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Kei­ne Dis­kri­mi­nie­rung auf­grund ge­rin­ge­rer Ab­fin­dung bei Er­werbs­min­de­rungs­ren­te

So­zi­al­plä­ne kön­nen ge­rin­ge­re Ab­fin­dun­gen für Be­zie­her ei­ner be­fris­te­ten Er­werbs­min­de­rungs­ren­te vor­se­hen: Bun­des­ar­beits­ge­richt, Ur­teil vom 07.06.2011, 1 AZR 34/10
Taschenrechner auf Geldscheinen Kei­ne Dis­kri­mi­nie­rung we­gen Al­ters durch ge­staf­fel­te Ab­fin­dungs­zah­lun­gen
07.07.2011. Be­trieb­s­än­de­run­gen ge­hen mit be­triebs­be­ding­ten Kün­di­gun­gen und die­se mit fi­nan­zi­el­len Ein­bu­ßen für die Ar­beit­neh­mer ein­her. So­zi­al­plä­ne fe­dern sol­che Nach­tei­le mit Ab­fin­dungs­an­sprü­chen ab (§ 112 Abs. 1 Satz 2 Be­triebs­ver­fas­sungs­ge­setz - Be­trVG). Weil "ren­ten­na­he" Ar­beit­neh­mer we­gen ih­rer Ren­ten­an­sprü­che von Ent­las­sun­gen we­ni­ger hart be­trof­fen sind, er­hal­ten sie nach den meis­ten So­zi­al­plä­nen deut­lich ge­rin­ge­re Ab­fin­dun­gen als jün­ge­re Kol­le­gen.

Dem Bun­des­ar­beits­ge­richt (BAG) zu­fol­ge ist das kei­ne al­ters­be­ding­te Dis­kri­mi­nie­rung beim The­ma Ab­fin­dung, weil das Ge­setz die Schlech­ter­stel­lung ren­ten­na­her Ar­beit­neh­mer bei Ab­fin­dun­gen er­laubt (§ 10 Satz 3 Nr. 6 All­ge­mei­nes Gleich­be­hand­lungs­ge­setz - AGG)). Aber kön­nen ge­rin­ge­re Ab­fin­dun­gen auch mit dem An­spruch ei­nes schwer­be­hin­der­ten Ar­beit­neh­mers auf Er­werbs­min­de­rungs­ren­te be­grün­det wer­den? Ob hier ei­ne be­hin­de­rungs­be­ding­te Ab­fin­dungs­dis­kri­mi­nie­rung vor­liegt, hat das BAG vor kur­zem ent­schie­den (Ur­teil vom 07.06.2011, 1 AZR 34/10).

Ein schwer­be­hin­der­ter und lan­ge ar­beits­un­fä­hi­ger Ar­beit­neh­mer er­hielt seit Jah­ren ei­ne Er­werbs­min­de­rungs­ren­te, als ihm be­triebs­be­dingt ge­kün­digt wur­de. Er be­kam ei­ne im Ver­gleich zu sei­nen Kol­le­gen ge­rin­ge So­zi­al­plan­ab­fin­dung. Die Dif­fe­renz klag­te vor dem Lan­des­ar­beits­ge­richt Düs­sel­dorf (Ur­teil vom 21.12.2009, 16 Sa 577/09) und zu­letzt vor dem BAG ein. Er hat­te kei­nen Er­folg, da für die Hö­he sei­ner Ab­fin­dung, ge­nau wie bei sei­nen Kol­le­gen, sei­ne künf­ti­gen fi­nan­zi­el­len Ein­bu­ßen maß­geb­lich wa­ren.

Fa­zit: Das BAG hat sei­ne bis­he­ri­ge Recht­spre­chung auch auf Er­werbs­min­de­rungs­ren­ten über­tra­gen. Da­mit steht fest, dass klei­ne­re Ab­fin­dung bei be­vor­ste­hen­den Ren­ten­an­sprü­chen al­ler Art rech­tens sind, wenn (!) ei­ne So­zi­al­plan­ab­fin­dung al­lein künf­ti­ge Nach­tei­le aus­glei­chen und nicht ver­gan­ge­ne Be­triebs­treue ho­no­rie­ren will. Dann liegt kei­ne Dis­kri­mi­nie­rung ren­ten­be­rech­tig­ter Ar­beit­neh­mer vor. Be­trof­fe­ne soll­ten da­her nur kla­gen, wenn sie glaub­haft ma­chen kön­nen, (wie­der) ar­bei­ten ge­hen zu wol­len.

Nä­he­re In­for­ma­tio­nen fin­den Sie hier:

Hin­weis: In der Zwi­schen­zeit, d.h. nach Er­stel­lung die­ses Ar­ti­kels, hat das Ge­richt sei­ne Ent­schei­dungs­grün­de schrift­lich ab­ge­fasst und ver­öf­fent­licht. Die Ent­schei­dungs­grün­de im Voll­text fin­den Sie hier:

Hin­weis: In der Zwi­schen­zeit, d.h. nach Er­stel­lung die­ses Ar­ti­kels, hat das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt (BVerfG) über ei­ne Ver­fas­sungs­be­schwer­de des un­ter­le­ge­nen Ar­beit­neh­mers ge­gen das hier be­spro­che­ne BAG-Ur­teil ent­schie­den und die­se Ver­fas­sungs­be­schwer­de nicht zur Ent­schei­dung an­ge­nom­men. Nach An­sicht des BVerfG wa­ren die Ent­schei­dun­gen des Lan­des­ar­beits­ge­richts Düs­sel­dorf vom 21.12.2009 (16 Sa 577/09) und des BAG (Ur­teil vom 07.06.2011, 1 AZR 34/10) mit dem Grund­ge­setz (GG) ver­ein­bar. Den Nicht­an­nah­me­be­schluss des BVerfG im Voll­text fin­den Sie hier:

Letzte Überarbeitung: 11. April 2018

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