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LAG Rhein­land-Pfalz, Ur­teil vom 15.11.2011, 3 Sa 271/11

   
Schlagworte: Urlaubsabgeltung, Tarifvertrag, Ausschlussfrist, Urlaub: Krankheit
   
Gericht: Landesarbeitsgericht Rheinland-Pfalz
Aktenzeichen: 3 Sa 271/11
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 15.11.2011
   
Leitsätze:
Vorinstanzen: Arbeitsgericht Mainz, Urteil vom 15.04.2011, 8 Ca 2556/10
   

Ak­ten­zei­chen:
3 Sa 271/11
8 Ca 2556/10
ArbG Mainz
Ent­schei­dung vom 15.11.2011

Te­nor:
Auf die Be­ru­fung der Be­klag­ten wird das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Mainz vom 15.04.2011 - 8 Ca 2556/10 - ab­geändert und die Kla­ge ab­ge­wie­sen.
Die Kos­ten des Rechts­streits (1. und 2. In­stanz) trägt die Kläge­rin.
Die Re­vi­si­on wird nicht zu­ge­las­sen.

Tat­be­stand:
Die Par­tei­en strei­ten über ei­nen An­spruch der Kläge­rin auf Ab­gel­tung von ge­setz­li­chen Ur­laubs­ansprüchen für den Zeit­raum vom 01. Ja­nu­ar 2006 bis 31. Mai 2010.

Die am 28. De­zem­ber 1966 ge­bo­re­ne Kläge­rin war bei der Be­klag­ten bzw. ih­ren Rechts­vorgänge­rin­nen seit 1984 als Kauf­frau im Ei­sen­bahn- und Straßen­ver­kehr ge­gen ein Brut­to­mo­nats­ent­gelt in Höhe von zu­letzt 2.132,32 EUR beschäftigt. Auf das Ar­beits­verhält­nis fin­den so­wohl auf­grund des § 2 des zwi­schen der Kläge­rin und der DB V. GmbH un­ter dem 26. Ju­ni 2002 ge­schlos­se­nen Ar­beits­ver­tra­ges als auch auf­grund bei­der­sei­ti­ger Ta­rif­bin­dung die Be­stim­mun­gen des Ba­sis­ta­rif­ver­tra­ges zu den funk­ti­ons­grup­pen­spe­zi­fi­schen Ta­rif­verträgen und funk­ti­ons­spe­zi­fi­schen Ta­rif­verträgen ver­schie­de­ner Un­ter­neh­men des DB Kon­zerns (Ba­sisTV), zu de­nen aus­weis­lich der An­la­ge 1 die Be­klag­te gehört, An­wen­dung.

Die Kläge­rin war seit dem 27. März 2006 nicht mehr ar­beitsfähig. Mit Schrei­ben vom 07. Ok­to­ber 2009 kündig­te die Be­klag­te das mit der Kläge­rin be­ste­hen­de Ar­beits­verhält­nis krank­heits­be­dingt zum 31. Mai 2010. Hier­ge­gen hat­te die Kläge­rin vor dem Ar­beits­ge­richt Mainz mit Schrift­satz vom 26. Ok­to­ber 2009, der am glei­chen Tag beim Ar­beits­ge­richt ein­ge­gan­gen und der Be­klag­ten am 30. Ok­to­ber 2009 zu­ge­stellt wor­den war, Kündi­gungs­schutz­kla­ge er­ho­ben (Az.: 1 Ca 2366/09). Im vor­letz­ten Ab­satz der Kla­ge­schrift vom 26. Ok­to­ber 2009 heißt es:

"Wir ma­chen die kläge­ri­schen Ent­gelt­ansprüche hier­mit für den Fall des An­nah­me­ver­zu­ges gel­tend. Dies be­zieht sich auf das ent­gan­ge­ne Ent­gelt so­wie sämt­li­che sons­ti­ge Leis­tun­gen wie Ur­laub, Ur­laubs­ent­gelt, Ur­laubs­ab­gel­tung, Ur­laubs­geld und vermögens­wirk­sa­me Leis­tun­gen. Für den Fall, dass das Ver­fah­ren über das Jah­res­en­de hin­aus fort­dau­ert, wird be­reits jetzt die Über­tra­gung der Ur­laubs­ta­ge auf das Fol­ge­jahr be­gehrt."

Die­ses vor­an­ge­gan­ge­ne Kündi­gungs­schutz­ver­fah­ren der Par­tei­en war gemäß dem Be­schluss des Ar­beits­ge­richts Mainz vom 14. Ju­li 2010 (Az.: 1 Ca 2366/09) gemäß § 278 Abs. 6 ZPO durch fol­gen­den Ver­gleich be­en­det wor­den:

Die Par­tei­en sind sich darüber ei­nig, dass das zwi­schen ih­nen be­ste­hen­de Ar­beits­verhält­nis auf­grund krank­heits­be­ding­ter ar­beit­ge­ber­sei­ti­ger Kündi­gung vom 07. Ok­to­ber 2009 mit Ab­lauf der ein­zu­hal­ten­den Kündi­gungs­fris­ten zum 31. Mai 2010 sein En­de ge­fun­den hat.

Die Be­klag­te zahlt an die Kläge­rin rechtsähn­lich den §§ 9, 10 KSchG ei­ne Ab­fin­dung in Höhe von 20.000,-- EUR (brut­to).

Die Be­klag­te er­teilt der Kläge­rin ein wohl­wol­len­des, qua­li­fi­zier­tes Ar­beits­zeug­nis, das als End­for­mu­lie­rung die übli­che Dan­kes- und Be­dau­erns­for­mel enthält.

Mit der vor­lie­gen­den Kla­ge vom 23. De­zem­ber 2010, die am glei­chen Tag beim Ar­beits­ge­richt Mainz ein­ge­gan­gen und der Be­klag­ten am 30. De­zem­ber 2010 zu­ge­stellt wor­den ist, ver­langt die Kläge­rin die Ab­gel­tung ih­rer ge­setz­li­chen Ur­laubs­ansprüche für die Zeit vom 01. Ja­nu­ar 2006 bis 31. Mai 2010. Nach ih­rer mit Schrift­satz vom 4. März 2011 kor­ri­gier­ten Be­rech­nung be­an­sprucht sie ei­ne Ur­lau­b­ab­gel­tung in Höhe von ins­ge­samt 8.628,40 EUR brut­to für je­weils 20 Ta­ge aus den Jah­ren 2006 bis 2009 und (an­tei­lig) acht Ta­ge aus dem Jahr 2010 (98,05 EUR brut­to pro Ur­laubs­tag x 88 Ur­laubs­ta­ge).

Die Kläge­rin hat vor­ge­tra­gen, die Kla­ge­for­de­rung sei nicht auf­grund der ta­rif­ver­trag­li­chen Aus­schluss­frist ver­fal­len. Sie ha­be ih­re Ur­laubs­ab­gel­tungs­ansprüche be­reits in der Kla­ge­schrift im vor­an­ge­gan­ge­nen Kündi­gungs­schutz­ver­fah­ren der Par­tei­en vor dem Ar­beits­ge­richt Mainz (Az.: 1 Ca 2366/09) gel­tend ge­macht. Im Übri­gen kom­me es ih­rer An­sicht nach für die Be­rech­nung ei­ner ta­rif­ver­trag­li­chen Aus­schluss­frist auf den Zeit­punkt des Ab­schlus­ses des Ver­glei­ches vom 14. Ju­li 2010 im vor­ge­nann­ten Kündi­gungs­schutz­ver­fah­ren an. Erst im Ju­li 2010 ha­be auf­grund des ge­schlos­se­nen Ver­glei­ches fest­ge­stan­den, dass ihr Ar­beits­verhält­nis endgültig be­en­det ge­we­sen sei. Im Fal­le ei­nes po­si­ti­ven Aus­gang des Kündi­gungs­rechts­streits wäre ein Ur­laubs­ab­gel­tungs­an­spruch we­der ent­stan­den noch fällig ge­we­sen.

Die Kläge­rin hat erst­in­stanz­lich zu­letzt be­an­tragt,
die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, an sie 8.628,40 EUR brut­to zuzüglich Zin­sen in Höhe von fünf Pro­zent­punk­ten über dem Ba­sis­zins­satz seit 30. De­zem­ber 2010 zu zah­len.

Die Be­klag­te hat be­an­tragt,
die Kla­ge ab­zu­wei­sen.

Sie hat er­wi­dert, der von der Kläge­rin gel­tend ge­mach­te Ur­laubs­ab­gel­tungs­an­spruch sei mit Ab­lauf des 30. No­vem­ber 2010 gemäß § 28 Ba­sisTV ver­fal­len. Ansprüche auf Ur­laubs­ab­gel­tung entstünden mit Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses und sei­en so­fort fällig. Auf den Zeit­punkt des vor dem Ar­beits­ge­richt Mainz ge­schlos­se­nen Ver­gleichs kom­me es nicht an, weil in die­sem aus­drück­lich nur die übe­rein­stim­men­de Rechts­auf­fas­sung der Par­tei­en fest­ge­legt wor­den sei, dass die aus­ge­spro­che­ne Ar­beit­ge­berkündi­gung das Ar­beits­verhält­nis be­en­det ha­be. Die flos­kel­haf­te For­mu­lie­rung in der Kla­ge­schrift vom 26. Ok­to­ber 2009 im Kündi­gungs­schutz­ver­fah­ren vor dem Ar­beits­ge­richt Mainz (Az.: 1 Ca 2366/09) wer­de den An­for­de­run­gen an ei­ne ord­nungs­gemäße Gel­tend­ma­chung nicht ge­recht. Un­abhängig da­von sei­en die Ansprüche nur be­dingt für den Fall des An­nah­me­ver­zu­ges gel­tend ge­macht wor­den. Ei­ne sol­che Be­din­gung sei nicht ein­ge­tre­ten, weil sie zu kei­nem Zeit­punkt in An­nah­me­ver­zug ge­we­sen sei. Im Übri­gen sei der An­spruch auf Ur­laubs­ab­gel­tung im Zeit­punkt ei­ner et­wai­gen Gel­tend­ma­chung mit der Kla­ge­schrift vom 26. Ok­to­ber 2009 we­der ent­stan­den noch fällig ge­we­sen. Nach der in § 28 Ba­sisTV ge­re­gel­ten Aus­schluss­frist könne nur ein be­reits be­ste­hen­der An­spruch dem Re­ge­lungs­be­reich der Norm un­ter­fal­len, während ei­ne Gel­tend­ma­chung von Ansprüchen be­reits vor de­ren Ent­ste­hung nicht möglich sei.

Mit Ur­teil vom 15. April 2011 (Az.: 8 Ca 2556/10) hat das Ar­beits­ge­richt Mainz der Kla­ge statt­ge­ge­ben. Zur Be­gründung hat es aus­geführt, dass der ent­stan­de­ne An­spruch der Kläge­rin auf Ab­gel­tung ih­rer ge­setz­li­chen Ur­laubs­ansprüche aus den Jah­ren 2006 bis 2009 so­wie an­tei­lig aus dem Jahr 2010 nicht auf­grund der Aus­schluss­frist des § 28 Ba­sisTV ver­fal­len sei. Die Kläge­rin ha­be die ta­rif­li­che Aus­schluss­frist, die auch den An­spruch auf Ur­laubs­ab­gel­tung er­fas­se, be­reits durch die Gel­tend­ma­chung in ih­rer Kla­ge­schrift im Kündi­gungs­schutz­ver­fah­ren vor dem Ar­beits­ge­richt Mainz (Az.: 1 Ca 2366/09) ge­wahrt. Zwar ha­be die Kläge­rin im Ein­gangs­satz des vor­letz­ten Ab­sat­zes der Kündi­gungs­schutz­kla­ge die be­zeich­ne­ten Ansprüche "für den Fall des An­nah­me­ver­zu­ges" gel­tend ge­macht. Der Ur­laubs­ab­gel­tungs­an­spruch ent­ste­he aber nicht im Fall des An­nah­me­ver­zu­ges, son­dern im Fal­le des Un­ter­lie­gens im Kündi­gungs­schutz­pro­zess. Die aus­drück­li­che Nen­nung der Ur­laubs­ab­gel­tung im zwei­ten Satz des vor­letz­ten Ab­sat­zes der Kündi­gungs­schutz­kla­ge ma­che nur dann Sinn, wenn sie für den Fall des Ver­lus­tes des Kündi­gungs­schutz­pro­zes­ses und da­mit der Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses er­fol­ge. Die pau­scha­le Gel­tend­ma­chung von "Ur­laubs­ab­gel­tung" sei auch aus­rei­chend be­stimmt. Zwar müsse je­de For­de­rung grundsätz­lich nach Grund und Höhe so­wie dem Zeit­raum, für den sie ver­folgt wer­de, gel­tend ge­macht wer­den. Dies gel­te aber dann nicht, wenn nur der An­spruchs­grund strit­tig sei. Zwi­schen den Par­tei­en ha­be die Fra­ge der Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses und nicht der Ur­laubs­ab­gel­tungs­an­spruch der Kläge­rin im Vor­der­grund ge­stan­den. Aus den ihr vor­lie­gen­den Un­ter­la­gen ha­be die Be­klag­te leicht er­se­hen können, in wel­chen Zeiträum­en die Kläge­rin bei ihr Ur­laub ge­nom­men ha­be, ins­be­son­de­re dass ihr we­gen ih­rer Er­kran­kung ab dem 27. März 2006 kein Ur­laub mehr gewährt wor­den sei. Dar­aus ha­be sich für die Be­klag­te er­ge­ben, dass der Kläge­rin für die­sen Zeit­raum min­des­tens der ge­setz­li­che Ur­laubs­an­spruch in Höhe von 20 Ar­beits­ta­gen zu­ge­stan­den ha­be. Die Höhe des Ur­laubs­ab­gel­tungs­an­spru­ches ha­be sie durch ei­ne Mul­ti­pli­ka­ti­on mit dem der Kläge­rin zu­ste­hen­den St­un­den­satz leicht er­rech­nen können. Ihr sei da­mit der Grund und der Um­fang der strei­ti­gen For­de­rung er­kenn­bar ge­we­sen, so dass ei­ne Kon­kre­ti­sie­rung nicht er­for­der­lich ge­we­sen sei. Die Kläge­rin ha­be ih­ren Ur­laubs­ab­gel­tungs­an­spruch in der Kündi­gungs­schutz­kla­ge auch be­reits wirk­sam gel­tend ma­chen können, ob­wohl sie die­sen An­spruch zu die­sem Zeit­punkt noch nicht ha­be ein­kla­gen können. § 28 Abs. 1 Ba­sisTV sei da­hin­ge­hend aus­zu­le­gen, dass auch ei­ne Gel­tend­ma­chung vor Fällig­keit möglich sein sol­le und die An­ga­be des Zeit­raums von sechs Mo­na­ten nach Fällig­keit le­dig­lich da­zu die­ne, das En­de der Aus­schluss­frist si­cher zu be­stim­men. Die ta­rif­li­chen Aus­schluss­fris­ten hätten den Sinn, möglichst zeit­nah das Be­ste­hen oder Nicht­be­ste­hen von Ansprüchen bei­der Par­tei­en fest­zu­stel­len, um Be­weis­schwie­rig­kei­ten zu ver­hin­dern und Klar­heit zu schaf­fen. Die­sem Zweck genüge auch die Gel­tend­ma­chung schon vor Fällig­keit des Ur­laubs­ab­gel­tungs­an­spruchs. Durch die aus­drück­li­che Gel­tend­ma­chung in der Kündi­gungs­schutz­kla­ge ha­be der Be­klag­ten deut­lich wer­den müssen, dass die Kläge­rin für den Fall der strei­ti­gen Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses ih­ren Ur­laubs­ab­gel­tungs­an­spruch ver­fol­ge. Die Kläge­rin ha­be da­her ih­ren An­spruch recht­zei­tig gel­tend ge­macht, so dass es nicht mehr dar­auf an­kom­me, ob die Ver­fall­frist mit dem En­de des Ar­beits­verhält­nis­ses am 31. Mai 2010 oder aber erst mit Ab­schluss des Ver­glei­ches am 14. Ju­li 2010 be­gon­nen ha­be.

Ge­gen das ihr am 28. April 2011 zu­ge­stell­te Ur­teil des Ar­beits­ge­richts hat die Be­klag­te mit Schrift­satz vom 06. Mai 2011, beim Lan­des­ar­beits­ge­richt Rhein­land-Pfalz am 09. Mai 2011 ein­ge­gan­gen, Be­ru­fung ein­ge­legt und die­se mit Schrift­satz vom 27. Ju­ni 2011, beim Lan­des­ar­beits­ge­richt Rhein­land-Pfalz am glei­chen Tag ein­ge­gan­gen, be­gründet.

Die Be­klag­te trägt vor, die Kläge­rin ha­be den Ur­laubs­ab­gel­tungs­an­spruch nicht recht­zei­tig in­ner­halb der ta­rif­ver­trag­li­chen Aus­schluss­frist gel­tend ge­macht. Die Gel­tend­ma­chung in der Kla­ge­schrift des Vor­ver­fah­rens vom 26. Ok­to­ber 2009 genüge nicht den An­for­de­run­gen des § 28 Ba­sisTV. Viel­mehr sei da­mit le­dig­lich flos­kel­haft und oh­ne Be­zug auf kon­kre­te Ansprüche al­les gel­tend ge­macht wor­den, was ir­gend­wie möglich er­schie­nen sei. Die be­ding­te Gel­tend­ma­chung für den Fall des An­nah­me­ver­zu­ges wi­der­spre­che ei­ner kla­ren und un­be­ding­ten Gel­tend­ma­chung. Es könne nicht er­war­tet wer­den, dass sie sich den Sinn des Ur­laubs­ab­gel­tungs­an­spruchs selbst er­sch­ließen müsse. Auch könne nicht dar­auf ab­ge­stellt wer­den, dass ein un­kla­rer, un­be­stimm­ter und zu­dem noch ein­deu­tig be­ding­ter An­spruch so ver­stan­den wer­den müsse, wie er aus Sicht der Kläge­rin bzw. des Ar­beits­ge­richts nur Sinn er­ge­ben könne. Der An­spruch sei kei­nes­wegs aus­rei­chend be­stimmt und we­der hin­sicht­lich des Grun­des noch der Höhe nach un­strei­tig. Bezüglich des An­spruchs­grun­des sei be­reits der vor­lie­gen­de Rechts­streit In­diz ge­nug. Auch die ursprüng­lich ge­for­der­te Höhe des Ur­laubs­ab­gel­tungs­an­spruchs sei von ihr in Ab­re­de ge­stellt wor­den, was tatsächlich zu ei­ner Kor­rek­tur der Kla­ge­for­de­rung geführt ha­be. Ent­ge­gen der vom Ar­beits­ge­richt vor­ge­nom­me­nen Aus­le­gung des § 28 Ba­sisTV er­ge­be sich aus dem Zu­satz "nach Fällig­keit", dass da­mit ei­ne Gel­tend­ma­chung vor Fällig­keit aus­ge­schlos­sen sei. Auch im Hin­blick auf die von ei­ner ta­rif­ver­trag­li­chen Aus­schluss­frist be­zweck­te Rechts­klar­heit ma­che es kei­nen Sinn, ir­gend­wel­che mögli­cher­wei­se zukünf­tig ent­ste­hen­den Ansprüche gel­tend zu ma­chen, selbst wenn sie noch nicht ein­mal ent­stan­den sei­en. An­de­ren­falls könn­te man oh­ne bzw. be­reits bei ge­ringfügi­gem An­lass im Hin­blick auf mögli­che späte­re Ansprüche pau­schal al­le ver­trag­li­chen Leis­tun­gen gel­tend ma­chen, um da­mit der An­wend­bar­keit ei­ner Aus­schluss­frist zu­vor zu kom­men. Mit­hin sei die For­mu­lie­rung in der Kla­ge­schrift vom 26. Ok­to­ber 2009 nicht als aus­rei­chen­de Gel­tend­ma­chung an­zu­se­hen. Auf den Zeit­punkt des Ver­gleichs­ab­schlus­ses im Kündi­gungs­schutz­ver­fah­ren vor dem Ar­beits­ge­richt Mainz kom­me es nicht an. Die Rechts­fol­ge der Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses sei nicht durch den Ver­gleich, son­dern gemäß des­sen ein­deu­ti­gen Wort­laut durch die Kündi­gung vom 07. Ok­to­ber 2009 her­bei­geführt wor­den. Im Übri­gen sei­en mögli­che Ur­laubs­ab­gel­tungs­ansprüche durch den im Kündi­gungs­schutz­ver­fah­ren ab­ge­schlos­se­nen Ver­gleich aus­ge­schlos­sen, weil da­mit dem beid­sei­ti­gen Verständ­nis fol­gend die ge­gen­sei­ti­gen Ansprüche aus dem Ar­beits­verhält­nis ab­ge­gol­ten sei­en. Sie be­ru­fe sich zu­dem auch auf ei­ne Verjährung der gel­tend ge­mach­ten Ansprüche. Da­nach wäre zu­min­dest die Ab­gel­tung des verjähr­ten Ur­laubs für 2006 nicht ge­schul­det.

Die Be­klag­te be­an­tragt,
das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Mainz vom 15. April 2011 - 8 Ca 2556/10 - ab­zuändern und die Kla­ge ab­zu­wei­sen.

Die Kläge­rin be­an­tragt,
die Be­ru­fung zurück­zu­wei­sen.

Sie er­wi­dert, ihr Kla­ge­an­spruch sei ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Be­klag­ten nicht ver­fal­len. Das Ar­beits­ge­richt ha­be zu Recht an­ge­nom­men, dass sie mit der Er­he­bung ih­rer Kündi­gungs­schutz­kla­ge vom 26. Ok­to­ber 2009 und der dar­in ent­hal­te­nen Gel­tend­ma­chung der Ur­laubs­ab­gel­tung die Aus­schluss­frist ge­wahrt ha­be. Ei­ne kon­kre­te Be­zif­fe­rung des Ur­laubs­ab­gel­tungs­an­spruchs sei nicht er­for­der­lich ge­we­sen. Viel­mehr genüge es, dass die gel­tend ge­mach­te For­de­rung aus Sicht des Ar­beit­ge­bers kon­kret be­stimm­bar sei. Der Be­klag­ten sei nach ih­rer Er­kran­kung die An­zahl der ihr zu­ste­hen­den Ur­laubs­ta­ge be­kannt ge­we­sen. Eben­so sei die Be­klag­te oh­ne Wei­te­res in der La­ge ge­we­sen, ih­ren Zah­lungs­an­spruch pro Ur­laubs­tag zu be­rech­nen. So­weit die Be­klag­te auf die im erst­in­stanz­li­chen Ver­fah­ren vor­ge­nom­me­ne Kor­rek­tur ab­stel­le, sei dies le­dig­lich auf ein Re­chen­ver­se­hen bei der Kla­ge zurück­zuführen. Ih­re Ur­laubs­ab­gel­tungs­ansprüche sei­en auch nicht durch den im Kündi­gungs­schutz­ver­fah­ren ab­ge­schlos­se­nen Ver­gleich mit er­le­digt wor­den, weil dar­in kei­ne Ab­gel­tungs­klau­sel ent­hal­ten sei. Hin­sicht­lich der Ansprüche aus dem Jah­re 2006 könne sich die Be­klag­te nicht auf die Ein­re­de der Verjährung be­ru­fen.

We­gen der wei­te­ren Ein­zel­hei­ten des Sach- und Streit­stan­des wird auf die Schriftsätze der Par­tei­en nebst An­la­gen Be­zug ge­nom­men.

Ent­schei­dungs­gründe:
Die gemäß § 64 Abs. 1 und 2 Buchst. b ArbGG statt­haf­te Be­ru­fung der Be­klag­ten ist form- und frist­ge­recht ein­ge­legt so­wie be­gründet wor­den (§§ 66 Abs. 1, 64 Abs. 6 ArbGG i. V. m. 519, 520 ZPO).

Die hier­nach zulässi­ge Be­ru­fung der Be­klag­ten hat auch in der Sa­che Er­folg.

Die zulässi­ge Kla­ge ist un­be­gründet.

Der streit­ge­genständ­li­che An­spruch auf Ab­gel­tung der ge­setz­li­chen Ur­laubs­ansprüche für die Zeit vom 01. Ja­nu­ar 2006 bis 31. Mai 2010 in Höhe von 8.628,40 EUR brut­to ist nach § 28 Abs. 1 Ba­sisTV ver­fal­len.

I. Auf das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en fin­den so­wohl kraft ar­beits­ver­trag­li­cher Ver­ein­ba­rung als auch auf­grund bei­der­sei­ti­ger Ta­rif­ge­bun­den­heit die Be­stim­mun­gen des Ba­sis­ta­rif­ver­tra­ges zu den funk­ti­ons­grup­pen­spe­zi­fi­schen Ta­rif­verträgen und funk­ti­ons­spe­zi­fi­schen Ta­rif­verträgen ver­schie­de­ner Un­ter­neh­men des DB Kon­zerns (Ba­sisTV), zu de­nen aus­weis­lich der An­la­ge 1 die Be­klag­te gehört, An­wen­dung. Nach § 28 Abs. 1 Ba­sisTV ver­fal­len Ansprüche aus dem Ar­beits­verhält­nis, wenn sie nicht in­ner­halb ei­ner Aus­schluss­frist von sechs Mo­na­ten nach Fällig­keit schrift­lich gel­tend ge­macht wer­den.

Der An­spruch auf Ab­gel­tung des be­ste­hen­den Ur­laubs ent­steht auch bei über das Ar­beits­verhält­nis hin­aus an­dau­ern­der Ar­beits­unfähig­keit gemäß § 7 Abs. 4 BUrlG mit Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses und wird so­fort fällig. Er ist nicht Sur­ro­gat des Ur­laubs­an­spruchs, son­dern rei­ne Geld­for­de­rung und un­ter­liegt da­mit wie an­de­re Ansprüche aus dem Ar­beits­verhält­nis ein­zel- und ta­rif­ver­trag­li­chen Aus­schluss­fris­ten. Das gilt auch für die Ab­gel­tung des nach § 13 Abs. 1 S. 1 i.V.m. § 3 Abs. 1 BUrlG un­ab­ding­ba­ren ge­setz­li­chen Min­des­t­ur­laubs (BAG 09. Au­gust 2011 - 9 AZR 352/10 - [ju­ris]).
Da­nach hätte die Kläge­rin den mit der Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses zum 31. Mai 2010 ent­stan­de­nen und so­fort fällig ge­wor­de­nen An­spruch auf Ab­gel­tung ih­rer ge­setz­li­chen Ur­laubs­ansprüche in­ner­halb der sechs­mo­na­ti­gen Aus­schluss­frist des § 28 Abs. 1 Ba­sisTV bis zum 30. No­vem­ber 2010 schrift­lich gel­tend ma­chen müssen. Dar­an fehlt es. Die Fällig­keit des Ur­laubs­ab­gel­tungs­an­spruchs ist durch die von der Kläge­rin vor dem Ar­beits­ge­richt Mainz er­ho­be­ne Kündi­gungs­schutz­kla­ge (Az.: 1 Ca 2366/09) nicht bis zum Ab­schluss des Ver­gleichs vom 14. Ju­li 2010 hin­aus­ge­scho­ben wor­den. Die Kündi­gungs­schutz­kla­ge be­inhal­tet auch kei­ne Gel­tend­ma­chung des An­spruchs auf Ab­gel­tung von Ur­laubs­ansprüchen aus der Zeit bis zur Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses der Par­tei­en zum 31. Mai 2010. Mit der vor­lie­gen­den Kla­ge vom 23. De­zem­ber 2010 hat die Kläge­rin den An­spruch nicht recht­zei­tig gel­tend ge­macht. Der Kla­ge­an­spruch ist da­mit ver­fal­len.

1. Ent­ge­gen der An­sicht der Kläge­rin ist der An­spruch nicht erst mit Ab­schluss des Ver­gleichs vom 14. Ju­li 2010 im vor­an­ge­gan­ge­nen Kündi­gungs­schutz­ver­fah­ren, son­dern be­reits mit der Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses der Par­tei­en zum 31. Mai 2010 fällig ge­wor­den.

§ 28 Abs. 1 Ba­sisTV stellt al­lein auf die Fällig­keit des An­spruchs ab. Der Um­stand, dass die Kläge­rin mit der von ihr er­ho­be­nen Kündi­gungs­schutz­kla­ge die von der Be­klag­ten zum 31. Mai 2010 aus­ge­spro­che­ne Kündi­gung an­ge­grif­fen hat und über de­ren Wirk­sam­keit Streit zwi­schen den Par­tei­en be­stand, hat die Fällig­keit des An­spruchs nicht hin­aus­ge­scho­ben. Die Fällig­keit ei­nes An­spruchs tritt un­abhängig da­von ein, ob der Gläubi­ger den An­spruch oder die an­spruchs­be­gründen­den Vor­aus­set­zun­gen kennt. Sinn und Zweck ei­ner ta­rif­li­chen Aus­schluss­klau­sel ist es, dem An­spruch­schuld­ner in­ner­halb der ta­rif­li­chen Aus­schluss­fris­ten vor Au­gen zu führen, wel­che Ansprüche ge­gen ihn noch er­ho­ben wer­den sol­len. Sind sol­che Ansprüche nicht in­ner­halb der Aus­schluss­frist gel­tend ge­macht wor­den, soll er dar­auf ver­trau­en können, dass er mit wei­te­ren Ansprüchen nicht zu rech­nen braucht. Der da­mit be­zweck­te Rechts­frie­de könn­te nicht er­reicht wer­den, wenn für den Be­ginn der Aus­schluss­frist auf die Kennt­nis des Gläubi­gers vom Be­ste­hen des An­spruchs ab­ge­stellt würde (BAG 03. Au­gust 1982 - 1 AZR 45/81 - [ju­ris], zu 2 der Gründe). Nach § 28 Abs. 3 Ba­sisTV gilt et­was an­de­res nur dann, wenn Ansprüche für den Be­an­stan­den­den nach­weis­bar erst zu ei­nem späte­ren Zeit­punkt er­kenn­bar wur­den.

Im Streit­fall kann nicht an­ge­nom­men wer­den, die Kläge­rin wäre an­ge­sichts der Un­ge­wiss­heit über das En­de des Ar­beits­verhält­nis­ses nicht in der La­ge ge­we­sen, ih­ren An­spruch auf Ab­gel­tung von Ur­laubs­ansprüchen für die Zeit vom 01. Ja­nu­ar 2006 bis 31. Mai 2010 recht­zei­tig gel­tend zu ma­chen. Viel­mehr ist die Kläge­rin - im Ge­gen­teil - so­gar der An­sicht, sie ha­be die­sen An­spruch be­reits mit ih­rer Kündi­gungs­schutz­kla­ge vom 26. Ok­to­ber 2009 gel­tend ge­macht. Auch wenn die Kläge­rin mit ih­rer Kündi­gungs­schutz­kla­ge in ers­ter Li­nie die Fort­set­zung des Ar­beits­verhält­nis­ses be­gehr­te, ent­band sie das nicht von der Not­wen­dig­keit, ih­ren Ur­laubs­ab­gel­tungs­an­spruch für den Fall gel­tend zu ma­chen, dass ih­re Kündi­gungs­schutz­kla­ge ab­ge­wie­sen wur­de, zu­mal die­se Möglich­keit in An­be­tracht ih­rer be­reits seit dem 27. März 2006 un­un­ter­bro­chen be­ste­hen­den Ar­beits­unfähig­keit zu­min­dest na­he­lag (vgl. BAG 03. Au­gust 1982 - 1 AZR 45/81 - [ju­ris], zu 2 der Gründe). Dem steht auch nicht ent­ge­gen, dass ei­ne an die Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses an­knüpfen­de kürze­re Aus­schluss­frist nicht zu lau­fen be­ginnt, so­lan­ge we­gen des Schwe­bens ei­nes Kündi­gungs­schutz­pro­zes­ses die Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses nicht fest­steht (BAG 3. De­zem­ber 1970 - 5 AZR 68/70 - BA­GE 23, 110; 11. Fe­bru­ar 2009 - 5 AZR 168/08 - NZA 2009, 687), weil dies ei­nen an­de­ren Sach­ver­halt be­trifft. So­weit ei­ne ta­rif­li­che Aus­schluss­klau­sel selbst an die Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses an­knüpft, be­ginnt die­se Aus­schluss­frist erst dann zu lau­fen, wenn die Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses zwi­schen den Ver­trags­par­tei­en fest­steht. Auf ei­ne Aus­schluss­klau­sel, die nicht auf die Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses, son­dern - wie hier - auf die Fällig­keit des An­spruchs ab­stellt, kann die­ser Rechts­satz nicht über­tra­gen wer­den (BAG 03. Au­gust 1982 - 1 AZR 45/81 - [ju­ris], zu 2 der Gründe).

Nach dem ge­schlos­se­nen Ver­gleich vom 14. Ju­li 2010 sind sich die Par­tei­en darüber ei­nig, dass ihr Ar­beits­verhält­nis auf­grund der Kündi­gung vom 7. Ok­to­ber 2009 zum 31. Mai 2010 sein En­de ge­fun­den hat. Die Kla­ge­for­de­rung ist dem­gemäß mit der Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses zum 31. Mai 2010 auf­grund der von der Be­klag­ten aus­ge­spro­che­nen Kündi­gung fällig ge­wor­den.

2. Die Kläge­rin hat den streit­ge­genständ­li­chen An­spruch auf Ab­gel­tung der ge­setz­li­chen Ur­laubs­ansprüche aus der Zeit vom 01. Ja­nu­ar 2006 bis zum 31. Mai 2010 nicht be­reits mit ih­rer vor dem Ar­beits­ge­richt Mainz er­ho­be­nen Kündi­gungs­schutz­kla­ge vor Ent­ste­hung und Fällig­keit des An­spruchs gel­tend ge­macht. Auf die Fra­ge, ob ei­ne die ta­rif­li­che Aus­schluss­frist wah­ren­de Gel­tend­ma­chung be­reits vor dem Ent­ste­hen des Ur­laubs­ab­gel­tungs­an­spruchs über­haupt möglich ist, kommt es da­her nicht an.

a) Aus­schluss­fris­ten die­nen der Rechts­si­cher­heit und be­zwe­cken, dass sich der An­spruchs­geg­ner auf die aus Sicht des An­spruch­stel­lers noch of­fe­nen For­de­run­gen recht­zei­tig ein­stellt, Be­wei­se si­chert oder vor­sorg­lich Rück­la­gen bil­den kann. Die Gel­tend­ma­chung setzt vor­aus, dass der An­spruch sei­nem Grun­de nach hin­rei­chend deut­lich be­zeich­net und die Höhe des An­spruchs, so­wie der Zeit­raum, für den er ver­folgt wird, mit der für den Schuld­ner not­wen­di­gen Deut­lich­keit er­sicht­lich gel­tend ge­macht wird. Des­halb müssen die Art des An­spruchs so­wie die Tat­sa­chen, auf die der An­spruch gestützt wird, er­kenn­bar sein, während ei­ne recht­li­che Be­gründung nicht er­for­der­lich ist (BAG 22. April 2004 - 8 AZR 652/02 - AP BAT-O §§ 22, 23 Nr. 28, zu II 1 a der Gründe).

b) Aus­ge­hend von die­sen Grundsätzen be­inhal­tet die Kla­ge­schrift vom 26. Ok­to­ber 2009 im vor­an­ge­gan­ge­nen Kündi­gungs­schutz­ver­fah­ren der Par­tei­en kei­ne aus­rei­chen­de Gel­tend­ma­chung des mit der vor­lie­gen­den Kla­ge ver­folg­ten An­spruchs.

Im vor­letz­ten Ab­satz der Kündi­gungs­schutz­kla­ge vom 26. Ok­to­ber 2009 hat die Kläge­rin le­dig­lich Ansprüche "für den Fall des An­nah­me­ver­zu­ges" gel­tend ge­macht, d.h. die auf der Kündi­gungs­schutz­kla­ge auf­bau­en­den Ansprüche, die sich auf­grund der gel­tend ge­mach­ten Un­wirk­sam­keit der Kündi­gung aus dem Fort­be­ste­hen des Ar­beits­verhält­nis­ses über den Ab­lauf der Kündi­gungs­frist hin­aus er­ge­ben würden. Bei den im Satz 2 des vor­letz­ten Ab­sat­zes der Kündi­gungs­schutz­kla­ge auf­geführ­ten "Leis­tun­gen" - u.a. auch "Ur­laubs­ab­gel­tung" - han­delt es sich gemäß der aus­drück­li­chen Be­zug­nah­me auf den vor­an­ge­gan­ge­nen Satz 1 ("Dies be­zieht sich auf…") um ei­ne Be­zeich­nung der Art der für den Fall des An­nah­me­ver­zu­ges gel­tend ge­mach­ten Ansprüche. Da­mit hat die Kläge­rin al­len­falls Ur­laubs­ansprüche für den An­nah­me­ver­zugs­zeit­raum nach Ab­lauf der Kündi­gungs­frist gel­tend ge­macht. Dar­an ändert auch der Um­stand nichts, dass ei­ne Ab­gel­tung von Ur­laubs­ansprüchen nur für den Fall der Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses be­an­sprucht wer­den kann. Ins­be­son­de­re führt die pau­scha­le Gel­tend­ma­chung ei­nes An­spruchs auf Ur­laubs­ab­gel­tung "für den Fall des An­nah­me­ver­zu­ges" nicht et­wa da­zu, dass der Ar­beit­ge­ber selbst zu er­gründen hat, ob und ggf. wel­che Ur­laubs­ansprüche aus wel­chen Ur­laubs­jah­ren im Fal­le ei­ner Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses ab­zu­gel­ten sein könn­ten. Die pau­scha­le Gel­tend­ma­chung sämt­li­cher Ansprüche "für den Fall des An­nah­me­ver­zu­ges" um­fasst je­den­falls nicht den streit­ge­genständ­li­chen Zeit­raum vom 01. Ja­nu­ar 2006 bis 31. Mai 2010, für den die Kläge­rin im vor­lie­gen­den Ver­fah­ren die Ab­gel­tung ih­rer ge­setz­li­chen Ur­laubs­ansprüche ver­langt. Der vor­letz­te Ab­satz der Kündi­gungs­schutz­kla­ge vom 26. Ok­to­ber 2009 lässt nicht ein­mal an­satz­wei­se er­ken­nen, ob und ggf. für wel­chen Zeit­raum bis zur Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses zum 31. Mai 2010 die Ab­gel­tung wel­cher Ur­laubs­ansprüche gel­tend ge­macht wer­den soll.

Mit­hin ist der mit der vor­lie­gen­den Kla­ge ver­folg­te An­spruch auf Ab­gel­tung der für die Zeit vom 01. Ja­nu­ar 2006 bis 31. Mai 2010 ent­stan­de­nen ge­setz­li­chen Ur­laubs­ansprüche man­gels aus­rei­chen­der Gel­tend­ma­chung in­ner­halb der ta­rif­li­chen Aus­schluss­frist ver­fal­len.

II. Die Kos­ten­ent­schei­dung folgt aus § 91 Abs. 1 ZPO.

Die Re­vi­si­on konn­te nicht zu­ge­las­sen wer­den, weil hierfür die ge­setz­li­chen Vor­aus­set­zun­gen (§ 72 Abs. 2 ArbGG) nicht vor­lie­gen.

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