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LAG Ber­lin, Ur­teil vom 16.05.2006, 7 Sa 2263/05

   
Schlagworte: Bezugnahmeklausel, Gleichstellungsabrede, Tarifvertrag
   
Gericht: Landesarbeitsgericht Berlin
Aktenzeichen: 7 Sa 2263/05
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 16.05.2006
   
Leitsätze:
Vorinstanzen: Arbeitsgericht Berlin, Urteil vom 26.10.2005, 29 Ca 13631/05
Nachgehend Bundesarbeitsgericht, Urteil vom 29.08.2007, 4 AZR 765/06
   

Lan­des­ar­beits­ge­richt

Ber­lin

 

Verkündet

am 16.05.2006

Ge­schZ. (bit­te im­mer an­ge­ben)

7 Sa 2263/05

29 Ca 13631/05

H., VA
als Ur­kunds­be­am­ter/-in
der Geschäfts­stel­le

 

Im Na­men des Vol­kes

 

Ur­teil

In Sa­chen

pp

hat das Lan­des­ar­beits­ge­richt Ber­lin, 7. Kam­mer,
auf die münd­li­che Ver­hand­lung vom 16. Mai 2006
durch die Vor­sit­zen­de Rich­te­rin am Lan­des­ar­beits­ge­richt R. als Vor­sit­zen­de
so­wie die eh­ren­amt­li­chen Rich­ter F. und Sch.

für Recht er­kannt:

I. Auf die Be­ru­fung des Klägers wird das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Ber­lin vom 26.10.2005 - 29 Ca 13631/05 - geändert.
1. Es wird fest­ge­stellt, dass ent­spre­chend den bis­he­ri­gen ar­beits­ver­trag­li­chen Be­din­gun­gen zwi­schen dem Kläger und dem J. Kran­ken­haus Ber­lin die Be­klag­te ver­pflich­tet ist, dem Kläger ab 01. Ju­li 2005 ein mo­nat­li­ches Ent­gelt nach Lohn­grup­pe 3a nach dem BezTV Nr. 2 zum BMT-G II, Stand 30. Ju­ni 2005, in Höhe von 2.246,58 € (zwei­tau­send­zwei-hun­dert­sechs­und­vier­zig 58/100) brut­to und ei­ne mo­nat­li­che vermögens­wirk­sa­me Leis­tung in Höhe von 6,65 € brut­to so­wie ein jähr­li­ches Ur­laubs­geld in Höhe von 332,34 € (drei­hun­dert­zwei­und­dreißig 34/100) brut­to und ei­ne Jah­res­son­der­vergütung in Höhe von 1.922,02 € (ein­tau­send­neun­hun­dert­zwei­und­zwan­zig 02/100) brut­to zu zah­len und ei­nen jähr­li­chen Ur­laubs­an­spruch in Höhe von 32 Ta­gen zu gewähren.

 

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2. Es wird fest­ge­stellt, dass die Jah­res­sol­l­ar­beits­zeit des Klägers in­klu­si­ve Wo­chen­fei­er­ta­gen wei­ter­hin 2002 St­un­den beträgt.
3. Die Be­klag­te hat die Kos­ten des Rechts­streits zu tra­gen.

II. Die Re­vi­si­on wird zu­ge­las­sen.

 

 

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Tat­be­stand

Die Par­tei­en strei­ten darüber, ob auf das Ar­beits­verhält­nis des Klägers der Bun­des­man­tel­ta­rif­ver­trag für die Ar­bei­ter ge­meind­li­cher Ver­wal­tun­gen und Be­trie­be (BMTG II) so­wie die Ber­li­ner Be­zirks­ta­rif­verträge zum BMT-G ein­sch­ließlich des ent­spre­chen­den Lohn­ta­rif­wer­kes an­zu­wen­den sind.

Der Kläger ist seit dem 1. Ok­to­ber 1994 bei dem J. Kran­ken­haus Ber­lin, ei­ner Stif­tung bürger­li­chen Rechts, auf der Ba­sis ei­nes schrift­li­chen Ar­beits­ver­tra­ges vom 27. Sep­tem­ber 1994 (Bl. 8 und 9 d. A.) als Haus­ar­bei­ter beschäftigt. In § 4 Nr. 2 des Ar­beits­ver­tra­ges ist die An­wen­dung des Bun­des­man­tel­ta­rif­ver­tra­ges für Ar­bei­ter ge­meind­li­cher Ver­wal­tun­gen und Be­trie­be (BMTG-II) so­wie die für Ber­lin gel­ten­den Be­zirks­ta­rif­verträge, ein­sch­ließlich der Lohn­ta­rif­verträge in der je­weils gel­ten­den Fas­sung ver­ein­bart. Während die Stif­tung Mit­glied des kom­mu­na­len Ar­beit­ge­ber­ver­ban­des war, gehörte der Kläger kei­ner Ge­werk­schaft an.

Der Kläger war zu­letzt beim J. Kran­ken­haus Ber­lin im Rah­men ei­nes Bewährungs­auf­stieg in die Lohn­grup­pe 3 a ein­grup­piert. Er be­zog bei ei­ner Jah­res­sol­l­ar­beits­zeit von 2002 St­un­den ein Brut­to­mo­nats­ent­gelt i. H. v. 2246,58 € ein­sch­ließlich ei­nes So­zi­al­zu­schla­ges in Höhe von 317,72 € so­wie vermögens­wirk­sa­me Leis­tun­gen in Höhe 6,65 €. Wei­ter er­hielt er ein jähr­li­ches Ur­laubs­geld in Höhe von 332,34 € brut­to und ei­ne Jah­res­son­der­vergütung i. H. v. 1922,02 € brut­to. Sein Ur­laubs­an­spruch be­trug 32 Ar­beits­ta­ge jähr­lich.

Aus An­lass ei­ner zum 1. Ju­li 2005 ver­ein­bar­ten Über­nah­me der bis da­hin dem Lei­ter Haus­wirt­schaft un­ter­stell­ten Be­rei­che des J. Kran­ken­hau­ses durch die Be­klag­te, die Mit­glied der Gebäuderei­ni­ge­rin­nung ist, schlos­sen das J. Kran­ken­haus und der dort ge­bil­de­te Be­triebs­rat un­ter Be­tei­li­gung der Be­klag­ten am 10. Mai 2005 ei­nen frei­wil­li­gen In­ter­es­sen­aus­gleich und So­zi­al­plan (Bl. 21-38 d. A.). Nach des­sen Re­ge­lun­gen soll­te die Be­klag­te gemäß § 613 a BGB in die Rech­te und Pflich­ten ge­genüber den in sei­ner An­la­ge 1 be­zeich­ne­ten Ar­beit­neh­mer/in­nen ein­tre­ten. Un­ter den in der An­la­ge 1 an­geführ­ten Ar­beit­neh­mern fin­det sich auch der Na­me des Klägers. Zum Aus­gleich von Ein­kom­mens­ein­bußen der Mit­ar­bei­ter, die in Fol­ge der An­wen­dung der all­ge­mein­ver­bind­li­chen Ta­rif­verträge des Gebäuderei­ni­ger­hand­werks bei der Be­klag­ten auf­tre­ten, die auch ei­ne um ei­ne hal­be St­un­de länge­re wöchent­li­che

 

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Ar­beits­zeit vor­se­hen, war in dem frei­wil­li­gen In­ter­es­sen­aus­gleich vor­ge­se­hen, dass die Ar­beit­neh­mer, die mit der Be­klag­ten ei­nen Über­lei­tungs­ver­trag ent­spre­chend der An­la­ge 4 ab­schlos­sen, für die Zeit bis zum 31. De­zem­ber 2007 ei­nen an­tei­li­gen, de­gres­si­ve Aus­gleich er­hiel­ten. Der Kläger schloss ei­nen sol­chen Über­lei­tungs­ver­trag mit der Be­klag­ten nicht ab, wi­der­sprach aber auch nicht dem Über­gang sei­nes Ar­beits­verhält­nis­ses auf die Be­klag­te.

Der Kläger be­gehrt mit der vor­lie­gen­den Kla­ge die Fest­stel­lung sei­ner Vergütungs­ansprüche mit Stand des Über­gangs sei­nes Ar­beits­verhält­nis­ses auf die Be­klag­te (01.07. 2005) bei ei­ner un­veränder­ten Jah­res­sol­l­ar­beits­zeit und un­veränder­ten Ur­laubs­ansprüchen.

Das Ar­beits­ge­richt hat mit Ur­teil vom 26. Ok­to­ber 2005, auf des­sen Tat­be­stand we­gen der wei­te­ren Ein­zel­hei­ten des erst­in­stanz­li­chen Par­tei­vor­brin­gens Be­zug ge­nom­men wird, § 69 Abs. 2 ArbGG, die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Zur Be­gründung hat es im We­sent­li­chen aus­geführt, der Ta­rif­ver­trag des Gebäuderei­ni­ger-Hand­werks ver­dränge nach den Re­geln der Ta­rif­kon­kur­renz als spe­zi­el­le­re Re­ge­lung den kraft ein­zel­ver­trag­li­cher Ver­ein­ba­rung gel­ten­den BMTG-II. Dem ste­he das Güns­tig­keits­prin­zip nicht ent­ge­gen, da die­ses auf die vor­lie­gen­de Kon­stel­la­ti­on kei­ne An­wen­dung fin­de. Die im Ar­beits­ver­trag ab­ge­schlos­se­ne Gleich­stel­lungs­ab­re­de ent­hal­te kei­ne den Kläger als nicht ge­werk­schaft­lich or­ga­ni­sier­ten Ar­beit­neh­mer begüns­ti­gen­de Re­ge­lung. Viel­mehr sol­le die­se Ver­ein­ba­rung nur be­wir­ken, dass der Kläger mit den ta­rif­ge­bun­de­nen Ge­werk­schafts­mit­glie­dern gleich­ge­stellt wer­de. Für die­se gel­te aber nun nicht mehr der Ta­rif­ver­trag des öffent­li­chen Diens­tes, son­dern die all­ge­mein­ver­bind­li­chen Ta­rif­verträge des Gebäuderei­ni­ger-Hand­werk, die gemäß § 613 a Abs. 1 Satz 3 BGB den BMT-G II ver­drängt hätten. We­gen der wei­te­ren Ein­zel­hei­ten wird auf die Ent­schei­dungs­gründe des an­ge­foch­te­nen Ur­teils Be­zug ge­nom­men.

Ge­gen die­ses am 14. No­vem­ber 2005 zu­ge­stell­te Ur­teil rich­tet sich die Be­ru­fung des Klägers, die er mit ei­nem beim Lan­des­ar­beits­ge­richt am 12. De­zem­ber 2005 ein­ge­gan­ge­nen Schrift­satz ein­ge­legt und mit ei­nem beim Lan­des­ar­beits­ge­richt am 13. Fe­bru­ar 2006 (Mon­tag) - nach Verlänge­rung der Be­ru­fungs­be­gründungs­frist bis zum 11. Fe­bru­ar 2006 - ein­ge­gan­ge­nen Schrift­satz be­gründet hat.

 

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Der Kläger meint, mit der als Gleich­stel­lungs­ab­re­de aus­zu­le­gen­den ar­beits­ver­trag­li­chen Be­zug­nah­me­klau­sel wer­de aus­sch­ließlich auf den BMTG und die ihn ergänzen­den Ta­rif­verträge Be­zug ge­nom­men. Die Gleich­stel­lungs­ab­re­de ha­be aber le­dig­lich zur Rechts­fol­ge, dass die Dy­na­mik der Ta­rif­bin­dung mit dem Be­triebsüber­gang ge­en­det ha­be. In­dem das Ar­beits­ge­richt mei­ne, die­se Gleich­stel­lungs­ab­re­de ent­hal­te kei­ne ihn als ge­werk­schaft­lich nicht or­ga­ni­sier­ten Ar­beit­neh­mer begüns­ti­gen­de Re­ge­lung, le­ge es die Gleich­stel­lungs­ab­re­de im Er­geb­nis als Ta­rif­wech­sel­klau­sel aus, ob­wohl ihr ei­ne so wei­te Be­deu­tung nicht zu­kom­me. In­halt des Ar­beits­ver­tra­ges sei die An­wen­dung des BMTG-II und der ihn ergänzen­den Ta­rif­verträge. Zwi­schen ih­nen und den Re­ge­lun­gen der Ta­rif­verträge des Gebäuderei­ni­ger-Hand­werk sei ein Güns­tig­keits­ver­gleich durch­zuführen. So­weit das Ar­beits­ge­richt auf ei­ne Ent­schei­dung des Bun­des­ar­beits­ge­rich­tes vom 23.05.2003 Be­zug neh­me, in der die An­wend­bar­keit des Güns­tig­keits­prin­zips ver­neint wor­den sei, ha­be es sich da­bei um ei­nen auf die vor­lie­gen­de Kon­stel­la­ti­on nicht über­trag­ba­ren Aus­nah­me­fall ge­han­delt.

Der Kläger be­an­tragt zu­letzt,

un­ter Abände­rung des Ur­teils des Ar­beits­ge­richts Ber­lin - 29 Ca 13631/05 - vom 26.10.2005 und un­ter Er­wei­te­rung der Kla­ge fest­zu­stel­len, dass ent­spre­chend den bis­he­ri­gen ar­beits­ver­trag­li­chen Be­din­gun­gen zwi­schen dem Kläger und dem J. Kran­ken­haus Ber­lin

1. die Be­klag­te ver­pflich­tet ist, dem Kläger ab 1. Ju­li 2005 ein mo­nat­li­ches Ent­gelt i. H. v. 2246,58 € brut­to (nach Lohn­grup­pe 3 a nach dem Be­zirks­ta­rif­ver­trag Nr. 2 zum BMT-G per 30. 6.2005) so­wie ein jähr­li­ches Ur­laubs­geld in Höhe von 332,34 € brut­to so­wie ei­ne mo­nat­li­che vermögens­wirk­sa­me Leis­tung in Höhe von 6,65 € brut­to und ei­ne Jah­res­son­der­vergütung i. H. v. 1922,02 € brut­to zu zah­len und ei­nen jähr­li­chen Ur­laubs­an­spruch i. H. v. 32 Ta­gen zu gewähren;

2. die Jah­res­sol­l­ar­beits­zeit des Klägers in­klu­si­ve Wo­chen­fei­er­ta­ge wei­ter­hin 2002 St­un­den beträgt.

 

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Die Be­klag­te be­an­tragt,

die Be­ru­fung zurück­zu­wei­sen.

Sie hält die Be­ru­fung be­reits für un­zulässig, weil die Be­gründung kaum Sach­vor­trag ent­hal­te. Hin­sicht­lich der Fest­stel­lungs­anträge feh­le es an ei­nem Fest­stel­lungs­in­ter­es­se. In­halt­lich ver­tei­digt sie das erst­in­stanz­li­che Ur­teil und be­zwei­felt nun­mehr, dass ein Be­triebsüber­gang statt­ge­fun­den ha­be. Im Übri­gen sei durch den ver­ein­bar­ten In­ter­es­sen­aus­gleich un­ter ih­rer Be­tei­li­gung ei­ne ent­spre­chen­de Ände­rung der Ein­grup­pie­rung des Klägers durch­geführt wor­den. Selbst wenn dies nicht der Fall ge­we­sen wäre, sei die Kla­ge schon des­halb un­schlüssig, weil der Kläger die Vor­aus­set­zun­gen für den von ihm gel­tend ge­mach­ten Ta­bel­len­lohn nicht dar­ge­legt ha­be. Der Kläger ver­rich­te nicht ar­beits­zeit­lich über­wie­gend Tätig­kei­ten, die die An­for­de­run­gen der LG 3/2a erfüllen würden.

We­gen der wei­te­ren Ein­zel­hei­ten des zweit­in­stanz­li­chen Par­tei­vor­brin­gens wird auf die Schriftsätze des Klägers und Be­ru­fungsklägers vom 13. Fe­bru­ar 2006 (Bl. 335 - 346 d. A.) und vom 16. Mai 2006 (Bl. 630 - 638 d. A.) so­wie auf die­je­ni­gen der Be­klag­ten und Be­ru­fungs­be­klag­ten vom 15. März 2006 (Bl. 400 - 555 d. A.) und vom 12. Mai 2006 (Bl. 595 d. A. - 627 d. A.) Be­zug ge­nom­men.


Ent­schei­dungs­gründe

1.
Die gemäß § 64 Abs. 2 ArbGG statt­haf­te Be­ru­fung ist form- und frist­ge­recht im Sin­ne von § 66 Abs. 1 ArbGG i.V.m. §§ 519, 520 ZPO ein­ge­legt und in­ner­halb der verlänger­ten Be­ru­fungs­frist be­gründet wor­den. Die Be­gründung ent­spricht den An­for­de­run­gen des § 520 Abs. 3 Satz 2 ZPO. Ins­be­son­de­re be­zeich­ne­te die Be­gründung die Umstände, aus de­nen sich ei­ne Rechts­ver­let­zung und de­ren Er­heb­lich­keit für die an­ge­foch­te­ne Ent­schei­dung er­ge­ben sol­len. Ei­ner er­neu­ten Dar­stel­lung des Tat­be­stan­des be­durf­te es da­zu nicht, weil der Kläger die Rich­tig­keit und Vollständig­keit des erst­in­stanz­li­chen Tat­be­stan­des nicht in Fra­ge stel­len woll­te (§ 520 Abs. 3 Satz 2 Nr. 3 ZPO).

 

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So­weit der Kläger sei­nen An­trag hin­sicht­lich der Höhe der Jah­res­son­der­zah­lung ge­ringfügig er­wei­tert hat, war dies sach­dien­lich und konn­te auf die­sel­ben Tat­sa­chen gestützt wer­den, die oh­ne­hin für die Ent­schei­dung über sei­ne Be­ru­fung zu Grun­de zu le­gen wa­ren

Die Be­ru­fung ist da­her zulässig.

2.
Die Be­ru­fung hat­te auch in der Sa­che Er­folg. Die Fest­stel­lungs­kla­ge er­weist sich als zulässig und be­gründet.

2.1
Die Kla­ge ist zulässig.

Das für die Fest­stel­lungs­anträge er­for­der­li­che Fest­stel­lungs­in­ter­es­se i.S. von § 256 ZPO ist vor­lie­gend ge­ge­ben. Der Kläger hat ein be­rech­tig­tes In­ter­es­se an ei­ner ge­richt­li­chen Fest­stel­lung des ge­nau­en In­halts sei­nes von der Be­klag­ten über­nom­me­nen Ar­beits­verhält­nis­ses. Die Leis­tungs­kla­ge ist nicht vor­ran­gig, da mit ei­ner Ent­schei­dung über Ansprüche in der Ver­gan­gen­heit zukünf­ti­ge Ansprüche des Klägers nicht mit Rechts­kraft­wir­kung geklärt wer­den. Ei­ne Kla­ge auf zukünf­ti­ge Leis­tung we­gen Be­sorg­nis der Nich­terfüllung nach § 256 ZPO ist ge­genüber ei­ner Fest­stel­lungs­kla­ge je­doch nicht vor­ran­gig (BAG vom 10.01.1989 - 3 AZR 308/87 - in BA­GE 60,350).

2.2
Die Kla­ge ist auch be­gründet.

Der Kläger hat ei­nen An­spruch auf ein mo­nat­li­ches Ent­gelt in von 2246,58 €, ein jähr­li­ches Ur­laubs­geld in Höhe von 332,34 € brut­to, ei­ne mo­nat­li­che vermögens­wirk­sa­me Leis­tung in Höhe von 6,65 € brut­to, ei­ne Jah­res­son­der­zah­lung i. H. v. 1922,02 € brut­to und ei­nen jähr­li­chen Ur­laub von 32 Ta­gen. Wei­ter­hin beträgt sei­ne Jah­res­sol­l­ar­beits­zeit un­verändert 2002 St­un­den. Die­se Ansprüche er­ge­ben sich aus dem BMT-G II in Ver­bin­dung mit dem Ber­li­ner Be­zirks­ta­rif­ver­trag Nr. 2, die mit Stand 01. Ju­li 2005 auf das Ar­beits­verhält­nis des Klägers wei­ter­hin An­wen­dung fin­den.

 

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2.2.1
Auf das Ar­beits­verhält­nis des Klägers beim J. Kran­ken­haus fan­den die­se Ta­rif­verträge kraft ein­zel­ver­trag­li­cher Be­zug­nah­me An­wen­dung. § 4 Nr. 2 des Ar­beits­ver­tra­ges des Klägers ver­weist auf die­se Ta­rif­verträge in ih­rer je­weils gel­ten­den Fas­sung. Ei­ne sol­che Be­zug­nah­me­klau­sel stellt nach der bis­he­ri­gen Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­rich­tes (BAG v. 01. 12. 2004 - NZA 2005, 679 f.) ei­ne so­ge­nann­te Gleich­stel­lungs­ab­re­de dar, mit der der Ar­beit­ge­ber - je­den­falls dann wenn er wie das J. Kran­ken­haus ta­rif­ge­bun­den ist - ty­pi­scher­wei­se den Zweck ver­folgt, die bei ihm beschäftig­ten Ar­beit­neh­mer oh­ne Rück­sicht auf de­ren Ta­rif­ge­bun­den­heit mit den ta­rif­ge­bun­de­nen Ar­beit­neh­mern gleich­zu­stel­len. Ei­ne Gleich­stel­lungs­ab­re­de er­setzt nur die feh­len­de Ta­rif­ge­bun­den­heit hin­sicht­lich des in Be­zug ge­nom­me­nen Ta­rif­ver­tra­ges, an den der al­te Ar­beit­ge­ber ge­bun­den war. An­ders als ei­ne Ta­rif­wech­sel­klau­sel wirkt sie aber nur im Gel­tungs­be­reich des in Be­zug ge­nom­me­nen Ta­rif­ver­tra­ges (BAG v.16. 10. 2002 – 4 AZR 467/01 – NZA 2003, 390 ff. ). Dies hat zur Fol­ge, dass bei ei­nem Be­triebsüber­gang der in Be­zug ge­nom­me­ne Ta­rif­ver­trag mit sei­nem letz­ten Stand (sta­tisch) wei­ter­gilt (BAG v. 29.08.2001 – 4 AZR 322/01 - NZA 2002, 513-517).

2.2.2
Mit die­sem In­halt ist das Ar­beits­verhält­nis des Klägers zum 01. Ju­li 2005 und auf die Be­klag­te gem. § 613 a Abs. 1 Satz 1 BGB über­ge­gan­gen.

2.2.2.1
Da­bei konn­te da­hin­ste­hen, ob die Aus­la­ge­rung der im frei­wil­li­gen In­ter­es­sen­aus­gleich ge­nann­ten Be­rei­che ei­nen Be­triebs­teilüber­gang im Sin­ne die­ser Norm dar­stellt. Je­den­falls hat die Be­klag­te das Ar­beits­verhält­nis des Klägers durch Ver­tragsüber­nah­me nach Maßga­be von § 613 a BGB über­nom­men. Denn auf die­ser Grund­la­ge hat die Be­klag­te dem Kläger ei­ne Fort­set­zung sei­nes Ar­beits­verhält­nis­ses an­ge­bo­ten, ein An­ge­bot, das der Kläger zu­min­dest kon­klu­dent an­ge­nom­men hat. Zunächst ha­ben das J. Kran­ken­haus als Veräußerer und die Be­klag­te als Er­wer­ber die Mit­ar­bei­ter - so auch den Kläger - mit Schrei­ben vom 12. Mai 2005 (Bl. 163 bis 164 d. A.) über ei­nen Be­triebs­teilüber­gang un­ter­rich­tet. Fer­ner ha­ben die Be­triebs­par­tei­en in ei­ner von der Be­klag­ten eben­falls un­ter­zeich­ne­ten frei­wil­li­gen Be­triebs­ver­ein­ba­rung ei­nen Be­triebs­teilüber­gang ge­re­gelt und dort aus­drück­lich vor­ge­se­hen, dass die in der

 

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An­la­ge 1 na­ment­lich be­nann­ten Mit­ar­bei­ter, so auch der Kläger, gem. § 613 a BGB von der Be­klag­ten über­nom­me­nen wer­den (§4 des frei­wil­li­gen In­ter­es­sen­aus­gleichs und So­zi­al­pla­nes). Wi­der­spricht der Kläger dann ei­nem Über­gang sei­nes Ar­beits­verhält­nis­ses nicht, son­dern setzt bei der Be­klag­ten sei­ne Ar­beit fort, nimmt er ein ent­spre­chen­des An­ge­bot sei­tens der Be­klag­ten an, das Ar­beits­verhält­nis nach Maßga­be von § 613 a BGB bei ihr fort­zu­set­zen.

Die Be­klag­te könn­te sich oh­ne­hin nicht mehr dar­auf be­ru­fen, dass ein Be­triebsüber­gang in Wahr­heit nicht vor­ge­le­gen ha­be. Nach­dem sie die Mit­ar­bei­ter mit Schrei­ben vom 12. Mai 2005 von ei­nem sol­chen in Kennt­nis ge­setzt hat­te und sich in dem von ihr eben­falls un­ter­zeich­ne­ten In­ter­es­sen­aus­gleichs zu ei­nem Be­triebs­teilüber­gang be­kannt und ver­pflich­tet hat­te, die Mit­ar­bei­ter zu über­neh­men, würde sich ein sol­ches Ver­hal­ten als treu­wid­rig (§ 242 BGB) er­wei­sen. Noch erst­in­stanz­lich hat die Be­klag­te zu kei­nem Zeit­punkt ei­nen Be­triebs­teilüber­gang in Zwei­fel ge­zo­gen.

In­so­fern konn­te da­hin­ste­hen, ob ein Be­triebs­teilüber­gang vor­lag, ins­be­son­de­re ob nicht das J. Kran­ken­haus mit der Be­klag­ten ver­bind­lich die Über­nah­me die­ser Be­rei­che nach Maßga­be ei­nes Be­triebs­teilüber­gangs ver­ein­bart hat­te, da­mit die Ar­beits­verhält­nis ent­spre­chend § 613 a Abs. 1 BGB auf die Be­klag­te über­ge­hen und nicht beim J. Kran­ken­haus ver­blei­ben.

2.2.2.2
Nach dem Über­gang des Ar­beits­verhält­nis­ses auf die Be­klag­te nach § 613 a BGB ist die Be­zug­nah­me­klau­sel nicht da­hin­ge­hend aus­zu­le­gen, dass nun­mehr we­gen der be­ab­sich­tig­ten Gleich­stel­lung von ge­werk­schaft­lich or­ga­ni­sier­ten und nicht or­ga­ni­sier­ten Ar­beit­neh­mern die im Be­trieb der Be­klag­ten gel­ten­den all­ge­mein­ver­bind­li­chen Ta­rif­verträge des Gebäuderei­ni­ger­hand­werks auch auf das Ar­beits­verhält­nis des Klägers An­wen­dung fin­den. Denn dies würde da­zu führen, dass aus ei­ner Gleich­stel­lungs­ab­re­de ei­ne Ta­rif­wech­sel­klau­sel würde. Ei­ne sol­che Ta­rif­wech­sel­klau­sel liegt aber nur dann vor, wenn im Ar­beits­ver­trag nicht auf be­stimm­te, ge­nau be­zeich­ne­te Ta­rif­verträge Be­zug ge­nom­men, son­dern auf die je­weils für den Ar­beit­ge­ber gel­ten­den Ta­rif­verträge ver­wie­sen wird (BAG v. 16. 10. 2002 – 4 AZR 467/01 a.a.O.). Ei­ne bloße Gleich­stel­lungs­ab­re­de kann hin­ge­gen – auch un­ter dem As­pekt der Gleich­stel­lung - nicht als Ta­rif­wech­sel­klau­sel ver­stan­den wer­den (BAG v. 16.10.2002 a.a.O.). Es ver­bleibt bei der ar­beits­ver­trag­li­chen Be­zug­nah­me auf

 

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ei­nen be­stimm­ten, im Ar­beits­ver­trag be­nann­ten Ta­rif­ver­trag auch dann, wenn ein ta­rif­ge­bun­de­ner Ar­beit­neh­mer an ei­nen Ta­rif­ver­trag des Er­wer­bers ge­bun­den wäre (LAG Ber­lin vom 31.3.2006 - 6 Sa 2262/05; Schlie­mann, Brenn­punk­te des Ar­beits­rechts S. 343, 344).

Da in dem der Ent­schei­dung zu­grun­de lie­gen­den Ar­beits­ver­trag aus­drück­lich nur auf den BMTG-II ver­wie­sen wird, kann die­se Be­zug­nah­me­klau­sel nicht als Ta­rif­wech­sel­klau­sel aus­ge­legt wer­den. Es ver­bleibt bei der An­wend­bar­keit des aus­drück­lich be­nann­ten BMTG-II, in der bis zum 30.06.2005 gel­ten­den Fas­sung.

2.2.3
Die auf Grund der ar­beits­ver­trag­li­chen Be­zug­nah­me an­zu­wen­den­den Ta­rif­verträge des öffent­li­chen Diens­tes wur­den nicht im We­ge der Ta­rif­kon­kur­renz durch die all­ge­mein­ver­bind­li­chen Ta­rif­verträge des Gebäuderei­ni­ger-Hand­werk ver­drängt. Ei­ne Ta­rif­kon­kur­renz lag hier nicht vor. Im vor­lie­gen­den Fall kon­kur­rier­ten nämlich nicht zwei gleich­ran­gi­ge Ta­rif­verträge mit­ein­an­der, son­dern die ar­beits­ver­trag­li­che Ver­ein­ba­rung ei­nes Ta­rif­ver­tra­ges mit ei­nem Ta­rif­ver­trag. Re­geln zur Auflösung ei­ner Ta­rif­kon­kur­renz sind aber Re­geln zur Auflösung von Nor­men­kol­li­sio­nen. Sie die­nen nicht der Be­stim­mung des Verhält­nis­ses von Ar­beits­ver­trag zu Ta­rif­ver­trag. Für de­ren Kol­li­si­on enthält § 4 Abs. 3 TVG ei­ne aus­drück­li­che Re­ge­lung, die es für das Verhält­nis von Ta­rif­ver­trag zu Ta­rif­ver­trag ge­ra­de nicht enthält, nämlich das Güns­tig­keits­prin­zip (Thüsing, NZA 2005, 1280, 1281). Der ar­beits­ver­trag­lich in Be­zug ge­nom­me­ne Ta­rif­ver­trag wird nach § 4 Abs. 3 TVG nur dann ver­drängt, wenn er zu­min­dest nicht güns­ti­ger ist, als der auf­grund All­ge­mein­ver­bind­lich­keit gel­ten­de Ta­rif­ver­trag (so auch BAG v. 25.09.2005 – 4 AZR 294/01 – BA­GE 103, 9).

Das ar­beits­ver­trag­lich in Be­zug ge­nom­me­ne Ta­rif­werk des öffent­li­chen Diens­tes er­weist sich aber hier oh­ne Zwei­fel als güns­ti­ger als die all­ge­mein­ver­bind­li­chen Ta­rif­verträge des Gebäuderei­ni­ger­hand­werks. Mit­hin ver­bleibt es nach § 4 Abs. 3 TVG bei de­ren An­wen­dung.

So­weit das Bun­des­ar­beits­ge­richt (v. 23.3.2005 – 4 AZR 203/04 – NZA 2005, 1003 ff. ) das Zu­sam­men­tref­fen ei­ner ar­beits­ver­trag­li­chen Be­zug­nah­me auf ei­nen Ta­rif­ver­trag mit ei­nem kraft Ta­rif­bin­dung nor­ma­tiv gel­ten­den Ta­rif­ver­trag nach den Grundsätzen ei­ner Ta­rif­kon­kur­renz bzw. – plu­ra­lität gelöst und das Güns­tig­keits­prin­zip für nicht an­wend­bar erklärt hat, lag die Be­son­der­heit des

 

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Fal­les dar­in, dass dort der ge­werk­schaft­lich nicht or­ga­ni­sier­te Ar­beit­neh­mer al­lein auf­grund der All­ge­mein­ver­bind­lich­keit ge­genüber dem ge­werk­schaft­lich ge­bun­de­nen Ar­beit­neh­mer bes­ser ge­stellt ge­we­sen wäre. Dies war mit Sinn und Zweck der All­ge­mein­ver­bind­lich­keits­erklärung nicht ver­ein­bar. Vor­lie­gend war ei­ne sol­che Be­son­der­heit nicht ge­ge­ben, weil auch die ge­werk­schaft­lich or­ga­ni­sier­ten Kol­le­gen des Klägers wei­ter­hin An­spruch auf ei­ne An­wen­dung der Ta­rif­verträge des öffent­li­chen Diens­tes hätten, so­fern in ih­ren Ar­beits­verträgen ei­ne ent­spre­chen­de Be­zug­nah­me­klau­sel ent­hal­ten wäre (LAG Ber­lin v. 31. 3. 2006 - 6 Sa 2262/05).

2.2.4
Ei­ne Ablösung der ar­beits­ver­trag­lich in Be­zug ge­nom­me­nen Ta­rif­verträge er­gab sich auch nicht im We­ge ei­ner ana­lo­gen An­wen­dung von § 613 a Abs. 1 Satz 3 BGB. Für ei­ne Ana­lo­gie fehlt es be­reits an ei­ner plan­wid­ri­gen Lücke, da das Verhält­nis ar­beits­ver­trag­li­cher Re­ge­lun­gen zu ei­nem beim Er­wer­ber gel­ten­den nor­ma­ti­ven Ta­rif­verträge durch § 4 Abs. 3 TVG gelöst ist (BAG v. 25.09. 2002 – 4 AZR 294/01 – BA­GE 103,9).

2.2.5
Ei­ne An­pas­sung des Ar­beits­ver­tra­ges an die Ta­rif­verträge des Gebäuderei­ni­ger­hand­werks gemäß § 313 Abs. 1 BGB schied aus. Es ist schon nicht er­kenn­bar, dass der Be­klag­ten un­ter Berück­sich­ti­gung der ver­trag­li­chen Ri­si­ko­ver­tei­lung ein Fest­hal­ten am un­veränder­ten Ver­trag nicht zu­ge­mu­tet wer­den kann.

2.2.6
Auf das Ar­beits­verhält­nis des Klägers fin­den auch nicht auf der Grund­la­ge des frei­wil­li­gen In­ter­es­sen­aus­gleichs und So­zi­al­plans die Ta­rif­verträge für das Gebäuderei­ni­ger­hand­werk An­wen­dung. Da­bei war für die Kam­mer schon zwei­fel­haft, in­wie­weit die Be­triebs­ver­ein­ba­rung ei­ne kon­sti­tu­ti­ve Ver­ein­ba­rung die­ser Ta­rif­verträge be­inhal­ten soll­te. Hier sprach nämlich vie­les dafür, dass die Par­tei­en der Be­triebs­ver­ein­ba­rung bei den ge­trof­fe­nen Re­ge­lun­gen die Gel­tung der Ta­rif­verträge des Gebäuderei­ni­ger­hand­werks als Rechts­fol­ge des Be­triebs­teilüber­gangs an­ge­se­hen ha­ben. Für ei­ne kon­sti­tu­ti­ven Ablösung der auf das Ar­beits­verhält­nis ein­zel­ver­trag­lich ver­ein­bar­ten Ta­rif­verträge durch Be­triebs­ver­ein­ba­rung fehl­te es aber oh­ne­hin an ei­ner ent­spre­chen­den Re­ge­lungs­kom­pe­tenz der Be­triebs­par­tei­en. Ei­ne sol­che ver­stieße nämlich ge­gen

 

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Art 9 Abs. 3 GG. Der Ein­zel­ne würde durch ei­ne „All­ge­mein­ver­bind­li­cherklärung“ der be­son­de­ren Art an auf ihn an sich nicht an­wend­ba­re Ta­rif­verträge ge­bun­den. Auch § 87 Abs. 1 Nr. 10 und 11 Be­trVG räumt den Be­triebs­par­tei­en kei­ne Ein­griffs­kom­pe­tenz in die ar­beits­ver­trag­lich ver­ein­bar­te Vergütung ein.

2.2.7
Die Einwände der Be­klag­ten ge­gen die Ein­grup­pie­rung des Klägers in die Lohn­grup­pe 3 a des Ber­li­ner Be­zirks­ta­rif­ver­tra­ges Nr. 2 vom 07.06.1991 grei­fen nicht. Der Kläger war nach den Re­ge­lun­gen im Ar­beits­ver­trag in die Lohn­grup­pe 3 Fall­grup­pe 49 ein­grup­piert. Nach vierjähri­ger Bewährungs­zeit war er in die Lohn­grup­pe 3 a auf­ge­stie­gen. So­weit die Be­klag­te die Rich­tig­keit der Ein­grup­pie­rung des Klägers be­zwei­felt, reich­te ihr Vor­brin­gen da­zu nicht aus. Denn auch so­weit die ar­beits­ver­trag­lich vor­ge­se­he­ne Vergütungs­grup­pe nur der Hin­weis auf die dem Kläger nach den ver­trag­lich ver­ein­bar­ten Tätig­kei­ten zu­ste­hen­de Vergütung sein soll­te, muss­te die Be­klag­te dar­le­gen, wel­cher Irr­tum ihr bzw. ih­rer Rechts­vorgänge­rin, dem Jüdi­schen Kran­ken­haus, bei der ursprüng­lich vor­ge­nom­me­nen Ein­grup­pie­rung un­ter­lau­fen sein soll­te. Da­zu hätte sie zu­min­dest ent­we­der ei­nen Rechts­irr­tum dar­tun oder sub­stan­ti­iert die Tat­sa­chen vor­tra­gen müssen, die ei­ne feh­ler­haf­te Ein­grup­pie­rung des Klägers be­gründen würden Für die ge­richt­li­che Nach­prüfung muss nach­voll­zieh­bar sein, dass und in­wie­weit sich der Ar­beit­ge­ber bei der ursprüng­li­chen Stel­len­be­wer­tung ge­irrt hat; da­zu be­darf es ei­ner nach­voll­zieh­ba­ren Erläute­rung der ursprüng­li­chen und jet­zi­gen Stel­len­be­wer­tung (BAG v. 11.06.1997 – 10 AZR 724/95).

Die­sen An­for­de­run­gen wur­de der Sach­vor­trag der Be­klag­ten nicht ge­recht. Ins­be­son­de­re wur­de nicht deut­lich, in­wie­weit be­reits bei Ab­schluss des Ar­beits­ver­tra­ges ei­ne fal­sche Stel­len­be­wer­tung er­folgt sein soll. So­fern sich aber erst später – ins­be­son­de­re erst bei der Be­klag­ten – der Ein­satz­be­reich des Klägers so geändert ha­ben soll­te, dass ei­ne neue Ein­grup­pie­rung er­for­der­lich wäre, könn­te dies den Vergütungs­an­spruch des Klägers nach Vergütungs­grup­pe 3 a des Ber­li­ner Be­zirks­ta­rif­ver­tra­ges Nr. 2 nicht be­sei­ti­gen. Denn die Be­klag­te kann ei­ne ursprüng­lich zu­tref­fen­de Ein­grup­pie­rung nicht ein­fach im We­ge ei­ner „kor­ri­gie­ren­den Rück­grup­pie­rung“ ändern. Denn in ei­nem sol­chen Fall hätte der Kläger ei­nen ver­trag­li­chen An­spruch auf Beschäfti­gung und Vergütung ent­spre­chend der ver­ein­bar­ten Vergütungs­grup­pe, der nur im We­ge der Ände­rungskündi­gung bzw. durch ein­zel­ver­trag­li­che Ver­ein­ba­rung be­sei­tigt wer­den könn­te. Bei­des ist nicht er­folgt.

 

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3.
Aus die­sen Gründen be­stan­den die vom Kläger gel­tend ge­mach­ten Ansprüche. Auf die Be­ru­fung des Klägers war das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts ab­zuändern und die be­gehr­ten Fest­stel­lun­gen zu tref­fen.

Als un­ter­le­ge­ne Par­tei hat die Be­klag­te gemäß § 91 Abs. 1 Satz 1 die Kos­ten des Rechts­streits zu tra­gen.

4.
Die Re­vi­si­on war gemäß § 72 Abs. 2 Nr. 1 ZPO we­gen grundsätz­li­cher Be­deu­tung ent­schei­dungs­er­heb­li­cher Rechts­fra­gen zu­zu­las­sen. 

 

Ge.

 

- 15 -

Rechts­mit­tel­be­leh­rung

Ge­gen die­ses Ur­teil kann von der Be­klag­ten

bei dem

Bun­des­ar­beits­ge­richt,

Hu­go-Preuß-Platz 1, 99084 Er­furt,

Post­adres­se: 99113 Er­furt),

Re­vi­si­on ein­ge­legt wer­den.

Die Re­vi­si­on muss in­ner­halb

ei­ner Not­frist von ei­nem Mo­nat

schrift­lich beim Bun­des­ar­beits­ge­richt ein­ge­legt wer­den.

Sie ist gleich­zei­tig oder in­ner­halb

ei­ner Frist von zwei Mo­na­ten

schrift­lich zu be­gründen.

Bei­de Fris­ten be­gin­nen mit der Zu­stel­lung des in vollständi­ger Form ab­ge­setz­ten Ur­teils, spätes­tens aber mit Ab­lauf von fünf Mo­na­ten nach der Verkündung.

Die Re­vi­si­ons­schrift muss die Be­zeich­nung des Ur­teils, ge­gen das die Re­vi­si­on ge­rich­tet wird und die Erklärung ent­hal­ten, dass ge­gen die­ses Ur­teil Re­vi­si­on ein­ge­legt wer­de.

Die Re­vi­si­ons­schrift und die Re­vi­si­ons­be­gründung müssen von ei­nem bei ei­nem deut­schen Ge­richt zu­ge­las­se­nen Rechts­an­walt un­ter­zeich­net sein.


R.

F.

Sch.

 

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