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ARBEITSRECHT AKTUELL // 20/054

Hin­weis auf dro­hen­den Ur­laubs­ver­fall bei lan­ger Krank­heit

Ar­beit­ge­ber müs­sen lang­zeit-er­krank­te Ar­beit­neh­mer nicht auf Ur­laubs­ver­fall am Jah­res­en­de hin­wei­sen: Lan­des­ar­beits­ge­richt Hamm, Ur­teil vom 24.07.2019, 5 Sa 676/19
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18.04.2020. Ar­beit­ge­ber sind ver­pflich­tet, Ar­beit­neh­mer recht­zei­tig dar­auf hin­zu­wei­sen, dass ein un­ge­nutz­ter (ge­setz­li­cher) Ur­laubs­an­spruch ge­mäß § 7 Abs.3 Bun­des­ur­laubs­ge­setz (BUrlG) am En­de des Ka­len­der­jah­res ver­fällt.

Zu dem Warn­hin­weis durch den Ar­beit­ge­ber ge­hört auch die Auf­for­de­rung, den Ur­laub recht­zei­tig zu neh­men.

In die­sem Sin­ne ha­ben En­de 2018 und An­fang 2019 der Eu­ro­päi­sche Ge­richts­hof (EuGH) und das Bun­des­ar­beits­ge­richt (BAG) ent­schie­den (EuGH, Ur­teil vom 06.11.2018, C-684/16, Rn.45 [Shi­mi­zu]; BAG, Ur­teil vom 19.02.2019, 9 AZR 541/15, Rn.30 [Shi­mi­zu], wir be­rich­te­ten u.a. in Ar­beits­recht ak­tu­ell: 19/046 BAG be­schränkt Ver­fall von Ur­laub).

Frag­lich ist, ob der Ar­beit­ge­ber auch zu ei­nem Hin­weis ver­pflich­tet ist, wenn der Ar­beit­neh­mer über ei­ne lan­ge Zeit oh­ne Un­ter­bre­chung ar­beits­un­fä­hig er­krankt ist, denn dann kann der Ar­beit­neh­mer ja gar kei­nen Ur­laub neh­men.

Nein, dann be­steht kei­ne Hin­weis­pflicht, so je­den­falls das Lan­des­ar­beits­ge­richt (LAG) Hamm (LAG Hamm, Ur­teil vom 24.07.2019,5 Sa 676/19).

Im Streit­fall war ei­ne Ar­beit­neh­me­rin von 2017 bis Mit­te 2019 durch­ge­hend er­krankt und ver­lang­te nach ih­rer Ge­ne­sung 14 Ur­laubs­ta­ge für 2017. Die­se wä­ren nach der Recht­spre­chung zum The­ma "Ur­laub und Krank­heit" an sich En­de März 2019 (= 15 Mo­na­te nach Ab­lauf des Ur­laubs­jah­res 2017) un­ter­ge­gan­gen. Da­her be­rief sich die Ar­beit­neh­me­rin dar­auf, dass der Ar­beit­ge­ber sie (un­strei­tig) im Jah­re 2017 nicht auf den be­vor­ste­hen­den Ver­fall des Ur­laubs­an­spruchs hin­ge­wie­sen hat­te.

Das LAG Hamm wies die Kla­ge ab, wie schon das Ar­beits­ge­richt Pa­der­born (Ur­teil vom 04.04.2019, 2 Ca 1602/18). Der Leit­satz der Ent­schei­dung des LAG Hamm lau­tet:

"Ei­ne Be­leh­rungs­pflicht des Ar­beit­ge­bers da­hin­ge­hend, dass Ur­laubs­an­sprü­che bei Nicht­i­n­an­spruch­nah­me bis zum 31.12. des Ka­len­der­jah­res oder bis zum 31.03. des Fol­ge­jah­res im Fall der Über­tra­gung er­lö­schen, be­steht bei ei­ner lang­fris­tig er­krank­ten Ar­beit­neh­me­rin nicht; die­se Pflicht be­steht erst wie­der nach Wie­der­ge­ne­sung be­zo­gen auf die kon­kre­ten An­sprü­che der Ar­beit­neh­me­rin."

Das LAG Hamm hat die Re­vi­si­on zum BAG zu­ge­las­sen, die mitt­ler­wei­le ein­ge­legt wur­de. Vor­aus­sicht­li­cher Ent­schei­dungs­ter­min des BAG ist der 26.05.2020 (Ak­ten­zei­chen des BAG: 9 AZR 401/19).

Mitt­ler­wei­le hat sich das Lan­des­ar­beits­ge­richt Rhein­land-Pfalz der Mei­nung des LAG Hamm an­ge­schlos­sen (LAG Rhein­land-Pfalz, Ur­teil vom 15.01.2020, 7 Sa 284/19).

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Letzte Überarbeitung: 16. November 2021

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