ab­gel­tungs­ansprüche gel­tend ge­macht hat­te, leis­te­te die Be­klag­te in der Fol­ge­zeit Teil­zah­lun­gen auf die ver­schie­de­nen Ansprüche (sie­he hier­zu die Auf­stel­lung der Kläge­rin Bl. 8 und 9 d. A.).

Mit ih­rer am 09.04.2009 beim Ar­beits­ge­richt Mönchen­glad­bach anhängig ge­mach­ten Kla­ge hat die Kläge­rin die Zah­lung von Ur­laubs­ab­gel­tung, Ur­laubs­geld und Über­stun­den gel­tend ge­macht.

Zum Ur­laubs­ab­gel­tungs­an­spruch für die Jah­re 2007 bis 2009 hat sie zunächst auf den MTV ver­wie­sen, wo­nach ihr pro Jahr 30 Ur­laubs­ta­ge zustünden. Die Kläge­rin hat hier­zu be­haup­tet, sie hätte im Jah­re 2007 ins­ge­samt 15 Ur­laubs­ta­ge ge­nom­men, so dass ihr noch wei­te­re 15 Ta­ge zustünden.

Für das Jahr 2008, so die Kläge­rin wei­ter, sei­en noch 33,5 Ta­ge ab­zu­gel­ten und für das Jahr 2009 ins­ge­samt 6 Ta­ge.

Die Kläge­rin hat hier­aus ei­nen Ge­samt­an­spruch von 54,5 Ur­laubs­ta­gen er­rech­net, auf den die Be­klag­te – in­so­weit un­strei­tig – Ab­gel­tung für 29,5 Ur­laubs­ta­ge ge­leis­tet hat.

Bei der Be­rech­nung der Ur­laubs­ab­gel­tung hat die Kläge­rin ei­nen Ta­ges­satz in Höhe von 120,64 € brut­to in An­satz ge­bracht und ei­nen Ur­laubs­ab­gel­tungs­an­spruch in Höhe von 3.150,50 € brut­to er­rech­net.

 

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Die Kläge­rin hat des Wei­te­ren Ur­laubs­geld für die Jah­re 2006 bis 2009 gel­tend ge­macht und in­so­weit vor­ge­tra­gen, dass die Be­rech­nung feh­ler­haft auf der Ba­sis von 161 St­un­den pro Mo­nat er­folgt sei. Nach den ein­schlägi­gen ta­rif­li­chen Vor­schrif­ten hätten hin­ge­gen 222 St­un­den pro Mo­nat in An­satz ge­bracht wer­den müssen. Hier­aus er­rech­ne sich – un­ter Berück­sich­ti­gung zwi­schen­zeit­li­cher Zah­lun­gen der Be­klag­ten – ei­ne Rest­for­de­rung in Höhe von 824,85 € brut­to.

Sch­ließlich hat die Kläge­rin Vergütung für von ihr ge­leis­te­te 14,25 Über­stun­den in Höhe von 290,35 € be­an­sprucht und ins­ge­samt be­an­tragt,

die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, an sie 4.130,70 € brut­to nebst Zin­sen in Höhe von fünf Pro­zent­punk­ten über dem je­wei­li­gen Ba­sis­zins­satz der EZB seit dem 01.03.2009 als wei­te­re Vergütung zu zah­len.

Die Be­klag­te hat be­an­tragt,

die Kla­ge ab­zu­wei­sen.

Die Be­klag­te hat die Auf­fas­sung ver­tre­ten, nach der neu­en Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts zum Ver­fall von Ur­laubs­ansprüchen sei da­von aus­zu­ge­hen, dass letzt­lich der ge­setz­li­che Ur­laub nach dem Bun­des­ur­laubs­ge­setz so­wie der Schwer­be­hin­der­ten­zu­satz­ur­laub nach § 125 SGB IX nicht mehr ver­fal­len könn­ten und da­mit auch vor­lie­gend ab­zu­gel­ten wären. Die wei­ter­ge­hen­den Ansprüche der Kläge­rin auf ta­rif­li­chen Mehr­ur­laub aus den Jah­ren 2007 und 2008 sei­en in­des­sen ver­fal­len, weil es in­so­weit ei­ne ei­genständi­ge Ur­laubs­re­ge­lung in § 7 MTV gäbe.

Die Be­klag­te hat darüber hin­aus be­haup­tet, ent­ge­gen der Dar­stel­lung der Kläge­rin hätte sie im Jah­re 2008 zehn Ta­ge Ur­laub er­hal­ten.

Hin­sicht­lich des Ur­laubs­gel­des hat die Be­klag­te dar­auf ver­wie­sen, dass die feh­ler­haf­te Be­rech­nung durch die Kläge­rin selbst er­folgt sei – ihr wer­de es dem­ent­spre­chend ver­wehrt, sich auf die­se Falsch­be­rech­nung zu be­ru­fen.

 

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Die Be­klag­te hat nach al­lem die Auf­fas­sung ver­tre­ten, dass die Kläge­rin be­reits über­zahlt wäre und hat des­halb im We­ge der Wi­der­kla­ge be­an­tragt,

die Kläge­rin zu ver­ur­tei­len, an sie ei­nen Be­trag in Höhe von 2.508,57 € brut­to nebst Zin­sen in Höhe von 5 Pro­zent­punk­ten über dem Ba­sis­zins­satz der EZB seit dem 01.04.2009 zu zah­len.

Die Kläge­rin hat be­an­tragt,

die Wi­der­kla­ge ab­zu­wei­sen.

Sie ist der Dar­stel­lung der Be­klag­ten zum Ver­fall der Ur­laubs­ansprüche 2007 und 2008 ent­ge­gen­ge­tre­ten und hat vor­ge­tra­gen, es be­ste­he ei­ne be­trieb­li­che Übung bei der Be­klag­ten, wo­nach Ur­laub über den 31.03. des Fol­ge­jah­res mit­ge­nom­men wer­den konn­te. Darüber hin­aus hat die Kläge­rin die Auf­fas­sung ver­tre­ten, dass der MTV kei­ne ei­genständi­ge Re­ge­lung über den ta­rif­li­chen Mehr­ur­laub ent­hal­te, so dass auch die ta­rif­li­chen Mehr­ar­beits­ansprüche nicht ver­fal­len wären.

Mit Ur­teil vom 27.01.2010 hat die 7. Kam­mer des Ar­beits­ge­richts Mönchen­glad­bach – 7 Ca 1179/09 – dem Kla­ge­be­geh­ren teil­wei­se ent­spro­chen und die Be­klag­te zur Zah­lung von Ur­laubs­ab­gel­tung in Höhe von 1.809,60 € brut­to und Ur­laubs­geld in Höhe von 66,30 € brut­to ver­ur­teilt. In den Ent­schei­dungs­gründen, auf die im Übri­gen Be­zug ge­nom­men wird, hat das Ar­beits­ge­richt aus­geführt, die Kläge­rin hätte im Jah­re 2007 15 Ta­ge Ur­laub er­hal­ten, der gemäß § 366 Abs. 2 BGB auf den ge­setz­li­chen Ur­laubs­an­spruch ge­leis­tet wor­den wäre. Es ver­blie­ben 5 Ta­ge Ur­laubs­ab­gel­tung, die trotz der durch­ge­hen­den Ar­beits­unfähig­keit der Kläge­rin nicht ver­fal­len wären. Dem­ge­genüber sei­en 10 Ta­ge ta­rif­li­cher Mehr­ur­laub ver­fal­len, weil sich in­so­weit in § 7 MTV ei­ne ei­genständi­ge Re­ge­lung des ta­rif­li­chen Mehr­ur­laubs befände.

Der Ur­laub für das Jahr 2008 sei, so­weit der ge­setz­li­che Ur­laub be­trof­fen wäre, nicht ver­fal­len und kraft be­trieb­li­cher Übung auf das Jahr 2009 über­tra­gen wor-

 

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den. Zu­sam­men mit dem Ur­laubs­an­spruch für das Jahr 2009 er­ge­be sich da­nach ein Ge­samt­an­spruch von 44,33 Ta­gen, auf den die Be­klag­te un­strei­tig 29,5 Ta­ge ge­zahlt hätte, so dass noch ins­ge­samt 14,83 Ta­ge ab­zu­gel­ten wären.

Ur­laubs­geld, so das Ar­beits­ge­richt wei­ter, könne die Kläge­rin nur für das Jahr 2007 in An­spruch neh­men; ihr ste­he in­so­weit der Dif­fe­renz­be­trag in Höhe von 66,30 € brut­to zu, der sich aus der feh­ler­haf­ten Be­rech­nung in der Ver­gan­gen­heit ergäbe. Der Ur­laubs­geld­an­spruch für das Jahr 2006 sei ver­fal­len, der für die Jah­re 2008 und 2009 durch die Be­klag­te erfüllt.

Das Ar­beits­ge­richt hat schließlich den An­spruch der Kläge­rin auf Vergütung von Über­stun­den für un­be­gründet erklärt und die Wi­der­kla­ge als eben­so un­be­gründet ab­ge­wie­sen.

Die Kläge­rin hat ge­gen das ihr am 22.02.2010 zu­ge­stell­te Ur­teil mit ei­nem am 10.03.2010 beim Lan­des­ar­beits­ge­richt ein­ge­gan­ge­nen Schrift­satz Be­ru­fung ein­ge­legt und die­se - nach Verlänge­rung der Be­ru­fungs­be­gründungs­frist bis zum 14.05.2010 - mit ei­nem am 12.05.2010 ein­ge­gan­ge­nen Schrift­satz be­gründet.

Sie wie­der­holt zunächst ih­ren Sach­vor­trag aus dem ers­ten Rechts­zug und ver­tritt auch wei­ter­hin die Auf­fas­sung, dass sich in § 7 MTV kei­ne ei­genständi­ge Re­ge­lung des ta­rif­li­chen Mehr­ur­laubs befände, so dass auch ein Ver­fall die­ser Ur­laubs­ansprüche nicht an­ge­nom­men wer­den könn­te. Je­den­falls sei aber § 366 Abs. 2 BGB nicht zu Las­ten der Kläge­rin an­zu­wen­den. Sie er­rech­net dem­ent­spre­chend für wei­te­re zehn Ur­laubs­ta­ge aus dem Jahr 2007 ei­nen Ab­gel­tungs­an­spruch in Höhe von 1.206,40 € brut­to.

Die Kläge­rin macht darüber hin­aus für das Jahr 2007 auch wei­ter­hin Ur­laubs­geld in Höhe von 331,50 € brut­to gel­tend und ver­weist auf die bis da­hin feh­ler­haf­te Be­rech­nung in der Ver­gan­gen­heit.

 

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Sch­ließlich be­gehrt sie noch Ur­laubs­geld für das Jahr 2006 in Höhe von 397,80 € brut­to und be­zieht sich auch in­so­weit auf die feh­ler­haf­te Be­rech­nung der Ur­laubs­geld­ansprüche in den zurück­lie­gen­den Jah­ren.

Sie be­an­tragt,

das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Mönchen­glad­bach vom 27.01.2010 – 7 Ca 1179/09 – wird geändert, so­weit das Ar­beits­ge­richt die Kla­ge ab­ge­wie­sen hat und die Be­klag­te wird zur Zah­lung wei­te­rer 1.935,70 € nebst Zin­sen in Höhe von 5 Pro­zent­punk­ten über dem je­wei­li­gen Ba­sis­zins­satz seit dem 01.03.2009 ver­ur­teilt.

Die Be­klag­te be­an­tragt,

die Be­ru­fung zurück­zu­wei­sen.

Sie ver­tei­digt das ar­beits­ge­richt­li­che Ur­teil und wie­der­holt eben­falls ih­ren Sach­vor­trag aus der ers­ten In­stanz. Sie be­kräftigt ih­re Rechts­auf­fas­sung, wo­nach der ta­rif­li­che Mehr­ur­laub für das Jahr 2007 an­ge­sichts der ei­genständi­gen Re­ge­lung in § 7 MTV ver­fal­len sei und dass darüber hin­aus hin­sicht­lich der gewähr­ten Ur­laubs­ta­ge § 366 Abs. 2 BGB an­zu­wen­den wäre, und zwar zu Las­ten der Kläge­rin. Hin­sicht­lich des Ur­laubs­gel­des für das Jahr 2006 be­ruft sich die Be­klag­te auf die Ver­fall­frist des § 13 Abs. 1 MTV.

We­gen der wei­te­ren Ein­zel­hei­ten des Sach- und Streit­stan­des wird auf den vor­ge­tra­ge­nen In­halt der zu den Ak­ten ge­reich­ten Ur­kun­den und der zwi­schen den Par­tei­en ge­wech­sel­ten Schriftsätze ver­wie­sen.

 

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E N T S C H E I D U N G S G R Ü N D E :

I. 

Die Be­ru­fung ist zulässig.

Sie ist nämlich an sich statt­haft (§ 64 Abs. 1 ArbGG), nach dem Wert des Be­schwer­de­ge­gen­stan­des zulässig (§ 64 Abs. 2 Zif­fer b ArbGG) so­wie form- und frist­ge­recht ein­ge­legt und be­gründet wor­den (§§ 66 Abs. 1 Satz 1 ArbGG, 519, 520 ZPO).

II. 

In der Sa­che selbst hat­te das Rechts­mit­tel zu ei­nem großen Teil Er­folg.

Die Be­klag­te ist gemäß § 7 Abs. 4 BUrlG i. V. m. dem zwi­schen den Par­tei­en ge­schlos­se­nen Ar­beits­ver­trag und i. V. m. § 7 MTV ver­pflich­tet, der Kläge­rin wei­te­re Ur­laubs­ab­gel­tung in Höhe von 1.206,40 € brut­to für das Jahr 2007 und Ur­laubs­geld in Höhe von 331,49 € brut­to eben­falls für das Jahr 2007 zu zah­len. Zu­sam­men mit dem im ers­ten Rechts­zug aus­ge­ur­teil­ten Be­trag er­rech­net sich hier­aus der aus dem Te­nor er­sicht­li­che Ge­samt­be­trag von 3.413,79 €.

So­weit die Kläge­rin darüber hin­aus Ur­laubs­geld auch für das Jahr 2006 be­an­sprucht, ist die­ser An­spruch nach § 13 Abs. 1 MTV ver­fal­len und die hier­auf ge­rich­te­te Be­ru­fung da­mit un­be­gründet.

1. Der Kläge­rin ste­hen für das Jahr 2007 noch rest­li­che zehn Ur­laubs­ta­ge zur Verfügung, die gemäß § 7 Abs. 4 BUrlG ab­zu­gel­ten sind.

1.1 In Übe­rein­stim­mung mit der Rechts­auf­fas­sung der Be­klag­ten geht die er­ken­nen­de Be­ru­fungs­kam­mer zunächst da­von aus, dass sich im ein­schlägi­gen

 

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MTV ei­ne ei­genständi­ge Re­ge­lung über den ta­rif­li­chen Mehr­ur­laub be­fin­det und hier­nach – ei­gent­lich – von ei­nem Ver­fall des Mehr­ur­laubs für das Jahr 2007 aus­zu­ge­hen ist.

1.1.1 Das Bun­des­ar­beits­ge­richt hat in sei­ner neue­ren Recht­spre­chung be­reits mehr­mals be­tont, dass die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en Ur­laubs- und Ur­laubs­ab­gel­tungs­ansprüche, die den von Art. 7 Abs. 1 der Ar­beits­zeit­richt­li­nie gewähr­leis­te­ten und von §§ 1, 3 Abs. 1 BUrlG be­gründe­ten An­spruch auf Min­dest­jah­res­ur­laub von vier Wo­chen über­stei­gen, frei re­geln können. Da­bei hat das Bun­des­ar­beits­ge­richt im­mer wie­der be­kräftigt, dass für ei­nen Re­ge­lungs­wil­len, der zwi­schen ge­setz­li­chen und über­ge­setz­li­chen ver­trag­li­chen Ansprüchen un­ter­schei­de, deut­li­che An­halts­punk­te be­ste­hen müss­ten. Grundsätz­lich sei da­von aus­zu­ge­hen, dass die Ver­trags­par­tei­en nur aus­nahms­wei­se vom Ge­set­zes­recht ab­wei­chen woll­ten. Für ei­nen ab­wei­chen­den, durch Aus­le­gung nach §§ 133, 157 BGB zu er­mit­teln­den übe­rein­stim­men­den Wil­len müss­ten deut­li­che An­halts­punk­te be­ste­hen. Die­se deut­li­chen An­halts­punk­te müssen sich aus Ta­rif­wort­laut, -zu­sam­men­hang und -zweck so­wie ge­ge­be­nen­falls aus der Ta­rif­ge­schich­te er­ge­ben (vgl. hier­zu BAG 23.03.2010 – 9 AZR 128/09 – NZA 2010, 810; BAG 24.03.2009 – 9 AZR 983/07 – AP Nr. 39 zu § 7 BUrlG, je­weils m. w. N.).

1.1.2 Hier­nach fin­den sich im MTV aus­rei­chen­de An­halts­punk­te für ein ei­genständi­ges Ur­laubs­re­gime und da­mit für ei­ne ei­genständi­ge, von der ge­setz­li­chen Re­ge­lung des § 7 Abs. 3 BUrlG ab­wei­chen­den Be­hand­lung des ta­rif­li­chen Mehr­ur­laubs. Hin­zu­wei­sen ist in die­sem Zu­sam­men­hang auf die be­son­de­re Re­ge­lung in § 6 Zif­fer 4 MTV, die ei­ne ei­genständi­ge, vom Bun­des­ur­laubs­ge­setz los­gelöste Re­ge­lung enthält. Das­sel­be gilt für § 7 Abs. 6 MTV, der ei­ne – eben­falls vom Bun­des­ur­laubs­ge­setz ab­wei­chen­de – Ver­falls­re­ge­lung enthält. Auch in § 7 Abs. 7 MTV wird deut­lich zwi­schen dem ge­setz­li­chen Min­des­t­ur­laub nach dem Bun­des­ur­laubs­ge­setz und dem ta­rif­li­chen Mehr­ur­laub un­ter­schie­den.

1.1.3 Er­weist sich da­nach die ta­rif­li­che Re­ge­lung als ei­genständig im Sin­ne der oben dar­ge­stell­ten Recht­spre­chung, so greift der be­reits zi­tier­te § 7 Abs. 6 MTV

 

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ein. Da­nach wäre der ta­rif­li­che Mehr­ur­laub der Kläge­rin für das Jahr 2007 spätes­tens am 31.03.2009 we­gen der durch­ge­hen­den Ar­beits­unfähig­keit ver­fal­len ge­we­sen.

1.2 Ent­ge­gen der Rechts­auf­fas­sung der Be­klag­ten und – in­so­weit auch ent­ge­gen der Rechts­auf­fas­sung des Ar­beits­ge­richts – ver­tritt in­des­sen die Be­ru­fungs­kam­mer die Auf­fas­sung, dass der ta­rif­li­che Mehr­ur­laub der Kläge­rin in Höhe von zehn Ta­gen für das Jahr 2007 auch an­ge­sichts ih­rer durch­ge­hen­den Ar­beits­unfähig­keit nicht ver­fal­len konn­te, weil sie die­se zehn Ta­ge be­reits im Jah­re 2007 gewährt be­kom­men hat. Dies folgt letzt­lich aus § 366 Abs. 2 BGB.

Nach die­ser Norm wird dann, wenn der Schuld­ner kei­ne Be­stim­mung be­trifft, bei Vor­lie­gen meh­re­rer Schul­den zunächst die fälli­ge Schuld, un­ter meh­re­ren fälli­gen Schul­den die­je­ni­ge, wel­che dem Gläubi­ger ge­rin­ge­re Si­cher­heit bie­tet, ge­tilgt. In der Recht­spre­chung wird der­zeit hef­tig dis­ku­tiert, ob und wie die ge­nann­te Vor­schrift in Fällen der vor­lie­gen­den Art zur An­wen­dung ge­langt.

1.2.1 Das Lan­des­ar­beits­ge­richt Ber­lin (LAG Ber­lin-Bran­den­burg 02.12.2009 – 17 Sa 621/09 – n. v.) ver­tritt die Rechts­auf­fas­sung, dass ei­ne Til­gungs­be­stim­mung nach § 366 Abs. 2 BGB nicht in Be­tracht kom­me, weil § 366 Abs. 2 BGB das Be­ste­hen meh­re­rer Leis­tungs­pflich­ten vor­aus­setzt. Hier­von könne aber mit Blick auf ei­nen ge­setz­li­chen und ei­nen ta­rif­li­chen Ur­laubs­an­spruch nicht aus­ge­gan­gen wer­den.

Das Lan­des­ar­beits­ge­richt Hes­sen (Ur­teil vom 26.04.2010 – 17 Sa 1772/09 – n. v.) hat aus­geführt, dass der ge­setz­li­che und der ta­rif­li­che Ur­laubs­an­spruch ge­mein­sam ei­nen ein­heit­li­chen An­spruch auf Er­ho­lungs­ur­laub bil­de­ten. Dies hätte zur Fol­ge, dass der Ar­beit­ge­ber – un­abhängig von ei­ner et­wai­gen Til­gungs­be­stim­mung im Sin­ne von § 366 Abs. 2 BGB – zunächst auf den ge­setz­li­chen Ur­laubs­an­spruch und erst da­nach auf den darüber hin­aus­ge­hen­den ta­rif­li­chen Ur­laubs­an­spruch leis­te.

 

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Auch das Bun­des­ar­beits­ge­richt hat sich mit der hier zu dis­ku­tie­ren­den Fra­ge in der Ver­gan­gen­heit be­reits beschäftigt und aus­geführt, dass der ge­setz­li­che Ur­laubs­an­spruch un­ab­ding­bar sei. Erfülle der Ar­beit­ge­ber Ur­laubs­ansprüche, sei nach der Aus­le­gungs­re­gel des § 366 Abs. 2 BGB da­von aus­zu­ge­hen, dass der Ar­beit­ge­ber zunächst auf den ge­setz­li­chen Ur­laubs­an­spruch und so­dann auf den ta­rif­li­chen/ver­trag­li­chen Ur­laubs­an­spruch ge­leis­tet hätte (BAG 05.09.2002 – 9 AZR 244/01 – AP Nr. 17 zu § 3 BUrlG Fünf-Ta­ge-Wo­che; BAG 24.10.1989 – 8 AZR 6/89 – n. v.).

1.2.2 Die er­ken­nen­de Kam­mer meint, dass auf die vor­lie­gen­de Fall­kon­stel­la­ti­on § 366 Abs. 2 BGB an­zu­wen­den ist.

Da­bei kann zunächst da­hin­ste­hen, ob ei­ne un­mit­tel­ba­re An­wen­dung, wie of­fen­sicht­lich vom Bun­des­ar­beits­ge­richt in den ge­nann­ten, älte­ren Ent­schei­dun­gen an­ge­nom­men, in Be­tracht kommt. In­so­fern spricht viel für die vom LAG Hes­sen (a. a. O.) her­vor­ge­ho­be­ne Rechts­auf­fas­sung, dass der ge­setz­li­che und der ta­rif­li­che Ur­laubs­an­spruch ei­nen ge­mein­sa­men ein­heit­li­chen An­spruch auf Er­ho­lungs­ur­laub bil­de­ten und dem­gemäß nicht von meh­re­ren Schul­den im Sin­ne des § 366 Abs. 2 BGB aus­ge­gan­gen wer­den könn­te.

Un­ter­des­sen be­darf die auf­ge­wor­fe­ne Fra­ge kei­ner ab­sch­ließen­den Klärung. § 366 Abs. 2 BGB ist nämlich min­des­tens ana­log auf die hier zu be­ur­tei­len­de Fall­kon­stel­la­ti­on an­zu­wen­den, weil der ge­setz­li­che Min­des­t­ur­laub und der ta­rif­li­che Mehr­ur­laub nach dem MTV mit dif­fe­ren­zier­ten recht­li­chen Schick­sa­len be­haf­tet sind, die es nicht nur ge­bo­ten, son­dern er­for­der­lich ma­chen, sie wie „meh­re­re Schul­den“ im Sin­ne des § 366 Abs. 2 BGB zu be­han­deln. Wie oben ausführ­lich dar­ge­stellt, ha­ben die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en für den ta­rif­li­che Mehr­ur­laub ein ei­ge­nes Ur­laubs­re­gime ge­schaf­fen, das da­zu führt, dass der ta­rif­li­che Mehr­ur­laub ei­ner ei­ge­nen Ver­falls­re­ge­lung zu­geführt wor­den ist. Dem­ge­genüber ver­bleibt es hin­sicht­lich des ge­setz­li­chen Min­des­t­ur­laubs von vier Wo­chen da­bei, dass die­ser auch an­ge­sichts der durch­ge­hen­den Ar­beits­unfähig­keit der Kläge­rin nicht ver­fal­len konn­te. Des­halb mag man auch wei­ter­hin von ei­nem ein­heit­li­chen Ur­laubs­an­spruch aus­ge­hen; im­mer­hin kann die­ser aber nicht ins-

 

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ge­samt ein­heit­lich be­wer­tet wer­den und muss des­halb, wie es § 366 Abs. 2 BGB vor­sieht, in ei­ne Rang­fol­ge oder Rang­ord­nung ge­setzt wer­den können.

1.2.3 Er­weist sich da­mit § 366 Abs. 2 BGB als grundsätz­lich an­wend­bar, so führt dies im Er­geb­nis al­ler­dings zu ei­ner an­de­ren Rechts­fol­ge als die, die bis­her vom Bun­des­ar­beits­ge­richt an­ge­nom­men wor­den ist.

Geht man, wie für die vor­lie­gen­de Fall­kon­stel­la­ti­on wie­der­holt auf­ge­zeigt, da­von aus, dass die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en den ta­rif­li­chen Mehr­ur­laub von zehn Ta­gen pro Jahr für ver­fall­bar erklärt ha­ben, wenn und so­weit die Ar­beit­neh­me­rin oder der Ar­beit­neh­mer ihn bis zum 31.03. des fol­gen­den Ka­len­der­jah­res nicht neh­men konn­te, so muss die­ser Teil des ein­heit­li­chen Ur­laubs­an­spruchs als der un­si­che­re­re ge­genüber dem ge­setz­li­chen Min­des­t­ur­laub an­ge­se­hen wer­den, der ja auch an­ge­sichts der Ar­beits­unfähig­keit der Kläge­rin nicht ver­fal­len konn­te. Ist der ta­rif­li­che An­spruch auf Ur­laub aber da­mit der­je­ni­ge, der der Kläge­rin (Gläubi­ge­rin) die ge­rin­ge­re Si­cher­heit bie­tet, so folgt aus § 366 Abs. 2 BGB, dass dann erst die­ser Ur­laub gewährt wird, so­fern kei­ne be­son­de­re Til­gungs­be­stim­mung er­folgt oder ei­ne an­der­wei­ti­ge Ver­ein­ba­rung vor­liegt.

1.2.4 Da die Be­klag­te aus An­lass der Ur­laubs­gewährung im Jah­re 2007 nicht be­stimmt hat, wie sich die – un­strei­tig gewähr­ten – 15 Ta­ge zu­sam­men­set­zen, ist fest­zu­hal­ten, dass zunächst zehn Ur­laubs­ta­ge auf den ta­rif­li­chen Mehr­ur­laub gewährt wur­den und die rest­li­chen fünf Ta­ge auf den ge­setz­li­chen Min­des­t­ur­laub. Dem­nach ste­hen der Kläge­rin wei­te­re zehn, nicht ver­fal­le­ne Ur­laubs­ta­ge als Ab­gel­tungs­grund­la­ge zur Verfügung.

1.2.5 Die­se zehn Ur­laubs­ta­ge konn­ten auch an­ge­sichts der durch­ge­hen­den Ar­beits­unfähig­keit der Kläge­rin nicht ver­fal­len, da sie dem ge­setz­li­chen Min­des­t­ur­laub des § 3 BUrlG un­ter­fal­len. Es wird in­so­weit auf die nun­mehr schon ständi­ge Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts und auf die zu­tref­fen­den Erwägun­gen des Ar­beits­ge­richts auf Sei­te 5 der Ent­schei­dungs­gründe ver­wie­sen, de­nen sich die er­ken­nen­de Kam­mer in vol­lem Um­fang an­sch­ließt.

 

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2. Der Kläge­rin ste­hen für das Jahr 2007 wei­te­re 331,49 € brut­to als Ur­laubs­geld zu. Zwi­schen den Par­tei­en ist un­strei­tig, dass die Be­rech­nung der Ur­laubs­gel­der für die Jah­re 2006 und 2007 feh­ler­haft er­folgt ist, so dass die – von der Höhe her un­strei­ti­ge – Nach­for­de­rung der Kläge­rin be­rech­tigt ist.

3. Dem­ge­genüber ist der An­spruch der Kläge­rin auf Ur­laubs­geld für das Jahr 2006 gemäß § 13 Abs. 1 MTV ver­fal­len.

Dem­ge­genüber kann sich die Kläge­rin nicht auf § 13 Abs. 2 MTV be­ru­fen. Da­nach be­ginnt die drei­mo­na­ti­ge Ver­fall­frist dann nicht zu lau­fen, wenn der An­spruchs­be­rech­tig­te trotz An­wen­dung der ihm nach La­ge der Umstände zu­mut­ba­ren Sorg­falt ver­hin­dert war, die Frist des § 13 Abs. 1 MTV ein­zu­hal­ten. Hier­von kann aber ge­ra­de nicht aus­ge­gan­gen wer­den. Der Kläge­rin als der zuständi­gen Sach­be­ar­bei­te­rin war es oh­ne wei­te­res möglich, die rich­ti­ge Be­rech­nungs­grund­la­ge an­hand der ein­schlägi­gen Vor­schrif­ten des MTV her­aus­zu­su­chen und um­zu­set­zen. Wenn sie dies nicht tat, kann das un­sorgfälti­ge Ver­hal­ten den Lauf der Ver­fall­frist des § 13 Abs. 1 MTV nicht ver­hin­dern.

Die Kos­ten­ent­schei­dung be­ruht auf §§ 91, 92, 97 ZPO.

Die er­ken­nen­de Kam­mer hat die Re­vi­si­on für die Be­klag­te zu­ge­las­sen, weil sie das Vor­lie­gen ei­ner ent­schei­dungs­er­heb­li­chen Rechts­fra­ge von grundsätz­li­cher Be­deu­tung be­jaht hat, § 72 Abs. 2 Zif­fer 1 ArbGG.

 

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R E C H T S M I T T E L B E L E H R U N G :

Ge­gen die­ses Ur­teil kann von der Be­klag­ten

R E V I S I O N

ein­ge­legt wer­den.

Die Re­vi­si­on muss in­ner­halb ei­ner Not­frist* von ei­nem Mo­nat schrift­lich beim

Bun­des­ar­beits­ge­richt

Hu­go-Preuß-Platz 1

99084 Er­furt

Fax: 0361 2636 2000

ein­ge­legt wer­den.

Die Not­frist be­ginnt mit der Zu­stel­lung des in vollständi­ger Form ab­ge­fass­ten Ur­teils, spätes­tens mit Ab­lauf von fünf Mo­na­ten nach der Verkündung.

Die Re­vi­si­ons­schrift muss von ei­nem Be­vollmäch­tig­ten un­ter­zeich­net sein. Als Be­vollmäch­tig­te sind nur zu­ge­las­sen:

1. Rechts­anwälte,
2. Ge­werk­schaf­ten und Ver­ei­ni­gun­gen von Ar­beit­ge­bern so­wie Zu­sam­men­schlüsse sol­cher Verbände für ih­re Mit­glie­der oder für an­de­re Verbände oder Zu­sam­men­schlüsse mit ver­gleich­ba­rer Aus­rich­tung und de­ren Mit­glie­der,
3. Ju­ris­ti­sche Per­so­nen, de­ren An­tei­le sämt­lich im wirt­schaft­li­chen Ei­gen­tum ei­ner der in Nr. 2 be­zeich­ne­ten Or­ga­ni­sa­tio­nen ste­hen, wenn die ju­ris­ti­sche Per­son aus­sch­ließlich die Rechts­be­ra­tung und Pro­zess­ver­tre­tung der Mit­glie­der die­ser Or­ga­ni­sa­ti­on oder ei­nes an­de­ren Ver­ban­des oder Zu­sam­men­schlus­ses mit ver­gleich­ba­rer Aus­rich­tung ent­spre­chend

 

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5 Sa 353/10

7 Ca 1179/09 Ar­beits­ge­richt Mönchen­glad­bach

 

LAN­DES­AR­BEITS­GERICHT DÜSSEL­DORF

BERICH­TI­GUN­GSBESCHLUSS

In dem Rechts­streit

de­ren Sat­zung durchführt und wenn die Or­ga­ni­sa­ti­on für die Tätig­keit der Be­vollmäch­tig­ten haf­tet.

In den Fällen der Zif­fern 2 und 3 müssen die Per­so­nen, die die Re­vi­si­ons­schrift un­ter­zeich­nen, die Befähi­gung zum Rich­ter­amt ha­ben.

Ei­ne Par­tei die als Be­vollmäch­tig­ter zu­ge­las­sen ist, kann sich selbst ver­tre­ten.

* ei­ne Not­frist ist un­abänder­lich und kann nicht verlängert wer­den.

 

gez.: Gött­ling 

gez.: Fried­rich

gez.: Eck­wert

Be­rich­ti­gungs­be­schluss:

der Frau C. M., H. straße 37, O.,

- Kläge­rin und Be­ru­fungskläge­rin -

Pro­zess­be­vollmäch­tig­te: Rechts­anwälte V. X. & Part­ner H.,
H. str. 16, L.,

g e g e n

die T. Sa­nitär & Hei­zung GmbH, ver­tre­ten durch den Geschäftsführer U. C., C. Straße 62, O.,

- Be­klag­te und Be­ru­fungs­be­klag­te -

Pro­zess­be­vollmäch­tig­te: Kreis­hand­wer­ker­schaft Nie­der­rhein

 

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Kre­feld-Vier­sen-Neuss,

Ober­s­traße 18 - 24, 41460 Neuss,

der Te­nor des Ur­teils vom 30.09.2010 in Ziff. 1 wird we­gen ei­nes of­fen­sicht­li­chen Re­chen­feh­lers da­hin­ge­hend be­rich­tigt, dass statt „3.480,10 €“ ein Be­trag von

„3.413,79 €“

ein­ge­setzt wird.

Düssel­dorf, 12.11.2010

 

gez.: Gött­ling 

gez.: Fried­rich 

gez.: Eck­wert

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