HENSCHE RECHTSANWÄLTE, FACHANWALTSKANZLEI FÜR ARBEITSRECHT

ARBEITSRECHT AKTUELL // Rechtsprechung

Ak­tu­el­les Ar­beits­recht 2012: Ar­beits­ge­richt­li­che Recht­spre­chung, Ur­tei­le, Be­schlüs­se

Hammer für Auktion oder Gerichtssaal

Auf die­ser Sei­te fin­den Sie ak­tu­el­le Be­wer­tun­gen ar­beits­recht­li­cher Ent­schei­dun­gen deut­scher Ge­rich­te, ins­be­son­de­re des Bun­des­ar­beits­ge­richts (BAG) und der Lan­des­ar­beits­ge­rich­te (LAGs), aus dem Jahr 2012.

Nach­rich­ten aus der Ar­beits­welt fin­den Sie un­ter "Ar­beit und So­zia­les", In­for­ma­tio­nen zum eu­ro­päi­schen Ar­beits­recht un­ter "Eu­ro­pa­recht" und Kom­men­ta­re zu ar­beits- und so­zi­al­recht­li­chen Ge­set­zes­vor­ha­ben und Ge­set­zes­än­de­run­gen un­ter "Ge­setz­ge­bung".

Bei­trä­ge zum The­ma "Recht­spre­chung" aus an­de­ren Jah­ren fin­den Sie un­ter Ar­beits­recht 2019, Ar­beits­recht 2018, Ar­beits­recht 2017, Ar­beits­recht 2016, Ar­beits­recht 2015, Ar­beits­recht 2014, Ar­beits­recht 2013, Ar­beits­recht 2011, Ar­beits­recht 2010, Ar­beits­recht 2009, Ar­beits­recht 2008, Ar­beits­recht 2007, Ar­beits­recht 2006, Ar­beits­recht 2005, Ar­beits­recht 2004, Ar­beits­recht 2003, Ar­beits­recht 2002 und un­ter Ar­beits­recht 2001.


 
12/390 Kein Einsatz von Leiharbeit auf Dauerarbeitsplätzen
  21.12.2012. Be­triebsräte können der Ein­stel­lung von Leih­ar­beit­neh­mern gemäß § 99 Abs.1 Be­triebs­ver­fas­sungs­ge­setz (Be­trVG) wi­der­spre­chen, wenn die Leih­ar­beit­neh­mer nicht nur "vorüber­ge­hend" im Sin­ne von § 1 Ar­beit­neh­merüber­las­sungs­ge­setz (AÜG) ein­ge­setzt wer­den sol­len, d.h. wenn sie auf sog. Dau­er­ar­beitsplätzen ar­bei­ten sol­len. Das hat das Lan­des­ar­beits­ge­richt (LAG) Ber­lin-Bran­den­burg ent­schie­den: LAG Ber­lin-Bran­den­burg, Be­schluss vom 19.12.2012 - 4 TaBV 1163/12.
 
12/388 Auflösungsantrag nach Kündigung setzt Fehlverhalten des Vertragspartners voraus
  19.12.2012. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt (LAG) Schles­wig-Hol­stein hat in ei­nem ak­tu­el­len Fall ent­schie­den, dass der Ar­beit­ge­ber ei­nen Auflösungs­an­trag in ei­nem Kündi­gungs­schutz­pro­zes­ses nicht mit Be­las­tun­gen der Ar­beits­at­mo­sphäre be­gründen kann, die er selbst ver­schul­det hat: LAG Schles­wig-Hol­stein, Ur­teil vom 20.03.2012, 1 Sa 283 d/11.
 
12/386 Krankheitsbedingte Kündigung ohne betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM)
  17.12.2012. Kündigt ein Ar­beit­ge­ber ei­nem Ar­beit­neh­mer aus krank­heits­be­ding­ten Gründen, oh­ne zu­vor ein be­trieb­li­ches Ein­glie­de­rungs­ma­nage­ment (BEM) durch­geführt zu ha­ben, hat er es schwer, ei­ne sol­che Kündi­gung im Fal­le ei­ner Kündi­gungs­schutz­kla­ge vor Ge­richt mit Er­folg zu ver­tei­di­gen. Unmöglich ist das aber nicht, wie ein ak­tu­el­ler Fall des Lan­des­ar­beits­ge­richts (LAG) Rhein­land-Pfalz zeigt: Ur­teil vom 20.03.2012, 3 Sa 505/11.
 
12/385 Keine Zurückweisung der Betriebsratsanhörung wegen fehlender Vollmacht
  14.12.2012. Der Be­triebs­rat ist vor je­der ge­plan­ten Kündi­gung an­zuhören, sonst ist die später aus­ge­spro­che­ne Kündi­gung gemäß § 102 Abs.1 Satz 3 Be­triebs­ver­fas­sungs­ge­setz (Be­trVG) un­wirk­sam. Ges­tern hat das Bun­des­ar­beits­ge­richt (BAG) Fra­ge be­ant­wor­tet, ob der Be­triebs­rat das Recht hat, ein von ei­nem Ver­tre­ter des Ar­beit­ge­bers er­stell­tes Anhörungs­schrei­ben zurück­zu­wei­sen, wenn die­sem Schrei­ben kei­ne Voll­machts­ur­kun­de bei­gefügt ist. Ein sol­ches Recht hat der Be­triebs­rat nicht: BAG, Ur­teil vom 13.12.2012, 6 AZR 348/11.
 
12/384 Jahressonderzahlung gemäß § 20 TV-L setzt keine nahtlose Beschäftigung voraus
  14.12.2012. Gemäß § 20 Abs.1 des Ta­rif­ver­trag für den öffent­li­chen Dienst der Länder (TV-L) ha­ben Ar­beit­neh­mer ei­nen An­spruch auf ei­ne jähr­li­che Son­der­zah­lung, wenn sie am 01. De­zem­ber in ei­nem Ar­beits­verhält­nis ste­hen. Der An­spruch ver­min­dert sich aber gemäß § 20 Abs.4 TV-L um ein Zwölf­tel für Mo­na­te, in de­nen die Ar­beit­neh­mer "kei­nen An­spruch auf Ent­gelt oder Fort­zah­lung des Ent­gelts" ha­ben. Die­se Kürzungsmöglich­keit wird aber nicht da­duch zu­guns­ten des Ar­beit­ge­bers er­wei­tert, wenn das Ar­beits­verhält­nis im Ver­lauf des Jah­res ein­mal un­ter­bro­chen war: Bun­des­ar­beits­ge­richt, Ur­teil vom 12.12.2012, 10 AZR 922/11.
 
12/381 Hinterbliebenenrente auch für Lebenspartner von DO-Angestellten
  13.12.2012. Hin­ter­blie­be­ne Le­bens­part­ner von 2005 oder später ver­stor­be­nen Dienst­ord­nungs­an­ge­stell­ten (DO-An­ge­stell­ten) können eben­so wie ver­wit­we­te Ehe­leu­te ei­ne Hin­ter­blie­be­nen­ren­te ver­lan­gen. Denn wenn ver­wit­we­ten Ehe­part­nern ei­nes DO-An­ge­stell­ten in ent­spre­chen­der An­wen­dung der be­am­ten­recht­li­chen Al­ters­ver­sor­gung ei­ne Wit­wen­ren­te zu­steht, wäre es ei­ne un­zulässi­ge Dis­kri­mi­nie­rung we­gen der se­xu­el­len Iden­tität, wenn die­se Ren­te gleich­ge­schlecht­li­chen Le­bens­part­nern ei­nes ver­stor­be­nen DO-An­ge­stell­ten ver­wei­gert würde: BAG, Ur­teil vom 11.12.2012, 3 AZR 684/10.
 
12/380 Kein Anspruch auf Zeugnis mit Dankesformel
  12.12.2012. Das Bun­des­ar­beits­ge­richt (BAG) bleibt da­bei: Ar­beit­neh­mer ha­ben kei­nen An­spruch dar­auf, dass ih­nen der Ar­beit­ge­ber am En­de des Zeug­nis­ses dankt und für die Zu­kunft al­les Gu­te wünscht: BAG, Ur­teil vom 11.12.2012, 9 AZR 227/11.
 
12/375 Beteiligung der Schwerbehindertenvertretung bei Aufhebungsvertrag
  10.12.2012. Beim Ab­schluss ei­nes Auf­he­bungs­ver­tra­ges mit ei­nem Schwer­be­hin­der­ten be­steht kein Anhörungs­recht der Schwer­be­hin­der­ten­ver­tre­tung. Sie hat al­len­falls ein Recht auf Un­ter­rich­tung, das der Ar­beit­ge­ber aber je nach den Umständen des Ein­zel­falls auch noch nach dem Ver­trags­schluss erfüllen kann: Bun­des­ar­beits­ge­richt, Be­schluss vom 14.03.2012, 7 ABR 67/10.
 
12/374 Diplom-Psychologen bei der Ausbildung zum psychologischen Psychotherapeuten sind Arbeitnehmer
  07.12.2012. Im­mer wie­der wer­den aka­de­misch ge­bil­de­te Ar­beit­neh­mer Op­fer ei­nes Lohn­wu­chers, der sich un­ter dem Deck­man­tel der be­ruf­li­chen Fort­bil­dung ver­birgt. So er­geht es vie­len di­plo­mier­ten Psy­cho­lo­gen, die ein­ein­halb Jah­re prak­ti­sche Er­fah­run­gen in der Kli­nik sam­meln müssen, wenn sie als psy­cho­lo­gi­sche Psy­cho­the­ra­peu­ten ar­bei­ten wol­len. In ei­nem ak­tu­el­len Ur­teil hat das Ar­beits­ge­richt Ham­burg ei­ne Kli­nik zur Zah­lung des re­gulären Ta­rif­ge­halts an ei­ne Di­plom-Psy­cho­lo­gin ver­ur­teilt, die of­fi­zi­ell ein Prak­ti­kum ab­sol­vier­te, tatsächlich aber selbständig als The­ra­peu­tin ar­bei­te­te: Ar­beits­ge­richt Ham­burg, Ur­teil vom 16.10.2012, 21 Ca 43/12.
 
12/370 Aufklärungspflicht des Arbeitgebers bei Vertragsschluss
  04.12.2012. Be­wer­ber soll­ten sich über Ih­ren künf­ti­gen Ar­beit­ge­ber ge­nau in­for­mie­ren, vor al­lem über sei­ne wirt­schaft­li­che La­ge. Denn wenn der neue Ar­beit­ge­ber wirt­schaft­lich an­ge­schla­gen ist, ist das Ar­beits­verhält­nis mögli­cher­wei­se nur von kur­zer Dau­er. Und die recht­li­chen Möglich­kei­ten, in ei­nem sol­chen Fall Scha­dens­er­satz we­gen ei­nes Ver­dienst­aus­falls durch­zu­set­zen, sind sehr be­grenzt: Lan­des­ar­beits­ge­richt Rhein­land-Pfalz , Ur­teil vom 09.10.2012, 3 Sa 247/12.
 
12/360 Streiks in kirchlichen Einrichtungen auch bei Anwendung des dritten Wegs
  21.11.2012. Ges­tern ist das mit Span­nung er­war­te­te Grund­satz­ur­teil des Bun­des­ar­beits­ge­richts (BAG) zum Streik­recht in kirch­li­chen Ein­rich­tun­gen er­gan­gen. Da­nach sind Streiks auch in kirch­li­chen Ein­rich­tun­gen, die die Ar­beits­be­din­gun­gen ih­rer Ar­beit­neh­mern mit Hil­fe von Ar­beits­ver­trags­richt­li­ni­en (AVR) re­geln (sog. drit­ter Weg) nicht ge­ne­rell aus­ge­schlos­sen. Die Kir­chen ha­ben es aber in der Hand, den Ge­werk­schaf­ten das Streik­recht in ih­ren Ein­rich­tun­gen wie­der zu neh­men, in­dem sie die Ge­werk­schaf­ten bei den Ver­hand­lun­gen über die AVR künf­tig "or­ga­ni­sa­to­risch ein­bin­den", so das BAG: Ur­teil vom 20.11.2012, 1 AZR 179/11.
 
12/357 Betriebsübergang durch Grundstückskauf?
  16.11.2012. In ei­nem ges­tern er­gan­ge­nen Ur­teil hat das Bun­des­ar­beits­ge­richt (BAG) ent­schie­den, dass der Er­werb ei­nes Haus­grundstücks nicht da­zu führt, dass die Ar­beits­verhält­nis­se der An­ge­stell­ten der Haus­ver­wal­tungs­fir­ma per Be­triebsüber­gang auf den Käufer des ver­wal­te­ten Grundstücks über­ge­hen: BAG, Ur­teil vom 15.11.2012, 8 AZR 683/11 (BAG-Pres­se­mit­tei­lung Nr.80/12 vom 15.11.2012).
 
12/356 Befragung des Stellenbewerbers zu Ermittlungsverfahren
  15.11.2012. Ar­beit­ge­ber dürfen Be­wer­ber nur nach "ein­schlägi­gen" Vor­stra­fen fra­gen: Ein Kraft­fah­rer darf zu Straßen­ver­kehrs­de­lik­ten be­fragt wer­den, ein Buch­hal­ter zu Vermögens­de­lik­ten usw. Die­se Be­schränkun­gen der Aus­kunfts­pflicht von Stel­len­be­wer­bern gel­ten auch für die Fra­ge, ob in der Ver­gan­gen­heit Er­mitt­lungs­ver­fah­ren ge­gen den Be­wer­ber geführt wor­den sind. Der Ar­beit­ge­ber soll­te es sich da­her im All­ge­mei­nen ver­knei­fen, Be­wer­ber nach Er­mitt­lungs­ver­fah­ren zu be­fra­gen, wie ein heu­te er­gan­ge­nes Ur­teil des Bun­des­ar­beits­ge­richt (BAG) zeigt: BAG, Ur­teil vom 15.11.2012, 6 AZR 339/11.
 
12/355 Verringerung der Arbeitszeit bei Leiharbeit
  14.11.2012. Ver­lan­gen Zeit­ar­bei­teh­mer Ver­rin­ge­rung ih­rer Ar­beits­zeit, be­ru­fen sich die Zeit­ar­beits­fir­ma oft dar­auf, dass sie sich ge­genüber dem Ent­lei­her ver­pflich­tet hätten, ihm nur Voll­zeit-Leih­ar­beit­neh­mer zu schi­cken. Auf sol­che Vor­ga­ben ih­rer Kun­den können sich Zeit­ar­beits­fir­men aber nicht be­ru­fen, so das Bun­des­ar­beits­ge­richt (BAG) in ei­ner Ent­schei­dung vom gest­ri­gen Diens­tag: BAG, Ur­teil vom 13.11.2012, 9 AZR 259/11.
 
12/354 Bei Krankmeldung Attest ab dem ersten Tag
  14.11.2012. Ar­beit­ge­ber ha­ben nach dem Ge­setz das Recht, vom er­krank­ten Ar­beit­neh­mer be­reits ab dem ers­ten Tag der Ar­beits­unfähig­keit ein At­test zu ver­lan­gen, d.h. ei­ne ärzt­li­che Be­schei­ni­gung der Ar­beits­unfähig­keit. Das steht in § 5 Abs.1 Satz 3 Ent­gelt­fort­zah­lungs­ge­setz (EFZG). Bis­lang hat­te das Bun­des­ar­beits­ge­richt (BAG) al­ler­dings noch nicht ver­bind­lich ent­schie­den, ob der Ar­beit­ge­ber die­ses Recht mögli­cher­wei­se nur dann ausüben kann, wenn er dafür im Ein­zel­fall sach­li­che Gründe hat. Heu­te hat das BAG klar­ge­stellt, dass der Ar­beit­ge­ber dafür kei­ne Sach­gründe braucht, d.h. die Be­ru­fung auf das Ge­setz genügt: BAG, Ur­teil vom 14.11.2012, 5 AZR 886/11.
 
12/351 Betriebsrat und befristeter Arbeitsvertrag
  07.11.2012. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt (LAG) Nie­der­sach­sen in Han­no­ver hat in ei­nem ak­tu­el­len Ur­teil klar­ge­stellt, dass auch Be­triebsräte mit sach­grund­los be­fris­te­ten Ar­beits­verträgen le­ben müssen. Wird ein neu ein­ge­stell­ter Ar­beit­neh­mer oh­ne Sach­grund be­fris­tet beschäftigt und während der Lauf­zeit sei­nes Zeit­ver­trags in den Be­triebs­rat gewählt, ist die Be­fris­tung trotz­dem wirk­sam: LAG Nie­der­sach­sen, Ur­teil vom 08.08.2012, 2 Sa 1733/11.
 
12/343 Trotz Maßregelung kein Anspruch auf Entfristung
  29.10.2012. Ar­beit­ge­ber dürfen ih­re Ar­beit­neh­mer nicht be­nach­tei­li­gen, weil die­se ih­re Rech­te ausüben. Die­ses "Maßre­ge­lungs­ver­bot" ist in § 612a Bürger­li­ches Ge­setz­buch (BGB) ent­hal­ten. Verstößt der Ar­beit­ge­ber da­ge­gen, hat der Ar­beit­neh­mer ei­nen Scha­dens­er­satz­an­spruch. Be­steht die Maßre­ge­lung al­ler­dings dar­in, dass ihm die Über­nah­me aus ei­nem be­fris­te­ten Ar­beits­verhält­nis in ei­ne un­be­fris­te­te Stel­le ver­wei­gert wird, kann er als Scha­dens­er­satz kei­ne Ent­fris­tung ver­lan­gen, son­dern nur Geld­er­satz: Bun­des­ar­beits­ge­richt, Ur­teil vom 21.09.2011, 7 AZR 150/10.
 
12/341 Betriebsübergang trotz Beschäftigungsgesellschaft
  28.10.2012. In­ves­to­ren, die Tei­le ei­nes in­sol­ven­ten Un­ter­neh­mens kau­fen, möch­ten meis­tens die Rechts­fol­gen des § 613a Bürger­li­ches Ge­setz­buch (BGB) um­ge­hen, denn bei ei­nem Be­triebsüber­gang im Sin­ne die­ser Vor­schrift ha­ben sie au­to­ma­tisch al­le Ar­beits­verhält­nis­se "am Hals". Al­so ver­sucht man, die Ar­beit­neh­mer vorüber­ge­hend in ei­ner Trans­fer­ge­sell­schaft zu beschäfti­gen, da­mit sich der In­ves­tor von dort die ihm ge­neh­men Ar­beit­neh­mern her­aus­su­chen und mit ih­nen neue Verträge ma­chen kann. Das geht aber schief, wenn die Tätig­keit in der Trans­fer­ge­sell­schaft nur vor­ge­scho­ben ist: BAG, Ur­teil vom 25.10.2012, 8 AZR 572/11.
 
12/335 Strukturausgleich auch nach Bewährungsaufstieg in BAT-Ausgangsgruppe
  19.10.2012. Der Ta­rif­ver­trag für den öffent­li­chen Dienst der Länder (TV-L) hat seit sei­ner Einführung 2006 vie­len Ar­beit­neh­mern die Aus­sicht auf künf­ti­ge Höher­grup­pie­run­gen und künf­ti­ge rein al­ters­be­ding­ten Ge­halts­auf­bes­se­run­gen ge­nom­men. Die­ser Ver­lust an Ewar­tun­gen wird durch den sog. Struk­tur­aus­gleich ab­ge­mil­dert. Er wird auf der Grund­la­ge von § 12 des Ta­rif­ver­trags zur Über­lei­tung der Beschäftig­ten der Länder in den TV-L und zur Re­ge­lung des Über­g­angs­rechts (TVÜ-L) gewährt. Ob der Struk­tur­aus­gleich auch sol­chen An­ge­stell­ten zu­steht, die in ih­re Aus­gangs-Vergütungs­grup­pe nach dem BAT durch ei­ne Höher­grup­pie­rung ge­langt sind, war lan­ge Zeit strei­tig. Die­sen Streit hat das Bun­des­ar­beits­ge­richt (BAG) ges­tern zu­guns­ten der Ar­beit­neh­mer ent­schie­den: BAG, Ur­teil vom 18.10.2012, 6 AZR 261/11.
 
12/333 Unzulässiger Wettbewerb während einer Freistellung
  18.10.2012. Ver­ein­bart der Ar­beit­neh­mer nach ei­ner Kündi­gung mit sei­nem Ar­beit­ge­ber die Frei­stel­lung von der Ar­beit bis zum Aus­schei­den aus dem Ar­beits­verhält­nis und ar­bei­tet er dann während der Frei­stel­lung in ver­bo­te­ner Wei­se bei ei­nem Kon­kur­renz­un­ter­neh­men, muss er den dort er­ziel­ten Ver­dienst dem (Noch-)Ar­beit­ge­ber nicht her­aus­ge­ben. Da­mit kas­siert der Ar­beit­neh­mer dop­pelt, nämlich ein­mal die letz­ten Ge­halts­zah­lun­gen sei­nes bis­he­ri­gen Ar­beit­ge­bers und den Lohn, den das Kon­kur­renz­un­ter­neh­men zahlt. Das hat das Bun­des­ar­beits­ge­richt (BAG) in ei­ner Grund­satz­ent­schei­dung vom gest­ri­gen Ta­ge klar­ge­stellt: BAG, Ur­teil vom 17.10.2012, 10 AZR 809/11.
 
12/330 Aufgezwungener Verzicht auf eine Erstattung von Reisekosten?
  16.10.2012. Vie­le Schulträger ver­lan­gen Leh­rern Ver­zichts­erklärun­gen ab, mit de­nen Leh­rer vor der Ge­neh­mi­gung ei­ner Klas­sen­fahrt auf die Er­stat­tung von Rei­se­kos­ten ver­zich­ten. Auf sol­che Ver­zichts­erklärun­gen kann sich der Schulträger als Ar­beit­ge­ber aber nicht be­ru­fen, da die­se Pra­xis treu­wid­rig ist, so das Bun­des­ar­beits­ge­richt (BAG) in ei­ner Ent­schei­dung vom heu­ti­gen Ta­ge: BAG, Ur­teil vom 16.10.2012, 9 AZR 183/11.
 
12/314 Massenentlassung und Unterrichtung des Betriebsrats
  21.09.2012. Plant der Ar­beit­ge­ber ei­ne Mas­sen­ent­las­sung, d.h. ei­ne größere An­zahl be­triebs­be­ding­ter Kündi­gun­gen, muss er den Be­triebs­rat nach dem Ge­setz zu­vor, d.h. vor Aus­spruch der Kündi­gun­gen de­tail­liert über die ge­plan­te Mas­sen­ent­las­sung in­for­mie­ren, und zwar schrift­lich (§ 17 Abs.2 Kündi­gungs­schutz­ge­setz - KSchG). Ein Ver­s­toß ge­gen die ge­setz­lich vor­ge­schrie­be­ne Schrift­form macht die nach­fol­gen­den Kündi­gun­gen aber nicht in je­dem Fall un­wirk­sam: Bun­des­ar­beits­ge­richt, Ur­teil vom 20.09.2012, 6 AZR 155/11.
 
12/313 Direktversicherung in der Insolvenz
  21.09.2012. Hat der Ar­beit­neh­mer ei­nen An­spruch auf ei­ne be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung in Form ei­ner Di­rekt­ver­si­che­rung und wird sein Ar­beit­ge­ber in­sol­vent, hat er ein In­ter­es­se dar­an, dass der In­sol­venz­ver­wal­ter ihm zu­min­dest "sei­ne" Ver­si­che­rung her­aus­gibt. Denn an­de­re wert­hal­ti­ge Ansprüche be­ste­hen im In­sol­venz­fall kaum mehr. Ein Rechts­an­spruch auf Über­tra­gung der Ver­si­che­rung be­steht aber nicht un­be­dingt: Bun­des­ar­beits­ge­richt, Ur­teil vom 18.09.2012, 3 AZR 176/10.
 
12/301 NPD-Aktivist wegen Weiterleitung eines Aufrufs zum gewaltsamen Umsturz gekündigt
  06.09.2012. Ein zwei­tes Mal vom Ar­beit­ge­ber gekündigt und ein zwei­tes Mal mit ei­ner Kündi­gungs­schutz­kla­ge beim Bun­des­ar­beits­ge­richt (BAG) ge­lan­det: Im In­nen­dienst der Karls­ru­her Ober­fi­nanz­di­rek­ti­on täti­ger NPD-Ak­ti­vist zieht dies­mal in Er­furt den Kürze­ren und ver­liert sei­nen Job: BAG, Ur­teil vom 06.09.2012, 2 AZR 372/11.
 
12/294 Ehrenamt und Arbeitsvertrag
  30.08.2012. Vie­le eh­ren­amt­lich täti­ge Bürge­rin­nen und Bürger müssen eben­so wie Ar­beit­neh­mer Wei­sun­gen be­fol­gen, d.h. sie können nicht selbst über die Art und Wei­se ih­rer Tätig­keit so­wie über Zeit und Ort ih­rer eh­ren­amt­li­chen Ar­beit ent­schei­den. Die­se Wei­sungs­abhängig­keit al­lein macht sie aber noch nicht zu Ar­beit­neh­mern. Da sie kein Geld ver­lan­gen können, sind sie nicht auf der Grund­la­ge von Ar­beits­verträgen tätig. Eh­ren­amt und Ar­beit­neh­mer­sta­tus schließen sich da­her in al­ler Re­gel aus. Das hat das Bun­des­ar­beits­ge­richt (BAG) ges­tern klar­ge­stellt: BAG, Ur­teil vom 29.08.2012, 10 AZR 499/11.
 
12/290 Diskriminierung bei der Bewerbung wegen des Alters
  24.08.2012. Mit ei­ner Ent­schei­dung vom gest­ri­gen Ta­ge hat das Bun­des­ar­beits­ge­richt (BAG) die Rech­te ab­ge­lehn­ter Stel­len­be­wer­ber deut­lich gestärkt. Bis­lang blie­ben Dis­kri­mi­nie­run­gen bei Be­wer­bungs­ver­fah­ren meist fol­gen­los, wenn der Ar­beit­ge­ber letzt­lich nie­man­den ein­ge­stellt hat. Der Ver­zicht auf ei­ne Ein­stel­lung genügt aber künf­tig nicht, um den Entschädi­gungs­an­spruch gemäß § 15 Abs.2 All­ge­mei­nes Gleich­be­hand­lungs­ge­setz (AGG) trotz ei­ner dis­kri­mi­nie­ren­den Stel­len­aus­schrei­bung ge­ne­rell aus­zu­sch­ließen: BAG, Ur­teil vom 23.08.2012, 8 AZR 285/11.
 
12/287 Klage gegen saudischen Diplomaten zulässig
  23.08.2012. Die Haus­an­ge­stell­te ei­nes sau­di-ara­bi­schen Di­plo­ma­ten soll über Mo­na­te hin­weg miss­han­delt wor­den sein und zu­dem nicht ein­mal den ver­ein­bar­ten Lohn er­hal­ten ha­ben. Auf­grund der Im­mu­nität, die ausländi­sche Bot­schafts­an­gehöri­ge hier­zu­lan­de ge­nießen, ist ei­ne Zi­vil­kla­ge ge­gen sie fast im­mer aus­sichts­los. Nicht aber in die­sem Fall, wie das Bun­des­ar­beits­ge­richt (BAG) jetzt ent­schie­den hat: BAG, Ur­teil vom 22.08.2012, 5 AZR 949/11.
 
12/286 Kündigung treuwidrig nach abgelehntem Aufhebungsvertrag
  21.08.2012. Wenn der Ar­beit­ge­ber ei­ne be­triebs­be­ding­te Kündi­gung in Aus­sicht stellt und sich der Ar­beit­neh­mer dar­auf­hin um­ge­hend ei­nen an­de­ren Job sucht und dem Ar­beit­ge­ber ei­nen Auf­he­bungs­ver­trag an­bie­tet, soll­te der Ar­beit­ge­ber die­ses An­ge­bot bes­ser an­neh­men. Denn lehnt er den Auf­he­bungs­ver­trag ab und ver­mas­selt dem Ar­beit­neh­mer da­mit die an­de­re Stel­le, verstößt ei­ne kur­ze Zeit später aus­ge­spro­che­ne be­triebs­be­ding­te Kündi­gung ge­gen Treu und Glau­ben und ist da­her un­wirk­sam: Säch­si­sches Lan­des­ar­beits­ge­richt, Ur­teil vom 24.05.2012, 1 Sa 661/11
 
12/283 Befristung und Tarifvertrag
  17.08.2012. Ein Ta­rif­ver­trag kann vor­se­hen, dass die Ge­samt­dau­er ei­nes sach­grund­los be­fris­te­ten Ar­beits­verhält­nis­ses und zu­gleich auch die An­zahl der Verlänge­run­gen ge­genüber dem Teil­zeit- und Be­fris­tungs­ge­setz Tz­B­fG erhöht wird. Das hat das Bun­des­ar­beits­ge­richt (BAG) in ei­ner Ent­schei­dung vom Don­ners­tag die­ser Wo­che klar­ge­stellt: BAG, Ur­teil vom 15.08.2012, 7 AZR 184/11.
 
12/281 Betriebsratswahl: Wahlrecht von Arbeitnehmern des öffentlichen Dienstes in Privatbetrieben
  17.08.2012. Ar­beit­neh­mer des öffent­li­chen Diens­tes, die auf der Grund­la­ge ei­ner Per­so­nal­ge­stel­lung bei ei­ner pri­va­ten Toch­ter­ge­sell­schaft ar­bei­ten, können dort zum Be­triebs­rat gewählt wer­den. Ei­nen Ar­beits­ver­trag mit der pri­va­ten Toch­ter­ge­sell­schaft brau­chen sie da­zu nicht: Bun­des­ar­beits­ge­richt, Be­schluss vom 15.08.2012, 7 ABR 34/11.
 
12/280 Betriebsrat hat Anspruch auf einen Laptop
  15.08.2012. Der Ar­beit­ge­ber muss dem Be­triebs­rat in ei­nem größeren Be­trieb mit mehr als 200 Ar­beit­neh­mern zusätz­lich zu ei­nem schon vor­han­de­nen PC auch ei­nen Lap­top zur Verfügung stel­len: Lan­des­ar­beits­ge­richt Köln, Be­schluss vom 13.12.2011, 11 TaBV 59/11.
 
12/279 Der Betriebsrat kann die Einhaltung von Pausen durchsetzen
  14.08.2012. Der Be­triebs­rat kann vom Ar­beit­ge­ber ver­lan­gen, dass er während der ge­mein­sam fest­ge­leg­ten Pau­sen­zei­ten we­der Ar­beit an­ord­net noch ent­ge­gen­nimmt. Denn der Ar­beit­ge­ber verstößt grob ge­gen sei­ne be­triebs­ver­fas­sungs­recht­li­chen Pflich­ten, wenn er die Ein­hal­tung sol­cher Pau­sen nicht ak­tiv durch­setzt: Bun­des­ar­beits­ge­richt, Be­schluss vom 07.02.2012, 1 ABR 77/10.
 
12/278 Kündigungsschutzklage nach Ablauf der Klagefrist
  13.08.2012. Ei­ne Kündi­gungs­schutz­kla­ge muss in­ner­halb von drei Wo­chen nach Zu­gang der schrift­li­chen Kündi­gungs­erklärung er­ho­ben wer­den, sonst ist die Kündi­gung endgültig als wirk­sam an­zu­se­hen. Von die­ser Re­gel gibt es nur we­ni­ge Aus­nah­men. Ei­ne lau­tet, dass ei­ne recht­zei­tig er­ho­be­ne Kla­ge ge­gen ei­ne Kündi­gung die Frist für die Kla­ge ge­gen ei­ne an­de­re, am sel­ben Tag erklärte Kündi­gung des Ar­beit­ge­bers verlängert: Hes­si­sches LAG, Ur­teil vom 10.01.2012, 12 Sa 673/11.
 
12/276 Arbeitszeitbetrug oder Verdacht des Arbeitszeitbetrugs?
  08.08.2012. Ei­ne Ver­dachtskündi­gung kann un­ter an­de­rem auf den Ver­dacht ei­nes Ar­beits­zeit­be­tru­ges gestützt wer­den. Zu­vor muss der Ar­beit­ge­ber aber den Sach­ver­halt aufklären und den den verdäch­tig­ten Ar­beit­neh­mer zu den Ver­dachts­mo­men­ten anhören. Bei der Ein­la­dung zum Anhörungs­gespräch wie­der­um muss der Ver­dacht bzw. Vor­wurf be­nannt wer­den und der Ar­beit­neh­mer muss die Möglich­keit ha­ben, ei­nen Rechts­an­walt oder Be­triebs­rat als Bei­stand hin­zu­zie­hen: Lan­des­ar­beits­ge­richt Ber­lin-Bran­den­burg, Ur­teil vom 30.03.2012, 10 Sa 2272/11.
 
12/274 Urlaub bei Dauerkrankheit verfällt nach 15 Monaten
  07.08.2012. Ur­laub bei Dau­er­krank­heit verfällt ge­ne­rell nach 15 Mo­na­ten, d.h. zum 31. März des übernächs­ten Jah­res. Ei­ne be­son­de­re ge­setz­li­che oder ta­rif­ver­trag­li­che Re­ge­lung ist da­zu nicht er­for­der­lich. Das hat das Bun­des­ar­beits­ge­richt (BAG) in ei­nem Grund­satz­ur­teil vom heu­ti­gen Ta­ge ent­schie­den und da­mit ei­ne der ak­tu­ell am hef­tigs­ten um­strit­te­nen Fra­gen des Ar­beits­rechts geklärt: BAG, Ur­teil vom 07.08.2012, 9 AZR 353/10.
 
12/272 Änderungskündigung oder Weisung?
  06.08.2012. Ar­beit­ge­ber können In­halt, Ort und Zeit der Ar­beits­leis­tung gemäß § 106 Ge­wer­be­ord­nung (Ge­wO) "nach bil­li­gem Er­mes­sen" ein­sei­tig fest­le­gen, d.h. durch ei­ne Wei­sung, so­weit die­se Ar­beits­be­din­gun­gen nicht durch den Ar­beits­ver­trag, ei­ne Be­triebs­ver­ein­ba­rung, ei­nen Ta­rif­ver­trag oder durch ge­setz­li­che Vor­schrif­ten fest­ge­legt sind. Wei­ter­ge­hen­de Ände­run­gen können Ar­beit­ge­ber nur durch ei­ne Ände­rungskündi­gung durch­set­zen - falls der Ar­beit­neh­mer das Ände­rungs­an­ge­bot an­nimmt. Ei­ne Ände­rungskündi­gung ist überflüssig und da­her rechts­wid­rig, wenn die Ände­run­gen auch per Wei­sung hätten durch­ge­setzt wer­den können. Trotz­dem ist ei­ne Ände­rungs­schutz­kla­ge in die­sem Fall un­be­gründet: Bun­des­ar­beits­ge­richt, Ur­teil vom 26.01.2012, 2 AZR 102/11.
 
12/267 Fristloser Widerruf der Dienstwagenüberlassung?
  02.08.2012. Behält sich der Ar­beit­ge­ber in ei­ner Ar­beits­ver­trags­klau­sel den ein­sei­ti­gen Wi­der­ruf ei­ner Dienst­wa­genüber­las­sung vor, muss ein sol­cher Wi­der­rufs­vor­be­halt kei­ne Aus­lauf- bzw. Ankündi­gungs­frist für den Fall des Wi­der­rufs ent­hal­ten. Trotz­dem braucht der Ar­beit­ge­ber gu­te Gründe, wenn er sein Wi­der­rufs­recht im Ein­zel­fall frist­los ausübt und den Ar­beit­neh­mer da­mit in be­son­de­rer Wei­se be­las­tet. In den meis­ten Fällen ist ein Wi­der­ruf "Knall auf Fall" un­an­ge­mes­sen und da­her rechts­wid­rig: Bun­des­ar­beits­ge­richt, Ur­teil vom 21.03.2012, 5 AZR 651/10.
 
12/266 Botschaftsangestellte ausländischer Staaten können vor deutschen Arbeitsgerichten klagen
  27.07.2012. In ei­nem ak­tu­el­len Ber­li­ner Fall hat der Eu­ropäische Ge­richts­hof (EuGH) ent­schie­den, dass Bot­schafts­an­ge­stell­te ausländi­scher Staa­ten vor deut­schen Ar­beits­ge­rich­ten kla­gen können. Vor­aus­set­zung für die­se "in­ter­na­tio­na­le Zuständig­keit" deut­scher Ar­beits­ge­rich­te für Strei­tig­kei­ten zwi­schen ausländi­schen Bot­schaf­ten und ih­ren Ar­beit­neh­mern ist al­ler­dings, dass der kla­gen­de Bot­schafts­an­ge­stell­te kei­ne "ho­heit­li­chen" Auf­ga­ben wahr­nimmt: EuGH, Ur­teil vom 19.07.2012, C-154/11 - "Ma­ham­dia".
 
12/264 Bei Streik kein Lohn - auch nach unwirksamer Arbeitgeberkündigung
  21.07.2012. Erklärt der Ar­beit­ge­ber ei­ne un­wirk­sa­me frist­lo­se Kündi­gung, muss er kei­nen An­nah­me­ver­zugs­lohn zah­len, wenn sich der gekündig­te Ar­beit­neh­mer nach Zu­gang der Kündi­gung an ei­nem Streik be­tei­ligt. Denn auch nach ei­ner frist­lo­sen Kündi­gung kann man strei­ken, und in die­sem Fall ist die Streik­be­tei­li­gung vor­ran­gig ge­genüber dem Aus­spruch ei­ner un­wirk­sa­men Kündi­gung: Bun­des­ar­beits­ge­richt, Ur­teil vom 17.07.2012, 1 AZR 563/11.
 
12/256 Ist eine mündliche Kündigung wirksam?
  03.07.2012. Spricht der Ar­beit­neh­mer wie­der­holt und „endgültig“ ei­ne frist­lo­se Ei­genkündi­gung aus, soll die­se auch dann wirk­sam sein, wenn sie nur münd­lich erklärt wur­de und da­mit ge­gen § 623 Bürger­li­ches Ge­setz­buch (BGB) vertößt. Un­ter sol­chen Umständen kann sich der Ar­beit­neh­mer an­geb­lich später nicht auf die For­mun­wirk­sam­keit sei­ner münd­li­chen Kündi­gung be­ru­fen: Lan­des­ar­beits­ge­richt Rhein­land-Pfalz, Ur­teil vom 08.02.2012, 8 Sa 318/11.
 
12/252 Fehlerhafte Massenentlassungsanzeige
  29.06.2012. Wenn der Ar­beit­ge­ber ei­nen Feh­ler bei der Mas­sen­ent­las­sungs­an­zei­ge be­geht, in­dem er der An­zei­ge we­der ei­ne Stel­lung­nah­me des Be­triebs­rats zu der Mas­sen­ent­las­sung noch ei­nen In­ter­es­sen­aus­gleich mit Na­mens­lis­te beifügt, ist die Mas­sen­ent­las­sungs­an­zei­ge feh­ler­haft und später aus­ge­spro­che­ne Kündi­gun­gen sind un­wirk­sam. Das gilt auch dann, wenn die Ar­beits­agen­tur es dem Ar­beit­ge­ber auf der Grund­la­ge ei­ner sol­chen Mas­sen­ent­las­sungs­an­zei­ge per Be­scheid er­laubt, noch vor Ab­lauf von ei­nem Mo­nat nach Ein­gang der Mas­sen­ent­las­sungs­an­zei­ge ("Sperr­frist") Kündi­gun­gen aus­zu­spre­chen: Bun­des­ar­beits­ge­richt, Ur­teil vom 28.06.2012, 6 AZR 780/10
 
12/250 Urlaub nach Kündigung
  27.06.2012. Kündigt der Ar­beit­ge­ber und gewährt dem Ar­beit­neh­mer für die Zeit nach Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses "vor­sorg­lich für den Fall der Un­wirk­sam­keit der Kündi­gung" Ur­laub, hat der frisch ge­ba­cke­ne Ar­beits­lo­se da­von herz­lich we­nig. Denn wie soll man oh­ne Ar­beits­verhält­nis und oh­ne Geld Ur­laub ma­chen? In ei­nem ak­tu­el­len Ur­teil denkt das Bun­des­ar­beits­ge­richt (BAG) laut darüber nach, sei­ne bis­he­ri­ge Recht­spre­chung zu ändern, der zu­fol­ge ein sol­ches Dop­pel­spiel des Ar­beit­ge­bers zulässig ist: BAG, Ur­teil vom 13.12.2011, 9 AZR 420/10.
 
12/247 Arbeitsbefreiung für den Betriebsrat
  25.06.2012. Die Ar­beits­be­frei­ung für Be­triebs­ratstätig­kei­ten, die außer­halb der Ar­beits­zeit ge­leis­tet wur­den, ist kein Wunsch­kon­zert. Die zeit­li­che La­ge die­ser Ar­beits­be­frei­ung legt der Ar­beit­ge­ber nach sei­nem Er­mes­sen fest. An­ders als beim Ur­laub ha­ben die Wünsche des Be­triebs­rats­mit­glie­des da­her kei­nen Vor­rang: Bun­des­ar­beits­ge­richt, Ur­teil vom 15.02.2012, 7 AZR 774/10.
 
12/245 Konkurrenzverbot und Kündigung
  24.06.2012. Ar­beit­neh­mer dürfen ih­rem Ar­beit­ge­ber kei­ne Kon­kur­renz ma­chen. Die­ses ar­beits­ver­trag­li­che Wett­be­werbs­ver­bot gilt während der ge­sam­ten recht­li­chen Dau­er des Ar­beits­ver­tra­ges und so­gar dann, wenn über den Be­stand des Ar­beits­verhält­nis­ses im Rah­men ei­ner Kündi­gungs­schutz­kla­ge ge­strit­ten wird. Macht der Ar­beit­neh­mer in die­ser Zeit sei­nem Ar­beit­ge­ber Kon­kur­renz, dro­hen ei­ne ver­hal­tens­be­ding­te Kündi­gung und die ge­richt­li­che Auflösung des Ar­beits­verhält­nis­ses: Ar­beits­ge­richt Ol­den­burg, Ur­teil vom 06.07.2011, 3 Ca 63/11.
 
12/244 Frist zur Geltendmachung von Schadensersatz bei Diskriminierung
  23.06.2012. Das Bun­des­ar­beits­ge­richt (BAG) hat er­neut be­kräftigt, dass die in § 15 Abs.4 All­ge­mei­nes Gleich­be­hand­lungs­ge­setz (AGG) vor­ge­schrie­be­ne Zwei­mo­nats­frist für das Ein­for­dern von Scha­dens­er­satz und Gel­dentschädi­gung bei Dis­kri­mi­nie­rung rech­tens ist: BAG, Ur­teil vom 21.06.2012, 8 AZR 188/11 (Buli­cke).
 
12/242 Kündigung wegen Diebstahl von Zigaretten
  22.06.2012. Das Bun­des­ar­beits­ge­richt (BAG) hat mit ei­nem Ur­teil vom gest­ri­gen Ta­ge be­kräftigt, dass heim­li­che Vi­deo­auf­nah­men am Ar­beits­platz zulässig sind und auch vor Ge­richt zum Be­weis ei­nes Mit­ar­beits­dieb­stahls ver­wer­tet wer­den können, wenn der kon­kre­te Ver­dacht ei­ner straf­ba­ren Hand­lung zu Las­ten des Ar­beit­ge­bers be­stand, wenn es kei­ne we­ni­ger ein­schnei­den­den Aufklärungsmöglich­kei­ten gab und wenn die heim­li­che Vi­deoüber­wa­chung "ins­ge­samt nicht un­verhält­nismäßig" war: BAG, Ur­teil vom 21.06.2012, 2 AZR 153/11.
 
12/240 Betriebsrente - Anpassung durch IBM war unzureichend
  21.06.2012. Das Bun­des­ar­beits­ge­richt (BAG) hat der um­strit­te­nen Be­triebs­ren­ten­an­pas­sung durch IBM Deutsch­land vor­ges­tern ei­ne Ab­sa­ge er­teilt. Denn die An­pas­sungs­prüfung muss sich im­mer auf die ge­sam­te Zeit vom Be­ginn der Be­ren­tung an bis zum An­pas­sungs­stich­tag er­stre­cken: BAG, Ur­teil vom 19.06.2012, 3 AZR 464/11.
 
12/238 Urlaubsabgeltung ohne Befristung zum 31. Dezember
  20.06.2012. Ar­beit­neh­mer müssen ih­ren An­spruch auf Ur­laubs­ab­gel­tung bei Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses künf­tig nicht mehr im lau­fen­den Ur­laubs­jahr ver­lan­gen: Bun­des­ar­beits­ge­richt, Ur­teil vom 19.06.2012, 9 AZR 652/10.
 
12/237 Rechtswidriger Streik - Schadensersatz
  20.06.2012. Wech­selt ein Ar­beit­ge­ber, der Mit­glied ei­nes Ar­beits­ver­ban­des ist, von ei­ner Voll­mit­glied­schaft in ei­ne Mit­glied­schaft oh­ne Ta­rif­bin­dung ("OT-Mit­glied­schaft") und in­for­miert er die Ge­werk­schaft recht­zei­tig über die­sen Sta­tus­wech­sel, kann er später nicht mehr zum Ab­schluss ei­nes Ver­bands­ta­rif­ver­trags be­streikt wer­den. Ein sol­cher Streik ist im All­ge­mei­nen rechts­wid­rig: Bun­des­ar­beits­ge­richt, Ur­teil vom 19.06.2012, 1 AZR 775/10.
 
12/235 Kündigung einer lesbischen Erzieherin
  19.06.2012. Während der El­tern­zeit kann der Ar­beit­ge­ber im All­ge­mei­nen nicht kündi­gen. Will er es doch, braucht er die vor­he­ri­ge Zu­stim­mung der Behörde, die die­se aber gemäß § 18 Abs.1 Bun­des­el­tern­geld- und El­tern­zeit­ge­setz (BEEG) nur in sel­te­nen Aus­nah­mefällen er­teilt. Mit ei­nem heu­te verkünde­ten Ur­teil hat das Ver­wal­tungs­ge­richt Augs­burg ent­schie­den, dass das Ge­wer­be­auf­sichts­amt zu­recht dem An­trag auf Zu­stim­mung zur Kündi­gung ei­ner les­bi­schen Er­zie­he­rin ab­ge­wie­sen hat. An­trag­stel­ler war der Ar­beit­ge­ber der Er­zie­he­rin, das ka­tho­li­sches Bis­tum Augs­burg: Ver­wal­tungs­ge­richt Augs­burg, Ur­teil vom 19.06.2012, Au 3 K 12.266.
 
12/232 Kündigung wegen Diebstahl
  16.06.2012. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt (LAG) Köln hat ent­schie­den, dass ein Strom­dieb­stahl im Ba­ga­tell­be­reich (Auf­la­den ei­nes pri­va­ten Ak­ku­geräts am Ar­beits­platz) ist kein wich­ti­ger Grund für ei­ne außer­or­dent­li­che Kündi­gung: LAG Köln, Ur­teil vom 20.01.2012, 3 Sa 408/11.
 
12/229 Betriebsrat und Rechtsanwaltskosten
  12.06.2012. Der Be­triebs­rat ver­tritt vor Ge­richt al­le Ar­beit­neh­mer und braucht da­her nur ei­nen Rechts­an­walt. Das gilt auch dann, wenn der Ar­beit­ge­ber im Pro­zess um sei­ne ge­setz­lich an­ge­ord­ne­te Pflicht zur Über­nah­me von Aus­zu­bil­den­den, die Mit­glie­der der Ju­gen- und Aus­zu­bil­den­den­ver­tre­tung (JAV) sind, nicht nur mit dem Be­triebs­rat strei­tet, son­dern auch mit der JAV. Die JAV braucht in ei­nem sol­chen Pro­zess kei­ne ei­ge­ne an­walt­li­che Ver­tre­tung, ob­wohl sie gemäß § 78a Abs.4 Satz 2 Be­triebs­ver­fas­sungs­ge­setz (Be­trVG) an dem Ge­richts­ver­fah­ren be­tei­ligt ist: Bun­des­ar­beits­ge­richt, Be­schluss vom 18.01.2012, 7 ABR 83/10
 
12/228 Mitbestimmung und betriebliches Eingliederungsmanagement
  11.06.2012. Be­triebs­ver­ein­ba­run­gen zum be­trieb­li­chen Ein­glie­de­rungs­ma­nage­ment (BEM) können die ge­setz­li­che BEM-Vor­aus­set­zung der "Ar­beits­unfähig­keit" nicht verändern. Wann ein BEM durch­zuführen ist und wann nicht, un­ter­liegt da­her nicht der Mit­be­stim­mungs des Be­triebs­rats gemäß § 87 Abs. Nr.1 Be­triebs­ver­fas­sungs­ge­setz (Be­trVG): Bun­des­ar­beits­ge­richt, Be­schluss vom 13.03.2012, 1 ABR 78/10.
 
12/223 Kündigung ohne Vollmacht
  07.06.2012. Die Kündi­gung durch ei­nen "Con­tact Cen­ter Ma­na­ger" kann der gekündig­te Ar­beit­neh­mer gemäß § 174 Satz 1 Bürger­li­ches Ge­setz­buch (BGB) zurück­wei­sen, wenn ihr kei­ne schrift­li­che Voll­macht bei­gefügt ist: Lan­des­ar­beits­ge­richt Meck­len­burg-Vor­pom­mern, Ur­teil vom 28.02.2012, 2 Sa 290/11.
 
12/219 Prämie trotz Kündigung
  06.05.2012. Ver­triebs­mit­ar­bei­ter ha­ben auch nach Kündi­gung An­spruch auf ei­ne vom Ar­beit­ge­ber in Aus­sicht ge­stell­te Prämie. Ver­spricht der Ar­beit­ge­ber z.B. ei­ne Ro­lex-Uhr für für be­stimm­te Ver­triebs­leis­tun­gen, muss er auch "lie­fern", wenn der Ar­beit­neh­mer die Ver­triebs­leis­tun­gen er­bracht hat: Lan­des­ar­beits­ge­richt Hamm, Ur­teil vom 16.01.2012, 7 Sa 976/11.
 
12/214 Gehaltsrückzahlung nach Kündigung und Kündigungsschutzprozess
  29.05.2012. Wird der Ar­beit­ge­ber ver­ur­teilt, den Ar­beit­neh­mer bis zum Ab­schluss des Kündi­gungs­pro­zes­ses vorläufig wei­ter zu beschäfti­gen und zahlt er dar­auf­hin das Ge­halt wei­ter, oh­ne dass es zu ei­ner tatsächli­chen Wei­ter­beschäfti­gung kommt, geht der Ar­beit­neh­mer ein ho­hes Ri­si­ko ein. Er ist nämlich zur Ge­haltsrück­zah­lung ver­pflich­tet, wenn das Lan­des­ar­beits­ge­richt (LAG) in der Be­ru­fungs­in­stanz dem Ar­beit­ge­ber recht gibt und die Kündi­gungschutz­kla­ge ab­weist: LAG Köln, Ur­teil vom 18.10.2011, 11 Sa 908/10.
 
12/210 Wiedereinstellung aufgrund Wiedereinstellungszusage
  25.05.2012. Die Daim­ler AG muss ei­nen ver­ur­teil­ten Hel­fer der Al Qai­da nicht wie­der ein­stel­len. Der auf Wie­der­ein­stel­lung kla­gen­de Ter­ror­hel­fer hat ges­tern vor dem Lan­des­ar­beits­ge­richt (LAG) Ba­den-Würt­tem­berg auf An­ra­ten des Ge­richts sei­ne Kla­ge auf Wie­der­ein­stel­lung zurück­ge­zo­gen: LAG Ba­den-Würt­tem­berg, Ur­teil vom 24.05.2012, Az: 6 Sa 140/11.
 
12/208 Fristlose Kündigung von Chefarzt Huppertz unwirksam
  24.05.2012. Die frist­lo­se Kündi­gung des Chef­arz­tes der Bre­mer Pro­fes­sor-Hess-Kin­der­kli­nik we­gen der gra­vie­ren­den Hy­gie­nemängel war un­verhält­nismäßig. Pro­fes­sor Hans-Iko Hup­pertz kann wie­der als Chef­arzt ar­bei­ten: Ar­beits­ge­richt Bre­men-Bre­mer­ha­ven, Ur­teil vom 23.05.2012, 2 Ca 2565/11.
 
12/205 Tarifvertraglicher Mehrurlaub und Krankheit
  23.05.2012. § 26 Abs.2 TVöD enthält ei­ne ei­genständi­ge Re­ge­lung der Ur­laubsüber­tra­gung in Krank­heitsfällen. Das hat zur Fol­ge, dass der krank­heits­be­dingt nicht ge­nom­me­ne Mehr­ur­laub je­weils am 31. Mai des Fol­ge­jah­res verfällt: Bun­des­ar­beits­ge­richt, Ur­teil vom 22.05.2012, 9 AZR 575/10.
 
12/204 Mit Konkurrentenklage rechtswidrige Stellenbesetzung verhindert
  22.05.2012. Ein An­ge­stell­ter des Lan­des Bran­den­burg hat ei­ne rechts­wid­ri­ge Stel­len­be­set­zung mit ei­ner er­folg­rei­chen Kon­kur­ren­ten­kla­ge vor dem Lan­des­ar­beits­ge­richt (LAG) Ber­lin-Bran­den­burg ge­stoppt. In sei­ner Ent­schei­dung kri­ti­siert das LAG die Pots­da­mer Vet­tern­wirt­schaft mit deut­li­chen Wor­ten: LAG Ber­lin-Bran­den­burg, Ur­teil vom 14.03.2012, 15 Sa­Ga 2383/11.
 
12/200 Arbeitszeitverringerung im Eilverfahren
  19.05.2012. Der An­spruch auf Ar­beits­zeit­ver­rin­ge­rung nach § 8 Teil­zeit- und Be­fris­tungs­ge­setz (Tz­B­fG) kann auch im ge­richt­li­chen Eil­ver­fah­ren vorläufig durch­ge­setzt wer­den. Das hat das Lan­des­ar­beits­ge­richt (LAG) Ber­lin-Bran­den­burg in ei­nem ak­tu­el­len Ur­teil ent­schie­den: LAG Ber­lin-Bran­den­burg, Ur­teil vom 14.03.2012, 15 Sa­Ga 2286/11.
 
12/198 Tarifvertrag und Betriebsübergang
  17.05.2012. Ge­hen Ar­beits­verhält­nis­se durch Be­triebsüber­gang auf ei­nen neu­en Ar­beit­neh­mer über, können die be­trof­fe­nen Ar­beit­neh­mer ge­gen den Er­wer­ber kei­ne Rech­te aus ei­nem Haus­ta­rif­ver­trag her­lei­ten, der zwar be­reits vor dem Be­triebsüber­gang ab­ge­schlos­sen war, aber erst da­nach in Kraft tritt. Dies hat das Bun­des­ar­beits­ge­richt (BAG) mit zwei Ur­tei­len vom gest­ri­gen Tag ent­schie­den: BAG, Ur­teil vom 16.05.2012, 4 AZR 320/10, BAG, Ur­teil vom 16.05.2012, 4 AZR 321/10.
 
12/197 Leistungsentgelt gemäß § 18 TVöD
  17.05.2012. In § 18 Ta­rif­ver­trag für den öffent­li­chen Dienst (TVöD) ist die Möglich­keit vor­ge­se­hen, dass Ar­beit­neh­mer zusätz­lich zum Ta­bel­len­ent­gelt ei­ne va­ria­ble und leis­tungs­ori­en­tier­te Vergütung er­hal­ten. Die­se Möglich­keit be­steht auch auf der Grund­la­ge der TVöD-Fas­sung, die für die kom­mu­na­len Ar­beit­ge­ber maßgeb­lich ist (§ 18 TVöD / VKA). Not­wen­di­ge Grund­la­ge für die Um­set­zung die­ser ta­rif­li­chen Vor­ga­be ist ne­ben ei­nem dafür zu bil­den­den fi­nan­zi­el­len "Topf" ei­ne be­trieb­li­che Ver­ein­ba­rung, die der Be­triebs- oder Per­so­nal­rat mit dem Ar­beit­ge­ber tref­fen muss. Gibt es kei­ne sol­che be­trieb­li­che Re­ge­lung, können die Ar­beit­neh­mer nur ei­ne ta­rif­lich fest­ge­leg­te Min­dest­zah­lung von sechs Pro­zent des mo­nat­li­chen Ta­bel­len­ent­gelts (Sep­tem­ber) ver­lan­gen, auch wenn im "Topf" mehr Geld zur Verfügung steht: Bun­des­ar­beits­ge­richt, Ur­teil vom 16.05.2012, 10 AZR 202/11.
 
12/196 Betriebliche Übung und Betriebsrente
  16.05.2012. Ei­ne jahr­zehn­te­lang be­ste­hen­de be­trieb­li­che Übung kann auch im öffent­li­chen Dienst Be­triebs­ren­ten­ansprüche be­gründen: Bun­des­ar­beits­ge­richt, Ur­teil vom 15.05.2012, 3 AZR 128/11 (Pres­se­mel­dung)
 
12/192 Für Leiharbeitsfirmen werden die CGZP-Tarifverträge teuer
  14.05.2012. Leih­ar­beits­fir­men, die in der Ver­gan­gen­heit die recht­lich un­wirsk­sa­men Schein­ta­rif­verträge der CG­ZP an­ge­wandt ha­ben, müssen rück­wir­kend höhe­re So­zi­al­beiträge zah­len. Denn da den Leih­ar­beit­neh­mern auf­grund der Un­wirk­sam­keit der CG­ZP-"Ta­rif­verträge" gemäß dem Grund­satz des Equal pay der­sel­be Lohn wie der Stamm­be­leg­schaft im Ent­lei­her­be­trieb zu­steht, können die Träger der So­zi­al­ver­si­che­rung auch höhe­re Beiträge ver­lan­gen, und zwar auch für die Zeit vor dem CG­ZP-Be­schluss des BAG vom 14.12.2010 (1 ABR 19/10): Hes­si­sches Lan­des­so­zi­al­ge­richt, Be­schluss vom 23.04.2012, L 1 KR 95/12 B ER
 
12/190 Betriebsübergang bei Rettungszweckverband
  11.05.2012. En­de 2010 hat­te das Säch­si­sche Lan­des­ar­beits­ge­richt (LAG) zu­guns­ten ei­nes Ret­tungs­sa­nitäters ent­schie­den, dass sein Ar­beits­verhält­nis auf ei­nen kom­mu­na­len Träger von Ret­tungs­dienstein­rich­tun­gen über­ge­gan­gen war (Ur­teil vom 24.09.2010, 3 Sa 79/10). Die­ser Träger, ein Ret­tungs­zweck­ver­band, hat­te dem bis­he­ri­gen Ar­beit­ge­ber des Sa­nitäters, ei­nem pri­va­ten Ret­tungs­dienst, frist­los den Auf­trag ent­zo­gen und an­de­re Ret­tungs­diens­te ver­pflich­tet, und zwar durch ho­heit­li­che An­ord­nung. Die­ses Ur­teil hat das Bun­des­ar­beits­ge­richt (BAG) vor­ges­tern auf­ge­ho­ben: BAG, Ur­teil vom 10.05.2012, 8 AZR 639/10.
 
12/185 Gehaltsüberzahlung bei Überstundenvergütung
  08.05.2012. Wer die Be­zah­lung von Über­stun­den ein­klagt, muss vor Ge­richt vor­tra­gen, an wel­chen Ta­gen und zu wel­chen Uhr­zei­ten er mit wel­chen Ar­bei­ten be­fasst war. Die­se stren­ge Dar­le­gungs- und Be­weis­last gilt auch für Ar­beit­ge­ber die vom Ar­beit­neh­mer ei­ne schon ge­leis­te­te Be­zah­lung von Über­stun­den zurück­ver­lan­gen, weil die be­zahl­ten Über­stun­den an­geb­lich gar nicht ge­ar­bei­tet wur­den: Lan­des­ar­beits­ge­richt Köln, Ur­teil vom 12.10.2011, 9 Sa 156/11.
 
12/183 LAG München zu Kündigungsschutzklage und Rücknahme der Kündigung
  07.03.2012. Erklärt der Ar­beit­ge­ber sei­ne Kündi­gung im Kündi­gungs­schutz­pro­zess "ver­bind­lich für ge­gen­stand­los", ist der Ar­beit­neh­mer nicht ver­pflich­tet, dass dar­in lie­gen­de An­ge­bot auf Fort­set­zung des Ar­beits­verhält­nis­ses an­zu­neh­men. Lehnt er die Fort­set­zung ab und er­scheint nicht bei der Ar­beit, ist ei­ne des­halb aus­ge­spro­che­ne frist­lo­se, ver­hal­tens­be­ding­te Kündi­gung un­wirk­sam: Lan­des­ar­beits­ge­richt München, Ur­teil vom 13.10.2011, 3 Sa 1187/10.
 
12/178 Kündigung - Schmiergeld als Kündigungsgrund
  03.05.2012. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt (LAG) Köln hat in ei­nem ak­tu­el­len Ur­teil die frist­lo­se Kündi­gung ei­nes lan­ge beschäftig­ten und da­her or­dent­lich unkünd­ba­ren Müll­wer­kers für rech­tens erklärt. Grund: Der Müll­wer­ker hat­te von ei­nem Kun­den 60,00 EUR Schmier­geld ge­for­dert: LAG Köln, Ur­teil vom 23.01.2012, 5 Sa 371/11.
 
12/176 Arbeitsgericht Trier: Kündigung nach Krankmeldung als Maßregelung
  02.05.2012. Nach Auf­fas­sung des Ar­beits­ge­richts Trier ist ei­ne Kündi­gung we­gen ei­nes Ver­s­toßes ge­gen das Maßreg­lungs­ver­bot un­wirk­sam, wenn sie als un­mit­tel­ba­re Re­ak­ti­on auf ei­ne Krank­mel­dung aus­ge­spro­chen wird: Ar­beits­ge­richt Trier, Ur­teil vom 08.12.2011, 3 Ca 936/11.
 
12/174 Betriebsrat - Fristlose Kündigung und trotzdem im Amt?
  30.04.2012. Ein gekündig­tes Be­triebs­rat­mit­glied ist während ei­nes lau­fen­den Kündi­gungs­schutz­pro­zes­ses im All­ge­mei­nen an der Wahr­neh­mung sei­nes Am­tes ver­hin­dert. Das gilt aus­nahms­wei­se nicht, wenn die Kündi­gung of­fen­sicht­lich un­wirk­sam ist, oder im Kündi­gungs­schutz­pro­zess ein An­trag auf vorläufi­ge Wei­ter­beschäfti­gung ge­stellt wur­de und Er­folg hat­te: Lan­des­ar­beits­ge­richt Köln, Be­schluss vom 27.07.2011, 9 TaBV­Ga 2/11.
 
12/173 LAG Stuttgart: Kündigungsschutzklagen gegen Schlecker
  30.04.2012. Aus ei­ner Pres­se­mit­tei­lung des Lan­des­ar­beits­ge­richts (LAG) Ba­den-Würt­tem­berg geht her­vor, dass im April 2012 ins­ge­samt 462 Kündi­gungs­schutz­kla­gen ge­gen Fir­ma Schle­cker in Ba­den-Würt­tem­berg anhängig ge­macht wur­den: LAG Ba­den-Würt­tem­berg, Pres­se­mit­tei­lung vom 24.04.2012.
 
12/169 Urlaubsabgeltung nach Krankheit und Verfallfrist
  25.04.2012. Nach der ak­tu­el­len Recht­spre­chung des Eu­ropäischen Ge­richts­hofs (EuGH) ver­langt das Eu­ro­pa­recht nicht, dass Ur­laubs­ansprüche bei lang­an­hal­ten­der Krank­heit un­be­grenzt an­ge­sam­meln wer­den. Da­her kann ein Ta­rif­ver­trag vor­se­hen, dass krank­heits­be­dingt nicht ge­nom­me­ner Ur­laub 15 Mo­na­te nach dem En­de des Ur­laubs­jah­res verfällt, denn auch dann wird der Ur­laubs­an­spruch des kran­ken Ar­beit­neh­mers "deut­lich länger" als zwölf Mo­na­te (= die Dau­er des Ur­laubs­jah­res) ge­si­chert. Die­se Min­dest­zeit der Ur­laubs­si­che­rung ("deut­lich länger" als zwölf Mo­na­te) gilt aber nicht für den An­spruch auf Ur­laubs­ab­gel­tung, wie das Bun­des­ar­beits­ge­richt (BAG) vor kur­zem klar­ge­stellt hat: BAG, Ur­teil vom 13.12.2011, 9 AZR 399/10.
 
12/167 Geschäftsführer und Altersdiskriminierung
  24.04.2012. Ein Geschäftsführer kann auf Grund­la­ge des All­ge­mei­nen Gleich­be­hand­lungs­ge­set­zes (AGG) Scha­dens­er­satz und ei­ne Entschädi­gung we­gen Al­ters­dis­kri­mi­nie­rung ver­lan­gen, wenn sein Ver­trag we­gen sei­nes fort­ge­schrit­te­nen Al­ters nicht verlängert wird: Bun­des­ge­richts­hof, Ur­teil vom 23.04.2012, II ZR 163/10.
 
12/165 Kündigung wegen Stalkings
  23.04.2012. Auch oh­ne vor­aus­ge­gan­ge­ne Ab­mah­nung kann ei­ne frist­lo­se ver­hal­tens­be­ding­te Kündi­gung we­gen Stal­kings wirk­sam sein: Bun­des­ar­beits­ge­richt, Ur­teil vom 19.04.2012, 2 AZR 258/11.
 
12/163 Keine Klage einer Gewerkschaft auf Feststellung "falscher" Tarifanwendung
  21.04.2012. Das Bun­des­ar­beits­ge­richt (BAG) hat ge­werk­schaft­li­che Kla­gen auf Fest­stel­lung ei­ner "fal­schen" Ta­rif­an­wen­dungfür un­zulässig erklärt, je­den­falls wenn die­se Kla­gen auf der Grund­la­ge von § 9 Ta­rif­ver­trags­ge­setz (TVG) er­ho­ben wer­den. Denn auch die Ta­rif­an­wen­dung durch ei­nen Ar­beit­ge­ber, der zu­gleich Ta­rif­par­tei ei­nes Haus­ta­rif­ver­trags ist, kann nur dann zum Ge­gen­stand ei­ner Fest­stel­lungs­kla­ge gemäß § 9 TVG ge­macht wer­den, wenn um ei­ne all­ge­mei­ne Rechts- oder Aus­le­gungs­fra­ge ge­strit­ten wird: BAG, Ur­teil vom 18.04.2012, 4 AZR 371/10.
 
12/162 Mindestlohn gemäß Arbeitnehmer-Entsendegesetz (AEntG)
  20.04.2012. Das Bun­des­ar­beits­ge­richt (BAG) hat vor­ges­tern zwei Ent­schei­dun­gen zu der Fra­ge gefällt, wel­che Ar­beit­ge­ber­leis­tun­gen im Rei­ni­gungs­ge­wer­be als Erfüllung ei­nes Min­dest­lohn­an­spruchs nach dem Ar­beit­neh­mer-Ent­sen­de­ge­setz (AEntG) zählen. In dem ei­nen der bei­den Streitfälle wies das BAG die Kla­ge ab (BAG, Ur­teil vom 18.04.2012, 4 AZR 139/10). Das an­de­re Ver­fah­ren setz­te das BAG aus, um den Eu­ropäischen Ge­richts­hof (EuGH) um ei­ne Stel­lung­nah­me zu der zu ein­schlägi­gen EU-Richt­li­nie zu bit­ten, die dem AEntG zu­grun­de liegt: BAG, Be­schluss vom 18.04.2012, 4 AZR 168/10.
 
12/157 Altersteilzeit und Betriebsrente
  18.04.2012. Das Bun­des­ar­beits­ge­richt (BAG) hat in ei­ner Ent­schei­dung vom gest­ri­gen Ta­ge klar­ge­stellt, dass die Höhe der Be­triebs­ren­te nicht all­zu ra­bi­at zu Un­guns­ten von Ar­beit­neh­mern gekürzt wer­den darf, die in den letz­ten Jah­ren vor ih­rem Aus­schei­den Al­ters­teil­zeit in An­spruch ge­nom­men ha­ben: BAG, Ur­teil vom 17.04.2012 - 3 AZR 280/10.
 
12/153 Fahrtkostenerstattung für die Anreise zum Bewerbungsgespräch
  16.04.2012. Ar­beit­ge­ber, die ei­nen Be­wer­ber zum Vor­stel­lungs­gespräch ein­la­den, müssen die Fahr­tos­ten als Teil der Be­wer­bungs­kos­ten über­neh­men. Das gilt aber nicht, wenn der Be­wer­ber nicht zum Be­wer­bungs­gespräch er­scheint, weil er die Fir­men­adres­se nicht fin­det und den Ter­min da­her kurz­fris­tig ab­sagt: Lan­des­ar­beits­ge­richt Rhein­land-Pfalz, Ur­teil vom 07.02.2012, 3 Sa 540/11.
 
12/151 Kündigungsschutzklage - Anfechtung eines Vergleichs
  13.04.2012. Die An­fech­tung ei­nes im Kündi­gungs­schutz­pro­zess ge­schlos­se­nen Ver­gleichs ist nur in sel­te­nen Aus­nah­mefällen möglich. Denn bei Ver­hand­lun­gen über ei­nen sol­chen Ver­gleich be­steht kei­ne Pflicht, die Ge­gen­par­tei auf mögli­cher­wei­se be­ste­hen­de Ansprüche hin­zu­wei­sen. Wer da­her ei­nen Ver­gleich mit ei­ner Aus­gleichs­klau­sel ab­sch­ließt, der zu­fol­ge "al­le ge­gen­sei­ti­gen For­de­run­gen er­le­digt" sein sol­len, muss selbst vor­her prüfen, wel­che For­de­run­gen ihm u.U. noch zu­ste­hen: Lan­des­ar­beits­ge­richt Schles­wig-Hol­stein, Ur­teil vom 27.09.2011, 1 Sa 538 e/10.
 
12/150 Abmahnung vor Änderungskündigung
  12.04.2012. Oh­ne ei­ne vor­an­ge­gan­ge­ne er­folg­lo­se Ab­mah­nung ist ei­ne ver­hal­tens­be­ding­te Ände­rungskündi­gung in der Re­gel un­verhält­nismäßig und da­mit un­wirk­sam. Das muss­te sich ei­ne Bank im Kündi­gungs­schutz­pro­zess anhören, die ei­nen ih­rer An­ge­stell­ten we­gen der un­er­laub­ten pri­va­ten Nut­zung von Kun­den­da­ten zum Zwe­cke ei­nes pri­va­ten Annäherungs­ver­suchs gekündigt hat­te. Da die Bank selbst nur ei­ne "sof­te" Ände­rungskündi­gung aus­ge­spro­chen hat­te, hätte sie es auch mit ei­ner Ab­mah­nung gut sein las­sen können, so das Lan­des­ar­beits­ge­richt (LAG) Rhein­land-Pfalz: LAG Rhein­land-Pfalz, Ur­teil vom 10.11.2011, 10 Sa 329/11.
 
12/149 Bei Überstundenklage sind Überstunden konkret nachzuweisen
  11.04.2012. Ar­beit­neh­mer, die für Über­stun­den Lohn ein­kla­gen, müssen für je­de ein­zel­ne St­un­de ge­nau nach­wei­sen, wel­che Ar­bei­ten sie ver­rich­tet ha­ben und das die­se Tätig­kei­ten vom Ar­beit­ge­ber ge­wollt wa­ren. Es genügt nicht, nur un­gefähr den Um­fang der St­un­den und de­ren Ver­tei­lung auf die Ka­len­der­ta­ge an­zu­ge­ben: Lan­des­ar­beits­ge­richt Rhein­land-Pfalz, Ur­teil vom 04.11.2011, 9 Sa 313/11.
 
12/147 Außerordentliche betriebsbedingte Kündigung
  05.04.2012. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt (LAG) Ber­lin-Bran­den­burg setzt der außer­or­dent­li­chen be­triebs­be­ding­ten Kündi­gung unkünd­ba­rer Ar­beit­neh­mer Gren­zen. Dem Ge­richt zu­fol­ge war die außer­or­dent­li­che be­triebs­be­ding­te Kündi­gung ei­ner unkünd­ba­ren Rei­ni­gungs­kraft trotz Fremd­ver­ga­be der Rei­ni­gungs­auf­ga­ben un­wirk­sam: LAG Ber­lin-Bran­den­burg, Ur­teil vom 07.02.2012, 7 Sa 2164/11.
 
12/141 Kündigung wegen unberechtigter Strafanzeige
  02.04.2012. Ei­ne wis­sent­lich un­be­rech­tig­te oder je­den­falls leicht­fer­tig fal­sche Straf­an­zei­ge ge­gen Vor­ge­setz­te und Kol­le­gen kann ei­ne außer­or­dent­li­che Kündi­gung zur Fol­ge ha­ben: Hes­si­sches Lan­des­ar­beits­ge­richt, Ur­teil vom 26.10.2011, 8 Sa 1554/10.
 
12/139 Kündigung eines Chefarztes wegen Verschweigens einer Straftat
  29.03.2012. Ein Chef­arzt muss die Kli­nik­lei­tung frühzei­tig über straf­recht­li­che Er­mitt­lun­gen und Zi­vil­rechts­ver­fah­ren in­for­mie­ren, die we­gen ei­nes Kunst­feh­lers bzw. we­gen po­ten­ti­el­ler Haf­tungsfälle geführt wer­den. Ver­letzt ein Chef­arzt die­se Pflicht, kann dies ei­ne außer­or­dent­li­che, frist­lo­se Kündi­gung zur Fol­ge ha­ben: Hes­si­sches Lan­des­ar­beits­ge­richt, Ur­teil vom 05.12.2011, 7 Sa 524/11.
 
12/137 Entfernung einer Ermahnung aus der Personalakte
  28.03.2012. Er­mah­nun­gen ent­hal­ten eben­so wie Ab­mah­nun­gen den Vor­wurf, dass der Ab­ge­mahn­te sei­ne Pflich­ten ver­letzt ha­ben soll, be­inhal­ten aber kei­ne Kündi­gungs­an­dro­hung für den Wie­der­ho­lungs­fall. Trotz­dem müssen sie in­halt­lich eben­so kon­kret sein wie Ab­mah­nun­gen. An­dern­falls sind sie un­wirk­sam und müssen aus der Per­so­nal­ak­te ent­fernt wer­den: Ar­beits­ge­richt Trier, Ur­teil vom 20.12.2011, 3 Ca 1013/11.
 
12/136 Kündigungsschutz für Wahlbewerber einer Betriebsratswahl
  27.03.2012. Das Bun­des­ar­beits­ge­richt (BAG) hat den Son­derkündi­gungs­schutz für Wahl­be­wer­ber bei Be­triebs­rats­wah­len weit aus­ge­legt: Der Schutz be­ginnt schon dann, wenn die Be­wer­bung die er­for­der­li­chen Stütz­un­ter­schrif­ten trägt, d.h. beim Wahl­vor­stand muss die Wahl­be­wer­bung nicht un­be­dingt ein­ge­gan­gen sein. Außer­dem muss der Wahl­be­wer­ber zum Zeit­punkt sei­ner Be­wer­bung noch kei­ne sechs Mo­na­te beschäftigt sein: BAG, Ur­teil vom 07.07.2011, 2 AZR 377/10.
 
12/134 Mitbestimmung des Betriebsrates bei Mitarbeiter-Jahresgesprächen
  26.03.2012. Die Einführung von Mit­ar­bei­ter­jah­res­gesprächen ist ei­ne mit­be­stim­mungs­pflich­ti­ge An­ge­le­gen­heit, da es über sie kei­ne ge­setz­li­chen oder ta­rif­ver­trag­li­chen Re­ge­lun­gen gibt. Ar­beit­ge­ber und Be­triebs­rat dürfen in ei­ner Be­triebs­ver­ein­ba­rung zu die­sem The­ma in das Recht der Ar­beit­neh­mer auf Mei­nungs­frei­heit und de­ren all­ge­mei­nes Persönlich­keits­recht ein­grei­fen: Hes­si­sches Lan­des­ar­beits­ge­richt, Ur­teil vom 06.02.2012, 16 Sa 1134/11.
 
12/132 Anrechnung von Hartz-IV-Leistungen auf rückständigen Lohn
  23.03.2012. Das Bun­des­ar­beits­ge­richt (BAG) hat vor­ges­tern ei­ne Grund­satz­ent­schei­dung zu der Fra­ge gefällt, wie Hartz-IV-Leis­tun­gen, die an ei­ne Be­darfs­ge­mein­schaft ge­zahlt wer­den, auf rückständi­gen Ar­beits­lohn an­zu­rech­nen sind, der ei­nem Mit­glied der Be­dars­ge­mein­schaft zu­steht. Dem BAG zu­fol­ge geht der Lohn­an­spruch auch in Höhe der an die an­de­ren Be­dars­ge­mein­schafts­mit­glie­der er­brach­ten Leis­tun­gen auf den So­zi­al­leis­tungs­träger über: Bun­des­ar­beits­ge­richt, Ur­teil vom 21.03.2012, 5 AZR 61/11.
 
12/130 Arbeitszeitkonto - Verrechnung von Zeitguthaben mit Minusstunden
  22.03.2012. Die Ver­rech­nung ei­nes Zeit­gut­ha­bens auf ei­nem Ar­beits­zeit­kon­to mit Mi­nus­stun­den des Ar­beit­neh­mers ist oh­ne Rechts­grund­la­ge im Ar­beits­ver­trag, in ei­ner Be­triebs­ver­ein­ba­rung oder im Ta­rif­ver­trag nicht möglich: Bun­des­ar­beits­ge­richt, Ur­teil vom 21.03.2012, 5 AZR 676/11.
 
12/129 Massenentlassung und Stellungnahme des Betriebsrats
  22.03.2012. Die Stel­lung­nah­me des Be­triebs­ra­tes zu ei­ner ge­plan­ten Mas­sen­ent­las­sung gemäß § 17 Abs.3 KSchG kann auch durch ei­nen In­ter­es­sen­aus­gleich oh­ne Na­mens­lis­te er­setzt wer­den. Dies hat das Bun­des­ar­beits­ge­richt (BAG) ges­tern ent­schie­den: Bun­des­ar­beits­ge­richt, Ur­teil vom 21.03.2012, 6 AZR 596/10.
 
12/126 Urlaub nach Alter ist eine Diskriminierung
  21.03.2012. Länge­rer Ur­laub bei höhe­rem Le­bens­al­ter ist ei­ne ver­bo­te­ne Al­ters­dis­kri­mi­nie­rung jünge­rer Ar­beit­neh­mer. Das Bun­des­ar­beit­ge­richt (BAG) hat da­her ges­tern die al­ters­abhängi­ge Ur­laubs­dau­er nach dem Ta­rif­ver­trag für den öffent­li­chen Dienst (TVöD) ge­kippt. Nun­mehr können auch jünge­re Ar­beit­neh­mer nach dem Prin­zip der An­glei­chung nach oben den vol­len Ur­laub von 30 Ta­gen pro Jahr ver­lan­gen: Bun­des­ar­beits­ge­richt, Ur­teil vom 20.03.2012, 9 AZR 529/10 (Pres­se­mit­tei­lung).
 
12/125 Führungsposition auf Zeit
  20.03.2012. § 32 des Ta­rif­ver­trags für den öffent­li­chen Dienst (TVöD) gibt öffent­li­chen Ar­beit­ge­bern kei­ne all­ge­mei­ne Möglich­keit, al­le mögli­chen "Führungs­kräfte" nach dem Prin­zip der "Führung auf Zeit" über zwei Jah­re hin­aus be­fris­tet zu beschäfti­gen. Denn das Prin­zip der "Führung auf Zeit" ist mit den ge­setz­li­chen Sach­gründen für ei­ne Be­fris­tung in § 14 Abs.1 Teil­zeit- und Be­fris­tungs­ge­setz (Tz­B­fG) nicht gleich­wer­tig: Lan­des­ar­beits­ge­richt Ber­lin-Bran­den­burg, Ur­teil vom 23.08.2011, 11 Sa 1047/11.
 
12/122 Diebstahlsverdacht - fristlose Kündigung
  19.03.2012. Dieb­stahls­ver­dacht - Lan­des­ar­beits­ge­richt Ber­lin-Bran­den­burg seg­net die frist­lo­se Ver­dachtskündi­gung ei­nes Fi­li­al­lei­ters im Ein­zel­han­del we­gen drin­gen­den Dieb­stahls­ver­dachts ab: Lan­des­ar­beits­ge­richt Ber­lin-Bran­den­burg, Ur­teil vom 10.02.2012, 6 Sa 1845/11.
 
12/120 Betriebsbedingte Änderungskündigung
  18.03.2012. Bei ei­ner Be­triebs­sch­ließung muss der Ar­beit­ge­ber die Wei­ter­ar­beit in ei­ner an­de­ren Stadt an­bie­ten, wenn dort freie Ar­beitsplätze vor­han­den sind, d.h. er muss Ände­rungskündi­gun­gen aus­spre­chen. Will er frühzei­tig vor ei­ner sol­chen Kündi­gungs­wel­le in Er­fah­rung brin­gen, wer zu ei­nem Orts­wech­sel be­reit wäre und bie­tet er da­her "frei­wil­li­ge" Ver­tragsände­run­gen an, gibt ihm die Ab­leh­nung ei­nes sol­chen frühzei­ti­gen Ände­rungs­an­ge­bots durch den Ar­beit­neh­mer nicht die Möglich­keit, ei­nem sol­chen Ar­beit­neh­mer ei­ne be­triebs­be­ding­te Be­en­di­gungskündi­gung (oh­ne noch­ma­li­ges Ände­rungs­an­ge­bot) aus­zu­spre­chen: Lan­des­ar­beits­ge­richt Ber­lin-Bran­den­burg, Ur­teil vom 19.12.2011, 15 Sa 1264/11, 15 Sa 1461/11.
 
12/119 Behinderung der Betriebsratsarbeit
  17.03.2012. Be­triebs­rats­mit­glie­der, die nicht dau­er­haft von der Ar­beit frei­ge­stellt sind, können im Ein­zel­fall ih­re Ar­beit un­ter­bre­chen, wenn dies das für die Er­le­di­gung ih­rer Be­triebs­rats­auf­ga­ben not­wen­dig ist. Ei­ne vor­he­ri­ge Er­laub­nis des Ar­beit­ge­bers ist da­zu nicht nötig, son­dern nur ei­ne ent­spre­chen­de Mit­tei­lung an den Ar­beit­ge­ber bzw. Vor­ge­setz­ten. Ar­beit­ge­ber, die ei­ne vor­he­ri­ge Er­laub­nis oder ei­nen Be­triebs­rats­be­schluss ver­lan­gen, be­hin­dern in rechts­wid­ri­ger Wei­se die Be­triebs­ratstätig­keit. Das gilt auch für Er­satz­mit­glie­der: Lan­des­ar­beits­ge­richt Ber­lin-Bran­den­burg, Be­schluss vom 20.10.2011, 10 TaBV 567/11.
 
12/118 Minusstunden nur bei Arbeitskonto-Vereinbarung
  17.03.2012. Ein Ar­beit­ge­ber darf Mi­nus­stun­den nur ver­rech­nen, wenn er mit dem Ar­beit­neh­mer ei­ne Ver­ein­ba­rung über ein Ar­beits­zeit­kon­to ge­trof­fen hat. In ei­ner sol­chen Ver­ein­ba­rung muss ge­nau ge­re­gelt sein, wie ei­ne Ar­beits­zeit­schuld ent­ste­hen und wie sie aus­ge­gli­chen wer­den kann. Oh­ne ei­ne sol­che Ar­beits­zeit­kon­to-Ver­ein­ba­rung trägt der Ar­beit­ge­ber das Ri­si­ko, sei­nen Ar­beit­neh­mer kei­ne Ar­beit zu­wei­sen zu können: Lan­des­ar­beits­ge­richt Rhein­land-Pfalz, Ur­teil vom 15.11.2011, 3 Sa 493/11.
 
12/114 Kein Urlaubsverfall bei günstigem Arbeitsvertrag
  15.03.2012. Nach ei­nem ak­tu­el­len Ur­teil des Bun­des­ar­beits­ge­richts (BAG) können Ar­beits­verträge vor­se­hen, dass nicht ge­nom­me­ner Ur­laub oh­ne zeit­li­che Be­schränkung an­ge­sam­melt wird: BAG, Ur­teil vom 18.10.2011, 9 AZR 303/10.
 
12/113 Wettbewerbsverbot - Anrechnung von Arbeitslosengeld auf die Karenzentschädigung?
  14.03.2012. Bei ei­nem nach­ver­trag­li­chen Wett­be­werbs­ver­bot kann der Ar­beit­neh­mer von sei­nem Ex-Ar­beit­ge­ber Ka­ren­zentschädi­gung als Ge­gen­leis­tung dafür ver­lan­gen, dass er ihm kei­ne Kon­kur­renz macht. Ein Zwi­schen­ver­dienst ist da­bei auf die Ka­ren­zentschädi­gung an­re­chen­bar, und mögli­cher­wei­se auch er­hal­te­nes Ar­beits­lo­sen­geld I. Will der Ex-Ar­beit­ge­ber Ar­beits­lo­sen­geld auf die Ka­ren­zentschädi­gung an­rech­nen, dann aber al­lein das aus­ge­zahl­te ("Net­to-")Ar­beits­lo­sen­geld und nicht fik­ti­ve, vom Ar­beits­lo­sen­geld er­rech­ne­te Steu­ern und So­zi­al­an­ga­ben: Bun­des­ar­beits­ge­richt, Ur­teil vom 14.09.2011, 10 AZR 198/10.
 
12/111 Regelungsabrede wie Betriebsvereinbarung kündbar
  13.03.2012. In ei­nem ak­tu­el­len Be­schluss hat das Lan­des­ar­beits­ge­richt (LAG) Köln ent­schie­den, dass Ar­beit­ge­ber und Be­triebs­rat ei­ne Re­ge­lung über die Frei­stel­lung von Be­triebs­rats­mit­glie­dern, die von den ge­setz­li­chen Vor­ga­ben ab­weicht, nicht nur durch ei­ne Be­triebs­ver­ein­ba­rung, son­dern auch form­los durch ei­ne Re­ge­lungs­ab­re­de tref­fen können. Ei­ne sol­che Re­ge­lungs­ab­re­de kann dann wie ei­ne Be­triebs­ver­ein­ba­rung or­dent­lich gekündigt wer­den, d.h. mit ei­ner Frist von drei Mo­na­ten: LAG Köln, Be­schluss vom 07.10.2011, 4 TaBV 52/11.
 
12/109 Provisionsvorschuss - Rückzahlung auch ohne Vertrag
  12.03.2012. Pro­vi­si­on und Pro­vi­si­ons­vor­schuss: Die ver­trag­li­che Pflicht zur Rück­zah­lung ei­nes Pro­vi­si­ons­vor­schus­ses be­steht auch oh­ne aus­drück­li­che Ver­ein­ba­rung: Lan­des­ar­beits­ge­richt Schles­wig-Hol­stein, Ur­teil vom 06.12.2011, 1 Sa 13 a/11.
 
12/108 Befristeter Arbeitsvertrag und auflösende Bedingung
  11.03.2012.Be­fris­te­ter Ar­beits­ver­trag und auflösen­de Be­din­gung - Wei­ter­ar­beit nach Ein­tritt der auflösen­den Be­din­gung führt nicht zur Ent­fris­tung: Bun­des­ar­beits­ge­richt, Ur­teil vom 29.06.2011, 7 AZR 6/10.
 
12/107 Fristlose Kündigung wegen eines Fahrverbots
  11.03.2012. Die frist­lo­se Kündi­gung ei­nes Be­rufs­kraft­fah­rers we­gen ei­nes Fahr­ver­bots von nur ei­nem Mo­nat ist un­verhält­nismäßig und da­her un­wirk­sam, wenn der Fah­rer die er­zwun­ge­ne Aus­zeit durch Ur­laub über­brücken könn­te: Lan­des­ar­beits­ge­richt Meck­len­burg-Vor­pom­mern, Ur­teil vom 16.08.2011, 5 Sa 295/10.
 
12/105 Betriebsvereinbarung - zu lange Kündigungsfrist ist unwirksam
  09.03.2012. Ein Be­triebs­rat kann nicht kurz vor sei­ner Ab­wahl die Kündi­gungs­fris­ten für be­ste­hen­de Be­triebs­ver­ein­ba­run­gen schran­ken­los verlängern und den neu­en Be­triebs­rat da­mit lahm­le­gen: Hes­si­sches Lan­des­ar­beits­ge­richt, Be­schluss vom 03.03.2011, 9 TaBV 168/10.
 
12/102 Urlaub und Dauerkrankheit
  08.03.2012. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt (LAG) Hamm hat vor kur­zem ent­schie­den, dass der Ur­laub bei lan­ger Er­kran­kung 18 Mo­na­te nach Ab­lauf des Ur­laubs­jah­res kraft Ge­set­zes au­to­ma­tisch verfällt, d.h. auch oh­ne ei­ne spe­zi­el­le ta­rif­li­che Re­ge­lung: LAG Hamm, Ur­teil vom 12.01.2012, 16 Sa 1352/11.
 
12/101 Datenschutz - Betriebsrat darf Arbeitszeiten erfahren
  07.03.2012. Der Be­triebs­rat kann vom Ar­beit­ge­ber In­for­ma­tio­nen über Ar­beits­zei­ten und krank­heits­be­ding­ten Fehl­zei­ten ein­zel­ner Ar­beit­neh­mer ver­lan­gen, d.h. in­di­vi­dua­li­sier­te per­so­nen­be­zo­ge­ne Da­ten. Der Da­ten­schutz steht dem nicht ent­ge­gen: Lan­des­ar­beits­ge­richt Köln, Be­schluss vom 28.06.2011, 12 TaBV 1/11.
 
12/100 Mitwirkung des Arbeitgebers bei der Übertragung einer Direktversicherung
  07.03.2012. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt (LAG) Ham­burg er­leich­tert die ein­ver­nehm­li­che Über­nah­me ei­ner Di­rekt­ver­si­che­rung bei Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses: Die Ver­pflich­tung des Ar­beit­ge­bers zur Ab­ga­be al­ler "er­for­der­li­chen" Erklärun­gen zwecks Über­tra­gung der Ver­si­che­rung ist be­stimmt ge­nug, um vom Ar­beit­neh­mer voll­streckt zu wer­den: LAG Ham­burg, Be­schluss vom 28.02.2012, 1 Ta 2/12.
 
12/098 Urlaub und Krankheit - kein Verfall des Urlaubs nach 15 Monaten
  06.03.2012. Bei lan­ger Krank­heit sam­meln Ar­beit­neh­mer im­mer mehr Ur­laub an. Aber "ewig" müssen die Ur­laubs­ansprüche er­krank­ter Ar­beit­neh­mer auch nicht an­wach­sen, so der EuGH im No­vem­ber 2011 (EuGH, Ur­teil vom 22.11.2011, C-214/10 - KHS gg. Schul­te). Denn na­tio­na­le Rechts­vor­schrif­ten und/oder Ta­rif­verträge dürfen vor­se­hen, dass dau­er­kran­ke Ar­beit­neh­mer ih­ren Ur­laub 15 Mo­na­te nach Ab­lauf des Ur­laubs­jah­res ver­lie­ren. Aber ver­fal­len Ur­laub und Ur­laubs­ab­gel­tungs­ansprüche lang­fris­tig er­krank­ter Ar­beit­neh­mer au­to­ma­tisch 15 Mo­na­te nach Ab­lauf des Ur­laubs­jah­res, d.h. auch oh­ne ent­spre­chen­den Ta­rif­ver­trag? Das Ar­beits­ge­richt Bonn meint nein: Ar­beits­ge­richt Bonn, Ur­teil vom 18.01.2012, 5 Ca 2499/11.
 
12/097 Freiwilligkeitsvorbehalt und betriebliche Übung
  05.03.2012. Trotz ei­nes ak­tu­el­len BAG-Ur­teils (BAG, Ur­teil vom 14.09.2011, 10 AZR 526/10) bleibt das Lan­des­ar­beits­ge­richt (LAG) Hamm da­bei, dass ein im Ar­beits­ver­trag ent­hal­te­ner Frei­wil­lig­keits­vor­be­halt die Ent­ste­hung ei­ner be­trieb­li­chen Übung über die Zah­lung ei­nes Weih­nachts­gel­des oder Ur­laubs­gel­des ver­hin­dert, und zwar auch dann, wenn der Ar­beit­ge­ber nicht je­des­mal bei der Aus­zah­lung die Frei­wil­lig­keit sei­ner Leis­tung be­son­ders be­tont, d.h. das Nicht­be­ste­hen ei­nes An­spruchs be­kräftigt: LAG Hamm, Ur­teil vom 01.12.2011, 8 Sa 1245/11.
 
12/096 Kündigung in der Probezeit wegen Lüge bei der Einstellung
  05.03.2012. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt (LAG) Schles­wig-Hol­stein hat ent­schie­den, dass öffent­li­che Ar­beit­ge­ber Stel­len­be­wer­ber oh­ne sach­li­che Ein­gren­zung nach al­len bis­he­ri­gen Dis­zi­pli­nar­maßnah­men fra­gen dürfen, die früher ein­mal ge­gen den Be­wer­ber verhängt wor­den sind: LAG Schles­wig-Hol­stein, Ur­teil vom 12.01.2012, 5 Sa 339/11.
 
12/093 Gehalt nach Kündigung - welche Arbeit ist zumutbar?
  02.03.2012.Der An­spruch auf Ge­halts­zah­lung nach ei­ner un­wirk­sa­men Kündi­gung ist nicht im­mer si­cher. Er kann ent­fal­len, wenn der Ar­beit­ge­ber für die Dau­er des Kündi­gungs­schutz­pro­zes­ses ei­ne ver­trags­wid­ri­ge, aber "zu­mut­ba­re" Ar­beit an­bie­tet und der gekündig­te Ar­beit­neh­mer sie ver­wei­gert: Bun­des­ar­beits­ge­richt, Ur­teil vom 17.11.2011, 5 AZR 564/10.
 
12/092 Arbeitsvertragliche Ausschlussfrist und mangelnde Deutschkenntnis
  01.03.2012. Aus­schluss­fris­ten, die in ei­nem deut­schen Ar­beits­ver­trag ent­hal­ten sind, gel­ten auch dann, wenn der Ar­beit­neh­mer Por­tu­gie­se ist und da­her kein Deutsch kann: Lan­des­ar­beits­ge­richt Rhein­land-Pfalz, Ur­teil vom 02.02.2012, 11 Sa 569/11.
 
12/088 Arbeitsvertragsrichtlinien (AVR) und Tarifvertrag
  28.02.2012. Das Bun­des­ar­beits­ge­richt (BAG) hat vor ei­ni­gen Ta­gen klar­ge­stellt, dass kirch­li­che Ar­beits­ver­trags­richt­li­ni­en (AVR), de­ren An­wen­dung der Ar­beit­neh­mer auf­grund sei­nes Ar­beits­ver­trags ver­lan­gen kann, nicht durch ungüns­ti­ge­re Ta­rif­verträge ver­drängt wer­den, die ein nicht zur Kir­che gehören­der Be­triebs­er­wer­ber bei sich in sei­nem Un­ter­neh­men an­wen­det: BAG, Ur­teil vom 22.02.2012, 4 AZR 24/10.
 
12/086 Überstundenvergütung auch ohne Vertrag
  24.02.2012. Über­stun­den muss der Ar­beit­ge­ber im All­ge­mei­nen ge­son­dert be­zah­len. Das gilt zwar nicht un­be­dingt für "Bes­ser­ver­die­nen­de", aber je­den­falls für Ar­beit­neh­mer mit ei­nem Mo­nats­lohn von 1.800,00 EUR brut­to, wie das Bun­des­ar­beits­ge­richt (BAG) vor­ges­tern klar­ge­stellt hat: BAG, Ur­teil vom 22.02.2012, 5 AZR 765/10.
 
12/083 Urlaub nach unwirksamer Kündigung
  22.02.2012. Hat ein Ar­beit­neh­mer in­fol­ge ei­ner un­wirk­sa­men Kündi­gung und ei­nes ge­won­nen Kündi­gungs­schutz­pro­zes­ses auf ein­mal zwei Ar­beits­verhält­nis­se, weil er während des Kündi­gungs­schutz­pro­zes­ses ein neu­es Ar­beits­verhält­nis ein­ge­gan­gen ist, fragt sich, ob der al­te Ar­beit­ge­ber Ur­laub auch für die Zeit gewähren muss, in der der Ar­beit­neh­mer schon beim neu­en Ar­beit­ge­ber tätig war und Ur­laub er­hal­ten hat. In Ab­wei­chung von sei­ner bis­he­ri­gen Recht­spre­chung hat das Bund­se­ar­beits­ge­richt (BAG) ges­tern ent­schie­den: Nein, das muss der al­te Ar­beit­ge­ber nicht, der von sei­nem Nach­fol­ger gewähr­te Ur­laub wird an­ge­rech­net: BAG, Ur­teil vom 21.02.2012, 9 AZR 487/10.
 
12/081 Diskriminierung wegen Behinderung bei der Bewerbung
  21.02.2012. Wer sich als schwer­be­hin­der­ter Mensch für ei­ne Stel­le im öffent­li­chen Dienst be­wirbt, hat ein ge­setz­li­ches Recht auf ein Vor­stel­lungs­gespräch. Die­ses Recht soll aber nach ei­ner beim In­nen­mi­nis­te­ri­ums gel­ten­den In­te­gra­ti­ons­ver­ein­ba­rung in be­stimm­ten, ge­setz­lich nicht ge­nann­ten Fällen aus­ge­schlos­sen sein. Vor ei­ni­gen Ta­gen hat das Bun­des­ar­beits­ge­richt (BAG) ent­schie­den, dass die­se In­te­gra­ti­ons­ver­ein­ba­rung das Recht auf ein Vor­stel­lungs­gespräch nicht aus­sch­ließt. Sieht der Ar­beit­ge­ber vom Vor­stel­lungs­gespräch ab, kann das ei­nen Entschädi­gungs­an­spruch zur Fol­ge ha­ben: BAG, Ur­teil vom 16.02.2012, 8 AZR 697/10.
 
12/080 Variable Vergütung - Schadensersatz wegen Gehaltseinbußen?
  21.02.2012. Die meis­ten Ver­triebs­mit­ar­bei­ter er­hal­ten ne­ben ih­rem Fest­ge­halt ei­ne va­ria­ble Vergütung, und die ist nicht von ih­ren Leis­tun­gen abhängig, son­dern auch von ei­ner be­stimm­ten Or­ga­ni­sa­ti­on des Ver­triebs. Wenn der Ar­beit­ge­ber die­se Ver­triebs­struk­tu­ren ändert, können va­ria­ble Vergütungs­be­stand­tei­le weg­bre­chen. Das Bun­des­ar­beits­ge­richt hat von ei­ni­gen Ta­gen ent­schie­den, dass Ar­beit­neh­mer in ei­nem sol­chen Fall kei­nen fi­nan­zi­el­len Aus­gleich ver­lan­gen können: Bun­des­ar­beits­ge­richt, Ur­teil vom 16.02.2012, 8 AZR 98/11.
 
12/078 Frage nach Schwerbehinderung zulässig
  20.02.2012. Das Bun­des­ar­beits­ge­richt (BAG) hat erst­mals seit Einführung des All­ge­mei­nen Gleich­be­hand­lungs­ge­set­zes (AGG) ent­schie­den, dass die Fra­ge nach ei­ner Schwer­be­hin­de­rung un­ter be­stimm­ten Vor­aus­set­zun­gen zulässig ist - nämlich dann, wenn das Ar­beits­verhält­nis be­reits sechs Mo­na­te be­steht und da­her der Son­derkündi­gungs­schutz für schwer­be­hin­der­te Men­schen greift: BAG, Ur­teil vom 16.02.2012, 6 AZR 553/10.
 
12/077 Keine Altersteilzeit für Arbeitnehmer der ver.di
  20.02.2012. Kei­ne Al­ters­teil­zeit bei der ver.di. Ar­beit­neh­mer der Dienst­leis­tungs­ge­werk­schaft ver.di können seit An­fang 2011 kei­ne Al­ters­teil­zeit­verträge mehr ver­lan­gen: Lan­des­ar­beits­ge­richt Ber­lin-Bran­den­burg, Be­schluss vom 15.02.2012, 17 TaBV 2210/11.
 
12/074 Anhörung des Betriebsrats darf keine vermeidbaren Fehler enthalten
  17.02.2012. Will ein Ar­beit­ge­ber ei­ne ver­hal­tens­be­ding­te Kündi­gung aus­spre­chen, muss er den Be­triebs­rat bei der Be­triebs­rats­anhörung um­fas­send und neu­tral über bis­he­ri­ge Ab­mah­nun­gen und An­stre­nun­gen des Ar­beit­neh­mers zur Ver­mei­dung wei­te­rer Pflicht­ver­let­zun­gen in­for­mie­ren. Über­treibt der Ar­beit­ge­ber die An­zahl der Ab­mah­nun­gen, ist die Anhörung feh­ler­haft und die Kündi­gung da­her un­wirk­sam: Lan­des­ar­beits­ge­richt Hamm, Ur­teil vom 21.10.2011, 7 Sa 912/11.
 
12/073 Kündigung mit zu kurzer Kündigungsfrist
  16.02.2012.Kündigt der Ar­beit­ge­ber or­dent­lich, aber mit zu kurz be­rech­ne­ter Kündi­gungs­frist, be­steht kein Zwang zur Kla­ge bin­nen drei Wo­chen nach Er­halt der Kündi­gung, wenn der Ar­beit­neh­mer nur die ihm zu­ste­hen­de länge­re Kündi­gungs­frist durch­set­zen möch­te: Ar­beits­ge­richt Düssel­dorf, Ur­teil vom 20.12.2011, 2 Ca 5676/11.
 
12/071 Verdacht einer Straftat - fristlose Kündigung rechtens
  15.02.2012. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt Ber­lin-Bran­den­burg hat in ei­nem ak­tu­el­len Fall die außer­or­dent­li­che Ver­dachtskündi­gung ei­nes Ar­beit­neh­mers der Ber­li­ner Ver­kehrs­be­trie­be (BVG) für rechts­wirk­sam erklärt. Der gekündig­te Ar­beit­neh­mer stand in dem Ver­dacht, un­be­fugt Fahr­schei­ne her­zu­stel­len und zu ver­trei­ben: LAG Ber­lin-Bran­den­burg, Ur­teil vom 08.02.2012, 24 Sa 1800/11.
 
12/067 Arbeitnehmer-Verkehrsunfall mit Lkw und hohem Schaden
  13.02.2012. Ar­beit­neh­mer ver­ur­sacht Ver­kehrs­un­fall mit Lkw durch gro­be Fahrlässig­keit - Lan­des­ar­beits­ge­richt (LAG) be­grenzt Pflicht zum Scha­dens­er­satz auf vier Mo­nats­gehälter: LAG Schles­wig-Hol­stein, Ur­teil vom 14.09.2011, 3 Sa 241/11.
 
12/065 Betriebsrat und betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM)
  10.02.2012. Der Be­triebs­rat kann vom Ar­beit­ge­ber Aus­kunft über Na­men und Fehl­zei­ten lang­fris­tig er­krank­ter Ar­beit­neh­mer ver­lan­gen. Dies folgt aus § 80 Abs.2 Satz 1 Be­triebs­ver­fas­sungs­ge­setz (Be­trVG) in Ver­bin­dung mit § 84 Abs.2 Satz 7 Neun­tes Buch So­zi­al­ge­setz­buch (SGB IX)., die den Be­triebs­rat da­zu ver­pflich­ten, die Durchführung des be­trieb­li­chen Ein­glie­de­rungs­ma­nage­ments (BEM) durch den Ar­beit­ge­ber zu über­wa­chen: Bun­des­ar­beits­ge­richt, Be­schluss vom 07.02.2012, 1 ABR 46/10.
 
12/061 Chefarzt - Privatliquidationsrecht durch Schadensersatzanspruch gesichert
  08.02.2012. Das Bun­des­ar­beits­ge­richt (BAG) hat in ei­ner ak­tu­el­len Ent­schei­dung un­be­rech­tigt gekündig­ten Chefärz­ten die Durch­set­zung ih­res Pri­vat­li­qui­da­ti­ons­rechts er­leich­tert: BAG, Ur­teil vom 15.09.2011, 8 AZR 846/09.
 
12/060 Fristlose Kündigung trotz unwiderruflicher Freistellung
  07.02.2012. Frank­fur­ter Ar­beits­rich­ter: Ent­wen­det ein Bank­an­ge­stell­ter in er­heb­li­chem Um­fang Kun­den­da­ten für pri­va­te Zwe­cke, ist das ei­ne so schwe­re Pflicht­ver­let­zung, dass die Bank das Ar­beits­verhält­nis so­gar dann frist­los kündi­gen kann, wenn das Ar­beits­verhält­nis in­fol­ge ei­nes Auf­he­bungs­ver­trags nur noch ei­ni­ge Mo­na­te be­steht und den Ar­beit­neh­mer be­reits frei­ge­stellt ist: Hes­si­sches Lan­des­ar­beits­ge­richt, Ur­teil vom 29.08.2011, 7 Sa 248/11.
 
12/057 Anhörung des Betriebsrats vor verhaltensbedingter Kündigung
  06.02.2012. Plant ein Ar­beit­ge­ber ei­ne Kündi­gung we­gen Dieb­stahls oder Dieb­stahls­ver­dachts, muss er den Be­triebs­rat im Rah­men der Be­triebs­rats­anhörung auch über den bis­he­ri­gen Ver­lauf des Ar­beits­verhält­nis­ses und die von ihm vor­ge­nom­me­ne In­ter­es­sen­abwägung un­ter­rich­ten. Lan­des­ar­beits­ge­richt Schles­wig-Hol­stein. Ur­teil vom 10.01.2012, 2 Sa 305/11.
 
12/055 Kündigungsschutz - Auslandsvertrag zählt bei Wartezeit mit
  03.02.2012. Ar­beit­neh­mer ge­nießen gemäß § 1 Abs.1 KSchG erst nach sechs­mo­na­ti­ger Beschäfti­gung Kündi­gungs­schutz. Auf die­se War­te­zeit sind auch Ar­beits­verträge an­zu­rech­nen, die ausländi­schem Recht un­ter­lie­gen: Bun­des­ar­beits­ge­richt, Ur­teil vom 07.07.2011, 2 AZR 12/10.
 
12/054 Altersgrenze für Sachverständige?
  02.02.2012. In­dus­trie- und Han­dels­kam­mern (IHKs) dürfen in ih­ren Sat­zun­gen kei­ne ge­ne­rel­len Höchst­al­ters­gren­zen für al­le öffent­lich be­stell­ten und ver­ei­dig­ten Sach­verständi­gen fest­set­zen. Dies wäre ei­ne recht­lich ver­bo­te­ne Al­ters­dis­kri­mi­nie­rung: Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt, Ur­teil vom 01.02.2012, 8 C 24.11 (Pres­se­mit­tei­lung).
 
12/053 Zeugnis - Verzicht auf Zeugnis per Vergleich
  02.02.2012. Ei­ni­gen sich Ar­beit­neh­mer und Ar­beit­ge­ber auf ei­nen ar­beits­ge­richt­li­chen Ver­gleich, dem zu­fol­ge das Ar­beits­verhält­nis be­en­det wer­den soll und enthält die­ser Ver­gleich ei­ne Aus­gleichs­klau­sel, der zu­fol­ge mit dem Ver­gleich al­le ge­gen­sei­ti­gen Ansprüche er­le­digt sein sol­len, so kann die Aus­gleichs­klau­sel auch den An­spruch auf Er­tei­lung ei­nes Zeug­nis­ses um­fas­sen: Lan­des­ar­beits­ge­richt Ber­lin-Bran­den­burg, Ur­teil vom 06.12.2011, 3 Sa 1300/11.
 
12/051 Vollstreckung der Pflicht zur Lohnabrechnung
  01.02.2012. Die in ei­nem Ver­gleich vom Ar­beit­ge­ber über­nom­me­ne Pflicht zur "ord­nungs­gemäßen Ab­rech­nung" wei­te­rer Gehälter und zur Aus­zah­lung dar­aus fol­gen­der Net­to­beträge ist mögli­cher­wei­se über­haupt nicht voll­streck­bar. Dies gilt je­den­falls dann, wenn die ab­zu­rech­nen­den Brut­tolöhne, die Ab­zugs­beträge und der Ab­rech­nungs­zeit­raum im Ver­gleich nicht klar fest­ge­legt sind: Lan­des­ar­beits­ge­richt Rhein­land-Pfalz, Be­schluss vom 29.11.2011, 11 Ta 254/11.
 
12/049 Benachteiligung eines Betriebsrats durch Verweigerung der Festanstellung
  31.01.2012.Ber­li­ner Ar­beits­rich­ter ur­tei­len zu Be­triebs­rats­amt und Zeit­ver­trag: Wird ei­nem Mit­glied des Be­triebs­rats bei Aus­lau­fen ei­nes zeit­lich be­fris­te­ten Ver­trags die Fest­an­stel­lung ver­wei­gert, kann dar­in ei­ne ver­bo­te­ne Be­nach­tei­li­gung we­gen der Be­triebs­ratstätig­keit lie­gen. Das Be­triebs­rats­mit­glied muss aber nach­wei­sen, dass ver­gleich­ba­re Ar­beit­neh­mer über­nom­men wur­den: Lan­des­ar­beits­ge­richt Ber­lin-Bran­den­burg, Ur­teil vom 04.11.2011, 13 Sa 1549/11.
 
12/048 Anfechtung eines Aufhebungsvertrags weil kein Anwalt anwesend war?
  31.01.2012. Ar­beit­neh­mer, die oh­ne An­walt ei­nen Auf­he­bungs­ver­trag un­ter­schrei­ben, können den Ver­trag nach ei­nem ak­tu­el­len Ur­teil des Lan­des­ar­beits­ge­richts (LAG) Hamm nicht aus die­sem Grund an­fech­ten. Auch wenn der Ar­beit­ge­ber sei­ner­seits an­walt­lich ver­tre­ten ist, muss er sich nicht von sich aus dar­um kümmern, dass auch der Ar­beit­neh­mer ei­nen An­walt hin­zu­zie­hen kann: LAG Hamm, Ur­teil vom 09.06.2011, 15 Sa 410/11.
 
12/040 Ex-Geschäftsführer der Berliner Treberhilfe klagt gegen Kündigung
  25.01.2012. Der ehe­ma­li­ge Chef der Ber­li­ner Tre­ber­hil­fe wehrt sich vor dem Ar­beits­ge­richt (ArbG) Ber­lin-Bran­den­burg ge­gen sei­ne Kündi­gung. Eh­lert war we­gen sei­nes auf­wen­di­gen Le­bens­stils in die Kri­tik ge­ra­ten. Sei­ne Kli­en­ten, die Ob­dach­lo­sen in Ber­lin, ha­ben oft nicht mehr als das, was sie am Lei­be und in ei­nem Plas­tik­beu­tel mit sich tra­gen, Herr Eh­lert hin­ge­gen nutz­te ei­nen Ma­se­ra­ti als Dienst­wa­gen. Jetzt ist der Mo­tor an­schei­nend aus: ArbG Ber­lin-Bran­den­burg, AZ: 5 Ca 19989/11.
 
12/039 Fristlose Kündigung wegen eigenmächtiger Unterschrift
  24.01.2012. Die ei­genmäch­ti­ge Be­auf­tra­gung von Lie­fe­ran­ten recht­fer­tigt ei­ne ver­hal­tens­be­ding­te frist­lo­se Kündi­gung nur nach ei­ner vor­he­ri­gen Ab­mah­nung ei­nes ähn­lich ge­la­ger­ten Pflicht­ver­s­toßes. Zu­min­dest muss der Ar­beit­ge­ber dar­le­gen, dass der Ar­beit­neh­mer ein­deu­tig sei­ne Kom­pe­ten­zen über­schrit­ten hat: Lan­des­ar­beits­ge­richt Rhein­land-Pfalz, Ur­teil vom 22.08.2011, 5 Sa 107/11.
 
12/034 Geschäftsführer-Kündigungsschutzklage vor dem Arbeitsgericht?
  20.01.2012. Kündi­gungs­schutz­kla­ge ei­nes Geschäftsführers vor dem Ar­beits­ge­richt? Ge­richt baut Kla­gemöglich­keit von Geschäftsführern vor den Ar­beits­ge­rich­ten wei­ter aus: Lan­des­ar­beits­ge­richt Rhein­land-Pfalz, Be­schluss vom 08.12.2011, 11 Ta 230/11.
 
12/033 Verdachtskündigung nur bei dringendem Verdacht
  20.01.2012. Wer ei­nem Kun­den für ei­nen ver­ein­nahm­te Geld­be­trag kei­ne Quit­tung aus­stellt, setzt sich da­mit al­lein noch nicht dem drin­gen­den Ver­dacht der Un­ter­schla­gung des ver­ein­nahm­te Geld­be­trags aus. Ei­ne Ver­dachtskündi­gung ist auf ei­ner sol­chen dürf­ti­gen Grund­la­ge nicht möglich: Lan­des­ar­beits­ge­richt Düssel­dorf, Ur­teil vom 17.01.2012, 17 Sa 252/11 -Pres­se­mit­tei­lung vom 17.01.2012.
 
12/031 Kündigungsschutzklage und Hinweispflicht des Arbeitsgerichts gemäß § 6 Satz 2 KSchG
  19.01.2012. Ein all­ge­mein ge­fass­ter Text­bau­stein mit dem Ge­set­zes­wort­laut (§ 6 Satz 2 Kündi­gungs­schutz­ge­setz - KSchG) genügt, da­mit das Ar­beits­ge­richt im Kündi­gungs­schutz­pro­zess sei­ne ge­setz­li­che Pflicht erfüllt, den kla­gen­den Ar­beit­neh­mer da­zu an­zu­hal­ten, al­le nach La­ge des Fal­les in Be­tracht kom­men­den Gründe für die Un­wirk­sam­keit der Kündi­gung be­reits in der ers­ten In­stanz vor­zu­tra­gen, da ein späte­rer Vor­trag an­sons­ten aus­ge­schlos­sen ist: BAG, Ur­teil vom 18.01.2012, 6 AZR 407/10.
 
12/030 Kein Weihnachtsgeld nach Kündigung
  19.01.2012. Kein Weih­nachts­geld nach Kündi­gung: Das Bun­des­ar­beits­ge­richt (BAG) er­laubt Weih­nachts­geld­klau­seln, die den An­spruch auf ein Weih­nachts­geld im gekündig­ten Ar­beits­verhält­nis all­ge­mein aus­sch­ließen. BAG, Ur­teil vom 18.01.2012, 10 AZR 667/10.
 
12/028 Betriebsrat mit 33 Mitgliedern obsiegt im Streit um 16 Diensthandys
  18.01.2012: Be­triebs­rat ei­nes Großbe­triebs mit 33 Mit­glie­dern ob­siegt im Streit um 16 Dienst­han­dys für sei­ne Mit­glie­der: Hes­si­sches Lan­des­ar­beits­ge­richt, Be­schluss vom 18.11.2011, 16 TaBV 129/11.
 
12/027 Teilzeitantrag kann korrigiert werden
  18.01.2012. Stellt der Ar­beit­neh­mer zunächst ei­nen An­trag auf ei­ne zweijähri­ge be­fris­te­te Teil­zeit, d.h. ei­nen for­mal­ju­ris­tisch fal­schen Teil­zeit­an­trag, und kor­ri­giert er die­sen un­rich­ti­gen An­trag später, in­dem er ei­nen recht­lich kor­rek­ten un­be­fris­te­ten An­trag stellt, kann der Ar­beit­ge­ber den zwei­ten (rich­ti­gen) An­trag nicht un­ter Be­ru­fung auf die zweijähri­ge Sperr­frist des § 8 Abs.6 Teil­zeit- und Be­fris­tungs­ge­setz (Tz­B­fG) ab­leh­nen: Hes­si­sches Lan­des­ar­beits­ge­richt, Ur­teil vom 24.10.2011, 7 Sa 399/11.
 
12/025 Religiöser Fundamentalismus steht Verbeamtung entgegen
  17.01.2012. Der Mus­lim­bru­der­schaft na­he­ste­hen­der Leh­rer muss nicht in das Be­am­ten­verhält­nis über­nom­men wer­den: Baye­ri­sches Ver­wal­tungs­ge­richt München, Ur­teil vom 12.01.2011, M 5 K 10.2856.
 
12/022 Zustellung von Post am folgenden Werktag
  16.01.2012. Pro­zess­par­tei­en können dar­auf ver­trau­en, dass Post am nächs­ten Werk­tag zu­ge­stellt wird: Lan­des­ar­beits­ge­richt Köln, Ur­teil vom 08.11.2011, 11 Sa 1410/09.
 
12/021 Fristlose Kündigung wegen verweigerter Herausgabe von Diensthandy und Dienst-Laptop
  16.01.2012. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt (LAG) Köln bestätigt die frist­lo­se Kündi­gung ei­nes Ar­beit­neh­mers we­gen be­harr­lich ver­wei­ger­ter Her­aus­ga­be von Fir­men­ei­gen­tum (Dienst­han­dy und Dienst-Lap­top): Lan­des­ar­beits­ge­richt Köln, Ur­teil vom 21.07.2011, 7 Sa 312/11.
 
12/020 Weisungsrecht im gerichtlichen Eilverfahren
  16.01.2012. Ein Mit­ar­bei­ter für "Haus­tech­nik / Haus­wirt­schaft" in ei­ner Al­ten­pfle­ge­ein­rich­tung kann die An­wei­sung, (auch) Rei­ni­gungs­ar­bei­ten durch­zuführen, nicht im Eil­ver­fah­ren stop­pen: Lan­des­ar­beits­ge­richt Schles­wig-Hol­stein, Ur­teil vom 10.11.2011, 5 Sa­Ga 12/11.
 
12/018 Kündigung wegen HIV-Infektion wirksam
  13.01.2012. Die Kündi­gung ei­nes phar­ma­zeu­tisch-tech­ni­schen As­sis­ten­ten we­gen ei­ner HIV-In­fek­ti­on ist wirk­sam: Lan­des­ar­beits­ge­richt Ber­lin-Bran­den­burg, Ur­teil vom 13.01.2012, 6 Sa 2159/11.
 
12/017 Fristlose Kündigung wegen fortgesetzten Arbeitszeitbetrugs
  13.01.2012. Auch das Ver­hal­ten nach der Tat kann für die Wirk­sam­keit der frist­lo­sen Kündi­gung wich­tig sein: Lan­des­ar­beits­ge­richt Ber­lin-Bran­den­burg, Ur­teil vom 01.12.2011, 2 Sa 2015/11 und 2 Sa 2300/11.
 
12/016 Betriebsratswahl - Abbruch nur bei Nichtigkeit
  13.01.2012. Ei­ne Be­triebs­rats­wahl darf das Ar­beits­ge­richt nur dann auf An­trag des Ar­beit­ge­bers hin ge­richt­lich stop­pen, wenn die Wahl vor­aus­sicht­lich nich­tig wäre. Die bloße An­fecht­bar­keit der Be­triebs­rats­wahl genügt da­zu nicht: Bun­des­ar­beits­ge­richt, Be­schluss vom 27.07.2011, 7 ABR 61/10.
 
12/015 Betriebsratsmitglied wegen Betriebsratsschulung vor Gericht
  13.01.2012. Ab­mah­nun­gen we­gen an­geb­lich un­be­rech­tig­ter Be­triebs­rats­schu­lung sind im Ur­teils­ver­fah­ren zu klären: Lan­des­ar­beits­ge­richt Ber­lin-Bran­den­burg, Be­schluss vom 02.01.2012, 10 Ta 1993/11.
 
12/012 Die Top Ten der Entscheidungen zum Arbeitsrecht 2011
  11.01.2012. Wie in den ver­gan­ge­nen Jah­ren stel­len wir auch zum Jah­res­wech­sel 2011 - 2012 un­se­re Top Ten der Ge­richts­ent­schei­dun­gen zum Ar­beits­recht aus dem ver­gan­ge­nen Jahr vor.
 
12/011 BAT Altersstufen
  11.01.2012. Die un­ter­schied­lich ho­he Be­zah­lung ent­spre­chend dem Le­bens­al­ter auf der Grund­la­ge des Bun­des­an­ge­stell­ten-Ta­rif­ver­trags (BAT) ist ei­ne ver­bo­te­ne Al­ters­dis­kri­mi­nie­rung. Sie muss be­sei­tigt wer­den, in­dem al­le Ar­beit­neh­mer nach der höchs­ten Le­bens­al­ters­stu­fe be­zahlt wer­den ("An­glei­chung nach oben"). Für die Bun­desländer Ber­lin und Hes­sen, die den BAT länger als an­ders­wo an­ge­wandt ha­ben, wird das teu­er: Bun­des­ar­beits­ge­richt, Ur­teil vom 10.11.2011, 6 AZR 148/09 und Ur­teil vom 10.11.201, 6 AZR 481/09.
 
12/010 CGZP-Tariffähigkeit
  10.01.2012. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt (LAG) Ber­lin-Bran­den­burg hat ent­schie­den, dass die Ta­rif­ge­mein­schaft Christ­li­cher Ge­werk­schaf­ten für Zeit­ar­beit und Per­so­nal­ser­vice­agen­tu­ren (CG­ZP) nicht erst ab De­zem­ber 2009, son­dern auch in den Jah­ren 2004 bis 2008 kei­ne Ta­riffähig­keit be­saß: LAG Ber­lin-Bran­den­burg, Be­schluss vom 09.01.2012, 24 TaBV 1285/11.
 
12/007 Zeugnis mit Wunschformel
  06.01.2012. Ar­beit­neh­mer können ver­lan­gen, dass in ihr Zeug­nis mit gu­ten Wünsche für ih­ren wei­te­ren Wer­de­gang en­de­et, wenn sich der Ar­beit­ge­ber in ei­nem Ver­gleich da­zu ver­pflich­tet hat, ein "dem be­ruf­li­chen Fort­kom­men förder­li­ches" Zeug­nis zu er­tei­len: Lan­des­ar­beits­ge­richt Hamm, Ur­teil vom 08.09.2011, 8 Sa 509/11.
 
12/005 Aufhebungsvertrag ohne Abfindung, aber mit Ausgleichsklausel?
  05.01.2012. Das Bun­des­ar­beits­ge­richt (BAG) hat klar­ge­stellt, dass Aus­gleichs­klau­seln, die ein­sei­tig nur Ansprüche des Ar­beit­neh­mers er­fas­sen und die­sem für den An­spruchs­ver­zicht kei­ne ent­spre­chen­de Ge­gen­leis­tung gewähren, we­gen un­an­ge­mes­se­ner Be­nach­tei­li­gung des Ar­beit­neh­mers un­wirk­sam sind. Kon­kret ging es in dem vom BAG ent­schie­de­nen Fall um den Aus­schluss ei­ner (wei­te­ren) Ab­fin­dungs­zah­lung in ei­nem Auf­he­bungs­ver­trag (BAG, Ur­teil vom 21.06.2011, 9 AZR 203/10).
 
12/002 Urlaub und Urlaubsabgeltung bei Krankheit - nur 15 Monate lang?
  03.01.2012. En­de No­vem­ber 2011 hat­te der Eu­opäische Ge­richts­hof (EuGH) ent­schie­den, dass Ur­laubs­ansprüche in Fällen langjähri­ger Krank­heit nicht end­los an­ge­sam­melt wer­den müssen, son­dern dass das Eu­ro­pa­recht es zulässt, wenn die­ses An­sam­meln auf 15 Mo­na­te nach Ab­lauf des Ur­laubs­jah­res be­grenzt wird. Dem EuGH-Fall lag da­bei ein Ta­rif­ver­trag zu­grun­de, der ei­ne sol­che Zeit­gren­ze ent­hielt. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt (LAG) Ba­den-Würt­tem­berg ging jetzt ei­nen Schritt wei­ter und meint, Ur­laubs­ansprüche in Krank­heitsfällen ge­ne­rell 15 Mo­na­te nach Ab­lauf des Ur­laubs­jah­res un­ter­ge­hen: Ur­teil vom 21.12.2011, 10 Sa 19/11.
 
12/001 Pauschaler Freiwilligkeitsvorbehalt im Arbeitsvertrag ist unwirksam
  02.01.2012. Die Kom­bi­na­ti­on ei­nes ar­beits­ver­trag­li­chen Frei­wil­lig­keits­vor­be­halts mit ei­nem Wi­der­rufs­vor­be­halt ist un­klar und da­her un­wirk­sam. Außer­dem müssen sol­che Vor­be­hal­te an­ge­ben, wel­che Leis­tun­gen von ih­nen er­fasst sind, an­dern­falls sind sie in­halt­lich un­an­ge­mes­sen und auch aus die­sem (zusätz­li­chen) Grund un­wirk­sam. Das hat das Bun­des­ar­beits­ge­richt (BAG) in ei­nem ak­tu­el­len Ur­teil ent­schie­den und da­mit den Spiel­raum für sol­che Vor­be­hal­te er­heb­lich ein­ge­schränkt: BAG, Ur­teil vom 14.09.2011, 10 AZR 526/10.