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LAG Mün­chen, Ur­teil vom 29.10.2015, 4 Sa 527/15

   
Schlagworte: Befristung, Künstler
   
Gericht: Landesarbeitsgericht München
Aktenzeichen: 4 Sa 527/15
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 29.10.2015
   
Leitsätze:
Vorinstanzen: Arbeitsgericht München, Urteil vom 21.04.2015, 3 Ca 14163/14
nachgehend:
Bundesarbeitsgericht, Urteil vom 30.08.2017, 7 AZR 864/15
   

4 Sa 527/15
3 Ca 14163/14
(ArbG München) 

Verkündet am: 29.10.2015

Tela­ku
Ur­kunds­be­am­tin
der Geschäfts­stel­le

Lan­des­ar­beits­ge­richt München

Im Na­men des Vol­kes

UR­TEIL

In dem Rechts­streit

A.
A-Straße, A-Stadt

- Kläger und Be­ru­fungskläger -

Pro­zess­be­vollmäch­tig­te:

Rechts­anwälte B.
B-Straße, B-Stadt

ge­gen

Fir­ma C.
C-Straße, C-Stadt

- Be­klag­te und Be­ru­fungs­be­klag­te -

Pro­zess­be­vollmäch­tig­te:

Rechts­anwälte D.
D-Straße, C-Stadt

hat die 4. Kam­mer des Lan­des­ar­beits­ge­richts München auf Grund der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 22. Ok­to­ber 2015 durch den Vor­sit­zen­den Rich­ter am Lan­des­ar­beits­ge­richt Bur­ger und die eh­ren­amt­li­chen Rich­ter Schärtl und Wit­ty

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für Recht er­kannt:

I. Die Be­ru­fung des Klägers ge­gen das En­dur­teil des Ar­beits­ge­rich­tes München vom 21. April 2015 – 3 Ca 14163/14 – wird auf Kos­ten des Klägers zurück­ge­wie­sen.

II. Die Re­vi­si­on wird zu­ge­las­sen.

T a t b e s t a n d :

Die Par­tei­en strei­ten über das Vor­lie­gen ei­ner Be­fris­tung des letz­ten zwi­schen Ih­nen ge­schlos­se­nen Ver­tra­ges und ggf. de­ren Wirk­sam­keit so­wie über Vergütungs­ansprüche.

Der – aus­weis­lich der vor­ge­leg­ten Un­ter­la­gen am 00.00.1962 ge­bo­re­ne – Kläger ist Schau­spie­ler und stell­te in der vom Zwei­ten Deut­schen Fern­se­hen (ZDF) aus­ge­strahl­ten, von der Be­klag­ten in des­sen Auf­trag pro­du­zier­ten, Kri­mi­nal­film­se­rie „E“ über fast 18 Jah­re den Kom­mis­sar „F“ dar. Die Par­tei­en schlos­sen hierüber je­weils „Mit­ar­bei­ter-Verträge“ für ei­ne ein­zel­ne Fol­ge bzw. die Fol­gen ei­nes Ka­len­der­jah­res die­ser Pro­duk­ti­ons­rei­he (Anl. K 1, Bl. 49 f d. A.), die ei­ne Pau­schal­vergütung des Klägers von 21.500,00 € je Fol­ge - gemäß „Mit­ar­bei­ter-Ver­trag“ vom 26.02.2013 (Anl. K 4, Bl. 60 f. d. A.): von 18.000,00 € je Fol­ge – vor­sa­hen. Zu­letzt wur­de der Kläger mit „Schau­spie­ler­ver­trag“ vom 13./16.10.2014 (Anl. K 5, Bl. 68 f d. A.) für zwei wei­te­re Fol­gen (Nrn. 391 + 392) die­ser Pro­duk­ti­on als Dar­stel­ler die­ser Rol­le für ins­ge­samt 16 Dreh­ta­ge im dort be­zeich­ne­ten Zeit­raum vom 18.10.2014 bis ins­ge­samt 18.11.2014 ver­pflich­tet, die hier­nach mit ei­ner „Brut­to­vergütung“ von je­weils 2.500,00 € je Dreh­tag vergütet wur­den. Un­strei­tig war der Kläger be­reits im Sep­tem­ber 2014 durch die Be­klag­te und die zuständi­gen Re­dak­teu­re/den Re­dak­ti­ons­lei­ter des ZDF münd­lich darüber un­ter­rich­tet wor­den, dass da­mit sein En­ga­ge­ment für die Rol­le des Kom­mis­sars „F“ in der Spiel­film­se­rie „E“ en­den wer­de – wie ihm so­dann auch mit Schrei­ben der Be­klag­ten vom 21.11.2014 (Anl. K 7, Bl. 74 d. A.) mit­ge­teilt.

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Mit wei­te­rem Schrei­ben eben­falls vom 21.11.2014 (Anl. K 6, Bl. 72 d. A.) kündig­te die Be­klag­te das Ver­trags­verhält­nis mit dem Kläger un­ter Hin­weis dar­auf, dass sein Ver­trags­verhält­nis gemäß Schau­spie­ler­ver­trag vom 13./16.10.2014 be­reits auf­grund des­sen ver­ein­bar­ter Be­fris­tung mit dem 18.11.2014 ge­en­det ha­be, vor­sorg­lich außer­or­dent­lich frist­los, hilfs­wei­se or­dent­lich frist­ge­recht zum nächst­zulässi­gen Zeit­punkt.

Mit der vor­lie­gen­den Kla­ge macht der Kläger gel­tend, dass die mit der Be­klag­ten ge­schlos­se­nen Verträge, auch der letz­te „Schau­spie­ler­ver­trag“ vom 13./16.10.2014, be­reits kei­ne be­fris­te­ten Verträge dar­ge­stellt hätten, die­se/r je­den­falls ei­nes aus­rei­chen­den Be­fris­tungs­grun­des ent­behr­te(n), zu­mal hier „Ket­ten­be­fris­tun­gen“ vorlägen, das Er­for­der­nis ei­ner Neu­be­set­zung der Rol­le des Klägers in der Se­ri­en­pro­duk­ti­on „E“ wei­ter­be­stan­den ha­be und der er je­den­falls kein „pro­gramm­ge­stal­ten­der“ Mit­ar­bei­ter im Sin­ne der ein­schlägi­gen Recht­spre­chung zu den Be­fris­tungs­gründen ge­we­sen sei, während die Be­klag­te dar­auf ab­hebt, dass hier je­weils be­fris­te­te Ar­beits­verträge über die ein­zel­nen Fol­gen die­ser Kri­mi­se­rie ab­ge­schlos­sen wor­den sei­en, de­ren Be­fris­tungs­grund, oh­ne das Vor­lie­gen ei­ner „Ket­ten­be­fris­tung“ be­reits im Hin­blick auf die ge­ge­be­nen länge­ren Zeiträume zwi­schen den ein­zel­nen Verträgen/Dreh­ar­bei­ten, nach § 14 Abs. 1 S. 2 Nr. 4 Tz­B­fG („Ei­gen­art der Ar­beits­leis­tung“), – der Kläger sei als Schau­spie­ler, zu­mal in ei­ner der Haupt­rol­len die­ser Kri­mi­se­rie, „pro­gramm­ge­stal­ten­der“ Mit­ar­bei­ter ge­we­sen - so­wie auf­grund vor­lie­gen­der Pro­jekt­be­fris­tung im Sin­ne des § 14 Abs. 1 S. 2 Nr. 1 Tz­B­fG („Dritt­mit­tel­fi­nan­zie­rung“ durch das ZDF) ge­ge­ben sei. Der Kläger be­ruft sich wei­ter dar­auf, dass die zu­letzt er­folg­te Kürzung sei­nes Ho­no­rars von 21.500,00 € auf 18.000,00 € je Fol­ge die­ser Pro­duk­ti­on sit­ten­wid­rig und sei­ne er­folg­te Zu­stim­mungs­erklärung hier­zu we­gen rechts­wid­ri­ger Dro­hung sei­tens der Be­klag­ten von ihm wirk­sam an­ge­foch­ten wor­den sei­en, während die­se auf die aus­drück­li­che Ver­ein­ba­rung mit ihm hierüber und das Nicht­vor­lie­gen ei­ner an­fech­tungs­be­rech­ti­gen­den „Dro­hung“ ge­genüber dem Kläger ver­weist.

We­gen des un­strei­ti­gen Sach­ver­halts im Übri­gen und des strei­ti­gen Vor­brin­gens so­wie der Anträge der Par­tei­en im ers­ten Rechts­zug wird auf den ausführ­li­chen Tat­be­stand des an­ge­foch­te­nen En­dur­teils des Ar­beits­ge­rich­tes München vom 21.04.2015, das den Pro­zess­be­vollmäch­tig­ten des Klägers am 13.05.2015 zu­ge­stellt wur­de, Be­zug ge­nom­men, mit dem die­ses – un­ter gleich­zei­ti­ger Ab­tren­nung ei­nes im We­ge der nachträgli­chen Kla­ge­er­wei­te­rung gel­tend ge­mach­ten An­tra­ges auf Ver­pflich­tung der Be­klag­ten,

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„ab 01.01.2011 durch­ge­hend So­zi­al­ver­si­che­rungs­beiträge für den Kläger an den So­zi­al­ver­si­che­rungs­träger ab­zuführen“ und Ver­wei­sung des Rechts­streits in­so­weit an das So­zi­al­ge­richt München – die Kla­ge im Übri­gen mit der Be­gründung ab­ge­wie­sen hat, dass die­se – so­weit außer­halb des all­ge­mei­nen Fest­stel­lungs­an­tra­ges zulässig – des­halb un­be­gründet sei, weil der dem Ver­trags­verhält­nis zu­letzt zu­grun­de lie­gen­de Schau­spie­ler­ver­trag vom 13./16.10.2014 ein be­fris­te­ter Ver­trag sei, nach­dem der Kläger im­mer wie­der nur für ein­zel­ne Fol­gen „en­ga­giert“ wor­den sei, er des­halb auch die­sen letz­ten Ver­trag nur als be­fris­te­ten Ver­trag an­se­hen ha­be können, und die­ser we­gen der Ei­gen­art der Ar­beits­leis­tung nach § 14 Abs. 1 S. 2 Nr. 4 Tz­B­fG als sol­cher ge­recht­fer­tigt sei: Zu den hier­von er­fass­ten Ar­beits­verhält­nis­sen, bei de­nen ei­ne Be­fris­tung we­gen der Art der Tätig­keit oh­ne das Hin­zu­tre­ten ei­nes wei­te­ren Sach­grun­des ver­ein­bart wer­den könne, zähl­ten im An­schluss an die ständi­ge Recht­spre­chung des BAG die Ar­beits­verhält­nis­se der pro­gramm­ge­stal­ten­den Mit­ar­bei­ter, wie aus der Not­wen­dig­keit der Berück­sich­ti­gung der durch Art. 5 Abs. 1 S. 2 GG gewähr­leis­te­ten Rund­funk­frei­heit fol­ge. Die hier­nach not­wen­di­ge In­ter­es­sen­abwägung ge­he zu Las­ten des Klägers, auf des­sen Sei­te zwar sein recht­li­ches In­ter­es­se am Fort­be­stand des Ar­beits­verhält­nis­ses und die Tat­sa­che zu berück­sich­ti­gen sei­en, dass die­se Tätig­keit auf­grund ih­rer sehr lan­gen Dau­er zur Grund­la­ge sei­ner wirt­schaft­li­chen Le­bensführung ge­wor­den sei, dem­ge­genüber ihr im Rah­men der Kunst­frei­heit bzw. Rund­funk­frei­heit geschütz­tes In­no­va­ti­ons­bedürf­nis zu­guns­ten der Be­klag­ten spre­che, die ein be­rech­tig­tes In­ter­es­se ha­be, selbst bzw. in Zu­sam­men­ar­beit mit dem bzw. auf Wei­sung des ZDF ent­schei­den zu können, mit wel­chen Rol­len und mit wel­chen Schau­spie­lern die Kri­mi­se­rie „E“ be­setzt wer­de. Ein Fall ei­ner, rechts­miss­bräuch­li­chen, et­wai­gen Ket­ten­be­fris­tung lie­ge nicht vor. Der Kläger ha­be auch kei­nen An­spruch auf Zah­lung rest­li­cher Vergütung auf­grund der er­folg­ten Ho­no­rarkürzung auf 18.000,00 € je Fol­ge, da die Par­tei­en sich hierüber ein­ver­nehm­lich ge­ei­nigt ge­habt hätten und ei­ne wi­der­recht­li­che Dro­hung ge­genüber dem Kläger als Vor­aus­set­zung für sei­ne hier­zu er­folg­te An­fech­tung nicht hin­rei­chend kon­kret vor­ge­tra­gen sei.

Hier­ge­gen rich­tet sich die („for­mel­le“) Be­ru­fung des Klägers mit Schrift­satz sei­ner Pro­zess­be­vollmäch­tig­ten vom 08.06.2015, am 09.06.2015 zunächst per Te­le­fax beim Lan­des­ar­beits­ge­richt München ein­ge­gan­gen, zu de­ren Be­gründung die­se mit, am 13.07.2015 wie­der­um zunächst per Te­le­fax ein­ge­gan­ge­nem, Schrift­satz vom 10.07.2015 aus­geführt ha­ben, dass ent­ge­gen der An­sicht des Ar­beits­ge­richts dem zwi­schen den

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Par­tei­en zu­letzt ab­ge­schlos­se­nen sog. „Schau­spie­ler­ver­trag“ be­reits nicht zu ent­neh­men ge­we­sen sei, dass es sich hier­bei über­haupt um ein be­fris­te­tes An­stel­lungs­verhält­nis hand­le. Die Par­tei­en hätten dort le­dig­lich ver­ein­bart, dass der Kläger als Dar­stel­ler an ganz be­stimm­ten Ta­gen aus­sch­ließlich zur Verfügung ste­hen, nicht je­doch, dass die­ser Ver­trag am 18.11.2014 in je­dem Fall en­den sol­le – ei­ne Fort­set­zung des Ver­tra­ges über die­sen Zeit­punkt hin­aus sei be­reits auf­grund Mit­wir­kung des Klägers bei even­tu­el­len Nach- und Neu­auf­nah­men, Syn­chro­ni­sa­ti­ons­ar­bei­ten oder zur Her­stel­lung ei­nes Vor­spanns oder Trai­lers durch­aus wahr­schein­lich ge­we­sen. Ei­ne ka­len­dermäßige Be­fris­tung, wie sie vom Ar­beits­ge­richt an­ge­nom­men wor­den sei, müsse hin­rei­chend be­stimmt oder zu­min­dest be­stimm­bar sein. Das Ar­beits­ge­richt sei auch rechts­wid­rig da­von aus­ge­gan­gen, dass der zu­letzt ab­ge­schlos­se­ne Schau­spie­ler­ver­trag vom 13./16.10.2014 ei­ne wirk­sa­me Be­fris­tung nach § 14 Abs. 1 S. 2 Nr. 4 Tz­B­fG we­gen der Ei­gen­art der Ar­beits­leis­tung ent­hal­ten ha­be. Das Ar­beits­ge­richt er­wei­te­re die vom Bun­des­ar­beits­ge­richt für Rund­funk­an­stal­ten ent­wi­ckel­ten Grundsätze durch ei­nen un­zulässi­gen Trick auch auf „für die­se täti­ge Ge­sell­schaf­ten“, während das Grund­recht der Rund­funk­frei­heit – in sei­nem Kern Pro­gramm­frei­heit – dem Pro­gramm­ver­an­stal­ter zu­ste­he, wel­cher hier aus­sch­ließlich das ZDF sei; die Be­klag­te sei da­ge­gen le­dig­lich Pro­du­zen­tin nach den Wei­sun­gen des ZDF und neh­me da­her nicht die Kern­funk­ti­on des Rund­funks, nämlich die Pro­gramm­ge­stal­tung, wahr, wes­halb die Grundsätze der Recht­spre­chung des BAG zum Schutz der Rund­funk­frei­heit nach Art. 5 Abs. 1 S. 2 GG nicht auf das Verhält­nis zwi­schen den Par­tei­en an­ge­wen­det wer­den könn­ten. Der Kläger sei ent­ge­gen der An­sicht des Ar­beits­ge­richts auch kein so­ge­nann­ter pro­gramm­ge­stal­ten­der Mit­ar­bei­ter – dies sei­en nur sol­che, die ty­pi­scher­wei­se ih­re ei­ge­ne Auf­fas­sung zur po­li­ti­schen, wirt­schaft­li­chen, künst­le­ri­schen oder an­de­ren Sach­fra­gen, ih­re Fach­kennt­nis­se und In­for­ma­tio­nen, ih­re in­di­vi­du­el­len künst­le­ri­schen Befähi­gun­gen und Aus­sa­ge­kraft in die Sen­dun­gen ein­bräch­ten. Der Kläger sei kein Mit­ar­bei­ter in die­sem Sinn, da sein Ein­fluss auf den In­halt und die Ge­stal­tung der aus­ge­strahl­ten Sen­dung, sei­ne künst­le­ri­schen Ge­stal­tungsmöglich­kei­ten auf­grund der Vor­ga­ben der Be­klag­ten und des ZDF stark ein­ge­schränkt ge­we­sen sei­en. Zur Wah­rung der Rol­len­kon­ti­nuität ha­be er nach den Be­stim­mun­gen des so­ge­nann­ten „Schau­spie­ler­ver­tra­ges“ in­ner­halb der Pro­duk­ti­on selbst et­wai­ge Verände­run­gen an sei­ner äußeren Er­schei­nung nur mit Zu­stim­mung der Be­klag­ten vor­neh­men dürfen, wo­bei seit 2013 die Rol­le des Kom­mis­sars „F“ dras­tisch be­schnit­ten wor­den sei, wes­halb er teil­wei­se le­dig­lich acht Sätze in ei­ner ge­sam­ten Fol­ge zu spre­chen ge­habt

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ha­be – worüber er sich auch in ei­ner E-Mail an die Geschäftsführe­rin der Be­klag­ten so­wie in ei­nem Brief an den In­ten­dan­ten des ZDF be­schwert ha­be. Selbst wenn die noch ver­blie­be­ne schau­spie­le­ri­sche Leis­tung des Klägers als „pro­gramm­ge­stal­tend“ be­zeich­net wer­den könn­te, sei die vom Ar­beits­ge­richt vor­ge­nom­me­ne In­ter­es­sen­abwägung rechts­feh­ler­haft, da für das In­ter­es­se des Klägers an ei­ner Fort­set­zung der Tätig­keit für die Be­klag­te spre­che, dass die­se zur Grund­la­ge sei­ner wirt­schaft­li­chen Le­bensführung ge­wor­den, die­ses En­ga­ge­ment auch der we­sent­li­che In­halt sei­ner schau­spie­le­ri­schen und künst­le­ri­schen Tätig­keit ge­we­sen sei und sich hier­durch ein fes­tes kol­le­gia­les Um­feld ge­bil­det ge­habt ha­be, während die Be­klag­te kein be­rech­tig­tes In­ter­es­se dar­an ha­be, selbst bzw. in Zu­sam­men­ar­beit bzw. auf Wei­sung des ZDF zu ent­schei­den, mit wel­chen Rol­len, mit wel­chen Schau­spie­lern die Kri­mi­se­rie „E“ be­setzt wer­de. Die Be­klag­te ha­be ei­nen lang­fris­ti­gen Be­darf an den an die­ser Se­rie mit­wir­ken­den Schau­spie­lern, wie dies durch die fast 18-jähri­ge Tätig­keit des Klägers für sie be­wie­sen wer­de. Auf­grund des Er­fol­ges die­ser Kri­mi­se­rie im In- und Aus­land ha­be 18 Jah­re lang kein Bedürf­nis nach ei­nem per­so­nel­len Wech­sel be­stan­den. Die von der Be­klag­ten über die­sen Zeit­raum prak­ti­zier­te Ket­ten­be­fris­tung ha­be aus­sch­ließlich den Sinn ge­habt, das wirt­schaft­li­che Ri­si­ko des Beschäfti­gungs­be­darfs auf den Kläger zu über­tra­gen. Sie ha­be da­mit den Kündi­gungs­schutz um­gan­gen, oh­ne dass dies sach­lich ge­recht­fer­tigt wäre. Ge­ra­de da­durch, dass der Kläger durch die­se langjährig verkörper­te Rol­le der­art ver­trag­lich ein­ge­engt wor­den sei, sei die Ver­ant­wor­tung der Be­klag­ten für die be­ruf­li­chen Zu­kunfts­chan­cen des Klägers be­gründet. Das Ar­beits­ge­richt ha­be zu Un­recht auch die Zah­lungs­kla­ge des Klägers ab­ge­wie­sen, was sei­nen erst­in­stanz­li­chen Vor­trag igno­rie­re, dass die Geschäftsführe­rin der Be­klag­ten ge­genüber der In­ha­be­rin der den Kläger ver­tre­ten­den Agen­tur te­le­fo­nisch erklärt ha­be, dass dann, wenn der Kläger auf sei­ner bis­he­ri­gen Ga­ge von 21.500,00 € je Fol­ge be­ste­hen würde, sie dies aus ei­ge­ner Ta­sche be­zah­len müss­te, was für den Kläger Fol­gen ha­ben würde. Die Agen­tur­in­ha­be­rin ha­be die­se Äußerung ein­deu­tig so ver­stan­den, dass der Kläger kein wei­te­res En­ga­ge­ment mehr in der Kri­mi­nal­se­rie „E“ er­hal­ten würde, wenn er auf der von der Geschäftsführe­rin der Be­klag­ten ge­mach­ten schrift­li­chen Zu­sa­ge be­ste­hen würde. Dies stel­le ei­ne wi­der­recht­li­che Dro­hung mit ei­nem emp­find­li­chen Übel dar.

Der Kläger be­an­tragt,

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das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts München vom 21. April 2015 (Az.: 3 Ca 14163/14) ab­zuändern und

1. fest­zu­stel­len, dass das Ar­beits­verhält­nis zwi­schen den Par­tei­en nicht durch die frist­lo­se Kündi­gung vom 21. No­vem­ber 2014 be­en­det wor­den ist;

2. fest­zu­stel­len, dass das Ar­beits­verhält­nis nicht durch die or­dent­li­che frist­ge­rech­te Kündi­gung vom 21. No­vem­ber 2014 be­en­det wor­den ist;

3. fest­zu­stel­len, dass zwi­schen den Par­tei­en kei­ne Be­fris­tung ver­ein­bart wor­den ist;

4. hilfs­wei­se fest­zu­stel­len, dass das zwi­schen den Par­tei­en be­ste­hen­de Ar­beits­verhält­nis nicht auf­grund der Be­fris­tungs­ver­ein­ba­rung vom 13./16. Ok­to­ber 2014 am 18. No­vem­ber 2014 ge­en­det hat;

5. fest­zu­stel­len, dass das Ar­beits­verhält­nis zwi­schen den Par­tei­en auch nicht durch das Schrei­ben der Be­klag­ten vom 21. No­vem­ber 2014 am 18. No­vem­ber ge­en­det hat;

6. die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, an den Kläger 28.000,00 € zuzüglich 5 % Zin­sen über dem Ba­sis­zins­satz seit dem 28. No­vem­ber 2014 zu zah­len.

Die Be­klag­te trägt zur Be­gründung ih­res An­tra­ges auf Zurück­wei­sung der Be­ru­fung vor, dass die Rol­le des Kom­mis­sars „F“ ei­ne von vier Kom­mis­sar-Haupt­rol­len in die­ser TV-Se­rie „E“ ge­we­sen sei. Der am 13./16.10.2014 als letz­ter ge­schlos­se­ne Schau­spie­ler­ver­trag sei ein­deu­tig be­fris­tet, da sich hier­aus klar und deut­lich er­ge­be, dass der Kläger da­mit nur für die­se klar de­fi­nier­te Pro­duk­ti­on, so­mit be­fris­tet, an­ge­stellt wor­den sei und die­ser Ver­trag mit Ab­lauf des im Schau­spie­ler­ver­trag ver­ein­bar­ten letz­ten Dreh­ta­ges für die­se Pro­duk­ti­on en­de. Ei­ne Ver­pflich­tung des Klägers, sich auch außer­halb der Ver­trags­zeit für Nach- und Neu­auf­nah­men, Syn­chro­ni­sa­ti­ons­ar­bei­ten ... zur Verfügung zu hal­ten, ha­be nicht vor­ge­le­gen. Er sei auch in der Ver­gan­gen­heit je­weils für ein­zel­ne Pro­duk­tio­nen der Fol­gen die­ser Se­rie ver­trag­lich en­ga­giert und we­der dau­er­haft noch unun-

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ter­bro­chen für die Be­klag­te , son­dern et­wa im ge­sam­ten Jahr 2014 le­dig­lich an 47 Dreh­ta­gen im Rah­men von vier ge­son­der­ten Ver­trags­verhält­nis­sen für die ein­zel­nen Pro­duk­tio­nen die­ser Se­rie - tätig ge­we­sen. Die Ver­trags­verhält­nis­se für die je­wei­li­gen Fol­gen sei da­bei je­weils be­fris­tet neu, nach Zeiträum­en von zum Teil meh­re­ren Mo­na­ten ab­ge­schlos­sen und da­mit kei­nes­wegs „verlängert“ wor­den. Die Be­klag­te ha­be für die Fortführung die­ser Pro­duk­ti­on je­weils ei­nen Auf­trag des ZDF er­hal­ten; die­se je­wei­li­ge Auf­trags­pro­duk­ti­on sei da­mit stets dritt­mit­tel­fi­nan­ziert ge­we­sen, zeit­lich be­grenzt für den je­weils ge­neh­mig­ten Pro­duk­ti­ons­zeit­raum. Dem Kläger sei so­wohl münd­lich als auch mit Schrei­ben vom 21.11.2014 mit­ge­teilt wor­den, dass sein Ver­trags­verhält­nis auf­grund Be­fris­tung des Schau­spie­ler­ver­tra­ges vom 13./16.10.2014 mit Wir­kung zum 18.11.2014 ge­en­det ha­be. Es lie­ge so­mit kein Fall ei­ner so­ge­nann­ten „Ket­ten­be­fris­tung“ vor, da es be­reits an den dafür er­for­der­li­chen „Ver­trags­verlänge­run­gen“ feh­le. Die Be­fris­tung des, maßgeb­li­chen, letz­ten be­fris­te­ten Ar­beits­ver­tra­ges sei nach § 14 Abs. 1 S. 2 Nr. 4 Tz­B­fG i.V.m. Art. 5 GG (Kunst- und Rund­funk­frei­heit) auf­grund der Ei­gen­art der Ar­beits­leis­tung sach­lich be­gründet. Schau­spie­ler gehörten zu den pro­gramm­ge­stal­ten­den Mit­ar­bei­tern, auch sei­en sie als Künst­ler dem be­son­de­ren ar­beits­recht­li­chen Sek­tor zu­ge­ord­net, der durch die gemäß Art. 5 Abs. 3 GG gewähr­te Kunst­frei­heit rea­li­siert wer­de. Die be­fris­te­te Beschäfti­gung von auf die Pro­duk­ti­ons­dau­er beschäftig­ten Schau­spie­lern sei auf­grund der Ei­gen­art der Ar­beits­leis­tung grundsätz­lich zulässig. Die Möglich­keit, pro­gramm­ge­stal­ten­de Mit­ar­bei­ter nach ei­ni­ger Zeit aus­zu­wech­seln, sei ge­ra­de Aus­druck der be­son­de­ren Frei­heit zur Ten­denz­ver­wirk­li­chung, was in glei­cher Wei­se für die der Be­klag­ten als Fil­m­un­ter­neh­men ga­ran­tier­te Kunst­frei­heit gemäß Art. 5 Abs. 3 GG bei der Beschäfti­gung von Schau­spie­lern gel­te. Das Grund­recht der Rund­funk­frei­heit ste­he oh­ne Rück­sicht auf die Rechts­form oder ei­ne kom­mer­zi­el­le oder ge­meinnützi­ge Betäti­gung nicht nur natürli­chen und ju­ris­ti­schen Per­so­nen zu, die Rund­funk- oder Fern­seh­pro­gram­me ver­an­stal­te­ten, son­dern auch de­nen, die nur Pro­gramm­tei­le er­stell­ten. Eben­so wer­de die Be­klag­te im Hin­blick auf die von ihr pro­du­zier­te Fern­seh­se­rie von der Kunst­frei­heit gemäß Art. 5 Abs. 3 GG er­fasst. Im Rah­men der Sach­grund­be­fris­tung gemäß § 14 Abs. 1 S. 2 Nr. 4 Tz­B­fG sei an­er­kannt, dass Beschäfti­gungs­verhält­nis­se mit Schau­spie­lern we­gen des In­no­va­ti­ons­bedürf­nis­ses be­fris­tet ab­ge­schlos­sen wer­den könn­ten, da das film­pro­du­zie­ren­de Un­ter­neh­men die Frei­heit ha­ben müsse, Film- und Fern­seh­pro­jek­te ein­zu­stel­len oder die dar­in ent­hal­te­nen Fi­gu­ren neu zu be­set­zen oder mit neu­en pro­gramm­ge­stal­ten­den Mit­ar­bei­tern in ei­nem ab­geänder­ten For­mat, das den Markt­bedürf­nis­sen

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oder künst­le­ri­schen Bedürf­nis­sen bes­ser ent­spre­che, wei­ter­zuführen und neue Ide­en aus­zu­pro­bie­ren. Würde der Be­klag­ten die­se Möglich­keit ent­zo­gen und blie­be sie ggf. auf die An­wen­dung des Kündi­gungs­rechts be­schränkt, würde nicht nur der grund­ge­setz­lich geschütz­ten Rund­funk- und Kunst­frei­heit gemäß Art. 5 GG kei­ne Rech­nung ge­tra­gen, dies führ­te un­ter Umständen auch zum ab­sur­den Er­geb­nis, dass we­gen der An­wen­dung des Kündi­gungs­schutz­ge­set­zes Fern­seh­se­ri­en oder sons­ti­ge Sen­dun­gen nicht verändert oder um­be­setzt wer­den könn­ten. Auch ha­be das Ar­beits­ge­richt die In­ter­es­sen­abwägung zwi­schen den Grund­rech­ten der Be­klag­ten auf Kunst- bzw. Rund­funk­frei­heit und dem In­ter­es­se des Klägers am Fort­be­stand des Ar­beits­verhält­nis­ses rich­tig, um­fas­send und aus­ge­wo­gen vor­ge­nom­men. Es ha­be an ihm selbst ge­le­gen, wenn er sei­ne Tätig­keit für die Be­klag­te zur Grund­la­ge sei­ner wirt­schaft­li­chen Le­bensführung ge­macht ha­be. Er ha­be so­gar die Möglich­keit ge­habt, so­ge­nann­te „Sperr­ter­mi­ne“ we­gen an­de­rer En­ga­ge­ments mit­zu­tei­len, die die Be­klag­te bei der Fest­le­gung der Dreh­ter­mi­ne berück­sich­tigt hätte. Ein wei­te­rer Be­fris­tungs­grund fol­ge aus § 14 Abs. 1 S. 2 Nr. 2 Tz­B­fG we­gen Be­ste­hens ei­nes nur vorüber­ge­hen­den Be­darfs an der Ar­beits­leis­tung des Klägers. Für die Fortführung der Se­rie „E“ sei je­weils ein ent­spre­chen­der Auf­trag des ZDF für die je­wei­li­ge Pro­duk­ti­on er­for­der­lich, wes­halb die­se Auf­trags­pro­duk­ti­on dritt­mit­tel­fi­nan­ziert sei. Zum Zeit­punkt des Ab­schlus­ses des Schau­spie­ler­ver­tra­ges vom 13./16.10.2014 ha­be der Be­klag­ten le­dig­lich der Pro­duk­ti­ons­auf­trag für die Fol­gen Nr. 391 und Nr. 392 vor­ge­le­gen. Zu­dem sei vor Ab­schluss die­ses Ver­tra­ges bei­den Ver­trags­part­nern klar ge­we­sen, dass die Rol­le des Kom­mis­sars „F“ nach Be­en­di­gung der Fol­ge Nr. 392 er­satz­los weg­fal­le. Auch ei­ne Un­wirk­sam­keit der Be­fris­tung we­gen Rechts­miss­brauchs gemäß § 242 BGB schei­de aus. Auf die von der Be­klag­ten mit Schrei­ben vom 21.11.2014 höchst vor­sorg­lich aus­ge­spro­che­ne frist­lo­se, hilfs­wei­se or­dent­li­che Kündi­gung, kom­me es da­mit nicht mehr an – wo­bei die Be­klag­te erst­in­stanz­lich vor­sorg­lich das Vor­lie­gen ei­nes wich­ti­gen Grun­des gemäß § 626 Abs. 1 BGB, der sie zum Aus­spruch der frist­lo­sen Kündi­gung be­rech­tigt hätte, vor­ge­tra­gen ha­be und der Kläger selbst Gründe für die hilfs­wei­se or­dent­li­che Kündi­gung lie­fe­re. Eben­so ha­be das Ar­beits­ge­richt die Leis­tungs­kla­ge auf Zah­lung wei­ter­ge­hen­der Vergütung zu Recht ab­ge­wie­sen, da der Kläger der sei­ner­zei­ti­gen Re­du­zie­rung sei­ner Vergütung aus­weis­lich ei­nes E-Mail-Schrei­bens sei­ner Agen­tin aus­drück­lich zu­ge­stimmt ge­habt ha­be, oh­ne dass ein An­fech­tungs­grund des­we­gen vor­lie­gen würde.

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We­gen des Vor­brin­gens der Par­tei­en im zwei­ten Rechts­zug im Übri­gen wird auf den In­halt der Schriftsätze vom 10.07.2015, vom 17.08.2015 und vom 15.10.2015 Be­zug ge­nom­men.

E n t s c h e i d u n g s g r ü n d e :

Die zulässi­ge Be­ru­fung hat in der Sa­che kei­nen Er­folg.

I.
Die gemäß § 64 Abs. 2 ArbGG statt­haf­te Be­ru­fung ist form- und frist­ge­recht ein­ge­legt und be­gründet wor­den und da­her zulässig (§§ 66 Abs. 1 Satz 1, 64 Abs. 6 Satz 1 ArbGG, 519, 520 ZPO).

II.
Die Be­ru­fung des Klägers ist un­be­gründet. Das Ar­beits­ge­richt hat im Er­geb­nis zu­tref­fend und über­zeu­gend be­gründet ent­schie­den – wor­auf des­halb zunächst Be­zug ge­nom­men wird (§ 69 Abs. 2 ArbGG) –, dass der, maßgeb­li­che, letz­te Ver­trag der Par­tei­en vom 13./16.10.2014 be­fris­tet ab­ge­schlos­sen war (da­zu 1.) und auch über ei­nen – so­fern über­haupt er­for­der­li­chen – Be­fris­tungs­grund verfügte (da­zu 2.). Eben­so we­nig hat die Leis­tungs­kla­ge auf Vergütungs­nach­zah­lung Er­folg (da­zu 3.).

1. Der zeit­lich letz­te Ver­trag der Par­tei­en vom 13./16.10.2014, der maßgeb­lich und der Be­ur­tei­lung zu­grun­de zu le­gen ist – hierüber be­steht auch Ei­nig­keit der Par­tei­en –, war be­fris­tet:

Zwar enthält die­ser Ver­trag er­sicht­lich an kei­ner Stel­le den Be­griff sei­ner „Be­fris­tung“ un­mit­tel­bar – wenn­gleich Ziff. 2.2. die­ses Ver­tra­ges auf die „Ver­trags­zeit“ ab­stellt (!). Er ist je­doch, aus­ge­hend von den all­ge­mei­nen Grundsätzen der Ver­trags­aus­le­gung (§§ 133, 157 BGB) – auch et­wa nach Maßga­be der bei der Aus­le­gung von AGB gel­ten­den spe­zi­fi­schen Maßstäben (vgl. zu­letzt zB BAG, U. v. 25.06.2015, 6 AZR 383/14, Ju­ris

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- Rz. 25 –; BAG, U. v. 16.04.2015, 6 AZR 352/14, ZTR 2015, S. 511 f – Rz. 25, m.w.N. – ), falls die­ser Ver­trag sich et­wa als AGB im Rechts­sin­ne dar­stel­len soll­te (§§ 305 Abs. 1, 310 Abs. 3 Nr. 2 BGB) – ein­deu­tig als be­fris­te­ter Ver­trag an­zu­se­hen:

Ziff. 2.2. die­ses Ver­tra­ges enthält, wie erwähnt, den Be­griff der „Ver­trags­zeit“ – was be­reits die Be­fris­tung die­ses Ver­tra­ges in­di­ziert. Der Kläger wur­de mit die­sem Ver­trag für die Rol­le des Kom­mis­sars „F“ aus­sch­ließlich für die zwei dort na­ment­lich be­zeich­ne­ten Pro­duk­tio­nen/Fol­gen der Fern­seh-Kri­mi­se­rie „E“ en­ga­giert, für ex­akt 16 dort da­tumsmäßig be­zeich­ne­te/fest­ge­leg­te Dreh­ta­ge. Dies stellt zwei­fels­frei ei­ne Ver­trags­be­fris­tung auf eben die­sen Dreh­tags-Zeit­raum vom 18.10.2014 bis 18.11.2014, in Form ei­ner so­ge­nann­ten ka­len­dermäßigen Be­fris­tung im Sin­ne des § 3 Abs. 1 S. 2 Alt. 1 Tz­B­fG, dar (§ 286 Abs. 1 ZPO) – auch wenn die, reich­lich un­klar for­mu­lier­te (vgl. § 307 Abs. 1 S. 2 BGB), Ver­trags­klau­sel über ei­ne et­wai­ge Ver­schie­bung der „Ver­trags­zeit“ „aus pro­duk­ti­ons­be­ding­ten Gründen“ in Ziff. 2.2. die­ses Ver­tra­ges berück­sich­tigt wird. Die, ein­zig denkmögli­che, Al­ter­na­ti­ve des Vor­lie­gens ei­nes un­be­fris­te­ten Ver­tra­ges schei­det, annähernd auf der Hand lie­gend, aus.

Am Vor­lie­gen ei­nes be­fris­te­ten Ver­tra­ges als sol­chen kann da­mit auch nach An­sicht des Be­ru­fungs­ge­richts kein vernünf­ti­ger Zwei­fel be­ste­hen.

2. Die Be­fris­tung die­ses so­nach vor­lie­gen­den (wohl ka­len­der-)be­fris­te­ten Ver­tra­ges war wirk­sam.

a) Das Be­ru­fungs­ge­richt hat be­reits Zwei­fel, ob die Be­fris­tung die­ses Ver­tra­ges über­haupt ei­nes Sach­grun­des im Sin­ne des § 14 Abs. 1 Tz­B­fG be­durf­te, von des­sen An­wend­bar­keit das Ar­beits­ge­richt und die Par­tei­en of­fen­sicht­lich un­be­se­hen aus­ge­hen (was als ma­te­ri­ell-recht­li­che Tat­be­stands­vor­aus­set­zung von Amts we­gen zu prüfen/fest­zu­stel­len ist und nicht die Zulässig­keit des Rechts­wegs be­trifft, de­ren Prüfung dem Be­ru­fungs­ge­richt ver­wehrt wäre: § 65 ArbGG):

Die ge­setz­li­che Re­ge­lung des § 14 Abs. 1 Tz­B­fG gilt – wie die­ses Ge­setz ins­ge­samt – tat­be­stand­lich nur für „Ar­beits­verträge“ im Rechts­sin­ne.

Dass der „Schau­spie­ler­ver­trag“ vom 13./16.10.2014 (wie die vor­ge­leg­ten vor­aus­ge­gan­ge­nen „Mit­ar­bei­ter-Verträge“) zwin­gend ei­nen Ar­beits­ver­trag/Ar­beits­verträge im Rechts­sinn dar­stell­te(n) – der Kläger auf­grund der hier­bei maßgeb­li­chen tatsächli­chen

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Ver­trags­durchführung nach den von der Recht­spre­chung hier­zu ent­wi­ckel­ten Vor­aus­set­zun­gen persönli­cher Abhängig­keit usw. so­mit in den je­wei­li­gen Ver­trags­zeiträum­en bzw. je­den­falls zu­letzt Ar­beit­neh­mer im ei­gent­li­chen Sinn war –, liegt nicht oh­ne wei­te­res auf der Hand, ist vom Kläger nicht ein­mal an­satz­wei­se dar­ge­legt. Trotz der Vor­ga­ben des je­wei­li­gen Dreh­buchs und der Re­gie etc. während des Dreh-/Pro­duk­ti­ons­vor­gangs für die Her­stel­lung die­ser Se­ri­en­kri­mi­fol­gen zeich­nen sich sol­che künst­le­ri­schen Tätig­kei­ten wie die des Klägers als Schau­spie­lers auch in ei­ner sol­chen Fern­seh­se­rie gewöhn­lich durch ein der­ar­ti­ges Maß an au­to­no­mer künst­le­ri­scher Aus­drucks- und Ge­stal­tungs­frei­heit aus, dass al­ler­dings nicht oh­ne wei­te­res be­reits vom Vor­lie­gen ei­nes Ar­beits­ver­tra­ges/Ar­beits­verhält­nis­ses übli­chen Zu­schnitts aus­ge­gan­gen wer­den kann.

Hier­nach würden das Tz­B­fG kei­ne An­wen­dung fin­den und die Be­fris­tung des Ver­tra­ges so­mit nicht an­greif­bar sein – dass die­se dann je­den­falls aus all­ge­mei­nen Gründen (§ 242 BGB, et­wa un­zulässi­ge Rechts­ausübung u. ä.) in Fra­ge ge­stellt wer­den könn­te, würde be­reits man­gels nähe­ren Vor­brin­gens des Klägers hier­zu evi­dent aus­schei­den.

b) Selbst wenn je­doch von ei­nem Ar­beit­neh­mer­sta­tus des Klägers im Rah­men der Erfüllung je­den­falls des maßgeb­li­chen letz­ten „Schau­spie­ler­ver­tra­ges“ vom 13./16.10.2014 aus­ge­gan­gen würde, wäre des­sen Be­fris­tung durch ei­nen sach­li­chen Grund im Sin­ne des dann An­wen­dung fin­den­den § 14 Abs. 1 Satz 2 Tz­B­fG ge­recht­fer­tigt.

aa) Dies würde sich, zunächst, aus der „Ei­gen­art der Ar­beits­leis­tung“ des Klägers im Sin­ne des § 14 Abs. 1 S. 2 Nr. 4 Tz­B­fG er­ge­ben, wie das Ar­beits­ge­richt be­reits aus­geführt hat.

(1) Nach ständi­ger Recht­spre­chung des BAG zählen zu den von die­ser Vor­schrift er­fass­ten Ar­beits­verträgen, bei de­nen we­gen der Art der Tätig­keit oh­ne Hin­zu­tre­ten ei­nes wei­te­ren Sach­grun­des ei­ne grundsätz­lich wirk­sa­me Be­fris­tung ver­ein­bart wer­den kann, die Ar­beits­verhält­nis­se der pro­gramm­ge­stal­ten­den Mit­ar­bei­ter der Rund­funk­an­stal­ten. Bei die­sen sind die durch die Rund­funk­frei­heit (Art. 5 Abs. 1 S. 2 GG) gewähr­leis­te­ten Freiräume bei der Wahl des Ar­beits­ver­trags­in­halts zu berück­sich­ti­gen. Der durch das Tz­B­fG ge­setz­lich aus­ge­stal­te­te ar­beits­recht­li­che Be­stands­schutz be­grenzt als all­ge­mei-

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nes Ge­setz nach Art. 5 Abs. 2 GG nicht nur die Rund­funk­frei­heit, son­dern wird auch sei­ner­seits durch die Frei­heit des Rund­funks be­grenzt. Da der Schutz des Art. 5 Abs. 1 S. 2 GG das Recht der Rund­funk­an­stal­ten um­fasst, dem Ge­bot der Viel­falt der zu ver­mit­teln­den Pro­gramm­hin­hal­te bei der Aus­wahl, Ein­stel­lung und Beschäfti­gung der­je­ni­gen Rund­funk­mit­ar­bei­ter Rech­nung zu tra­gen, die bei der Ge­stal­tung der Pro­gram­me mit­wir­ken, schließt dies auch die Ent­schei­dung darüber ein, ob Mit­ar­bei­ter fest oder nur für ei­ne vorüber­ge­hen­de Dau­er beschäftigt wer­den können. Des­halb kann die Be­fris­tung der Ar­beits­verträge mit pro­gramm­ge­stal­tend täti­gen Ar­beit­neh­mern auf­grund der Rund­funk­frei­heit ge­recht­fer­tigt wer­den, wo­bei al­ler­dings im Ein­zel­fall wei­ter die Be­lan­ge der Rund­funk­an­stal­ten mit den in­di­vi­du­el­len Be­lan­gen des be­trof­fe­nen Ar­beit­neh­mers an sei­nem Be­stand­schutz ab­zuwägen sind (vgl. nur BAG, U. v. 04.12.2013, 7 AZR 457/12, NZA 2014, S. 1018 f – Rz. 15, m. w. N. -; BAG, U. v. 26.07.2006, 7 AZR 495/05, NZA 2007, S. 147 f – Rz. 10 f, m. w. N. –).

(2) Zwar war der Kläger hier nicht un­mit­tel­bar für das Zwei­te Deut­sche Fern­se­hen (ZDF) als Rund­funk­an­stalt in die­sem Sin­ne, son­dern für die Be­klag­te als vom ZDF be­auf­trag­te Pro­duk­ti­ons­ge­sell­schaft tätig, die die ein­zel­nen Fol­gen die­ser Kri­mi­fern­seh­se­rie für das ZDF pro­du­ziert/her­stellt. Das Grund­recht der Rund­funk­frei­heit – Pro­gramm­frei­heit – gemäß Art. 5 Abs. 1 S. 2 GG steht je­doch oh­ne Rück­sicht auf die Rechts­form oder auf kom­mer­zi­el­le Betäti­gung nicht nur den Rund­funk-/Fern­seh­an­stal­ten un­mit­tel­bar, son­dern auch den Her­stel­lern von Pro­gram­men/Pro­gramm­tei­len – wie da­mit der Be­klag­ten - zu (BAG, U. v. 26.07.2006, aaO – Rz. 14 –). Glei­ches gilt für das Grund­recht der Kunst­frei­heit gemäß Art. 5 Abs. 3 GG, das un­ein­ge­schränkt auch für die Be­klag­te als recht­lich selbstständi­ge Pro­du­zen­tin von, hier durch das ZDF aus­ge­strahl­ten, Fern­seh­sen­dun­gen gilt.

(3) Der Kläger ist „pro­gramm­ge­stal­ten­der Mit­ar­bei­ter“, auf wel­chen Per­so­nen­kreis die­ser Grund­rechts­schutz un­mit­tel­bar be­schränkt ist: Er ist Schau­spie­ler, in ei­ner der tra­gen­den Rol­len des langjährig eta­blier­ten Kom­mis­s­ar­teams die­ser Kri­mi­se­rie, er war vor der Ka­me­ra tätig und gab die­ser Se­rie – un­abhängig vom spe­zi­fi­schen quan­ti­ta­ti­ven Um­fang die­ser Rol­le in ein­zel­nen Se­ri­en­fol­gen – durch sei­ne dar­stel­le­ri­sche, schau­spie­le­ri­sche Leis­tung maßgeb­lich sei­ne (Mit-)Prägung. Er war un­be­strit­ten über vie­le Jah­re und zahl­rei­che Fol­gen die­ser Fern­seh­se­rie ei­nes de­ren tra­gen­der, de­ren spe­zi­fi­schen

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Cha­rak­ter iden­ti­fi­zie­ren­der „Ge­sich­ter“. Kei­nes­falls kann der Kläger, wie er gel­tend macht, auf­grund zu­neh­mend re­strik­ti­ver Vor­ga­ben von Dreh­buch und/oder Re­gie hin­sicht­lich der Aus­ge­stal­tung sei­ner Rol­le um­ge­kehrt le­dig­lich als be­triebs­tech­ni­scher oder Ver­wal­tungs­mit­ar­bei­ter, als et­wa nur im tech­ni­schen back of­fice die­ser Pro­duk­ti­on täti­ger Beschäftig­ter – im Sin­ne der übli­chen Ne­ga­tiv­ab­gren­zung da­mit „nur“ als nicht– pro­gramm­ge­stal­ten­der und aus die­sem Grund nicht un­ter den ver­fas­sungs­recht­li­chen Schutz aus Art. 5 Abs. 1 S. 2 GG fal­len­der Mit­ar­bei­ter –- an­ge­se­hen wer­den.

(4) Auf­grund der so­mit grundsätz­lich auch für die Be­klag­te gel­ten­den Grund­rech­te der Rund­funk­frei­heit (Art. 5 Abs. 1 S. 2 GG) und eben­so der Kunst­frei­heit (Art. 5 Abs. 3 GG) sind be­fris­te­te Verträge (Ar­beits­verträge!) mit, als sol­chen pro­gramm­ge­stal­ten­den, Schau­spie­lern auf­grund der Ei­gen­art de­ren Ar­beits­leis­tung, wie aus­geführt, grundsätz­lich wirk­sam – in der Film­bran­che wie hier muss der Film­pro­du­zent – die Be­klag­te un­mit­tel­bar wie mit­tel­bar das ZDF als Auf­trag­ge­be­rin die­ser Pro­duk­ti­on – die Frei­heit ha­ben, wie die Be­klag­te nach­voll­zieh­bar gel­tend macht, die künst­le­ri­sche Aus­ge­stal­tung der Pro­duk­ti­on au­to­nom zu hand­ha­ben - Dreh­buch: Hand­lung, Per­so­nen und de­ren Ent­wick-lung/Kon­ti­nuität, auch ei­ne et­wai­ge Neu­be­set­zung von Rol­len, Aus­wahl der Schau­spie­ler, Re­gie etc. Dies recht­fer­tigt auf­grund der „Ei­gen­art die­ser Tätig­keit“ da­mit eo ip­so den Ab­schluss be­fris­te­ter Ar­beits­verträge i. S. d. § 14 Abs. 1 S. 2 Nr. 4 Tz­B­fG.

(5) Bei der al­ler­dings auch hier er­for­der­li­chen Abwägung der ein­zel­fall­be­zo­ge­nen In­ter­es­sen der Par­tei­en (BAG, U. v. 04.12.2013, aaO – Rz. 32, m. w. N. -) ste­hen dem nach­voll­zieh­ba­ren Be­stand­schutz­in­ter­es­se des Klägers – des­sen be­ruf­li­cher und wirt­schaft­li­cher/fi­nan­zi­el­ler Schwer­punkt über un­strei­tig fast 18 Jah­re (so­mit im pro­duk­ti­ven „Le­bens­ab­schnitt“ zwi­schen, et­wa, dem 37. und dem 54. Le­bens­jahr) si­cher­lich bei die­ser Pro­duk­ti­on lag, wo­bei er in den ver­trags-/dreh­tag­frei­en Zeiträum­en zwi­schen den ein­zel­nen Pro­duk­tio­nen/Fol­gen die­ser Kri­mi­se­rie „E“ zwar grundsätz­lich oh­ne wei­te­res an­de­ren künst­le­ri­schen, schau­spie­le­ri­schen, Tätig­kei­ten nach­ge­hen konn­te, zeit­auf­wen­di­ge und/oder länger­fris­ti­ge En­ga­ge­ments et­wa in an­de­ren Se­ri­en­pro­duk­tio­nen oder an Thea­tern da­ge­gen, auch un­ter Berück­sich­ti­gung ihm zu­ge­stan­de­ner Sperr­ter­mi­ne, aus die­sen Gründen zwangsläufig al­len­falls un­ter Schwie­rig­kei­ten rea­li­sier­bar ge­we­sen wären – an­de­rer­seits die In­ter­es­sen der Be­klag­ten bzw. des ZDF als de­ren Auf­trag­ge­be­rin ge­genüber: Die­ser/Die­sem muss es im Rah­men der ver­fas­sungs­recht­lich geschütz­ten

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künst­le­ri­schen – dra­ma­tur­gi­schen - Ge­stal­tungs­frei­heit möglich sein, Fil­me und zu­mal ei­ne der­art (jahr­zehn­te-)lang lau­fen­de Se­ri­en­pro­duk­ti­on wie die Kri­mi­se­rie „E“ in­halt­lich zu verändern, neue Rol­len zu im­ple­men­tie­ren und al­te Rol­len/Fi­gu­ren zu strei­chen, Rol­len neu zu in­ter­pre­tie­ren und per­so­nell an­ders zu be­set­zen, die Dar­stel­ler­crew zu „verjüngen“. Hier­bei in maßgeb­li­cher, ggf. so­gar ent­schei­den­der Wei­se auf Be­stands­schutz­in­ter­es­sen von, hier, Schau­spie­lern Rück­sicht neh­men zu müssen, würde so­fort und un­mit­tel­bar in die ver­fas­sungs­recht­lich geschütz­te Rund­funk- und künst­le­ri­sche Ge­stal­tungs­frei­heit ein­grei­fen, de­ren Spielräume in ent­schei­den­der Wei­se re­strin­gie­ren - dann würden nicht nur et­wa die tra­gen­den Se­ri­en­fi­gu­ren („E“) – hier im wört­li­chen Sinn ... - zwangsläufig „al­tern“ müssen, son­dern auch ein et­wa aus künst­le­ri­schen Über­le­gun­gen an­ge­streb­tes „Her­aus­schrei­ben“ und/oder ei­ne Neu­einführung von Rol­len und Schau­spie­lern ver­hin­dern oder er­schwe­ren, was im Er­geb­nis das un­mit­tel­bar ver­fas­sungs­recht­lich geschütz­te künst­le­ri­sche (Ge­samt-)Kon­zept ei­ner Se­ri­en­film­pro­duk­ti­on durch nicht künst­le­ri­sche Zwänge re­strin­gie­ren würde ... Auch wuss­te der Kläger hier von vorn­her­ein, dass die Ent­wick­lung sei­ner langjährig verkörper­ten Rol­le des Kom­mis­sars „F“ in die­sem Kom­mis­s­ar­team nicht zwangsläufig von Dau­er sein muss­te, er als Schau­spie­ler in ei­ner Kom­mis­s­ar­rol­le ei­ner Kri­mi­se­ri­en­pro­duk­ti­on nicht zwin­gend auch die Le­bens­zeit­be­am­ten­stel­le er­hal­ten/be­hal­ten würde, die ein Kom­mis­sar im rea­len Le­ben, wenn­gleich selbst hier nicht zwangsläufig auf Dau­er, persönlich in­ne­hat ...

bb) Des wei­te­ren könn­te sich –ei­nen Sta­tus des Klägers als Ar­beit­neh­mers im Rechts­sin­ne und da­mit al­ler­erst die An­wend­bar­keit des Tz­B­fGes wie­der­um un­ter­stellt – ein Be­fris­tungs­grund grundsätz­lich auch aus dem Vor­lie­gen ei­nes nur vorüber­ge­hend be­ste­hen­den be­trieb­li­chen Be­darfs im Sin­ne des § 14 Abs. 1 S. 2 Nr. 1 Tz­B­fG er­ge­ben, wie die Be­klag­te nach­voll­zieh­bar wei­ter gel­tend macht:

Die Be­klag­te führt für die Be­ru­fungs­kam­mer über­zeu­gend aus, dass sie die ein­zel­nen Fol­gen der Kri­mi­se­rie „E“ auf­grund je­weils ein­zel­ner Auf­träge des ZDF (so­mit im wei­te­ren Sin­ne „dritt­mit­tel­fi­nan­ziert“) pro­du­zie­re und die ent­spre­chen­den Mit­tel nur auf­trags­be­zo­gen er­hal­te. Auch wenn die Be­klag­te auf­grund die­ser of­fen­sicht­lich jahr­zehn­te­lan­gen Auf­trags­si­tua­ti­on und des da­mit, wie oh­ne wei­te­res zu un­ter­stel­len ist, zwei­fel­los ver­bun­de­nen Kom­pe­tenz­vor­sprungs in­for­mell er­war­ten konn­te/kann, auch künf­tig die

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Fol­gen die­ser Kri­mi­fern­seh­se­rie pro­du­zie­ren zu können, ist dies je­doch of­fen­sicht­lich nicht recht­lich ga­ran­tiert.

Des­halb könn­te auch dies ei­nen wirk­sa­men Be­fris­tungs­grund im Sin­ne des § 14 Abs. S. 2. Nr. 1 Tz­B­fG, bei des­sen An­wend­bar­keit, er­ge­ben und die Wirk­sam­keit der ein­zel­nen se­ri­en­fol­gen­be­zo­ge­nen, be­fris­te­ten, En­ga­ge­ments – auch des hier maßgeb­li­chen letz­ten qua „Schau­spie­ler­ver­trag“ vom 13./16.10.2014 – grundsätz­lich recht­fer­ti­gen.

cc) Der wie­der­hol­te Ein­wand des Klägers, es lie­ge (je­den­falls, auch) ei­ne, als sol­che un­zulässi­ge, „Ket­ten­be­fris­tung“ vor, kann kei­ne ei­genständi­gen Be­den­ken hin­sicht­lich der Rechts­wirk­sam­keit des letz­ten be­fris­te­ten („Schau­spie­ler“-)Ver­tra­ges der Par­tei­en vom 13./16.10.2014 be­gründen.

Zwar steht dem nicht be­reits ent­ge­gen, wie die Be­klag­te hier­zu an­neh­men will, dass die be­fris­te­ten Verträge mit dem Kläger für die Pro­duk­ti­on ein­zel­ner Fol­gen die­ser Fern­seh­kri­mi­se­rie nicht je­weils in un­mit­tel­ba­rem An­schluss zum vo­ri­gen sol­chen Ver­trag, son­dern frak­tio­niert in zeit­li­chen Abständen/nach Un­ter­bre­chun­gen von teil­wei­se meh­re­ren Mo­na­ten ge­schlos­sen wur­den – auch ei­ne sol­che, durch die Art der auf­trags­be­zo­ge­nen Pro­duk­ti­on der of­fen­sicht­lich un­re­gelmäßig pro­du­zier­ten/aus­ge­strahl­ten Fol­gen die­ser Kri­mi­fern­seh­se­rie ver­an­lass­te, „Se­ri­en­be­fris­tung“ spricht nicht be­reits des­halb oh­ne wei­te­res ge­gen das Vor­lie­gen ei­nes Fal­les ei­ner so­ge­nann­ten „Ket­ten­be­fris­tung“ als sol­chen. Zahl­rei­che zwi­schen den­sel­ben Par­tei­en ab­ge­schlos­se­nen be­fris­te­ten (Ar­beits-!)Verträge können zwar die – falls über­haupt er­for­der­li­chen (s.o.) - An­for­de­run­gen an die Wirk­sam­keit der ak­tu­el­len Be­fris­tung im Ein­zel­fall erhöhen (vgl. nur BAG, U. v. 13.02.2013, 7 AZR 225/11, und BAG, U. v. 18.07.2012, 7 AZR 443/09, AP Nrn. 106 und 99 zu § 14 Tz­B­fG), ste­hen je­doch nicht be­reits für sich we­gen ei­nes hier­durch ir­gend­wann in­di­zier­ten Um­schlags der bloßen Quan­tität zahl­rei­cher be­fris­te­ter (Ar­beits-)Verträge in die Qua­lität des Nicht­vor­lie­gens ei­nes Be­fris­tungs­grun­des de­ren Wirk­sam­keit ent­ge­gen.

Außer­dem wären bei der Würdi­gung ei­ner et­wa vor­lie­gen­den „Ket­ten­be­fris­tung“ wie­der­um die hier im Kon­text zulässi­ger Be­fris­tungs­gründe nach § 14 Abs. 1 S. 2 Tz­B­fG zu berück­sich­ti­gen­de Rund­funk- und Kunst­frei­heit nach Art. 5 Abs. 1 S. 2 und Abs. 3 GG so­wie die mit der vor­lie­gen­den auf­trags­be­zo­ge­nen Pro­duk­ti­on der ein­zel­nen Fol­gen die-

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ser Kri­mi­se­rie zwangsläufig ver­bun­de­ne „End­los­schlei­fe“ des Pro­duk­ti­ons­zy­klus zu berück­sich­ti­gen.

c) Da­mit muss die Be­ru­fung des Klägers ge­gen die Ent­schei­dung des Ar­beits­ge­richts zu den Fest­stel­lungs­anträgen er­folg­los blei­ben – wes­halb die von der Be­klag­ten vor­sorg­lich aus­ge­spro­che­ne außer­or­dent­li­che frist­lo­se, hilfs­wei­se or­dent­li­che Kündi­gung mit Schrei­ben vom 21.11.2014 ge­gen­stands­los und ent­schei­dungs­un­er­heb­lich ist.

3. Auch hin­sicht­lich der kla­ge­ab­wei­sen­den Ent­schei­dung des Ar­beits­ge­rich­tes zu sei­nen Vergütungs­ansprüchen we­gen Ho­no­rarkürzung ist die Be­ru­fung des Klägers un­be­gründet.

a) Die Agen­tin des Klägers hat­te mit E-Mail vom 17.01.2013 (Anl. B 4, Bl. 132 d. A.), gemäß sei­nem dort in Be­zug ge­nom­me­nen Ein­verständ­nis, al­so der Voll­macht, des Klägers, aus­drück­lich des­sen Zu­stim­mung zur von der Be­klag­ten gewünsch­ten Sen­kung der Pau­schal­vergütung für sei­ne Tätig­keit von bis da­hin 21.500,- € je Fol­ge auf noch 18.000,- € je Se­ri­en­fol­ge erklärt – des­halb war ei­ne ent­spre­chen­de Ei­ni­gung hierüber zu­stan­de ge­kom­men.

b) We­der ist die­ses Ver­hal­ten der Be­klag­ten hin­sicht­lich der Ho­no­rar­se­n­kung be­reits, wie der Kläger erst­in­stanz­lich in den Raum ge­stellt hat, „sit­ten­wid­rig“ – hier­zu fehlt es an jeg­li­chem an nur an­satz­wei­se schlüssi­gen, ge­schwei­ge denn sub­stan­ti­ier­ten Vor­brin­gen des Klägers zum Vor­lie­gen der tatsächli­chen Vor­aus­set­zun­gen ei­nes Fal­les des § 138 Abs. 1 oder Abs. 2 BGB – noch wäre die­se ver­trag­li­che Vergütungs­ver­ein­ba­rung in­fol­ge der An­fech­tung des Klägers gemäß Pro­zess­schrift­satz vom 14.04.2015 (dort Sei­te 4 f, Bl. 197 f/200 f d. A.) als nich­tig (§§ 123 Abs. 1, 142 Abs. 1 BGB) an­zu­se­hen:

Das, strei­ti­ge, Vor­brin­gen des Klägers hier­zu – die Geschäftsführe­rin der Be­klag­ten ha­be ge­genüber der In­ha­be­rin der den Kläger ver­tre­ten­den Agen­tur An­fang 2013 te­le­fo­nisch mit­ge­teilt, dass das ZDF „über­ra­schen­der­wei­se die Ga­gen für ei­ni­ge Schau­spie­ler, dar­un­ter auch die des Klägers, re­du­ziert“ hätte, was die­se dort nach Ver­weis auf de­ren ei­ge­ne Mit­tei­lung im Schrei­ben vom 20.11.2012 (die im vo­ri­gen Ver­trag ent­hal­te­ne Op­ti­on wer­de für wei­te­re acht Fol­gen „zu glei­chen Be­din­gun­gen, im Jahr 2013“ aus­geübt: Anl. K 8, Bl. 75 d. A.) zur wüten­den Re­ak­ti­on pro­vo­ziert ha­be, dass, wenn der Kläger

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auf der bis­he­ri­gen Ga­ge be­ste­hen würde, sie dies aus ei­ge­ner Ta­sche be­zah­len müss­te, was für den Kläger Fol­gen ha­ben würde – recht­fer­tigt selbst bei des­sen Wahr­un­ter­stel­lung nicht die An­nah­me des Vor­lie­gens der tatsächli­chen Vor­aus­set­zun­gen für ei­ne wirk­sa­me An­fech­tung we­gen rechts­wid­ri­ger Dro­hung nach § 123 Abs. 1 BGB.

Auch zur Über­zeu­gung der Be­ru­fungs­kam­mer (§ 286 Abs. 1 BGB) könn­te ei­ne sol­che Aus­sa­ge der Geschäftsführe­rin der Be­klag­ten – hy­po­the­tisch un­ter­stellt, die­se, strei­ti­ge, Be­mer­kung wäre über­haupt in der vom Kläger be­haup­te­ten Dik­ti­on ge­fal­len – be­reits das Vor­lie­gen ei­ner „Dro­hung“ im Rechts­sin­ne nicht aus­rei­chend schlüssig be­gründen können: Ei­ne Dro­hung in die­sem Sinn setzt die Ankündi­gung ei­nes künf­ti­gen Übels vor­aus, des­sen Zufügung in ir­gend­ei­ner Wei­se als von der Macht des Ankündi­gen­den abhängig hin­ge­stellt wird. Der Be­droh­te muss ei­ner Zwangs­la­ge aus­ge­setzt sein, die ihm sub­jek­tiv das Gefühl gibt, sich nur noch zwi­schen zwei Übeln ent­schei­den zu können (vgl. et­wa BAG, U. v. 13.12.2007, 6 AZR 200/07, AP Nr. 67 zu § 123 BGB – Rz. 16, m. w. N. -). Dass ei­ne sol­che all­ge­mei­ne Äußerung der Geschäftsführe­rin der Be­klag­ten ge­genüber der Agen­tin des Klägers als sei­ner Ver­tre­te­rin, als wahr un­ter­stellt, aus sei­ner, maßgeb­li­chen, sub­jek­ti­ven Sicht so ver­stan­den hätte wer­den können und so­gar müssen, er würde dann kein wei­te­res En­ga­ge­ment in der Kri­mi­fern­seh­se­rie „E“ mehr er­hal­ten, wie der Kläger hier­bei an­neh­men will - was da­mit als tat­be­stand­li­che „Dro­hung“ nach den Grundsätzen der ein­schlägi­gen Recht­spre­chung hier­zu zu wer­ten sei -, ist nicht in aus­rei­chen­der Wei­se nach­voll­zieh­bar. Hierüber konn­te, auch aus Sicht des Klägers, nicht die Be­klag­te als bloße Auf­trags­pro­du­zen­tin – je­den­falls nicht al­lein – ent­schei­den, son­dern, zu­min­dest primär, das ZDF als Auf­trag­ge­be­rin, das die Kon­zep­ti­on die­ser Se­rie und of­fen­sicht­lich auch de­ren Drehbücher so­wie die Rol­len-/Schau­spie­ler­be­set­zung usw. ver­ant­wor­tet. Auch ei­ne Zwangs­la­ge des Klägers in die­sem Sinn wäre nicht er­kenn­bar.

Kei­nes­falls je­doch wäre ei­ne, un­ter­stell­te, sol­che sehr all­ge­mei­ne Äußerung der Geschäftsführe­rin der Be­klag­ten „rechts­wid­rig“ im Sin­ne die­ses An­fech­tungs­tat­be­stan­des des § 123 Abs. 1 BGB ge­we­sen – we­der als Mit­tel noch als Zweck noch im Sin­ne ei­ner ent­spre­chen­den Mit­tel-Zweck-Re­la­ti­on (vgl. die ständ. Recht­spre­chung des BAG zur An­fech­tung ins­be­son­de­re von Auf­he­bungs­verträgen aus ei­nem sol­chen Grund). Ein im wei­te­ren Sin­ne „ver­werf­li­ches“, „er­pres­se­ri­sches“, Ver­hal­ten der Geschäftsführe­rin der Be­klag­ten im Sin­ne ei­ner hier­durch in­di­zier­ten/be­gründe­ten „Rechts­wid­rig­keit“ ei­ner et-

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wai­gen „Dro­hung“ könn­te ei­ner sol­chen all­ge­mei­nen Äußerung der Geschäftsführe­rin der Be­klag­ten, auf die hier der Kläger im Rah­men sei­ner An­fech­tung ab­he­ben will, nicht ent­nom­men wer­den.

c) Des­halb ist die Be­ru­fung des Klägers auch hin­sicht­lich sei­ner Leis­tungs­kla­ge auf Vergütungs­nach­zah­lung un­be­gründet.

III.
Der Kläger hat da­mit die Kos­ten sei­ner er­folg­lo­sen Be­ru­fung zu tra­gen (§ 97 Abs. 1 ZPO).

IV.
Die Be­ru­fungs­kam­mer hat die Re­vi­si­on we­gen grundsätz­li­cher Be­deu­tung der Rechts­sa­che zu­ge­las­sen.

Rechts­mit­tel­be­leh­rung:

Ge­gen die­ses Ur­teil kann der Kläger Re­vi­si­on ein­le­gen.

Für die Be­klag­te ist ge­gen die­ses Ur­teil kein Rechts­mit­tel ge­ge­ben.

Die Re­vi­si­on muss in­ner­halb ei­ner Frist von ei­nem Mo­nat ein­ge­legt und in­ner­halb ei­ner Frist von zwei Mo­na­ten be­gründet wer­den.

Bei­de Fris­ten be­gin­nen mit der Zu­stel­lung des in vollständi­ger Form ab­ge­fass­ten Ur­teils, spätes­tens aber mit Ab­lauf von fünf Mo­na­ten nach der Verkündung des Ur­teils.

Die Re­vi­si­on muss beim

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ein­ge­legt und be­gründet wer­den.

Die Re­vi­si­ons­schrift und die Re­vi­si­ons­be­gründung müssen von ei­nem Rechts­an­walt un­ter­zeich­net sein.

Es genügt auch die Un­ter­zeich­nung durch ei­nen Be­vollmäch­tig­ten der Ge­werk­schaf­ten und von Ver­ei­ni­gun­gen von Ar­beit­ge­bern so­wie von Zu­sam­men­schlüssen sol­cher Verbände

- für ih­re Mit­glie­der

- oder für an­de­re Verbände oder Zu­sam­men­schlüsse mit ver­gleich­ba­rer Aus­rich­tung und de­ren Mit­glie­der

oder

von ju­ris­ti­schen Per­so­nen, de­ren An­tei­le sämt­lich in wirt­schaft­li­chem Ei­gen­tum ei­ner der im vor­ge­nann­ten Ab­satz be­zeich­ne­ten Or­ga­ni­sa­tio­nen ste­hen,

- wenn die ju­ris­ti­sche Per­son aus­sch­ließlich die Rechts­be­ra­tung und Pro­zess­ver­tre­tung die­ser Or­ga­ni­sa­ti­on und ih­rer Mit­glie­der oder an­de­re Verbände oder Zu­sam­men­schlüsse mit ver­gleich­ba­rer Aus­rich­tung und de­ren Mit­glie­der ent­spre­chend de­ren Sat­zung durchführt

- und wenn die Or­ga­ni­sa­ti­on für die Tätig­keit der Be­vollmäch­tig­ten haf­tet.

In je­dem Fall muss der Be­vollmäch­tig­te die Befähi­gung zum Rich­ter­amt ha­ben.

Zur Möglich­keit der Re­vi­si­ons­ein­le­gung mit­tels elek­tro­ni­schen Do­ku­ments wird auf die Ver­ord­nung über den elek­tro­ni­schen Rechts­ver­kehr beim Bun­des­ar­beits­ge­richt vom 09.03.2006 (BGBl. I, 519 ff.) hin­ge­wie­sen. Ein­zel­hei­ten hier­zu un­ter http://www.bun­des­ar­beits­ge­richt.de

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