HENSCHE RECHTSANWÄLTE, FACHANWALTSKANZLEI FÜR ARBEITSRECHT

 

LAG Ber­lin-Bran­den­burg, Ur­teil vom 15.07.2014, 7 Sa 662/14

   
Schlagworte: Bestimmtheit, Änderungskündigung
   
Gericht: Landesarbeitsgericht Berlin-Brandenburg
Aktenzeichen: 7 Sa 662/14
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 15.07.2014
   
Leitsätze:

1. Die Bestimmtheit eines mit der Kündigung unterbreiteten Änderungsangebot kann sich aus den anwendbaren Tarifverträgen ergeben (vgl. BAG v. 26.4.2004 – 2 AZR 628/03 – BAGE 112, 58). Dazu ist die Wiedergabe der im Tarifvertrag enthaltenen Regelungen im Änderungsangebot nicht erforderlich (hier TV Ratio TDG).

2. Das Änderungsangebot kann auch auf einen Tarifvertrag verweisen, der nach seinen Regelungen vor der Kündigung schon in Kraft treten soll, aber erst nach Zugang der Kündigung wegen des Schriftformerfordernisses Wirksamkeit erlangt.

3. Zur rückwirkenden Abkürzung von Kündigungsfristen durch einen Tarifvertrag (wie BAG v. 18.09.1997 – 2 AZR 614/96).

Vorinstanzen: Arbeitsgericht Potsdam, Urteil vom 14.01.2014, 3 Ca 1440/13
   

Lan­des­ar­beits­ge­richt

Ber­lin-Bran­den­burg  

Verkündet

am 15. Ju­li 2014

Geschäfts­zei­chen (bit­te im­mer an­ge­ben)
7 Sa 662/14
3 Ca 1440/13
Ar­beits­ge­richt Pots­dam  

L.
Ge­richts­beschäftig­te
als Ur­kunds­be­am­ter/in
der Geschäfts­stel­le

Im Na­men des Vol­kes

Ur­teil

In Sa­chen

pp

hat das Lan­des­ar­beits­ge­richt Ber­lin-Bran­den­burg, 7. Kam­mer,
auf die münd­li­che Ver­hand­lung vom 15. Ju­li 2014
durch die Vor­sit­zen­de Rich­te­rin am Lan­des­ar­beits­ge­richt R. als Vor­sit­zen­de
so­wie die eh­ren­amt­li­chen Rich­ter Herrn P. und Herrn T.
für Recht er­kannt:

I. Die Be­ru­fung der Kläge­rin ge­gen das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Pots­dam
vom 14. Ja­nu­ar 2014 - 3 Ca 1440/13 - wird auf ih­re Kos­ten zurück­ge­wie­sen.


II. Die Re­vi­si­on wird zu­ge­las­sen.

Tat­be­stand

Die Par­tei­en strei­ten über die Wirk­sam­keit ei­ner be­triebs­be­ding­ten Ände­rungskündi­gung.

Die 1971 ge­bo­re­ne, zwei Kin­dern zum Un­ter­halt ver­pflich­te­te Kläge­rin ist bei der Be­klag­ten un­ter An­rech­nung von Beschäfti­gungs­zei­ten seit dem 1. Au­gust 1987 beschäftigt und war zu­letzt auf der Grund­la­ge des schrift­li­chen Ände­rungs­ver­tra­ges vom 16.4.2007 (Bl. 7 – 10 d.A.) als Ver­triebs­be­auf­trag­te im Be­trieb der Be­klag­ten „T. Di­rekt­ver­trieb und Be­ra­tung“ (im fol­gen­den DT­DB) in Pots­dam tätig. In § 2 die­ses Ände­rungs­ver­tra­ges wer­den die für den Be­trieb be­trieb­lich/fach­lich je­weils ein­schlägi­gen Ta­rif­verträge in ih­rer je­weils gülti­gen Fas­sung in Be­zug ge­nom­men.

 

- 3 -

Un­ter dem Da­tum vom 21.06.2011 ver­ein­bar­te die Be­klag­te mit der Ge­werk­schaft ver.di den „Ta­rif­ver­trag Be­reichs­aus­nah­me DT­DB“ (Bl. 46 – 48 d.A.), nach des­sen Be­stim­mun­gen im We­sent­li­chen die Ta­rif­verträge der Deut­schen T. GmbH auf den Be­trieb DT­DB An­wen­dung fin­den soll­ten. Außer­dem schloss die Be­klag­te mit der Ge­werk­schaft ver.di den „Ta­rif­ver­trag Ra­tio­na­li­sie­rungs­schutz und Beschäfti­gungs­si­che­rung vom 1.4.2010“ (Bl. 49 – 67 d.A.), der ei­nen Wech­sel von den von Um­struk­tu­rie­rungs­maßnah­men be­trof­fe­nen Ar­beit­neh­mer in ei­ne Beschäfti­gungs- und Qua­li­fi­zie­rungs­ein­heit re­gelt. Un­ter § 5 Abs. 3 sieht die­ser Ta­rif­ver­trag für die dafür er­for­der­li­chen Ände­rungskündi­gun­gen ei­ne Kündi­gungs­frist von 3 Wo­chen zum 15. bzw. zum En­de des Mo­nats vor. § 17 lau­tet wie folgt: „Die­ser Ta­rif­ver­trag tritt am 1. April 2010 in Kraft“. Der Ta­rif­ver­trag wur­de im Som­mer 2013 von den Ta­rif­ver­trags­par­tei­en un­ter­zeich­net, wo­bei zwi­schen den Par­tei­en strei­tig ist, wann die Un­ter­schrif­ten er­folg­ten und an wel­chem Tag der auch von der Ar­beit­ge­be­rin un­ter­schrie­be­ne Ta­rif­ver­trag bei der Ge­werk­schaft ein­ge­gan­gen ist.

Die Be­klag­te leg­te zum 31.Ju­li 2013 den Be­trieb DT­DB still. Zu­vor schloss sie mit dem für den Be­trieb DT­DB ge­bil­de­ten Be­triebs­rat un­ter dem 2. Mai 2013 ei­nen In­ter­es­sen­aus­gleich, der die Sch­ließung des Be­trie­bes zum 31.07.2013 und ei­ne Ver­set­zung der Ar­beit­neh­mer zur Beschäfti­gungs- und Qua­li­fi­zie­rungs­ein­heit V. vor­sah, so­fern kei­ne un­mit­tel­ba­re An­schluss­beschäfti­gung er­folg­te (§ 2 Abs. 7 des In­ter­es­sen­aus­gleichs). Für die Ein­zel­hei­ten des In­ter­es­sen­aus­gleichs wird auf Bl. 68 - 71 d.A. Be­zug ge­nom­men. Zur Um­set­zung die­ser Maßnah­me bot die Be­klag­te der Kläge­rin, wie auch an­de­ren Ar­beit­neh­mern, so­wohl ei­nen Auf­he­bungs­ver­trag ge­gen Zah­lung ei­ner Ab­fin­dung als auch ei­nen Ände­rungs­ver­trag für ei­nen Wech­sel in die V. an. Zur In­for­ma­ti­on über die Kon­di­tio­nen ei­nes Wech­sels zu V. über­sand­te die Be­klag­te ih­ren Beschäfti­gen ein Merk­blatt, für des­sen Ein­zel­hei­ten auf Bl. 292 d.A Be­zug ge­nom­men wird.

Nach­dem die Kläge­rin so­wohl ein An­ge­bot auf Ab­schluss ei­nes Auf­he­bungs­ver­tra­ges als auch ei­nes Ände­rungs­ver­tra­ges ab­ge­lehnt hat­te, hörte die Be­klag­te den Be­triebs­rat mit ei­nem Mus­ter­an­schrei­ben vom 27.06.2013, dem ei­ne Lis­te al­ler be­trof­fe­nen Ar­beit­neh­mer mit den So­zi­al­da­ten bei­gefügt war, zu ei­ner be­ab­sich­tig­ten Ände­rungskündi­gung auch der Kläge­rin an. Der Be­triebs­rat wi­der­sprach mit Schrei­ben vom 4.7.2013 den be­ab­sich­tig­ten Kündi­gun­gen, stimm­te aber als Be­triebs­rat des ab­ge­ben­den Be­reichs den Ver­set­zun­gen zu, worüber er die Mit­ar­bei­ter mit ei­ner E-Mail vom 2.7.2013 (Bl. 220 d.A) in Kennt­nis setz­te. Wei­ter­hin er­stat­te­te die Be­klag­te am 4.7.2013 ei­ne Mas­sen­ent­las­sungs­an­zei­ge bei der Bun­des­agen­tur für Ar­beit, die mit Be­scheid vom 26.07.2013 (Bl. 77 d.A.) ei­ne Sperr­frist bis zum 4.8.2013 fest­leg­te.

 

- 4 -

Mit Schrei­ben vom 8. Ju­li 2013 (Bl. 11 d.A.), der Kläge­rin zu­ge­gan­gen am 10. Ju­li 2013 kündig­te die Be­klag­te das Ar­beits­verhält­nis mit ei­ner Kündi­gungs­frist von 3 Wo­chen zum 15. bzw. dem En­de des Mo­nats zum 31.07.2013 hilfs­wei­se zum nächst zulässi­gen Ter­min und bot der Kläge­rin zu­gleich die Fort­set­zung des Ar­beits­verhält­nis­ses ab dem 01.08.2013, hilfs­wei­se ab dem nächst zulässi­gen Ter­min in der Ver­mitt­lungs- und Qua­li­fi­zie­rungs­ein­heit V. der Deut­schen T. AG zu den in Ab­schnitt I des TV Ra­tio TDG (nebst An­la­gen) ge­nann­ten Be­din­gun­gen an. Die Kläge­rin nahm das An­ge­bot un­ter Vor­be­halt der so­zia­len Recht­fer­ti­gung mit Schrei­ben ih­res Pro­zess­be­vollmäch­tig­ten vom 11.07.2013 an.

Mit der beim Ar­beits­ge­richt am 19.Ju­li 2013 ein­ge­gan­ge­nen Kla­ge wen­det sich die Kläge­rin ge­gen die­se Kündi­gung, die sie für so­zi­al un­ge­recht­fer­tigt und für rechts­un­wirk­sam hält.

Das Ar­beits­ge­richt Pots­dam hat – nach­dem die Kläge­rin in der Güte­ver­hand­lung zu Pro­to­koll erklärte, sie be­strei­te nicht, dass der TV-Ra­tio TDG aus 2010 ord­nungs­gemäß un­ter­schrie­ben sei - mit Ur­teil vom 14. Ja­nu­ar 2014, auf des­sen Tat­be­stand we­gen der wei­te­ren Ein­zel­hei­ten des erst­in­stanz­li­chen Vor­brin­gens der Par­tei­en Be­zug ge­nom­men wird, die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Zur Be­gründung hat es im We­sent­li­chen aus­geführt, die Ände­rungskündi­gung sei so­zi­al ge­recht­fer­tigt, da drin­gen­de be­trieb­li­che Er­for­der­nis­se vor­lie­gen würden, die ei­ner Wei­ter­beschäfti­gung der Kläge­rin zu un­veränder­ten Ar­beits­be­din­gun­gen im Be­trieb DT­DB ent­ge­genstünden. Die­ser Be­trieb sei zum 31.07.2013 still­ge­legt wor­den. Ei­ner So­zi­al­aus­wahl ha­be es nicht be­durft, da kein Ar­beit­neh­mer im Be­trieb ver­blie­ben sei. Die Be­klag­te ha­be sich mit ih­rem Ände­rungs­an­ge­bot auf sol­che Ände­run­gen be­schränkt, die von der Kläge­rin bil­li­ger­wei­se hin­zu­neh­men wären. Man­gels frei­er an­de­rer Ar­beitsplätze im Un­ter­neh­men könne die Be­klag­te die Kläge­rin nur in V. wei­ter­beschäfti­gen. Für ei­ne kon­zern­wei­te Wei­ter­beschäfti­gungs­pflicht feh­le es an den Vor­aus­set­zun­gen. Auch sei die von der Be­klag­ten gewähl­te Kündi­gungs­frist wirk­sam. Die­se be­ru­he auf ei­ner zulässi­gen ta­rif­li­chen Re­ge­lung. Die Be­triebs­rats­anhörung sei eben­so ord­nungs­gemäß wie die Mas­sen­ent­las­sungs­an­zei­ge. We­gen der von der Bun­des­agen­tur mit­ge­teil­ten Sperr­frist ha­be die Kündi­gung je­doch erst zum 05.08.2013 wirk­sam wer­den können. We­gen der wei­te­ren Ein­zel­hei­ten der Be­gründung wird auf die an­ge­foch­te­ne Ent­schei­dung Be­zug ge­nom­men.

Ge­gen die­ses der Kläge­rin am 3. März 2014 zu­ge­stell­te Ur­teil rich­tet sich ih­re Be­ru­fung, die sie mit ei­nem beim Lan­des­ar­beits­ge­richt am 27. März 2013 ein­ge­gan­ge­nen Schrift­satz ein­ge­legt und zu­gleich be­gründet hat.

Die Kläge­rin und Be­ru­fungskläge­rin macht ins­be­son­de­re gel­tend, man­gels Ein­hal­tung des Schrift­for­mer­for­der­nis­ses ha­be bis zum Zu­gang der Kündi­gung kein wirk­sa­mer Ta­rif­ver­trag

 

- 5 -

vor­ge­le­gen, auf den die Ände­rungskündi­gung gestützt wer­den könne. Dies ha­be Aus­wir­kun­gen auf die Be­stimmt­heit des Ände­rungs­an­ge­bots und des­sen Verhält­nismäßig­keit. Denn oh­ne ei­nen wirk­sa­men Ta­rif­ver­trag sei die von der Be­klag­ten gewähl­te Kündi­gungs­frist un­wirk­sam, die an­ge­bo­te­ne Ände­rung vor­fris­tig. Ei­ne Aus­le­gung zum nächst zulässi­gen Kündi­gungs­zeit­punkt kom­me eben­so we­nig in Be­tracht wie ei­ne Um­deu­tung. Ei­ne Rück­wir­kung sei von den Ta­rif­ver­trags­par­tei­en nicht ge­wollt, da sie ei­ne sol­che an­dern­falls mit ei­ner Ände­rung des Un­ter­schrift­da­tums of­fen ge­legt hätten.

Die Kläge­rin und Be­ru­fungskläge­rin be­an­tragt,

un­ter Auf­he­bung der Ent­schei­dung des Ar­beits­ge­richts Pots­dam fest­zu­stel­len, dass die Ände­rung der Ar­beits­be­din­gun­gen auf­grund der Ände­rungskündi­gung der Be­klag­ten vom 08.07.2013 so­zi­al un­ge­recht­fer­tigt oder aus an­de­ren Gründen un­wirk­sam ist.

Die Be­klag­te und Be­ru­fungs­be­klag­te be­an­tragt,

die Be­ru­fung zurück­zu­wei­sen.

Die Be­klag­te und Be­ru­fungs­be­klag­te hält die Be­ru­fung der Kläge­rin auf die man­gel­haf­te Schrift­form im Hin­blick auf die Pro­to­kollerklärung der Kläge­rin für pro­zes­su­al be­deu­tungs­los und ver­tei­digt das ar­beits­ge­richt­li­che Ur­teil un­ter Ergänzung und Ver­tie­fung ih­res erst­in­stanz­li­chen Vor­brin­gens zur Un­ter­zeich­nung des Ta­rif­ver­tra­ges und sei­ner Veröffent­li­chung im In­tra­net. Be­reits am 19. Ju­ni 2013 sei ei­ne fi­na­li­sier­te Fas­sung des Ta­rif­ver­tra­ges ins In­tra­net ge­stellt wor­den und dort für die Ar­beit­neh­mer zugäng­lich ge­we­sen. Darüber sei­en die Mit­ar­bei­ter per E-Mail vom 19. Ju­ni 2013 in­for­miert wor­den. Die­ser Ta­rif­ver­trag sei zunächst von der Ge­werk­schaft un­ter­zeich­net wor­den, die ihn dann der Ar­beit­ge­ber­sei­te per Bo­ten über­mit­telt ha­be. Die Ar­beit­ge­be­rin ha­be dann ih­rer­seits den Ta­rif­ver­trag un­ter­schrie­ben. Am 4.7.2013 ha­be ei­ne von bei­den Ta­rif­ver­trags­par­tei­en un­ter­schrie­be­ne Fas­sung ih­rem Lei­ter Ta­rif Po­li­cy Ser­vices vor­ge­le­gen. Der Ta­rif­ver­trag sei dann in der von bei­den un­ter­schrie­be­nen Fas­sung an ver.di zurück­ge­sandt wor­den. Dort sei er laut Aus­kunft von ver.di am 10.07.2013, nach Aus­kunft des Ku­rier­un­ter­neh­mens am 11.07.2013 zu­ge­gan­gen. Auf die Wirk­sam­keit der Kündi­gung ha­be all dies kei­ne Aus­wir­kun­gen. Der Ta­rif­ver­trag sei je­den­falls dann zum 1.April 2010 wirk­sam ge­wor­den.

We­gen der wei­te­ren Ein­zel­hei­ten des zweit­in­stanz­li­chen Vor­brin­gens der Par­tei­en wird auf die zwi­schen ih­nen ge­wech­sel­ten Schriftsätze nebst An­la­gen so­wie auf das Vor­brin­gen in dem münd­li­chen Ver­hand­lungs­ter­min Be­zug ge­nom­men.

 

- 6 -

Ent­schei­dungs­gründe

1. Die gemäß §§ 8 Abs. 2, 64 Abs. 1 und 2 ArbGG, 511 ZPO statt­haf­te Be­ru­fung der Kläge­rin ist form­ge­recht und frist­gemäß im Sin­ne von § 64 Abs. 6, § 66 Abs. 1 ArbGG, §§ 519, 520 Abs. 1 und 3 ZPO ein­ge­legt und be­gründet wor­den.

Die Be­ru­fung der Kläge­rin ist da­her zulässig.

2. Die Be­ru­fung der Kläge­rin hat in der Sa­che kei­nen Er­folg. Das Ar­beits­ge­richt hat mit zu­tref­fen­der Be­gründung die Kla­ge ab­ge­wie­sen, weil die streit­ge­genständ­li­che Kündi­gung we­der so­zi­al un­ge­recht­fer­tigt i.S.v §§ 2, 1 Abs. 2 KSchG noch aus sons­ti­gen Gründen rechts­un­wirk­sam ist.

2.1 Die Kla­ge ist nicht schon des­halb un­be­gründet, weil die Ände­rungskündi­gung, überflüssig wäre und sich der In­halt des Ar­beits­verhält­nis­ses schon auf der Grund­la­ge der ver­trag­lich in Be­zug ge­nom­me­nen Ta­rif­verträge ändern würde. Nach den Re­ge­lun­gen des Ta­rif­ver­tra­ges (§ 5 Abs. 3 TV Ra­tio TDG) muss­te die Be­klag­te zur Her­beiführung der an­ge­streb­ten Ände­run­gen ei­ne Ände­rungskündi­gung aus­spre­chen.

2.2 Die Ände­rungskündi­gung ist so­zi­al ge­recht­fer­tigt und auch nicht aus an­de­ren Gründen un­wirk­sam. Es liegt ein drin­gen­des be­trieb­li­ches Er­for­der­nis vor, das ei­ner Wei­ter­beschäfti­gung der Kläge­rin zu un­veränder­ten Ar­beits­be­din­gun­gen ent­ge­gen­steht. Das Ände­rungs­an­ge­bot ent­spricht den an ei­ne wirk­sa­me Ände­rungskündi­gung zu stel­len­den An­for­de­run­gen. 

2.2.1 Wie das Ar­beits­ge­richt in der an­ge­foch­te­nen Ent­schei­dung be­reits aus­geführt hat, war die Kündi­gung durch drin­gen­de be­trieb­li­che Er­for­der­nis­se iSv § 1 Abs. 2 KSchG, die ei­ner Wei­ter­beschäfti­gung der Kläge­rin zu un­veränder­ten Ar­beits­be­din­gun­gen ent­ge­gen­stan­den, be­dingt. Un­strei­tig wur­de der Be­trieb DT­DB der Be­klag­ten, in dem die Kläge­rin aus­sch­ließlich beschäftigt war, zum 31.07.2013 still­ge­legt. Da­mit ist die Beschäfti­gungsmöglich­keit für die Kläge­rin als Ver­triebs­be­auf­trag­te dort auf Dau­er ent­fal­len. Wei­ter­beschäfti­gungsmöglich­kei­ten auf frei­en Ar­beitsplätzen sind im Un­ter­neh­men der Be­klag­ten nicht vor­han­den. Ei­ner So­zi­al­aus­wahl be­durf­te es nicht, da die Be­klag­te man­gels Wei­ter­beschäfti­gungsmöglich­keit zu un­veränder­ten Ar­beits­be­din­gun­gen al­len Ar­beit­neh­mern gekündigt hat. Auf die um­fas­sen­den Ausführun­gen des Ar­beits­ge­richts wird Be­zug ge­nom­men. Das Vor­lie­gen ei­nes drin­gen­den be­trieb­li­chen Er­for­der­nis­ses wird von der Kläge­rin im Be­ru­fungs­ver­fah­ren auch nicht mehr in Fra­ge ge­stellt.

2.2.2 Das der Kläge­rin mit der Kündi­gung un­ter­brei­te­te Ände­rungs­an­ge­bot ist hin­rei­chend be­stimmt und auch nicht un­verhält­nismäßig.

 

- 7 -

2.2.2.1 Mit der Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts (vgl. z.B. BAG v. 29. Sep­tem­ber 2011 – 2 AZR 523/10 - EzA § 2 KSchG Nr 83 mwN) ist da­von aus­zu­ge­hen, dass ein mit der Kündi­gung un­ter­brei­te­te Ände­rungs­an­ge­bot ein­deu­tig be­stimmt, zu­min­dest be­stimm­bar sein muss (BAG v. 29. Sep­tem­ber 2011 – 2 AZR 523/10 – a.a.O; BAG v. 10. Sep­tem­ber 2009 – 2 AZR 822/07 – a.a.O.). Das Ände­rungs­an­ge­bot muss so kon­kret ge­fasst sein, dass es ei­ner An­nah­me durch den Ar­beit­neh­mer oh­ne Wei­te­res zugäng­lich ist. Ihm muss - ggf. nach Aus­le­gung gem. §§ 133, 157 BGB - zwei­fels­frei zu ent­neh­men sein, wel­che Ar­beits­be­din­gun­gen künf­tig gel­ten sol­len. Da der Ar­beit­neh­mer von Ge­set­zes we­gen in­ner­halb kur­zer Frist auf das Ver­trags­an­ge­bot des Ar­beit­ge­bers re­agie­ren und sich ent­schei­den muss, ob er die Ände­rung der Ar­beits­be­din­gun­gen ab­lehnt, ob er sie mit oder oh­ne Vor­be­halt an­nimmt, ist dies schon im In­ter­es­se der Rechts­si­cher­heit zu for­dern. Nur so kann der Ar­beit­neh­mer ei­ne ab­ge­wo­ge­ne Ent­schei­dung über die An­nah­me oder Ab­leh­nung des An­ge­bots tref­fen. Un­klar­hei­ten ge­hen zu Las­ten des Ar­beit­ge­bers. Sie führen zur Un­wirk­sam­keit der Ände­rungskündi­gung (BAG v. 29. Sep­tem­ber 2011 – 2 AZR 523/10 mwN, aaO).

Wei­ter­hin muss die­ses Ände­rungs­an­ge­bot auf sol­che Ände­run­gen be­grenzt sein, die der Ar­beit­neh­mer bil­li­ger­wei­se hin­neh­men muss (BAG vom 29. Sep­tem­ber 2011 - 2 AZR 523/10 – a.a.O.; vom 10. Sep­tem­ber 2009 - 2 AZR 822/07 - BA­GE 132, 78). Ob der Ar­beit­neh­mer ei­ne ihm vor­ge­schla­ge­ne Ände­rung bil­li­ger­wei­se hin­neh­men muss, ist nach dem Verhält­nismäßig­keits­grund­satz zu er­mit­teln. Die Ände­run­gen müssen ge­eig­net und er­for­der­lich sein, um den In­halt des Ar­beits­ver­trags den geänder­ten Beschäfti­gungsmöglich­kei­ten an­zu­pas­sen. Die­se Vor­aus­set­zun­gen müssen für al­le Ver­tragsände­run­gen vor­lie­gen. Aus­gangs­punkt ist die be­ste­hen­de ver­trag­li­che Re­ge­lung. Die an­ge­bo­te­nen Ände­run­gen dürfen sich nicht wei­ter vom bis­he­ri­gen In­halt des Ar­beits­verhält­nis­ses ent­fer­nen, als dies zur Er­rei­chung des an­ge­streb­ten Ziels er­for­der­lich ist (BAG v. 29. Sep­tem­ber 2011 - 2 AZR 451/10 - AP Nr 151 zu § 2 KSchG 1969; 10. Sep­tem­ber 2009 - 2 AZR 822/07 - aaO).

Maßgeb­li­cher Zeit­punkt für die Be­ur­tei­lung der Rechtmäßig­keit ei­ner (Ände­rungs-)Kündi­gung ist der des Kündi­gungs­zu­gangs (29. Sep­tem­ber 2011 - 2 AZR 451/10 – a.a.O.).

2.2.2.2 Die­sen An­for­de­run­gen hält die streit­ge­genständ­li­che Ände­rungskündi­gung stand.

2.2.2.2.1 Das Ände­rungs­an­ge­bot der Be­klag­ten zur Fort­set­zung des Ar­beits­verhält­nis­ses war hin­rei­chend be­stimmt bzw. be­stimm­bar. Die Kläge­rin konn­te es mit ei­nem ein­fa­chen „ja“ an­neh­men bzw. mit ei­nem „nein“ ab­leh­nen (vgl. da­zu BAG v. 10. Sep­tem­ber 2009 - 2 AZR 822/07 – mwN – a.a.O). Die Be­klag­te hat der Kläge­rin mit der Kündi­gung an­ge­bo­ten, das

 

- 8 -

Ar­beits­verhält­nis als Ar­beit­neh­me­rin im Sin­ne von § 5 Abs. 1 TV Ra­tio TDG in der Ver­mitt­lungs- und Qua­li­fi­zie­rungs­ein­heit V. der Deut­schen T. AG zu den in Ab­schnitt 1 des TV Ra­tio TDG (nebst An­la­gen) ge­nann­ten Be­din­gun­gen fort­zu­set­zen. Da­mit wa­ren die zukünf­tig gel­ten­den Ar­beits­be­din­gun­gen auch für die Kläge­rin nach Maßga­be des ent­spre­chen­den Ta­rif­ver­tra­ges fest­ge­legt. Die Be­stimm­bar­keit der neu­en Ar­beits­be­din­gun­gen kann sich auch aus an­wend­ba­ren Ta­rif­verträgen er­ge­ben (BAG v. 26. April 2004 – 2 AZR 628/03 BA­GE 112, 58).

2.2.2.2.1.1 Ei­ner Wie­der­ga­be der im TV Ra­tio TDG auf­geführ­ten Ar­beits­be­din­gun­gen be­durf­te es we­der un­ter dem As­pekt der Be­stimm­bar­keit noch un­ter dem As­pekt des Schrift­for­mer­for­der­nis­ses. Hier fol­gen die zukünf­tig gel­ten­den Ar­beits­be­din­gun­gen aus dem TV Ra­tio TDG, auf den in der Ände­rungskündi­gung aus­drück­lich in Be­zug ge­nom­men wird. Sie sind dort im Ab­schnitt I, auf den im Kündi­gungs­schrei­ben Be­zug ge­nom­men wird, im Ein­zel­nen auf­geführt. So­weit sich aus dem Ta­rif­ver­trag kei­ne Ände­run­gen er­ge­ben, ver­bleibt es – wor­auf das Ände­rungs­an­ge­bot eben­falls ver­weist - bei den ursprüng­li­chen Ar­beits­be­din­gun­gen.

2.2.2.2.1.2 Das Ände­rungs­an­ge­bot ist auch hin­sicht­lich des in Be­zug ge­nom­me­nen Ta­rif­ver­tra­ges be­stimmt, je­den­falls aber be­stimm­bar. We­der be­durf­te es da­zu ei­ner da­tumsmäßigen Kenn­zeich­nung des Ta­rif­ver­tra­ges noch muss­te der Ta­rif­ver­trag zum Zeit­punkt des Zu­gangs der Kündi­gung wirk­sam sein. Der Ta­rif­ver­trag, nach des­sen Be­din­gun­gen sich das Ar­beits­verhält­nis zukünf­tig rich­ten soll­te, ist mit TV Ra­tio TDG hin­rei­chend be­zeich­net. Es konn­te sich da­bei nur um den nämli­chen Ta­rif­ver­trag han­deln. Der TV Ra­tio TDG vom 1.4.2010 hat kei­ne Vorgänger­re­ge­lung. Es gibt nur die­sen ei­nen TV Ra­tio TDG, der – un­abhängig von dem Da­tum sei­ner Un­ter­zeich­nung – gemäß sei­nem § 17 am 1. April 2010 in Kraft ge­tre­ten ist, und da­mit für den Zeit­punkt des Zu­gangs der Kündi­gung Wirk­sam­keit für sich be­an­sprucht. Die Be­klag­te hat die Fort­set­zung des Ar­beits­verhält­nis­ses mit den dort auf­geführ­ten Be­din­gun­gen an­ge­bo­ten. Zwei­fel zum In­halt des Ände­rungs­an­ge­bots konn­ten da­durch nicht her­vor­ge­ru­fen wer­den.

2.2.2.2.1.3 Für die Be­stimm­bar­keit des Ände­rungs­an­ge­bots kam es auch nicht dar­auf an, ob die Be­klag­te am 19.6.2013 ei­ne „fi­na­li­sier­te“ Fas­sung des Ta­rif­ver­tra­ges ins Netz ge­stellt hat, was zwi­schen den Par­tei­en strei­tig ist. Denn un­abhängig von ei­ner et­wai­gen Veröffent­li­chung ei­ner fi­na­li­sier­ten Fas­sung ziel­te das An­ge­bot der Be­klag­ten auf die Ar­beits­be­din­gun­gen ab, wie sie im Ta­rif­ver­trag in der zum Zeit­punkt des Zu­gangs der Kündi­gung gel­ten­den Fas­sung auf­geführt wa­ren. In die­sem Sin­ne war das Ände­rungs­an­ge­bot der Be­klag­ten aus Sicht des Erklärungs­empfängers nach Treu und Glau­ben un­ter Berück­sich­ti­gung der Ver­kehrs­sit­te (§§ 133, 157 BGB) zu ver­ste­hen. Mit dem

 

- 9 -

Ver­weis auf die­sen Ta­rif­ver­trag lässt sich aber schon im Zeit­punkt des Zu­gangs der Kündi­gung der In­halt des Ände­rungs­an­ge­bots klar be­stim­men. Die­ser In­halt ist ei­ner ein­sei­ti­gen Ände­rung durch die Ar­beit­ge­be­rin ent­zo­gen. Es ist zwar rich­tig, dass oh­ne Veröffent­li­chung des Ta­rif­ver­tra­ges die Kläge­rin persönlich von den ein­zel­nen Ar­beits­be­din­gun­gen, wie sie in Ab­schnitt I des Ta­rif­ver­tra­ges auf­geführt wur­den, in­so­weit kei­ne Kennt­nis neh­men konn­te, als die­se nicht schon in dem In­for­ma­ti­ons­schrei­ben der Be­klag­ten wie­der­ge­ge­ben wur­den. Das macht das An­ge­bot in­des nicht un­be­stimm­bar. Grund­la­ge des Ände­rungs­an­ge­bots ist der Ta­rif­ver­trag mit dem In­halt, den die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en für den Zeit­punkt des Zu­gangs der Kündi­gung ver­ein­bart ha­ben, hier al­so der TV Ra­tio TDG vom 01.04.2010. Die Si­tua­ti­on der Kläge­rin stellt sich hier nicht an­ders da, als wenn der Ta­rif­ver­trag mit Wir­kung für bei­de Ta­rif­ver­trags­par­tei­en un­ter­zeich­net, aber noch nicht für Drit­te veröffent­lich wäre oder aber die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en den Ta­rif­ver­trag ein­ver­nehm­lich nach Zu­gang der Kündi­gung noch ändern würden. Auch dann würden sich die Ar­beits­be­din­gun­gen – für die Kläge­rin nur auf­grund der ver­trag­lich ver­ein­bar­ten dy­na­mi­schen Be­zug­nah­me­klau­sel abs­trakt, nicht aber in den kon­kre­ten Ände­run­gen vor­her­seh­bar – ändern.

2.2.2.2.1.4 Für die Be­stimm­bar­keit des Ände­rungs­an­ge­bots kam es auch nicht dar­auf an, wann der Ta­rif­ver­trag mit Un­ter­zeich­nung bei­der Ta­rif­ver­trags­par­tei­en Wirk­sam­keit er­lang­te. Wie oben be­reits aus­geführt, be­zieht sich das Ände­rungs­an­ge­bot auf den nämli­chen Ta­rif­ver­trag, der nach dem Wil­len der Ta­rif­ver­trags­par­tei­en be­reits ab dem 1.4.2010 wirk­sam wer­den soll­te.

2.2.2.2.1.5 Das Ände­rungs­an­ge­bot wahrt das Schrift­for­mer­for­der­nis des § 623 BGB. Es ent­spricht der ständi­gen Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts (vgl. BAG v. 25. April 2013 – 2 AZR 960/11 - EzA § 20 GVG Nr 8; v. 16. De­zem­ber 2010 – 2 AZR 576/09 - EzA § 2 KSchG Nr 81), dass der In­halt des Ände­rungs­an­ge­bots im Kündi­gungs­schrei­ben nur An­klang ge­fun­den ha­ben muss. Dies ist mit der Be­zug­nah­me auf die im TV Ra­tio TDG ge­re­gel­ten Ar­beits­be­din­gun­gen der Fall.

2.2.2.3 Die Be­klag­te hat mit ih­rer Ände­rungskündi­gung der Kläge­rin die nach Maßga­be des Kündi­gungs­grun­des am we­nigs­ten be­ein­träch­ti­gen­den Ände­run­gen an­ge­bo­ten.

2.2.2.3.1 Zwi­schen den Par­tei­en ist un­strei­tig, dass der Beschäfti­gungs­be­trieb der Kläge­rin zum 31. Ju­li 2013 still­ge­legt wur­de. Da­mit sind die Beschäfti­gungsmöglich­kei­ten für die Kläge­rin dort auf Dau­er ent­fal­len. Da es an­der­wei­ti­ge freie Ar­beitsplätze im Un­ter­neh­men – auch zu geänder­ten Ar­beits­be­din­gun­gen - nicht gab, hätte das Ar­beits­verhält­nis mit ei­ner be­triebs­be­ding­ten Be­en­di­gungskündi­gung be­en­det wer­den müssen. We­ni­ger

 

- 10 -

ein­schnei­den­de An­ge­bo­te als die Fort­set­zung des Ar­beits­verhält­nis­ses bei der Beschäfti­gungs- und Qua­li­fi­zie­rungs­ge­sell­schaft V. konn­te die Be­klag­te der Kläge­rin nicht an­bie­ten. Da­bei hat sich die Be­klag­te mit ih­rem An­ge­bot an den durch den Ta­rif­ver­trag Ra­tio TDG ge­steck­ten Rah­men ge­hal­ten.

2.2.2.3.2 Die Ände­rungskündi­gung ist auch nicht et­wa des­halb un­verhält­nismäßig, weil die Be­klag­te nach Wirk­sam­wer­den des Ta­rif­ver­tra­ges der Kläge­rin nicht er­neut ei­nen Ände­rungs­ver­trag bzw. ei­nen Auflösungs­ver­trag gemäß § 5 Abs. 1 und 2 TV Ra­tio TDG an­ge­bo­ten hat. Zwar er­folgt nach § 5 Abs. 3 TV Ra­tio TDG ei­ne Ände­rungskündi­gung erst dann, wenn der Ar­beit­neh­mer die An­ge­bo­te auf Ab­schluss ei­nes Ände­rungs­ver­tra­ges oder Auflösungs­ver­tra­ges ab­ge­lehnt hat. Aus die­ser Rei­hen­fol­ge er­gibt sich, dass bei­de Ver­trags­an­ge­bo­te der Ände­rungskündi­gung vor­ge­hen müssen. Dies ist hier aber ge­sche­hen. Es ist un­strei­tig, dass die Be­klag­te der Kläge­rin ent­spre­chen­de An­ge­bo­te un­ter­brei­tet hat, die die Kläge­rin ab­ge­lehnt hat. Da­mit war den An­for­de­run­gen des Ta­rif­ver­tra­ges, der der ein­ver­nehm­li­chen Re­ge­lung Vor­rang einräum­te, genüge ge­tan. Für ei­ne Wie­der­ho­lung des Pro­ze­de­re nach Un­ter­schrift der Ta­rif­ver­trags­par­tei­en un­ter dem Ta­rif­ver­trag gab es kei­nen An­lass.

2.2.2.3.3 Die Ände­rungskündi­gung ist nicht des­halb un­verhält­nismäßig, weil die Be­klag­te das Ar­beits­verhält­nis mit ei­ner zu kur­zen Kündi­gungs­frist gekündigt und der Kläge­rin die geänder­ten Ar­beits­be­din­gun­gen zu ei­nem vor­zei­ti­gen Zeit­punkt an­ge­bo­ten hätte.

2.2.2.3.3.1 Die Be­klag­te hat das Ar­beits­verhält­nis mit der von den Ta­rif­ver­trags­par­tei­en für die­se Kündi­gung in § 5 Abs. 3 TV Ra­tio TDG vor­ge­se­he­nen Kündi­gungs­frist von 3 Wo­chen zum En­de des Ka­len­der­mo­nats gekündigt. Die­se Kündi­gungs­frist fin­det auf das Ar­beits­verhält­nis An­wen­dung. Das Ar­beits­verhält­nis un­terfällt der Re­ge­lung in § 5 Abs. 3 TV Ra­tio TDG schon auf­grund der ar­beits­ver­trag­li­chen Be­zug­nah­me­klau­sel. Auf die Ände­rungskündi­gung kam es dafür nicht an. Nach § 2 des Ar­beits­ver­tra­ges fin­den die für den Be­trieb, in dem die Kläge­rin beschäftigt ist, be­trieb­lich/fach­lich je­weils ein­schlägi­gen Ta­rif­verträge in ih­rer je­weils gel­ten­den Fas­sung An­wen­dung. Da­zu zählt der TV Ra­tio TDG vom 01.04.2010. Nach dem Ta­rif­ver­trag Be­reichs­aus­nah­me DT­DB fin­den auf die Ar­beit­neh­mer des Be­triebs DT­DB im We­sent­li­chen die Ta­rif­verträge der T. Deutsch­land GmbH An­wen­dung. Um ei­nen sol­chen han­delt es sich bei dem TV Ra­tio TDG. Die­se Re­ge­lun­gen gel­ten auf­grund der ar­beits­ver­trag­li­chen Be­zug­nah­me auch für die Kläge­rin. Das Ar­beits­ge­richt hat mit zu­tref­fen­der Be­gründung aus­geführt, dass es sich bei dem Ta­rif­ver­trag Be­reichs­aus­nah­me, der den An­wen­dungs­be­reich des TV Ra­tio TDG für das hie­si­ge Ar­beits­verhält­nis eröff­net, um ei­nen be­trieb­lich/fach­lich ein­schlägi­gen Ta­rif­ver­trag iS der Be­zug­nah­me­klau­sel han­delt.

 

- 11 -

2.2.2.3.3.2 Die ta­rif­li­che Kündi­gungs­frist nach § 5 Abs. 3 Satz 2 TV Ra­tio TDG von 3 Wo­chen zum 15. bzw. En­de des Ka­len­der­mo­nats ist wirk­sam.

2.2.2.3.3.2.1 Der Kläge­rin war es nicht auf­grund ih­rer Erklärung in der Güte­ver­hand­lung ver­wehrt, sich auf die feh­len­de Wirk­sam­keit des Ta­rif­ver­tra­ges zu be­ru­fen. So­weit es für die Ent­schei­dung des Rechts­streits dar­auf an­kom­men soll­te, ob der Ta­rif­ver­trag ist und wann er form­ge­recht un­ter­zeich­net wur­de, be­trifft dies die recht­li­che Grund­la­ge der Ent­schei­dung, die vom Ge­richt selbst zu er­mit­teln ist (BAG v. 09.08.1995 – 6 AZR 1047 / 94 – NZA 1996 , 994).

2.2.2.3.3.2.2 Der TV Ra­tio TDG ist ein wirk­sa­mer Ta­rif­ver­trag. Er erfüllt das Schrift­for­mer­for­der­nis nach § 1 Abs. 2 TVG, da er von bei­den Ta­rif­ver­trags­par­tei­en un­ter­zeich­net wur­de. Al­ler­dings wur­de die An­nah­me­erklärung der Ar­beit­ge­ber­sei­te gemäß § 130 BGB erst mit Zu­gang bei der Ge­werk­schaft wirk­sam. Denn An­ge­bot und An­nah­me auf Ab­schluss ei­nes Ta­rif­ver­tra­ges wur­de un­ter Ab­we­sen­den erklärt. Die Be­klag­te hat in­so­weit in der Be­ru­fungs­ver­hand­lung vom 15.07.2014 klar­ge­stellt, dass der Ta­rif­ver­trag zunächst von der Ge­werk­schaft un­ter­zeich­net und dann an die Ar­beit­ge­ber­sei­te über­sandt wur­de, die ihn ih­rer­seits in Ab­we­sen­heit der Ge­gen­sei­te un­ter­zeich­ne­te. Der un­ter­schrie­be­ne Ta­rif­ver­trag ist der Ge­werk­schaft frühes­tens am 10.07.2013 zu­ge­gan­gen.

2.2.2.3.3.2.3 Die Re­ge­lun­gen zur Kündi­gungs­frist im TV Ra­tio TDG ge­hen der in § 26 MTV TDG ge­re­gel­ten Kündi­gungs­frist vor. Der TV Ra­tio TDG ist der jünge­re Ta­rif­ver­trag, der den älte­ren Ta­rif­ver­trag – je­den­falls be­zo­gen auf sei­nen An­wen­dungs­be­reich – ablöst. Im Verhält­nis zwei­er zeit­lich auf­ein­an­der­fol­gen­der Nor­men der­sel­ben Norm­ge­ber gilt, so­weit das be­ab­sich­tigt ist, das Ablösungs­prin­zip. Die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en können ei­nen von ih­nen selbst früher ge­schlos­se­nen Ta­rif­ver­trag grundsätz­lich je­der­zeit abändern, ein­schränken oder auf­he­ben (sog. Zeit­kol­li­si­ons­re­gel). Die späte­re Re­ge­lung löst die frühe­re ab (für die st. Rspr. BAG v. 17.07.2007 - 9 AZR 1089/06 – v. 11. Ok­to­ber 2006 - 4 AZR 486/05 - Rn. 26, AP TVG § 1 Rück­wir­kung Nr. 24 ; v. 22. Ok­to­ber 2003 - 10 AZR 152/03 - BA­GE 108, 176). Dies gilt auch hier. Die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en ha­ben in dem TV Ra­tio TDG für ei­nen be­stimm­ten An­wen­dungs­be­reich ei­ne kürze­re Kündi­gungs­frist ge­re­gelt. Für die­sen Be­reich woll­ten sie die länge­re Kündi­gungs­frist des MTV abkürzen.

2.2.2.3.3.4 Die ab­gekürz­ten Kündi­gungs­fris­ten des TV Ra­tio TDG ver­drängen für die streit­ge­genständ­li­che Kündi­gung auch dann die Kündi­gungs­frist des MTV TDG, wenn der TV Ra­tio erst nach Zu­gang der Ände­rungskündi­gung bei der Kläge­rin am 10.07.2013 wirk­sam ge­wor­den ist, weil erst dann ein auch von der Ar­beit­ge­ber­sei­te un­ter­schrie­be­nes Ex­em­plar bei der Ge­werk­schaft ein­ge­gan­gen ist.

 

- 12 -

2.2.2.3.3.4.1 Nach der auf­grund des ein­deu­ti­gen Wort­lau­tes nicht an­ders aus­leg­ba­ren Re­ge­lung in § 17 des TV Ra­tio trat die­ser mit Wir­kung zum 01.04.2010 und da­mit zu ei­nem Zeit­punkt in Kraft, der weit vor der hier streit­ge­genständ­li­chen Kündi­gung lag. Der zeit­li­che Gel­tungs­be­reich ei­ner ta­rif­ver­trag­li­chen Re­ge­lung steht zur Dis­po­si­ti­on der Ta­rif­ver­trags­par­tei­en. Eben­so wie sie ver­ein­ba­ren können, dass ein Ta­rif­ver­trag nicht mit so­for­ti­ger Wir­kung, son­dern zu ei­nem in der Zu­kunft lie­gen­den Zeit­punkt in Kraft tritt, können sie sein In­kraft­tre­ten auf ei­nen in der Ver­gan­gen­heit lie­gen­den Zeit­punkt da­tie­ren. Es be­darf kei­ner be­son­de­ren Ermäch­ti­gung der Ta­rif­ver­trags­par­tei­en zur Rechts­set­zung mit rück­wir­ken­der Kraft (BAG v. 23. No­vem­ber 1994 – 4 AZR 879/93 – BA­GE 78, 309-333). Das ha­ben die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en in § 17 des TV Ra­tio ge­tan. Dass sie mit die­ser Re­ge­lung den Zeit­punkt der Wirk­sam­keit ih­res Ta­rif­ver­tra­ges auf ei­nen Zeit­punkt in der Ver­gan­gen­heit zurück be­zo­gen ha­ben, nämlich auf den 01.04.2010 folgt un­mit­tel­bar aus § 17 TV Ra­tio TDG. Da­nach tritt der Ta­rif­ver­trag zum 1.4.2010, al­so zu ei­nem Zeit­punkt in der Ver­gan­gen­heit in Kraft. Ei­ner wei­te­ren ge­son­der­ten Re­ge­lung, um dies zum Aus­druck zu brin­gen, be­durf­te es hier nicht.

2.2.2.3.3.4.2 Ist der Ta­rif­ver­trag aber be­reits zum 01.04.2010 in Kraft ge­tre­ten, gilt ab die­sem Zeit­punkt auch die in ihm ge­re­gel­te kürze­re Kündi­gungs­frist für Ände­rungskündi­gun­gen nach § 1 Abs. 3 Satz 2 TV Ra­tio TDG. Dies be­trifft auch die hier strei­ti­ge Ände­rungskündi­gung, die der Kläge­rin nach ih­rem von der Be­klag­ten nicht sub­stan­ti­iert be­strit­te­nen Vor­trag und dem Tat­be­stand der erst­in­stanz­li­chen Ent­schei­dung am 10.07.2013 zu­ge­gan­gen ist. So­weit die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en da­mit rück­wir­kend in den Lauf der Kündi­gungs­frist ein­grei­fen, ist dies zulässig. Ins­be­son­de­re steht Ver­trau­ens­schutz dem nicht ent­ge­gen.

2.2.2.3.3.4.2.1 Nach der ständi­gen Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts tra­gen ta­rif­ver­trag­li­che Re­ge­lun­gen auch während der Lauf­zeit des Ta­rif­ver­tra­ges den im­ma­nen­ten Vor­be­halt ih­rer rück­wir­ken­den Abänder­bar­keit durch Ta­rif­ver­trag in sich (vgl. BAG v. 24. März 2011 – 6 AZR 765/09 –,ju­ris mwN; v. 27. Ok­to­ber 2010 - 10 AZR 410/09 - Rn. 17, ZTR 2011, 172; 24. Ok­to­ber 2007 - 10 AZR 878/06 - NZA 2008, 131). Dies gilt selbst für be­reits ent­stan­de­ne und fällig ge­wor­de­ne, noch nicht ab­ge­wi­ckel­te Ansprüche (sog. „wohl­er­wor­be­ne Rech­te“). Die Kom­pe­tenz der Ta­rif­ver­trags­par­tei­en zur Ände­rung von Ta­rif­verträgen um­fasst auch die Möglich­keit, Kündi­gungs­fris­ten rück­wir­kend zu Un­guns­ten der be­trof­fe­nen Ar­beit­neh­mer zu ändern und zwar mit Wir­kung für be­reits aus­ge­spro­che­ne Kündi­gun­gen (BAG v. 18.09.1997 – 2 AZR 614/96 – RzK I 3e Nr. 67; Hes­se in Münch­Ko zum BGB 6. Aufl. 2012; a.A. Löwisch TVG 3. Aufl. § 1 Rz. 890). Da­bei ist die Ge­stal­tungs­frei­heit der Ta­rif­ver­trags­par­tei­en zur rück­wir­ken­den Ände­rung nur durch den Grund­satz des

 

- 13 -

Ver­trau­ens­schut­zes der Nor­mun­ter­wor­fe­nen be­grenzt. In­so­weit gel­ten die glei­chen Re­geln wie nach der Recht­spre­chung des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts bei der Rück­wir­kung von Ge­set­zen. Ob und ab wann die Ta­rif­un­ter­wor­fe­nen mit ei­ner ta­rif­li­chen Neu­re­ge­lung rech­nen müssen, ist ei­ne Fra­ge des Ein­zel­falls (BAG v. BAG v. 24. März 2011 – 6 AZR 765/09 a.a.O; v. 23. No­vem­ber 1994 – 4 AZR 879/93 – a.a.O). Das Ver­trau­en in die Fort­gel­tung ei­ner Ta­rif­norm ist dann nicht mehr schutzwürdig, wenn und so­bald die Nor­mun­ter­wor­fe­nen mit ei­ner Ände­rung rech­nen müssen (BAG 22. Ok­to­ber 2003 - 10 AZR 152/03 - BA­GE 108, 176, 183). Maßge­bend sind in­so­weit die Umstände des je­wei­li­gen Ein­zel­falls. Da­bei hat der Weg­fall des Ver­trau­ens­schut­zes nicht zur Vor­aus­set­zung, dass der ein­zel­ne Ta­rif­un­ter­wor­fe­ne po­si­ti­ve Kennt­nis von den zu­grun­de lie­gen­den Umständen hat. Ent­schei­dend und aus­rei­chend ist viel­mehr die Kennt­nis der be­trof­fe­nen Krei­se (BAG vom 24. März 2011 – 6 AZR 765/09 –, ju­ris).

2.2.2.3.3.4.2.2 Die­sen Grundsätzen hält die ta­rif­li­che Re­ge­lung, die Kündi­gungs­frist auf 3 Wo­chen zum 15. bzw. En­de des Ka­len­der­mo­nats stand. Der Wil­le der Ta­rif­ver­trags­par­tei­en, den Ta­rif­ver­trag zu ei­nem Zeit­punkt in der Ver­gan­gen­heit in Kraft tre­ten zu las­sen, folgt aus den kla­ren Re­ge­lun­gen in § 17 des Ta­rif­ver­tra­ges. Ver­trau­ens­schutz steht hier nicht ent­ge­gen. Zum Zeit­punkt des Zu­gangs der Kündi­gung muss­te die Kläge­rin mit ei­ner wirk­sa­men Ände­rung der Kündi­gungs­fris­ten rech­nen. Es war al­len Ar­beit­neh­mern des Be­trie­bes be­kannt, dass die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en über den TV Ra­tio ver­han­del­ten und die­ser Ta­rif­ver­trag die na­hen­de Be­triebs­still­le­gung be­glei­ten und ab­fe­dern soll­te. Nach der Mail des Be­triebs­rats vom 2. Ju­li 2013 (Bl.220 d.A.), in dem die­ser dar­auf hin­wies, dass der Ta­rif­ver­trag veröffent­licht sei, war außer­dem be­kannt, dass die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en die­se Ver­hand­lun­gen auch zum Ab­schluss ge­bracht ha­ben. Auch das Kündi­gungs­schrei­ben nimmt auf die kur­ze Kündi­gungs­frist von 3 Wo­chen Be­zug. Die Kläge­rin konn­te da­her schon bei Zu­gang der Kündi­gung nicht mehr auf den Be­stand ei­ner länge­ren Kündi­gungs­frist ver­trau­en und sich ent­spre­chend dar­auf ein­stel­len.

2.2.2.3.4 Wie das Ar­beits­ge­richt be­reits aus­geführt hat, er­laubt § 622 Abs. 4 Satz 1 BGB ei­ne Abkürzung der ge­setz­li­chen Kündi­gungs­fris­ten durch Ta­rif­ver­trag. Von die­ser Möglich­keit ha­ben die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en hier mit der Re­ge­lung in § 5 Abs. 3 Satz 2 Ra­tio TDG Ge­brauch ge­macht.

2.2.2.3.5 Die Un­verhält­nismäßig­keit des An­ge­bots er­gibt sich auch nicht dar­aus, dass die von der Agen­tur für Ar­beit fest­ge­leg­te Sperr­frist erst nach dem 31.07.2013 ab­ge­lau­fen ist. Die Be­klag­te war nicht ver­pflich­tet, die Kündi­gungs­frist für die Ände­rungskündi­gung und das An­ge­bot für die Fort­set­zung des geänder­ten Ar­beits­ver­tra­ges in ih­rer Erklärung dem Ab­lauf der Sperr­frist an­zu­pas­sen. Da­bei kann da­hin­ste­hen, ob die Sperr­frist für den Fall der

 

- 14 -

An­nah­me ei­nes Ände­rungs­an­ge­bots über­haupt Wir­kun­gen ent­fal­ten kann. Je­den­falls hin­dert die Ent­las­sungs­sper­re we­der die Erklärung ei­ner Kündi­gung nach An­zei­ge der Mas­sen­ent­las­sung bei der Agen­tur für Ar­beit während des Laufs der Sperr­frist noch schiebt die Sperr­frist den Lauf der Kündi­gungs­fris­ten hin­aus. Die Ent­las­sung kann nur nicht vor Ab­lauf der Sperr­frist voll­zo­gen wer­den (BAG v. 6.11.2008 – 2 AZR 935/07 – AP KSchG 1969 § 18 Nr 4).

2.2.2.4 Auf die Fra­ge, ob die von der Be­klag­ten hilfs­wei­se zum nächst zulässi­gen Ter­min aus­ge­spro­che­ne Kündi­gung als sol­che zum 28.02.2014 gemäß der dann an­wend­ba­ren Kündi­gungs­frist nach dem MTV TDG aus­zu­le­gen oder um­zu­deu­ten war, ver­bun­den mit dem An­ge­bot, das Ar­beits­verhält­nis hilfs­wei­se ab dem nächst zulässi­gen Ter­min zu geänder­ten Ar­beits­be­din­gun­gen fort­zu­set­zen, kam es nicht mehr an.

2.3 Die Ände­rungskündi­gung schei­tert auch nicht an ei­ner ord­nungs­gemäßen Be­triebs­rats­anhörung. Das Be­ru­fungs­ge­richt folgt den dies­bezügli­chen Ausführun­gen des Ar­beits­ge­richts (§ 69 Abs. 3 ArbGG). Für die ord­nungs­gemäße Anhörung des Be­triebs­rats kam es auch nicht maßgeb­lich dar­auf an, wann der Ta­rif­ver­trag nach sei­ner Un­ter­zeich­nung durch bei­de Ta­rif­ver­trags­par­tei­en wirk­sam wur­de. Denn auch wenn dies erst nach der Anhörung des Be­triebs­rats ge­schah, war die­ser über die Ein­zel­hei­ten der Ände­rungskündi­gung aus­rei­chend in­for­miert. Der Be­triebs­rat hat­te Kennt­nis von dem be­triebs­be­ding­ten Er­for­der­nis, wie sich aus dem mit ihm ab­ge­schlos­se­nen In­ter­es­sen­aus­gleich er­gibt, aber auch Kennt­nis vom In­halt des Ände­rungs­an­ge­bots nach Maßga­be des Ta­rif­ver­tra­ges. Dass er von die­sem Kennt­nis ge­nom­men hat, folgt be­reits aus sei­ner Mail vom 2.7.2013.

3. Aus die­sen Gründen war die Be­ru­fung zurück­zu­wei­sen, mit der Fol­ge, dass die Kläge­rin gemäß § 97 ArbGG die Kos­ten ih­res er­folg­lo­sen Rechts­mit­tels zu tra­gen hat.

4. Die Re­vi­si­on war gemäß § 72 Abs. 2 Nr. 1 ArbGG zu­zu­las­sen.

Rechts­mit­tel­be­leh­rung

Ge­gen die­ses Ur­teil kann von d. Kläge­rin bei dem

Bun­des­ar­beits­ge­richt,
Hu­go-Preuß-Platz 1, 99084 Er­furt
(Post­adres­se: 99113 Er­furt),

 

- 15 -

Re­vi­si­on ein­ge­legt wer­den. 

Die Re­vi­si­on muss in­ner­halb

ei­ner Not­frist von ei­nem Mo­nat

schrift­lich beim Bun­des­ar­beits­ge­richt ein­ge­legt wer­den.

Sie ist gleich­zei­tig oder in­ner­halb

ei­ner Frist von zwei Mo­na­ten

schrift­lich zu be­gründen. 

Bei­de Fris­ten be­gin­nen mit der Zu­stel­lung des in vollständi­ger Form ab­ge­setz­ten Ur­teils, spätes­tens aber mit Ab­lauf von fünf Mo­na­ten nach der Verkündung.

Die Re­vi­si­ons­schrift muss die Be­zeich­nung des Ur­teils, ge­gen das die Re­vi­si­on ge­rich­tet wird und die Erklärung ent­hal­ten, dass ge­gen die­ses Ur­teil Re­vi­si­on ein­ge­legt wer­de. 

Die Re­vi­si­ons­schrift und die Re­vi­si­ons­be­gründung müssen von ei­nem Pro­zess­be­vollmäch­tig­ten un­ter­zeich­net sein. Als sol­che sind außer Rechts­anwälten nur fol­gen­de Stel­len zu­ge­las­sen, die zu­dem durch Per­so­nen mit Befähi­gung zum Rich­ter­amt han­deln müssen:

• Ge­werk­schaf­ten und Ver­ei­ni­gun­gen von Ar­beit­ge­bern so­wie Zu­sam­men­schlüsse sol­cher Verbände für ih­re Mit­glie­der oder für an­de­re Verbände oder Zu­sam­men­schlüsse mit ver­gleich­ba­rer Aus­rich­tung und de­ren Mit­glie­der,
• ju­ris­ti­sche Per­so­nen, de­ren An­tei­le sämt­lich im wirt­schaft­li­chen Ei­gen­tum ei­ner der vor­ge­nann­ten Or­ga­ni­sa­tio­nen ste­hen, wenn die ju­ris­ti­sche Per­son aus­sch­ließlich die Rechts­be­ra­tung und Pro­zess­ver­tre­tung die­ser Or­ga­ni­sa­ti­on und ih­rer Mit­glie­der oder an­de­rer Verbände oder Zu­sam­men­schlüsse mit ver­gleich­ba­rer Aus­rich­tung und de­ren Mit­glie­der ent­spre­chend de­ren Sat­zung durchführt, und wenn die Or­ga­ni­sa­ti­on für die Tätig­keit der Be­vollmäch­tig­ten haf­tet.

Der Schrift­form wird auch durch Ein­rei­chung ei­nes elek­tro­ni­schen Do­ku­ments i. S. d. § 46 c ArbGG genügt. Nähe­re In­for­ma­tio­nen da­zu fin­den sich auf der In­ter­net­sei­te des Bun­des­ar­beits­ge­richts un­ter www.bun­des­ar­beits­ge­richt.de.

R.  

P.  

T.

Hin­weis der Geschäfts­stel­le
Das Bun­des­ar­beits­ge­richt bit­tet, sämt­li­che Schriftsätze in sie­ben­fa­cher Aus­fer­ti­gung

Weitere Auskünfte erteilen Ihnen gern:

Dr. Martin Hensche
Rechtsanwalt
Fachanwalt für Arbeitsrecht

Kontakt:
030 / 26 39 620
hensche@hensche.de
Christoph Hildebrandt
Rechtsanwalt
Fachanwalt für Arbeitsrecht

Kontakt:
030 / 26 39 620
hildebrandt@hensche.de
Nina Wesemann
Rechtsanwältin
Fachanwältin für Arbeitsrecht

Kontakt:
040 / 69 20 68 04
wesemann@hensche.de

Auf Facebook teilen Auf Google+ teilen Ihren XING-Kontakten zeigen Beitrag twittern

 


zur Übersicht 7 Sa 662/14