HENSCHE RECHTSANWÄLTE, FACHANWALTSKANZLEI FÜR ARBEITSRECHT

HANDBUCH ARBEITSRECHT

So­zi­al­ver­si­che­rungs­pflicht

In­for­ma­tio­nen zum The­ma So­zi­al­ver­si­che­rungs­pflicht: Hen­sche Rechts­an­wäl­te, Kanz­lei für Ar­beits­recht
Chipkarten von Krankenversicherungen

Auf die­ser Sei­te fin­den Sie In­for­ma­tio­nen zu der Fra­ge, was man un­ter So­zi­al­ver­si­che­rungs­pflicht ver­steht und wel­che recht­lich zu­läs­si­gen Ge­stal­tungs­mög­lich­kei­ten be­ste­hen, um das Ein­grei­fen der So­zi­al­ver­si­che­rungs­pflicht aus­zu­schlie­ßen.

Au­ßer­dem fin­den Sie Hin­wei­se da­zu, wel­che Fol­gen es hat, wenn sich die Par­tei­en ei­nes Ver­trags über das Vor­lie­gen der So­zi­al­ver­si­che­rungs­pflicht ir­ren, so­wie da­zu, wel­che so­zi­al­recht­li­chen Pflich­ten den Auf­trag­ge­ber im Fal­le ei­ner Be­schäf­ti­gung tref­fen.

von Rechts­an­walt Dr. Mar­tin Hen­sche, Fach­an­walt für Ar­beits­recht, Ber­lin

Was heißt So­zi­al­ver­si­che­rungs­pflicht?

Die So­zi­al­ver­si­che­rung ist ein ge­setz­lich aus­ge­stal­te­tes Sys­tem der Ab­si­che­rung von Ar­beit­neh­mern bzw. von Beschäftig­ten. Sie be­inhal­tet im We­sent­li­chen die fol­gen­den fünf Ver­si­che­rungs­zwei­ge, für die je­weils selbständi­ge, d.h. recht­lich und or­ga­ni­sa­to­risch ge­trenn­te In­sti­tu­tio­nen zuständig sind:

Die So­zi­al­ver­si­che­rungs­pflicht be­sagt,

  • dass Ar­beit­neh­mer bzw. Er­werbstäti­ge, die ei­ne abhängi­ge und da­mit so­zi­al­ver­si­che­rungs­pflich­ti­ge Beschäfti­gung ausüben, un­abhängig von ih­rem Ein­verständ­nis als Ver­si­cher­te in den oben ge­nann­ten fünf Zwei­gen der So­zi­al­ver­si­che­rung geschützt sind, d.h. un­ter den ge­setz­lich fest­ge­leg­ten Vor­aus­set­zun­gen Ver­si­che­rungs­leis­tun­gen be­an­spru­chen können,
  • und dass Ar­beit­ge­ber un­abhängig von ih­rem Wis­sen und Wol­len da­zu ver­pflich­tet sind, für den Beschäftig­ten Ver­si­che­rungs­beiträge, die sog. So­zi­al­ab­ga­ben bzw. So­zi­al­ver­si­che­rungs­beiträge, ab­zuführen.

Bei Vor­lie­gen ei­ner Beschäfti­gung ist es da­her nicht möglich, die Ver­si­che­rungs­pflicht durch ver­trag­li­che Ver­ein­ba­run­gen zwi­schen dem Beschäftig­ten und sei­nem Ar­beit­ge­ber aus­zu­sch­ließen.

Nähe­re In­for­ma­tio­nen hier­zu fin­den Sie un­ter dem Stich­wort "Beschäfti­gung, Beschäfti­gungs­verhält­nis".

Wel­che Ge­stal­tungsmöglich­kei­ten be­ste­hen, um das Ein­grei­fen der So­zi­al­ver­si­che­rungs­pflicht aus­zu­sch­ließen?

Dass bei Vor­lie­gen ei­ner Beschäfti­gung die da­mit ge­setz­lich ver­bun­de­ne Ver­si­che­rungs­pflicht nicht aus­ge­schlos­sen wer­den kann, heißt nicht, dass es gar kei­ne recht­lich zulässi­gen Ge­stal­tungsmöglich­kei­ten gibt, von de­nen man mit dem Ziel ei­ner Ver­mei­dung der Ver­si­che­rungs­pflicht Ge­brauch ma­chen könn­te.

Gemäß § 7 Abs.1 Vier­tes Buch So­zi­al­ge­setz­buch (SGB IV) hängt das Vor­lie­gen ei­ner Beschäfti­gung im We­sent­li­chen da­von ab,

  • ob der Er­werbstäti­ge ei­ne Tätig­keit nach Wei­sung sei­nes Auf­trag­ge­bers ausübt und
  • ob er in die Ar­beits­or­ga­ni­sa­ti­on des Auf­trag- bzw. Wei­sungs­ge­bers ein­ge­glie­dert ist.

Wenn die­se bei­den Vor­aus­set­zun­gen nicht vor­lie­gen, liegt kei­ne Beschäfti­gung vor und es be­steht - von Aus­nah­men in ein­zel­nen Zwei­gen der So­zi­al­ver­si­che­rung ab­ge­se­hen - kei­ne So­zi­al­ver­si­che­rungs­pflicht.

Soll da­her ei­ne be­stimm­te Dienst­leis­tung er­bracht wer­den, wie z.B. die ständi­ge Un­terstützung ei­nes Be­triebs mit Leis­tun­gen der EDV-Ad­mi­nis­tra­ti­on, kann man da­zu den Weg der Beschäfti­gung ei­nes EDV-Ad­mi­nis­tra­tors ein­schla­gen (mit der dann zwin­gen­den Fol­gen der Ver­si­che­rungs­pflicht) oder man kann sich statt­des­sen dafür ent­schei­den, ei­nen EDV-Ad­mi­nis­tra­tor als frei­en Mit­ar­bei­ter ein­zu­set­zen. Soll der EDV-Ad­mi­nis­tra­tor als frei­er Mit­ar­bei­ter tätig wer­den, muss er wei­sungs­frei ar­bei­ten und er darf nicht in die Ar­beits­or­ga­ni­sa­ti­on des Auf­trag- bzw. Wei­sungs­ge­bers ein­ge­glie­dert sein. Um dies si­cher­zu­stel­len, muss er

  • ei­ge­nes Ar­beits­ma­te­ri­al ha­ben,
  • über ei­ge­ne Geschäftsräume verfügen, in de­nen und von de­nen aus er (z.B. per Fern­war­tung) sei­ne Leis­tun­gen er­bringt,
  • selbst fest­le­gen können, wann er ar­bei­tet,
  • selbst ent­schei­den können, wie er ar­bei­tet und
  • es in der Hand hat, ob er da­zu Hilfs­kräfte ein­setzt oder nicht (und wenn ja, wel­che).

Ent­schei­det man sich da­zu, ei­ne be­stimm­te Dienst­leis­tung un­ter sol­chen Umständen zu er­brin­gen bzw. ent­ge­gen­zu­neh­men, liegt kei­ne Beschäfti­gung vor und die So­zi­al­ver­si­che­rungs­pflicht ist in zulässi­ger Wei­se ver­mie­den wor­den.

Wel­che Fol­gen hat der Irr­tum über das Vor­lie­gen ei­ner So­zi­al­ver­si­che­rungs­pflicht?

Wer­den für ei­nen Selbständi­gen, des­sen Tätig­keit nicht so­zi­al­ver­si­che­rungs­pflich­tig ist, So­zi­al­ab­ga­ben ge­mel­det und ab­geführt, sind die­se wie­der zu er­stat­ten. Ein sol­cher Fall kommt sel­ten vor und ist mit eher ge­rin­gen Pro­ble­men ver­bun­den.

Viel öfter kommt es der um­ge­kehr­te Feh­ler vor, der dar­in be­steht, dass ei­ne in Wahr­heit vor­lie­gen­de Beschäfti­gung nicht er­kannt wird und da­her für ei­nen nur schein­bar frei­en bzw. selbständi­gen Er­werbstäti­gen kei­ne So­zi­al­ab­ga­ben ent­rich­tet wer­den. Dann be­ste­hen er­heb­li­che fi­nan­zi­el­le und recht­li­che Ri­si­ken für den Auf­trag­ge­ber. Nähe­re In­for­ma­tio­nen hier­zu fin­den Sie un­ter dem Stich­wort "Schein­selbständig­keit".

Wel­che so­zi­al­recht­li­chen Pflich­ten tref­fen den Auf­trag­ge­ber im Fal­le ei­ner Beschäfti­gung?

Liegt ei­ne Beschäfti­gung vor, hat der Auf­trag­ge­ber bzw. Ar­beit­ge­ber die Beschäfti­gung bzw. de­ren Be­ginn der zuständi­gen Ein­zugs­stel­le zu mel­den und er hat darüber hin­aus mo­nat­lich die auf den Ar­beits­lohn ent­fal­len­den So­zi­al­ver­si­che­rungs­beiträge zu mel­den und ab­zuführen.

Nähe­re In­for­ma­tio­nen hier­zu fin­den Sie un­ter den Stich­wor­ten "So­zi­al­ver­si­che­rungs­mel­dun­gen" und "So­zi­al­ver­si­che­rungs­bei­trag, SV-Bei­trag".

Wo fin­den Sie mehr zum The­ma So­zi­al­ver­si­che­rungs­pflicht?

Wei­te­re In­for­ma­tio­nen, die Sie im Zu­sam­men­hang mit dem The­ma So­zi­al­ver­si­che­rungs­pflicht in­ter­es­sie­ren könn­ten, fin­den Sie hier:

Kom­men­ta­re un­se­res An­walts­teams zu ak­tu­el­len Fra­gen rund um das The­ma So­zi­al­ver­si­che­rungs­pflicht fin­den Sie hier:

Letzte Überarbeitung: 30. Oktober 2020

Weitere Auskünfte erteilen Ihnen gern:

Dr. Martin Hensche
Rechtsanwalt
Fachanwalt für Arbeitsrecht

Kontakt:
030 / 26 39 620
hensche@hensche.de
Christoph Hildebrandt
Rechtsanwalt
Fachanwalt für Arbeitsrecht

Kontakt:
030 / 26 39 620
hildebrandt@hensche.de
Nina Wesemann
Rechtsanwältin
Fachanwältin für Arbeitsrecht

Kontakt:
040 / 69 20 68 04
wesemann@hensche.de
Bewertung: 4.5 von 5 Sternen (2 Bewertungen)

Auf Facebook teilen Auf Google+ teilen Ihren XING-Kontakten zeigen Beitrag twittern

 

Für Personaler, betriebliche Arbeitnehmervertretungen und andere Arbeitsrechtsprofis: "Update Arbeitsrecht" bringt Sie regelmäßig auf den neusten Stand der arbeitsgerichtlichen Rechtsprechung. Informationen zu den Abo-Bedingungen und ein kostenloses Ansichtsexemplar finden Sie hier:

Alle vierzehn Tage alles Wichtige
verständlich / aktuell / praxisnah

HINWEIS: Sämtliche Texte dieser Internetpräsenz mit Ausnahme der Gesetzestexte und Gerichtsentscheidungen sind urheberrechtlich geschützt. Urheber im Sinne des Gesetzes über Urheberrecht und verwandte Schutzrechte (UrhG) ist Rechtsanwalt und Fachanwalt für Arbeitsrecht Dr. Martin Hensche, Lützowstraße 32, 10785 Berlin.

Wörtliche oder sinngemäße Zitate sind nur mit vorheriger schriftlicher Genehmigung des Urhebers bzw. bei ausdrücklichem Hinweis auf die fremde Urheberschaft (Quellenangabe iSv. § 63 UrhG) rechtlich zulässig. Verstöße hiergegen werden gerichtlich verfolgt.

© 1997 - 2024:
Rechtsanwalt Dr. Martin Hensche, Berlin
Fachanwalt für Arbeitsrecht
Lützowstraße 32, 10785 Berlin
Telefon: 030 - 26 39 62 0
Telefax: 030 - 26 39 62 499
E-mail: hensche@hensche.de