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LAG Mün­chen, Ur­teil vom 15.01.2013, 7 Sa 573/12

   
Schlagworte: Witwenrente, Betriebliche Altersversorgung, Betriebsrente, Hinterbliebenenversorgung, Diskriminierung: Alter, Spätehenklausel
   
Gericht: Landesarbeitsgericht München
Aktenzeichen: 7 Sa 573/12
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 15.01.2013
   
Leitsätze:
Vorinstanzen: Arbeitsgericht München, Endurteil vom 4.6.2012, 3 Ca 9945/11
   

7 Sa 573/12
3 Ca 9945/11
(ArbG München)

Verkündet am: 15.01.2013

Göppl
Ur­kunds­be­am­tin
der Geschäfts­stel­le

Lan­des­ar­beits­ge­richt München

Im Na­men des Vol­kes

UR­TEIL

In dem Rechts­streit

A.
A-Straße, A-Stadt

- Kläge­rin und Be­ru­fungskläge­rin -

Pro­zess­be­vollmäch­tig­te:

Rechts­anwälte B.

B-Straße, B-Stadt

ge­gen

Fir­ma C.
C-Straße, C-Stadt

- Be­klag­te und Be­ru­fungs­be­klag­te -

Pro­zess­be­vollmäch­tig­te:

D.
D-Straße, D-Stadt

 

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hat die 7. Kam­mer des Lan­des­ar­beits­ge­richts München auf Grund der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 15. Ja­nu­ar 2013 durch den Vor­sit­zen­den Rich­ter am Lan­des­ar­beits­ge­richt Kar­rasch und die eh­ren­amt­li­chen Rich­ter Dr. Häus­ler und Ebel

für Recht er­kannt:

1. Die Be­ru­fung der Kläge­rin ge­gen das En­dur­teil des Ar­beits­ge­richts München vom 04.06.2012 – Az.: 3 Ca 9945/11 wird auf ih­re Kos­ten zurück­ge­wie­sen.

2. Die Re­vi­si­on wird zu­ge­las­sen.

 

Tat­be­stand:

Die Par­tei­en strei­ten, ob die Kläge­rin von der Be­klag­ten ei­ne Hin­ter­blie­be­nen­ver­sor­gung be­an­spru­chen kann.
Die Kläge­rin ist die Wit­we des am 29.4.1947 ge­bo­re­nen und am 14.12.2010 ver­stor­be­nen Herrn Hans-Ge­org A.. Die Ehe wur­de nach ei­nem Zu­sam­men­le­ben seit 1992 und ei­ner Ver­lo­bung zu Os­tern 1993 am 8.8.2008 ge­schlos­sen.
Der Ehe­mann der Kläge­rin war bei der Be­klag­ten bzw. de­ren Rechts­vorgänge­rin, der E. , auf Grund­la­ge ei­nes schrift­li­chen Ar­beits­ver­tra­ges vom 22.8.1989 (Bl. 13 bis 18 d.A.) seit dem 1.12.1989 beschäftigt, zu­letzt in ei­nem Al­ters­teil­zeit­mo­dell. Im An­stel­lungs­ver­trag vom 22.8.1989 stand un­ter Zif­fer 4 mit der Über­schrift „Ne­ben­leis­tun­gen“ u. a. (Bl. 15 d.A.):

„a. Bei der E. exis­tiert ein Pen­si­ons­plan, der zur Zeit übe­r­ar­bei­tet wird. Wir si­chern Ih­nen zu, dass Sie durch den neu­en Plan nicht schlech­ter ge­stellt wer­den als die Mit­ar­bei­ter un­se­rer Mut­ter­ge­sell­schaft, der F. ...“

Ein neu­er Pen­si­ons­plan kam un­strei­tig nicht zu Stan­de. In der Ver­sor­gungs­ord­nung mit Da­tum 01.07.1982 (Bl. 30 bis 54 d.A.) der Rechts­vorgänge­rin der Be­klag­ten, der E. , die zum 1.1. 1999 nach ei­nem Be­triebsüber­gang in C. (= die Be­klag­te) um­fir­mier­te, stand un­ter Zif­fer VII mit der Über­schrift „An­spruchs­vor­aus­set­zung für Wit­wen­ren­te“ (Bl. 34 d.A.):

 

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„1. Den An­spruch auf Wit­wen­ren­te er­wirbt die hin­ter­las­se­ne Ehe­frau ei­nes Mit­ar­bei­ters (Anwärters) mit des­sen To­de.

Zusätz­li­che An­spruchs­vor­aus­set­zun­gen sind, daß der Mit­ar­bei­ter (Anwärter) die Ehe vor der Voll­endung sei­nes 60. Le­bens­jah­res ge­schlos­sen hat und daß, be­reits am 1. Mai vor sei­nem To­de so­wohl die War­te­zeit (III) ab­ge­lau­fen ist, als auch die Ehe min­des­tens ein Jahr be­stan­den hat.

1. Den An­spruch auf Wit­wen­ren­te er­wirbt auch die hin­ter­las­se­ne Ehe­frau ei­nes frühe­ren Ar­beit­neh­mers, der bis zu sei­nem To­de selbst An­spruch auf Fir­men­ren­te (V1, V2, VI) ge­habt hat.

Zusätz­li­che An­spruchs­vor­aus­set­zun­gen sind, dass der Ren­ten­empfänger die Ehe vor der Voll­endung sei­nes 60. Le­bens­jah­res und vor dem Er­werb des An­spruchs auf Fir­men­ren­te ge­schlos­sen hat und daß be­reits am 1. Mai vor sei­nem To­de die Ehe min­des­tens ein Jahr be­stan­den hat.

2. Bei Frei­tod ist die Fir­ma nicht ver­pflich­tet, ei­ne Wit­wen­ren­te zu zah­len.“

Mit Da­tum 4. Ja­nu­ar 2011 er­hielt die Kläge­rin von der F. ein Schrei­ben mit der Über­schrift „Hin­ter­blie­be­nen­zah­lung“ (Bl. 26 d.A.) mit dem fol­gen­den An­fangs­satz:

„Sehr ge­ehr­te Frau A.,
wie Sie be­reits wis­sen, be­kom­men Sie von uns ab dem 15.12.2010 ei­ne Hin­ter­blie­be­nen­zah­lung bis zum Be­ginn der Fir­men-Wit­wen­ren­te ab 1.3.2011 ...

Da­mit wir die­se Hin­ter­blie­be­nen-Ab­rech­nung durchführen können, benöti­gen wir noch fol­gen­de In­for­ma­tio­nen bzw. Un­ter­la­gen von Ih­nen: ....“.

 

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Mit Da­tum 6. Mai 2011 über­sand­te die Be­klag­te an die Kläge­rin ein Schrei­ben mit der Über­schrift „Ster­be­fall: Herr Hans-Ge­org A./Fir­men­pen­si­on“ (Bl. 27 d.A.) mit fol­gen­dem In­halt:

„Sehr ge­ehr­te Frau A.,
auf­grund Ih­res An­ru­fes mit dem Hin­weis auf den Punkt 4a im An­stel­lungs­ver­trag vom 22.8.1989 des Herrn Hans-Ge­org A. ha­ben wir den Sach­ver­halt we­gen ei­ner mögli­chen Ände­rung in den Pen­si­ons-Richt­li­ni­en der C. noch mal über­prüft. Die im An­stel­lungs­ver­trag an­ge­spro­che­ne Übe­r­ar­bei­tung des Pen­si­ons­plans der C. war zwar zum da­ma­li­gen Zeit­punkt ge­plant, ist dann aber nie rea­li­siert wor­den. Es wur­de nur für neu ein­ge­tre­te­ne Mit­ar­bei­ter ab dem 1.1.2002 ei­ne neue Pen­si­ons­ord­nung ins Le­ben ge­ru­fen, die­se gilt aber nur für neue Mit­ar­bei­ter, nicht für den Mit­ar­bei­ter­be­stand bis zum 31.12.2001.
Dem­zu­fol­ge galt die Ver­sor­gungs­ord­nung vom 1.7.1982 wei­ter­hin für Herrn Hans-Ge­org A. und da­mit wa­ren die Vor­aus­set­zun­gen für ei­ne Fir­men-Wit­wen­pen­si­on der C. lei­der nicht erfüllt.
Es tut mir sehr leid, dass ich Ih­nen kei­ne po­si­ti­ve Ant­wort ge­ben kann. ...“

Die Kläge­rin hat hier­auf ei­ne Kla­ge zum Ar­beits­ge­richt er­ho­ben und die Zah­lung ei­ner Hin­ter­blie­be­nen­ver­sor­gung be­gehrt. Sie hat aus­geführt, die Re­ge­lun­gen in Zif­fer VII 1. der Ver­sor­gungs­ord­nung der C., wo­nach die Ehe vor der Voll­endung des 60. Le­bens­jah­res ge­schlos­sen wer­den müsse, würden ei­ne Al­ters­dis­kri­mi­nie­rung dar­stel­len. Wei­ter hat sie die ge­meint, die­se Klau­sel sei im Hin­blick auf das Be­nach­tei­li­gungs­ver­bot des Art. 3 GG und auch we­gen Art. 6 GG, der die Ehe be­son­ders schütze, un­wirk­sam. Sie hat sich auch auf den Schutz­be­reich des All­ge­mei­nen Gleich­be­hand­lungs­ge­set­zes, der ei­ne Al­ters­dis­kri­mi­nie­rung ver­bie­te, be­ru­fen.
Wei­ter hat sie die Auf­fas­sung ver­tre­ten, dass sich aus dem Schrei­ben der F. vom 5. Ja-nu­ar 2011 (Bl. 26 d. A.) eben­falls ei­nen An­spruch auf die gel­tend ge­mach­te Hin­ter­blie­be­nen­ver­sor­gung er­ge­ben ha­be, da die­ses Schrei­ben der Be­klag­ten bzw. der Kon­zern­mut­ter für die Kon­zern­toch­ter die Er­tei­lung ei­ner ver­bind­li­chen Zu­sa­ge dar­ge­stellt ha­be. Sch­ließlich hat die Kläge­rin ge­meint, dass sich aus Zif­fer 4a des Ar­beits­ver­tra­ges vom 22.8.1989 ih­res ver­stor­be­nen Ehe­man­nes ein An­spruch auf ei­ne Hin­ter­blie­be­nen­ver­sor­gung nach der Pen­si­ons­ord­nung der Lin­de AG (Bl. 55 bis 67 d. A.), er­ge­ben ha­be. Sie hat

 

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sich dar­auf be­ru­fen, dass der Ar­beits­ver­trag vom 22.8.1989 die Zu­si­che­rung ent­hal­ten ha­be, dass der Ehe­mann der Kläge­rin im Zu­sam­men­hang mit ei­nem Pen­si­ons­plan nicht schlech­ter be­han­delt wer­den sol­le als Mit­ar­bei­ter der Mut­ter­ge­sell­schaft, der F., und dass de­ren Pen­si­ons­plan nicht ei­ne Ehe­sch­ließung vor dem 60. Le­bens­jahr als An­spruchs­vor­aus­set­zung für ei­ne Hin­ter­blie­be­nen­ver­sor­gung vor­ge­se­hen ha­be.

Die Kläge­rin hat erst­in­stanz­lich be­an­tragt:

1. Die Be­klag­te wird ver­ur­teilt, an die Kläge­rin für die Mo­na­te März 2011 bis April 2012 ei­ne Wit­wen­ren­te (Wit­wen­pen­si­on) von mo­nat­lich € 723,49 nebst Zin­sen in Höhe von 5 Pro­zent­punk­ten über dem Ba­sis­zins­satz aus je­weils € 723,49 seit dem je­wei­li­gen 1. des Fol­ge­mo­nats zu be­zah­len.

2. Die Be­klag­te wird ver­ur­teilt, an die Kläge­rin ab dem 1.5.2012 le­bens­lang zum En­de je­den Mo­nats ei­ne mo­nat­li­che Wit­wen­ren­te (Wit­wen­pen­si­on) in Höhe von mo­nat­lich € 723,49 zu be­zah­len.

Hilfs­wei­se: Es wird fest­ge­stellt, dass die Be­klag­te der Kläge­rin ei­ne Hin­ter­blie­be­nen­ver­sor­gung (be­trieb­lich Wit­wen­ren­te) nach der Ver­sor­gungs­ord­nung der E. vom No­vem­ber 1982 (un­ter Berück­sich­ti­gung des Nach­trags vom 15.9.1986 und un­ter Nicht­berück­sich­ti­gung des An­spruchs­aus­schlus­ses gemäß Zif­fer VII, 1) ka­len­der­mo­nat­lich der­zeit in Höhe von € 723,49 – be­gin­nend mit dem 1.3.2011 – zu zah­len hat.

Hilfs­wei­se: Es wird fest­ge­stellt, dass der Kläge­rin ei­ne Hin­ter­blie­be­nen­ver­sor­gung (be­trieb­li­che Wit­wen­ren­te) nach der F.-Pen­si­ons­ord­nung vom 1. Ok­to­ber 1989 ab 21. März 2011 ein Le­ben lang zu­steht.

Die Be­klag­te hat be­an­tragt,

die Kla­ge ab­zu­wei­sen.

 

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Die Be­klag­te hat aus­geführt, dass aus­sch­ließlich die Re­ge­lun­gen der Ver­sor­gungs­ord­nung der E. an­wend­bar ge­we­sen sei­en, aber kei­nes­falls die der Pen­si­ons­ord­nung der F., denn die Ver­ein­ba­rung in Zif­fer 4a im Ar­beits­ver­trag des ver­stor­be­nen Ehe­manns der Kläge­rin hätten ge­ra­de nicht vor­ge­se­hen, dass der Pen­si­ons­plan der Mut­ter­ge­sell­schaft der F. zur An­wen­dung kom­me. Es sei le­dig­lich zu­ge­si­chert wor­den, dass durch ei­nen neu­en Plan bei der E. der Ehe­mann der Kläge­rin nicht schlech­ter ge­stellt wer­den sol­le als Mit­ar­bei­ter der Mut­ter­ge­sell­schaft, der F.. Da aber un­strei­tig ein neu­er Pen­si­ons­plan bei der Be­klag­ten nicht zu Stan­de ge­kom­men sei und die Ver­sor­gungs­ord­nung nach wie vor in ih­rer al­ten Fas­sung Gel­tung ge­habt ha­be, könne auch kein an­de­rer Pen­si­ons­plan, wie der derF., zur An­wen­dung kom­men. Die Erklärung im Ar­beits­ver­trag, nach der Mit­ar­bei­ter durch die Übe­r­ar­bei­tung kei­nen Nach­teil er­lei­den dürfen, ha­be per se kei­nen An­spruch auf die An­wen­dung des exis­tie­ren­den Pen­si­ons­plans der Mut­ter­ge­sell­schaft be­gründet. Die Be­klag­te hat auch un­ter dem Ge­sichts­punkt des ar­beits­recht­li­chen Gleich­be­hand­lungs­grund­sat­zes kei­ne An­spruch­grund­la­ge er­ken­nen können, denn das Prin­zip der Gleich­be­hand­lung grei­fe nach der Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts nicht hin-sicht­lich ei­genständi­ger Un­ter­neh­men in­ner­halb ei­nes Kon­zerns.
In der Re­ge­lung, dass die Vor­aus­set­zung für die Hin­ter­blie­be­nen­ver­sor­gung ei­ne Ehe­sch­ließung vor Voll­endung des 60. Le­bens­jah­res ist, hat die Be­klag­te kei­nen Ver­s­toß ge­gen das Be­nach­tei­lungs­ver­bo­tes des Art. 3 Abs. 2 GG ge­se­hen. Sie hat auf die Recht­spre­chung des´Bun­des­ar­beits­ge­richts ver­wie­sen, wo­nach der Ar­beit­ge­ber bei ei­ner von ihm fi­nan­zier­ten be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung frei über de­ren Einführung ent­schei­den könne und, dass die Be­klag­te bzw. de­ren Rechts­vorgänge­rin in­so­weit auch frei in der Ent­schei­dung ge­we­sen sei, für wel­che in § 1 Abs. 1 Be­trAVG ge­nann­ten Ver­sor­gungsfälle sie Leis­tun­gen zu­sa­ge. Die Be­klag­te ha­be kei­ne Rechts­pflicht ge­habt, Leis­tun­gen der Hin­ter­blie­be­nen­ver­sor­gung zu ver­spre­chen. Sie ha­be viel­mehr auch ein be­rech­tig­tes In­ter­es­se dar­an ge­habt, die mit der Hin­ter­blie­be­nen­ver­sor­gung ver­bun­de­nen zusätz­li­chen Ri­si­ken zu be­gren­zen, um sie bes­ser kal­ku­lier­bar zu hal­ten. Ei­nen Ver­s­toß ge­gen Art. 6 GG we­gen der Späte­hen­klau­sel in der Hin­ter­blie­be­nen­ver­sor­gung hat die Be­klag­te eben­falls ver­neint und sie hat dar­auf ver­wie­sen, dass die ent­spre­chen­de Klau­sel nicht dem Ver­bot in Art. 6 GG, die Ehe zu schädi­gen oder sonst zu be­ein­träch­ti­gen, wi­der­spro­chen ha­be, denn den Ehe­part­nern sei durch die Ein­schränkung kein Nach­teil, den sie oh­ne Hei­rat nicht ge­habt hätte, ent­stan­den. Die Be­klag­te hat sich auch dar­auf be­ru­fen, dass die Fest­set­zung von Al­ters­gren­zen in den be­trieb­li­chen Sys­te­men der so­zia­len Si­cher­heit eu­ro­pa-

 

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recht­lich zulässig ge­we­sen sei, denn un­ge­ach­tet des Art. 2 der EWG Richt­li­nie 2000/78 sei in Art. 2 Abs. 2 die­ser Richt­li­nie vor­ge­se­hen, dass Un­gleich­be­hand­lun­gen we­gen des Al­ters kei­ne Dis­kri­mi­nie­rung dar­stell­ten, so­fern sie ob­jek­tiv und an­ge­mes­sen sei­en und im Rah­men des na­tio­na­len Rechts durch ein le­gi­ti­mes Ziel, wor­un­ter ins­be­son­de­re rechtmäßige Zie­le aus den Be­rei­chen Beschäfti­gungs­po­li­tik, Ar­beits­markt und be­ruf­li­che Bil­dung zu ver­ste­hen sei­en, ge­recht­fer­tigt sei­en und die Mit­tel zur Er­rei­chung die­ses Ziels an­ge­mes­sen und er­for­der­lich sei­en. Sie hat wei­ter aus­geführt, dass nach Art. 6 der EWG Richt­li­nie 2000/78 ei­ne Un­gleich­be­hand­lung für den Be­reich der Ver­sor­gung im Al­ter ge­recht­fer­tigt sei, denn in die­ser Spe­zi­al­re­ge­lung sei vor­ge­se­hen, dass bei den be­trieb­li­chen Sys­te­men der so­zia­len Si­cher­heit die Fest­set­zung von Al­ters­gren­zen als Vor­aus­set­zung für ei­ne Mit­glied­schaft oder den Be­zug von Al­ters­ren­te oder von Leis­tun­gen bei In­va­li­dität ein­sch­ließlich der Fest­set­zung un­ter­schied­li­cher Al­ters­gren­zen im Rah­men die­ser Sys­te­me für be­stimm­te Beschäftig­te oder Grup­pen bzw. Ka­te­go­ri­en von Beschäftig­ten und die Ver­wen­dung im Rah­men die­ser Sys­te­me von Al­ters­kri­te­ri­en für ver­si­che­rungs­ma­the­ma­ti­sche Be­rech­nun­gen kei­ne Dis­kri­mi­nie­rung we­gen des Al­ters dar­stell­ten, so­lan­ge dies nicht zur Dis­kri­mi­nie­rung we­gen des Ge­schlechts führe. Dies sei auch durch die Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­rich­tes bestätigt wor­den.

Das Ar­beits­ge­richt hat die Kla­ge ab­ge­wie­sen, da die Ehe­sch­ließung der Kläge­rin mit ih­rem Ehe­mann erst nach des­sen 60.Le­bens­jahr er­folgt ist und die Späte­hen­klau­sel in der Ver­sor­gungs­ord­nung we­der ge­gen höher­ran­gi­ges Recht ver­s­toßen ha­be noch ver­trag­lich ab­ge­dun­gen wor­den sei. Es hat aus­geführt, die Späte­hen­klau­sel der Zif­fer VII 1 der Ver­sor­gungs­ord­nung ha­be nicht ge­gen Grund­rech­te ver­s­toßen. Ein Ver­s­toß ge­gen Art. 6 Abs. 1 GG ha­be nicht vor­ge­le­gen, da den Ehe­part­nern durch die Ver­sor­gungs­re­ge­lung kein Nach­teil ent­stan­den sei, den sie oh­ne Hei­rat nicht ge­habt hätten und die Be­klag­te sei nicht ver­pflich­tet ge­we­sen, ei­ne Ehe­sch­ließung durch Einräum­ung von Ansprüchen zu fördern. Auch Art. 3 GG sei nicht ver­letzt ge­we­sen, da die un­ter­schied­li­che Be­hand­lung von jünge­ren und älte­ren Ar­beit­neh­mern aus sach­li­chen Gründen er­folgt sei. Auch ein Ver­s­toß ge­gen Art. 14 GG sei nicht er­sicht­lich ge­we­sen. Die Späte­hen­klau­sel ha­be auch nicht ge­gen das Al­ter­dis­kri­mi­nie­rungs­ver­bot nach dem AGG ver­s­toßen, denn ei­ne Un­gleich­be­hand­lung sei im Sin­ne von 10 Abs. 1 S. 3 Nr. 4 AGG sach­lich ge­recht­fer­tigt ge­we­sen und die­se Vor­schrift ha­be wei­test­ge­hend dem Wort­laut von Art. 6 Abs. 2 der Richt-

 

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li­nie 2000/78 EG des Ra­tes vom 27.11.2000 zur Fest­le­gung ei­nes all­ge­mei­nen Rah­mens für die Ver­wirk­li­chung der Gleich­be­hand­lung und Beschäfti­gung im Be­ruf ent­spro­chen. Das Ar­beits­ge­richt hat auch die An­wen­dun­gen des Pen­si­ons­plans der F. zu Guns­ten der Kläge­rin ab­ge­lehnt, denn des­sen An­wen­dung sei nur für den Fall ei­ner Übe­r­ar­bei­tung der Ver­sor­gungs­ord­nung bei der Be­klag­ten ver­ein­bart ge­we­sen, was aber nicht er­folgt sei. Sch­ließlich hat das Ar­beits­ge­richt in dem Schrei­ben der F. vom 04.01.2011 kei­ne ver­bind­li­che Zu­sa­ge hin­sicht­lich ei­ner Wit­wen­ren­te er­kannt. Nach sei­ner Auf­fas­sung ha­be es sich bei dem Schrei­ben um ein Stan­dard­schrei­ben ge­han­delt, mit dem le­dig­lich Un­ter­la­gen an­ge­for­dert wer­den soll­ten. Die­sem Schrei­ben ha­be ein Rechts­bin­dungs­wil­len der Be­klag­ten zur Zah­lung ei­ner Wit­wen­ren­te aber nicht ent­nom­men wer­den können.

Die Kläge­rin hat ge­gen das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts, das ihr am 15.6.2011 zu­ge­stellt wor­den ist, mit ei­nem am 29.6.2012 beim Lan­des­ar­beits­ge­richt ein­ge­gan­ge­nen Schrift­satz Be­ru­fung ein­ge­legt, den sie mit ei­nem am 14.8.2012 beim Lan­des­ar­beits­ge­richt ein-ge­gan­gen Schrift­satz be­gründet hat.

Sie rügt mit der Be­ru­fung die Ver­let­zung ma­te­ri­el­len Rechts durch das Ar­beits­ge­richt und meint wei­ter­hin, dass sich der Kla­ge­an­spruch aus dem Ar­beits­ver­trag ih­res ver­stor­be­nen Ehe­man­nes so­wie aus dem Gleich­be­hand­lungs­grund­satz er­ge­be. Die Be­klag­te ha­be außer­dem auf den Ein­wand der Späte­hen­klau­sel gemäß § 781 BGB ver­zich­tet.
Die Späte­he­klau­sel in Ab­schnitt VII der Ver­sor­gungs­ord­nung der Be­klag­ten sper­re nicht den An­spruch der Kläge­rin, auch wenn de­ren Ehe­mann zum Zeit­punkt der Hei­rat mit ihr be­reits das 60. Le­bens­jahr voll­endet hat­te.
Die Re­ge­lung in Zif­fer 4a des Ar­beits­ver­trags könne nur so aus­ge­legt wer­den, dass ver­ein­bart wer­den soll­te, dass ei­ne Pen­si­ons­ord­nung exis­tie­re und der Ar­beit­neh­mer die­ser un­ter­fal­le, mit­tel­fris­tig aber ein Stan­dard ge­schaf­fen wer­de, der min­des­tens dem der F. ent­spre­che und die­ser für den Ar­beit­neh­mer gel­ten wer­de und, dass der zur Zeit des Ver­trags­ab­schlus­ses be­ste­hen­de Pen­si­ons­plan al­so ge­ra­de nicht auf den Ar­beit­neh­mer an-zu­wen­den sei, wenn die­ser in Pen­si­ons­be­zug tre­te. Viel­mehr ver­spre­che die Ar­beit­ge­be­rin mit der Klau­sel in Zif­fer 4a des Ar­beits­ver­trags, ei­nen Ren­ten­stan­dard min­des­tens auf dem Ni­veau der F. mit der Fol­ge, dass ei­ne Späte­he­klau­sel nicht zur An­wen­dung kom­me,

 

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da der Pen­si­ons­plan der F. ei­ne sol­che nicht ent­hal­te. Zu den wei­te­ren Ausführun­gen der Kläge­rin hier­zu wird auf ih­ren Schrift­satz vom 14.8.2012 S. 4 bis 6 (Bl. 187 bis 189 d.A.) ver­wie­sen.
Die Kläge­rin meint wei­ter, dass auf der Grund­la­ge des ar­beits­recht­li­chen Gleich­be­hand­lungs­grund­sat­zes die Späte­he­klau­sel un­be­acht­lich sei. Der Gleich­be­hand­lungs­grund­satz be­zie­he sich zwar grundsätz­lich nur auf Mit­ar­bei­ter des­sel­ben Un­ter­neh­mens, ei­ne Gleich­be­hand­lung sei aber ver­trag­lich ver­ein­bart wor­den. Darüber hin­aus sei die ge­sam­te F.-Grup­pe in ei­ner Art und Wei­se struk­tu­riert, dass die kla­ren Ab­gren­zun­gen zwi­schen den un­ter­schied­li­chen Rechts­persönlich­kei­ten ein­zel­ner Kon­zern­ge­sell­schaf­ten (Ar­beit­ge­ber) bis zur Un­kennt­lich­keit ver­wischt sei­en. Dies er­ge­be sich dar­aus, dass die F. den Schrift­ver­kehr mit der Kläge­rin führ­te und aus ei­ner Verpfändungs­ver­ein­ba­rung des ver­stor­be­nen Ehe­manns der Kläge­rin mit der F. und dem Vor­sor­ge-Ak­tiv-Fonds e.V. we­gen Wert­gut­ha­ben aus des­sen Al­ters­teil­zeit­kon­to. Hier­aus wer­de deut­lich, dass im Hau­se F. hin­sicht­lich der Gleich­be­hand­lung der Kon­zern­mit­ar­bei­ter kein Un­ter­schied ge­macht wer­de.
Die Kläge­rin meint auch, das Schrei­ben der F. vom 20.4.2011 sei we­gen der For­mu­lie­rung, dass ei­ne Wit­wen­ren­te aus­ge­zahlt wer­de, ein Schuld­ver­spre­chen nach § 781 BGB, das sie an­ge­nom­men ha­be. Der An­sicht des Ar­beits­ge­rich­tes es han­de­le sich bei dem Schrei­ben vom 4.1.2011 um ein Stan­dard­schrei­ben, dem kein Rechts­bin­dungs­wil­le ent­nom­men wer­den könne, sei nicht zu fol­gen.
Sch­ließlich ver­weist die Kläge­rin dar­auf, dass auch bei ei­ner un­ter­stell­ten An­wend­bar­keit der Späte­hen­klau­sel die Kla­ge be­gründet blei­be. Die Späte­he­klau­sel sei auch im Lich­te des All­ge­mei­nen Gleich­be­hand­lungs­ge­set­zes und der Richt­li­nie 2000/78/EG aus­zu­le­gen. Der Wort­laut der Klau­sel be­inhal­te of­fen­sicht­li­che Dis­kri­mi­nie­run­gen zu den Merk­ma­len Ge­schlecht, da nur Wit­wen nicht aber Wit­wer er­fasst sei­en, der se­xu­el­len Ori­en­tie­rung, da der ein­ge­tra­ge­ne Le­bens­part­ner aus­ge­schlos­sen sein und dem Al­ter, da ei­ne Be­nach­tei­li­gung der­je­ni­gen, die in höhe­rem Al­ter hei­ra­ten, er­fol­ge. Der tatsächli­che An­wen­dungs­be­reich der Späte­hen­klau­sel zu Ge­schlecht und se­xu­el­ler Ori­en­tie­rung könne aber ent­spre­chend aus­ge­wei­tet wer­den. Die Un­gleich­be­hand­lung un­ter­schied­li­cher Al­ters­grup­pen der Ar­beit­neh­mer sei da­ge­gen nicht ein­zu­se­hen und durch kei­ner­lei sach­li­chen, ver­si­che­rungs­ma­the­ma­ti­schen Grund zu recht­fer­ti­gen, zu­mal der ver­stor­be­ne Ehe­mann der Kläge­rin bei der Hei­rat mit der Kläge­rin noch kei­ne 62 Jah­re alt war und da­mit noch mehr als drei Jah­re vor der Re­gel­al­ters­gren­ze ge­stan­den ha­be. Die Späte­hen­klau­sel be­inhal­te

 

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aber auch ei­ne un­mit­tel­ba­re Be­nach­tei­li­gung we­gen des Al­ters, da sie Mit­ar­bei­ter be­nach­tei­li­ge, die ei­ne Ehe erst nach dem 60. Le­bens­jahr ge­schlos­sen ha­ben. Für den Zweck, rei­ne Ver­sor­gungs­ehen, die kurz vor dem Ru­he­stand ge­schlos­sen wer­den, aus-zu­sch­ließen, sei ei­ne Klau­sel aus­rei­chend, die auf ei­ne Min­dest­dau­er der Ehe von ei­nem Jahr vor dem To­des­zeit­punkt ab­stel­le.
Hilfs­wei­se merkt die Kläge­rin an, dass ei­ne aus­le­gungs­freie An­wen­dung der Späte­hen­klau­sel streng nach Wort­laut nicht mit höher­ran­gi­gen Recht ver­ein­bar sei, denn in die­sem Fal­le wäre die Klau­sel nach § 7 Abs. 2 AGG un­wirk­sam, denn sie be­inhal­te ei­ne Dis­kri­mi­nie­rung we­gen des Ge­schlechts, der se­xu­el­len Ori­en­tie­rung und des Al­ters. Für ei­ne Un­gleich­be­hand­lung er­fol­ge auch kei­ne Recht­fer­ti­gung aus § 10 S. 3 Nr.4 AGG, da die­se Norm schon vom Wort­laut her nicht ein­schlägig sei, da sie als mögli­che An­wen­dungs­ge­bie­te für Al­ters­gren­zen be­trieb­li­cher Al­ters­ver­sor­gung le­dig­lich die Al­ters­ren­te und In­va­li­den­ren­te nicht aber die Hin­ter­blie­be­nen­ren­te erwähne. Glei­ches gel­te auch für Art. 6 Abs. 2 der Richt­li­nie 2000/78 EG in der nur die Re­de von Al­ters- und In­va­li­den­ren­te sei. Ei­ne ana­lo­ge An­wen­dung der Aus­nah­me­re­ge­lung kom­me nicht in Be­tracht, da dies dem Grund­ge­dan­ken des AGG als auch der Richt­li­nie 2000/78/EG zu­wi­der­lau­fen würde. Die un­ter­schied­li­che Be­hand­lung we­gen Al­ters auf Grund der Späte­hen­klau­sel sei auch nicht durch ein im Sin­ne von § 10 Abs. 1 Satz 1 AGG le­gi­ti­mes Ziel ge­recht­fer­tigt. Der Ar­beit­ge­ber ha­be zwar ein be­rech­tig­tes In­ter­es­se dar­an, die mit der Hin­ter­blie­be­nen­ver­sor­gung ver­bun­de­nen zusätz­li­chen Ri­si­ken zu be­gren­zen, um sie bes­ser kal­ku­lier­bar zu ma­chen, ei­ne ein­fa­che Zu­gangs­be­schränkung oh­ne jeg­li­chen ver­si­che­rungs­ma­the­ma­ti­schen Zweck, wie in vor­lie­gen­den Fall, sei je­doch nicht le­gi­tim. Nach An­sicht der Kläge­rin sei die streit­ge­genständ­li­che Späte­hen­klau­sel kein ge­eig­ne­tes Mit­tel zur Kos­ten­kal­ku­lier­bar­keit und we­der er­for­der­lich noch an­ge­mes­sen und in­so­fern un­verhält­nismäßig. Die Späte­hen­klau­sel sei auch des­we­gen nicht an­ge­mes­sen, da sie auch Fälle er­fas­se, für die sie of­fen­sicht­lich nicht ge­dacht sei und es feh­le in die­sem Zu­sam­men­hang ei­ne Härte­fall­klau-sel. Der vor­lie­gen­de Fall sei ein Härte­fall, denn die Kläge­rin ha­be mit ih­rem ver­stor­be­nen Ehe­mann seit über 15 Jah­ren tatsächlich auf Grund­la­ge ei­nes Verlöbnis­se wie in ei­ner Ehe ge­lebt, und der ein­zi­ge Grund, war­um nicht früher ge­hei­ra­tet wor­den sei, sei­en die Kin­der von Herrn A. aus der Ehe mit sei­ner ver­stor­be­nen Frau ge­we­sen, de­nen kei­ne „neue Mut­ter“ vor­ge­setzt wer­den soll­te.
Hin­sicht­lich des wei­te­ren Vor­brin­gens der Kläge­rin wird auf ih­ren Schrift­satz vom 14.8.2012 (Bl. 184 bis 210 d.A.) ver­wie­sen.

 

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Die Kläge­rin be­an­tragt:

1. Das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts München vom 4.6.2012, Az.: 3 Ca 9945/11 wird ab­geändert. Die Be­klag­te wird ver­ur­teilt, an die Kläge­rin für die Mo­na­te März 2011 bis De­zem­ber 2012 ei­ne Wit­wen­ren­te von mo­nat­lich € 723,49 nebst Zin­sen hier­aus in Höhe von 5 %-Punk­ten über dem Ba­sis­zins­satz aus je­weils € 723,49 seit dem je­wei­li­gen Ers­ten des Fol­ge­mo­nats zu zah­len.

2. Die Be­klag­te wird ver­ur­teilt, an die Kläge­rin ab dem 1.1.2013 le­bens­lang zum En­de ei­nes je­den Mo­nats ei­ne mo­nat­li­che Wit­wen­ren­te in Höhe von mo­nat­lich € 723,49 zu zah­len.

Hilfs­wei­se zu 1. und 2.:

Es wird fest­ge­stellt, dass die Be­klag­te der Kläge­rin ei­ne be­trieb­li­che Wit­wen­ren­te nach der Ver­sor­gungs­ord­nung der E. vom No­vem­ber 1982 un­ter Berück­sich­ti­gung des Nach­trags vom 15.9.1986 ka­len­der­mo­nat­lich der­zeit in Höhe von € 723,49 – be­gin­nend mit dem 1.3.2011 – zu be­zah­len hat.

Die Be­klag­te be­an­tragt Kla­ge­ab­wei­sung.

Die Be­klag­te ver­tei­digt das erst­in­stanz­li­che Ur­teil. Das Ar­beits­ge­richt stel­le rich­tig fest, dass die Rechts­grund­la­ge für das Be­ste­hen der Wit­wen­ren­te die Ver­sor­gungs­ord­nung der Rechts­vorgänge­rin der Be­klag­ten sei und nicht die Pen­si­ons­ord­nung der F. Der Text im Ar­beits­ver­trag zu Zif­fer 4 vom 22.8.1989 sei ein­deu­tig. Es bedürfe hier kei­ner Aus­le­gung. Die Kläge­rin be­trei­be auch Ro­si­nen­pi­cke­rei, denn ei­ner­seits be­geh­re sie die An­wen­dung der Pen­si­ons­ord­nung der F., an­de­rer­seits be­rech­ne sie die Wit­wen­ren­te auf Ba­sis der Ver­sor­gungs­ord­nung der Rechts­vorgänge­rin der Be­klag­ten, wo­bei die­se ein höhe­res Ni­veau als die Pen­si­ons­ord­nung der F. ha­be. Dem ver­stor­be­nen Ehe­mann der Kläge­rin, der

 

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un­strei­tig Ar­beit­neh­mer der Be­klag­ten war, sei we­der von der Be­klag­ten noch von der F. ei­ne Zu­sa­ge er­teilt wor­den, dass auf sein Ar­beits­verhält­nis sämt­li­che Re­ge­lun­gen der F. An­wen­dung fänden. Auf Grund­la­ge des ar­beits­recht­li­chen Gleich­be­hand­lungs­grund­sat­zes be­ste­he kein An­spruch, denn bei der Be­klag­ten und der F. han­de­le es sich um zwei recht­lich un­ter­schied­li­che Un­ter­neh­men. Dass die Kläge­rin meh­re­re Schrei­ben der F. er­hielt, ma­che ih­ren Mann noch nicht zum Ar­beit­neh­mer der F. Da die Be­klag­te über kei­ne ei­ge­ne Per­so­nal­ab­tei­lung verfüge, wer­de die ge­sam­te Per­so­nal­ad­mi­nis­tra­ti­on in ih­rem Auf­trag von der F. Geschäfts­be­reich En­gi­nee­ring durch­geführt. Bei der von der Kläge­rin be­nann­ten Verpfändungs­ver­ein­ba­rung han­de­le es sich um die vom Ge­setz vor­ge­ge­be­ne In­sol­venz­si­che­rung bei Al­ters­teil­zeit. Durch die­se Ver­ein­ba­rung würden nicht al­le Ar­beit­neh­mer des F.-Kon­zerns zu Ar­beit­neh­mern der F., son­dern es han­de­le sich hier um ei­ne kon­zern­wei­te ein­heit­li­che Ab­si­che­rung, die durch den F. Ak­tiv Fonds e.V. durch­geführt wer­de. Das Schrei­ben der Be­klag­ten vom 4.1.2011 sei kein de­kla­ra­to­ri­sches Schuld­an­er­kennt­nis be­zo­gen auf die Er­tei­lung ei­ner Wit­wen­erklärung. Die Erwähnung in dem Schrei­ben „.. bis zum Be­ginn der Fir­men­wit­wen­ren­te ab 1.3.2011“ ent­hal­te sei­tens der Be­klag­ten kei­ne Wil­lens­erklärung in Be­zug auf ein Schuld­an­er­kennt­nis. Es han­de­le sich viel­mehr um ein Stan­dard­schrei­ben in Be­zug auf die Hin­ter­blie­be­nen­zah­lung. Ei­ne Aus­sa­ge oder gar ein Rechts­bin­dungs­wil­len in Be­zug auf die Wit­wen­ren­te sei dem Schrei­ben nicht zu ent­neh­men. Das Wort „Wit­wen­ren­te“ ha­be nur in Be­zug auf das End­da­tum der Hin­ter­blie­be­nen­zah­lung Erwähnung ge­fun­den. In die­sem Zu­sam­men­hang ver­weist die Be­klag­te auf Ent­schei­dun­gen des Bun­des­ar­beits­ge­richts, wo­nach Leis­tungs­be­schei­den des Pen­si­ons­si­che­rungs­ver­eins auch nicht die Ei­gen­schaft als Schuld­ver­spre­chen oder Schuld­an­er­kennt­nis zu­ge­spro­chen wer­de. Die Späte­hen­klau­sel in Zif­fer VII 1 der Ver­sor­gungs­ord­nung ver­s­toße auch nicht ge­gen höher­ran­gi­ges Recht, ins­be­son­de­re nicht ge­gen den Gleich­be­hand­lungs­grund­satz oder das AGG. Ei­ne Al­ters­dis­kri­mi­nie­rung lie­ge nicht vor, denn mit der Klau­sel wer­de nicht an das Al­ter der Hin­ter­blie­be­nen, der Kläge­rin, an­ge­knüpft, son­dern es kom­me viel­mehr aus­sch­ließlich auf das Le­bens­al­ter des Ver­sor­gungs-be­rech­tig­ten an. Ei­ne Al­ters­si­che­rung des Mit­ar­bei­ters ha­be obers­te Prio­rität und nicht die Ab­si­che­rung von Hin­ter­blie­be­nen. Ei­ne Ab­si­che­rung wei­te­rer Per­so­nen, die nicht im Ar­beits­verhält­nis mit dem Ar­beit­ge­ber ste­hen, sei nicht Ziel der Ver­sor­gung. Sinn und Zweck der Späte­hen­klau­sel sei, dass nicht kurz vor dem Ver­si­che­rungs­fall noch ho­he Rück­stel­lun­gen zu bil­den sei­en. Es sol­le mit der Klau­sel das Ri­si­ko der un­kal­ku­lier­ba­ren Ver­sor­gungs­ansprüche aus­ge­schlos­sen wer­den, um die Fi­nan­zier­bar­keit der be­ste­hen­den Ver-

 

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sor­gungs­ansprüche der ehe­ma­li­gen Ar­beit­neh­mer zu gewähr­leis­ten. Zu be­den­ken sei auch, dass es zulässig sei, Mit­ar­bei­ter von Ver­sor­gungs­ansprüchen aus­zu­sch­ließen, wenn sie be­reits ein be­stimm­tes Al­ter (z.B. 55 Jah­re) er­reicht ha­ben. Dies müsse erst Recht gel­ten, wenn es sich um ei­ne zusätz­li­che frei­wil­li­ge Hin­ter­blie­be­nen­ver­sor­gung han­de­le, die aus den Beiträgen des Ar­beit­ge­bers fi­nan­ziert wer­de. Die Be­klag­te be­zieht sich auch auf ei­ne Nicht­an­nah­me­ent­schei­dung des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts vom 01.03.2010, wo­nach grundsätz­lich die Hin­ter­blie­be­nen­ver­sor­gung im Rah­men ei­nes Ver­sor­gungs­wer­kes aus­ge­schlos­sen wer­den könne so­wie auf ein Ur­teil des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts vom 27.05.2009 wo­nach ein Ver­sor­gungs­werk ei­ne Hin­ter­blie­be­nen­ver­sor­gung aus­sch­ließen könne, wenn der Ver­sor­gungs­be­rech­tig­te im Zeit­punkt der Ehe­sch­ließung das 62. Le­bens­jahr voll­endet hat. Auch das Bun­des­ar­beits­ge­richt se­he bei Späte­hen­klau­seln ei­ne Un­gleich­be­hand­lung nach § 10 Abs. 1 AGG als sach­lich ge­recht­fer­tigt an und ha­be in ei­ner Ent­schei­dung vom 27.11.2000 in ei­ner der­ar­ti­gen Re­ge­lung auch kei­nen Ver­s­toß ge­gen die Richt­li­nie 2000/78/EG er­kannt. Sch­ließlich führe auch das Feh­len ei­ner Härte­fall­klau­sel nicht zur Un­wirk­sam­keit der Re­ge­lung in der Ver­sor­gungs­ord­nung, zu­mal nicht er­sicht­lich sei, wor­in im vor­lie­gen­den Fall ein Härte­fall lie­ge.
Hin­sicht­lich des wei­te­ren Vor­brin­gens der Be­klag­ten wird auf ih­ren Schrift­satz vom 12.10.2012, Sei­te 242 bis 254, ver­wie­sen.

Des Wei­te­ren wird zur Ver­mei­dung von Wie­der­ho­lun­gen auf den In­halt der Ge­richts­ak­te, ins­be­son­de­re auf die erst­in­stanz­lich ge­wech­sel­ten Schriftsätze und die Sit­zungs­nie­der­schrift vom 15.01.2013 (B l. 255 bis 257 d.A.) ver­wie­sen.

Ent­schei­dungs­gründe:

I.

 

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Die nach § 64 Abs. 2 ArbGG statt­haf­te Be­ru­fung der Kläge­rin ist in der rech­ten Form und Frist ein­ge­legt und be­gründet wor­den (§ 66 Abs. 1, 64 Abs. 6 Satz 1 ArbGG i.V.m. § 519, 520 ZPO) und da­her zulässig.

II.

Die Be­ru­fung der Kläge­rin ist je­doch un­be­gründet. Das Ar­beits­ge­richt, auf des­sen Ausführun­gen zunächst Be­zug ge­nom­men wird und dem sich das Be­ru­fungs­ge­richt zur Ver­mei­dung von Wie­der­ho­lun­gen in vol­lem Um­fang an­sch­ließt (§ 69 Abs. 2 ArbGG), hat zu Recht ent­schie­den, dass die Kläge­rin kei­nen An­spruch auf ei­ne Hin­ter­blie­be­nen­ver­sor­gung hat.
Im Hin­blick auf die Be­ru­fungs­an­grif­fe wird ergänzend und zu­sam­men­fas­send auf das Fol­gen­de ver­wie­sen:

1. Der Kläge­rin ist nicht zu fol­gen, wenn sie meint, ein An­spruch auf ei­ne Hin­ter­blie­be­nen­ver­sor­gung nach Maßga­be von zu­min­dest Tei­len der Pen­si­ons­ord­nung der F. er­ge­be sich aus dem Ar­beits­ver­trag ih­res ver­stor­be­nen Ehe­man­nes vom 22.8.1989 aus Zif­fer 4a mit der Über­schrift Ne­ben­leis­tun­gen.
a) In die­sem Zu­sam­men­hang ver­weist die Be­klag­te auch zu Recht dar­auf, dass es wi­dersprüchlich ist, wenn die Kläge­rin zwar zum ei­nen für die Be­rech­nung der Hin­ter­blie­be­nen­ver­sor­gungs­ord­nung die Ver­sor­gungs­ord­nung vom 1.7.1982 der Rechts­vorgänge­rin der Be­klag­ten zu Grun­de legt, zum an­de­ren aber aus der Pen­si­ons­ord­nung der F. die in § 4 ge­re­gel­ten Vor­aus­set­zun­gen für ei­ne Hin­ter­blie­be­nen­pen­si­on her­an­zie­hen will, um Zif­fer VII 1 der Ver­sor­gungs­ord­nung der Rechts­vorgänge­rin der Be­klag­ten außer Kraft zu set­zen.
b) Hier­von un­abhängig ist aber die von der Kläge­rin ge­woll­te Aus­le­gung der Zif­fer 4a im Ar­beits­ver­trag vom 22.8.1989 nicht ge­bo­ten, denn ent­ge­gen ih­rer An­sicht ist die For­mu­lie­rung der Zif­fer 4a vom Wort­laut und dem dar­in ge­re­gel­ten In­halt für das Verständ­nis ei­nes un­vor­ein­ge­nom­me­nen Le­sers klar und un­miss­verständ­lich und gibt auch kei­nen An­lass zu In­ter­pre­ta­tio­nen.
aa) Mit der For­mu­lie­rung in Zif­fer 4a des Ar­beits­ver­trags wird der ver­stor­be­nen Ehe­mann der Kläge­rin dar­auf hin­ge­wie­sen, dass bei der E., der Rechts­vorgänge­rin der Be­klag­ten,

 

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ein Pen­si­ons­plan be­steht, der zur Zeit übe­r­ar­bei­tet wird. Im Zu­sam­men­hang mit der Übe­r­ar­bei­tung wird dem ver­stor­be­nen Ehe­mann der Kläge­rin in sei­nem Ar­beits­ver­trag zu­ge­si­chert, dass er durch den neu­en (Pen­si­ons)Plan nicht schlech­ter ge­stellt wird als ein Mit­ar­bei­ter der Mut­ter­ge­sell­schaft, de rF. Auf Grund die­ser For­mu­lie­rung war un­schwer zu er­ken­nen und auch nur so auf­zu­fas­sen, dass der ver­stor­be­ne Ehe­mann der Kläge­rin un­ter den An­wen­dungs­be­reich des be­reits be­ste­hen­den Pen­si­ons­plans der E. fällt.
bb) Dem Text ist wei­ter oh­ne jeg­li­che Verständ­nis­schwie­rig­keit oder Wi­dersprüchlich­keit zu ent­neh­men, dass der Ver­trags­ab­sch­ließen­de, der ver­stor­be­nen Ehe­mann der Kläge­rin, nicht schon auf Grund ei­ner Übe­r­ar­bei­tung des Pen­si­ons­pla­nes di­rekt un­ter den An­wen­dungs­be­reich ei­nes neu­en Pla­nes, z.B. bei der Mut­ter­ge­sell­schaft der F. fällt, son­dern, dass er im Verhält­nis zu dem Pen­si­ons­plan der F. le­dig­lich nicht schlech­ter ge­stellt wer­den soll, falls der neue Pen­si­ons­plan der E. schlech­te­re Re­ge­lun­gen vor­sieht. Die­se Be­din­gung ist aber zu kei­nem Zeit­punkt ein­ge­tre­ten, denn der Pen­si­ons­plan in der Fas­sung vom 1. Ju­li 1982 der Rechts­vorgänge­rin der Be­klag­ten, der E., wur­de nicht übe­r­ar­bei­tet oder ab­geändert und kommt bis zum heu­ti­gen Ta­ge un­verändert für den Per­so­nen­kreis, zu dem der ver­stor­be­ne Ehe­mann der Kläge­rin gehört, zur An­wen­dung, wo­bei be­stimm­te Be­rech­nungs­mo­da­litäten aus die­sem Plan güns­ti­ger sind als nach der Pen­si­ons­ord­nung der F. Dies war auch nach Dar­stel­lung der Be­klag­ten letzt­lich der Grund dafür, dass zwi­schen ih­rer Rechts­vorgänge­rin und dem bei ihr be­ste­hen­den Be­triebs­rat kein neu­er Pen­si­ons­plan aus­ge­ar­bei­tet wur­de. Ei­ne Übe­r­ar­bei­tung schei­ter­te am Ve­to des Be­triebs­ra­tes, da die­ser die da­mit ver­bun­de­nen Ver­schlech­te­run­gen ab­lehn­te.
cc) Der Erklärungs­ge­halt der For­mu­lie­rung in Zif­fer 4a ist so ein­deu­tig, dass sich jeg­li­che In­ter­pre­ta­ti­on im Sin­ne der von der Kläge­rin ver­tre­te­nen Auf­fas­sung ver­bie­tet. Letzt­lich zeigt auch ihr Ver­hal­ten, da sie die Be­rech­nungs­mo­da­litäten für die be­gehr­te Hin­ter­blie­be­nen­ver­sor­gung aus der Ver­sor­gungs­ord­nung der Rechts­vorgänge­rin der Be­klag­ten ab-lei­tet, dass sie eben­falls ins­be­son­de­re auf­grund der kla­ren For­mu­lie­rung in Zif­fer 4a des Ar­beits­ver­tra­ges ih­res ver­stor­be­nen Ehe­manns da­von aus­geht, das die bei der Rechts­vorgänge­rin der Be­klag­ten be­gründe­te Ver­sor­gungs­ord­nung die aus­sch­ließlich maßgeb­li­che ist. Die von der Kläge­rin gewünsch­te Aus­le­gung und In­ter­pre­ta­ti­on der For­mu­lie­rung würde das tatsächlich ver­trag­lich Ver­ein­bar­te auf den Kopf stel­len und ei­ne durch nichts zu recht­fer­ti­gen­de Ver­tragsände­rung her­beiführen.

2. Die Ausführun­gen der Kläge­rin, dass bei der Be­klag­ten kon­zern­weit ei­ne Gleich­be-

 

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hand­lung ge­bo­ten sei, da sich die F. un­klar ver­hal­te, führt eben­falls nicht zu dem von der Kläge­rin gewünsch­ten Er­geb­nis.
aa) Dass sich die Kläge­rin über die ver­schie­de­nen Rechts­kon­stel­la­ti­on bei der Be­klag­ten im Kla­ren ist und ih­re Be­haup­tung über ein un­kla­res Ver­hal­ten bei der F. nicht zu­trifft, zeigt be­reits, dass die Kläge­rin die Be­klag­te und da­mit die Rechts­vorgänge­rin der E. ver­klagt hat und nicht die F. Dies be­deu­tet, dass sie sehr wohl zwi­schen den ver­schie­de­nen ju­ris­ti­schen Rechts­per­so­nen zu un­ter­schei­den ver­mag.
bb) Die Kläge­rin hat auch zu kei­nem Zeit­punkt vor­ge­tra­gen, dass ir­gend­ei­ne in­di­vi­du­el­le Zu­sa­ge der Be­klag­ten über die ver­trag­li­che Ab­re­de in Zif­fer 4a des Ar­beits­ver­tra­ges hin-aus, wo­nach ihr ver­stor­be­ner Ehe­mann wie ein Mit­ar­bei­ter der F. zu be­han­deln sei, ge­trof­fen wur­de. Auch der Hin­weis im erst­in­stanz­li­chen Vor­trag der Kläge­rin auf ei­ne Äußerung ei­nes Herrn G. im Zu­sam­men­hang mit der an­ste­hen­den Hoch­zeit des ver­stor­be­nen Ehe­manns der Kläge­rin, dass er al­les rich­tig ma­che, wenn er noch in der ak­ti­ven Zeit hei-ra­te, da sei­ne Ehe­frau dann, wen ihm et­was zu­stoße, An­spruch auf die F-Fir­men-Wit­wen­ren­te ha­be, be­gründet nicht ei­ne ver­bind­li­che Zu­sa­ge, da nicht klar ist, ob Herr G. als Mit­ar­bei­ter der F. und nicht der Be­klag­ten über­haupt wuss­te, dass die Ver­sor­gungs­ord­nung der Be­klag­ten zur An­wen­dung kommt, denn die Be­klag­te hat in der letz­ten münd­li­chen Ver­hand­lung un­be­strit­ten vor­ge­tra­gen, dass Herr G. Mit­ar­bei­ter der F. ist und nicht der Be­klag­ten. Auch des­halb konn­te er mit sei­ner Aus­sa­ge die Be­klag­te nicht recht­lich bin­den.
cc) Die von der Kläge­rin ge­for­der­te Gleich­be­hand­lung kann auch nicht aus den ver­schie­de­nen Schrei­ben der F. an die Kläge­rin ab­ge­lei­tet wer­den, denn un­abhängig von der Fra­ge zu de­ren recht­li­chen Ge­halt und Bin­dungs­wir­kung konn­te zu die­sem Zeit­punkt rein be­griff­lich nicht mehr ein Ar­beits­verhält­nis zwi­schen dem Ehe­mann der Kläge­rin und der F. be­gründet wer­den, da die­ser be­reits ver­stor­ben war.
dd) Auch aus der erwähn­ten Verpfändungs­ver­ein­ba­rung im Zu­sam­men­hang mit der Al­ters­zeit­re­ge­lung des ver­stor­be­nen Ehe­manns der Kläge­rin mit der Be­klag­ten er­gibt sich nichts an­de­res, denn die­se Ver­ein­ba­rung be­trifft die In­sol­venz­si­che­rung bei Al­ters­teil­zeit. Dass da­mit der ver­stor­be­ne Ehe­mann der Kläge­rin zum Ar­beit­neh­mer der F. ge­wor­den sein soll, ist nicht er­sicht­lich. Ins­be­son­de­re ist auch nicht er­kenn­bar, dass durch die­se Re­ge­lung ein be­son­de­rer wie auch im­mer ge­ar­te­ter Ver­trau­ens­schutz des Klägers im Hin­blick auf ei­ne Al­ters­ver­sor­gung nach Zif­fer 4a sei­nes Ar­beits­ver­tra­ges vom 22.8.1989 im Verhält­nis zur F. ent­stan­den sein soll.

 

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ee) Der von der Kläge­rin zi­tier­te Gleich­be­hand­lungs­grund­satz geht auch des­we­gen ins Lee­re, da bei der Be­klag­ten und der F. un­ter­schied­li­che Pen­si­ons­ord­nun­gen be­ste­hen und es schlicht­weg nicht vor­stell­bar ist, in­wie­weit über ei­nen ar­beits­recht­li­chen Gleich­be­hand­lungs­grund­satz die­se bei­den Pen­si­ons­ord­nun­gen gleich­zei­tig zur An­wen­dung kom­men sol­len. Letzt­lich scheint dies die Kläge­rin auch nicht zu be­zwe­cken, denn auch sie legt ih­ren Ansprüchen die Ver­sor­gungs­ord­nung der Be­klag­ten zu Grun­de und will le­dig­lich im Hin­blick auf ei­ne Späte­hen­klau­sel ei­ne für sie güns­ti­ge­re Re­ge­lung aus ei­ner an­de­ren Re­ge­lung her­an­zie­hen. Da­mit wi­der­legt sich die Kläge­rin aber, wenn sie sich auf ei­nen Gleich­be­hand­lungs­grund­satz be­ruft, denn mit ih­rer Vor­ge­hens­wei­se be­gehrt sie kei­ne Gleich­be­hand­lung mehr, son­dern sie will le­dig­lich aus der dem Pen­si­ons­plan der F. ei­ne für sie güns­ti­ge Späte­hen­klau­sel in die Ver­sor­gungs­ord­nung bei der Be­klag­ten hin­ein-trans­por­tie­ren. Der Gleich­be­hand­lungs­grund­satz ge­bie­tet aber nicht, dass aus ver­schie­de­nen Ver­sor­gungs­ord­nun­gen ein neu­es Gan­zes ent­steht, son­dern le­dig­lich, dass, wenn ei­ne Gleich­be­hand­lung ge­bo­ten ist, ent­we­der die ei­ne oder die an­de­re Re­ge­lung zur An­wen­dung kommt.

3. Das Schrei­ben der F. vom 04.01.2011 stellt auch kein die Be­klag­te ver­pflich­ten­des Schuld­ver­spre­chen oder Schuld­an­er­kennt­nis dar. Die von der Kläge­rin vor­ge­nom­me­ne In­ter­pre­ta­ti­on die­ses Schrei­bens geht über des­sen Erklärungs­in­halt hin­aus.
aa) Bei ob­jek­ti­ver Les­art die­ses Schrei­bens muss sich die Kläge­rin be­reits ent­ge­gen­hal­ten las­sen, dass das Schrei­ben ge­ra­de nicht von der Be­klag­ten stammt, son­dern in der Kopf­zei­le die F. En­gi­nee­ring aus­weist und in­so­weit ei­ni­ges dafür spricht, dass das Schrei­ben der F. zu­zu­ord­nen ist, da de­ren Fir­men­be­zeich­nung auch in der Un­ter­schrif­ten­zei­le auf­taucht, so­wie in der Adress­zei­le und bei den Hin­wei­sen zum Han­dels­re­gis­ter. Dass das Schrei­ben mit ei­nem farb­lich hin­ter­leg­ten Lo­go „F. Group“ er­stellt ist, ist of­fen­sicht­lich Wer­bungs­gründen ge­schul­det. In­so­weit kommt dem Schrei­ben vom 04. 01. 2011 im Verhält­nis zur Be­klag­ten be­reits kei­ne recht­li­che Bin­dungs­wir­kung zu.
bb) Un­abhängig hier­von kann aber auch dem Schrei­ben vom 04.01.2011 ein wie auch im­mer ge­ar­te­ter schuld­recht­li­cher Ver­pflich­tungs­wil­le, von wel­cher ju­ris­ti­schen Per­son auch im­mer, zur Zah­lung ei­ner Fir­men-Wit­wen­ren­te nicht ent­nom­men wer­den. Das Schrei­ben weist als Be­treff ei­ne „Hin­ter­blie­be­nen­zah­lung“ aus und die­se soll nach dem In­halt des Schrei­bens ab dem 15.12.2010 bis zum Be­ginn ei­ner Fir­men-Wit­wen­ren­te ab 01.03.2011 er­fol­gen. Mit dem Schrei­ben vom 04.01.2011 wer­den für die Durchführung der

 

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Hin­ter­blie­be­nen-Ab­rech­nung In­for­ma­tio­nen bzw. Un­ter­la­gen be­gehrt, wie die Ko­pie der Hei­rats­ur­kun­de, Bank­ver­bin­dun­gen ei­ne Lohn­steu­er­kar­te und auch die Zu­sen­dung ei­nes Ori­gi­na­lerb­scheins. Dass in die­sem Zu­sam­men­hang ins­be­son­de­re auch mit der Ab­wick­lung des Wert­gut­ha­bens aus der Al­ters­teil­zeit des ver­stor­be­nen Ehe­man­nes der Kläge­rin die Wor­te „bis zum Be­ginn der Fir­men­wit­wen­ren­te ab 01.03.2011“ erwähnt wer­den, ist al­len­falls beiläufig, aber oh­ne jeg­li­chen Bin­dungs­wil­len für ei­ne rechts­geschäft­li­che Hand­lung. Ein rechts­geschäft­li­ches An­ge­bot im Sin­ne ei­ner Wil­lens­erklärung oder ein selbständi­ger Ver­pflich­tungs­wil­le in Form ei­nes Schuld­ver­spre­chens oder ei­nes Schuld­an­er­kennt­nis­ses kann dem Schrei­ben nicht ent­nom­men wer­den.
cc) Die Erwähnung in dem Schrei­ben „bis zum Be­ginn der Fir­men­wit­wen­ren­te ab 01.03.2011“ ist al­len­falls als rei­ne Wis­sens­erklärung zu be­wer­ten, der kei­ner­lei recht­li­che Bin­dungs­wir­kung, ins­be­son­de­re nicht zu Las­ten der Be­klag­ten, zu­kom­men kann.
So hat auch das Bun­des­ar­beits­ge­richt mit Ur­teil vom 08.11.1983 – 3 AZR 511/81 ent-schie­den, dass wenn ein Ar­beit­ge­ber, der ei­ne Aus­kunft nach § 2 Abs. 6 Be­trAVG er­teilt, nach der der Ar­beit­neh­mer ei­ne un­ver­fall­ba­re Ver­sor­gungs­an­wart­schaft er­wor­ben ha­be, dies kein abs­trak­tes oder de­kla­ra­to­ri­sches Schuld­an­er­kennt­nis dar­stellt. In ei­ner wei­te­ren Ent­schei­dung vom 29.09.2010 – 3 AZR 546/08 hat das Bun­des­ar­beits­ge­richt ent­schie­den, dass sog. „Leis­tungs­be­schei­de“ des Pen­si­ons­si­che­rungs­ver­eins nach § 9 Abs. 1 Be­trAVG über Ansprüche und An­wart­schaf­ten des Ver­sor­gungs­empfängers Wis­sens­erklärun­gen ent­hal­ten und kei­ne Wil­lens­erklärun­gen. Ansprüche des Ver­sor­gungs­empfängers, die über die ge­setz­li­che Ein­stands­pflicht hin­aus­ge­hen, können dar­aus grundsätz­lich nicht her­ge­lei­tet wer­den. Es hat dar­auf ver­wie­sen, dass bei dem „Leis­tungs­be­scheid“ es sich nicht um ein Schuld­ver­spre­chen oder Schuld­an­er­kennt­nis (§§ 780, 781 BGB), son­dern le­dig­lich um ei­ne Wis­sens­erklärung han­delt, aus der kei­ne Ansprüche her­ge­lei­tet wer­den können. Der Leis­tungs­be­scheid enthält kei­ne Wil­lens­erklärung un­abhängig von ei­ner Ein­stands­pflicht nach § 7 Be­trAVG Leis­tun­gen er­brin­gen zu wol­len. Wenn nach der Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts schon bei ei­nem Leis­tungs­be­scheid des Pen­si­ons­si­che­rungs­ver­eins so­wie ei­ner Aus­kunft des Ar­beit­ge­bers an den Ar­beit­neh­mer über den Be­stand von un­ver­fall­ba­ren An­wart­schaf­ten kei­ne rechts­ver­bind­li­che Wil­lens­erklärung ge­se­hen wer­den, muss die Un­ver­bind­lich­keit ei­ner Aus­kunfts­er­tei­lung erst Recht für den In­halt des Schrei­ben vom 04. Ja­nu­ar 2011 an die Kläge­rin gel­ten, zu­mal in die­sem Schrei­ben die Fir­men-Wit­wen­ren­te le­dig­lich beiläufig erwähnt wird.

 

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4. Die Be­schränkung in der Ver­sor­gungs­ord­nung der Be­klag­ten des Krei­ses de­rer, die ei­nen An­spruch auf Hin­ter­blie­be­nen­ver­sor­gung er­wer­ben können, steht auch nicht im Wi­der­spruch zu der ge­setz­li­chen Un­ver­fall­bar­keits­be­stim­mung des § 1 b Abs. 1 Be­trAVG. Die­se Be­stim­mung legt nur un­ab­ding­bar fest, dass ein von vor­ne­her­ein ein­geräum­ter An­spruch auf Leis­tun­gen der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung nicht da­hin ein­ge­schränkt wer-den kann, dass er nur ent­ste­hen soll, wenn der Ar­beit­neh­mer über den Ab­lauf der Un­ver­fall­bar­keits­frist hin­aus bis zum Ver­sor­gungs­fall im Ar­beits­verhält­nis bleibt. Ei­ne sol­che ge­set­zes­wid­ri­ge Blei­be­be­din­gung zum Nach­teil des Ver­stor­be­nen Ehe­man­nes der Kläge­rin enthält die Ver­sor­gungs­ord­nung der Be­klag­ten nicht. De­ren Be­stim­mun­gen schränken viel­mehr den Kreis der mögli­chen Ver­sor­gungs­be­rech­tig­ten von vor­ne­her­ein in ei­ner für den Mit­ar­bei­ter er­kenn­ba­ren Wei­se auf Hin­ter­blie­be­ne ein, die be­reits während des be­ste­hen­den Ar­beits­verhält­nis­ses in fa­mi­liärer Be­zie­hung zum Mit­ar­bei­ter stan­den (sie­he hier­zu BAG 19.12.2003 – AZR 186/00 so­wie BAG 11.08.2009 – 3 AZR 23/08 Rd­nr. 58 zi­tiert nach iuris).

5. Die vor­lie­gen­de den An­spruch auf ei­ne Hin­ter­blie­be­nen­ver­sor­gung ein­schränken­de Späte­hen­klau­sel, wo­nach An­spruchs­vor­aus­set­zung für ei­ne Wit­wen­ren­te ist, dass der Mit­ar­bei­ter die Ehe von der Voll­endung sei­nes 60. Le­bens­jah­res ge­schlos­sen hat, hält auch ei­ner Über­prüfung an­hand des all­ge­mei­nen Gleich­be­hand­lungs­ge­set­zes stand. Im vor­lie­gen­den Fall ist das all­ge­mei­ne Gleich­be­hand­lungs­ge­setz an­wend­bar. Trotz der in § 2 Abs. 2 AGG ent­hal­te­nen Ver­wei­sung auf das Be­triebs­ren­ten­ge­setz gilt das AGG auch für die be­trieb­li­che Al­ters­ver­sor­gung (BAG 11.12.2007 – 3 AZR 249/06 = AP Nr. zu § 2 AGG Rd­nr. 23). Auch der zeit­li­che An­wen­dungs­be­reich des AGG ist eröff­net. Zum Zeit-punkt des In­kraft­tre­tens des AGG am 18.08.2006 hat das Ar­beits­verhält­nis des ver­stor­be­nen Ehe­man­nes der Kläge­rin im der Be­kla­gen noch be­stan­den (näher hier­zu: BAG Ur­teil 20.04.2010 – 3 AZR 509/08 Rd­nr. 63 zi­tiert nach iuris).
a) Die maßgeb­li­che Re­ge­lung in Zif­fer VII 1. der Ver­sor­gungs­ord­nung ist nicht nach § 7 Abs. 2 AGG i. V. m. § 1 AGG un­wirk­sam. Da­nach sind Be­stim­mun­gen und Ver­ein­ba­run­gen und hier­zu gehören so­wohl Ge­samt­zu­sa­gen, als auch Be­triebs­ver­ein­ba­run­gen (BAG 20.04.2010 – 3 AZR 509/08), die ge­gen das Be­nach­tei­lungs­ver­bot des § 7 Abs. 1 AGG ver­s­toßen, un­wirk­sam.
aa) Gemäß §§ 7, 1 AGG dürfen Beschäftig­te grundsätz­lich nicht we­gen des Al­ters be­nach­tei­ligt wer­den. Der mit der Ver­sor­gungs­ord­nung ver­bun­de­ne Aus­schluss der Kläge­rin

 

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von ei­ner Wit­wen­ren­te we­gen der Hei­rat des Ar­beit­neh­mers erst nach des­sen Voll­endung des 60. Le­bens­jah­res, der per se ei­ne Be­nach­tei­li­gung we­gen des Al­ters dar­stellt, ist aber nach § 10 S. 1 und 2, S. 3 Nr. 4 AGG ge­recht­fer­tigt. Nach § 10 Sätze 1 und 2 AGG gilt, dass ei­ne un­ter­schied­li­che Be­hand­lung we­gen Al­ters zulässig ist, wenn sie ob­jek­tiv und an­ge­mes­sen und durch ein le­gi­ti­mes Ziel ge­recht­fer­tigt ist wo­bei die Mit­tel zur Er­rei­chung die­ses Ziels an­ge­mes­sen und er­for­der­lich sein müssen. Der­ar­ti­ge un­ter­schied­li­che Be­hand­lun­gen können nach § 10 S. 3 Nr. 4 AGG ins­be­son­de­re die Fest­set­zung von Al­ters-gren­zen bei den be­trieb­li­chen Sys­te­men der so­zia­len Si­cher­heit als Vor­aus­set­zung für die Mit­glied­schaft oder den Be­zug von Al­ters­ren­te oder von Leis­tun­gen bei In­va­li­dität ein-schließlich der Fest­set­zung un­ter­schied­li­cher Al­ters­gren­zen im Rah­men die­ser Sys­te­me für be­stimm­te Beschäftig­te oder Grup­pen von Beschäftig­ten und die Ver­wen­dung von Al­ters­kri­te­ri­en im Rah­men die­ser Sys­te­me für ver­si­che­rungs­ma­the­ma­ti­sche Be­rech­nun­gen ein­sch­ließen.
bb) § 10 Sätze 1 und 2, Satz 3 Nr. 4 AGG sind ge­mein­schafts­rechts­kon­form. Das AGG dient der Um­set­zung der Richt­li­nie 2000/78/EG des Ra­tes vom 27. No­vem­ber 2000 zur Fest­le­gung des all­ge­mei­nen Rah­mens für die Ver­wirk­li­chung der Gleich­be­hand­lung in Beschäfti­gung und Be­ruf (Richt­li­nie 2000/78/EIG). Zweck die­ser Richt­li­nie ist nach ih­rem Ar­ti­kel 1 die Schaf­fung ei­nes all­ge­mei­nen Rah­mens zur Bekämp­fung der Dis­kri­mi­nie­rung ua. auch we­gen des Al­ters im Hin­blick auf die Ver­wirk­li­chung des Grund­sat­zes der Gleich­be­hand­lung in den Mit­glieds­staa­ten. Da­zu ha­ben die Mit­glieds­staa­ten nach Art. 16b der Richt­li­nie die er­for­der­li­chen Maßnah­men zu tref­fen, um si­cher­zu­stel­len, dass „die mit dem Gleich­be­hand­lungs­grund­satz nicht zu ver­ein­ba­ren­den Be­stim­mun­gen in Ar­beits- und Ta­rif­verträgen, Be­triebs­ord­nun­gen ... für nich­tig erklärt wer­den oder erklärt wer­den können oder geändert wer­den“.
cc) Art. 6 der Richt­li­nie 2000/78/EG be­trifft die „ge­recht­fer­tig­te Un­gleich­be­hand­lung we­gen des Al­ters“. Nach des­sen Abs. 1 S.1 können die Mit­glieds­staa­ten un­ge­ach­tet des Art. 2 Abs. 2 der Richt­li­nie „vor­se­hen, dass Un­gleich­be­hand­lun­gen we­gen des Al­ters kei­ne Dis­kri­mi­nie­rung dar­stel­len, so­fern sie ob­jek­tiv und an­ge­mes­sen sind und im Rah­men des na­tio­na­len Rechts durch ein le­gi­ti­mes Ziel, wor­un­ter ins­be­son­de­re rechtmäßige Zie­le aus den Be­rei­chen Beschäfti­gungs­po­li­tik, Ar­beits­markt und be­ruf­li­che Bil­dung zu ver­ste­hen sind, ge­recht­fer­tigt sind und die Mit­tel zur Er­rei­chung die­ses Ziels an­ge­mes­sen und er­for­der­lich sind“. Für den Be­reich der Ver­sor­gung im Al­ter enthält Art. 6 Abs. 2 der Richt­li­nie ei­ne Spe­zi­al­re­ge­lung. Da­nach können die Mit­glieds­staa­ten „un­ge­ach­tet des Art. 2 Abs. 2

 

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... vor­se­hen, dass bei den be­trieb­li­chen Sys­te­men der so­zia­len Si­cher­heit die Fest­set­zung von Al­ters­gren­zen als Vor­aus­set­zung für die Mit­glied­schaft oder im Be­zug von Al­ters­ren­te oder von Leis­tun­gen bei In­va­li­dität ein­sch­ließlich der Fest­set­zung un­ter­schied­li­cher Al­ters­gren­zen im Rah­men die­ser Sys­te­me für be­stimm­te Beschäftig­te oder Grup­pen bzw. Ka­te­go­ri­en von Beschäftig­ten und die Ver­wen­dung im Rah­men die­ser Sys­te­me von Al­ters­kri­te­ri­en für ver­si­che­rungs­ma­the­ma­ti­sche Be­rech­nun­gen kei­ne Dis­kri­mi­nie­rung we­gen des Al­ters dar­stellt, so­lan­ge dies nicht zu Dis­kri­mi­nie­rung we­gen des Ge­schlechts führt“ (BAG 11.08.2009 – 3 AZR 23/08 Rd­Nr. 38/39 in iuris). So hat auch das Bun­des­ar­beits­ge­richt zu­letzt mit Ur­teil vom 12.02.2013 – 3 AZR 100/11 = PM 10/13, wenn auch nach der Ent­schei­dungs­verkündung des vor­lie­gen­den Streit­falls, ent­schie­den, dass die Fest­set­zung ei­ner War­te­zeit­re­ge­lung in Form ei­ner 15-jähri­gen Be­triebs­zu­gehörig­keit bis zum Er­rei­chen der Re­gel­al­ters­gren­ze in der ge­setz­li­chen Ren­ten­ver­si­che­rung wirk­sam ist und selbst ei­ne un­mit­tel­ba­re Be­nach­tei­li­gung we­gen des Al­ters nach § 10 AGG ge­recht-fer­tigt wäre.
dd) Die Zulässig­keit der Un­gleich­be­hand­lung we­gen des Al­ters ist in Art. 6 Abs. 2 der Richt­li­nie 2000/78/EG aus­drück­lich nur für den Be­zug von Al­ters- und In­va­li­ditäts­ren­te ge­re­gelt, nicht hin­ge­gen für die Hin­ter­blie­be­nen­ren­te. Die Hin­ter­blie­be­nen­ren­te lei­tet sich je­doch zwin­gend von der Al­ters- und In­va­li­ditäts­ren­te ab und lehnt sich an­tei­lig an die­se an. Des­sen un­ge­ach­tet folgt aus Art. 6 Abs. 1 der Richt­li­nie 2000/78/EG, dass Un­gleich­be­hand­lun­gen we­gen des Al­ters kei­ne Dis­kri­mi­nie­rung dar­stel­len, so­fern sie ob­jek­tiv und an­ge­mes­sen sind und im Rah­men des na­tio­na­len Rechts ein le­gi­ti­mes Ziel, wor­un­ter ins-be­son­de­re rechtmäßige Zie­le aus den Be­rei­chen Beschäfti­gungs­po­li­tik, Ar­beits­markt und be­ruf­li­che Bil­dung zu ver­ste­hen sind, und die Mit­tel zur Er­rei­chung die­ses Ziels an­ge­mes­sen und er­for­der­lich sind. Die Buch­sta­ben a, b und c führen bei­spiel­haft („ins­be­son­de­re“) sol­che Recht­fer­ti­gungs­gründe an. Die dop­pel­te Wahl der For­mu­lie­rung „ins­be­son­de­re“ in Art. 6 Abs. 1 zeigt, dass die Vor­schrift nicht ab­sch­ließend ist (so Ge­ne­ral­anwältin Sharps­ton im Schluss­vor­trag zur Rs.C-427/06, Bartsch, Nr. 113 nach BVerwG 27.05.2009 – 8 CN 1/09 in iuris). Wie in Art. 6 Abs. 2 der Richt­li­nie 2000/78/EG ist nach all­ge­mei­nem Verständ­nis nach § 10 S. 3 AGG die Aufzählung der Fall­ge­stal­tun­gen mit den Num­mern 1 bis 6 nicht ab­sch­ließend, son­dern bei­spiel­haft (Ro­loff in Be­ckOK AGG § 10 Rd­nr. 10/11; Schlach­ter in Erf.Kmt. 12. Aufl. 2012 § 10 AGG Rd­nr. 1). Dies be­deu­tet, dass auch für ei-ne Hin­ter­blie­be­nen­ver­sor­gung wie im vor­lie­gen­den Fall ei­ne Ein­gren­zung trotz ei­ner Un­gleich­be­hand­lung we­gen Al­ters nach Art. 6 Abs. 2 der Richt­li­nie 2000/78/EG so­wie nach

 

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§ 10 S. 3 Nr. 4 AGG je­den­falls dann möglich ist, wenn die wei­te­ren Vor­aus­set­zung nach § 10 S. 1 und 2 AGG vor­lie­gen.
ee) Das Bun­des­ar­beits­ge­richt hat in dem zi­tier­ten Ur­teil vom 11.08.2009 – 3 AZR 23/08 wei­ter aus­geführt, dass das vom na­tio­na­len Ge­setz­ge­ber ver­folg­te Ziel der Förde­rung der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung ein le­gi­ti­mes Ziel iSd. § 10 Satz 1 AGG ist und da­her die Fest­set­zung von Al­ters­gren­zen in den be­trieb­li­chen Sys­te­men der so­zia­len Si­cher­heit eu­ro­pa­recht­lich in der Re­gel zulässig ist, da da­mit Hin­der­nis­se, die der Ver­brei­tung der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung ent­ste­hen können, be­sei­tigt wer­den (eben­so LAG Ba­den-Würt­tem­berg 23.11.2011 – 2 Sa 77/11 Rd­nr. 51 in iuris so­wie LAG Düssel­dorf 29.02.2012 – 12 Sa 1430/11 Rd­nr. 47 in iuris) und dass da­bei im Re­gel­fall die Vor­aus­set­zun­gen des § 10 Sätze 1 und 2 AGG vor­lie­gen. Al­ler­dings muss die dif­fe­ren­zie­ren­de Maßnah­me zur Er­rei­chung ei­nes rechtmäßigen Ziels ge­eig­net und er­for­der­lich sein und ei­ne im Verhält­nis zur Be­deu­tung des Ziel nach an­ge­mes­se­nen Ein­griff in die Rech­te der Be­tei­lig­ten dar­stel­len (BAG Ur­teil 20.04.2010 – 3 AZR 509/08, BAG Ur­teil 11.08.2009 – 3 AZR 23/08, LAG Düssel­dorf 29.02.2012 – 12 Sa 1430/11, LAG Ba­den-Würt­tem­berg 23.11.2011 – 2 Sa 77/11).
ff) Un­abhängig da­von, ob die vor­lie­gen­de Späte­hen­klau­sel, wo­nach An­spruchs­vor­aus­set­zung für die Wit­wen­ren­te ist, dass die Ehe vor der Voll­endung des 60. Le­bens­jah­res des Ar­beit­neh­mers ge­schlos­sen wur­de, ei­ne mit­tel­ba­re oder auch un­mit­tel­ba­re Dis­kri­mi­nie­rung we­gen des Al­ters dar­stellt, ist ei­ne da­mit ver­bun­de­ne Al­ters­be­nach­tei­li­gung zur Ver­fol­gung des rechtmäßiges Ziel der Förde­rung der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung nach § 10 AGG ge­recht­fer­tigt, da das Mit­tel zur Er­rei­chung die­ses Ziels, der Aus­schluss ei­ner Wit­wen­ren­te, an­ge­mes­sen und er­for­der­lich ist.
Der Ar­beit­ge­ber ent­schei­det bei ei­ner von ihm fi­nan­zier­ten be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung frei über de­ren Einführung. Ent­schließt er sich hier­zu, so ist er auch frei in der Ent­schei­dung, für wel­che der in § 1 Abs. 1 Be­trAVG ge­nann­ten Ver­sor­gungsfälle er Leis­tun­gen zu­sagt und wie hoch er die ent­spre­chen­de Leis­tung do­tiert. Er kann Leis­tun­gen der Hin­ter­blie­be­nen­ver­sor­gung ver­spre­chen, ei­ne Rechts­pflicht hier­zu trifft ihn nicht. Aus dem Grun­de ist er grundsätz­lich auch be­rech­tigt, die Hin­ter­blie­be­nen­ver­sor­gung von zusätz­li­chen Vor­aus­set­zun­gen abhängig zu ma­chen und da­mit Grup­pen von Ar­beit­neh­mern, die die­se Vor­aus­set­zung nicht erfüllen, von der Hin­ter­blie­be­nen­ver­sor­gung aus­zu­sch­ließen (BAG 20.04.2010 – 3 AZR 509/08 m. z. N. aus der Recht­spre­chung des BAG hier­zu so­wie BVerwG 27.05.2009 – 8 CN 1/09).

 

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Ei­ne Be­gren­zung des Krei­ses der an­spruchs­be­rech­tig­ten Drit­ten durch zusätz­li­che an­spruchs­be­gründen­de oder be­son­de­re an­spruchs­aus­sch­ließen­de Merk­ma­le liegt ge­ra­de im Be­reich der Hin­ter­blie­be­nen­ver­sor­gung na­he, weil ein da­hin­ge­hen­des Leis­tungs­ver­spre­chen zusätz­li­che Unwägbar­kei­ten und Ri­si­ken mit sich bringt. Die­se be­tref­fen nicht nur den Zeit­punkt des Leis­tungs­falls, son­dern auch die Dau­er der Leis­tungs­er­brin­gung. Vor die­sem Hin­ter­grund hat der Ar­beit­ge­ber ein be­rech­tig­tes In­ter­es­se dar­an, die mit der Hin­ter­blie­be­nen­ver­sor­gung ver­bun­de­nen zusätz­li­chen Ri­si­ken zu be­gren­zen, um sie bes­ser kal­ku­lier­bar zu hal­ten (BAG vom 20.04.2010 – 3 AZR 509/08).
gg) Die Vor­aus­set­zung im vor­lie­gen­den Fall, dass die Ehe je­den­falls vor Voll­endung des 60. Le­bens­jah­res des Ar­beit­neh­mers ge­schlos­sen sein muss, ist zur Er­rei­chung des Ziels der Förde­rung der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung an­ge­mes­sen und er­for­der­lich. Die Zu-sa­ge ei­ner Hin­ter­blie­be­nen­ver­sor­gung ist Teil ei­ner um­fas­sen­den Ver­sor­gungs­re­ge­lung. Durch die Zu­sa­ge soll der Ar­beit­neh­mer in der Sor­ge um die fi­nan­zi­el­le La­ge sei­ner Hin­ter­blie­be­nen ent­las­tet wer­den. Die Hin­ter­blie­be­nen­ver­sor­gung nach dem Be­triebs­ren­ten­ge­setz knüpft an das ty­pi­sier­te Ver­sor­gungs­in­ter­es­se des Ar­beit­neh­mers an. Auch vor die­sem Hin­ter­grund kann es dem Ver­sor­gungs­schuld­ner – un­abhängig von den ver­si­che­rungs­ma­the­ma­ti­schen Erwägun­gen, die für den Um­fang der zu bil­den­den Rück­stel­lun­gen be­deut­sam sein können – nicht un­ter­sagt wer­den, die von ihm frei­wil­lig ein­geführ­te Hin­ter­blie­be­nen­ver­sor­gung auf ei­nen Per­so­nen­kreis zu be­schränken, hin­sicht­lich des­sen der Ver­sor­gungs­be­darf be­reits während des lau­fen­den Ar­beits­verhält­nis­ses an­ge­legt war. In-so­weit kann auch ein Stich­tag vor der Ver­ren­tung des Ar­beit­neh­mers oder vor der Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses (hier Ehe­sch­ließung vor der Voll­endung des 60. Le­bens­jah­res) für den Ver­sor­gungs­schuld­ner ei­ne we­sent­li­che Zäsur und da­mit ein sach­ge­rech­ter An­knüpfungs­punkt für die Re­ge­lun­gen der Hin­ter­blie­be­nen­ver­sor­gung sein. Ein we­sent­li­cher As­pekt dafür ist, dass die Hin­ter­blie­be­nen­ver­sor­gung nur dem­je­ni­gen zu­ste­hen soll, der die Be­rufstätig­keit des Ver­si­cher­ten je­den­falls durch Fürsor­ge mitträgt.
Ei­ne Späte­hen­klau­sel stellt ei­ne Ab­gren­zung zwi­schen dem In­ter­es­se des Ar­beit­neh­mers, die Ver­sor­gung sei­ner Ehe­frau zu er­die­nen und si­cher­zu­stel­len, und dem In­ter­es­se des Ar­beit­ge­bers, das Ru­he­geld als Teil des Ar­beits­lohns kal­ku­lier­bar zu hal­ten, dar. Die Re­ge­lung wird von sach­ge­rech­ten Erwägun­gen ge­tra­gen, dass die Wit­wen­bezüge nur ei­ner Wit­we des Ar­beit­neh­mers zu­ste­hen sol­len, die nach ih­rem Le­bens­al­ter noch zu sei­ner Ge­ne­ra­ti­on gehört, und ua. sei­ne Be­rufs­ar­beit durch ih­re Fürsor­ge mitträgt (BVerfG Be­schluss 11.09.1979 – 1 BVR 92/79). Dass bei ei­ner Ehe, die erst nach Voll­endung des 60.

 

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Le­bens­jah­res des ver­sor­gungs­be­rech­tig­ten Ar­beit­neh­mers ge­schlos­sen wird und bei ei­nem noch an­ste­hen­den Ar­beits­verhält­nis von nur noch we­ni­gen Jah­ren nicht mehr die Be­rufstätig­keit des Ar­beit­neh­mers ent­schei­dend durch Fürsor­ge der Ehe­frau mit­ge­tra­gen wer­den kann, liegt auf der Hand. Viel­mehr liegt hier un­abhängig vom Al­ter der Ehe­frau ein Fall ei­ner sog. Ver­sor­gungs­ehe vor, vor de­ren In­an­spruch­nah­me die Be­klag­te ein schutz-wer­tes Ab­weh­rin­ter­es­se hat.
Der mit der Späte­hen­klau­sel ver­folg­te Zweck ei­ner fi­nan­zi­el­len Ri­si­ko­be­gren­zung ist le­gi­tim und auch nicht willkürlich, denn im Ge­gen­satz zur ver­sor­gungs­na­hen Ehe verfügt der Ehe­gat­te bei Ein­ge­hen ei­ner sog. Frühehe in der Re­gel über kei­ne aus­rei­chen­den auf­grund ei­ge­ner Er­werbstätig­keit er­wor­be­nen Ver­sor­gungs­an­wart­schaf­ten, sei es, weil er erst kurz im Er­werbs­le­ben steht, sei es, weil er die Er­werbstätig­keit we­gen der Be­treu­ung sei­ner Kin­der auf­ge­ge­ben hat. Dem­ge­genüber ist bei der ver­sor­gungs­na­hen Ehe eher an­zu­neh­men, dass der Ehe­gat­te bei Ehe­sch­ließung ent­we­der über ei­ge­nen Ver­sor­gungs­an­wart­schaf­ten oder Vermögen verfügt und er da­her nicht auf Hin­ter­blie­be­nen­ver­sor­gung als Un­ter­halt in dem­sel­ben Maße an­ge­wie­sen ist wie ei­ne jun­ge Fa­mi­lie (BVerwG 27.05.2009 – 8 CN 1/09). Das bei Ehe­ab­schluss er­reich­te Le­bens­al­ter des Ar­beit­neh­mers wirkt sich auf die vom Ar­beit­ge­ber über­nom­me­nen Ver­sor­gungs­ri­si­ken er­heb­lich aus. Mit zu­neh­men­dem Al­ter des Ar­beit­neh­mers rückt der Ver­sor­gungs­fall Tod sta­tis­tisch ge­se­hen im­mer näher. Zu­dem sind die et­wai­gen Ver­sor­gungs­las­ten aus der Hin­ter­blie­be­nen­ver­sor­gung bei dem vor­lie­gen­den Ver­sor­gungs­sys­tem in der Re­gel beträcht­lich. Die Späte­hen­klau­sel ver­mei­det, dass ein bis­her nicht be­ste­hen­des ho­hes Ver­sor­gungs­ri­si­ko re­la­tiv spät neu ge­schaf­fen wird. In­so­fern kommt es auch nicht dar­auf an, ob es aus Sicht der Kläge­rin ein­fa­che­re oder na­he­lie­gen­de­re Lösun­gen gibt wie z. B. al­lein das An­knüpfen an die Dau­er ei­ner Ehe. Es muss viel­mehr dem Ar­beit­ge­ber über­las­sen blei­ben, nach wel­chen Kri­te­ri­en er ei­ne Hin­ter­blie­be­nen­ver­sor­gung be­grenzt, wenn die­se je­den­falls ei­ner In­halts­kon­trol­le nach § 10 AGG stand­hal­ten (BAG Ur­teil 28.07.2005 – 3 AZR 457/04).
ii) Im vor­lie­gen­den Fall ist auch kein Härte­fall er­kenn­bar, denn dem ver­sto­be­nen Ehe­mann der Kläge­rin war aus­weis­lich des von ihm un­ter­zeich­ne­ten Ar­beits­ver­tra­ges auf den sich die Kläge­rin im Pro­zess be­zo­gen hat, seit Be­ginn des Ar­beits­verhält­nis­ses be­kannt, dass ei­ne ent­spre­chen­de Späte­hen­klau­sel den Be­zug ei­ner Wit­wen­ren­te aus­sch­ließt. Er hat­te da­her die Möglich­keit, ent­spre­chend an­ders zu han­deln. Das Ar­gu­ment der Kläge­rin, man ha­be den Kin­dern ih­res ver­stor­be­nen Ehe­manns kei­ne neue Mut­ter vor­set­zen

 

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wol­len, war zwar von Be­deu­tung, doch ist die­ses im Lauf der Jah­re ver­blasst, denn nach Aus­kunft des Pro­zess­be­vollmäch­tig­ten der Kläge­rin war das jüngs­te Kind ih­res ver­stor­be­nen Ehe­manns zum Zeit­punkt der letz­ten münd­li­chen Ver­hand­lung Mit­te zwan­zig. Bei die­ser Sach­la­ge war der Um­stand, dass den Kin­dern kei­ne neue Mut­ter vor­ge­setzt wer¬den soll­te, für das Nicht­ein­ge­hen ei­ner neu­en Ehe nicht mehr von maßgeb­li­cher Be­deu­tung.

6. Die den An­spruch auf Hin­ter­blie­be­nen­ver­sor­gung ein­schränken­de Vor­aus­set­zung, dass die Ehe vor Voll­endung des 60. Le­bens­jah­res ge­schlos­sen sein muss­te, führt auch nicht zu ei­ner un­zulässi­gen Dis­kri­mi­nie­rung des Ge­schlechts. Dafür, dass die Vor­aus­set­zun­gen ei­ner stärke­ren Be­trof­fen­heit ei­nes Ge­schlechts vor­lie­gen, gibt es kei­ne An­halts­punk­te. Darüber hin­aus hat die Kläge­rin selbst ein­geräumt, dass die nicht ge­schlechts­neu­tra­len For­mu­lie­run­gen in der Ver­sor­gungs­ord­nung mit Da­tum 1. Ju­li 1982 im Hin­blick auf Frau­en und ein­ge­tra­ge­ne Le­bens­part­ner im We­ge ei­ner sach­ge­rech­ten Aus­le­gung ei­ner Kor­rek­tur zugäng­lich sind.

7. Die in der Ver­sor­gungs­ord­nung ent­hal­te­ne Späte­hen­klau­sel wi­der­spricht auch nicht Art. 6 Abs. 1 GG. Auf die Ehe­part­ner ist kein un­zulässi­ger Zwang aus­geübt wor­den. Den Ehe­part­ner ent­steht durch die Ver­sor­gungs­re­ge­lung kein Nach­teil, den sie oh­ne die Hei­rat nicht ge­habt hätte. Der Ar­beit­ge­ber ist nicht ver­pflich­tet, ei­ne Ehe­sch­ließung durch Einräum­ung von Ansprüchen zu fördern (BAG Ur­teil 28.07.2005 – 3 AZR 457/04).

III.

Die Kos­ten­ent­schei­dung folgt aus § 97 Abs. 1 ZPO.

IV.

Die Re­vi­si­on war we­gen grundsätz­li­cher Be­deu­tung der Rechts­sa­che (§ 72 Abs. 2 Nr. 1
ArbGG) zu­zu­las­sen.

Rechts­mit­tel­be­leh­rung:

 

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Ge­gen die­ses Ur­teil kann die Kläge­rin Re­vi­si­on ein­le­gen.

Für die Be­klag­te ist ge­gen die­ses Ur­teil kein Rechts­mit­tel ge­ge­ben.

Die Re­vi­si­on muss in­ner­halb ei­ner Frist von ei­nem Mo­nat ein­ge­legt und in­ner­halb ei­ner Frist von zwei Mo­na­ten be­gründet wer­den.

Bei­de Fris­ten be­gin­nen mit der Zu­stel­lung des in vollständi­ger Form ab­ge­fass­ten Ur­teils, spätes­tens aber mit Ab­lauf von fünf Mo­na­ten nach der Verkündung des Ur­teils.

Die Re­vi­si­on muss beim

Bun­des­ar­beits­ge­richt
Hu­go-Preuß-Platz 1
99084 Er­furt

Post­an­schrift:
Bun­des­ar­beits­ge­richt
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Te­le­fax-Num­mer:
0361 2636-2000

ein­ge­legt und be­gründet wer­den.

Die Re­vi­si­ons­schrift und die Re­vi­si­ons­be­gründung müssen von ei­nem Rechts­an­walt un­ter­zeich­net sein.

Es genügt auch die Un­ter­zeich­nung durch ei­nen Be­vollmäch­tig­ten der Ge­werk­schaf­ten und von Ver­ei­ni­gun­gen von Ar­beit­ge­bern so­wie von Zu­sam­men­schlüssen sol­cher Verbände
- für ih­re Mit­glie­der
- oder für an­de­re Verbände oder Zu­sam­men­schlüsse mit ver­gleich­ba­rer Aus­rich­tung und de­ren Mit­glie­der

oder

 

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von ju­ris­ti­schen Per­so­nen, de­ren An­tei­le sämt­lich in wirt­schaft­li­chem Ei­gen­tum ei­ner der im vor­ge­nann­ten Ab­satz be­zeich­ne­ten Or­ga­ni­sa­tio­nen ste­hen,
- wenn die ju­ris­ti­sche Per­son aus­sch­ließlich die Rechts­be­ra­tung und Pro­zess­ver­tre­tung die­ser Or­ga­ni­sa­ti­on und ih­rer Mit­glie­der oder an­de­re Verbände oder Zu­sam­men­schlüsse mit ver­gleich­ba­rer Aus­rich­tung und de­ren Mit­glie­der ent­spre­chend de­ren Sat­zung durchführt
- und wenn die Or­ga­ni­sa­ti­on für die Tätig­keit der Be­vollmäch­tig­ten haf­tet.

In je­dem Fall muss der Be­vollmäch­tig­te die Befähi­gung zum Rich­ter­amt ha­ben.

Zur Möglich­keit der Re­vi­si­ons­ein­le­gung mit­tels elek­tro­ni­schen Do­ku­ments wird auf die Ver­ord­nung über den elek­tro­ni­schen Rechts­ver­kehr beim Bun­des­ar­beits­ge­richt vom 09.03.2006 (BGBl. I, 519 ff.) hin­ge­wie­sen. Ein­zel­hei­ten hier­zu un­ter http://www.bun­des­ar­beits­ge­richt.de
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