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LAG Mün­chen, Ur­teil vom 20.12.2010, 8 Sa 297/10

   
Schlagworte: Aufhebungsvertrag
   
Gericht: Landesarbeitsgericht München
Aktenzeichen: 8 Sa 297/10
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 20.12.2010
   
Leitsätze:
Vorinstanzen: Arbeitsgericht München - 36 Ca 17298/08
   

8 Sa 297/10

36 Ca 17298/08
(ArbG München) 

Verkündet am: 20.12.2010

Birk­hold
Ur­kunds­be­am­tin

der Geschäfts­stel­le



Lan­des­ar­beits­ge­richt München


Im Na­men des Vol­kes

UR­TEIL

In dem Rechts­streit


A.
A-Straße, A-Stadt

- Kläger und Be­ru­fungskläger -


Pro­zess­be­vollmäch­tig­te/r:
Rechts­anwälte Prof. B. B-Straße, B-Stadt

ge­gen


C.
C-Straße, C-Stadt

- Be­klag­te und Be­ru­fungs­be­klag­te -


Pro­zess­be­vollmäch­tig­te/r:
Rechts­anwälte D. D-Straße, C-Stadt
 


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hat die 8. Kam­mer des Lan­des­ar­beits­ge­richts München auf Grund der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 29. Sep­tem­ber 2010 durch den Vor­sit­zen­den Rich­ter am Lan­des­ar­beits­ge­richt Dys­z­ak und die eh­ren­amt­li­chen Rich­ter Schärtl und Müller

für Recht er­kannt:

1. Die Be­ru­fung des Klägers ge­gen das En­dur­teil des Ar­beits­ge­richts München vom 20.01.2010 - 36 Ca 17298/08 - wird auf Kos­ten des Klägers zurück­ge­wie­sen.

2. Die Re­vi­si­on wird zu­ge­las­sen.

Tat­be­stand:

Die Par­tei­en strei­ten um Scha­dens­er­satz und um die Ver­pflich­tung der Be­klag­ten, ei­nem Auf­he­bungs­ver­trag zu­zu­stim­men.

Die Be­klag­te be­treibt ein Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men. Ihr Ver­trieb ist (heu­te) in 15 Re­gio­nal­di­rek­tio­nen ge­glie­dert. Dort wird je­weils zwi­schen dem Ziel­grup­pen­ver­trieb und der Be­stands­or­ga­ni­sa­ti­on un­ter­schie­den. Da­ne­ben beschäftigt sich der sog. Agen­tur­ver­trieb vor al­lem mit der Be­stands­be­treu­ung und der Be­treu­ung von Ar­beit­neh­mer­kun­den.

Im Ziel­grup­pen­ver­trieb ar­bei­tet die Be­klag­te mit der E.-ver­si­che­rung (E.), dem Deut­schen F.-ver­band (F.) und dem Bund der G. (G.) zu­sam­men.

Die Zu­sam­men­ar­beit mit dem G. ge­stal­tet sich der­art, dass sog. Be­auf­trag­te, die auch als Vor­wer­ber be­zeich­net wer­den und so­wohl als An­ge­stell­te wie auch als selbständi­ge Mit-ar­bei­ter in ver­trag­li­cher Be­zie­hung zur Be­klag­ten ste­hen, im We­ge der Kalt­ak­qui­se auf


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der Grund­la­ge öffent­lich zugäng­li­cher Adress­lis­ten von Um­satz­steu­er­zah­lern Neu­mit­glie­der für den G. wer­ben und mit die­sen ggf. auch ei­nen Be­ra­tungs­ter­min für ein um­fas­sen­des Be­ra­tungs­gespräch durch ei­nen Mit­ar­bei­ter der Be­klag­ten ver­ein­ba­ren.

Die von den Be­auf­trag­ten ge­ne­rier­ten Be­ra­tungs­ter­mi­ne wer­den in ei­nen bei der Be­klag­ten be­ste­hen­den Ter­min­pool ge­ge­ben und durch den Lei­ter der Re­gio­nal­di­rek­ti­on auf die sog. Be­ra­ter, wie den Kläger, ver­teilt. Die­se Be­ra­ter, die so­wohl an­ge­stell­te Mit­ar­bei­ter der Be­klag­ten als auch selbständi­ge Han­dels­ver­tre­ter sind, ver­su­chen in ei­nem oder meh­re­ren Be­ra­tungs­ter­mi­nen die Pro­duk­te der Be­klag­ten zu ver­kau­fen. Kommt es zu ei­nem Geschäfts­ab­schluss, wird die für die Dau­er von zwei Jah­ren er­ziel­te Pro­vi­si­on im Verhält­nis 70:30 zwi­schen Be­ra­ter und Be­auf­trag­tem auf­ge­teilt.

Der am 02.12.1948 ge­bo­re­ne Kläger ist seit dem 01.10.1970 bei der Be­klag­ten bzw. ih­rer Rechts­vorgänge­rin (HM V. AG; im Fol­gen­den: HM) als Mit­ar­bei­ter im Außen­dienst beschäftigt. Der ursprüng­lich ab­ge­schlos­se­ne Ver­trag wur­de mehr­fach geändert (vgl. An­la­gen­kon­vo­lut K23, Bl. 271 ff. d.A.). Un­ter dem 19.08.2002 wur­de fest­ge­hal­ten, dass der Kläger der neu ge­schaf­fe­nen Fi­li­al­di­rek­ti­on B-Stadt S (G 129) un­ter­ste­he, sein Ein­satz­ge­biet nach dem In­ter­es­sen­aus­gleich zur Neu­ord­nung der Geschäfts­stel­len- und Nie­der­las­sungs­struk­tur der HMS aber wei­ter­hin das ehe­ma­li­ge Ge­biet die­ser Fi­li­al­di­rek­ti­on sein wer­de und er nicht ver­pflich­tet sei, Ter­mi­ne außer­halb die­ses ehe­ma­li­gen Geschäfts­ge­biets wahr­zu­neh­men. Die bis­her ver­mit­tel­ten und der­zeit be­treu­ten Verträge würden ihm wie bis­her zu­ge­schlüsselt. Ein Be­zirks- oder Kun­den­schutz ent­ste­he da­durch nicht (vgl. An­la­gen­kon­vo­lut K23, hier: Bl. 276 d.A.). Ob un­ter dem 30.01.2007 ei­ne Ände­rung ver­ein­bart wur­de (vgl. An­la­gen­kon­vo­lut K23, Bl. 271 f. d.A.), ist (zu­letzt) strei­tig.

Seit 1982 ist der Kläger im sog. Zu­gangs­weg Bund der Steu­er­zah­ler (G.) tätig. Die fes­te Vergütung des Klägers um­fasst zu­letzt (Stand 2009) ein Grund­ge­halt in Höhe von € x.xxx,xx brut­to, ei­ne So­zi­al­zu­la­ge in Höhe von € 46,00 brut­to, ei­nen Or­ga­ni­sa­ti­ons­zu­schuss in Höhe von € xxx,xx brut­to und ei­ne Rei­se­kos­ten­pau­scha­le in Höhe von € xxx,xx brut­to. Die Grund­vergütung und die Rei­se­pau­scha­le sind soll­kos­ten­pflich­tig und wer­den mit der er­folgs­abhängi­gen Vergütung ver­rech­net. Die er­folgs­abgängi­ge Vergütung ist ar-beits­ver­trag­lich mit € xx,xx brut­to pro er­reich­ter Um­satz­ein­heit be­stimmt und wird ne­ben den sog. Be­stands­bo­ni als va­ria­bler Vergütungs­be­stand­teil ge­zahlt. Die Kos­ten, die zur


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Er­ar­bei­tung der Pro­vi­si­on an­fal­len, sind vom Kläger zu tra­gen. In den ver­gan­ge­nen Jah­ren über­stieg der va­ria­ble Vergütungs­an­teil des Klägers sei­ne fes­ten Bezüge um ein Viel­fa­ches; die Ein­zel­hei­ten sind strei­tig.

Die HM schloss am 28.03.2002 mit dem Ge­samt­be­triebs­rat ei­ne „Be­triebs­ver­ein­ba­rung über ei­nen In­ter­es­sen­aus­gleich zur Neu­ord­nung der Geschäfts­stel­len- und Nie­der­las­sungs­struk­tur der Stam­mor­ga­ni­sa­ti­on so­wie zur Neu­ord­nung der Be­reichs­ver­wal­tun­gen“ (An­la­ge K11; Bl. 73 ff. d.A.).

Im Jahr 2005 ent­schied die HM un­ter dem Pro­jekt­na­men „Stra­te­gie HMS & F.“, die Ver­triebs­struk­tu­ren zum Er­halt der Wett­be­werbsfähig­keit am Markt zu ändern. Mit Schrei­ben vom 01.11.2005 (An­la­ge K14; Bl. 118 ff. d.A.) teil­te sie den an­ge­stell­ten Mit­ar­bei­tern des In­nen- und Außen­diens­tes der Stam­mor­ga­ni­sa­ti­on und der F. fol­gen­de Schwer­punk­te der stra­te­gi­schen Neu­aus­rich­tung mit:

„Die HMS-S und die F. wer­den in ei­ner Ver­triebs­di­rek­ti­on HMZ (HM-Ziel­grup­pen­ver­trieb) zu­sam­men­geführt. ... Die­ser Schritt ermöglicht uns die Bil­dung von noch leis­tungsfähi­ge­ren Re­gio­nal­di­rek­tio­nen durch Zu­sam­men­fas­sung der heu­te be­ste­hen­den Geschäfts­stel­len. Da­durch wird die Zahl der Stand­or­te von der­zeit 29 auf 10 re­du­ziert. ...

Un­ser Ziel be­steht dar­in, bei­de Ver­triebs­or­ga­ni­sa­tio­nen per­so­nell aus­zu­bau­en, ver­bun­den mit ei­ner Be­to­nung des Un­ter­neh­mer­tums. Dem­ent­spre­chend wol­len wir die An­zahl der An­ge­stell­ten wei­ter re­du­zie­ren. Wir ge­hen zum jet­zi­gen Zeit­punkt da­von aus, dass wir von bis­her ca. 1400 An­ge­stell­ten in den bei­den Ver­triebs­or­ga­ni­sa­tio­nen im Ziel­mo­dell mit ca. 500 An­ge­stell­ten agie­ren wer­den. ...“

Tatsächlich wur­de die An­zahl der zu­vor 50 Geschäfts­stel­len und 8 Nie­der­las­sun­gen auf 39 Re­gio­nal­di­rek­tio­nen so­wie 4 Nie­der­las­sun­gen re­du­ziert. Das Ge­biet der Re­gio­nal­di­re­ti­on B-Stadt wur­de ver­größert (vgl. An­la­ge B5; Bl. 616 d.A.).

Im Zu­ge der be­ab­sich­tig­ten Neu­struk­tu­rie­rung schlos­sen die HM und der Ge­samt­be­triebs­rat im Jahr 2006 ei­ne „In­te­rims­ver­ein­ba­rung“ (vgl. An­la­ge B4; Bl. 611 ff. d.A.), nach der die Gel­tung der C.-Schutz­ver­ein­ba­rung vom 19.12.1997 ein­sch­ließlich der da­mit in Be­zug
 


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ge­nom­me­nen So­zi­alpläne vom 30.11.1984 für den In­nen­dienst so­wie vom 10.04.1990 für den Außen­dienst (vgl. An­la­ge K19; Bl. 172 ff. d.A.) für ein wei­te­res Jahr bis zum 31.12.2008 verlängert wur­de. Die­se Verlänge­rung soll­te nur dann wirk­sam wer­den, wenn die An­la­ge 1 zur In­te­rims­be­triebs­ver­ein­ba­rung, die Rah­men­be­triebs­ver­ein­ba­rung „Stra­te­gie HMS & F.“ vom 22.11.2006 (vgl. An­la­ge K18; Bl. 130 ff. d.A.) in Kraft tre­te.


Die Rah­men­be­triebs­ver­ein­ba­rung um­fass­te als An­la­gen fol­gen­de Ver­ein­ba­run­gen (vgl. Bl.133 ff. d.A):

1. Be­triebs­ver­ein­ba­rung über ei­nen In­ter­es­sen­aus­gleich zur Neu­ord­nung der Ver-triebs­or­ga­ni­sa­tio­nen HMS und F.
2. Nach­trag Nr. 4 zur Be­triebs­ver­ein­ba­rung über ei­nen In­ter­es­sen­aus­gleich zur Neu-ord­nung der Geschäfts­stel­len- und Nie­der­las­sungs­struk­tur der Stam­mor­ga­ni­sa­ti­on so­wie zur Neu­ord­nung der Be­reichs­ver­wal­tung vom 16.4.2002
3. Be­triebs­ver­ein­ba­rung zur An­wen­dung So­zi­alpläne
4. Nach­trag zur Be­triebs­ver­ein­ba­rung zum “Be­trieb­li­chen Vor­ru­he­stand“ vom 15.6.1998/18.6.1998
5. Ver­ein­ba­rung über die An­wen­dung des ta­rif­li­chen Al­ters­teil­zeit­ab­kom­mens
6. Be­triebs­ver­ein­ba­rung über so­zi­al­po­li­ti­sche Maßnah­men „Mo­bi­litätspa­ket“
7. Be­triebs­ver­ein­ba­rung über so­zi­al­po­li­tisch Maßnah­men „So­fort­ak­ti­on“
8. Be­triebs­ver­ein­ba­rung über Neu­zu­sam­men­set­zung ört­li­cher Be­triebsräte

Nach der An­la­ge 7 der Rah­men­be­triebs­ver­ein­ba­rung (vgl. Bl. 160 ff. d.A.), al­so der Be­triebs­ver­ein­ba­rung zur Ver­ein­ba­rung so­zi­al­po­li­ti­scher Maßnah­men „So­fort­ak­ti­on“ soll­ten Mit­ar­bei­ter, die im Zeit­raum vom 01.12.2006 bis 31.03.2007 ge­gen Ab­fin­dung aus dem Ar­beits­verhält­nis aus­schei­den, ei­ne sog. „Ent­schei­dungs­prämie“ zusätz­lich zu der Ab­fin-dung gemäß So­zi­al­plan er­hal­ten. Die Be­triebs­ver­ein­ba­rung enthält fol­gen­de Re­ge­lun­gen:

1. Ziel­set­zung

Durch die zeit­lich be­fris­te­te (nach der­zei­ti­gen Pla­nun­gen: Zeit­raum 1.12.2006 – 31.3.2007) „So­fort­ak­ti­on“ soll Pla­nungs­si­cher­heit so­wohl für die be­trof­fe­nen Mit­ar­bei­ter/-in­nen als auch die Ge­sell­schaft ge­schaf­fen wer­den, in­dem Mit­ar­bei­tern/-in­nen, die be­reit sind, die HM ge-
 


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gen Zah­lung ei­ner Ab­fin­dung zu ver­las­sen oder in ein Ver­trags­verhält­nis als selbständi­ger Ver­mitt­ler zu wech­seln, durch die Zah­lung ei­ner zusätz­li­chen Ent­schei­dungs­prämie ne­ben der Ab­fin­dung gem. So­zi­al­plan ein An­reiz für ei­ne schnel­le Ent­schei­dung und An­nah­me des An­ge­bo­tes ge­bo­ten wird.

Fer­ner soll Mit­ar­bei­tern/-in­nen, die sich in „ren­ten­na­hen“ Jahrgängen be­fin­den und die ent-spre­chen­den Vor­aus­set­zun­gen erfüllen, im Rah­men der So­fort­ak­ti­on die Ver­set­zung in den Vor­ru­he­stand an­ge­bo­ten wer­den.

Mit­ar­bei­tern/-in­nen, die zu ei­nem Wech­sel an ei­nen an­de­ren Stand­ort (HM oder C.-Kon­zern) be­reit sind, soll im Rah­men der So­fort­ak­ti­on ein Wech­sel zu den Kon­di­tio­nen des zwi­schen HM und GBR ver­ein­bar­ten „Mo­bi­litätspa­ke­tes“ an­ge­bo­ten wer­den.

Im Rah­men der So­fort­ak­ti­on können ein­ver­nehm­lich be­reits Stand­or­te zeit­nah ge­schlos­sen wer­den, wenn die je­wei­li­gen per­so­nel­len Be­trof­fen­hei­ten gelöst sind.

Die Ver­ein­ba­rung gilt für den In­nen- und Außen­dienst.

2. Höhe der „Ent­schei­dungs­prämie“ in Ergänzung zu der Ab­fin­dung gem. So­zi­al­plan

Die Ab­fin­dung gem. So­zi­al­plan erhöht sich im Rah­men der „So­fort­ak­ti­on“ wie folgt:

- um 50 % bei ei­ner Ent­schei­dung und An­nah­me des An­ge­bo­tes in­ner­halb von zwei Mo­na­ten (nach der­zei­ti­gem Pla­nungstand Be­ginn der So­fort­ak­ti­on 1.12.2006, An­nah­me es An­ge­bots so­mit bis zum 31.1.2007 er­for­der­lich).
- um 30 % bei ei­ner Ent­schei­dung und An­nah­me des An­ge­bo­tes in­ner­halb von vier Mo­na­ten (nach der­zei­ti­gem Pla­nungstand Be­ginn der So­fort­ak­ti­on 1.12.2006, An­nah­me des An­ge­bo­te so­mit bis zum 31.3.2007 er­for­der­lich).

Bei ei­nem so­for­ti­gen Aus­schei­den ge­gen Zah­lung ei­ner Ab­fin­dung oh­ne Ein­hal­tung der Kündi­gungs­frist erhält der/die Mit­ar­bei­te­rin(in) zusätz­lich die Bezüge (oh­ne Rei­se­kos­ten und sons­ti­gen Auf­wandser­satz), die bis zum Kündi­gungs­ter­min zu zah­len wären.

3- Ab­wick­lung der So­fort­ak­ti­on/Ent­schei­dungs­vor­be­halt der Ge­sell­schaft.



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Die im Rah­men der So­fort­ak­ti­on“ um­zu­set­zen­den Vorgänge wer­den im Re­gel­fall auf dem Schrift­we­ge ab­ge­wi­ckelt. Die SPK wird über je­den ein­zel­nen Vor­gang kurz­fris­tig in Kennt­nis ge­setzt. Hier­von un­berührt hat je­der Mit­ar­beit­ar­bei­ter/-in das Recht auf ein Ein­zel­gespräch in der So­zi­al­plan­kom­mis­si­on bzw. kann im Ein­zel­fall auf Wunsch ei­ner Sei­te die So­zi­al­plan­kom­mis­si­on ein­ge­schal­tet wer­den.

Der GBR wird die Um­set­zung der So­fort­ak­ti­on ak­tiv un­terstützen.

Bei der Ent­schei­dungs­fin­dung über die An­wen­dung der vor­ste­hen­den Maßnah­men wird die Ge­sell­schaft im Sin­ne des in den So­zi­alplänen be­schrie­be­nen Grund­kon­sen­ses mit dem GBR die In­ter­es­sen­la­ge der Be­trof­fe­nen in der Vor­der­grund stel­len, behält sich al­ler­dings ei­ne endgülti­ge Zu­stim­mung im je­wei­li­gen Ein­zel­fall vor.

Der So­zi­al­plan Außen­dienst vom 10.04.1990 (vgl. An­la­ge K19; Bl. 172 ff. d.A.) enthält aus­zugs­wei­se fol­gen­de Re­ge­lun­gen:

„8. Aus­schei­den ge­gen Ab­fin­dung

8.1 Ist im Ein­zel­fall die Verände­rung in­fol­ge ei­ner der an­ge­spro­che­nen Maßnah­men mit be­son­de­ren Härten für Außen­dienst-An­ge­stell­te ver­bun­den und er­scheint ei­ne Fort­set­zung des An­stel­lungs­ver­tra­ges un­ter den veränder­ten Be­din­gun­gen nicht zu­mut­bar, kann die So­zi­al­plan­kom­mis­si­on auf An­trag des Außen­dienst-An­ge­stell­ten die Auflösung des Ar­beits­verhält­nis­ses ent­spre­chend den Zif­fern 8.2 oder 9. be­sch­ließen.

Die­se Re­ge­lun­gen gel­ten ins­be­son­de­re für älte­re Außen­dienst-An­ge­stell­te.

Die Ent­schei­dung der So­zi­al­plan­kom­mis­si­on ist der Un­ter­neh­mens­lei­tung, dem GBR und dem zuständi­gen Be­triebs­rat un­verzüglich schrift­lich mit­zu­tei­len. Even­tu­el­le Einsprüche ge­gen die­se Ent­schei­dung sind eben­falls un­verzüglich, spätes­tens je­doch in­ner­halb von 14 Ta­gen nach Zu­gang der Erklärung, gel­tend zu ma­chen, so­fern vor­ge­tra­gen wer­den soll, dass der Vor­rang der Er­hal­tung des Beschäfti­gungs­verhält­nis­ses nicht sach­gemäß berück­sich­tigt wur­de. Die So­zi­al­plan­kom­mis­si­on hat dann un­verzüglich über die­sen Ein­spruch zu ent­schei­den. Kann ein Ein­ver­neh­men mit den Be­tei­lig­ten nicht her­bei­geführt


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wer­den, ent­schei­det die Ei­ni­gungs­stel­le ver­bind­lich.

8.2 Kommt es im all­sei­ti­gen Ein­ver­neh­men zu ei­ner Auflösung des Ar­beits­verhält­nis­ses, er­hal­ten die Außen­dienst-An­ge­stell­ten ei­ne Ab­fin­dung.

Die Höhe der Ab­fin­dung wird nach fol­gen­der For­mel be­rech­net:

(Al­ter x Be­triebs­zu­gehörig­keit : 50 = An­zahl der ab­zu­fin­den­den Mo­nats­bezüge, auf­ge­run­det auf vol­le Mo­na­te.

Als Mo­nats­be­zug wird das durch­schnitt­li­che Mo­nats­ein­kom­men von 12 Mo­na­ten, die wie der Ver­gleichs­zeit­raum gemäß Zif­fer 7.2.1. er­mit­telt wer­den, oh­ne Vergütun­gen, ...“

Der So­zi­al­plan für In­nen­dienst-Mit­ar­bei­ter sieht vor, dass die­se auf ei­ge­nen Wunsch je­der­zeit ge­gen Ab­fin­dung durch Auf­he­bungs­ver­trag aus dem Un­ter­neh­men aus­schei­den können.

Mit Schrei­ben vom 01.12.2006 wand­ten sich der Vor­stand und der Ge­samt­be­triebs­rat der Be­klag­ten an al­le In­nen­dienst- und Außen­dienst-An­ge­stell­ten der HMS und der F.. Gleich­zei­tig wur­de ein Fra­ge­bo­gen (An­la­ge K9; Bl. 66 f. d.A.) über­mit­telt. In dem Schrei­ben wur­de fol­gen­des aus­geführt:

„Pro­jekt „Stra­te­gie HMS und F.“

So­fort­ak­ti­on: Be­son­de­re Fris­ten für erhöhte Ab­fin­dungs­zah­lun­gen

Lie­be Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter,

wie Sie be­reits frühe­ren Ankündi­gun­gen ent­neh­men konn­ten, wird die HM AG (HM) die Ver­triebs­or­ga­ni­sa­tio­nen HMS und F. neu or­ga­ni­sie­ren. In die­sem Zu­sam­men­hang wer­den das S-Geschäft der jet­zi­gen HMS und die F. zu­sam­men­ge­fasst. In­ner­halb der HMS wird es bun­des­weit künf­tig ei­ne Nie­der­las­sung für das Ziel­grup­pen­geschäft (HMS-Z) und 15 Re­gio­nal­di­rek­tio­nen ge­ben. Das B-Geschäft der heu­ti­gen HMS wird in­ner­halb der HMS den Agen­tur­ver­trieb mit ins­ge­samt 4 Nie­der­las­sun­gen und 40 Re­gio­nal­di­rek­tio­nen im ge­sam­ten Bun­des­ge­biet bil­den.
 


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Um ei­ne so­zi­al­verträgli­che Um­set­zung der neu­en Struk­tur si­cher­zu­stel­len, ha­ben sich der Vor­stand und der Ge­samt­be­triebs­rat auf ein um­fang­rei­ches Maßnah­men­pa­ket ge­ei­nigt. Das Pro­jekt „Stra­te­gie HMS/F.“ wur­de fer­ner un­ter den Schutz der be­ste­hen­den So­zi­alpläne ge­stellt, de­ren In­hal­te spe­zi­ell für die­se Maßnah­me zum Teil er­wei­tert wor­den sind.“

Der Kläger gab un­ter dem 09.12.2006 im Fra­ge­bo­gen an, dass er im Rah­men der So­fort­ak­ti­on ge­gen Zah­lung ei­ner erhöhten Ab­fin­dung aus dem An­ge­stell­ten­verhält­nis aus­schei­den wol­le. Dies lehn­te die HM mit Schrei­ben vom 10.01.2007 (Bl. 68 d.A.) ab.

Die Zahl der Be­auf­trag­ten in der Re­gi­on B-Stadt, die für den Kläger und an­de­re Be­ra­ter die Be­ra­tungs­ter­mi­ne be­schaff­ten, nahm in den Jah­ren 2003 bis 2009 ab, wo­bei der Um­fang des Rück­gangs zwi­schen den Par­tei­en strei­tig ist.

Der Kläger er­hielt in den Jah­ren seit 2002 fol­gen­de An­zahl an Ter­mi­nen zu­ge­teilt:

2002: 197 Ter­mi­ne

2005: 175 Ter­mi­ne

2006: 155 Ter­mi­ne

2007: 103 Ter­mi­ne

2008: 175 Ter­mi­ne

Mit sei­ner am 31.12.2008 beim Ar­beits­ge­richt München ein­ge­gan­ge­nen Kla­ge, die der HM am 21.01.2009 zu­ge­stellt wur­de, for­der­te der Kläger die Zah­lung von Scha­dens­er­satz we­gen ent­gan­ge­ner Vergütung für die Jah­re 2006, 2007 und 2008 (Kla­ge­an­trag 1 und (Hilfs-) An­trag 2), die Fest­stel­lung der Pflicht zum Er­satz künf­ti­ger Nach­tei­le, ins­be­son­de­re für 2009 und für 2005 (An­trag 3) und höchst hilfs­wei­se die Zah­lung ei­ner Ab­fin­dung ge­gen Ab­schluss ei­nes Auf­he­bungs­ver­tra­ges (An­trag 4).

Zur Be­gründung hat der Kläger aus­geführt, die HM sei ihm zum Scha­dens­er­satz ver­pflich­tet, weil sie ih­re, sich aus den §§ 242, 315 BGB er­ge­ben­de ar­beits­ver­trag­li­che Pflicht, ihm ei­ne nach Quan­tität und Qua­lität aus­rei­chen­de An­zahl von Be­ra­tungs­ter­mi­nen zur Verfügung zu stel­len, ver­letzt ha­be. So sei­en ihm in den Jah­ren 2002 bis 2004 noch ca. 5 bis 9 Ter­mi­ne pro Wo­che zu­ge­wie­sen wor­den, und seit 2005 we­ni­ger, so dass er in der Re­gel


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nur noch 1 bis 3 Ter­mi­ne pro Wo­che er­hal­te. Der Rück­gang an Be­ra­tungs­ter­mi­nen sei im We­sent­li­chen im Rück­gang der Zahl der Be­auf­trag­ten und in der Min­de­rung ih­rer Qua­li­fi­ka­ti­on be­gründet, den die Be­klag­te durch ih­re feh­ler­haf­ten Um­struk­tu­rie­run­gen seit 2005 und ih­re schlech­te be­trieb­li­che Or­ga­ni­sa­ti­on zu ver­ant­wor­ten ha­be. Zur Ent­wick­lung der Zahl der Be­auf­trag­ten hat sich der Kläger auf die An­la­ge K5 (vgl. Bl. 53 d.A.) be­zo­gen.

Die HM ha­be die Zahl der Be­auf­trag­ten zu­min­dest fahrlässig re­du­ziert, in­dem sie die­se 2006/2007 zwecks Per­so­nal­ab­baus in den Ru­he­stand ge­schickt oder ab­ge­fun­den ha­be, oh­ne zu be­den­ken, dass es ihr an Per­so­nal zur Be­ra­tungs­ter­min­ver­ein­ba­rung feh­len wer-de. Sie ha­be durch ih­re öffent­li­che Ankündi­gung im Jahr 2005, dass das bis­he­ri­ge Zu­gangs­we­ge­sys­tem völlig ab­ge­baut wer­de, da­zu bei­ge­tra­gen, dass et­li­che Be­auf­trag­te frei­wil­lig ge­gan­gen sei­en. Auch ha­be die HM ge­zielt An­ge­stell­te ab­ge­baut, die sich in den letz­ten 25 Jah­ren ge­genüber frei­en Mit­ar­bei­tern als er­folg­rei­cher und beständi­ger er­wie­sen hätten. Noch An­fang des Jah­res 2006 ha­be die HM Herrn Lud­wig un­ter­sagt, den Ader­lass bei Be­auf­trag­ten durch Neu­ein­stel­lun­gen zu er­set­zen. Die schließlich neu­ein­ge­stell­ten Be­auf­trag­ten sei­en von der HM man­gel­haft ge­schult wor­den, so dass sie Ter­mi­ne mit Kun­den ver­ein­bart hätten, die Kleinst­be­trie­be un­ter­hiel­ten und am Ver­trags­ab­schluss we­der in­ter­es­siert noch hier­zu fi­nan­zi­ell in der La­ge ge­we­sen sei­en. Des Wei­te­ren bestünden Pro­ble­me in der be­trieb­li­chen Or­ga­ni­sa­ti­on. So kom­me es vor, dass be­reits ein Be­ra­ter beim Kun­den vor Ort ge­we­sen sei oder die­sen te­le­fo­nisch kon­tak­tiert ha­be. Zu­dem hätten sich Ab­schluss­chan­cen da­durch ver­min­dert, dass die HM ei­ne te­le­fo­ni­sche Nach­kon­trol­le von Be­ra­tungs­ter­mi­nen ver­an­lasst ha­be und Kun­den des­halb das Ver­trau­en in die Be­ra­tung ver­lo­ren hätten. Der Kläger ha­be kei­ne Möglich­keit, mit Be­stands­kun­den wei­te­re Verträge zu schließen, da al­le von ihm ver­mit­tel­ten Bestände auf die Agen­tu­ren ge­schlüsselt und sei­nem Zu­griff da­mit wei­test­ge­hend ent­zo­gen wor­den sei­en.

Hin­zu käme, dass sich das Ge­biet, in dem der Kläger Ter­mi­ne wahr­zu­neh­men ha­be, er­heb­lich ver­größert ha­be. Dies be­deu­te für ihn wei­te­re Fahr­we­ge und höhe­re Rei­se­kos­ten.

Es tref­fe nicht zu, dass die Markt­ent­wick­lung für die schlech­ten Umsätze ursächlich ge­we­sen sei. Der Marktführer Al­li­anz ha­be seit 2007 be­acht­li­che Zuwächse im Le­bens­ver­si­che­rungs­be­reich er­zielt. Nur die C.-Grup­pe, zu der HM gehört ha­be, ha­be ab 2004 deut­li-


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che und ab 2006 ge­wal­ti­ge Ein­bußen er­lit­ten, die aus­weis­lich ei­ner Veröffent­li­chung in der Zeit­schrift „Ca­pi­tal“ vom Ju­li 2009 haus­ge­macht sei­en.

Im Jah­re 2008 ha­be er die Net­to­ein­hei­ten nur des­halb stei­gern können, weil ihm die er­fah­re­nen Be­auf­trag­ten Z. und O. aus­ge­zeich­ne­te Ter­mi­ne ge­lie­fert hätten und er zusätz­lich Ter­mi­ne aus den Land­krei­sen Mühl­dorf, Altötting, Traun­stein, Lands­hut und Bad Tölz über­nom­men ha­be.

Auf­grund die­ser Umstände ha­be er Um­satz­ein­bußen von bis zu 50 % er­lit­ten. Er ha­be seit 1999 fol­gen­de Brut­to­ein­kom­men er­zielt:

Ge­samt­b­rut­to 1999: € xxx.xxx,xx

Ge­samt­b­rut­to 2000: € xxx.xxx,xx

Ge­samt­b­rut­to 2001: € xxx.xxx,xx

Ge­samt­b­rut­to 2002: € xxx.xxx,xx

Ge­samt­b­rut­to 2003: € xxx.xxx,xx

Ge­samt­b­rut­to 2004: € xxx.xxx,xx

Ge­samt­b­rut­to 2005: € xxx.xxx,xx

Ge­samt­b­rut­to 2006:.€ xxx.xxx,xx

Ge­samt­b­rut­to 2007: € xxx.xxx,xx

Ge­samt­b­rut­to 2008: € xxx.xxx,xx.

Es lie­ge da­mit ei­ne grund­le­gen­de Störung des Gleich­ge­wichts von Leis­tung und Ge­gen­leis­tung und so ein Ein­griff in den kündi­gungs­recht­lich geschütz­ten Kern­be­reich des Ar­beits­verhält­nis­ses vor.

Die Höhe des mit Kla­ge­an­trag 1 gel­tend ge­mach­ten Scha­dens­er­satz­an­spruchs hat der Kläger auf der Grund­la­ge des (von ihm be­haup­te­ten) durch­schnitt­li­chen Ein­kom­mens in den Jah­ren 2003, 2004, und 2005 er­mit­telt. Die For­de­rung gemäß An­trag 2 hat er „nach den Vor­ga­ben des So­zi­al­plans“ be­rech­net. We­gen der Ein­zel­hei­ten wird auf Sei­te 15 ff. der Kla­ge­schrift (Bl. 15 ff. d.A.) Be­zug ge­nom­men.


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Der Kläger hat wei­ter gel­tend ge­macht, dass sich sei­ne Ein­kom­mens­si­tua­ti­on auch im Jah­re 2009 nicht ver­bes­sert ha­be, so dass er der Fest­stel­lung bedürfe, dass die HM bzw. nun die Be­klag­te ihm auch zum Er­satz wei­te­rer Nach­tei­le ver­pflich­tet sei. Es könne auch nicht aus­ge­schlos­sen wer­den, dass ihm für das Jahr 2005 ein Scha­den ent­stan­den sei.

Hilfs­wei­se hat der Kläger den Ab­schluss ei­nes Auf­he­bungs­ver­tra­ges ge­gen Zah­lung ei­ner Ab­fin­dung ver­langt.

Da­zu hat er aus­geführt, die Dif­fe­ren­zie­rung zwi­schen In­nen­dienst- und Außen­dienst-Mit­ar­bei­tern durch die Auf­stel­lung zwei­er un­ter­schied­li­cher So­zi­alpläne ver­s­toße ge­gen den Gleich­be­hand­lungs­grund­satz, ge­gen Art. 3 GG, ge­gen § 75 Be­trVG und ge­gen § 7 AGG.

Denn im In­nen­dienst ar­bei­te­ten deut­lich mehr Frau­en als Männer, wie sich aus der „Te­le­fon­lis­te G88129“ (An­la­ge K6a; Bl. 62 d.A.) er­ge­be. Da­ge­gen sei­en im Außen­dienst mehr Männer als Frau­en tätig. Die Beschäftig­ten im In­nen­dienst sei­en deut­lich jünger und ver­dien­ten ge­rin­ge­re Gehälter. Wer­de nun der In­nen­dienst bei der Auflösung sei­ner Ar­beits­verhält­nis­se be­vor­zugt be­han­delt, be­deu­te dies ei­ne un­zulässi­ge mit­tel­ba­re Dis­kri­mi­nie­rung der Beschäftig­ten des Außen­diens­tes we­gen ih­res Ge­schlechts, ih­res Al­ters und ih­res Ein­kom­mens. Die­se mit­tel­ba­re Dis­kri­mi­nie­rung sei durch sach­li­che Erwägun­gen nicht ge­recht­fer­tigt.

Darüber hin­aus stel­le das Ab­leh­nungs­schrei­ben vom 10.01.2007 ei­nen Ver­s­toß ge­gen Art. 3 GG und § 7 AGG dar. Ein der Ar­beit­ge­be­rin zu­ste­hen­der Er­mes­sens­spiel­raum sei gar nicht aus­geübt wor­den. Es sei Ziel der HM bzw. der Be­klag­ten, ihn in die Ei­genkündi­gung zu trei­ben.

Die Be­rech­nung der Ab­fin­dung durch den Kläger ist sei­nen Ausführun­gen in der Kla­ge­schrift, Sei­te 23 ff. (Bl. 23 ff. d.A.), zu ent­neh­men; hier­auf wird Be­zug ge­nom­men.

Der Kläger hat be­an­tragt,
 


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1. die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, € xxx.xxx,xx nebst 5 % Zin­sen hier­aus seit Rechtshängig­keit zu zah­len,
2. Hilfs­wei­se: die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, € xxx.xxx,xx nebst 5 % Zin­sen hier­aus seit Rechtshängig­keit zu zah­len,
3. fest­zu­stel­len, dass die Be­klag­te dem Kläger al­le durch die Um­struk­tu­rie­rung ent­ste­hen­den künf­ti­gen Nach­tei­le zu er­set­zen hat, ins­be­son­de­re zukünf­ti­ge Scha­dens­er­satz­ansprüche für 2009 und später bzw. auch schon für das Jahr 2005 gemäß obi­gen Anträgen 1. bzw. 2.,
4. höchst­hilfs­wei­se: die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, € xxx.xxx,xx nebst 5 % Zin­sen hier­aus seit Rechtshängig­keit Zug zum Zug ge­gen Ab­schluss ei­nes Auf­he­bungs­ver­tra­ges gemäß Punkt 8. des So­zi­al­pla­nes vom 10.04.1990 zu zah­len.

Die HM hat be­an­tragt,

die Kla­ge ab­zu­wei­sen.

Die HM hat die Auf­fas­sung ver­tre­ten, dem Kläger stünden die gel­tend ge­mach­ten Ansprüche nicht zu.

Ein An­spruch auf Scha­den­er­satz sei nicht ge­ge­ben. Die HM sei aus kei­nem Rechts­grund ver­pflich­tet, dem Kläger Be­ra­tungs­ter­mi­ne be­reit zu stel­len. Ei­ne in­di­vi­du­al­recht­li­che Ver­ein­ba­rung lie­ge nicht vor. Die An­wen­dung der Grundsätze der be­trieb­li­chen Übung schei­te­re am Feh­len ei­ner gleich­ar­ti­gen, wie­der­hol­ten Prak­ti­zie­rung ei­nes be­stimm­ten Ver­hal­tens. Die An­zahl der Ter­mi­ne ha­be in der Ver­gan­gen­heit stets ge­schwankt. Aus der Fürsor­ge­pflicht las­se sich auch kei­ne be­stimm­te Min­dest­an­zahl von Ter­mi­nen ab­lei­ten. Die Grundsätze des bil­li­gen Er­mes­sens sei­en nicht ver­letzt, weil ei­ne Ände­rung der Ar­beits­be­din­gun­gen durch die HM nicht ver­an­lasst wor­den sei. Die HM ha­be zu­dem we­der an­gekündigt, den Zu­gangs­weg G. zu schließen noch den an­ge­stell­ten Außen­dienst vollständig ab­zu­schaf­fen. Das Pro­jekt „Stra­te­gie HMS und F.“ ha­be die Ar­beits­be­din­gun­gen des Klägers grundsätz­lich nicht geändert.


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Im Übri­gen feh­le es an ei­nem Ver­schul­den der HM. Sie ha­be ak­tiv ver­sucht, die Zahl der Be­auf­trag­ten und da­mit der Be­ra­tungs­ter­mi­ne zu erhöhen. Sie ha­be auch in den Jah­ren 2006, 2007 und 2008 Be­auf­trag­te ein­ge­stellt. Zu­dem sei dem Kläger kein zu­re­chen­ba­rer Scha­den ent­stan­den. Für den Um­satz­ein­bruch sei­en außer­be­trieb­li­che Umstände ursächlich, wie die Ände­rung der Steu­er­ge­setz­te zum 01.01.2005, die sich beim Kläger, der vor­nehm­lich Le­bens­ver­si­che­rungs­po­li­cen ver­mit­telt ha­be, be­son­ders aus­ge­wirkt hätten. Sch­ließlich sei die Re­la­ti­on zwi­schen An­zahl der Be­auf­trag­ten, Be­ra­tungs­ter­mi­nen und ge­ne­rier­ten Ein­hei­ten zu be­strei­ten. Die Zahl der Be­auf­trag­ten sei zwi­schen 2004 und 2005 na­he­zu kon­stant ge­blie­ben; trotz­dem sei das Ein­kom­men des Klägers 2005 dra­ma­tisch ein­ge­bro­chen. Glei­ches be­le­ge ein Ver­gleich der Zahl der Be­auf­trag­ten, der Be­ra­tungs­ter­mi­ne und der ge­ne­rier­ten Ein­hei­ten über die Jah­re 2005 bis 2008, wie ihn die Ta­bel­le auf Sei­te 31 ih­res Schrift­sat­zes vom 15.05.2009 (Bl. 587 d.A.) ent­hal­te .

Die HM hat fer­ner dar­auf hin­ge­wie­sen, dass der Kläger nicht auf die von den Be­auf­trag­ten ver­ein­bar­ten Ter­mi­ne an­ge­wie­sen ge­we­sen sei. Er sei we­der recht­lich noch fak­tisch dar­an ge­hin­dert ge­we­sen, selbst Be­ra­tungs­ter­mi­ne so­wohl mit Neu­kun­den als auch mit Be­stands­kun­den zu ver­ein­ba­ren.

Mit Ur­teil vom 20.01.2010 hat das Ar­beits­ge­richt München die Kla­ge voll­umfäng­lich ab­ge­wie­sen. Zur Be­gründung hat es aus­geführt, dass dem Kläger die er­ho­be­nen Ansprüche aus kei­nem Rechts­grund zustünden. So er­ge­be sich ein An­spruch auf Scha­dens­er­satz nicht aus § 280 BGB i.V.m. §§ 315, 242 BGB. Denn die HM ha­be kei­ne ar­beits­ver­trag­li­che Pflicht ver­letzt. Ei­ne aus­drück­li­che Ver­ein­ba­rung über die An­zahl der von der Ar­beit­ge­be­rin zu beschäfti­gen­den Be­auf­trag­ten oder die Zahl der dem Kläger zur Verfügung zu stel­len­den Be­ra­tungs­ter­mi­ne oder de­ren Qua­lität ge­be es nicht. Ei­ne sol­che ar­beits­ver­trag­li­che Pflicht fol­ge auch nicht aus be­trieb­li­cher Übung. Der Kläger ha­be schon nicht vor­ge­tra­gen, dass die HM in der Ver­gan­gen­heit – min­des­tens 3 Jah­re – ei­ne be­stimm­te An­zahl von Be­auf­trag­ten an­ge­stellt ha­be und dass ihm durch de­ren An­stel­lung ei­ne kon­stan­te Zahl von Be­ra­tungs­ter­mi­nen ver­mit­telt wor­den sei. Auf­grund der Ver­ein­ba­rung ei­ner er­folgs­abhängi­gen Vergütung ha­be die HM für den Kläger er­kenn­bar kei­ne Bin­dung für die Zu­kunft in Be­zug auf die Vergütung und ih­re Vor­aus­set­zun­gen ein­ge­hen wol­len. Es sei zu­dem zwei­fel­haft, ob es sich bei der Beschäfti­gung ei­ner be­stimm­ten An­zahl von Be-


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auf­trag­ten um ei­ne Leis­tung oder Vergüns­ti­gung im Sin­ne der Grundsätze der be­trieb­li­chen Übung hand­le, weil dem Kläger durch die Vor­hal­tung nichts gewährt wer­de.

Ein Scha­dens­er­satz­an­spruch sei auch nicht nach den Grundsätzen bil­li­gen Er­mes­sens be­gründet. Die Grundsätze bil­li­gen Er­mes­sens könn­ten nur an­ge­wandt wer­den, wenn ei­ne Wei­sung des Ar­beit­ge­bers vor­lie­ge. Ei­ne sol­che ste­he hier aber nicht im Streit. Die vom Kläger be­haup­te­ten Verände­run­gen im Ver­trags­verhält­nis sei­en viel­mehr tatsäch­li­cher Art, vom Zu­schnitt des Ge­biets der Re­gio­nal­di­rek­ti­on B-Stadt ab­ge­se­hen. Der Kläger be­haup­te viel­mehr, die HM ha­be die tatsächli­chen Be­din­gun­gen, un­ter de­nen er die ar­beits­ver­trag­lich ge­schul­de­te Ver­triebstätig­keit er­brin­gen müsse, in un­zu­mut­ba­rer Wei­se geändert.

Der Kläger könne sich auch nicht mit Er­folg auf die Rechts­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts zum geschütz­ten Kern­be­reich des Ar­beits­verhält­nis­ses be­ru­fen. Die­se Rechts­grundsätze würden dann An­wen­dung fin­den, wenn dem Ar­beit­ge­ber ver­trag­lich das Recht zur ein­sei­ti­gen Ände­rung von Ver­trags­be­din­gun­gen ein­geräumt wor­den sei; der­ar­ti­ges tra­ge der Kläger selbst nicht vor.

Die HM ha­be schließlich nicht ih­re ar­beit­ge­ber­sei­ti­ge Pflicht zur Fürsor­ge aus § 242 BGB ver­letzt. Zwar sei dem Kläger dar­in zu fol­gen, dass das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en dar­auf ba­sie­re, dass dem Kläger Be­ra­tungs­ter­mi­ne zu­geführt würden; dies fol­ge be­reits aus der be­trieb­li­chen Or­ga­ni­sa­ti­on, in der sog. Be­auf­trag­te und sog. Be­ra­ter un­ter­schie­den würden, die bei Geschäfts­ab­schlüssen die Pro­vi­si­on un­ter­ein­an­der auf­teil­ten. Hier­aus ließen sich al­ler­dings kei­ne kon­kre­ten jus­ti­zia­blen Pflich­ten der Ar­beit­ge­be­rin ab­lei­ten. Es sei be­reits frag­lich, wel­che kon­kre­ten Pflich­ten die HM ver­letzt ha­ben sol­le. Die Pflicht­ver­let­zung könne nicht in der An­stel­lung ei­ner be­stimm­ten An­zahl von Be­auf­trag­ten be­ste­hen, da de­ren Zahl al­lein nicht ei­ne be­stimm­te An­zahl von Be­ra­tungs­ter­mi­nen be­din­ge. Be­auf­trag­te könn­ten je nach Qua­li­fi­ka­ti­on und Markt­be­din­gun­gen mehr oder we­ni­ger Be­ra­tungs­ter­mi­ne ein­wer­ben. Dies zei­ge sich bei­spiel­haft an den vom Kläger als be­son­ders befähigt ein­geschätz­ten Be­auf­trag­ten Herrn Z. und Herrn O..

Es sei auch zwei­fel­haft, ei­ne Pflicht der Ar­beit­ge­be­rin zur Ver­mitt­lung ei­ner be­stimm­ten An­zahl von Be­ra­tungs­ter­mi­nen an­zu­neh­men. Denn der Kläger he­be selbst her­vor, dass


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die Qua­lität die­ser Ter­mi­ne ei­ne ent­schei­den­de Rol­le spie­le. Quan­tität sei nicht Qua­lität, um die es dem Kläger je­doch ge­he. Es sei auch schwie­rig, be­stimm­te Qua­litätsan­for­de­run­gen an die Be­ra­tungs­ter­mi­ne zu for­mu­lie­ren. Ha­be die Ar­beit­ge­be­rin aber kei­nen oder nur ei­nen mäßigen Ein­fluss auf den Er­folg ei­nes Be­ra­tungs­ter­mins, könne ihr ei­ne Pflicht, für ei­ne be­stimm­te Qua­lität, al­so ei­ne be­stimm­te Ab­schluss­wahr­schein­lich­keit, zu sor­gen, nicht auf­er­legt wer­den.

Hin­sicht­lich der an­geb­li­chen Pflicht­ver­let­zun­gen durch an­geb­li­che Äußerun­gen über die Ent­wick­lung des Außen­diens­tes und die te­le­fo­ni­sche Nach­kon­trol­le schließe sich die Kam­mer den Ent­schei­dungs­gründen der 25. Kam­mer im Ur­teil zum Geschäfts­zei­chen 25 Ca 17217/08 an.

Die Ar­beit­ge­be­rin hätte et­wai­ge Pflicht­ver­let­zun­gen auch nicht zu ver­tre­ten. Der Kläger über­se­he in­so­fern, dass für die HM grundsätz­lich ein wei­ter un­ter­neh­me­ri­scher Ge­stal­tungs­spiel­raum be­ste­he, in­ner­halb des­sen sie ih­re Un­ter­neh­mens­stra­te­gie be­stim­men könne. So ste­he auch die Ent­schei­dung, ob sei sinn­voll sei, Be­auf­trag­te le­dig­lich als freie Mit­ar­bei­ter zu beschäfti­gen, letzt­lich der Ar­beit­ge­be­rin zu.

Darüber hin­aus feh­le es an An­halts­punk­ten dafür, dass die HM et­wai­ge Fehl­ent­wick­lun­gen im Zu­sam­men­hang mit den Um­struk­tu­rie­run­gen der Jah­re 2005 bis 2007 be­dingt vorsätz­lich oder fahrlässig in Kauf ge­nom­men ha­be. Denn auch die HM könne kei­nen Ge­winn er­zie­len, wenn der Kläger und ih­re Mit­ar­bei­ter nicht am Markt er­folg­reich sei­en. Der An­nah­me, die HM ha­be sich selbst Scha­den zufügen wol­len, könne die Kam­mer nicht näher tre­ten. Ei­ne et­wai­ge schlech­te Un­ter­neh­mensführung be­gründe nicht den recht­li­chen Vor­wurf fahrlässi­gen oder gar vorsätz­li­chen Han­delns.

Sch­ließlich feh­le es an ei­ner Kau­sa­lität zwi­schen be­haup­te­ten Pflicht­ver­let­zun­gen und Scha­den. Nach dem Ar­ti­kel in der Zeit­schrift „Ca­pi­tal“, auf den der Kläger sich be­zo­gen ha­be, lägen die Wett­be­werbs­nach­tei­le der Be­klag­ten auch dar­in be­gründet, dass sie im Geschäft mit Le­bens­ver­si­che­run­gen bei den Ka­pi­tal­an­la­ge­ren­di­ten weit hin­ter der Kon­kur­renz lie­ge und auf­grund man­geln­der In­te­gra­ti­on der IT-Sys­te­me der ver­schie­de­nen Ge­sell­schaf­ten der C.-Grup­pe Neue­run­gen ver­spätet auf den Markt kämen. Des­halb könne nicht der Schluss ge­zo­gen wer­den, der Um­satzrück­gang fin­de sei­ne Ur­sa­che in der ge-


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rin­ge­ren An­zahl an­geb­lich un­qua­li­fi­zier­ter Be­auf­trag­ter und der ge­rin­ge­ren An­zahl der von ih­nen ver­ein­bar­ten Be­ra­tungs­ter­mi­ne. Im Übri­gen be­ste­he die vom Kläger be­haup­te­te Kor­re­la­ti­on zwi­schen Be­auf­trag­ten, Be­ra­tungs­ter­mi­nen und Umsätzen nicht. Sch­ließlich sei die Scha­dens­be­rech­nung zwei­fel­haft, weil die an­geb­li­chen Ver­trags­ver­let­zun­gen der Be­klag­ten seit 2004 statt­ge­fun­den ha­ben sol­len, so dass für die Scha­dens­be­rech­nung auf die Jah­re vor 2004 hätte zurück­ge­grif­fen wer­den müssen. Der Kläger ha­be die be­strit­te­nen Ein­kom­mens­zah­len zu­dem nicht un­ter Be­weis ge­stellt.

Auch der hilfs­wei­se er­ho­be­ne An­spruch auf Ab­schluss ei­nes Auf­he­bungs­ver­tra­ges ge­gen Zah­lung ei­ner Ab­fin­dung sei un­be­gründet.

Der frag­li­che So­zi­al­plan se­he in Zif­fer 8.1. vor, dass ent­we­der die sog. So­zi­al­plan­kom­mis­si­on auf An­trag des Außen­dienst-An­ge­stell­ten die Auflösung des Ar­beits­verhält­nis­ses be­sch­ließe oder dass es gemäß Zif­fer 8.2. „im all­sei­ti­gen Ein­ver­neh­men“ zu ei­ner Auflösung des Ar­beits­verhält­nis­ses kom­me. Bei­des sei hier nicht ge­ge­ben.

Auf den für den In­nen­dienst gel­ten­den So­zi­al­plan könne sich der Kläger nicht stützen, da er die­sem nicht an­gehöre.

Er könne sich auch nicht auf den Gleich­be­hand­lungs­grund­satz be­ru­fen. Es bestünden be­reits Be­den­ken ge­gen die kläge­ri­sche Be­wer­tung, dass der Wunsch der HM, den Kläger im Ar­beits­verhält­nis zu be­hal­ten, ei­ne Be­nach­tei­li­gung dar­stel­le. Je­den­falls fin­de der Gleich­be­hand­lungs­grund­satz kei­ne An­wen­dung. Für den Ab­schluss ei­nes Auf­he­bungs­ver­tra­ges gel­te der Grund­satz der Ver­trags­frei­heit, da er das Ge­genstück zum Ar­beits­ver­trag sei. Der Ar­beit­ge­ber sei da­bei nicht an den ar­beits­recht­li­chen Gleich­be­hand­lungs­grund­satz ge­bun­den, son­dern ha­be nur spe­zi­al­ge­setz­li­che Dis­kri­mi­nie­rungs­ver­bo­te zu be­ach­ten.

Sch­ließlich könne sich der Kläger nicht auf § 75 Be­trVG i.V.m. § 7 AGG stützen. Er sei nicht auf­grund sei­nes Al­ters oder sei­nes Ge­schlechts dis­kri­mi­niert wor­den, in­dem sich die HM ge­gen sei­ne Ent­las­sung ent­schie­den ha­be. Nach­dem sich der Kläger selbst als ei­nen der er­folg­reichs­ten Ver­mitt­ler der HM bun­des­weit an­se­he, lie­ge es auf der Hand, dass sie
 


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sich nicht vom Kläger ha­be tren­nen wol­len. Da­mit aber hätten für ih­re Ent­schei­dung die Merk­ma­le „Al­ter“ und „Ge­schlecht“ kei­ne Rol­le ge­spielt.

We­gen wei­te­rer Ein­zel­hei­ten des un­strei­ti­gen Sach­ver­halts, des erst­in­stanz­li­chen Vor­brin­gens der Par­tei­en so­wie der recht­li­chen Erwägun­gen des Ar­beits­ge­richts wird auf die an­ge­foch­te­ne Ent­schei­dung (Bl. 1332 ff. d.A.) Be­zug ge­nom­men.

Ge­gen die­ses, den Kläger­ver­tre­tern am 12.03.2010 zu­ge­stell­te En­dur­teil rich­tet sich die Be­ru­fung des Klägers vom 01.04.2010, die am sel­ben Ta­ge beim Lan­des­ar­beits­ge­richt München ein­ging und am 04.06.2010 in­ner­halb der bis zum 14.06.2010 verlänger­ten Be­ru­fungs­be­gründungs­frist be­gründet wur­de. Mit dem Rechts­mit­tel ver­folgt der Kläger sein erst­in­stanz­li­ches Be­geh­ren in vol­lem Um­fang wei­ter. Die Anträge wur­den mit Schrift­satz vom 23.08.2010 (Bl. 1586 ff. d.A.) und im Ter­min mo­di­fi­ziert.

Nach An­sicht des Klägers liest sich das erst­in­stanz­li­che Ur­teil ge­ra­de­zu als Leit­fa­den für Ar­beit­ge­ber, wie in den Kern­be­reich des Ar­beits­verhält­nis­ses un­ter Um­ge­hung des vom Bun­des­ar­beits­ge­richt ent­wi­ckel­ten Kündi­gungs­schut­zes ein­ge­grif­fen wer­den könne. Schon des­halb könne es kei­nen Be­stand ha­ben. Das Ar­beits­ge­richt ha­be die Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts zum Kern­be­reich des Ar­beits­verhält­nis­ses ver­kannt; es hätte zu­min­dest ei­ne ana­lo­ge An­wen­dung die­ser Recht­spre­chung erwägen müssen. Oh­ne tragfähi­ge Be­gründung ha­be es ei­ne Viel­zahl wei­ter vor­ge­tra­ge­ner An­spruchs­grund­la­gen ver­neint.

Un­ter teil­wei­ser Wie­der­ho­lung und Ergänzung sei­nes erst­in­stanz­li­chen Vor­trags be­haup­tet der Kläger, die Ar­beits­verträge der HM sei­en nicht aus­gefüll­te Rah­men­verträge. Der Kläger ha­be, wie sei­ne Kol­le­gen, ei­nen ganz ein­fa­chen, rei­nen Wer­ber­ver­trag, in dem fast gar nichts ge­re­gelt sei. Un­zu­tref­fend ha­be das Ar­beits­ge­richt an­ge­nom­men, HM sei völlig frei (ge­we­sen), die An­zahl der Be­auf­trag­ten zu ändern. Wäre die Kern­be­reichs­recht­spre­chung nicht ein­schlägig, könn­te sie völlig frei das Ein­kom­men und die Ar­beits­leis­tung des Klägers dik­tie­ren, in­dem sie an der „Schrau­be“ Be­auf­trag­te/Ter­mi­ne dre­he. Nicht aus­zu­sch­ließen sei, dass sie den Kläger in die Ei­genkündi­gung trei­ben möch­te, um sich ei­ne ho­he Ab­fin­dung zu er­spa­ren. Der Kläger ha­be im Jah­re 2008 nur 54 % sei­nes ursprüng­li-
 


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chen Ein­kom­mens ver­dient (Re­fe­renz­zeit­raum: 2003 – 2005). Die Be­klag­te könne sich auch nicht auf die rückläufi­ge Markt­ent­wick­lung be­ru­fen.

Im Ein­zel­nen macht der Kläger gel­tend, dass das Ar­beits­ge­richt nicht auf die Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts ein­ge­gan­gen und so rechts­feh­ler­haft zum Er­geb­nis ge­kom­men sei, die Be­klag­te ha­be kei­ne Ver­tragsände­rung vor­ge­nom­men. Das fak­ti­sche Feh­len schrift­li­cher Re­ge­lun­gen be­deu­te nicht, dass es kei­ne ver­trag­li­chen Re­ge­lun­gen ge­be. Denn aus be­trieb­li­cher Übung er­ge­be sich, dass die Schwel­le der not­wen­di­gen An-zahl der Be­auf­trag­ten nicht un­ter­schrit­ten wer­den dürfe. Ei­ne ab­so­lu­te An­zahl an Be­auf­trag­ten ha­be der Kläger nicht ge­for­dert. Die be­trieb­li­che Übung be­ste­he dar­in, dass die Be­auf­trag­ten seit Jahr­zehn­ten Ter­mi­ne ge­ne­riert und die­se an den Kläger (und die an­de­ren Be­ra­ter) wei­ter ge­ge­ben hätten. Schon in der Verände­rung des zu be­ar­bei­ten­den Ge­bie­tes lie­ge ei­ne ver­trag­li­che Ände­rung. Auch das Ent­gelt gehöre zur be­trieb­li­chen Übung. Zwar sei es selbst­verständ­lich, dass das pro­vi­si­ons­abhängi­ge Ein­kom­men stets schwan­kend sei. Des­halb ha­be das BAG in ständi­ger Rechts­spre­chung die 15- bis-20-%-Gren­ze an­ge­nom­men. Hier ha­be sich das pro­vi­si­ons­abhängi­ge Ein­kom­men aber um 50 % re­du­ziert, wes­halb man­gels Ände­rungskündi­gung ein un­zulässi­ger Ein­griff in den Kern­be­reich vor­lie­ge. Der Kläger ha­be ei­nen An­spruch dar­auf, ein be­stimm­tes Ent­gelt­ni­veau – so­zu­sa­gen als Be­stands­schutz – zu er­hal­ten. Durch die grund­le­gen­de Störung des Gleich­ge­wichts zwi­schen Leis­tung und Ge­gen­leis­tung wer­de der Kündi­gungs­schutz um­gan­gen.

Das Ar­beits­ge­richt ha­be auch über­se­hen, dass die Ver­let­zung des Kern­be­reichs nicht nur bei Ver­tragsände­run­gen, son­dern auch bei Um­or­ga­ni­sa­tio­nen oder durch Wei­sungs­recht er­fol­gen könne.

Auch ha­be das Ar­beits­ge­richt die un­zu­tref­fen­de Auf­fas­sung ver­tre­ten, Pro­vi­sio­nen sei­en nur Vergütungs­chan­cen. Rechts­feh­ler­haft ha­be es über­se­hen, dass ei­ne Ana­lo­gie bzw. die An­wen­dung des Rechts­ge­dan­kens der Kern­be­reichs­theo­rie im vor­lie­gen­den Fall ge­bo­ten ge­we­sen wäre.

Das Ar­beits­ge­richt ha­be auch die wei­te­ren An­spruchs­grund­la­gen zu Un­recht ver­neint. Ein Rechts­an­spruch des Klägers er­ge­be sich auch aus § 280 i.V.m. §§ 315, 242 BGB. Es ha­be über­se­hen, dass die Be­klag­te die Pflicht aus be­trieb­li­cher Übung ver­letzt ha­be, in er-


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heb­li­chem Um­fang Vor­wer­ber zu beschäfti­gen und den Be­ra­tern, dar­un­ter dem Kläger, in er­heb­li­chem Um­fang Ter­mi­ne zur Verfügung zu stel­len. Das Ar­beits­ge­richt ha­be den Um-fang der Ände­run­gen nicht er­fasst.

HM bzw. die Be­klag­te ha­be auch die Grundsätze des bil­li­gen Er­mes­sens gemäß § 315 BGB ver­letzt, in­dem nur mehr ei­ne äußerst ge­rin­ge Zahl an Be­auf­trag­ten im Ver­gleich zum Jah­re 2003 beschäftigt wer­de. So­weit das Ar­beits­ge­richt Art. 12 GG zu Guns­ten der Be­klag­ten berück­sich­tigt ha­be, über­se­he es die Rechts­spre­chung des BAG zur Kern­theo­rie und zu Art. 14 GG, auf wel­chen sich der Kläger be­ru­fen könne.

Auch bei der Be­hand­lung der Fürsor­ge­pflicht sei­en dem Ar­beits­ge­richt ent­schei­dungs­er­heb­li­che Feh­ler un­ter­lau­fen. Die­se Pflicht zwin­ge die Be­klag­te da­zu, auf ein an­ge­mes­se­nes Verhält­nis von Be­auf­trag­ten und Be­ra­tern zu ach­ten. Tatsächlich sei der Un­ter­bau der in der Ver­gan­gen­heit er­folg­rei­chen Be­auf­trag­ten aber zu 90 % weg­ge­bro­chen, was die Be­ra­ter, wie den Kläger, völlig aus­ge­trock­net ha­be.

Nicht nach­voll­zieh­bar sei auch die Fest­stel­lung des Ar­beits­ge­richts, die Be­klag­te ha­be zu kei­ner Zeit die vom Kläger an­ge­bo­te­ne Leis­tung nicht an­ge­nom­men. Der vor­lie­gen­de Fall stel­le ge­ra­de­zu ei­nen klas­si­schen Fall des An­nah­me­ver­zugs dar. Die Be­klag­te sei zur Vor­leis­tung ver­pflich­tet, denn ihr ob­lie­ge die Zu­wei­sung von Ar­beit. Der Kläger war­te je­den Frei­tag die Ver­tei­lung der Ter­mi­ne ab. Ei­ne an­de­re Möglich­keit, an Be­ra­tungs­ter­mi­ne zu kom­men, ha­be er nicht, da im Sys­tem „Zu­gangs­weg G.“ aus den be­reits ge­nann­ten Gründen ei­ne ei­ge­ne Neu­kun­den­ak­qui­se nicht vor­ge­se­hen sei. Er ha­be sei­ne Ar­beits­kraft al­so am rech­ten Ort in rech­ter Wei­se an­ge­bo­ten, aber kei­ne Ter­mi­ne zur Be­ar­bei­tung er-hal­ten und sei so­mit zur Untätig­keit ge­zwun­gen ge­we­sen.

Das Ar­beits­ge­richt ha­be es auch un­ter­las­sen, die Vor­aus­set­zun­gen ei­ner Tei­lunmöglich­keit näher zu be­leuch­ten. Es sei in keins­ter Wei­se dar­auf ein­ge­gan­gen, wer das Be­triebs­ri­si­ko tra­ge.

Zu Un­recht ha­be das Ar­beits­ge­richt auch sons­ti­ge An­spruchs­grund­la­gen ver­neint. Es ha­be ins­be­son­de­re § 138 BGB und Art. 12 GG über­se­hen. Der Kläger ha­be zur Sit­ten­wid­rig­keit vor­ge­tra­gen, dass HM bzw. die Be­klag­te ihm „das Was­ser ab­gra­be“, wie sich aus


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der Ent­wick­lung der Pro­vi­si­ons­ein­kom­men er­ge­be. Darüber hin­aus ha­be das Ar­beits­ge­richt Fest­stel­lun­gen zur Gleich­be­hand­lung un­ter­las­sen. Wenn an­de­re Außen­dienst-Mit­ar­bei­ter ge­gen Ab­fin­dung aus­schei­den durf­ten, dies dem Kläger aber ver­wehrt wur­de, müsse er zu­min­dest ei­ne Aus­gleichs­zah­lung für sei­ne Ge­halts­ein­bußen er­hal­ten.

Zu rügen sei­en auch wei­te­re Mängel des Ur­teils: Das Ar­beits­ge­richt ha­be nicht nur den „im­ma­nen­ten“ Rück­gang der Be­auf­trag­ten in B-Stadt über­se­hen, son­dern auch die An­wer­bung neu­er Be­auf­trag­ter in ganz Ober­bay­ern, was zu er­heb­lich verlänger­ten Weg­stre­cken des Klägers geführt ha­be. Das Ar­beits­ge­richt ha­be auch nicht oh­ne Be­weis­auf­nah­me an­neh­men dürfen, das Pro­jekt „HMS und F.“ ha­be kei­ne vergütungs­recht­li­chen Aus­wir­kun­gen auf das Ar­beits­verhält­nis des Klägers ge­habt. Das­sel­be gel­te für die An­nah­me, die Ände­run­gen des Steu­er­rechts zum 01.01.2005 sei­en un­er­heb­lich ge­we­sen. Zu Un­recht nicht gewürdigt ha­be das Ar­beits­ge­richt bei der Fra­ge der Dis­kri­mi­nie­rung die vor­ge­leg­te Te­le­fon­lis­te.

Die Zwei­fel des Ar­beits­ge­richts an der Kau­sa­lität sei­en nicht be­rech­tigt. Der Kläger ha­be rund 10.000 Ein­hei­ten pro Jahr pro­du­ziert; er ha­be durch­schnitt­lich nur 170 bis 200 Ter­mi­ne pro Jahr er­hal­ten.

Der Adress­zu­fluss ha­be sich in den Jah­ren „2004 bis 2009“ wie folgt dar­ge­stellt:

2005: 175 Ter­mi­ne

2006: 123 Ter­mi­ne

2007: 125 Ter­mi­ne

2008: 190 Ter­mi­ne

Die­se Ter­mi­ne sei­en al­ler­dings um „Ali­bi­ter­mi­ne“ zu be­rei­ni­gen. Dann er­ge­be sich fol­gen­de Si­tua­ti­on:

2005: 120 Ter­mi­ne

2006: 110 Ter­mi­ne

2007: 102 Ter­mi­ne

2008: 142 Ter­mi­ne
 


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Die Be­rei­ni­gung er­ge­be sich durch den Ab­zug der Ter­mi­ne, die von den Be­auf­trag­ten W. & K.-M. ge­ne­riert wur­den. Der Kläger ha­be sämt­li­che Ter­mi­ne die­ser Be­auf­trag­ten nach er­folg­lo­sen Be­su­chen zurück­ge­ge­ben. Zu be­ach­ten sei, dass für die Kau­sa­lität Rück­gang Be­auf­trag­te - Rück­gang Ter­mi­ne - Rück­gang Ein­kom­men nicht die in­di­vi­du­el­le Ter­min­ver­tei­lung maßgeb­lich sei, son­dern der „An­gang“ an qua­li­ta­tiv hoch­wer­ti­gen Ter­mi­nen. Im Jah­re 2002 hätten für die Be­ra­ter im Raum B-Stadt noch 3.410 Ter­mi­ne pro Jahr zur Verfügung ge­stan­den. Die­se hätten wie folgt re­du­ziert:


Jahr - Be­auf­trag­te - Ter­mi­ne p.A.
2004 - 38 - 3.428
2005 - 26 - 3.228
2006 - 23 - 2.643
2007 - 12 - 1.800
2008 - 11 - 1.387

Die Kau­sa­lität für den vor­ge­tra­ge­nen Scha­den würde sich auch aus dem Um­stand er­ge­ben, dass der Ab­schluss ei­nes Pro­vi­si­on ein­brin­gen­den Ver­tra­ges völlig un­abhängig von der Markt­si­tua­ti­on oder von der Ren­di­te sei. Es spie­le kei­ne Rol­le, ob Kon­kur­ren­ten im Markt ei­ne ge­ringfügig bes­se­re Ren­di­te an­bie­ten würden. Denn das ei­gent­li­che Pro­dukt, das durch den Kläger an den Mann ge­bracht wer­de, sei ei­ne Rund­um­be­treu­ung und die Be­ra­tung ei­nes Un­ter­neh­mens, die so von der Kon­kur­renz nicht an­ge­bo­ten würden. Die­se spe­zi­el­le und sehr zeit­auf­wen­di­ge Form der Be­ra­tung sei schon im­mer die Vor­aus­set­zung für die über­durch­schnitt­li­chen Umsätze und das über­durch­schnitt­li­che Ein­kom­men des Klägers ge­we­sen. Oh­ne gründ­li­che Vor­ar­beit der Be­auf­trag­ten sei­en sol­che Er­geb­nis­se aber nicht möglich. Nur ei­ne Viel­zahl von Ter­mi­nen si­che­re dem Kläger und den an­de­ren Be­ra­tern die drin­gend not­wen­di­ge „Bug­wel­le“ an Be­ra­tungs­ter­mi­nen. Dass der Kläger das Ver­kau­fen ver­lernt ha­be, könne aus­ge­schlos­sen wer­den. Kau­sal sei viel­mehr, dass die Vor­be­rei­tung der Ter­mi­ne durch die Be­auf­trag­ten mitt­ler­wei­le man­gel­haft sei. Zum ei­nen ha­be ih­re Zahl ab­ge­nom­men, zum an­de­ren würden sie schlech­ter ge­schult, weil die Führungs­kräfte selbst nicht wüss­ten, wie das Geschäft über­haupt noch funk­tio­nie­re. Sch­ließ-
 


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lich fol­ge die Kau­sa­lität noch aus der Auf­stel­lung des Klägers gemäß An­la­ge BK3 (vgl. Bl. 1451 ff. d.A.).

Zu den be­reits erst­in­stanz­lich vor­ge­tra­ge­nen Pflicht­verstößen der HM kom­me noch ei­ne größere Pflicht­ver­let­zung hin­zu, die erst während des Be­ru­fungs­ver­fah­rens be­kannt ge­wor­den sei. Die Be­klag­te ma­che dem Kläger vorsätz­lich Kon­kur­renz. Sie set­ze im Ge­biet der Re­gio­nal­di­rek­ti­on B-Stadt Agen­tur­an­ge­stell­te ein, die die­sel­ben Kun­den wie der Kläger be­ar­bei­te­ten. Sog. Ju­ni­or­sa­le­s­part­ner würden auf die dem Zu­gangs­weg G. zu­ste­hen­de Kun­denk­li­en­tel an­ge­setzt. Sie führ­ten bei Fir­men al­ler Art ei­ne Kalt­ak­qui­se durch. Der Kläger ha­be beim Be­such des Kun­den Herrn N. fest­stel­len müssen, dass be­reits ein an­de­rer Mit­ar­bei­ter der Be­klag­ten ei­nen Ter­min mit die­sem Kun­den ver­ein­ba­ren woll­te. Es ha­be sich da­bei um den Mit­ar­bei­ter Herrn B. ge­han­delt, der mit Vi­si­ten­kar­ten der Be­klag­ten aus­ge­stat­tet wor­den sei, nach de­nen er im Un­ter­neh­mens­ser­vice tätig sei. Die Be­klag­te ma­che so­mit dem Kläger Kon­kur­renz und re­du­zie­re die von ihm zu be­ar­bei­ten­den Ter­mi­ne. Der Be­klag­ten ent­ge­he ein Großteil des Geschäftes, weil den Mit­ar­bei­tern der Agen­tu­ren nicht das Fach­wis­sen zur Verfügung ste­he, über das der Kläger verfüge. Sie könn­ten nur stümper­haft ver­su­chen, ir­gend­wel­che Verträge zu ver­kau­fen, oh­ne um­fang­reich be­ra­ten zu können. Die Be­klag­te schädi­ge sich selbst, nur da­mit der Kläger kein Geschäft mehr ma­chen und kei­ne Pro­vi­sio­nen mehr ver­die­nen könne.

Außer­dem ha­be die Be­klag­te das Zu­gangs­we­ge­sys­tem G. ei­genmäch­tig gestört. Die Be­klag­te ha­be das ver­trag­li­che Ein­satz­ge­biet des Klägers mas­siv be­schnit­ten, oh­ne den Kläger hierüber zu in­for­mie­ren. Dar­in lie­ge ei­ne wei­te­re, neu be­kannt ge­wor­de­ne Pflicht­ver­let­zung. In ei­nem Gespräch am 13.04.2010 ha­be der neue Fi­li­al­di­rek­tor, Herr G., dem Kläger ei­ne Auf­stel­lung sämt­li­cher Ge­bie­te/Zel­len der Re­gio­nal­di­rek­ti­on ge­zeigt. In die­ser Auf­lis­tung sei­en die ein­zel­nen Zel­len durch farb­li­che Kenn­zeich­nung dem Zu­gangs­weg G. oder den Call-Cen­tern des G. zu­ge­ord­net ge­we­sen. Nach der Auf­stel­lung ha­be die Be­klag­te et­wa 70% bis 80 % des Stadt­ge­biets B-Stadt so­wie bei­spiels­wei­se auch das ge­sam­te Stadt­ge­biet Augs­burg und den ge­sam­ten Land­kreis Augs­burg ex­klu­siv an den G. ab­ge­tre­ten und so­mit für die Be­ar­bei­tung durch die Be­auf­trag­ten und da­mit die Be­ra­ter wie den Kläger ge­sperrt. Der G. setz­te nun­mehr in Ab­spra­che mit der Geschäfts­lei­tung der Be­klag­ten selbst Call-Cen­ter zur Mit­glie­der­wer­bung ein, statt – wie bis­her – mit der Be­klag­ten zu­sam­men­zu­ar­bei­ten. In 70 % bis 80 % des ge­nann­ten Stadt­ge­biets dürf­ten
 


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des­halb ab­spra­che­gemäß kei­ne Be­auf­trag­ten der Be­klag­ten mehr ein­ge­setzt wer­den. Ei­ne Her­aus­ga­be von Ko­pi­en sei von Herrn G. ver­wei­gert wor­den, was zu ei­ner Um­kehr der Be­weis­last führe. Selbst wenn ein Be­auf­trag­ter ver­bo­te­ner Wei­se in die­sem Ge­biet tätig wer­den würde, könn­te er kei­ne Ter­mi­ne ge­ne­rie­ren, da das Ge­biet von den Call-Cen­tern des G. be­reits „ab­ge­grast“ sei.

Die Be­klag­te ha­be al­so in er­heb­li­chem Um­fang die bis­he­ri­ge be­trieb­li­che Übung geändert. Der Kläger sei wie sei­ne Kol­le­gen sys­te­ma­tisch in die Rand­be­zir­ke und in die um­lie­gen­den Land­krei­se ab­ge­drängt wor­den, die nicht mehr zu sei­nem Ar­beits­ge­biet gehörten. Schon al­lein we­gen die­ser pflicht­wid­ri­gen Verände­rung des ge­leb­ten Ver­tra­ges sei­en die streit­ge­genständ­li­chen Scha­dens­er­satz­ansprüche in vol­lem Um­fang zu­zu­spre­chen. Es kom­me gar nicht mehr dar­auf an, ob die Re­du­zie­rung der Be­auf­trag­ten ei­ne Pflicht­ver­let­zung ge­we­sen sei, die kau­sal zu ei­nem Scha­den geführt ha­be. Al­lein die Hal­bie­rung des Ge­bie­tes und da­mit die Hal­bie­rung der mögli­chen Geschäfts­kon­tak­te stel­le ei­ne gra­vie­ren­de Pflicht­ver­let­zung dar, we­gen der der Kläger ein­deu­tig we­ni­ger Ter­mi­ne er­hal­te. Es sei dem Kläger erst jetzt klar­ge­wor­den, war­um die Be­auf­tra­gen in B-Stadt so mas­siv ab­ge­baut wor­den sei­en. Denn we­gen der wei­test­ge­hen­den Sper­rung des Stadt­ge­biets sei­en sie nicht mehr benötigt wor­den. Die Re­du­zie­rung der Ter­mi­ne sei aus­nahms­los von der Be­klag­ten selbst ver­ur­sacht.

Nach­dem dem Kläger Scha­dens­er­satz­ansprüche zustünden, sei auch der Fest­stel­lungs­an­trag auf künf­ti­ge Schäden be­gründet, ins­be­son­de­re, da das Ein­kom­men des Klägers auch in den Jah­ren 2009 und 2010 wei­ter ge­schrumpft sei.

Hilfs­wei­se wer­de gel­tend ge­macht, dass der Kläger auch den Ab­schluss ei­nes Auf­he­bungs­ver­tra­ges ver­lan­gen könne. Das Ar­beits­ge­richt ha­be in­so­weit aus ei­nem Ur­teil des Lan­des­ar­beits­ge­richts ab­ge­schrie­ben oh­ne zu er­ken­nen, dass es auf den streit­ge­genständ­li­chen Fall nicht pas­se. Die ge­sam­te Pro­ble­ma­tik, dass ein Ein­griff in den Kern­be­reich vor­lie­ge und der Kläger trick­reich aus Kos­ten­gründen in die Ei­genkündi­gung ge­trie­ben wer­den sol­le, sei vom Ar­beits­ge­richt völlig über­se­hen wor­den. Es ha­be auch feh­ler­haft nicht er­kannt, dass An­halts­punk­te für ei­ne Dis­kri­mi­nie­rung auf­grund des Ge­schlech­tes ge­ge­ben sei­en. Dies sei nicht nach­voll­zieh­bar, weil die Te­le­fon­lis­te gemäß An­la­ge K6a (Bl. 62 d.A.) zei­ge, dass im In­nen­dienst aus­sch­ließlich Frau­en beschäftigt würden,
 


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die zu­dem jünger sei­en und deut­lich we­ni­ger ver­dien­ten als der Kläger und die an­de­ren Be­ra­ter im Außen­dienst.

Im Ter­min ließ der Kläger erläutern, dass in der Be­ru­fungs­be­gründung ei­ne vorsätz­li­che Pflicht­ver­let­zung gel­tend ge­macht wer­de, weil die Be­klag­te vorsätz­lich in ein bis­lang funk­tio­nie­ren­des Ver­triebs­sys­tem ein­ge­grif­fen ha­be. Es sei ihr auch der Vor­wurf der Fahrlässig­keit zu ma­chen, weil sie un­be­dacht die Beschäftig­ten­grup­pe der Be­auf­trag­ten ab­ge­baut ha­be, oh­ne sich Ge­dan­ken über die Fol­gen für den Kläger und sei­ne Kol­le­gen zu ma­chen. Im Übri­gen wer­de die Be­ru­fung auf neue Tat­sa­chen gestützt, die ein vorsätz­li­ches Fehl­ver­hal­ten dar­stell­ten.

Der Kläger be­haup­te­te im Ter­min wei­ter, dass (1.) die Zu­sam­men­le­gung der Fi­lia­le B-Stadt mit den Fi­lia­len Augs­burg, Ro­sen­heim, Weil­heim und In­gol­stadt im Jah­re 2002, (2.) die Erklärung des Vor­stands der Be­klag­ten, Herrn L., im letz­ten Quar­tal 2004, das G.-Geschäft ein­zu­stel­len, was zu ei­ner ers­ten Re­du­zie­rung von Be­auf­trag­ten geführt ha­be, (3.) das An­schrei­ben zur So­fort­ak­ti­on „Ab­bau der An­ge­stell­ten“ im De­zem­ber 2006, die zur zwei­ten Re­du­zie­rung der Be­auf­trag­ten geführt ha­be, (4.) die Um­struk­tu­rie­rung zum 01.01.2007 in Ge­stalt der Gründung der HMS-Z, der Zu­sam­men­le­gung des Zu­gangs­wegs G. mit F. und der Ver­größerung des Fi­li­al­be­triebs, (5.) die zöger­li­che Neu­ein­stel­lung von Vor­wer­bern und zusätz­lich (6.) die Ver­ein­ba­rung der Be­klag­ten mit dem G. – ku­mu­la­tiv - dafür ursächlich sei­en, dass der Kläger nur noch ei­ne ge­rin­ge­re Pro­vi­si­on er­wirt­schaf­ten könne. Der ers­te mas­si­ve Schritt zum Ab­sturz des Sys­tems sei im letz­ten Quar­tal 2004 in Ge­stalt der Aus­sa­ge des Herrn L. ge­tan wor­den. Die Ur­sa­che würde in dem Ge­scheh­nis aus dem Jahr 2004 lie­gen, die durch die fol­gen­den Er­eig­nis­se noch verstärkt wor­den sei.

Die be­trieb­li­che Übung, von der der Kläger aus­ge­he, ha­be den In­halt, dass der Kläger aus­sch­ließlich im dua­len Sys­tem des Zu­gangs­wegs G. als Be­ra­ter beschäftigt wer­de und er aus­sch­ließlich Ter­mi­ne zu be­ar­bei­ten ha­be, die zu­vor von Be­auf­trag­ten ge­ne­riert wor­den sei­en. Ge­gen die be­trieb­li­che Übung sei ver­s­toßen wor­den, in­dem we­ni­ger Vor­wer­ber mit schlech­te­rer Qua­lität bzw. zu geänder­ten Verträgen ein­ge­setzt und die­se nicht mehr als An­ge­stell­te beschäftigt wor­den sei­en. Auf ei­ne Ei­genkündi­gung des Klägers könne die Be­klag­te hof­fen, weil er auf­grund sei­ner Fach­kun­de bei der Fa. XY als frei­er Mit­ar­bei­ter tätig wer­den könne, und dort in et­wa das­sel­be ver­die­nen würde, aber we­ni­ger Kos­ten tra-

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gen müsse. Die Ver­ein­ba­rung vom 19.08.2002 (Bl. 276 d.A.) zei­ge, dass er über­ob­li­ga­to­risch Ter­mi­ne außer­halb Münchens wahr­neh­me und die Be­klag­te ver­pflich­tet sei, ihm die höhe­ren Kos­ten zu er­stat­ten. Die höhe­ren Rei­se­kos­ten sei­en ei­ne Ur­sa­che für den ge­rin­ge­ren Ver­dienst des Klägers, aber nicht al­lein oder un­mit­tel­bar ver­ant­wort­lich für die ge­sam­te Ein­buße, die hier als Scha­dens­er­satz gel­tend ge­macht wer­de. Für ei­ne gleichmäßig ho­he Vergütung sei ei­ne Bug­wel­le von Ter­mi­nen nötig, fer­ner ei­ne hin­rei­chen­de Qua­lität der Ter­mi­ne und außer­dem ei­ne möglichst ge­rin­ge Rei­se­zeit. Dies gel­te al­les vor dem Hin­ter­grund, dass meh­re­re Be­su­che vor Geschäfts­ab­schluss nötig und üblich sei­en.

Ein An­spruch aus An­nah­me­ver­zug er­ge­be sich dar­aus, dass je­den Frei­tag die Ter­mi­ne ver­teilt würden, es heu­te aber we­ni­ger, zu­min­dest we­ni­ger qua­li­ta­tiv aus­rei­chen­de Ter­mi­ne ge­be. Er ar­bei­te aber – früher wie heu­te – täglich 12 St­un­den. Er hal­te je­den­falls 12 St­un­den sei­ne Ar­beits­kraft be­reit, be­fin­de sich aber viel mehr im Büro als früher. Auch in frühe­rer Zeit ha­be er sich im Büro be­fun­den, aber sel­te­ner. Nach wie vor sei er über 90 % im G.-Geschäft tätig. Das Sys­tem tra­ge sich auch nur, wenn al­le dar­an Be­tei­lig­ten sich dar­auf kon­zen­trie­ren würden. Denn nur über ih­re 30-pro­zen­ti­ge Be­tei­li­gung könn­ten die Be­auf­trag­ten hin­rei­chend fi­nan­ziert wer­den. Um­ge­kehrt sei er als Be­ra­ter zur Gewähr­leis­tung ei­ner wirt­schaft­lich sinn­vol­len Tätig­keit auf die Be­auf­trag­ten an­ge­wie­sen.

Den Ent­wurf ei­nes Ände­rungs­ver­tra­ges vom 30.01.2007 ha­be er un­ge­ach­tet sei­ner schriftsätz­li­chen Ausführun­gen nicht un­ter­zeich­net.

Der Kläger be­an­tragt zu­letzt,

1. die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, € xxx.xxx,xx brut­to nebst 5 % Zin­sen hier­aus seit 21.01.2009 zu zah­len,
2. hilfs­wei­se: die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, € xxx.xxx,xx brut­to nebst 5 % Zin­sen hier­aus seit 21.01.2009 zu zah­len,
3. es wird fest­ge­stellt, dass die Be­klag­te dem Kläger al­le durch fol­gen­de Maßnah­men

1. Zu­sam­men­le­gung der Fi­lia­le B-Stadt mit den Fi­lia­len Augs­burg, Ro­sen­heim, Weil­heim und In­gol­stadt im Jah­re 2002
 


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2. die Erklärung des Vor­stan­des der Be­klag­ten L. im letz­ten Quar­tal 2004, dass das G.-Geschäft ein­ge­stellt wer­de (1. Re­du­zie­rung von Vor­wer­bern),
3. An­schrei­ben zur So­fort­ak­ti­on „Ab­bau der An­ge­stell­ten“ im De­zem­ber 2006 (2. Re­du­zie­rung der Vor­wer­ber)
4. Um­struk­tu­rie­rung zum 01.01.2007 (Gründung der HMS-Z), Zu­sam­men­le­gung G. mit F. und Ver­größerung des Fi­li­al­ge­biets ent­ste­hen­de künf­ti­ge Nach­tei­le zu er­set­zen hat, ins­be­son­de­re zukünf­ti­ge Scha­dens­er­satz­ansprüche für 2009 und Scha­dens­er­satz­ansprüche, die be­reits im Jahr 2005 ih­ren Ur­sprung ha­ben,
4. höchst hilfs­wei­se: die Be­klag­te wird ver­ur­teilt, das in der Kla­ge lie­gen­de An­ge­bot auf Ab­schluss ei­nes Auf­he­bungs­ver­tra­ges über ei­ne Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses mit Rechts­kraft des Ur­teils zu den Kon­di­tio­nen gemäß Punkt 8. des So­zi­al­plans vom 10.04.1990 an­zu­neh­men, ins­be­son­de­re mit ei­ner Ab­fin­dung in Höhe von € xxx.xxx,xx.

Die Be­klag­te be­an­tragt

die Zurück­wei­sung der Be­ru­fung in vol­lem Um­fang

und erklärt, sie se­he in der Mo­di­fi­ka­ti­on des An­trags 3 ei­ne Kla­geände­rung, der nicht zu-ge­stimmt wer­de und die auch nicht für sach­dien­lich ge­hal­ten wer­de.

Die Be­klag­te hält das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts für zu­tref­fend. Der Kläger be­gründe nach wie vor nicht aus­rei­chend, wor­aus sich ei­ne recht­li­che Ver­pflich­tung der Be­klag­ten er­ge­ben sol­le, ih­re Or­ga­ni­sa­ti­ons­struk­tur mit Be­auf­trag­ten in ei­ner be­stimm­ten Art und Wei­se aus­zu­ge­stal­ten, wor­in an­ge­sichts zahl­rei­cher, von ihr nicht zu be­ein­flus­sen­der Ent­wick­lun­gen ei­ne Ver­let­zungs­hand­lung be­ste­hen sol­le und war­um die­se ursächlich für den Vergütungsrück­gang des Klägers sein sol­le. Or­ga­ni­sa­ti­ons­fra­gen, wie die ei­nes be­stimm­ten Ver­triebs­sys­tems, sei­en grundsätz­lich ei­ner be­trieb­li­chen Übung nicht zugäng­lich.


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Auch ha­be sie ein vi­ta­les In­ter­es­se dar­an, ih­ren Außen­dienst-Mit­ar­bei­tern und da­mit auch dem Kläger ein op­ti­ma­les Ar­beits­um­feld be­reit zu stel­len und zu er­hal­ten.

Das Pro­jekt „Stra­te­gie HMS und F.“ ha­be für den Kläger kei­ne un­mit­tel­ba­ren Aus­wir­kun­gen ge­habt. Sei­ne ar­beits­ver­trag­li­chen Grund­la­gen hätten sich nicht geändert. Durch die Ver­größerung der Re­gio­nal­di­rek­ti­on ha­be er die Möglich­keit er­hal­ten, Ter­min­an­ge­bo­te in ei­nem größeren Ge­biet an­zu­neh­men. Ei­ne ent­spre­chen­de Ver­pflich­tung ha­be es je­doch nicht ge­ge­ben.

Der Kläger neh­me ei­ne un­zulässi­ge Ver­knüpfung sei­ner Vergütungs­ent­wick­lung mit be­trieb­li­chen Er­eig­nis­sen vor. Die Be­klag­te sei für den Rück­gang der Be­auf­trag­ten der Re­gio­nal­di­rek­ti­on B-Stadt nicht ver­ant­wort­lich, son­dern ha­be er­heb­li­che An­stren­gun­gen un­ter­nom­men, um die­ser Ent­wick­lung ent­ge­gen zu wir­ken. Der Kläger sei we­der recht­lich noch fak­tisch dar­an ge­hin­dert, selbst Be­ra­tungs­ter­mi­ne so­wohl mit Neu­kun­den als auch mit Be­stands­kun­den zu ver­ein­ba­ren und die­se bei Be­darf nach­zu­ver­si­chern.

Die gel­tend ge­mach­ten Ansprüche würden un­ter kei­nem recht­li­chen Ge­sichts­punkt be­ste­hen. Auch der neue Sach­vor­trag des Klägers zu ei­ner an­geb­lich be­wusst ge­schaf­fe­nen Kon­kur­renz­si­tua­ti­on könne sie nicht be­gründen. Ein Ne­ben­ein­an­der von Ziel­grup­pen­ver­trieb und Agen­tur­ver­trieb ge­be es seit ge­rau­mer Zeit; dies sei kei­nes­wegs ei­ne neue Ent­wick­lung. Es hand­le sich um un­ter­schied­li­che Ver­triebs­we­ge mit re­gelmäßig ver­schie­de­nen Ziel­grup­pen. Die Ju­ni­or­sa­le­s­part­ner würden kei­ne Ter­mi­ne aus dem Pool der Be­auf­trag­ten er­hal­ten, son­dern müss­ten selbst Ter­mi­ne ak­qui­rie­ren. Der Kläger be­zie­he sich auch nur auf ei­nen sin­gulären Vor­fall beim Kun­den Neu, der be­dau­er­lich sei. Die vor­ge­kom­me­ne Dopp­lung von Ter­mi­nen sei dar­auf zurück­zuführen, dass Herr B. vor sei­nem Wech­sel in die Agen­turtätig­keit zum 01.01.2009 fünf Jah­re lang im Ziel­grup­pen­ver­trieb tätig ge­we­sen sei. Die Vi­si­ten­kar­te, auf die der Kläger hin­wei­se, ha­be er of­fen­bar in Ei­gen­re­gie ge­druckt.

Auch der Sach­vor­trag des Klägers zur Ver­klei­ne­rung sei­nes Ein­satz­ge­bie­tes tref­fe nicht zu. Es sei al­ler­dings rich­tig, dass der G. sei­ne ei­ge­nen Bemühun­gen um neue Mit­glie­der seit et­wa dem Jah­re 2008 in­ten­si­viert ha­be. Mit­te des Jah­res 2009 ha­be der Lan­des­ver­band Bay­ern des G. ein Call-Cen­ter mit der Wer­bung von Mit­glie­dern be­auf­tragt. Die­se


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wer­de je­doch nach Ab­stim­mung mit der Be­klag­ten vor­wie­gend in sol­chen Ge­bie­ten be­trie­ben, die von der Be­klag­ten man­gels ent­spre­chen­der Ka­pa­zitäten nicht durch ei­ge­ne Be­auf­trag­te be­setzt wer­den könn­ten. Die Be­klag­te könne die­ses Vor­ge­hen des G. nicht un­ter­bin­den. Durch die Ab­stim­mung zwi­schen dem G. und der Be­klag­ten würden Kon­kur­renz­si­tua­tio­nen zwi­schen Mit­ar­bei­tern des G. und Be­auf­trag­ten der Be­klag­ten ver­hin­dert. Fin­de sich wie­der ein Be­auf­trag­ter der Be­klag­ten, so würde der G. in Ab­stim­mung mit ihr sei­ne Ak­ti­vitäten auf ver­blei­ben­de Va­kan­zen ver­la­gern. Ziel der Be­klag­ten sei es, die Be­auf­trag­ten­struk­tur lang­fris­tig wie­der so aus­zu­bau­en, dass die ei­ge­ne Ver­triebstätig­keit des G. überflüssig wer­de.

Ei­ne Ver­schlech­te­rung, die ih­re Ur­sa­che im Jahr 2002 ha­be, sei mit den von ihr vor­ge­leg­ten Zah­len un­ver­ein­bar. Es ver­blei­be da­bei, dass die Ände­rung des Steu­er­rechts maßgeb­lich auf die Ein­kom­mens­ent­wick­lung ein­ge­wirkt ha­be. Die kläger­seits an­ge­nom­me­ne be­trieb­li­che Übung be­ste­he nicht. Die in ei­ner der­ar­ti­gen be­trieb­li­chen Übung lie­gen­de Be­schränkung der Er­werbsmöglich­keit könne schon des­halb nicht ver­ein­bart ge­we­sen sein, weil der Kläger darüber hin­aus auch Ei­gen­geschäft mit 100-pro­zen­ti­ger Ver­pro­vi­sio­nie­rung, al­so oh­ne Be­tei­li­gung ei­nes Be­auf­trag­ten, ge­ne­riert ha­be. Soll­te ei­ne Ver­pflich­tung zum Vor­hal­ten von Be­auf­trag­ten an­ge­nom­men wer­den, sei der Vor­trag des Klägers gleich­wohl nicht schlüssig, da ei­ne Verände­rung der Re­la­ti­on Be­auf­trag­ter/Be­ra­ter nicht dar­ge­legt sei.

Der an­geb­li­che ho­he Kos­ten­druck des Klägers sei veränder­bar, et­wa in­dem er auf ein Lea­sing­fahr­zeug der BMW-7er-Klas­se ver­zich­ten würde. Zu wie­der­ho­len sei, dass die Be­klag­te die bes­ten Ver­mitt­ler, zu de­nen sich der Kläger zähle, aus wirt­schaft­li­chem In­ter­es­se nicht ge­hen las­sen woll­te und wol­le.

Zum Ver­trag vom 19.08.2002 (Bl. 276 d.A.) erklärt die Be­klag­te, es sei nicht aus­zu­sch­ließen, dass sich die ver­trag­li­che Si­tua­ti­on später wie­der geändert ha­be. Im Übri­gen ver­blei­be es da­bei, dass er nur die Ver­pflich­tung des Klägers be­schränke, nicht aber sei­ne Möglich­keit, außer­halb des Ge­biets der Re­gio­nal­di­rek­ti­on tätig zu wer­den, was er auch umfäng­lich ge­tan ha­be. So­weit der Kläger auf erhöhte Rei­se­kos­ten hin­wei­se, sei zu be­ach­ten, dass es nicht um die Rei­se­kos­ten ins­ge­samt ge­hen könne. Ein sub­stan­ti­ier­ter Vor­trag des Klägers hier­zu feh­le.


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Die Be­klag­te erklärt wei­ter, sie könne nicht nach­voll­zie­hen, wie sie die Qua­lität der Ter­mi­ne steu­ern und wie ihr in­so­weit ein schuld­haf­ter Vor­wurf ge­macht wer­den könne. Die Tätig­keit im Büro gehöre zum Tätig­keits­bild ei­nes Ver­triebs­mit­ar­bei­ters.

Die Zu­wei­sung des Klägers zum G.-Ver­triebs­weg vor ge­rau­mer Zeit könne nur be­deu­ten, dass dem Kläger die Chan­ce ein­geräumt wor­den sei, über von Be­auf­trag­ten ge­ne­rier­te Ter­mi­ne Geschäft zu ma­chen. Ei­ne Be­schränkung hin­sicht­lich der Ziel­grup­pe, die er zum Ver­kauf der Pro­duk­te der Be­klag­ten ha­be an­spre­chen dürfen, sei da­mit nicht ver­bun­den ge­we­sen. In räum­li­cher Hin­sicht sei er nur auf das Ge­biet der Re­gio­nal­di­rek­ti­on be­schränkt ge­we­sen, in dem er aber ein­schränkungs­los tätig wer­den dürfe, selbst wenn sein persönli­cher Ar­beits­be­reich räum­lich en­ger ge­fasst wor­den sein soll­te. Von ei­nem der­ar­ti­gen, vom Ge­biet der Re­gio­nal­di­rek­ti­on ab­wei­chen­den Ar­beits­be­reich ge­he sie trotz des Ver­tra­ges vom 19.08.2002 aber nicht aus. Wenn der Kläger erkläre, er sei wei­ter zu 90 % im G.-Geschäft tätig, dürf­te dies sei­ne Be­haup­tung wi­der­le­gen, es ge­be zu we­ni­ge Ter­mi­ne.

So­weit der Kläger im Ter­min be­strit­ten ha­be, den Ver­trags­text vom 30.01.2007 ge­gen­ge­zeich­net zu ha­ben, sei sein Vor­trag ver­spätet.

Mit Be­schluss vom 29.09.2010 wur­de dem Kläger nach­ge­las­sen, zum neu­en Sach­vor­trag im Schrift­satz des Be­klag­ten­ver­tre­ters vom 21.09.2010 schriftsätz­lich zu er­wi­dern, und zwar bis zum 27.10.2010. Der Kläger äußer­te sich mit Schrift­satz vom 27.10.2010, der am sel­ben Ta­ge per Fax am Lan­des­ar­beits­ge­richt München ein­ging. Er wie­der­hol­te im We­sent­li­chen sei­ne Rechts­auf­fas­sung, dass die Be­klag­te ver­pflich­tet sei, ihm al­le zur er­folg­rei­chen Tätig­keit im Außen­dienst not­wen­di­gen Mit­tel und Ar­beits­grund­la­gen, na­ment­lich den Zu­gangs­weg zu den Kun­den, zur Verfügung zu stel­len. Dies sei über 34 Jah­re ver­ant­wor­tungs­voll er­folgt, wor­aus sich die mehr­fach erläuter­te be­trieb­li­che Übung er­ge­be. Sein im Jah­re 2009 er­ziel­tes Ein­kom­men be­ru­he zu über 40 % auf ei­nem großen Ab­schluss bei ei­ner Lands­hu­ter Un­ter­neh­mung. Auf die­ses Geschäft sei­en € 53.619,00 ent­fal­len. Es ha­be er­sicht­lich nichts mit den sog. All­tags­geschäften zu tun, aus de­nen der Kläger re­gelmäßig sei­ne Umsätze ge­ne­riert ha­be.


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Mit wei­te­ren Schrift­satz vom 28.10.2010, am sel­ben Ta­ge per Fax beim Lan­des­ar­beits­ge­richt ein­ge­gan­gen, mach­te der Kläger gel­tend, dass sei­ne of­fen­sicht­li­che Dis­kri­mi­nie­rung an­hal­te, da er ei­ne Ein­la­dung zu ei­nem Work­shop nicht er­hal­ten ha­be.

Die Kam­mer trat am 10.11.2010 zur ab­sch­ließen­den Be­ra­tung zu­sam­men.

Ergänzend wird we­gen des Sach­vor­trags zwei­ter In­stanz auf die Schriftsätze des Klägers vom 02.06.2010 und vom 23.08.2010, die Schriftsätze der Be­klag­ten vom 12.08.2010 und vom 21.09.2010 so­wie auf die Sit­zungs­nie­der­schrift vom 29.09.2010 Be­zug ge­nom­men.

Ent­schei­dungs­gründe:

Die Be­ru­fung des Klägers ist zulässig, aber nicht be­gründet.

I.

Das Rechts­mit­tel des Klägers ist gemäß § 64 Abs. 1 i.V.m. Abs. 2 b) ArbGG statt­haft und auch im Übri­gen zulässig, ins­be­son­de­re form- und frist­ge­recht ein­ge­legt und be­gründet wor­den (§§ 66 Abs. 1, 11 Abs. 4, 64 Abs. 6 ArbGG, §§ 519 Abs. 2, 520 Abs. 3 ZPO). Die Be­gründung ist auch hin­sicht­lich der auf Scha­dens­er­satz ge­rich­te­ten Anträge (noch) aus­rei­chend er­folgt, weil der Kläger sie be­reits auf Grund neu­er Tat­sa­chen als be­gründet er­ach­tet hat (§ 520 Abs. 3 Nr. 4 ZPO). Dass wei­te Tei­le der Be­ru­fungs­be­gründung den An­for­de­run­gen des § 520 Abs. 3 ZPO nicht genügen, weil sie nur den erst­in­stanz­li­chen
 


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Vor­trag oh­ne Aus­ein­an­der­set­zung mit dem Erst­ur­teil wie­der­ho­len oder als un­re­flek­tier­te Über­nah­men aus Par­al­lel­ver­fah­ren er­schei­nen, was an der Ti­tu­lie­rung des Klägers als „Par­al­lelkläger A.“ (vgl. Sei­te 37 der Be­ru­fungs­be­gründung; Blatt 1442 d.A.) deut­lich wird, bleibt da­her oh­ne Fol­gen.

II.

Das Rechts­mit­tel hat je­doch in der Sa­che kei­nen Er­folg. Die Kla­ge wur­de vom Ar­beits­ge­richt zu Recht in vol­lem Um­fang ab­ge­wie­sen.

A.

Die Kla­ge ist zulässig, aber un­be­gründet, so­weit der Kläger die Zah­lung ei­nes Er­sat­zes für in den Jah­ren 2006, 2007 und 2008 ent­gan­ge­ne Vergütung for­dert (Kla­ge­anträge 1 und 2). Denn es fehlt – wie das Ar­beits­ge­richt zu Recht an­ge­nom­men hat - an ei­ner An­spruchs­grund­la­ge für die er­ho­be­ne For­de­rung. Auf die Ein­zel­hei­ten der Be­rech­nung ih­rer Höhe kommt es nicht an.
 

1. Die mit den Zah­lungs­anträgen ver­folg­ten Ansprüche er­ge­ben sich nicht aus §§ 280 Abs. 1, 249 Abs. 1, 252 BGB. Es fehlt be­reits an ei­ner Pflicht­ver­let­zung der Be­klag­ten bzw. ih­rer Rechts­vorgänge­rin, die § 280 Abs. 1 BGB vor­aus­setzt.

1.1 Nach § 280 Abs. 1 BGB kann der Gläubi­ger Er­satz des Scha­dens ver­lan­gen, der durch die Ver­let­zung ei­ner Pflicht aus dem Schuld­verhält­nis sei­tens des Schuld­ners ent­stan­den ist. Der Be­griff der Pflicht­ver­let­zung ist hier­bei weit zu ver­ste­hen, er­fasst wer­den Verstöße ge­gen Leis­tungs-, Ne­ben­leis­tungs- und Ver­hal­tens­pflich­ten.
 


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1.2 Der Kläger geht – dass ist der eru­ier­ba­re Kern sei­ner umfäng­li­chen Ausführun­gen – zunächst von ei­ner Ver­pflich­tung der Be­klag­ten aus, ihn aus­sch­ließlich „im dua­len Sys­tem des Zu­gangs­wegs G. als Be­ra­ter“, der aus­sch­ließlich von Be­auf­trag­ten/Vor­wer­bern ge­ne­rier­te Ter­mi­ne mit po­ten­ti­el­len Kun­den be­ar­bei­tet, zu beschäfti­gen und/oder für ei­ne Quan­tität und Qua­lität die­ser Kun­den­ter­mi­ne zu sor­gen, die zu ei­ner - nicht näher de­fi­nier­ten oder er­kenn­ba­ren - „Bug-wel­le“ von Ter­mi­nen im Ge­biet der frühe­ren Fi­li­al­di­rek­ti­on B-Stadt führt, die mit ei­ner ge­wis­sen - nicht näher be­schrie­be­nen - Wahr­schein­lich­keit zu Geschäfts­ab­schlüssen führen – wor­aus sich die Ob­lie­gen­heit er­gibt, genügend hin­rei­chend qua­li­fi­zier­te und mo­ti­vier­te Vor­wer­ber/Be­auf­trag­te ein­zu­set­zen (hier­zu 1.2.1).

Fer­ner sieht er (zweit­in­stanz­lich) ei­ne Pflicht der Be­klag­ten, ihn (als Be­ra­ter der Re­gio­nal­di­rek­ti­on B-Stadt) vor Kon­kur­renz aus dem ei­ge­nen Hau­se, na­ment­lich durch Agen­tur­mit­ar­bei­ter zu be­wah­ren (da­zu 1.2.2); er geht zu­dem von ei­ner Ver­pflich­tung aus, die bis­he­ri­ge Zu­sam­men­ar­beit mit dem G. vollständig oder doch wei­ter­ge­hend als der­zeit (nach der Be­auf­tra­gung von Call-Cen­tern zur Mit­glie­der­wer­bung durch den G.) der Fall, auf­recht zu er­hal­ten bzw. wie­der auf-zu­neh­men (da­zu 1.2.3). Sch­ließlich sieht er wei­te­re Pflicht­ver­let­zun­gen, so in der Durchführung te­le­fo­ni­scher Nach­kon­trol­le und in Äußerun­gen zur Ent­wick­lung der Ver­triebs­struk­tur (1.2.4).

Dem ver­mag das Be­ru­fungs­ge­richt nicht, auch nicht in Tei­len, zu fol­gen.

1.2.1 Ei­ne Pflicht der HM oder der Be­klag­ten zu ei­nem aus­sch­ließli­chen Ein­satz des Klägers im „Zu­gangs­sys­tem G.“, zur Be­reit­stel­lung kon­kre­ter Ter­mi­ne oder zum Vor­hal­ten ei­ner auf ih­re Ge­win­nung zie­len­den be­trieb­li­chen Or­ga­ni­sa­ti­on be­steht nicht.

1.2.1.1 Ei­ne aus­drück­li­che, schrift­li­che oder nur münd­li­che Ab­re­de die­ses In­halts wird auch vom Kläger nicht be­haup­tet; im Ge­gen­teil be­tont er all­ge­mein – un­ter nicht nach­voll­zieh­ba­rer Be­wer­tung des Ar­beits­ver­tra­ges als bloßen Rah­men­ver­trag – den nur knap­pen Um­fang und den le­dig­lich all­ge­mei­nen In­halt der ar­beits­ver­trag-


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li­chen Re­ge­lun­gen.

1.2.1.2 Ent­ge­gen sei­ner Auf­fas­sung fehlt es auch an ei­ner kon­klu­den­ten Ver­tragsände­rung, ei­ner sog. be­trieb­li­chen Übung.

Es ist zwar rich­tig, dass ein wie­der­hol­tes und gleichförmi­ges Ver­hal­ten des Ar­beit­ge­bers als An­ge­bot ei­ner Ver­tragsände­rung zu ver­ste­hen sein kann (§§ 133, 157 BGB), das nach An­nah­me durch den Ar­beit­neh­mer un­ter Berück­sich­ti­gung des § 151 BGB zu ei­nem ver­trag­li­chen An­spruch des Ar­beit­neh­mers führt. Dies ent­spricht der ständi­gen Rechts­spre­chung des BAG (vgl. Ur­teil vom 31.07.2007 – 3 AZR 189/06, AP Nr. 79 zu § 242 BGB – be­trieb­li­che Übung). Bei der Prüfung im Ein­zel­fall ist ein ob­jek­ti­ver Be­ur­tei­lungs­maßstab und nicht et­wa die sub­jek­ti­ve Be­wer­tung durch den ein­zel­nen Ar­beit­neh­mer zu­grun­de zu le­gen. Es ist auch zu be­ach­ten, dass ein Bin­dungs­wil­le des Ar­beit­ge­bers bei Ge­genständen, die die Or­ga­ni­sa­ti­on des Be­triebs oder das Di­rek­ti­ons­recht des Ar­beit­ge­bers be­tref­fen, nur aus­nahms­wei­se an­zu­neh­men sein wird (vgl. BAG vom 21.01.1997 – 1 AZR 572/96, AP Nr. 64 zu § 77 Be­trVG 1972). Zu be­ach­ten ist fer­ner, dass bei Ver­ein­ba­rung ei­ner er­folgs­abhängi­gen Vergütung ei­ne be­trieb­li­che Übung, die die Er­folgs­abhängig­keit an zusätz­li­che, ver­trag­lich nicht ver­ein­bar­te Vor­leis­tungs-pflich­ten des Ar­beit­ge­bers knüpft, nur aus­nahms­wei­se in Be­tracht kom­men kann

Vor­lie­gend fehlt es an ei­nem der­ar­ti­gen Ver­hal­ten der Ar­beit­ge­be­rin.

Der Kläger konn­te be­reits nicht an­neh­men, künf­tig nur im „Zu­gangs­sys­tem G.“ ein­ge­setzt zu wer­den. Dies gilt schon des­halb, weil die Fort­set­zung die­ses Sys­tems stets auch von ei­nem ent­spre­chen­den Wil­len des G. abhängig war und ist. Dass die­ser sich auch nur für ei­ne über­schau­ba­re Frist der­art ge­bun­den hätte, ist aber eben­so we­nig er­kenn­bar wie ein maßgeb­li­cher Ein­fluss der Be­klag­ten auf sei­ne Wil­lens­bil­dung. Zu die­sem As­pekt hin­zu tritt das In­ter­es­se der Ar­beit­ge­be­rin, ih­rer Ver­triebs­stra­te­gie nach der Markt­la­ge verändern und den Ein­satz ih­rer an­ge­stell­ten Ver­triebs­mit­ar­bei­ter im We­ge der Wei­sung ent­spre­chend um­ge­stal­ten zu können. Die­ses In­ter­es­se war dem Kläger als – un­strei­tig geschäfts­ge­wand­tem - Ver­triebs­mit­ar­bei­ter auch er­kenn­bar; es ent­spricht nicht nur der
 


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ty­pi­schen In­ter­es­sen­la­ge, son­dern es kam auch da­durch zum Aus­druck, dass die zahl­rei­chen schrift­li­chen ar­beits­ver­trag­li­chen Ver­ein­ba­run­gen der Par­tei­en im­mer nur all­ge­mein auf ei­ne sog. Wer­bertätig­keit ab­stell­ten. Letz­te­res hat der Kläger selbst stets her­vor­ge­ho­ben, et­wa wenn er – in­halt­lich nicht nach­voll­zieh­bar – die recht­li­che Be­zie­hung als bloßen Rah­men­ver­trag würdig­te.

Der Kläger durf­te auch nicht da­von aus­ge­hen, die Be­klag­te woll­te ihm für die Dau­er sei­nes Ein­sat­zes im „Zu­gangs­sys­tem G.“ quan­ti­ta­tiv und/oder qua­li­ta­tiv aus­rei­chen­de Ter­mi­ne ga­ran­tie­ren. Denn es ist schon nach sei­nem ei­ge­nen Vor­trag nicht er­sicht­lich, dass es über ei­nen länge­ren Zeit­raum ei­ne be­stimm­te Zahl von Be­auf­trag­ten oder von ih­nen ge­ne­rier­ter Ter­mi­ne ge­ge­ben hätte, so dass ein an­ge­stell­ter Be­ra­ter in der Si­tua­ti­on des Klägers hätte an­neh­men können, die Be­klag­te woll­te sich zur künf­ti­gen Auf­recht­er­hal­tung die­ses sta­tus quo ver­pflich­ten.

Der Kläger über­sieht bei sei­ner Ar­gu­men­ta­ti­on fer­ner, dass – auch kon­klu­den­te – An­ge­bo­te zum Ab­schluss ei­nes schuld­recht­li­chen Ver­tra­ges die ein­zu­ge­hen­de Ver­pflich­tung so be­schrei­ben müssen, dass ihr In­halt be­stimmt oder – zu­min­dest – durch Aus­le­gung ein­deu­tig be­stimm­bar ist, es ihm aber nicht ge­lingt, ei­nen sol­chen hin­rei­chend kla­ren In­halt dar­zu­stel­len. Dies gilt hin­sicht­lich der an­geb­lich ge­schul­de­ten Quan­tität eben­so wie für die ver­meint­lich zu wah­ren­de Qua­lität der Ter­mi­ne, fer­ner auch für die zwi­schen den bei­den Pa­ra­me­tern be­ste­hen­de Wech­sel­wir­kung. Die eben­so um­fang­rei­chen wie in­halt­lich schwan­ken­den Be­trach­tun­gen des Klägers hier­zu las­sen letzt­lich nur ei­nen Maßstab er­ken­nen: ei­ne Ter­mins­la­ge, die stets, un­ter al­len Umständen, bei über­schau­ba­rem (Rei­se-und Zeit-)Auf­wand ein von ihm als an­ge­mes­sen emp­fun­de­nes va­ria­bles Ent­gelt gewähr­leis­tet, das al­len­falls in ei­nem Be­reich von ma­xi­mal 20 % schwan­ken dürfe. Die­ser letzt­lich aus­sch­ließlich von der sub­jek­ti­ven Einschätzung des Klägers abhängi­ge Maßstab kann nicht Ge­gen­stand ei­ner wirk­sa­men recht­li­chen Ver­pflich­tung sein.

Im Übri­gen: Selbst wenn die Vergütungs­er­war­tung des Klägers für die Ar­beit­ge­be­rin be­tragsmäßig ein­zuschätzen (ge­we­sen) wäre, liegt es außer­halb des prak-


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tisch Denk­ba­ren, dass sie ein die­se Er­war­tung auf­neh­men­des Ver­trags­an­ge­bot kon­klu­dent un­ter­brei­tet hätte; dies folgt schon aus der aus­drück­li­chen Ver­ein­ba­rung ei­ner (teil­wei­se) va­ria­blen Vergütung, die den Ar­beit­neh­mer (auch) am wirt­schaft­li­chen Ri­si­ko der geschäft­li­chen Ent­wick­lung teil­neh­men lässt.

Sch­ließlich gibt es kei­ne An­halts­punk­te dafür, dass der Kläger das Ver­hal­ten der Be­klag­ten – ab­wei­chend von der Re­gel – so ver­ste­hen durf­te, dass die­se sich hin­sicht­lich der Or­ga­ni­sa­ti­on ih­res Ver­trie­bes ver­trag­lich bin­den woll­te.

1.2.1.3 Ei­ne im Rah­men des § 280 Abs. 1 BGB be­acht­li­che Pflicht folgt auch nicht aus §§ 241 Abs. 2, 242 BGB. Zwar er­gibt sich hier­aus die Pflicht des Ar­beit­ge­bers, auf die Rech­te, Rechtsgüter und In­ter­es­sen des Ar­beit­neh­mers Rück­sicht zu neh­men, was man als „Fürsor­ge­pflicht“ be­zeich­nen mag; sie um­fasst aber nicht die Pflicht der Be­klag­ten oder ih­rer Rechts­vorgänge­rin, den Kläger aus­sch­ließlich im „Zu­gangs­weg G.“ zu beschäfti­gen und ihm ei­ne be­stimm­te Zahl qua­li­ta­tiv aus­rei­chen­der Ter­mi­ne zu­zu­wei­sen oder auch nur ei­ne hier­zu ge­eig­ne­te In­fra­struk­tur zur Verfügung zu stel­len.

Rück­sicht­nah­me­pflich­ten nach § 241 Abs. 1 BGB be­ste­hen re­gelmäßig nur im Rah­men der von den Par­tei­en ge­trof­fe­nen ver­trag­li­chen Ver­ein­ba­run­gen und als Ne­ben­pflich­ten zu den bei­der­sei­ti­gen Haupt­leis­tungs­pflich­ten. Die äußere Gren­ze der Rück­sicht­nah­me­pflich­ten bil­det der all­ge­mei­ne Verhält­nismäßig­keits­grund­satz. Der Ar­beit­ge­ber ist nicht ver­pflich­tet, bei der Rück­sicht auf den Ar­beit­neh­mer die ei­ge­nen schutz­wer­ten In­ter­es­sen zu ver­nachlässi­gen. Der Grad der Ver­pflich­tung zur Rück­sicht­nah­me er­gibt sich aus ei­ner In­ter­es­sen­abwägung; ent­schei­dend ist, ob das Schutz­in­ter­es­se des Ar­beit­neh­mers das Ei­gen­in­ter­es­se des Ar­beit­ge­bers über­wiegt, d.h.: aus Sicht ei­nes verständi­gen Drit­ten an­ge­mes­sen er­scheint (vgl. BAG, Ur­teil vom 10.07.1991- 5 AZR 383/90, BB 1992, 211).

Im Rah­men der Abwägung ist zu­guns­ten der Ar­beit­ge­be­rin ih­re Ent­schei­dungs­frei­heit hin­sicht­lich der Fra­ge zu berück­sich­ti­gen, mit wel­chen Ver­triebs­struk­tu­ren sie am Markt er­folg­reich sein möch­te und wie sie dem­ent­spre­chend den Be­triebs­ab­lauf ge­stal­tet. Die – er­sicht­lich ab­wei­chen­de – Auf­fas­sung des Klägers zu


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die­ser Fra­ge ist eben­so oh­ne Be­deu­tung wie die Einschätzung des Ge­richts oder drit­ter Per­so­nen. Das In­ter­es­se des Klägers an Or­ga­ni­sa­ti­ons­struk­tu­ren, die ihm persönlich oder ei­nem Kreis von Mit­ar­bei­tern, dem er an­gehört, op­ti­ma­le Vergütungs­chan­cen eröff­nen, ist da­her je­den­falls in­so­weit nicht geschützt, als die Un­ter­neh­mer­frei­heit be­ein­träch­tigt wäre. Un­be­hel­flich ist da­her die Erwägung des Klägers, die Ar­beit­ge­be­rin hätte Vor­wer­ber/Be­auf­trag­te nicht ab­bau­en und auf ei­nen Ver­trieb set­zen dürfen, der vor al­lem von frei­en Mit­ar­bei­tern ge­tra­gen wird.

So­weit der Kläger ei­ne – wie aus­geführt, letzt­lich nur nach sei­nen Ver­dienst­vor­stel­lun­gen zu be­mes­sen­de – Qua­lität und Quan­tität von Ter­mi­nen gewähr­leis­tet se­hen möch­te, über­sieht er, dass sich die aus­drück­lich als va­ria­bel ver­ein­bar­te Haupt­leis­tungs­pflicht der Be­klag­ten nicht über die Re­ge­lung der Ne­ben­pflich­ten in § 241 Abs. 2 BGB ganz oder doch weit über­wie­gend zum Fest­ge­halt um­ge­stal­ten lässt.

1.2.1.4 Un­zu­tref­fend geht der Kläger auch da­von aus, ei­ne Pflicht­ver­let­zung er­ge­be sich aus dem Ge­dan­ken ei­nes geschütz­ten Kern­be­reichs des Ar­beits­verhält­nis­ses. Die vom Kläger zi­tier­te Rechts­spre­chung knüpft dar­an an, dass dem Ar­beit­ge­ber kraft ver­trag­li­cher Ver­ein­ba­rung die ein­sei­ti­ge Verände­rung der Haupt­leis­tungs­pflicht oder die ein­sei­ti­ge Durchführung struk­tu­rel­ler und or­ga­ni­sa­to­ri­scher Maßnah­men möglich ist (BAG, Ur­teil vom 28.05.1997 - 5 AZR 125/96, BA­GE 86, 61; Ur­teil vom 21.04.1993 - 7 AZR 297/92, NZA 1994, 476); dies ist aber vor­lie­gend nicht der Fall, ins­be­son­de­re auch nicht hin­sicht­lich der Ände­rung oder Ab­schaf­fung von „Zu­gangs­we­gen“. Die Vor­aus­set­zun­gen ei­ner ana­lo­gen An­wen­dung sind eben­so we­nig ge­ge­ben wie die Möglich­keit, auf den Grund­ge­dan­ken der her­an­ge­zo­ge­nen Rechts­spre­chung zurück­zu­grei­fen. Die An­wen­dung der vom BAG ent­wi­ckel­ten Rechtssätze käme nur in Be­tracht, wenn die aus­sch­ließli­che Beschäfti­gung des Klägers im „Zu­gangs­weg G.“ ver­trag­lich ver­ein­bart, aber gleich­zei­tig der Ar­beit­ge­be­rin das Recht ein­geräumt wor­den wäre, die­se grundsätz­lich bin­den­de Ab­re­de ein­sei­tig zu lösen oder die­sen „Zu­gangs­weg“ nicht un­er­heb­lich ein­sei­tig um­zu­ge­stal­ten. Der­ar­ti­ge Ver­ein­ba­run­gen lie­gen hier aber nicht vor.


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1.2.1.5 Auch die kläge­ri­schen Hin­wei­se auf die §§ 315, 242 BGB und die Ver­pflich­tung der Be­klag­ten, nach bil­li­gem Er­mes­sen zu han­deln, führen nicht wei­ter.

So muss der Ar­beit­ge­ber nach § 106 Satz 1 Ge­wO bei Ausübung sei­nes Wei­sungs­rechts zwar nach bil­li­gem Er­mes­sen han­deln; der kläge­ri­sche Hin­weis ist aber un­be­hel­flich, weil al­len­falls in Aus­nah­mefällen bei Ar­beit­ge­bern des öffent­li-chen Diens­tes ei­ne Er­mes­sens­re­du­zie­rung auf Null in Be­tracht kommt, die zu ei­ner kon­kre­ten Hand­lungs­pflicht des Ar­beit­ge­bers führt (vgl. BAG, Ur­teil vom 11.10.1995 – 5 AZR 1009/94, NZA-RR 96, 313; Ur­teil vom 17.12.1997 – 5 AZR 332/96, BA­GE 87, 311). Da die Be­klag­te nicht zum öffent­li­chen Dienst gehört, kommt ei­ne Er­mes­sens­re­du­zie­rung auf Null nicht in Be­tracht.

Auch ein nicht die Wei­sungs­be­fug­nis be­tref­fen­des, ein­sei­ti­ges Leis­tungs­be­stim­mungs­recht ist nicht er­kenn­bar; auch der Kläger trägt hier­zu nichts vor. Da­mit schei­det ei­ne un­mit­tel­ba­re An­wen­dung des § 315 BGB aus. So­weit der Kläger die­se Norm oder ih­ren Grund­ge­dan­ken auf das fak­ti­sche Han­deln des Ar­beit­ge­bers im Ar­beits­verhält­nis be­zie­hen möch­te, kann in die­sem Ar­gu­ment nicht mehr ge­se­hen wer­den als die Wie­der­ho­lung des Hin­wei­ses auf die ver­trag­li­che Rück­sicht­nah­me­pflich­ten gemäß §§ 241 Abs. 2, 242 BGB.

1.2.2 Es be­steht auch kei­ne Pflicht der Be­klag­ten, den Kläger vor Kon­kur­renz durch an­de­re Ver­mitt­ler zu be­wah­ren, wie er an­nimmt. Die Ver­ein­ba­rung ei­nes Ge­biets- oder Kun­den­schut­zes ist nicht er­sicht­lich, auch nicht aus den Dar­le­gun­gen des Klägers. Im Ge­gen­teil enthält der vom Kläger (zu­letzt) für maßgeb­lich ge­hal­te­ne Ver­trag vom 19.08.2002 die Klau­sel, dass ein Be­zirks- oder Kun­den­schutz nicht ent­ste­he.

Ergänzend sei fest­ge­hal­ten, dass ei­ne Ver­let­zung ei­ner et­wa be­ste­hen­den Pflicht die­ser Art nur durch die ein­ma­li­ge Über­schnei­dung ei­ner Kun­den­be­ar­bei­tung durch den Kläger und durch Herrn B. er­folgt wäre. Dass und ggf. in wel­cher Höhe die­ser ein­ma­li­ge Vor­fall für ei­ne Ver­dienst­min­de­rung des Klägers ursächlich ge­wor­den wäre, kann nach sei­nen Ausführun­gen nicht nach­voll­zo­gen wer­den.


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Wenn der Kläger in (un­gebräuch­li­cher) bild­haf­ter Spra­che rügt, die Be­klag­te „gra­be ihm das Was­ser ab“, und dar­in ei­nen Ver­s­toß ge­gen § 138 BGB, Art. 12 GG sieht, führt dies schon des­halb nicht wei­ter, weil die Rechts­fol­ge des § 138 BGB die Nich­tig­keit ei­nes Rechts­geschäfts (und nicht die Ver­pflich­tung zum Scha­dens­er­satz) ist.

1.2.3 Un­zu­tref­fend ist auch die Auf­fas­sung des Klägers, die Be­klag­te dürfe dem G. kei­ne Ge­bie­te zur Mit­glie­der­wer­bung über Call-Cen­ter „über­las­sen“.

Wie dar­ge­stellt, be­steht kei­ne Pflicht der Be­klag­ten, den Kläger im „Zu­gangs­weg G.“ ein­zu­set­zen. Erst recht be­steht ge­genüber den Beschäftig­ten kei­ne Pflicht, die­ses Ver­triebs­sys­tem ganz oder teil­wei­se auf­recht zu er­hal­ten.

Im Übri­gen: Auch die Hal­bie­rung des zur Verfügung ste­hen­den Ver­triebs­ge­biets würde al­lein nicht da­zu führen, dass ei­ne (auch wirt­schaft­lich) sinn­vol­le Ar­beit des Klägers nicht mehr möglich wäre. Denn es käme ent­schei­dend auf das Zah­len­verhält­nis von po­ten­ti­el­len Kun­den und ein­ge­setz­ten Ver­triebs­mit­ar­bei­tern an.

1.2.4 Die Ar­beit­ge­be­rin hat auch nicht durch an­de­re Hand­lun­gen ei­ne Pflicht­ver­let­zung be­gan­gen. Dies gilt so­wohl für die te­le­fo­ni­sche Kon­trol­le der Be­ra­tungs­ter­mi­ne als auch die Äußerun­gen über die Ent­wick­lung des Außen­diens­tes. Vor­schrif­ten, die Der­ar­ti­ges ver­bie­ten würden, sind nicht er­sicht­lich.

2. Ein An­spruch er­gibt sich auch nicht, wie der Kläger meint, aus (Teil-)Unmöglich­keit.

Zwar behält der Schuld­ner nach § 326 Abs. 2 Satz 1 BGB den An­spruch auf die vol­le Ge­gen­leis­tung, wenn der Gläubi­ger die Unmöglich­keit der Leis­tung (§ 275 Abs. 1 bis Abs. 3 BGB) al­lein oder weit über­wie­gend zu ver­tre­ten hat. Die dem Kläger ob­lie­gen­de Ar­beits­leis­tung war und ist aber we­der ganz noch teil­wei­se unmöglich ge­wor­den. Die ar­beits­ver­trag­lich ver­ein­bar­te „Wer­ber“-Tätig­keit ist viel­mehr in vol­lem Um­fang durchführ­bar, wie sich schon aus der kläge­ri­schen Ein­las­sung er­gibt, wo­nach er nach wie vor 12 St­un­den täglich ar­bei­te.


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Sein Hin­weis, er sei jetzt aber mehr im Büro als früher, ist un­be­hel­flich, weil sich die Tätig­keit des Ver­triebs­mit­ar­bei­ters zwar ty­pi­scher Wei­se auch, aber nicht aus­sch­ließlich im Außen­dienst ab­spielt.

3. Ein An­spruch er­gibt sich auch nicht auf­grund An­nah­me­ver­zugs aus dem Ar­beits­ver­trag i.V.m. §§ 615 Satz 1, 293 ff. BGB.

Hier­nach kommt der Ar­beit­ge­ber als Gläubi­ger der Ar­beits­leis­tung in An­nah­me-ver­zug, wenn er die ihm (nach Maßga­be der §§ 294 bis 296 BGB) an­ge­bo­te­ne Ar­beits­leis­tung nicht an­nimmt.

Dies kommt hier be­reits des­halb nicht in Be­tracht, weil der Kläger nach ei­ge­nem Vor­trag nach wie vor 12 St­un­den pro Tag Ar­beit leis­tet.

So­weit der Kläger da­von aus­geht, die Ar­beit­ge­be­rin schul­de die Be­reit­stel­lung qua­li­ta­tiv und quan­ti­ta­tiv aus­rei­chen­der Ter­mi­ne als Mit­wir­kungs­hand­lung im Sin­ne von § 296 Satz 1 BGB, bleibt fest­zu­hal­ten, dass die Vor­schrift nur das tatsächli­che oder wört­li­che An­ge­bot nach § 294 bzw. § 295 BGB ent­behr­lich macht, nicht je­doch das von § 293 BGB vor­ge­setz­te Merk­mal der feh­len­den An­nah­me der Leis­tung.

Im Übri­gen geht die kläge­ri­sche Einschätzung fehl, dass die­se Be­reit­stel­lung ei­ne Mit­wir­kungs­hand­lung dar­stel­le. Denn un­ter Mit­wir­kungs­hand­lun­gen sind die­je­ni­gen Maßnah­men zu ver­ste­hen, die der Gläubi­ger vor­neh­men muss, da­mit der Schuld­ner sei­ne Leis­tung er­brin­gen kann. Dass die vom Kläger ge­for­der­te Be­reit­stel­lung von Ter­mi­nen nicht da­zu zählt, er­gibt sich be­reits aus dem Um­stand, dass der Kläger während der ge­sam­ten Ar­beits­zeit dem Ar­beits­ver­trag gemäße Leis­tun­gen er­bringt.

4. Da auch an­de­re An­spruchs­grund­la­gen für das kläge­ri­sche Be­geh­ren nicht er­sicht­lich sind, er­gibt sich, dass das Ar­beits­ge­richt die Kla­ge in­so­weit zu Recht ab­ge­wie­sen hat.


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B.

Auch der – nach § 264 Nr. 2 ZPO oh­ne Wei­te­res zulässig mo­di­fi­zier­te - Fest­stel­lungs­an­trag hat kei­nen Er­folg. Er ist un­be­gründet.

Für den An­spruch, des­sen Fest­stel­lung der Kläger be­gehrt, fehlt es an ei­ner recht­li­chen Grund­la­ge. Dies er­gibt sich aus den Ausführun­gen un­ter A.; hier­auf wird Be­zug ge­nom­men.

Nur ergänzend sei dar­auf hin­ge­wie­sen, dass der Kläger die Scha­dens­er­satz­ver­pflich­tung in die­sem An­trag auf ei­nen aus vier Ele­men­ten be­ste­hen­den Sach­ver­halt zurückführt, zu sei­ner Be­gründung aber vorträgt, dass (erst) die Ku­mu­la­ti­on von sechs Ge­sche­hens­abläufen den an­geb­li­chen Scha­den ver­ur­sacht hat; schon dies führt zur feh­len­den Schlüssig­keit sei­ner Be­gründung.

C.

Sch­ließlich kann der Kläger von der Be­klag­ten auch nicht ver­lan­gen, ei­nem An­ge­bot zum Ab­schluss ei­nes Auf­he­bungs­ver­tra­ges zu­zu­stim­men.

1. Ei­ne ent­spre­chen­de Ver­pflich­tung der Be­klag­ten folgt nicht aus dem So­zi­al­plan Außen­dienst vom 10.04.1990 (An­la­ge K19; Bl. 172 ff. d.A.), der auf­grund der Nr. 3 der In­te­rims­be­triebs­ver­ein­ba­rung zwi­schen der HM und ih­rem Ge­samt­be­triebs­rat (An­la­ge B4; Bl. 611 f. d.A.) bis 31.12.2008 in Kraft war.

Zwar enthält er in sei­ner Nr. 8 Re­ge­lun­gen zum „Aus­schei­den ge­gen Ab­fin­dung“;


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sie tra­gen den vom Kläger er­ho­be­nen An­spruch aber nicht.

1.1 Nach Nr. 8.1., Un­terabs. 1 ist die Auflösung des Ar­beits­verhält­nis­ses von der So­zi­al­plan­kom­mis­si­on zu be­sch­ließen, wenn der Außen­dienst-An­ge­stell­te dies be­an­tragt hat. Ein sol­cher Be­schluss fehlt je­doch; sei­ne Exis­tenz wird vom Kläger selbst nicht be­haup­tet.

Der kläge­ri­sche Wunsch nach ei­ner Be­en­di­gung ver­mag den vor­ge­se­he­nen Be­schluss nicht zu er­set­zen; er ist viel­mehr – aus­weis­lich des An­trags­er­for­der­nis­ses – ei­ne bloße Vor­aus­set­zung für ei­ne der­ar­ti­ge Ent­schei­dung der Kom­mis­si-on.

1.2 Auch Nr. 8.2 des ge­nann­ten So­zi­al­plans hilft dem Kläger nicht.

Denn die Norm re­gelt nicht, par­al­lel zu Nr. 8.1., die Vor­aus­set­zun­gen für ei­ne Auflösung des Ar­beits­verhält­nis­ses; sie setzt viel­mehr vor­aus, dass das in Nr. 8.1. vor­ge­se­he­ne Ver­fah­ren der So­zi­al­plan­kom­mis­si­on und ggf. der Ei­ni­gungs­stel­le zum Er­geb­nis geführt hat, dass das Ar­beits­verhält­nis auf­gelöst wer­de, und re­gelt – dar­an an­sch­ließend – die Mo­da­litäten der Be­en­di­gung in Form der Gewährung ei­ner Ab­fin­dung und ih­rer Be­mes­sung.

Selbst wenn aber die Norm – mit dem Ar­beits­ge­richt – da­hin zu ver­ste­hen wäre, dass je­de ver­trag­li­che Auflösung des Ar­beits­verhält­nis­ses hin­rei­chen­de Be­din­gung für ei­nen Ab­fin­dungs­an­spruch ist, so bleibt es doch da­bei, dass Nr. 8.2. nicht da­zu ge­eig­net ist, den Wi­der­stand der Ar­beit­ge­be­rin ge­gen ei­ne ver­trag­li­che Be­en­di­gung zu über­win­den. Die Re­ge­lung setzt viel­mehr ein Ein­ver­neh­men über die Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses, al­so auch ei­nen dar­auf ge­rich­te­ten Wil­len der Ar­beit­ge­be­rin, vor­aus; dar­an fehlt es hier aber.

2. Ein An­spruch des Klägers auf Ab­ga­be der be­gehr­ten Wil­lens­erklärung er­gibt sich auch nicht aus dem – eben­falls bis 31.12.2008 gel­ten­den – So­zi­al­plan für den In­nen­dienst vom 30.11.1984. Der Kläger be­haup­tet selbst nicht, als Außen­dienst­mit­ar­bei­ter vom persönli­chen Gel­tungs­be­reich die­ses So­zi­al­plans er­fasst


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zu sein.

3. Die Be­klag­te muss dem kläge­ri­schen Ver­trags­an­ge­bot auch nicht aus Gründen der Gleich­be­hand­lung zu­stim­men.

3.1 Ein An­spruch des Klägers auf Ab­schluss ei­nes Auf­he­bungs­ver­tra­ges er­gibt sich nicht aus § 7 Abs. 1 AGG, denn sei­nen Tat­be­stands­vor­aus­set­zun­gen ist nicht genügt. Ob ein ent­spre­chen­der Erfüllungs­an­spruch aus die­ser Norm we­gen § 15 Abs. 6 AGG oder we­gen Un­ver­ein­bar­keit mit der durch Art. 2, 12 GG gewähr­leis­te­ten Ver­trags­frei­heit aus­ge­schlos­sen ist, be­darf da­her kei­ner Erörte­rung (vgl. zum Streit­stand: BAG, Ur­teil vom 25.02.2010 – 6 AZR 911/08, DB 2010, 960 – 963, Rn. 16).

§ 7 Abs. 1 AGG setzt ei­ne Be­nach­tei­li­gung im Sin­ne der Le­gal­de­fi­ni­tio­nen des § 3 AGG vor­aus. Ent­ge­gen kläge­ri­scher An­sicht liegt aber we­der ei­ne un­mit­tel­ba­re Be­nach­tei­li­gung (§ 3 Abs. 1 AGG) noch ei­ne mit­tel­ba­re Be­nach­tei­li­gung (§ 3 Abs. 2 AGG) in dem Um­stand, dass ihm das ein­ver­nehm­li­che Aus­schei­den ver­wei­gert wur­de und wird.

3.1.1 Nach § 3 Abs. 1 AGG liegt die Be­nach­tei­li­gung in der – durch ein ver­bo­te­nes Merk­mal mo­ti­vier­ten – „we­ni­ger güns­ti­gen Be­hand­lung“ ge­genüber ei­ner Ver­gleichs­per­son. Sie kann in ei­nem Tun oder Un­ter­las­sen be­ste­hen, und sie kann durch fak­ti­sche Maßnah­men oder rechts­geschäft­li­che Hand­lun­gen er­fol­gen. Stets nötig ist aber ei­ne ob­jek­tiv zu be­ur­tei­len­de Zurück­set­zung; die le­dig­lich un-ter­schied­li­che Be­hand­lung ist un­zu­rei­chend (Wen­de­lin-Schröder/St­ein, § 3 AGG, Rn. 4 f.).

Auch § 3 Abs. 2 AGG er­for­dert ei­nen Ver­gleich, der zwi­schen Ver­gleichs­grup­pen vor­zu­neh­men ist. Auch hier ist das Ele­ment der Zurück­set­zung we­sent­lich; wie die For­mu­lie­rung „be­nach­tei­li­gen können“ klar stellt, es ist je­doch der Nach­weis ei­ner tatsächli­chen Be­ein­träch­ti­gung nicht er­for­der­lich (Wen­de­lin-Schröder/St­ein, a.a.O., Rn. 14 ff., insb. Rn. 25).


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Ein Ver­bleib des Ar­beit­neh­mers im Ar­beits­verhält­nis stellt sich aber aus ob­jek­ti­ver Sicht nicht als Zurück­set­zung des geschütz­ten Beschäftig­ten bzw. der geschütz­ten Grup­pe ge­genüber den Mit­ar­bei­tern dar, die ihr Ar­beits­verhält­nis, wenn auch ge­gen Zah­lung ei­ner – ggf. at­trak­ti­ven – Ab­fin­dung, auf­ge­ben und künf­tig auf an­de­re Er­werbsmöglich­kei­ten an­ge­wie­sen sind. Der Ar­beit­ge­ber ist da­her im Re­gel­fall nicht ge­hal­ten, im Rah­men ei­nes Per­so­nal­ab­baus Auf­he-bungs­verträge ge­gen Zah­lung ei­ner Ab­fin­dung ab­zu­sch­ließen. Dies gilt un­ter dem Ge­sichts­punkt des Ver­bots der Al­ters­dis­kri­mi­nie­rung (vgl. BAG, Ur­teil vom 25.02.2010 – 6 AZR 911/08, DB 2010, 960 – 963, Rn. 33; BAG, Ur­teil vom 17.12.2009 – 6 AZR 242/09, NZA 2010, 273 – 277, Rn. 31), aber eben­so un­ter dem As­pekt des Ver­bots der Dis­kri­mi­nie­rung nach dem Ge­schlecht.

We­gen der ge­bo­te­nen ob­jek­ti­ven Be­trach­tung ist die Er­hal­tung des Ar­beits­plat­zes auch dann als po­si­tiv oder zu­min­dest als neu­tral zu be­wer­ten, wenn es ei­nem Ar­beit­neh­mer nach sei­ner sub­jek­ti­ven Auf­fas­sung aus wirt­schaft­li­chen oder persönli­chen Gründen vor­zugswürdig er­scheint, mit ei­ner Ab­fin­dung das Un­ter­neh­men zu ver­las­sen.

3.1.2 Nach die­sen Grundsätzen ist hier ei­ne Be­nach­tei­li­gung durch die feh­len­de Zu­stim­mung zur ein­ver­nehm­li­chen Be­en­di­gung sei­tens der Be­klag­ten nicht ge­ge­ben.

Auch ei­ne Aus­nah­me von der ge­nann­ten Re­gel greift nicht ein. Dies gilt trotz der vom Kläger be­haup­te­ten Ge­halts­ein­bußen. Auch wenn die­se als wahr un­ter­stellt wer­den, ver­bleibt es – ob­jek­tiv – da­bei, dass ihm ein fi­nan­zi­ell at­trak­ti­ver Ar­beits­platz mit – all­ge­mein­kun­dig – über­durch­schnitt­li­chen Ver­dienstmöglich­kei­ten er­hal­ten bleibt. Dass der Kläger die­ser Auf­fas­sung – sub­jek­tiv – nicht zu fol­gen ver­mag, ist, wie dar­ge­stellt, recht­lich un­er­heb­lich.


3.2 Der all­ge­mei­ne ar­beits­recht­li­che Gleich­be­hand­lungs­grund­satz führt eben­falls nicht zu der vom Kläger an­ge­nom­me­nen Pflicht, da er be­reits nicht an­wend­bar ist.


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Die An­wen­dung die­ses Grund­sat­zes, der un­ge­ach­tet sei­ner um­strit­te­nen dog­ma­ti­schen Her­lei­tung in­halt­lich durch den Gleich­heits­satz des Art. 3 Abs. 1 GG be­stimmt wird, knüpft an ei­ne ver­tei­len­de Ent­schei­dung des Ar­beit­ge­bers an. Er ge­bie­tet dem Ar­beit­ge­ber, sei­ne Ar­beit­neh­mer oder Grup­pen sei­ner Ar­beit­neh­mer, die sich in ver­gleich­ba­rer La­ge be­fin­den, bei An­wen­dung ei­ner selbst­ge­setz­ten Re­ge­lung gleich zu be­han­deln. Da­mit ver­bie­tet der Gleich­be­hand­lungs­grund­satz nicht nur die willkürli­che Schlech­ter­stel­lung ein­zel­ner Ar­beit­neh­mer in­ner­halb ei­ner Grup­pe, son­dern auch ei­ne sach­frem­de Grup­pen­bil­dung. Nicht an­wend­bar ist der Grund­satz je­doch, wenn Leis­tun­gen oder Vergüns­ti­gun­gen in­di­vi­du­ell ver­ein­bart wer­den. In­so­weit ge­nießt die Ver­trags­frei­heit Vor­rang vor dem Gleich­be­hand­lungs­grund­satz. Dies ent­spricht der ständi­gen Rechts­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts (vgl. Ur­teil vom 25.02.2010 – 6 AZR 911/08, DB 2010, 960 – 963, Rn. 43 ff.; Ur­teil vom 17.12.2009 – 6 AZR 242/09, NZA 2010, 273, Rn. 29), der sich das Be­ru­fungs­ge­richt an­sch­ließt.

Da­nach fin­det der ar­beits­recht­li­che Gleich­be­hand­lungs­grund­satz kei­ne An­wen­dung, wenn ein Ar­beit­ge­ber mit Ar­beit­neh­mern in­di­vi­du­el­le Ver­ein­ba­run­gen über die Auf­he­bung ei­nes Ar­beits­verhält­nis­ses un­ter Zah­lung von Ab­fin­dun­gen trifft, und zwar auch dann nicht, wenn die Ab­fin­dun­gen dem Grun­de und der Höhe nach in ei­ner Be­triebs­ver­ein­ba­rung fest­ge­legt sind. Hat sich der Ar­beit­ge­ber vor­be­hal­ten, in je­dem Ein­zel­fall über den Ab­schluss ei­nes Auf­he­bungs­ver­tra­ges zu ent­schei­den, fehlt es be­reits an ei­ner ver­tei­len­den Ent­schei­dung von sei­ner Sei­te nach ei­ner von ihm selbst auf­ge­stell­ten Re­gel (BAG, Ur­teil vom 25.02.2010, a.a.O., Rn. 46).

Da die HM sich vor­lie­gend ei­ne sol­che Ein­zel­fall­ent­schei­dung vor­be­hal­ten hat, wie sich aus dem letz­ten Satz der Nr. 3 der Be­triebs­ver­ein­ba­rung zur Ver­ein­ba­rung so­zi­al­po­li­ti­scher Maßnah­men „So­fort­ak­ti­on“ ent­neh­men lässt, trägt der all­ge­mei­ne Gleich­be­hand­lungs­grund­satz das kläge­ri­sche Be­geh­ren nicht..

3.3 So­weit der Kläger auf Art. 3 GG und § 75 Be­trVG hin­weist, bleibt fest­zu­hal­ten, dass die Vor­schrif­ten we­der un­mit­tel­bar als An­spruchs­grund­la­ge im Ar­beits­verhält­nis in Be­tracht kom­men noch dass sie in­halt­lich ei­nen Schutz be­zwe­cken,


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der über den der Re­ge­lun­gen des AGG und des all­ge­mei­nen Gleich­be­hand­lungs­grund­sat­zes hin­aus ge­hen würde .

3.4 Wei­te­re An­spruchs­grund­la­gen sind nicht er­kenn­bar.

III.

Die Kos­ten­ent­schei­dung be­ruht auf § 97 Abs. 1 ZPO.

IV.

Die Re­vi­si­on war gemäß § 72 Abs. 2 Nr. 1 ArbGG zu­zu­las­sen. Im Ein­zel­nen gilt die nach­fol­gen­de Rechts­mit­tel­be­leh­rung.


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Rechts­mit­tel­be­leh­rung:

Ge­gen die­ses Ur­teil kann der Kläger Re­vi­si­on ein­le­gen.

Für die Be­klag­te ist ge­gen die­ses Ur­teil man­gels Be­schwer kein Rechts­mit­tel ge­ge­ben.

Die Re­vi­si­on muss in­ner­halb ei­ner Frist von ei­nem Mo­nat ein­ge­legt und in­ner­halb ei­ner Frist von zwei Mo­na­ten be­gründet wer­den.

Bei­de Fris­ten be­gin­nen mit der Zu­stel­lung des in vollständi­ger Form ab­ge­fass­ten Ur­teils, spätes­tens aber mit Ab­lauf von fünf Mo­na­ten nach der Verkündung des Ur­teils.

Die Re­vi­si­on muss beim

Bun­des­ar­beits­ge­richt

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99084 Er­furt

Post­an­schrift:
Bun­des­ar­beits­ge­richt
99113 Er­furt

Te­le­fax-Num­mer:
0361 2636-2000

ein­ge­legt und be­gründet wer­den.

Die Re­vi­si­ons­schrift und die Re­vi­si­ons­be­gründung müssen von ei­nem Rechts­an­walt un­ter­zeich­net sein.

Es genügt auch die Un­ter­zeich­nung durch ei­nen Be­vollmäch­tig­ten der Ge­werk­schaf­ten und von Ver­ei­ni­gun­gen von Ar­beit­ge­bern so­wie von Zu­sam­men­schlüssen sol­cher Verbände

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- für ih­re Mit­glie­der
- oder für an­de­re Verbände oder Zu­sam­men­schlüsse mit ver­gleich­ba­rer Aus­rich­tung und de­ren Mit­glie­der

oder

von ju­ris­ti­schen Per­so­nen, de­ren An­tei­le sämt­lich in wirt­schaft­li­chem Ei­gen­tum ei­ner der im vor­ge­nann­ten Ab­satz be­zeich­ne­ten Or­ga­ni­sa­tio­nen ste­hen,
- wenn die ju­ris­ti­sche Per­son aus­sch­ließlich die Rechts­be­ra­tung und Pro­zess­ver­tre­tung die­ser Or­ga­ni­sa­ti­on und ih­rer Mit­glie­der oder an­de­re Verbände oder Zu­sam­men­schlüsse mit ver­gleich­ba­rer Aus­rich­tung und de­ren Mit­glie­der ent­spre­chend de­ren Sat­zung durchführt
- und wenn die Or­ga­ni­sa­ti­on für die Tätig­keit der Be­vollmäch­tig­ten haf­tet.

In je­dem Fall muss der Be­vollmäch­tig­te die Befähi­gung zum Rich­ter­amt ha­ben.

Zur Möglich­keit der Re­vi­si­ons­ein­le­gung mit­tels elek­tro­ni­schen Do­ku­ments wird auf die Ver­ord­nung über den elek­tro­ni­schen Rechts­ver­kehr beim Bun­des­ar­beits­ge­richt vom 09.03.2006 (BGBl. I, 519 ff.) hin­ge­wie­sen. Ein­zel­hei­ten hier­zu un­ter http://www.bun­des­ar­beits­ge­richt.de/.

 

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